Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kurze Klärung bei Diagnose eines Technics X-PX 103


von Christian P. (kron)


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Hallo zusammen,

ich habe ein defektes Digitalpiano Technics X-PX 103 (M) bekommen und 
wollte mit meinen rudimentären Kenntnissen schauen, ob ich es noch 
retten kann.
In den Netztrafo geht die Netzspannung noch rein (Mist, es war nicht die 
Sicherung), aber aus diesem kommt kaum was raus (mein Spielmultimeter 
sagt 0,5 V). Deswegen wollte ich das Ding probehalber mal mit Strom aus 
1 oder 2 Labornetzteilen versorgen um zu schauen, ob der Trafo das 
einzige Problem ist.
Dazu gibts hier ein Servicemanual: 
http://elektrotanya.com/technics_sx_px103.pdf/download.html

aus dem ich das angehängte Bild gemacht habe. Verstehe ich dieses Bild 
richtig, dass an Pins 1 und 3 vom Stecker CN5 jeweils +20 Volt anliegen 
müssen?

: Verschoben durch User
von Miche L. (ihoid)


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Ja das hast du richtig verstanden.
Normalerweise werden dort vom Trafo 2 AC Spannungen eingespeist mit 180° 
Phasenversatz bzw. umgekehrter Polarität.
Willst du das Gerät mit 2 Labornetzteilen (DC) versorgen musst du das 
Gerät deshalb mit + 20 V und -20 V versorgen.
Welche Polarität du dabei jeweils an Pin 1 und 3 anschließt ist jedoch 
gleichgültig.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Wegen der Bauteile D1,D2,R52,R53 wuerde ich an der Stelle keine 
Gleichspannung einspeisen, sondern auch nur einen Netztrafo mit 
Mittelanzapfung anschliessen. Irgendwas in dem Ding will da evtl. ein 
100Hz Signal haben.

Gruss
WK

von MaWin (Gast)


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Christian P. schrieb:
> Verstehe ich dieses Bild richtig, dass an Pins 1 und 3 vom
> Stecker CN5 jeweils +20 Volt anliegen müssen?

Nein.

Dort liegt jeweils Wechselspannung mit effektiven 20V~ an um 180 Grad 
phasenverschoben, daraus macht der Brückengleichrichter +28V und -28V.

Wegen D1 und D2 funktioniert das nicht mit Gleichspannung.

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

Christian P. schrieb:
> In den Netztrafo geht die Netzspannung noch rein (Mist, es war nicht die
> Sicherung), aber aus diesem kommt kaum was raus (mein Spielmultimeter
> sagt 0,5 V).

Widerstand der Primärwicklung hast Du gemessen?
Falls der Trafo eine Thermosicherung in der Wicklung hat kann auch die 
defekt sein.

Ausgangsspannung hast Du auch mal mit abgezogenen Stecker CN5 gemessen 
falls ein Kurzschluß dahinter ist?

Gruß aus Berlin
Michael

: Bearbeitet durch User
von Christian P. (kron)


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Hallo,

okay, Mist, ein Wechselspannungsnetzteil habe ich leider nicht.
Aber dann funktioniert der Trafo vielleicht auch noch, ich habe dessen 
Ausgang im Gleichstrommodus gemessen...
Aber das lässt die Aussichten auf eine Reparatur ingesamt ja eher düster 
erscheinen...

von Pete K. (pete77)


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Christian P. schrieb:
> Aber dann funktioniert der Trafo vielleicht auch noch, ich habe dessen
> Ausgang im Gleichstrommodus gemessen...

Du meinst hinter dem Gleichrichter?

von Christian P. (kron)


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Nee, direkt aus dem Trafo raus.
Ich dachte, da käme schon Gleichstrom raus :(

von Dieter W. (dds5)


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Christian P. schrieb:
> Nee, direkt aus dem Trafo raus.
> Ich dachte, da käme schon Gleichstrom raus :(

Das war leider falsch gedacht.
Versuch doch einfach noch mal an der Stelle Wechselspannung zu messen.

von Christian P. (kron)


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Ja, das werde ich machen.
Aber falls es da gut aussieht, bin ich mit meinem Latein am Ende, dann 
wirds mir zu kompliziert.

von HildeK (Gast)


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Dann messe einfach mal die Gleichspannung an den rot markierten Punkten 
gegen den Pin 2 am Stecker. Da müssen +15V und -15V herauskommen.

von oszi40 (Gast)


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HildeK schrieb:
> Da müssen +15V und -15V herauskommen.

Wenn die nicht rauskommen, kann auch weiter hinten die wahre Ursache des 
Übels liegen wie z.B.durchlegierte Endtransistoren oder kranke Elkos...
Foto bei guten Licht könnte weiterhelfen.

von Christian P. (kron)


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Werde ich schauen, vielen Dank einstweilen. Morgen mehr :)

von Christian P. (kron)


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Doch noch heute ein Update. Der Trafo tut brav, und die +/- 15V liegen 
auch an. Wovon genau soll ich Bilder machen?

von oszi40 (Gast)


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Christian P. schrieb:
> Wovon genau soll ich Bilder machen?

Foto von der Endstufe evtl. mit Leiterplattennummer (nach der Du suchen 
könntest). Schau auch ob Elkos dicke Backen haben oder Suppe lief.

von Christian P. (kron)


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Hier die Bilder der Verstärkerplatine. Falls ich noch andere machen 
soll, sagt nur wovon.

Ich konnte weder auf dieser noch auf der Hauptplatine irgendwelche 
kaputten Bauteile oder zerstörte Leiterbahnen ausmachen.

: Bearbeitet durch User
von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Jetzt musste halt mal genauer gucken, welche Geschmacksrichtungen von 
15V anliegen und ob welche fehlen. Es gibt ja +15, -15, +15M, -15M, 
15HM,...

Gruss
WK

von Dieter W. (dds5)


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Dergute W. schrieb:
> Es gibt ja +15, -15, +15M, -15M, 15HM,...

Ja, und wie man unschwer erkennen kann sind die +-15 immer vorhanden.

Die +-15M können mit einer Steuerleitung und die 15HM offenbar mit einer 
anderen Steuerleitung ein- und ausgeschaltet werden.

von oszi40 (Gast)


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Dieter W. schrieb:
> mit einer anderen Steuerleitung ein- und ausgeschaltet werden.

Lt. Blockschaltbild S.14 wird da einiges angesteckt, was man noch 
gründlicher betrachten müßte. Gibt es irgendwo noch eine 
Einschaltreihenfolge oder kranke Relais/Kontakte?

von Diodenes (Gast)


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Morgen allerseits!

Da Du bisher noch keine Fehlerbeschreibung geliefert hast, gehe ich mal 
davon aus, daß quasi "Nichts" mehr geht - eine genaue Beschreibung wird 
aber trotzdem noch gerne angenommen ;-)

In solchen Fällen ist eine Hauptfehlerquelle dieser Technics-Klaviere 
ein aus Altersgründen leckgeschlagener GoldCap. (Ein GoldCap ist ein 
besonderer Kondensator (ein "Doppelschichtkondensator"), der hier so 
ähnlich wirkt wie ein Akku. Er dient dazu, daß das Piano seine 
Einstellungen etc. für ein Weilchen im Kopf behalten kann, auch wenn die 
Kiste ausgestellt ist.) Im Defektfall zerstört der ausgetretene Inhalt 
peu à peu die Leiterbahnen der Umgebung, was dann zu allerhand 
Fehlfunktionem bis zum völligen Ausfall des Klaviers führen kann.

Andere Fehlerquellen sind (auch mangels Fehlerbeschreibung) noch 
keineswegs außen vor - vielleicht hat ja jemand einfach mal die 
Blumenvase reingekippt, und 'ne Flasche Bier hinterher ;-) , aber diese 
Kondensatorsache sollte man jedenfalls abklären.

Dazu wäre es gut, wenn Du ein paar wirklich scharfe Bilder mit reichlich 
Licht und aus mehreren Blickwinkeln vom Bereich um den C26 machen 
könntest (der große rote Kreis sollte scharf sein). Damit könnte man 
u.U. sehr schnell einschätzen, ob dieser GoldCap auch in Deinem Fall die 
Wurzel des Übels ist. Die ganze Wahrheit sieht man allerdings leider 
gelegentlich auch erst dann, wenn das Teil ausgelötet ist.

von Christian P. (kron)



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Hi,

ja, sorry, die Fehlerbeschreibung ist ein wenig dünn.
Aber richtig geraten, es geht (fast) nichts. Die Power-LED. Und das wars 
auch schon.
Nun zum Gold Cap: Es folgt der Twist der Stunde! Da ist nix!
Ich kann nicht wirklich einschätzen, ob da mal was war, aber eigtl. 
sieht es zu sauber dafür aus. Es steht auch kein C26 auf der Platine, 
nur das Kondensatorzeichen ist zu sehen.
Ich hab auch nochmal ein Bild von der ganzen Platine gemacht.

von michael_ (Gast)


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Die große DIL-Fassung ist so leer???

von Christian P. (kron)


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Ja, ich habe nichts entfernt.

von Diodenes (Gast)


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Wo hast Du das Gerät denn her? Vom Metzger? Der Vorbesitzer hat ja ganz 
schön herumgeschlachtet ;-)

Im Ernst:
Als CPU hat Technics bei diesen Klavieren meines Wissens ausschließlich 
NEC V25-Derivate verbaut. Das sind "vermikrocontrollerisierte" 
8088-Klone. Das interne 8k große ROM ist grundsätzlich "reserved" und 
kann nicht genutzt werden.
D.h. also:
ohne den gesockelten, externen ROM-Baustein (und ganz nebenbei auch ohne 
den Supercap) hätte das Klavier wohl kaum jemals die Fabrik verlassen - 
und garantiert auch noch nie einen einzigen Ton von sich gegeben, selbst 
wenn Brendel und Gulda es gemeinsam vierhändig versucht hätten :-)

Du kannst zur Sicherheit ja nochmal schauen, welcher Prozesor verbaut 
ist. Irgendwo auf dem Chip sollte NEC und V25 oder was mit D70320 
stehen.
Außerdem könntest Du eher spaßeshalber zur Kontrolle den /EA-Pin messen 
(Pin 63, ab der Schräge gegen den Uhrzeigersinn gezählt). Dieser Pin muß 
auf low liegen, damit das externe ROM zum Einsatz kommt. Im 
Service-Manual ist das sinnvollerweise natürlich auch so eingezeichnet.

Fazit:
ohne den Inhalt des ROMs weiß der Prozessor nichts mit sich und der Welt 
anzufangen. Wenn der Chip also nicht wieder auftaucht, kannst Du das 
Klavier ebenfalls versenken. Sehr schade :-(

von Diodenes (Gast)


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Diodenes schrieb:
> Du kannst zur Sicherheit ja nochmal schauen, welcher Prozesor verbaut
> ist. Irgendwo auf dem Chip sollte NEC und V25 oder was mit D70320
> stehen.

Ich Depp - grad sehe ich's auf Deinem 3.Bild selber ;-)

Ist halt schon sehr spät ...

von Thelonious Honk (Gast)


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von Phant. Technics u. wo sie zu finden sind (Gast)


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Diodenes schrieb:
> hätte das Klavier wohl kaum jemals die Fabrik verlassen -
> und garantiert auch noch nie einen einzigen Ton von sich gegeben, selbst
> wenn Brendel_ und _Gulda es gemeinsam vierhändig versucht hätten :-)

Wollen wir wetten? Bin sicher, daß bei

https://pjayenglish.wikispaces.com/file/view/grendel-1.JPG/127522435/328x474/grendel-1.JPG

und

https://encrypted-tbn2.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcRyOlP59vGB2utGX9kbcp_RUQlApEfbNhT8x18O-RHPJbW4pgRk

zumindest eine hohe Chance besteht, daß die beiden aus so gut wie 
allem (äh - jedem halt) so ein, zwei Töne herauslocken - wenn sie´s 
ernsthaft versuchen.

Ablauf und Methodik unbestimmt: a.) Erst weichpföteln, dann hartkrallen, 
b.) Gleichzeitig vierpfotkrallig c.) Erst mal "gut zupfen", dann schön 
"B..t tupfen".

von Christian P. (kron)


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Oh je, das sind ja schlechte Nachrichten.

Sehr komisch, ich habe das Teil von einer braven Omi geschenkt bekommen, 
die zu 99,999% nichts dort rausgeholt hat. K.A. ob sie es mal hat 
reparieren lassen und derjenige hat es ihr dann ausgeschlachtet, aber so 
wirklich kann ich mir das ja auch nicht vorstellen, oder sind die beiden 
Bauteile Gold wert auf dem Markt?!

von Bernd K. (movin)


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Vielleicht war aber ihr Mann ein kleiner BastelOpa, der 21 Umzugskisten 
"Elektromaterial" gehortet hat.

von Christian P. (kron)


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Aber warum ein Klavier in echt perfektem Zustand ruinieren? Ich hab da 
nochmal angefragt, ob die Besitzerin was weiß.

von Bernd K. (movin)


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Oma hat zu schlecht gespielt xD

ja, evtl in Reparatur, ROM defekt und da kein Ersatz noch schnell den 
GoldCap gediebert.

: Bearbeitet durch User
von oszi40 (Gast)


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Diodenes schrieb:
> Fazit: ohne den Inhalt des ROMs weiß der Prozessor nichts

Welcher Typ wird benötigt, was kostet er und wo werden die benötigten 
Daten gebrannt? Das allein garantiert aber noch kein gesundes Piano. 
Sonst wäre nur der nur der Weg in eine geeignete Werkstatt die 
Alternative.

von Dieter W. (dds5)


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Einige Broker bieten den fehlenden Baustein für etwas über 30$ an und 
behaupten, der wäre auch im Panasonic SXPX101 Klavier verbaut.

von oszi40 (Gast)


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Dieter W. schrieb:
>ROM SXPX101

Das könnte ein anderer SW-Stand sein? Da wird er wohl noch etwas suchen 
müssen, wobei ein Stück SW noch kein gesundes Klavier garanriert.

von Christian P. (kron)


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Hallo zusammen,

die Situation hat sich geklärt, die Tochter der Vorbesitzerin, die mir 
das Teil geschenkt hat, hat nachgefragt, und das Ding war mal in 
Reparatur und der Herr hat sowohl den Chip (oxidiert) und den GoldCap 
(ausgelaufen) entfernt. Das erklärt also den aktuellen Zustand.
GoldCap wäre ja kein Problem, aber der Aufwand einen gefüllten ROM-Chip 
zu bekommen, ist mir zu hoch. Damit ist das Projekt leider für mich 
abgeschlossen.
Ich danke jedem Beitrager hier für die Hilfe!

von Diodenes (Gast)


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Christian P. schrieb:
> und der Herr hat sowohl den Chip (oxidiert)

oxidiert - d.h. da hat der Goldcap - wie befürchtet - bereits ganze 
Arbeit geleistet. Das sind genau die ganz typischen Fälle, die bei 
diesen Technics-Klavieren im Umfeld der Goldcaps immer wieder auftreten. 
Mal sind es Leiterbahnen, mal Dukos, mal Nachbarteile, mal alles 
zusammen.

Aber vielleicht kann der Herr den Chip ja noch in seiner Schatzkiste 
finden?
Mit einem guten "Oxidlöser" wäre da vielleicht durchaus noch was zu 
machen.
Evtl. müsste man noch den IC-Sockel auswechseln, was in jedem Repaircafe 
oder beim Radiotechniker allenfalls eine kleine Fingerübung wäre.

Die Leiterbahnen selbst sehen nämlich gar nicht schlecht aus.

Schmeiss das Klavier nicht voreilig weg. Vielleicht ergibt sich bei 
intensiverer Suche im Internet doch noch preiswerter Ersatz für den 
fehlenden Baustein.

von Edi M. (Gast)


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Ich technics Forum kann man solche Dinger sicher günstig als Restposten 
erwerben und mit einem Gebrauchtgerät weiterspielen und das eigene als 
Ersatzteil nutzen. Mache Ich mit einer aufgefrischen 5000er so.

von Soul E. (Gast)


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Dieter W. schrieb:

> Einige Broker bieten den fehlenden Baustein für etwas über 30$ an und
> behaupten, der wäre auch im Panasonic SXPX101 Klavier verbaut.

Die ...3C020 in der Typenbezeichnung legt nahe, dass es sich um 
Masken-Variante des EPROMs 27C020 handelt. 
https://web.stanford.edu/class/ee183/datasheets/27c020.pdf

So einen Chip brennen ist eine Sache weniger Minuten -- wenn man das 
passende Hexfile mit dem Inhalt hat. Oder ein Original zum Auslesen.

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