Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik CPU Kühler für TO-220 Gehäuse nutzen? (bis zu 50W verbraten)


von TransistorenBrenner (Gast)


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Halli hallo,

ich habe eine Anwendung, für die ich eine Schaltung konzipiert habe. 
Diese muss im Linearbetrieb agieren, hat dadurch im Worst-Case an einem 
Leistungstransistor (wird vermutlich ein BD909) eine Verlustleistung von 
50W. Gesamtsystembedingt muss das ganze sehr Schwingungsarm aufgebaut 
werden, da es auf einem schwingungsgedämpftem Tisch platziert werden 
soll.

Laut Datenblatt eines BD909 kann ich bei Gehäusetemperatur von max. 25° 
diese Leistung schaffen, doch wie schaffe ich es dies entsprechend zu 
kühlen? Grob überschlagen benötige ich einen Kühlkörper mit rund 0,1 
K/W, am besten passiv / mit sehr langsam drehendem großem Lüfter.

Einige CPU's liegen ja bei maximal 140 Watt Verlustleistung, und die 
Kühlkörper-Lüfter Kombination hält das ganze im Griff, bisher ist das 
mein einziger vielversprechender Gedankengang. Alternative könnte ich 
mir nur noch mit Methanol-Heatpipes und großen Profilkühlkörpern 
vorstellen, wobei dort der mechanische Aufbau dann nochmals 
komplizierter werden würde, von Beschaffbarkeit und Preis mal ganz 
abgesehen.

Weitere Idee wäre ein Peltier-Element und von dort aus auch wieder auf 
einen riesigen Profilkühlkörper, wobei durch das Peltier-Element die 
Verlustleistung wohl noch einmal gesteigert wird, zwar ist dann der 
Transistor kühl, die abzuführende Wärme steigert sich dadurch aber auch 
noch ein wenig.

Hat noch jemand eine Idee? Wasserkühlung wäre auch denkbar, jedoch finde 
ich kaum Referenzprojekte abgesehen von PC's und auch preislich sieht es 
nicht so gut aus mit Standardkomponenten..

Viele Grüße und besten Dank

von MM (Gast)


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Ein geeigneter CPU Kühler hat kein Problem damit, wohl aber der 
Transistor. Du musst zwei davon parallel mit Ausgleichswiderständen auf 
einem KK betreiben damit es problemlos wird.

von TransistorenBrenner (Gast)


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Mit 2 Transistoren statt einem senke ich dessen Belastung, jedoch senke 
ich nicht die Verlustleistung: halber Strom, jedoch selbe Spannung, die 
verbraten wird. Das Kühlkörperproblem besteht meiner meinung nach 
dennoch.

Mit Ausgleichswiderständen meinst du sicherlich eigene 
Emitterwiderstände?

von hinz (Gast)


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TransistorenBrenner schrieb:
> Mit 2 Transistoren statt einem senke ich dessen Belastung, jedoch
> senke
> ich nicht die Verlustleistung: halber Strom, jedoch selbe Spannung, die
> verbraten wird. Das Kühlkörperproblem besteht meiner meinung nach
> dennoch.

Du halbierst aber den Wärmewiderstand vom Halbleiter bis zum Kühlkörper, 
und das macht sich deutlich bemerkbar, der KK muss dann nicht so kalt 
sein.

von hinz (Gast)


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Weshalb eigentlich ein Transistor im TO-220 Kleid? Für 50W gibts auch 
deutlich sinnvollere Ghäuse.

von TransistorenBrenner (Gast)


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Was für ein Package würdest du denn bevorzugen? TO-3 könnte ich mir auch 
vorstellen, aber wie ist es dort eigentlich: Kommt die Unterseite auf 
den kühlkörper oder die Oberseite?

von hinz (Gast)


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TO-3 muss man sich schon lange nicht mehr antun.

Schau nach TO-3P, TO-264, MT-200 oder SOT-227.

von Falk B. (falk)


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@ TransistorenBrenner (Gast)

>Was für ein Package würdest du denn bevorzugen?

TOP3 oder TO247.

> TO-3 könnte ich mir auch
>vorstellen, aber wie ist es dort eigentlich: Kommt die Unterseite auf
>den kühlkörper oder die Oberseite?

AUA! Natrlich die UNTERSEITE, denn dort ist die Metallfahne! Ein DÜNNE 
Schicht mit GUTER Wärmeleitpaste nicht vergessen! Siehe Kühlkörper.

von Heinz V. (heinz_v)


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TransistorenBrenner schrieb:
> Kommt die Unterseite auf
> den kühlkörper oder die Oberseite?

Die Unterseite

von Falk B. (falk)


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@ hinz (Gast)

>Du halbierst aber den Wärmewiderstand vom Halbleiter bis zum Kühlkörper,

Nö, der bleibt gleich, aber bei halber Verlustleistung / Transistor 
bedeutet das grob nur die halbe Temperaturerhöhung.

>und das macht sich deutlich bemerkbar, der KK muss dann nicht so kalt
>sein.

Eben. Wie jede Parallelschaltung verteilt man auch hier die Last auf 
mehrere "Verbraucher".

von hinz (Gast)


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Die Kühler von Nofan können >80W. Bei Prozessoren ist die 
Wärmeentwicklung im Gegensatz zu einem Transistor auf kleine Fläche 
konzentriert, sollte also leicht gehen.

Ein anderer Ansatz wäre der, dass der Lüfter nicht mit dem Tisch 
gekoppelt ist, also z.B. an der Decke aufgehängt ist o.ä.

Dann gibt es auch wesentlich günstigere Kühler.

von hinz (Gast)


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Wie lange am Stück muss das denn laufen? Evtl. kann man nämlich den 
Leistungsteil der Schaltung auch in einem Ölbad versenken. Bis das warm 
ist muss eine 50W Heizung ziemlich lang arbeiten.

von Falk B. (falk)


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@hinz (Gast)

>Die Kühler von Nofan können >80W.

Mit großem Lüfter.

> Bei Prozessoren ist die
>Wärmeentwicklung im Gegensatz zu einem Transistor auf kleine Fläche
>konzentriert,

Eher anders herum. Hast du schon mal so einen Prozessor bei Licht 
betrachtet? Auch den nackigen IC? Der ist ziemlich groß, größer als ein 
einfacher Transistor. Und bei der CPU hat man sich viel Mühe gegeben, 
den Wärmewiderstand zum Kühlkörper zu minimieren.

von hinz (Gast)


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Falk B. schrieb:
> @ hinz (Gast)
>
>>Du halbierst aber den Wärmewiderstand vom Halbleiter bis zum Kühlkörper,
>
> Nö, der bleibt gleich, aber bei halber Verlustleistung / Transistor
> bedeutet das grob nur die halbe Temperaturerhöhung.

Wie rum man es rechnet ist ja egal.


P.S.: der andere hinz (15:35/15:36) will wohl eh bloß trollen.

von hinz (Gast)


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Falk B. schrieb:
> @hinz (Gast)
>
>>Die Kühler von Nofan können >80W.
>
> Mit großem Lüfter.
Nö, ohne.
https://www.computerbase.de/forum/showthread.php?t=1301623
http://www.hardwareluxx.de/community/f136/nofan-cr-95c-copper-heimlich-still-und-leise-918454.html#1.6
http://www.hardwareluxx.de/index.php/artikel/hardware/kuehlung/20589-kurztest-nofan-cr-95c-luxus-passivkuehler.html?start=6
Und zwar komplett ohne.


>> Bei Prozessoren ist die
>>Wärmeentwicklung im Gegensatz zu einem Transistor auf kleine Fläche
>>konzentriert,
>
> Eher anders herum. Hast du schon mal so einen Prozessor bei Licht
> betrachtet? Auch den nackigen IC? Der ist ziemlich groß, größer als ein
> einfacher Transistor. Und bei der CPU hat man sich viel Mühe gegeben,
> den Wärmewiderstand zum Kühlkörper zu minimieren.
Kann sein. Dafür stehen 95W TDP aus Tests gegenüber 50W Maximalleistung 
des TO. Dazu kommt, dass ein Transistor mehr Hitze abkann als ein 
Prozessor (Throttle ab ca. 100 Grad).

hinz schrieb:
> P.S.: der andere hinz (15:35/15:36) will wohl eh bloß trollen.

ah, gut, dass du das weißt. Pech nur, dass dem nicht so ist und der 
Vorschlag mit der Ölkühlung ernst gemeint war.
Erklär doch mal, was dagegen spricht.
Wird mit Computern auch gemacht, und deren Verlustleistung liegt 
deutlich höher.
https://www.youtube.com/watch?v=Y1WkdXvtEKY

von Falk B. (falk)


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@hinz (Gast)

>Vorschlag mit der Ölkühlung ernst gemeint war.
>Erklär doch mal, was dagegen spricht.

Die Sauerei mit dem Öl.

von Jan H. (j_hansen)


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TransistorenBrenner schrieb:
> Laut Datenblatt eines BD909 kann ich bei Gehäusetemperatur von max. 25°
> diese Leistung schaffen, doch wie schaffe ich es dies entsprechend zu
> kühlen? Grob überschlagen benötige ich einen Kühlkörper mit rund 0,1
> K/W, am besten passiv / mit sehr langsam drehendem großem Lüfter.

Bei welcher Umgebungstemperatur? Im Kühlhaus wird es wohl funktionieren, 
im Sommer in einem unklimatisierten Raum unmöglich mit einem einfachen 
Kühler/Lüfter.

Die Aufteilung auf mehrere Transistoren ist daher sehr sinnvoll, falls 
diese dann heißer werden dürfen. Je heißer die Transistoren werden, 
desto einfacher bekommt man die Wärme weg.

von voltwide (Gast)


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Gehe mal einfach davon aus, dass es unrealistisch ist, ein 
Transistorgehäuse auf 25C zu kühlen. Auch die CPU wird nicht auf 25C, 
sondern eher auf 45C gehalten.
Und selbstverständlich halbiert sich der thermische Übergangswiderstand 
zwischen Transistor und Kühler bei Verwendung von 2 statt 1 Transistor.

von hinz (Gast)


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Falk B. schrieb:
> @hinz (Gast)
>
>>Vorschlag mit der Ölkühlung ernst gemeint war.
>>Erklär doch mal, was dagegen spricht.
>
> Die Sauerei mit dem Öl.

Was ist daran Sauerei, ein Stück Elektronik in ein Gefäß zu legen, Kabel 
anzuschließen und Öl draufzukippen? Da die Schaltung auf einem 
schwingungsfreien Tisch platziert ist, darf man wohl von stationärem 
Einsatz ausgehen. Mineralöl verdreckt nicht, verharzt nicht, verdunstet 
nicht... und ist kostengünstig. 30 Euro für 5l.

Und nebenbei sehr leistungsfähig.
1l Paraffin pro Kelvin 2000 Joule.
5l Paraffin pro Kelvin 10000 Joule.
5l Paraffin pro 100 Kelvin 1 Mio. Joule aka 278 Wattstunden.
278 Wattstunden sind bei 50W über 5 Stunden Dauervollgas. Ohne Abgabe 
von Wärme an die Umgebung gerechnet.

Also bitte...

von Paul B. (paul_baumann)


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hinz schrieb:
> Also bitte...

...eine Portion Fish & Chips, Frau Oberin.

MfG Paul

von Harald W. (wilhelms)


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Paul B. schrieb:
> hinz schrieb:
>> Also bitte...
>
> ...eine Portion Fish & Chips,

In Öl gebacken?

von Paul B. (paul_baumann)


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Harald W. schrieb:
> In Öl gebacken?

Ich bitte darum. Wir können es uns in der heutigen Zeit nicht leisten, 
auch nur ein Joule ungenutzt zu lassen. Wer würde da widersprechen 
wollen?
:)

MfG Paul

von Falk B. (falk)


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@Paul Baumann (paul_baumann)

>Ich bitte darum. Wir können es uns in der heutigen Zeit nicht leisten,
>auch nur ein Joule ungenutzt zu lassen. Wer würde da widersprechen
>wollen?

Wer wird denn wegen ein paar Joule gleich jaulen? ;-)

von Manfred (Gast)


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TransistorenBrenner schrieb:
> Laut Datenblatt eines BD909 kann ich bei Gehäusetemperatur von max. 25°
> diese Leistung schaffen,
Wo steht das? Das Gehäuse auf 25°C zu halten, bekommt man in keiner 
realen Anwendung hin.

In der Derating-Kurve kann der BD909 50W bei 90°C, für das SOA-Diagramm 
fehlen Spannung und Strom Deiner Anwendung.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Manfred schrieb:
> Das Gehäuse auf 25°C zu halten, bekommt man in keiner
> realen Anwendung hin.

Mit einer Umgebungstemperatur von unter -40°C ist das völlig 
unproblematisch.
;-)

Gruß

Jobst

von oszi40 (Gast)


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Lies mal ein paar Beiträge zum Thema "Elektronische Last". Da wird aus 
gutem Grund die Wärme auf zahlreiche Transistoren verteilt. Wer hier so 
auf Kante rechnet, sollte besser einen "Transistorwechsler" erfinden. In 
einem normalen Büro sind im Sommer schon >30 Grad möglich und bei 
Wärmestau im Gehäuse sind es mehr als 70 Grad!

von (prx) A. K. (prx)


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Manfred schrieb:
> In der Derating-Kurve kann der BD909 50W bei 90°C

Wobei die bissel merkwürdig ist. Normalerweise sind diese Kurven mit 
X=Tc beschriftet, geben also den Effekt des Wärmewiderstands zwischen 
Sperrschicht und Gehäuse wieder. Hier hingegen steht Tj=T(junction) 
dran, weshalb man von den ca 80° bei 55%Watt nochmal 50*1,4=70° für 
Tj-Tc abziehen müsste.

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