Hallo erstmal, Folgendes: Habe heute eine Orgel (Yamaha, Bj. irgendwann Ende der 70er Jahre) abgeholt und gleich gründlich getestet. Machte Spass bis es nach ca. 1.5h erst zischte, dann qualmte. Die Sicherung blieb drin, die Orgel lief weiter - ich war erstaunt. Also ausgesteckt und aufgeschraubt. Der Schaden war schnell gefunden: Es hat sich ein Folien-Kondensator (nehme ich an... zur Entstörung?) verabschiedet, welcher auf der Netzteilplatine sitzt - und zwar direkt an Netzspannung vor dem Trafo (so wie ich das deute). Frage: Müssen die Teile ersetzt werden, oder gehts auch ohne Entstörung? Laufe ich Gefahr, dass weitere Schäden auftreten wenn ich nicht ersetze? Und falls ich ersetze, was soll ich einbauen, damit derselbe Schaden möglichst lange nicht mehr auftritt...? Besten Dank für eure Hilfe, Schema anbei. Das defekte Bauteil ist C201 (möglicherweise ist C202 auch hinüber).
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Leider kann ich den Stromlaufplan nicht gut auf dem Handy lesen. Wenn C201 und C202 nach Gehäusemasse verbunden sind, dann sind es Y Kondensatoren. Sonst sind es X2 Kondensatoren. Kann man bei Reichelt kaufen. Kapazitätswert ist nicht so wichtig. Y sollte so ein paar nF sein. X sollte z.B. 47nF sein.
Spoe N. schrieb: > Das defekte Bauteil ist C201 (möglicherweise ist C202 auch hinüber). Und wo findet man die beiden in diesem Suchspiel? Alter Lateiner schrieb: > Leider kann ich den Stromlaufplan nicht gut auf dem Handy lesen. Drück auf die Vergrößerungspfeile rechts unten im Bild, dann geht das...
Lothar M. schrieb: > Und wo findet man die beiden in diesem Suchspiel? Da wo das Netzkabel ankommt? Werte stehen auch dran.
Spoe N. schrieb: > Müssen die Teile ersetzt werden, oder gehts auch ohne Entstörung? Nein, du kannst sie auch ausbauen, dann stört dein Gerät halt mehr, aber ersetze sie nur durch X2 Kondensatoren, bei Reichelt FUNK 47nF/250V~.
Spoe N. schrieb: > Und falls ich ersetze, was soll ich einbauen, damit derselbe Schaden > möglichst lange nicht mehr auftritt...? Nimm Kondensatoren mit deutlich mehr Spannungsfestigkeit. Die alten Kondensatoren gehen u.a. deshalb schnell kaputt, weil heute auf den Netzleitungen deutlich mehr hochfrequente Störungen und Ströme unterwegs sind. > oder gehts auch ohne Entstörung? Wenn es dich nicht juckt, wenn ab&zu mal das Klangerlebnis knistert und brutzelt, dann schon...
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Lothar M. schrieb: > Die alten Kondensatoren gehen u.a. deshalb schnell kaputt, weil heute > auf den Netzleitungenz deutlich mehr hochfrequente Störungen und Ströme > unterwegs sind. Das halt ich für ein Gerücht. Ich hab hier auch so ein Yamaha Psalmmotorrad stehen aus den 80ern. Da sind mir beim reinschauen auch diese Entstörkondensatoren aufgefallen, die hatten auch schon Dampf abgelassen. Das waren die berüchtigen gelben Rifa-Teile. Die bekommen mit der Zeit Risse im Gehäuse, ziehen Feuchtigkeit und dann "Puff".
Mit diesen hier bist Du nach menschlichem Ermessen auf der sicheren Seite. PME264 ist eine bewährte RIFA-Baureihe, die Kemet fortführt. Nicht ganz billig, aber drunter mach ich es nicht mehr, dazu ist schon zuviel günstigerer Schrott in Rauch aufgegangen: http://www.digikey.com/products/en?mpart=PME264NE5470MR30&v=399
Das Ding was "Voltage selector" heißt anschauen, ob die richtige Spannung eingestellt ist. Viel Spaß
Spoe N. schrieb: > Der Schaden war schnell gefunden: Es hat sich ein Folien-Kondensator > (nehme ich an... zur Entstörung?) verabschiedet, welcher auf der > Netzteilplatine sitzt - und zwar direkt an Netzspannung vor dem Trafo Ja, das ist normal. Diese goldenen Rifa-Kondensatoren bekommen Risse, ziehen Feuchtigkeit, und irgendwann qualmts dann. Du kannst die Kondensatoren erstmal weglassen und später ersetzen. Auf die Schutzklasse achten: zwischen L und N gehört X2 und zwischen L oder N und PE gehört Y2. Normale Folienkondensatoren (ohne X2-Kennzeichnung) dürfen da nicht hin!
Spoe N. schrieb: > eine Orgel (Yamaha, Bj. irgendwann Ende der 70er Jahre) Da brauchts Dich nicht zu wundern, wenn sich Kondensatoren oder Elkos kurzfristig verabschieden, eventuell noch Tantal...
Spoe N. schrieb: > Der Schaden war schnell gefunden: Es hat sich ein Folien-Kondensator > (nehme ich an... zur Entstörung?) verabschiedet, welcher auf der > Netzteilplatine sitzt - und zwar direkt an Netzspannung vor dem Trafo > Müssen die Teile ersetzt werden, > Laufe ich Gefahr, dass weitere Schäden auftreten wenn ich nicht ersetze? Naja, solche Kondensatoren haben schon Wohnungsbrände ausgelöst.
Hallo Allerseits! Herzlichen Dank für die zahlreichen hilfreichen Inputs! Werde die reste demnächst entfernen und dann vorerst ohne betreiben, bis ich neue habe. Eine Frage noch: Es waren jetzt zwei unterschiedliche Teile verbaut (einmal rated 240v oder so und einmal 600v). Kann ich auch zwei mal 600v verbauen? Oder zwei mal 240v? Was ratet Ihr mir da? Bezüglich Brand-Auslösen: Kann ich mir gut vorstellen! Das hat massiv gequalmt und wir hatten erst schiss, dass irgendwas in Brand geraten war (vermutlich ist auch noch etwas vom Staub in dem Gerät mitverbrannt). Deshalb habe ich's auch sofort aufgeschraubt, um sicherzustellen, dass da nicht noch irgendwas kokelt. Danke & Gruss
Sven D. schrieb: > Lothar M. schrieb: >> Die alten Kondensatoren gehen u.a. deshalb schnell kaputt, weil heute >> auf den Netzleitungenz deutlich mehr hochfrequente Störungen und Ströme >> unterwegs sind. > > Das halt ich für ein Gerücht. > > Ich hab hier auch so ein Yamaha Psalmmotorrad stehen aus den 80ern. Da > sind mir beim reinschauen auch diese Entstörkondensatoren aufgefallen, > die hatten auch schon Dampf abgelassen. Das waren die berüchtigen gelben > Rifa-Teile. Die bekommen mit der Zeit Risse im Gehäuse, ziehen > Feuchtigkeit und dann "Puff". Du bist lustig. Du sagst "Das halt ich für ein Gerücht." und anschließend bestätigst du, daß es dir genauso ging. :-D
Spoe N. schrieb: > Kann ich auch zwei mal 600v verbauen? Du verbaust 2 x 250V~, was anderes bekommst du hier eh nicht, und die Anschlüsse musst du irgendwie reinfummeln, dieselbe Länge haben sie woohl nicht´, eventuell ein neues Loch bohren.
@MaWin: OK, danke - dann organisier ich mir 2x 250v. Das mit dem «reinfummeln» krieg ich hin :) zur Not löte ich mir an ein Beinchen ein Stück Draht dran und schrumpfe das ganze ein... Grüsse
Spoe N. schrieb: > Es waren jetzt zwei unterschiedliche Teile verbaut (einmal rated 240v > oder so und einmal 600v). Kann ich auch zwei mal 600v verbauen? Oder > zwei mal 240v? Was ratet Ihr mir da? das sind ungefähr gleiche Angaben. Die 600V ist die Angabe der maximalen Spannung, die der Kondensator wegen irgendwelcher Störimpulse vertragen soll. Die 240V ist Angabe der maximalen Spannung des Netzes (genauer: 240V AC) Ein mit X2 qualifizierter Kondensator für 240V hält solche Spannungswerte ebenfalls aus. X2 ist in dieser Verwendung (Entstörkondensator, direkt an Netzspannung) die richtige Angabe.
Wumo schrieb: > Sven D. schrieb: >> Lothar M. schrieb: >>> Die alten Kondensatoren gehen u.a. deshalb schnell kaputt, weil heute >>> auf den Netzleitungenz deutlich mehr hochfrequente Störungen und Ströme >>> unterwegs sind. >> >> Das halt ich für ein Gerücht. >> >> Ich hab hier auch so ein Yamaha Psalmmotorrad stehen aus den 80ern. Da >> sind mir beim reinschauen auch diese Entstörkondensatoren aufgefallen, >> die hatten auch schon Dampf abgelassen. Das waren die berüchtigen gelben >> Rifa-Teile. Die bekommen mit der Zeit Risse im Gehäuse, ziehen >> Feuchtigkeit und dann "Puff". > > Du bist lustig. Du sagst "Das halt ich für ein Gerücht." und > anschließend bestätigst du, daß es dir genauso ging. :-D Nein ich schrieb, das ich es für ein Gerücht halte, das die Kondensatoren auf Grund von heute deutlich mehr hochfrequenten Störungen und Strömen im Netz ausfallen. Die Kondensatoren sterben hauptsächlich an Alterserscheinungen.
Peter R. schrieb: > X2 ist in dieser Verwendung (Entstörkondensator, direkt an Netzspannung) > die richtige Angabe. Es dürfen auch X1 sein, sofern man welche bekommen sollte. Die haben bezüglich Impuls-Spannungsfestigkeit noch etwas bessere Daten. https://de.wikipedia.org/wiki/Entst%C3%B6rkondensator#Klassifizierung
Spoe N. schrieb: > Es waren jetzt zwei unterschiedliche Teile verbaut (einmal rated 240v > oder so und einmal 600v). Kann ich auch zwei mal 600v verbauen? Oder > zwei mal 240v? Was ratet Ihr mir da? Du verbaust X2-Typen, die sindfür 275V~ ausgelegt. Der Rest stimmt dann automatisch. > Bezüglich Brand-Auslösen: Kann ich mir gut vorstellen! Das hat massiv > gequalmt und wir hatten erst schiss, dass irgendwas in Brand geraten war Tut es aber nicht. X- und Y-Typen sind selbstverlöschend und tragen die entsprechenden Prüfzeichen. Genau deswegen baut man die ein und nimmt an dieser Stelle keine normalen Folienkondensatoren.
Peter R. schrieb: > Spoe N. schrieb: >> Es waren jetzt zwei unterschiedliche Teile verbaut (einmal rated 240v >> oder so und einmal 600v). Kann ich auch zwei mal 600v verbauen? Oder >> zwei mal 240v? Was ratet Ihr mir da? > > das sind ungefähr gleiche Angaben. Naja, das ist ungefähr Blödsinn. Spoe N. schrieb: > Was ratet Ihr mir da? Wahrscheinlich ist es beim Lesen untergegangen, deshalb hier nochmal: http://www.digikey.com/products/en?mpart=PME264NE5470MR30&v=399 https://search.kemet.com/component-edge/#/browsing/technology?search=PME264&id=501 http://www.kemet.com/docfinder?Partnumber=PME264NB4220MR06 Die Teile haben ein Rating von 660VAC und 1,5kVDC, die Prüfspannung im Werk beträgt 3kV DC. Wenn Du die in Deine Orgel einbaust, sind sie wahrscheinlich die letzten Komponenten, die in Zukunft an dem Gerät jemals ausfallen werden. Über Sinn und Unsinn dieser beiden Bauteile lässt sich freilich ohnehin streiten. Aber wenn, dann richtig. MaWin schrieb: > Du verbaust 2 x 250V~, was anderes bekommst du hier eh nicht Digikey verkauft und liefert auch an Deutsche. Noch ist Trump nicht vereidigt... ;-) Anderswo gibt es sie auch: https://octopart.com/search?q=PME264NE5470MR30 https://octopart.com/search?q=PME264 Solltest Du solche (oder andere) Kondensatoren beschaffen, dann solltest Du bei diesen sicherheitskritischen Bauteilen in jedem Fall den nach IEC-60062 verklausuliert aufgedruckten Produktionszeitraum dekodieren. KEMET und WIMA halten sich daran, damit ist schon mal ein wesentlicher Teil des Marktes abgedeckt. Eine Tabelle dazu ist z.B. auf Seite 10 des obigen PME264-pdfs zu finden. Wenn der Kondensator aus unsicherer Quelle stammt (Laden um die Ecke, Internet-Krauterer, Ramschbeutel von Pollin), dann kann er durchaus bereits ein oder zwei Jahrzehnte auf dem Buckel haben. In welchen feuchten Lagerhallen oder Garagen er diese Zeit verbracht hat, siehst Du ihm aber leider nicht an. Solche alten Krücken baut man natürlich (für solche Zwecke) gar nicht mehr ein - da kannst Du die Orgel auch billiger gleich selber anzünden ;-)
Eben noch vergessen - bei WIMA findest Du die Marking-Gepflogenheiten hier: http://www.wima.com/EN/marking.htm
@Diodenes: Hast mir grad mit dem «billiger selbst anzünden» sehr den Frühabend versüsst, danke dafür, einmal laut und herzlich ins Büro rausgelacht :))) Noch eine letzte Frage: Spricht etwas dagegen dann gleich 2x die 600v (bzw. 660v) einzubauen statt zwei unterschiedlichen Bauteilen? Eigentlich nicht, oder? Höhere Spannungsfestigkeit schadet ja eigentlich nie, oder? Ausser vielleicht dem Geldbeutel, wenn das Bauteil unnötig überdimensioniert und deshalb viel teurer wäre...
Spoe N. schrieb: > Spricht etwas dagegen dann gleich 2x die 600v (bzw. 660v) einzubauen > statt zwei unterschiedlichen Bauteilen? Eigentlich nicht, oder? Doch, der zur Verfügung stehende Platz. Du musst das Teil/die Teile auch physisch unterbringen. Bei ca. 2,5cm Länge sollte das aber gemäß Deinem Plan durchaus sicher zu machen sein. > Höhere Spannungsfestigkeit schadet ja eigentlich nie, oder? Unter dem Aspekt der Lebensdauer und damit letztlich der Sicherheit hat es hier nur Vorteile. Immerhin ist Dir ja ein 250V-Typ schon mal erfolgreich aufgebrannt ;-) > Ausser > vielleicht dem Geldbeutel, wenn das Bauteil unnötig überdimensioniert > und deshalb viel teurer wäre... Kostet pro Stück 3 Euro ungrad, aber Du hast dann dank der hohen zulässigen Spannung praktisch sicher Ruhe mit dem Kram bis zur Grablegung der Orgel. Der eigentliche Kapazitätswert ist für den geplanten Einsatzzweck eher unkritisch, 47nF ist aber sehr verbreitet. P.S. es wäre vielleicht ganz gut, wenn Du noch die genaue Bezeichnung der Orgel mitteilen würdest - dann findet man in Zukunft bei einer etwaigen Suche das Thema leichter wieder.
Danke fürs detaillierte Erklären!! Good Point: Die Orgel ist eine Yamaha Electone 55-N aus den späten 70er Jahren... vermutlich ca. 1978. Gruss
Spoe N. schrieb: > Hallo erstmal, > > Folgendes: > Habe heute eine Orgel (Yamaha, ... > abgeholt und gleich gründlich getestet. ...zischte, dann qualmte. Die > Sicherung blieb drin, die Orgel lief weiter ... > > Müssen die Teile ersetzt werden, ... Da die Japaner damals sehr viel britisches Engineering kopiert haben, würde ich zunächst versuchen nur den Rauch ersetzen: http://www3.telus.net/bc_triumph_registry/smoke.htm. scnr.
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