Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LED Lampe - Vorwiderstand oder nicht ?


von Hans Müller (Gast)


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Bitte laßt das Popkorn in der Tüte.
Ich frage ganz ernsthaft. Und, ja ich weiß Halbleiterdioden und damit 
auch LEDs pflegen einen negativen TK zu haben und nehmen den Betrieb an 
einer Spannungsquelle schon mal übel (Diode wird warm, Strom an gleicher 
Spannung steigt, Diode wird wärmer, peng).

Ich habe hier nun eine geschlachtete 10W LED Lampe bei der das originale 
Schaltnetzteil gestorben ist. Diese tut nun an einem Laptopnetzteil 
schon lange Dienst und erhellt den Schreibtisch.
Am Labornetzteil hatte ich die Kenndaten der Lampe vermessen, es ist 
eine Serien- / Parallelschaltung von 12 Dioden verbaut mit bei 10 Watt 
19V Flußspannung (mit dann ~0,52A). Das paßte gut zu einem rumliegenden 
Laptop Netzteil mit 18,5V Spannung. Testweise direkt angeschlossen - 
geht prachtvoll, ca. 450mA Strom. Im Betrieb wird die Lampe ca. 50°C 
warm, damit steigt der Strom auf ca. 500mA und bleibt dort. 
Versuchsweise habe ich dem Ding mit dem Fön eingeheizt um ein 
thermisches Durchgehen zu provozieren.
Es steigt leicht der Strom geht aber nicht durch. Nach dem fönen geht 
die Temperatur wieder auf 50°C zurück und bleibt stabil (mit dann wieder 
~500mA).

Sind die Bahnwiderstände so groß bei den Power LEDs, daß diese in meinem 
Fall die normalerweise nötigen Widerstände ersetzen können ?
Warum kein thermisches Durchgehen ?

von blöde gedacht (Gast)


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Hans Müller schrieb:
> Sind die Bahnwiderstände so groß bei den Power LEDs, daß diese in meinem
> Fall die normalerweise nötigen Widerstände ersetzen können ?

Nein.

Hans Müller schrieb:
> Warum kein thermisches Durchgehen ?

Glück gehabt. Mit dem Netzteil mit 19,3V oder einem anderen 
PowerLED-Exemplar kann das schon ganz anders ausgehen.

Die Flussspannungsabhängigkeit vom fließenden Strom ist höher geworden 
mit den größeren Strömen. Aber es sind und bleiben Dioden - keine 
Halbleiterlampen.

von Cyborg (Gast)


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Hans Müller schrieb:
> Bitte laßt das Popkorn in der Tüte.

Dann troll hier nicht.

Wenn du hier Antworten willst, poste zu deiner Doku einen Schaltplan,
sonst steigt keine Sau durch deinen Text durch.

von Jens G. (jensig)


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Das thermische Durchgehen tritt vorrangig dann auf, wenn die Widerstände 
im gesamten Kreis gering sind, und somit nur die Uf den Strom bestimmt.
Widerstände reduzieren diesen Effekt.
Auch der mit zunehmender Temperatur überproportional abnehmende 
Wärmewiderstand zur Umgebung (Konvektion und Strahlung) wirkt dem 
entgegen.
Hätte man ein knallhartes Netzteil, mit geringsten Leistungs-Rs, und 
geringe Uf-Abhängigkeit vom Strom, dann kann die Leistungszunahme größer 
werden als was die Kühlung abführen kann. Dann könnte man erreichen, daß 
die Zunahme der Wärmeerzeugung die Zunahme der Kühlleistung übersteigt.
Der überproportional abnehmende Wärmewiderstand zur Umgebung begrenzt 
aber wie gesagt diesen Effekt irgendwann, kann aber dann schon zu spät 
(zu hohe Temp) sein.

Es geht aber nicht nur um dieses thermische Durchgehen.
Es geht auch darum, daß die Spannung des Netzteils von Exemplar zu 
Exemplar unterschiedlich sein kann. Wenn Du also ein 19V Netzteil hast, 
kann es z.B. 18,5 oder auch 19,5V haben (je nach Toleranzklasse), und 
diese 1V-Spanne (~5%) erzeugt einen deutlich höhere Variabilität beim 
sich einstellenden Strom. Diese 5% könnten also zu vielleicht zu einem 
Stromverhältnis von 1:2 führen.
Daselbe passiert, wenn die LEDs von Exemplar zu Exemplar 
unterschiedliche Uf haben, was bei Ausnutzung der Datenblattangaben dann 
auch zu stark variierenden Strömen führen kann.
Nimmt man statt Spannungsquelle eine Stromquelle, dann führt eine 
mögliche 5%-Abweichung des Konstantstromes eben nur zu 5% 
Stromabweichung, und unterschiedliche Uf spielen gar keine Rolle mehr.
Muß ich mal LED oder Stromquelle wechseln, weil vielleicht kaputt, dann 
kann ich tauschen, ohne zu riskieren, daß sich was wesentlich am Strom 
ändert.
Wechselst Du Dein Laptopnetzteil, oder mußt dabei die LED tauschen, 
kannste wieder anfangen, die Sache zu vermessen, um sicher zu sein, daß 
man noch im Rahmen liegt.
Für eine Einzelanwendung mag das ok sein, für die Serie dagegen ein no 
go, wenn es ohne weiteren Aufwand zuverlässig sein soll.

von Jens G. (jensig)


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@ Cyborg (Gast)

>> Bitte laßt das Popkorn in der Tüte.

>Dann troll hier nicht.

>Wenn du hier Antworten willst, poste zu deiner Doku einen Schaltplan,
>sonst steigt keine Sau durch deinen Text durch.

Was soll denn jetzt so kompliziert zu verstehen sein an der Aussage, daß 
er die LED jetzt pur am Laptopnetzteil dran hat?

von Jens G. (jensig)


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ich schrieb:
> ..., mit geringsten Leistungs-Rs, ...

sollte heisen:

..., mit geringsten Leitungs-Rs, ...

von ASinus (Gast)


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Hans Müller schrieb:
> Sind die Bahnwiderstände so groß bei den Power LEDs, daß diese in meinem
> Fall die normalerweise nötigen Widerstände ersetzen können ?

Offensichtlich

Hans Müller schrieb:
> Warum kein thermisches Durchgehen ?

Fön nicht warm genug.

von Jens G. (jensig)


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>Fön nicht warm genug.

Das thermische durchgehen eines Halbleiters bedarf eigentlich keines 
Föns, sondern treibt sich selbst an.

https://de.wikipedia.org/wiki/Thermisches_Durchgehen zeigt ein Diagramm 
für 'ne chemische Raktion. Sieht beim Halbleiter eigentlich genauso aus, 
nur daß die Bedeutung der Kurven genau andersherum ist.
Also zugeführte Leistung linear (weil Uf weitgehend linear zur Temp), 
und abgeführte LEistung eine überproportional ansteigende Kurve, die 
beide bei Null anfangen, und sich irgendwo oben treffen. Dort würde sich 
ein stabiler Punkt einstellen, sofern der Halbleiter dies bis dahin 
überlebt hat. Bei Dir sind es eben 50°C - also ok.
Ein thermisches Durchgehend in dem Sinne ist es eigentlich nicht, weil 
das ja eher einen unbegrenzten Temperaturanstieg meint. Beim Halbleiter, 
wenn es nur um den steigenden Strom bei sinkender Uf geht, läuft dieser 
Anstieg irgendwann an die Grenze, wo beide Kurven sich treffen - ist nur 
die Frage, ob dieser Punkt unter- oder oberhalb der Selbstzerstörung 
liegt.
Wenn aber dieser Punkt der Selbszerstörung erreicht ist, dann geht es 
sehr schnell, weil sich die Eigenschaften des Halbleiters bzw. dessen Uf 
plötzlich stark verändert - das könnte man dann natürlich auch als 
thermisches Durchgehen bezeichnen ... an einer harten Spannungsquelle 
wird dies wohl in einer deutlichen kurzzeitigen Leuchterscheinung 
resultieren, während bei einer Stromquelle durch die Strombegrenzung die 
LED eher stillschweigend tschüss sagen dürfte (zumal es da diesen 
Durchgeh-Effekt ohnehin nicht gäbe - im Gegenteil, man hätte einen 
Gegenkopplungseffekt).

Bei Halbleitern gibt's aber noch einen anderen Effekt, nämlich die 
extreme Zunahme des Resstroms. Das ist dann wirklich ein Durchgehen, 
weil praktisch von sich selbst aus unbegrenzt (weil Zunahme der 
umgesetzten Leistung sehr viel höher als die der Kühlleistung). Aber 
dies interessiert eine LED eher weniger, weil das ja nun keine sinnvolle 
LED-Betriebsart wäre (und dieser Effekt vornehmlich in die Germaniumzeit 
gehört).

: Bearbeitet durch User
von Georg (Gast)


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Hallo,

die ganze Diskussion ist weitgehend am Thema vorbei, denn man baut 
Vorwiderstände für LEDs nicht wegen eines theoretisch möglichen Thermal 
Runaways ein, sondern um halbwegs gleiche Helligkeit zu bekommen trotz 
der Diodenkennlinien.

Aber wahrscheinlich ist da wieder jede Argumentation für die Katz, die 
Fraktion "Keine Vorwiderstände für LEDs" ist hier sowieso stärker. Es 
muss halt jeder mit dem leben was er zusammenbaut.

Georg

von batman (Gast)


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Wenn man nur eine LED hat, gibts keine unterschiedlichen Helligkeiten. 
Aber wenn man einfach die Regel "vor eine LED gehört ein Widerstand" aus 
dem Lehrbuch befolgt, braucht man nicht darüber nachdenken.

von Der Andere (Gast)


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Hans Müller schrieb:
> Sind die Bahnwiderstände so groß bei den Power LEDs, daß diese in meinem
> Fall die normalerweise nötigen Widerstände ersetzen können ?
> Warum kein thermisches Durchgehen ?

Wird wohl so sein. Für ein Einzelstück machbar, für eine Serie trotzdem 
ungeeignet.

batman schrieb:
> Aber wenn man einfach die Regel "vor eine LED gehört ein Widerstand" aus
> dem Lehrbuch befolgt, braucht man nicht darüber nachdenken.

Das Lehrbuch sagt aber eher die Led mit einer (geregelten) Stromquelle 
zu betreiben.
Eine Spannungsquelle mit Vorwiderstand ist nur die Stromquelle für Arme.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Hans Müller schrieb:
> Sind die Bahnwiderstände so groß bei den Power LEDs, daß diese in meinem
> Fall die normalerweise nötigen Widerstände ersetzen können ?

In deinem Fall anscheinend schon.

> Warum kein thermisches Durchgehen ?

"Thermisches Durchgehen" ist ein weitgehend hypothetisches Szenario. In 
der Praxis wird man das nur höchst selten beobachten (zumindest mit 
LED). Das eigentliche Problem ist die Unvorhersagbarkeit des Stroms 
angesichts von Serienstreuung, Temperaturkoeffizienten, Alterung etc.

Bis jetzt hast du z.B. nur das thermische Verhalten der LED untersucht. 
Dein Netzteil hat das aber auch. Oben drauf kommt noch Alterung. Auch 
wenn das jetzt noch funktioniert, hast du keine Garantie daß es dir 
nicht an einem heißen Sommertag oder generell nach 6 Monaten um die 
Ohren fliegt.

Wenn dir das reicht, dann laß es halt so. Es gibt ja auch Leute, denen 
es nichts ausmacht, neben einem Kernkraftwerk oder in einer Erdbebenzone 
zu wohnen.

von Harald W. (wilhelms)


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Axel S. schrieb:

> Wenn dir das reicht, dann laß es halt so. Es gibt ja auch Leute, denen
> es nichts ausmacht, neben einem Kernkraftwerk zu wohnen.

Viele wussten vielleicht gar nicht, das sie ein solches
in der Nähe hatten. Z.B. die Braunschweiger.

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