Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Vertiefungsrichtung ET Studium


von Johnny W. (Gast)


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Hallo!
Ich gehe mal davon aus, dass viele hier ein ET-Studium (Uni) hinter sich 
haben. Ich bin ET-Student am Ende des Grundstudiums und gerade dabei, 
mich für eine Vertiefungsrichtung zu entscheiden. Zur Auswahl an meiner 
Uni stehen:

Informationstechnik
Mikroelektronik
Geräte-, Mikro- und Medizintechnik
Elektroenergietechnik
Automatisierungs-, Mess- und Regelungstechnik

Ich bin seit jungem Teenager-Alter Bastler, mache nebenberuflich auch 
Software (was ich später beruflich aber eigentlich weniger oft machen 
möchte) und bin eigentlich an allen Richtungen interessiert.
Wie war Eure Erfahrung, könnt ihr mir von dem ein oder anderem abraten 
oder besonders empfehlen?
Auch im "Lastenheft": Es sollte nicht übermäßig viel Mathe erforderlich 
sein. Ich denke gerade AMR wäre da besonders unpassend?!

Freue mich über Eure Antworten!

Johnny W.

von Berufsrevolutionär (Gast)


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Johnny W. schrieb:

> Informationstechnik
> Mikroelektronik
> Geräte-, Mikro- und Medizintechnik
> Elektroenergietechnik
> Automatisierungs-, Mess- und Regelungstechnik

> Auch im "Lastenheft": Es sollte nicht übermäßig viel Mathe erforderlich
> sein. Ich denke gerade AMR wäre da besonders unpassend?!

Nee, AMR ist eher normal bzgl der Matheansprüche, knifflig wirds bei 
Feldberechnungen, die können bei der Elektroenergietechnik und 
Nachrichtentechnik verstärkt drohen. Geräte- und Medizintechnik hat eher 
wenig Mathe, allerdings engt so ein Studium schnell auf die 
Medizintechnikbranche und ähnliche "Nischensparten" ein. Studier 
Informationstechnik, da kannst du auch im Automobil und sonstwo 
einsteigen.

von Tipp (Gast)


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Würde auch sagen, dass du mit Informationstechnik in die meisten 
Branchen nach dem Studium gehen kannst Die Wahrscheinlichkeit, nur 
Software zu schreiben, ist aber recht hoch.

Bei mir an der Uni haben seeehr viele Energietechnik gemacht. Ich hatte 
das Gefühl, dass es bei weitem nicht so viele Jobs in dem Bereich gab.

Bei Mikro kommt es darauf ob es nur Reinraumsachen beinhaltet (HL 
Technologie) oder auch mehr. Nur Reinraumsachen führen dazu, dass man 
seeeehr spezilisiert ist.

Von sehr spezifischen Master Programmen halte ich nicht viel, daher 
würde fur mich die Medizinsparte wegfallen.

Regelungstechnik hat sicherlich auch einen hohen Software Anteil später 
im Beruf, jedoch ist vieles Simulation.

von Robin S. (der_r)


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Die Aussage bezüglich weniger oder mehr Mathe würde ich so nicht teilen. 
Ich habe ET/Automation studiert, und im Grundstudium die gleichen 
Vorlesungen und Inhalte wie ein Elektroniker oder Nachrichtentechniker 
gehabt. Und zwar wirklich exakt gleich.

Einziger Unterschied: Ich hatte keine HF-Technik, dafür mehrere Semester 
vertiefte Regelungstechnik (Mehrgrößen, Zustandsraum,... kurz: würg). 
Was davon jetzt "leichter" ist, sei mal dahingestellt, schaffbar ist es 
mit dem Willen aber locker.

Sprich: Der Unterschied liegt nur im Detail. 70% des Studiums sind 
sowieso identisch. Und nachher fragt auch kein Arbeitgeber mehr nach 
deiner Vertiefungsrichtung, auch wenn das manche hier vielleicht anders 
sehen. Mit "keiner" meine ich zumindest die großen Arbeitgeber hier in 
BW, sprich Bosch, Siemens, Daimler, Porsche... dort interessiert viel 
mehr, wie sehr du dich wirklich interessierst.

Ich kenne niemanden, der auch nur nach seiner Vertiefung gefragt wurde. 
Und nach ein, zwei Jahren im Beruf ist es sowieso komplett vergessen.

Daher mein Rat: Schau dir die Fächer an und nimm das, wo dich die 
Vertiefungen mehr ansprechen.


Übrigens: Dass die Automobilbranche quasi keine Informationstechniker 
als kooperative oder duale Studenten einstellt, ist Fakt. Was nicht 
heißt, dass man dort nicht rein kommt, keineswegs. Trotzdem halte ich es 
für seltsam, sowas zu behaupten. Dort liegt der Fokus bei den eigenen 
Studenten ganz klar auf Automation (RT ist ein großer Baustein eines 
Autos), Elektronik und Nachrichtentechnik (man denke nur an 
Radarsensorik, Ultraschall, plus vernetzte Autos etc.), aber keine 
Informationstechnik.
Da aber sowieso jeder eine lange Einarbeitung braucht und die gleichen 
Grundlagen hat, ist es in der Praxis auch dort egal.

: Bearbeitet durch User
von Berufsrevolutionär (Gast)


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Robin S. schrieb:

> Übrigens: Dass die Automobilbranche quasi keine Informationstechniker
> als kooperative oder duale Studenten einstellt, ist Fakt. Was nicht
> heißt, dass man dort nicht rein kommt, keineswegs. Trotzdem halte ich es
> für seltsam, sowas zu behaupten. Dort liegt der Fokus bei den eigenen
> Studenten ganz klar auf Automation (RT ist ein großer Baustein eines
> Autos), Elektronik und Nachrichtentechnik (man denke nur an
> Radarsensorik, Ultraschall, plus vernetzte Autos etc.), aber keine
> Informationstechnik.

Mit Automotive meinte ich nicht nur die Hersteller sondern auch 
Zulieferer wie Bosch, Harmann-Becker und Co. Und dort sind aus eigenen 
Erfahrung sehr viele Informationstechniker beschäftigt, als Entwickler 
von Navisystemen, Car-Infotainment-Hardware etc.
BTW: Was verstehts du unter einem Informationstechniker? 
PC-Netzwerk-Strippenzieher? Das ist ein Dipl-Ing ET mit Vertiefung 
Informationstechnik eher nicht. Embedded-Hardware-Emtickler trifft es da 
schon eher, und von embedded elektronik hat ein Fahrzeug 'ne ganze 
Menge.

von IoT-Fan (Gast)


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Berufsrevolutionär schrieb:
> Mit Automotive meinte ich nicht nur die Hersteller sondern auch
> Zulieferer wie Bosch, Harmann-Becker und Co. Und dort sind aus eigenen
> Erfahrung sehr viele Informationstechniker beschäftigt, als Entwickler
> von Navisystemen, Car-Infotainment-Hardware etc.  BTW:

Und da die Autos so langsam ihren Weg in das IoT finden, braucht man 
zunehmend auch Entwickler mit Frontend-Kenntnissen.

von Stm M. (stmfresser)


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Johnny W. schrieb:
> Informationstechnik
> Mikroelektronik
> Geräte-, Mikro- und Medizintechnik
> Elektroenergietechnik
> Automatisierungs-, Mess- und Regelungstechnik

Schaut nach meiner Uni aus. Ich habe an der TUD studiert und zwar mich 
in AMR vertieft.

> Auch im "Lastenheft": Es sollte nicht übermäßig viel Mathe erforderlich
> sein. Ich denke gerade AMR wäre da besonders unpassend?!

Du hast vom Anfang an den falschen Studiengang ausgesucht, wenn du vor 
Mathe Angst hast.

von Antwort einen Klick entfernt (Gast)


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Was kannst du gut und womit machst dus dir nur unnötig schwer?

Für mich waren damals Leistungselektronik und zwei spezifische Profs 
ausgeschlossen, Vertiefung dann entsprechend gewählt. Hat sehr gut 
funktioniert, insb. wenn ich mir anschau, wie sich da einige gequält 
haben nur weil sie unbedingt Medizintechnik machen wollten ;).

von Sergej M. (Gast)


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Und bist du im Nachhinein zufrieden mit der Wahl von AMR? Job gefunden?

von Student (Gast)


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In welchen Bereichen arbeiten Ingenieure mit Fachrichtung 
Informationstechnik? Bildet die Informationstechnik die Brücke zwischen 
E-Technik und Informatik?

Danke für jeden Ratschlag.

von SWKnecht (Gast)


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Egal, für was du dich entscheidest: bau deine Kenntnisse im Bereich der 
SW Entwicklung aus! Dann bist du der Einäugige unter den Blinden.

Das sagt einer, der als SW-Entwickler in einem dieser typischen 
Stahl&Eisen Unternehmen tätig ist. Was dort von den Kollegen aus dem 
Maschinenbau, der Regelungs- oder oder Elektrotechnik an Software 
abgeliefert wurde ist so grausam, dass daran die gesamte Entwicklung 
krankt! Es kracht deswegen mittlerweile an allen Ecken und Enden.

Offensichtlich lehrt man an den Hochschulen in diesen Bereichen nicht 
mal die Grundlagen der SW Entwicklung. Später wird man aber nicht 
drumherum kommen ein paar Zeilen Code zu produzieren. Und dann geht es 
los: OOP - steht wofür? Java? Die Insel? C#? Schon mal gehört!

Dann machen die das halt in Matlab! Hat man in der Entwicklung oft 
sowieso - alles prozedural hingepfuscht und alles schrott. Hauptsache es 
funktioniert ertmal und nach ihnen die Sintflut!
Man muß halt nur rechtzeitg kündigen oder nach oben Fallen, bevor die 
Scheiße den Ventilator trifft.

von Student (Gast)


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Ich denke über einen Studiengangwechsel zur Informatik nach. Wie viel 
haben Ingenieure mit Fachrichtung Informationstechnik mit Software 
zutun? Embedded-Linux? BSP-Entwicklung? Oder nur einfachere 
Embedded-Devices mit uC?

von Andreas (Gast)


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Meine Studienkollegen aus der Informationstechnik machen jetzt 
FPGA-Entwicklung, Signalverarbeitung, Machine Learning, elektronisches 
Geld.

von Der Andere (Gast)


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SWKnecht schrieb:
> Was dort von den Kollegen aus dem
> Maschinenbau, der Regelungs- oder oder Elektrotechnik an Software
> abgeliefert wurde ist so grausam, dass daran die gesamte Entwicklung
> krankt!

Kann ich gegenhalten:
Was hier Informatiker einen Schwachsinn an Software abliefern ist 
grausam. Jede Woche ein neues Toolkit, funktionale Programmierung zum 
Abwinken, nur selbstverliebtes Zeug ohne Bezug zu den eigentlichen 
Problemen der Kunden.

Und sowas von schweinelangsam, weil zwar 95% Testabgedeckt, aber noch 
nie was davon gehört intelligent Indices in der Datenbank zu machen. 
Warum auch, das muss alles das DB-Toolkit "können".

von Johannes (Gast)


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Berufsrevolutionär schrieb:
> Johnny W. schrieb:
>
>
> Nee, AMR ist eher normal bzgl der Matheansprüche, knifflig wirds bei
> Feldberechnungen, die können bei der Elektroenergietechnik und
> Nachrichtentechnik verstärkt drohen. Geräte- und Medizintechnik hat eher
> wenig Mathe, allerdings engt so ein Studium schnell auf die
> Medizintechnikbranche und ähnliche "Nischensparten" ein. Studier
> Informationstechnik, da kannst du auch im Automobil und sonstwo
> einsteigen.

Ich habe Automatisierung gemacht, weil ich so Hochfrequenztechnik 
umgehen konnte. Weil da ja irgendwann Kapazitäten zu Spulen werden und 
vise versa.

von Johannes (Gast)


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Student schrieb:
> In welchen Bereichen arbeiten Ingenieure mit Fachrichtung
> Informationstechnik? Bildet die Informationstechnik die Brücke zwischen
> E-Technik und Informatik?
>
> Danke für jeden Ratschlag.

Brücke ? egal welche Richtung, die beiden Richtungen sind untrennbar 
miteinander verbunden!

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