Forum: Platinen Warum verschiedene Lötzinne?


von Moritz (Gast)


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und ich meine nicht die unterschiedliche Dicke oder verbleit oder 
Niedertemperaturlot (Bismut).

Nein, auch das normale bleifreie Lot gibt es in vielen Varianten. Nur 
mit Zinn und etwas Kuper. Oder mit etwas Silber. Oder mit etwas Nickel. 
Sogar mit Germanium habe ich es schon gesehen. Warum?
Stimmt es eigentlich, dass kupferhaltiges Löt die Lötspitzen schneller 
zerfrisst?

Und warum gibt es auch so viele Mischungsverhältnisse? Das Eutektikum 
sollte ja den kleinsten Schmelzpunkt haben. Aber es gibt auch krumme 
Mischungen mit Schmelzbereichen anstatt Schmelzpunkten. Wofür ist das 
gut?

Welches nehmt ihr und warum?

von Michael B. (laberkopp)


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Bei bleihaltigem Lot war die 60:40 Legierung klar, und es wurde 
höchstens etwas Kupfer zum Schutz von Kupferlötspitzen zugegeben.

Bei bleifreiem Lot sind die Verhältnisse gar nicht so klar, und es gibt 
mindestens ein Lot für Handlötung (mit Silber, teuer), und ein Lot für 
industrielle Lötung. Keines ist so brauchbar wie das bleihaltige Lot, 
also versucht jeder Hersteller mit allerlei Exotenzutaten wenigstens ein 
paar Kunden zu seinem Sonderlot zu locken.

von michael_ (Gast)


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Moritz schrieb:
> Welches nehmt ihr und warum?

Da du Anfänger bist, nimm gutes altes 60/40.
Für privat gibt es keine bessere Lösung.

von GeraldB (Gast)


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Moritz schrieb:
> Stimmt es eigentlich, dass kupferhaltiges Löt die Lötspitzen schneller
> zerfrisst?

Nein, im Gegenteil, es schützt sie sogar. Wenn das Zinn kein Kupfer 
enthält, wird das fehlende Kupfer aus der Lötspitze und der Leiterbahn 
gelöst bis das Zinn gesättigt ist.

Germanium reduziert die Oberflächenspannung des schmelzflüssigen Lotes 
und verbessert so die Benetzungseigenschaften des Lotes.

Nickel sorgt u. a. für eine Verringerung von Ablagerungen an der 
Lötspitze und für ein glänzendes Aussehen der Lötstelle. D.h. sie sehen 
so aus wie Lötstellen mit bleihaltigem Löt. Bleifreie Lötstellen sind 
sonst matt und sehen eher nach kalten Löstellen aus.

von Marc E. (mahwe)


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normale Sachen reicht
SN 99,3 CU 0,7 z.b. Kupferkabel schlechteres Eutektikum und hohe 
Löttemperatur 227°C

SN95,5 Ag3,8 Cu0,7  217°C hat optimales Eutektikum [ 
https://de.wikipedia.org/wiki/Eutektikum]
genauso wie beim Sn62Pb38 bei ca. 183 °C  bedeutet schlagartiges 
erstarren also weniger Probleme beim löten so wie niedrige 
Schmelztemperatur.

Bismut reduziert die Löttemperatur weiter Bi57Sn24Ag1 139°C.

Pb 93Sn5 Ag2b 301°C

von Cyborg (Gast)


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Die Elektronikwelt hat sich ja schleichend weiter entwickelt.
Demzufolge hatte das auch Einfluss auf die Fertigungsprozesse.
Ein Lötzinn für THT soll gute Kapillareigenschaften haben und
möglichst nicht mit der Zeit brüchig oder spröde werden.
Ein SMD-Lot sollte schon bei niedrigen Temperaturen schmelzen
und eine andere Oberflächenspannung im geschmolzenen Zustand
haben, damit man auch Fine-Pitch mit wenig Aufwand kurzschlussfrei
löten kann. Zusätzlich hat sich hier die Art des Löten geändert.
Auch werden Lötzinne für verschiedene Lötprobleme benötigt, die
hier alle zu beschreiben, den Post sprengen würde.
Welches Lötzinn nun das richtige ist, ist manchmal eine reine
Glaubensfrage, andererseits wer kann sich schon jede Sorte
leisten? Erst in der Praxis, wenn Probleme auftreten, wird man
gefordert sein, eine Alternative zu finden.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Moritz schrieb:
> und ich meine nicht die unterschiedliche Dicke oder verbleit oder
> Niedertemperaturlot (Bismut).
>
> Nein, auch das normale bleifreie Lot gibt es in vielen Varianten. Nur
> mit Zinn und etwas Kuper. Oder mit etwas Silber. Oder mit etwas Nickel.
> Sogar mit Germanium habe ich es schon gesehen. Warum?

Warum so viele verschiedene PKW-Modelle? Und ich meine nicht die 
unterschiedlichen Höchstgeschwindigkeiten oder Benziner vs. Diesel.

Nein, auch die normalen Benziner gibt es in vielen Varianten. Mit 3 
Türen oder mit 5. Mit Frontantrieb oder Heckantrieb. Sogar als Cabrio 
habe ich die schon gesehen. Warum?

Merkst du was?

> Stimmt es eigentlich, dass kupferhaltiges Löt die Lötspitzen schneller
> zerfrisst?

Nein. Zumindest dann nicht, wenn die Lötspitze aus Kupfer ist.
Denn dann hat man das Kupfer extra in das Lötzinn getan, damit die
Lötspitze länger lebt.

> Welches nehmt ihr und warum?

LSn60Pb38Cu2. Das ist mit 60% Zinn nahe genug am Eutektikum und dank des 
Bleianteils niedrigschmelzend (schont Werkzeug und Bauteile). Als 
Bastler darf ich die ROHS-Richtlinien zum Glück ignorieren. Und die 2% 
Kupfer sorgen dafür, daß meine Lötspitzen länger halten. Diese 
sogenannten "Dauerlötspitzen" sind die Pest. So ca. alle 10 Jahre 
probiere ich die aus, und stelle regelmäßig fest, daß Benetzung der 
Lötspitze und Wärmeübergang zur Lötstelle immer noch nicht so gut 
funktionieren wie bei Kupferlötspitzen. Frag in 5 Jahren noch mal.

von Cyborg (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Warum?

Wettbewerb. Um Kunden zu gewinnen muss man schon das anbieten, was der
Kunde wünscht. Ignoriert man das, geht der Kunde zur Konkurrenz, wo
seine Wünsche Gehör finden.

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Michael B. schrieb:
> Bei bleihaltigem Lot war die 60:40 Legierung klar, und es wurde
> höchstens etwas Kupfer zum Schutz von Kupferlötspitzen zugegeben.
dass ein Kupferzusatz die Löslichkeit von Cu im flüssigen Lot 
verringert, ist klar.
Ich meine aber, dass der Zusatz weniger zum Schutz von Kupferlötspitzen 
hinzugefügt wird, zumal beim professinellen Löten und selbst bei selbst 
beim Bastler inzwischen meist Dauerlötspitzen übelich sind.

Ich sehe es kritischer, dass sich auch die recht dünne Kupferschicht auf 
Leiterplatten schnell auflösen kann, vor allem wenn an einer Lötstelle 
zu lange herumgebruzelt wird oder diese wiederholt gelötet wird.
Auch bei BE mit Kupferelektroden könnte es passieren, dass die 
Elektroden sich komplett auflösen.
Gruß Öletronika

von Pandur S. (jetztnicht)


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Man will explizit kein Eutektikum, weil das einen scharfen Schmelzpunkt 
hat, sofort von fluessig nach fest uebergeht. Man moechte eine Schmelze, 
die ueber einen Temperaturbereich schmilzt/verfestigt. Das fuehrt auch 
zu weniger mechanischen Spannungen auf die Bauteile.

von Cyborg (Gast)


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U. M. schrieb:
> schnell auflösen kann

So was hatte ich noch nie. Ablösungen dagegen schon. Die Legierung hat
aber nur soweit etwas daran zu tun, dass die Lötparameter ungünstig
sind und zu lange gelötet wurde. Dann haftet das eine oder andere
Pad nicht mehr und löst sich vom Basismaterial.

von Loetspitz (Gast)


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Moritz schrieb:
> mit Zinn und etwas Kuper. Oder mit etwas Silber. Oder mit etwas Nickel.
> Sogar mit Germanium habe ich es schon gesehen. Warum?

Bild 1 im Anhang, SC07 = SnCu0.7
(also eher in Richtung reines Zinn)

angucken was mit dem Kupfer passiert.
aus elsold 'Auswahlkriterien für Lotlegierungen'

> Und warum gibt es auch so viele Mischungsverhältnisse? Das Eutektikum

Eigentlich ist es wohl immer nur das Zinn welches die direkte Verbindung 
zu den Oberflächen eingeht, Blei z.B. findet sich nur im Füllbereich 
wieder. Jetzt gibt es halt schmale und weite Spalte, kurze und lange 
und das auch wiederum zwischen Kupfer, Messing, Silber, Gold, ...
Und jetzt will man ein mal ein duennes Stahlblech oder ein  Stück Alu 
...


Das hier ist doch recht anschaulich,
http://www.ersa-shop.com/additional_files/pdf/Grundlagen%20der%20Handl%F6ttechnik%20in%20der%20Elektronik.pdf

von Bronnoysund (Gast)


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michael_ schrieb:
> Da du Anfänger bist, nimm gutes altes 60/40.
> Für privat gibt es keine bessere Lösung.

Ziemlich irre, jemanden zu dem giftigen Zeug zu raten. Tankst du auch 
noch verbleites Benzin? Kommt dein Trinkwasser auch noch aus Bleirohren? 
Isst du Arsen als Medikament? Verwendest du Quecksilber als 
Hauteinreibemittel? Praktizierst du bei Krankheiten den Aderlass?

Wenn nein - warum nicht?

von Soul E. (Gast)


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Moritz schrieb:

> Und warum gibt es auch so viele Mischungsverhältnisse? Das Eutektikum
> sollte ja den kleinsten Schmelzpunkt haben. Aber es gibt auch krumme
> Mischungen mit Schmelzbereichen anstatt Schmelzpunkten. Wofür ist das
> gut?

Löten ist eine Kunst, mit der sich Generationen von 
Werkstoffwissenschaftlern beschäftigen. Für handgelötete Einzelstücke 
ist es herzlich egal, aber wenn 10 Mio Leiterplatten pro Jahr unter 
Umweltbedingungen wie sie in der LV 124 abgeprüft werden einwandfrei 
funktionieren sollen, dann kommt es auf Details an. Pasten verschiedener 
Hersteller verhalten sich sehr unterschiedlich in Bezug auf Migration 
und Whiskerbildung. Da sind Additive drin, die zwar nicht namentlich 
genannt werden, aber die Oberflächeneigenschaften der Schmelze 
verändern. Die Flussmittel haben trotz formal gleicher Spezifikation 
("F-SW-xxx") unterschiedliche Rezepturen und hinterlassen 
unterschiedliche Rückstände. Das wirkt sich in Verbindung mit der 
vorhandenen Oberfläche (Zusammensetzung, Fremdionenkonzentration, ...) 
und den Prozessparametern auf das Ergebnis aus.

von c.m. (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Bei bleihaltigem Lot war die 60:40 Legierung klar, und es wurde
> höchstens etwas Kupfer zum Schutz von Kupferlötspitzen zugegeben.

so klar ist das nicht. das eutektikum blei/zinn ist 63/37, trotzdem 
findet man vor allem 60/40 - gibts da einen speziellen grund?
ist doch prinzipiell egal ob man nun dieses oder das andere verhältnis 
legiert.

von Loetspitz (Gast)


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c.m. schrieb:
> so klar ist das nicht. das eutektikum blei/zinn ist 63/37, trotzdem
> findet man vor allem 60/40 - gibts da einen speziellen grund?

Unverbürgt aber wenn das Lot schlagartig erstarrt gibt es den Bauteilen 
auch kaum Gelegentheit sich zu setzen bzw. etwas zu enstpannen.
(Erschütterungen während der Lötung, wegnehmen des Kolben etc.)

von Cyblord -. (cyblord)


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Bronnoysund schrieb:
> michael_ schrieb:
>> Da du Anfänger bist, nimm gutes altes 60/40.
>> Für privat gibt es keine bessere Lösung.
>
> Ziemlich irre, jemanden zu dem giftigen Zeug zu raten.

Das Flussmittel in bleifreiem Lot ist schädlicher als das in 
bleihaltigem. Und das ist das Zeug was du wirklich beim Löten als Dämpfe 
abbekommst.

von Bronnoysund (Gast)


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Cyblord -. schrieb:
> Das Flussmittel in bleifreiem Lot ist schädlicher als das in
> bleihaltigem.

Blei ist kein Flussmittel (gewesen).

Gibt's auch eine Quelle für deine Behauptung?

von Cyblord -. (cyblord)


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Bronnoysund schrieb:
> Cyblord -. schrieb:
>> Das Flussmittel in bleifreiem Lot ist schädlicher als das in
>> bleihaltigem.
>
> Blei ist kein Flussmittel (gewesen).

Echt? Sach bloß. Hab ich das irgendwo behauptet?

von Bronnoysund (Gast)


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Cyblord -. schrieb:
> Bronnoysund schrieb:
>> Cyblord -. schrieb:
>>> Das Flussmittel in bleifreiem Lot ist schädlicher als das in
>>> bleihaltigem.
>>
>> Blei ist kein Flussmittel (gewesen).
>
> Echt? Sach bloß. Hab ich das irgendwo behauptet?

Du hast beim Thema "bleifreies *Lot*" plötzlich was von Flussmittel 
herumfabuliert.

Was du aber nach wie vor nicht hast, ist, einen Beleg für deine 
Behauptung zu bringen.

von Cyblord -. (cyblord)


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Bronnoysund schrieb:
> Cyblord -. schrieb:
>> Bronnoysund schrieb:
>>> Cyblord -. schrieb:
>>>> Das Flussmittel in bleifreiem Lot ist schädlicher als das in
>>>> bleihaltigem.
>>>
>>> Blei ist kein Flussmittel (gewesen).
>>
>> Echt? Sach bloß. Hab ich das irgendwo behauptet?
>
> Du hast beim Thema "bleifreies *Lot*" plötzlich was von Flussmittel
> herumfabuliert.

Ja weil die Flussmittel im Lot sich unterscheiden. Du weißt dass Lot 
Flussmittel enthält oder?

> Was du aber nach wie vor nicht hast, ist, einen Beleg für deine
> Behauptung zu bringen.

Du, wenn ich nem Hund nen Knochen hinwerf, ist es mir so egal ob er ihm 
schmeckt. Also lerne von meinen Aussagen oder lass es.

von Clemens L. (c_l)


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Bronnoysund schrieb:
> Was du aber nach wie vor nicht hast, ist, einen Beleg für deine
> Behauptung zu bringen.

Löten#Bleifreies_Löten

von Relais (Gast)


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Traurig wie man jetzt plötzlich bleihaltiges Lot mit Bleirohre für die 
Wasserversorgung vergleicht. Ich persönlich gehe generell davon aus dass 
Lötzinn nicht gegessen wird oder der Kaffee damit umgerührt wird.
Dann wäre das Thema sachlicher und würde nicht wieder dazu neigen aus 
dem Ruder zu laufen.
An den Gast: Blei essen ist giftig, ja. So wie Batteriesäure auch. Oder 
Motoröl.

von michael_ (Gast)


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Bronnoysund schrieb:
> michael_ schrieb:
>> Da du Anfänger bist, nimm gutes altes 60/40.
>> Für privat gibt es keine bessere Lösung.
>
> Ziemlich irre, jemanden zu dem giftigen Zeug zu raten.

Wieso giftig?
Du leckst wohl am Ende deine Platinen sauber?

Bronnoysund schrieb:
> Tankst du auch
> noch verbleites Benzin?

Hab ich genug gemacht und würde es auch weiterhin machen.
Sogar auf dem Campingkocher Tee und Suppe damit gekocht.

Bronnoysund schrieb:
> Kommt dein Trinkwasser auch noch aus Bleirohren?

Na und? Im Rohr bildet sich eine ungefährliche Schutzschicht.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Ich wuerde auch niemandem empfehlen die giftigen Bleidaempfe einzuatmen.

von Relais (Gast)


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Das Blei verdampft beim Löten? Wie lange wird dieser Unsinn hier noch 
verbreitet?

von Loetspitz (Gast)


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Sapperlot W. schrieb:
> Ich wuerde auch niemandem empfehlen die giftigen Bleidaempfe einzuatmen.



Bleidampf gibts aber erst ab ~ 1750 °C.

Ansonsten,

Bromwasserstoff
Bleioxid
Chlorwasserstoff
Formaldehyd
Hydrazin
Kolophonium
Zinn-Verbindungen
...


Lass Blei halt weg, macht das auch nicht wesentlich gesünder.
Ausserdem gings bei dem Verbot ja um den Verbleib im Schrott am Ende der 
Gebrauchsdauer, Arbeitsschutz stand dort ganz sicher nicht an vorderster 
Stelle.

Ansonsten hat das wenig mit der Fragestellung zu tun.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Loetspitz schrieb:
> Arbeitsschutz stand dort ganz sicher nicht an vorderster Stelle.

Ist ja auch kein Thema, weil man in der Industrie sowieso absaugt.
Flussmitteldämpfe sind – entgegen anderslautenden Gerüchten – auch
bei verbleitem Lot nicht so recht als gesundheitsförderlich zu
bezeichnen.

Ansonsten habe ich mir gerade mal die Sicherheitsdatenblätter von
zwei Felder-Lötzinnen mit und ohne Blei angesehen: bezüglich des
Flussmittelanteils gibt's da keinen Unterschied.  In beiden wird auf
< 1 % Kolophonium verwiesen.  (Logischerweise gibt's beim bleihaltigen
entsprechende Hinweise auf die Giftigkeit des Bleis sowie die
einzuhaltenden Grenzwerte.)  Was bleibt ist also bestenfalls, dass
durch die 30 K höhere Verarbeitungstemperatur das Flussmittel schneller
verdampft.  Allerdings arbeite ich mit meiner aktuellen Lötstation
bleifrei wieder bei der gleichen Temperatur wie mit der vorigen mit
bleihaltigem Lot …

von c.m. (Gast)


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Loetspitz schrieb:
> Bleidampf gibts aber erst ab ~ 1750 °C.
> Ansonsten,
>
> Bromwasserstoff
> Bleioxid
> Chlorwasserstoff
> Formaldehyd
> Hydrazin
> Kolophonium
> Zinn-Verbindungen

brom, cadmium - das ganze programm!

von 900ss (900ss)


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Jörg W. schrieb:
> Allerdings arbeite ich mit meiner aktuellen Lötstation bleifrei wieder
> bei der gleichen Temperatur wie mit der vorigen mit bleihaltigem Lot …

Hallo Jörg,

welches Lot und welche Lötstation und welche Temperatur nimmst du zum 
löten?

Gruß
900ss

von lalala (Gast)


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Beim bleifreien ist es halt wichtig (um Probleme mit dem Blei zu 
vermeiden) sich nach dem löten die Hände zu waschen. Ansonsten wird man 
halt mit dem nächsten Sandwich etwas weniger klug.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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900ss D. schrieb:
> welches Lot und welche Lötstation und welche Temperatur nimmst du zum
> löten?

Station: die „billige“ JBC (Analog, „Weidinger Edition“), Lot
Felder 100Ni+, weil ich noch so viel habe, dass ich noch keinen
Bedarf hatte, Amasan BF32-3 stattdessen zu kaufen. ;-)

Ich habe auch noch 'ne Rolle „klassisches“ SAC-Lot (1. Generation
bleifrei) mit etwas dickerem Durchmesser, welches ich für grobere
Arbeiten mit aufbrauche (Zusammenlöten von FR4-Gestellen oder sowas).
Natürlich habe ich auch noch hinreichende Mengen bleihaltigen Lots,
verspüre aber mittlerweile keinerlei Bedürfnis danach, das noch zu
benutzen.  Das liegt einfach im Schrank, und meine Erben werden's wohl
mal als Sondermüll entsorgen müssen irgendwann.

von 900ss (900ss)


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Danke Jörg,  bei welcher Temperatur nutzt du das Lot? Hast du Erfahrung 
mit dem Amasan, ist es besser als das von dir erwähnte Felder.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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900ss D. schrieb:
> bei welcher Temperatur nutzt du das Lot?

Normalerweise 320 °C.  Wenn ich etwas sehr wärmeabführendes habe,
drehe ich auch mal auf 350 °C.

> Hast du Erfahrung mit dem
> Amasan, ist es besser als das von dir erwähnte Felder.

Ich habe es in den Fingern gehabt, aber nur eine kleine Menge.

Ansonsten kennst du ja den Vergleichs-Thread zwischen beiden sicher.

von 900ss (900ss)


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Jörg W. schrieb:
> Ansonsten kennst du ja den Vergleichs-Thread zwischen beiden sicher

Nö, aber jetzt, danke für den Pointer. ;-)

320°C ist auch meine "Lieblingstemperatur" beim löten.

von Axel R. (Gast)


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Suchanfragen "amasan" im Forum "+800%", hihi.
Gibt es da eine Statistik am Monatsende, was wie oft gesucht wurde? :)


StromTuner

von Bürovorsteher (Gast)


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Ich schlage mal ganz unverbindlich vor, als Plural verschiedener 
Lötzinnsorten das schöne Wort "Zinnlote" oder einfach nur "Lote" zu 
benutzen.

Zinnen gibt es auf der Wartburg.

von GeraldB (Gast)


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Bronnoysund schrieb:
> michael_ schrieb:
>> Da du Anfänger bist, nimm gutes altes 60/40.
>> Für privat gibt es keine bessere Lösung.
>
> Ziemlich irre, jemanden zu dem giftigen Zeug zu raten.

Rate mal, wo mit die Raumfahrtindustrie noch lötet.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Cyborg schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> Warum?
>
> Wettbewerb. Um Kunden zu gewinnen muss man ...

Autsch. Was ist eigentlich eine rhetorische Frage?


U. M. schrieb:
> ass ein Kupferzusatz die Löslichkeit von Cu im flüssigen Lot
> verringert, ist klar.
> Ich meine aber, dass der Zusatz weniger zum Schutz von Kupferlötspitzen
> hinzugefügt wird ...

> Ich sehe es kritischer, dass sich auch die recht dünne Kupferschicht auf
> Leiterplatten schnell auflösen kann

Im Prinzip ja. Allerdings brät in der Praxis niemand so lange auf einer 
Löstelle herum, daß sich Leiterbahnen tatsächlich auflösen. 3 Posts 
unter deinem ist eine Grafik, die 12.5µm/min für das agressivste Lot 
zeigt. Bei typisch 35µm Schichtdicke kann ich mir kein Szenario 
vorstellen, wo das in der professionellen Praxis ein Problem darstellen 
könnte. Lötspitzen hingegen sind dem flüssigen Zinn auch mal 8h pro 
Arbeitstag ausgesetzt.


c.m. schrieb:
> Michael B. schrieb:
>> Bei bleihaltigem Lot war die 60:40 Legierung klar, und es wurde
>> höchstens etwas Kupfer zum Schutz von Kupferlötspitzen zugegeben.
>
> so klar ist das nicht. das eutektikum blei/zinn ist 63/37, trotzdem
> findet man vor allem 60/40 - gibts da einen speziellen grund?

Keinen wirklich speziellen. Aber einerseits ist Zinn deutlich teurer als 
Blei. Und andererseits nimmt die praktische Eignung des Lots knapp neben 
dem Eutektikum nicht so steil ab, wie man vielleicht vermuten würde.

Dazu kommt noch, daß sowohl Blei als auch (insbesondere) Zinn in der 
Natur nicht rein vorkommen, sondern mit Wismut, Silber, Zink u.a. 
vergesellschaftet (vulgo: verunreinigt) sind. Für technische Zwecke wäre 
es viel zu teuer, das Zinn erst aufwendig zu reinigen. Man wird also 
einen gewissen Anteil Fremdelemente in der Legierung haben. Und die 
verschieben das Eutektikum von sich aus schon vom 63:37 Verhältnis.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Axel S. schrieb:
>> o klar ist das nicht. das eutektikum blei/zinn ist 63/37, trotzdem
>> findet man vor allem 60/40 - gibts da einen speziellen grund?
>
> Keinen wirklich speziellen.

Doch doch, wurde schon genannt (und uns auch so in den Vorlesungen
in Technologie erklärt): die schlagartige Erstarrung der eutektischen
Mischung ist nicht gewünscht, da sie zu einem höheren Ausfallrisiko
der Lötstelle führt.  Daher geht (ging) man geringfügig vom Eutektikum
weg.

von 60/40 (Gast)


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"Rate mal, wo mit die Raumfahrtindustrie noch lötet."

und Die Luftfahrtindustrie, die Medizinindustrie und die 
Kriegsindustrie..
Immer da wo es wichtig wird..

Das war jetzt kein Zynismus.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Könnt ihr mal wieder mit den ollen Kamellen aufhören?  Man kann die
Leier mittlerweile nicht mehr hören.  Wahrscheinlich werden sie das
noch 30 Jahre erzählen, nachdem all diese Leute schon lange bleifrei
löten …

von Carsten S. (dg3ycs)


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60/40 schrieb:
> und Die Luftfahrtindustrie, die Medizinindustrie und die
> Kriegsindustrie..
> Immer da wo es wichtig wird..

kleine Korrektur: In der Medizintechnik ist die "gute Zeit" fürs 
händische Löten leider auch seit Juli 2014 endgültig vorbei.

Seit dem darf auch im Medizinbereich blei (inkl. bleihaltiges Lot) nur 
noch für einige wenige konkret genannte Anwendungszwecke benutzt werden.

Als Lot z.B. in tragbaren Defibrillatoren-
Es hat sich aber in den letzten Jahren auch schon einiges getan. Wenn 
ich an die ersten Bleifrei-Lote denke, das war ja eine Katastrophe. 
Dagegen sind die mordernen Lote schon um Welten besser.
Allerdings ist ein gutes SnPb Lot immer noch ungeschlagen.
Sowohl im Handling als auch in der Haltbarkeit der Lötstellen unter 
widerigen Bedingungen... (Umwelteinflüsse wie Erschütterungen)
Daher ja auch die Ausnahme für Defis als eines von ganz wenigen Geräten.
Ein selten genutztes Gerät, oft auf Rettungswagen und Co. einige Stunden 
am Tag, sieben Tage die Woche Erschütterungen ausgesetzt.
Aber die korrekte Funktion entscheidet im Bedarfsfall zwischen Leben und 
Tod. Da muss man einfach JEDE Möglichkeit zur Ausfallminimierung nutzen. 
Auch wenn der Unterschied zwischen einer ordentlichen bleifreien und 
ordentlichen bleihaltigen Lötstelle INZWISCHEN schon sehr klein ist.
(Aber er ist halt noch da)

Jörg W. schrieb:
> Ansonsten habe ich mir gerade mal die Sicherheitsdatenblätter von
> zwei Felder-Lötzinnen mit und ohne Blei angesehen: bezüglich des
> Flussmittelanteils gibt's da keinen Unterschied.  In beiden wird auf
> < 1 % Kolophonium verwiesen.  (Logischerweise gibt's beim bleihaltigen
> entsprechende Hinweise auf die Giftigkeit des Bleis sowie die
> einzuhaltenden Grenzwerte.)  Was bleibt ist also bestenfalls, dass
> durch die 30 K höhere Verarbeitungstemperatur das Flussmittel schneller
> verdampft.

Es KANN zwar tatschlich dassselbe Flussmittel zur Anwendung kommen, 
allerdings ja nicht bei denselben Bedingungen!
Du schreibst ja selber schon von der höheren Löttemperatur.
Diese 30k (und mehr) zusätzlich bewirken aber nicht nur ein schnelleres 
Verdampfen sondern sie verändern auch die Zusammensetzung des 
Flussmitteldampfes.
Bei Kolophonium entsteht ja durch Zersetzung eine geringe Menge 
Formaldehyd. Und je heißer die Löttemperatur um so massiver das 
Entstehen von Formaldehyd!
(Vergleichbar mit dem entstehen von Acrylamid bei Pommes und 
Kartoffelchips. Hängt (unter anderem) auch von der Temperatur des 
Frittierfetts ab)

Selbes Flussmittel bedeutet also noch lange nicht gleiche 
Schadstoffmenge!

Bronnoysund schrieb:
> Ziemlich irre, jemanden zu dem giftigen Zeug zu raten. Tankst du auch
> noch verbleites Benzin? Kommt dein Trinkwasser auch noch aus Bleirohren?
> Isst du Arsen als Medikament? Verwendest du Quecksilber als
> Hauteinreibemittel? Praktizierst du bei Krankheiten den Aderlass?
>
> Wenn nein - warum nicht?

Ich bin zwar nicht der Angesprochene, aber ich kann ja trotzdem mal 
Antworten.
> Tankst du auch noch verbleites Benzin?
Nein, ich fahre Diesel... Mit VW Mogelmotor...
Davon abgesehen kommen heutige Benzinmotoren absolut ohne Bleizusätze 
aus, die Katalysatoren vertragen das bekanntermaßen gar nicht.

Natürlich ist hoffentlich unstrittig das die (weitestgehende!) 
Verbannung des TEL  - einer organischen Bleiverbindung- aus dem 
Kraftstoff für den Masseneinsatz völlig richtig war, denn diese 
organische Bleiverbindung wurde ja nachgewiesendermaßen in die Atemluft 
abgeblasen und wurde dann über die Lunge noch besser aufgenommen als das 
gedigende Blei...
-> Ja, das Einatmen von Blei - insbesondere aber organischen 
Bleiverbindungen- ist der Gesundheit abträglich!
Das sollte man vermeiden!

>Kommt dein Trinkwasser auch noch aus Bleirohren?
Mindestens zwei Gebäude in denen ich mich häufiger Aufhalte (und auch 
mal einen Kaffee trinke) haben zumindest im Kellerbereich noch 
Bleirohre...
MAche mir deswegen aber keine Sorgen, denn das ist alles passiviert!
Die Bleirohre wurden für Neuinstallationen (schon vor langer Zeit) 
deshalb verboten weil es bei leichten PH Verschiebungen usw. des 
Trinkwassers vorkommen kann das geringste Bleimengen ins Wasser 
übegehen.
Selbst bei ettlichen hundert Metern Rohrlänge imer noch so wenig das ein 
paar (oder auch ein paar mehr...) Liter im Monat trotzdem absolut 
unbedenklich sind. Aber da Blei nur sehr sehr langsam ausgeschieden wird 
sieht die Sache dann anders aus wenn man diese Bleimenge plötzlich bei 
jedem Schluck Wasser -egal wo- jeden Tag und über Jahre aufnehmen würde.
Die Menge macht hier die Gefahr...

> Isst du Arsen als Medikament?
> Verwendest du Quecksilber als Hauteinreibemittel?
> Praktizierst du bei Krankheiten den Aderlass?

Nein, Nein und Nein.
Einfach weil es nicht nur schädliche Nebenwirkungen gibt (die haben 
moderne Medikamente ja auch zu genüge) sondern weil es besser wirkende 
(bzw. Überhaupt wirkende) moderne Mittel für diesen Einsatzzweck gibt 
die auch noch weit besser verträglich sind. In jeder Hinsicht überlegen!

Also können wir zusammenfassen:
Es ist verdammt schlecht Blei einzuatmen oder mit Blei versetztes Wasser 
zu trinken. JA, ich vermute einfach mal essen sollte man es auch nicht.
Daher ist es in der Tat ratsam beim Löten mit der Temperatur etwas 
unterhalb der 1750°C zu bleiben. Zudem sollte man die Lotstange nicht 
zum Kaffeeumrühren verwenden und Lotpaste als Brotaufstrich könnte auch 
eine schlechte Idee sein...
Sind wir uns da dann in etwa einig?

(Aber ohne Scheiß: Nach dem arbeiten mit Bleilot - besonders nach 
längerem Arbeiten- sollte man auf jeden Fall die Hände waschen bevor man 
anderes macht. Die Rückstände an den Händen sind winzig und für jemanden 
der alle paar wochen mal lötet vermutlich auch Unkritisch. Aber wenn man 
häufig bastelt oder gar beruflich regelmäßig lötet kann sich das 
summieren...)

Wenn man aber diese eine Bedingung -"Hände im Anschluss waschen"- 
beachtet, dann bietet Bleizinn gegenüber dem Bleifreien noch deutliche 
Vorteile:
- Einfacher zu Verarbeiten!
- Längere Standzeit der Lötspitze!
- Weniger krebserregende Zersetzungsprodukte im Lötdampf!
- Fehlstellen deutlich besser zu erkennen
- Viel toleranter bei "suboptimaler" Oberflächengüte der zu verbindenen 
Teile (Bauteilanschluss und Platinenoberfläche)
- Da nicht so heiß gelötet werden muss hat ein Lötanfänger viel Länger 
ZEit bevor das Bauteil oder die Platine schaden nimmt
- Und nicht zuletzt: Erheblich Billiger!

Gruß
Carsten

B.T.W: Es gibt aber in der Tat einen Anwendungsfall wo ich auch als 
Hobbyist bleihaltiges Lot nur mit Vorsicht empfehle und es selber 
beruflich (Prototypenbestückung) sowie privat nur in besonderen Fällen 
einsetze!
Das ist SMD Bestückung mit bleihaltiger Lotpaste!
Je feiner die Lotpaste um so kritischer!

Beim Lotdraht reicht einfaches Händewaschen nach dem Arbeiten aus um 
jegliche biologisch relevante Bleiaufnahme ganz sicher auszuschließen!
Bei feiner Lotpaste muss aber allerhöchste Sorgfalt herschen und alle 
mit der Lotpaste in Kontakt gekommenen Stellen entweder über die 
Schmelztemperatur der Lotpaste erhitzt werden oder sehr sorgfältig 
gereinigt werden. Erst recht Arbeitstische oder Kleidung wo was 
draufgetropft ist.
Denn wenn die aushärtet (das Flussmittel eintrocknet) bröckeln die 
wirklich sehr feinen Lötzinnkügelchen langsam ab und verteilen sich 
wirklich überall. Wenn man da nicht sehr gründlich aufpasst lässt sich 
dann nicht vermeiden das man da eine gewisse Bleimenge unbemerkt 
aufnimmt.
Als Einzelereignis zwar auch eher nicht kritisch, aber mehrmals im 
Jahr...

Daher ziehe ich als Lotdraht das althergebrache SnPb eindeutig vor, Beim 
REflow-Löten nehme ich SnPb aber nur wenn es wgen der verwendeten 
Bauteile mit bleifrei erheblich kritischer wäre oder ich sogar zwingend 
ein Niedertemperaturlot verwenden muss (SnPbBi)

: Bearbeitet durch User
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