Hallo Liebe VDE-Gurus, ich habe mal eine Frage an euch. Ich habe hier ein Netzteil, das mit der Schutzklasse II ausgewiesen ist. Das Netzteil bekommt 230V Netzspannung und gibt 5V DC raus. Das Netzteil ist eine einzelne Platine, die durch einen Trafo und Optokoppler die Primär- von der Sekundärseite trennt. Frage: Reicht es aus, wenn die Platine einfach nur in einem Kunststoffgehäuse steckt für eine Schutzklasse II? Ich kenne das selbst so, dass die Netzteile ein eigenes Gehäuse haben, idR aus Metall (oder auch mal aus Kunststoff oder Pergamentpapier und diese dann in Kunststoff verschweißt sind. Die Schutzklasse II sagt ja verstärkte oder doppelte Isolierung, doch was ist eine verstärkte Isolierung?
Dimitri R. schrieb: > Frage: Reicht es aus, wenn die Platine einfach nur in einem > Kunststoffgehäuse steckt für eine Schutzklasse II? Da praktisch alle Wandwarzen zu dieser Klasse zählen, und die aus 1-2 Platinen in einem einfachen Kunstoffgehäuse bestehen...
A. K. schrieb: > Da praktisch alle Wandwarzen zu dieser Klasse zählen, und die aus 1-2 > Platinen in einem einfachen Kunstoffgehäuse bestehen... Naja, "hamma imma scho so jemachd" ist irgendwie kein Argument. Hier ist zum Vergleich ein auseinander genommenes Apple-Netzteil / Wandwarze: http://static.righto.com/images/ipad/ipade_case_fin.png Wie du siehst, verwenden die eine Folie, um die Primärseite von der Sekundärseite zu trennen. Außerdem haben die Schlitze in die Platine für eine zusätzliche Isolierung gefräst. Da würde ich sagen, dass dieses Netzteil tatsächlich der Schutzklasse II entspricht.
Dimitri R. schrieb: > Die Schutzklasse II sagt ja verstärkte oder doppelte Isolierung, doch > was ist eine verstärkte Isolierung? gilt das auch fürs Gehäuse? Ich dachte das gilt nur für die Verbindung zwischen Netzspannung und SELV. Also Bauteile wie Trafo, Optokoppler etc. die die Grenze überbrücken.
Gerd E. schrieb: > gilt das auch fürs Gehäuse? Die Schutzklassen gelten sozusagen als Zusammenspiel zwischen dem Inneren und dem Äußeren eines Gehäuses. Der Sinn der Schutzklassen ist ja den Nutzer vor Stromschlägen zu schützen. Entschließe ich mich dafür, ein Gerät mit der Schutzklasse I zu bauen, dann muss ich dafür sorgen, dass die Metallteile, die ein Benutzer berühren kann, mit dem Schutzleiter verbunden sind. Wie es innen aussieht, spielt dabei (zumindest bei der Schutzklasse) keine Rolle. Habe ich ein Gerät, das die Schutzklasse II hat, dann brauche ich eben die doppelte oder verstärkte Isolierung. Und wenn ich ein Gerät bauen möchte, dass die Schutzklasse III erfüllt, dann darf da nur SLEV rein, die max "so schön hat geprickelt in mein Bauchnabel".
Dimitri R. schrieb: > Frage: Reicht es aus, wenn die Platine einfach nur in einem > Kunststoffgehäuse steckt für eine Schutzklasse II? Ja. Es gibt Geräte, die SK II ausgewiesen sind und sogar in einem Metallgehäuse stecken, nahezu alle Unterhaltungselektronik wie DVD/Bluray und Hifi Apparatschiks gehören dazu. Kunststoffgehäuse ist also sicher - sofern das Netzteil die SK II auch ehrlich erfüllt.
Dimitri R. schrieb: > Die Schutzklasse II sagt ja verstärkte oder doppelte Isolierung, doch > was ist eine verstärkte Isolierung? Verstärkte Isolierung besagt, das der Leckstrom ('Berührstrom') vom Netz zur Sekundärseite max. 0,25mA betragen darf: https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzklasse_%28Elektrotechnik%29#Schutzklasse_II_.2F_Schutz_durch_doppelte_oder_verst.C3.A4rkte_Isolierung
Matthias S. schrieb: >> Die Schutzklasse II sagt ja verstärkte oder doppelte Isolierung, doch >> was ist eine verstärkte Isolierung? > > Verstärkte Isolierung besagt, das der Leckstrom ('Berührstrom') vom Netz > zur Sekundärseite max. 0,25mA betragen darf: > https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzklasse_%28Elektrotechnik%29#Schutzklasse_II_.2F_Schutz_durch_doppelte_oder_verst.C3.A4rkte_Isolierung Was hat das denn mit einer verstärkten Isolierung zutun? Bei der Isolierung gibt es grundsätzlich zwei Werte. Das ist einmal der (spezifische) Widerstand und die Durchschlagsfestigkeit.
Dimitri R. schrieb: > Das ist einmal der > (spezifische) Widerstand und die Durchschlagsfestigkeit. Schön. Das, was du 'spezifischen Widerstand' nennst, sind die 0,25mA und die Durchschlagsfestigkeit ist gegeben durch die Bemessungsisolationsspannung. Lies doch den Artikel - deswegen habe ich ihn ja verlinkt. Die Frage des TE ist allerdings schon beantwortet. Viel Spass noch.
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Dimitri R. schrieb: > Frage: Reicht es aus, wenn die Platine einfach nur in einem > Kunststoffgehäuse steckt für eine Schutzklasse II? Ja, ABER: Du musst dafür sorgen, daß die Netzzuleitung, auch wenn ein Stecker oder Lötverbindung abgeht, schon rein mechanisch nicht den Sekundärteil berühren kann, entweder weil sie zu kurz sind, mit Kabelbindern gehalten werden, oder selbst nochmal isoliert sind. Ebenso darf das abgefallende Netzkabel keine Metallteile berühren können, die aus dem Gehäuse herausragen, wie z.B. Schrauben von Griffen oder so, die sonst normalerweise weit genug weg wären und isoliert wären. Zusammengefasst: Auch wenn das Ding mehrmals runterfällt, darf keine Netzspannung berührbar sein.
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Matthias S. schrieb: > Schön. Das, was du 'spezifischen Widerstand' nennst, sind die 0,25mA Wie kommst du darauf, dass ein Strum ein spezifischer Widerstand ist? Matthias S. schrieb: > Durchschlagsfestigkeit ist gegeben durch die > Bemessungsisolationsspannung Und was meinst du damit? Und welche Bemessungsisolationsspannung nimmst du an? Bzw. wie kann eine Durchschlagsfestigkeit durch die Bemessungsisolationsspannung gegeben sein, da die Durchschlagsfestigkeit immer in Spannung/Dicke angegeben wird.
Dimitri R. schrieb: > Frage: Reicht es aus, wenn die Platine einfach nur in einem > Kunststoffgehäuse steckt für eine Schutzklasse II? Nein, das reicht nicht aus. Es gibt noch einige Anforderungen, die einzuhalten sind. Genannt wurde schon der Ableit- bzw. Berührungsstrom. Hier gelten für Schutzklasse II Geräte deutlich höhere Anforderungen als bei einem Schutzklasse I Gerät. Weiterhin muss natürlich das Netzteil selber auch für den Schutzklasse II Einsatz vorgesehen sein. Unabhängig von der Schutzklasse muss ein Netzteil immer in einem Brandschutzgehäuse eingebaut sein. Für ein Kunststoffgehäuse gelten daher Anforderungen für das Kunststoffmaterial, denn das muss brandhemmend sein. In deinem Nick ist angegeben, dass es sich um eine Firma handelt. Wenn das Gerät nicht für den Eigenbedarf ist und mehrere Geräte davon in Umlauf gebracht werden, kann ich dir nur dringend empfehlen, dir die für das Gerät anzuwendende Sicherheitsnorm zu besorgen. Weiterhin kann es auch sinnvoll sein, dein Konzept mit einem Fachmann oder einem Prüfinstitut, dass auch Prüfungen der el. Sicherheit durchführt, zu besprechen, auch wenn das etwas Geld kostet. Gruß Uwe
Uwe M. schrieb: > In deinem Nick ist angegeben, dass es sich um eine Firma handelt. Wenn > das Gerät nicht für den Eigenbedarf ist und mehrere Geräte davon in > Umlauf gebracht werden, kann ich dir nur dringend empfehlen, dir die für > das Gerät anzuwendende Sicherheitsnorm zu besorgen. Hallo Uwe, Danke dir für deine bisherige Antwort. Kurz gesagt, ja es geht um Geräte, die in Umlauf gebracht werden sollen, allerdings nicht durch uns. Ich wurde nur gebeten mir das Netzteil mal anzuschauen und dazu Stellung zu nehmen, bevor ein Prüfinstitut sich damit beschäftigt. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Netzteile, die wir in kommerziellen Produkten verwenden, deutlich komplexer aufgebaut sind und ALLE ein weiteres Gehäuse (in der Regel aus Metall) haben, bevor das Außen-Kunststoffgehäuse kommt. Die Frage ist nur welche Normen relevant sind. Und so das z.B. mit dem brandhemmenden Kunststoff steht. Ich kenne einmal die VDE 0868-1:2016-05 und die 72/23/EEC Niederspannungsrichtlinie.
Dimitri R. schrieb: > Das Netzteil ist eine einzelne Platine, die durch einen Trafo und > Optokoppler die Primär- von der Sekundärseite trennt Mit eine Optikoppler wird das getrennt?? Das glaube ich eher nicht (außer das ist gar kein Netzteil).
Dumdi D. schrieb: > Mit eine Optikoppler wird das getrennt?? Das glaube ich eher nicht Den Einwand verstehe ich jetzt nicht.
Dimitri R. schrieb: > Dabei ist mir aufgefallen, dass die Netzteile, die wir in kommerziellen > Produkten verwenden, deutlich komplexer aufgebaut sind und ALLE ein > weiteres Gehäuse (in der Regel aus Metall) haben, bevor das > Außen-Kunststoffgehäuse kommt. Wenn das Netzteil selber schon in einem Metallgehäuse eingebaut ist, welches die Anforderungen eines Brandschutzgehäuses erfüllt, braucht das Kunststoffgehäuse diese Anforderungen nicht mehr erfüllen. Dennoch kann es sein, dass es (geringere) Anforderungen bezüglich des Kunststoffmaterials gibt. Dimitri R. schrieb: > Die Frage ist nur welche Normen relevant sind. Und so das z.B. mit dem > brandhemmenden Kunststoff steht. Die Norm hängt von der Anwendung ab, für die das Netzteil eingesetzt wird. Wird das Netzteil z.B. in einem Computer oder einem Multimedia-Gerät eingesetzt, kann die von dir zitierte Norm EN 62368-1 herangezogen werden. In dieser Norm findest du dann auch, welche Anforderungen bei einem Brandschutzgehäuse für das Kunststoffmaterial gelten (V1 oder HF1). Wird das Netzteil für andere Anwendungen eingesetzt, so findest du in folgender Liste die passende Norm: https://ec.europa.eu/growth/single-market/european-standards/harmonised-standards/low-voltage_en Dort kannst du auch entnehmen, dass die Niederspannungsrichtlinie 72/23/EEC inzwischen durch die neue Fassung 2014/35/EU ersetzt wurde. Sollte das Netzteil allerdings für ein Medizinprodukt oder ein Funkgerät oder ähnliches eingesetzt werden, so gilt nicht die Niederspannungsrichtlinie sondern es sind andere Richtlinien heranzuziehen. Welche Richtlinien es zur CE-Kennzeichnung gibt und die dazugehörigen Normenlisten, kannst du folgenden Link entnehmen: http://ec.europa.eu/growth/single-market/european-standards/harmonised-standards/ Gruß Uwe
Dann zeichne mal einen Schaltplan. Ein Optokoppler braucht an der 'Ausgangsseite' eine Spannungsversorgung. Wenn die von Netzteil selbst kommt, gibt es keine Trennung. Wenn nicht, keine Ausgangsspannung.
@Uwe Danke dir, ich werde mir die Normen noch einmal anschauen. @Dumdi Dum Ich verstehe den Einwand immer noch nicht. Hier mal ein Beispiel-Schaltplan eines anderen Netzteils: https://www.luetze.de/assets/katalog/spannungsversorgungen/722989-schaltnetzteil-einphasig-x-00585631_0.jpg
So ist ok. Da ist die Rückkopplung durch eibe Optokoppler getrennt. Zschuldigung für das Missverständnis. Um noch vielleicht etwss Nützliches hinzuzufügen: Netzteile haben eine eigene Produktnorm, falls diese erfüllt ist darf der Hersteller CE draufkleben (z.B sibd EMV Messungen bei ohmscher Last zulässig). Sobald das Netzteil jedoch Teil (beilegen reicht) eines anderen Produktes wird, dann gilt die Produktnorm für das Gerät, und jetzt darf z.B. EMV im reallast Betrieb gemessen werden. Oder wie man so schön sagen kann: CE+CE != CE Dasselbe natürlich für die LVD. Vermutlich ist auch das ein Grund für den anderen Aufbau von Netzteile die für den Gerätebau vorgesehen sind.
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