Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik P-Regler Regelabweichung


von Sevn I. (Gast)


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Hallo zusammen,
ich habe ein Verständnisproblem bei dem P-Regler.
Erst einmal die Aufgabe:
Ich habe 2 Motoren, der eine (M1) schafft 4500/min und der andere (M2) 
5000/min. Von dem Motor M1 wird die Frequenz gemessen und stellt bei der 
Regelung die Führungsgröße dar. Der Motor M2 soll über ein PWM Signal so 
angesteuert werden, dass er die selbe Anzahl U/min besitzt wie der Motor 
M1. Dazu wird von dem Motor M2 auch die Frequenz gemessen (Regegröße). 
Die Regelung soll auf einem beliebigen Mikrocontroller implementiert 
werden.

Die Messung steht bereits und stellte noch kein Problem dar.
Ich bekomme bei meiner P-Regelung, desto kleiner die Regelabweichung, 
niedrige PWM-Tastverhältnisse heraus. Als Bsp. kann man sich bei der 
Regelabweichung von 100us ein Tastverhältnis von 1% vorstellen, obwohl 
sich der Motor mit annähernd voller Geschwindigkeit(4500 U/min) drehen 
müsste.
Ist dieses Verhalten normal, da sich dabei die Regelabweichung wieder 
vergrößert und dabei dann wieder größere Tastverhältnisse angenommen 
werden?

von Reinhard #. (gruebler)


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P-Regler haben Systembedingt IMMER eine
bleibende Regelabweichung. Deine beiden
Motoren werden mit einem einfachen P-Regler
also nie synchron laufen.

Beispiel mit Annahme:
Beide Motoren laufen (wo möglich
noch unter Last) genau gleich schnell.
Dann ist die Regelabweichung Null und
damit die Stellgröße des P-Reglers auch Null.
Deine PWM hätte dann 0% und M2 bekommt keine
Spannung.
Das ist aber ein Wiederspruch!

Was du brauchst ist wenigstens ein PI-Regler.

: Bearbeitet durch User
von Stm M. (stmfresser)


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Im Idealfall, wenn die Strecke vollständig identifiziert ist, kannst du 
gern den P Regler nehmen, ist auch schneller als PI. In der Praxis wird 
immer ein PI Regler plus I Begrenzer eingesetzt.

von Sevn I. (Gast)


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Also das bedeutet für mich, je kleiner die Regelabweichung wird, desto 
kleiner wird mein PWM-Signal?

Das mti dem PI-Regler sehe ich mir sofort an :) danke vielmahls an 
dieser stelle.

von fop (Gast)


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Ne, das bedeutet, Du hast im eingeschwungenen Zustand immer so viel 
Regelabweichung, dass sich noch ein sinnvolles PWM Signal ergibt. Wenn 
Du versuchst, den P-Anteil stark zu erhöhen, so dass bei möglichst 
kleiner Regelabweichung das richtige Tastverhältnis heraus kommt, wird 
der Regler anfangen zu Schwingen.

von Joachim B. (jar)


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ich habe es so gelernt,

der P-Regler lebt von der Regelabweichung, diese kann nur NULL sein bei 
unendlicher Verstärkung, nur schwingt dann der Regler und ist somit 
nicht nutzbar.

Du hast es ja gemerkt, Abweichung Null, keine Führungsgröße mehr.

von Karl (Gast)


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Ja. Größere Abweichung -> Größere Stellgröße
Wenn du nur 1 % PWM brauchst um die gewünschte Drehzahl zu erreichen ist 
alles gut. Wenn Du mehr brauchst wird sich automatisch eine größere 
Regelabweishung einstellen.

Da Du dich über das eigentliche Vorhaben ausschweigst: Wenn Du schon 
beide Motoren steuern und Messen lassen, warum nicht beide regeln an 
Hand eines Sollwerts?

von Karl (Gast)


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Reinhard #. schrieb:
> P-Regler haben Systembedingt IMMER eine
> bleibende Regelabweichung.

Das stimmt so nicht. Wenn z.B. die Strecke integrierend ist, kann man 
auch mit einem P-Regler 0 Regelabweichung erhalten. Tägliche Anwendung 
bei Kaskadenregelungen, wenn die äußeren Regler nur als P oder PD 
ausgeführt sind und die inneren (oft PI) einen integrierenden Charakter 
erzeugen.

@OP: Was soll es werden? Ein Roboter der geradeaus fährt? Dann führt 
eine Drezhalregelung nicht zum Ziel! Du brauchst eine Lageregelung.

von Witkatz :. (wit)


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Stm M. schrieb:
> In der Praxis wird
> immer ein PI Regler plus I Begrenzer eingesetzt.

Im praxistauglichen Antriebsregler wird der Stellwert aus der 
Vorsteuerung und additiv der Reglerausgabe gebildet.

von Amateur (Gast)


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Das A&O bei einer proportionalen Regelung ist der 
Proportionalitätsfaktor bzw. die Verstärkung.
Die Theorie sagt hierzu ganz einfach: Fast keine Abweichung, fast keine 
Korrektur. Oder anders ausgedrückt: Synchronität (Gleichheit) ist nicht 
erreichbar.
Auch wenn er nur sehr schwach sein sollte: Ein kleiner, integraler 
Faktor, kann hier "Wunder" bewirken.

von hartmut (Gast)


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Sven,

ja, ein P-Regler hat immer dann eine Regelabweichung, wenn die 
Stellgrösse im eingeschwungenen Zustand nicht gleich Null ist. Wenn sie 
aber gleich Null ist, dann gibt's auch keine Regelabweichung.

Also: Berechne aus den Ist-Drehzahlen der beiden Motoren die 
Drehzahl-Differenz und verwende sie als Ist-Wert für einen P-Regler. 
Sollwert ist Null. Dann lässt der die beiden Motoren wunderbar synchron 
laufen.

Ciao, Hartmut

von Falk B. (falk)


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@hartmut (Gast)

>Also: Berechne aus den Ist-Drehzahlen der beiden Motoren die
>Drehzahl-Differenz und verwende sie als Ist-Wert für einen P-Regler.
>Sollwert ist Null. Dann lässt der die beiden Motoren wunderbar synchron
>laufen.

Naja, nicht wirklich. Wenn man Motoren WIRKLICH syncron laufen lassen 
will, nimmt man eine PLL. Dann kann man sogar die Phasenlage regeln.

von A. S. (Gast)


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Ich denke, Du solltest Deine Realisierung mal beschreiben:

Sevn I. schrieb:
> Ich habe 2 Motoren, der eine (M1) schafft 4500/min und der andere (M2)
> 5000/min. Von dem Motor M1 wird die Frequenz gemessen und stellt bei der
> Regelung die Führungsgröße dar.

Also fsoll=4.500/min, du bekommst vermutlich ein Signal je Umdrehung, 
also alle t=13.3ms.

Der andere Motor steht (t = unendlich oder z.b. 1000000ms als 
maximalwert).

Wie errechnet sich Deine PWM?

Die Aufgabe macht so irgendwie keinen Sinn. Ein P-Regler sollte eine 
Ist-Abweichung ausgleichen, aber in der Mitte des Regelbereichs, 
keinen Absolutwert stellen.  Also z.B.

Vorgabe PWM=50% für Sollwert 4500/min

und dann für jede 100/min mehr die PWM um 1% reduzieren und vice versa.

Oder bei einer Heizung: Durchfluss 0%@>25°, 100%@<15° wenn der Sollwert 
bei 20°liegt.

Aber nicht bei dem Motor: PWM = (fsoll-fist)/5000

von Stm M. (stmfresser)


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Witkatz :. schrieb:
> Stm M. schrieb:
>> In der Praxis wird
>> immer ein PI Regler plus I Begrenzer eingesetzt.
>
> Im praxistauglichen Antriebsregler wird der Stellwert aus der
> Vorsteuerung und additiv der Reglerausgabe gebildet.

es geht ja nicht um Steuerung sondern Regelung

von Jan K. (jan_k)


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Stm M. schrieb:
> Witkatz :. schrieb:
>> Stm M. schrieb:
>>> In der Praxis wird
>>> immer ein PI Regler plus I Begrenzer eingesetzt.
>>
>> Im praxistauglichen Antriebsregler wird der Stellwert aus der
>> Vorsteuerung und additiv der Reglerausgabe gebildet.
>
> es geht ja nicht um Steuerung sondern Regelung

Aber eigentlich macht man genau das: Der Regler ist für die 
Regelabweichung. Das eigentliche Kommando "fahre auf N u/min oder 
Position x" kommt nicht vom Regler, sondern von einem groben 
Zusammenhang (Modell) deiner Soll- und Ausgangsgröße. Wenn wir also 
wissen, dass der Motor ohne Last bei 50 % PWM ca. 100 u/min macht, und 
man 100 u/min fahren möchte, packt man eben schonmal als Vorsteuerung 
die 50 % pwm drauf. Dreht der Motor jetzt aber auf Grund einer Last o.ä. 
nicht genau 100 u/min, kommt der Regler ins Spiel. Und der packt eben 
dann abhängig vom Proportionalwert und dem Vorzeichen des Fehlers noch 
ein bisschen mehr oder weniger PWM % drauf.

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