Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Mittel gegen Elko-Blähungen


von batman (Gast)


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Hi,
ich will noch mal dumm fragen (als ob ich der Erste wäre), gibt es 
einfache Tricks, den geplagten Elkos in Schaltnetzteilen zu einem 
längeren Leben zu verhelfen? Ich meine, speziell bei der Instandsetzung 
(die spontan heute ausgerechnet bei schönem Wetter bei meinem Monitor 
fällig war).

Bessere Kühlung, Lage, ist klar. Die Dinger werden ja anscheinend immer 
nach oben über die Sekundär-Dioden montiert (weils schee mocht?) aber 
man findet meist keinen einen besseren Ersatzplatz mehr und die Drähte 
sollten ja auch nicht viel länger werden.

Ich habe jetzt mal als Verzweiflungstat 100nf Kerkos unter die neuen 
Elkos gelötet. Können die da evt. etwas vom Spitzenstrom ableiten und 
damit die Elkos entlasten oder ist das reiner Aberglaube?

von THOR (Gast)


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Elkos überdimensionieren.

Wenn 1uF 63V 85°C für ne Anwendung reichen, dann hält das Ding 
signifikant länger wenn man stattdessen 1uF (oder 1,5 falls möglich) 
100V 105°C nimmt.

Da gibts auch ein Nomogramm zu aber das find ich so auf die Schnelle 
nicht.

von THOR (Gast)


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Nachtrag: Die 100nF verringern den Ripple durch die Elkos wodurch die 
kühler bleiben. Das bringt etwas, aber nicht allzu viel. Ausser da ist 
extrem viel Ripple, aber dann wären Elkos eh fehl am Platze.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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batman schrieb:
> Ich habe jetzt mal als Verzweiflungstat 100nf Kerkos unter die neuen
> Elkos gelötet.

Das funktioniert bei mir in einem dicken und einem mittleren ATX 
Netzteil  schon seit Jahren so. Ich habe dazu 220nF/50V SMD benutzt, 
weil ich die säckeweise habe.
Mache ich jetzt bei jedem SNT, welches zur Untersuchung da ist.

: Bearbeitet durch User
von Mike J. (linuxmint_user)


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batman schrieb:
> ch habe jetzt mal als Verzweiflungstat 100nf Kerkos unter die neuen
> Elkos gelötet.

Ich habe einige 4.7µF SMD Kerkos genutzt.

Wichtig ist aber auch eine möglichst gute Kühlung, daher hatte ich bei 
meinem  Netzteil einen zweiten Lüfter dort montiert wo sich die Elkos im 
Kabelwald befinden. Dazu habe ich vorher ein viereckiges Loch in die 
Seitenwand des PC-Netzteils des Gehäuses geschnitten und vorher Löcher 
ins Blech gebohrt um den Lüfter montieren zu können.

Es ist aber auch sinnvoll Elkos mit geringem Innenwiderstand (ESR) zu 
nutzen damit sie sich nicht so aufheizen.

von Stephan C. (stephan_c)


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Also wenn du z.B. bei Digikey guckst, dann sind die benötigten Kenndaten 
eines Elkos dort zum größten Teil aufgelistet:

- Spannungsfestigkeit ( immer mindestens doppelt so groß wie die 
anliegende Spannung)

- Lebensdauer @ Temperatur ( > 5000h @ 105°C )

- Ripplestromfestigkeit möglichst hoch

- ESR möglichst klein


Je nachdem, wie hoch die Spannungsfestigkeit sein soll, kann man auch 
von einem normalen Elko auf einen Polymer-Kondensator oder einen 
Hybriden umsteigen.

von Meier (Gast)


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Mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt. Im Betrieb und bei mir zuhause 
die Monitore hatte ich alle schon auf dem Tisch. Wenn man die passenden 
Elkos schon auf Lager hat sind die meistens schnell eingebaut. Ich sag 
mal einen Arbeitstag alle 3 Jahre und alle sind wieder Frisch. Das 
gehört ja schon irgendwie zum normalen Wartungsplan wie Fett an die 
Maschinen :P

von Harald W. (wilhelms)


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batman schrieb:

> ich will noch mal dumm fragen (als ob ich der Erste wäre), gibt es
> einfache Tricks, den geplagten Elkos in Schaltnetzteilen zu einem
> längeren Leben zu verhelfen?

Kühlen.

von THOR (Gast)


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Harald W. schrieb:
> batman schrieb:
>
>> ich will noch mal dumm fragen (als ob ich der Erste wäre), gibt es
>> einfache Tricks, den geplagten Elkos in Schaltnetzteilen zu einem
>> längeren Leben zu verhelfen?
>
> Kühlen.

Macht in KFZ niemand und da hält das auch 20 Jahre. Wenn man robuste 
Schaltungsauslegung beherrscht, braucht man Kühlung nur noch wenn 
Bauteile klar an ihre Temperaturgrenzen kommen.

Gefragt war auch nach "einfachen Tricks". Kühlung ist generell eher 
aufwändig statt einfach, vor allem bei gegebenem Gehäuse und Einbauort.

von voltwide (Gast)


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THOR schrieb:
> Nachtrag: Die 100nF verringern den Ripple durch die Elkos wodurch die
> kühler bleiben. Das bringt etwas, aber nicht allzu viel.

100nF haben bei 50kHz eine Impedanz von rund 30 Ohm. Kannst Du also als 
Stromentlastung für einen Elko getrost vergessen. Bei 4,7uF MLCC mag das 
schon etwas anders aussehen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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voltwide schrieb:
> 100nF haben bei 50kHz eine Impedanz von rund 30 Ohm.

Das ist aber nur die Grundfrequenz. Da Schaltnetzteile in den seltensten 
Fällen mit Sinusschwingungen laufen, ist eben das Hauptproblem der 
Rechteck, d.h. die Oberwellen des 50kHz Rechteck. Bei 500kHz sinds also 
nur noch 3 Ohm. Gerade die Induktivität von Elkos steigt da an, so das 
der 100nF doppelt wirkt - Verrunden und abfangen.

von Stefan F. (Gast)


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Bei allen elektronischen Geräten ist Kühlung des beste Mittel, die 
lebensdauer zu erhöhen.

Dazu gehört:
- Ausreichender Abstand zwischen Geräten (in den Bedienungsanleitungen 
werden meistens konkrete Zentimeter empfohlen)
- keine direkte Sonneneinstrahlung
- Geräte nicht vor den Heizkörper aufstellen
- Kabelnetzteile von Laptops aufhängen statt auf den Teppich zu legen
- LED's nicht in geschlossenen Lampenschirmen verwenden, vorzugweise 
oben und unten offene verwenden
- Laptops niemals auf Kissen, Schoß (ohne feste Unterlage) oder 
Tischdecken benutzen
- Möglichst luftige Möbel verwenden (Regale)

Wenn du überhitzte Kondensatoren auswechselst, dann kaufe als Ersatz 
immer welche mit möglichst hoher Temperaturfestigkeit. Elkos mit 
niedrigem ESR Wert sind diesbezüglich vorteilhaft, aber sie eignen sich 
nicht für jede Schaltung and jeder Stelle.

von Mike J. (linuxmint_user)


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Matthias S. schrieb:
> Da Schaltnetzteile in den seltensten
> Fällen mit Sinusschwingungen laufen

Werden immer noch keine Resonanzwandler in den aktuellen PC-Netzteilen 
eingesetzt?

Interessant war ein PC-Netzteil welches 12V hergestellt hat und daraus 
dann mit StepDown-Reglern 3.3V , 5V usw. hergestellt.

Der CPU und die Grafikkarte als Hauptverbraucher ziehen ja nur noch 12V, 
die Festplatte auch noch 5V und Teile auf dem Mainboard brauchen die 
3.3V und 5V auch noch.

von batman (Gast)


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Ja, was man da zerbeult rauszieht, sind meist schon 105°-Typen. Aber ich 
glaube schon, daß die Hitze von außen sehr viel ausmacht. Man hat ja 
auch kaputte in 50Hz-Netzteilen, da wird die Eigenerwärmung Null sein. 
Und frei stehende im SNT werden selten so heiß wie die über einer 
Hitzequelle montierten. Stimmts?

Es hilft wohl alles nichts, für eine nachhaltige Lösung müssen die Elkos 
von den Hitzequellen weg - also an langen Drähten in eine freie Ecke 
buchsieren. Dann nuß man auch nicht diese Mini-Preßwürste nehmen. Auf 
ein Layout-Design des Geräteherstellers für >2 Jahre Lebensdauer kann 
man wohl nicht mehr hoffen.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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THOR schrieb:
> Harald W. schrieb:
>> batman schrieb:
>>
>>> gibt es
>>> einfache Tricks, den geplagten Elkos in Schaltnetzteilen zu einem
>>> längeren Leben zu verhelfen?
>>
>> Kühlen.
>
> Macht in KFZ niemand und da hält das auch 20 Jahre. Wenn man robuste
> Schaltungsauslegung beherrscht

Wenn die Elkos (reihenweise?) sterben, hat ganz offensichtlich der 
Hersteller eben das nicht beherrscht. Dein "Einwand" ist keiner.

Alles Wesentliche wurde bereits gesagt. Wenn man die Schaltung nicht 
komplett neu designen will, kann man

a) bessere Elkos verwenden
b) die Elkos extra noch kühlen
c) Ripplestrom an den Elkos vorbei leiten

notfalls auch alle 3 Dinge gleichzeitig. Je nachdem wie sehr vorher 
gepfuscht worden ist.

Und nur der Vollständigkeit halber:

d) den Pfusch wegwerfen (vulgo: auf ebay verticken) und sich etwas 
anständiges kaufen.

von batman (Gast)


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Ich wär auch für ein Label "anständig" für Elektrogeräte oder eine 
Kennzeichnungspflicht für "Pfusch" aber leider hats bisher nicht 
geklappt. So muß ich mich denn zähneknirschend mit den 6 Jahren 
wartungsfreie Laufzeit des Unbelabelten zufrieden geben.

Naja bald kommt sowieso UHD. Kurzlebige Designs erhalten doch immer 
wieder unerwartet ihre Sinnhaftigkeit. Da ist auf eine Abkehr nicht zu 
hoffen.

von voltwide (Gast)


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Ist im Prinzip zwar richtig, nur tragen die Oberwellen nicht mehr allzu 
viel zur Verlustleistung bei. Der dickste Brocken ist nun mal die 
Grundwelle.

von Jemand (Gast)


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Hallo

"Ich wär auch für ein Label "anständig" für Elektrogeräte oder eine
Kennzeichnungspflicht für "Pfusch" aber leider hats bisher nicht
geklappt."

Darauf kannst du und ich lange Warten - für die wirklich wichtigen 
Sachen wird es niemals belastbare Zertifikate oder auch Label geben.

Wovon ich auch träumen würde:

Label für: "Hergestellt von westeuropäischen (Japanischen, USA, 
Australischen...) Arbeitern mit gesicherten Arbeitsplatz und  guter 
Bezahlung.

Label für: "Aus wirklich artgerechte Tierhaltung ohne abzocke des 
Verbrauchers"

Label:"Dieser Beförderungsbetrieb hat eine echte Pünktlichkeitsrate von 
über 99%"

Label:"Alle Bestandteile dieses Produkt können sicher einen Hersteller, 
einen Produktionsstandort und offen dargelegten Arbeits, und 
Lohnbedingungen des dort angestellten Personals zugeordnet werden"

...

Jemand

von Hmm (Gast)


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Mike J. schrieb:
> batman schrieb:
>> ch habe jetzt mal als Verzweiflungstat 100nf Kerkos unter die neuen
>> Elkos gelötet.
>
> Ich habe einige 4.7µF SMD Kerkos genutzt.

Das ist keine gute Idee.

Grund:
Schaltnetzteile sind kompensiert.
Mit einer Veränderung von ESR und Kapazität verändert man die 
Kompensation, das Schaltnetzteil kann beginnen in einigen 
Lastsituationen zu schwingen, oder bei Lastwelchseln höhere 
Spannungsspitzen zu produzieren.

Dazu können einige Netzteile instabil werden, wenn der ESR nicht passt.

Daher sollte man sich mit Änderungen zurückhalten. Die 100n werden in 
den meisten Fällen zwar nichts machen, aber auch nichts bringen. Die 
sind viel zu klein um einen nennenswerten Anteil des Rippelstroms zu 
tragen. Die 4µ7 würden dann zwar möglicherweise was bringen, verändern 
aber das Verhalten des Netzteils.

Nein, der oben genannte Tipp mit dem Elko mit höherer Temperatur (und 
wenn möglich Lebensdauer) ist besser - beides hilft tatsächlich 
nachweislich:
http://www.rubycon.co.jp/de/products/alumi/pdf/Life.pdf

von Lukas (Gast)


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Hmm schrieb:
> Schaltnetzteile sind kompensiert.
> Mit einer Veränderung von ESR und Kapazität verändert man die
> Kompensation, das Schaltnetzteil kann beginnen in einigen
> Lastsituationen zu schwingen,

Woher hast du diese Informationen?

von batman (Gast)


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Wieviel Verlustleistung die Kerkos nun tatsächlich vom Elko abziehen, 
wird sich ja mit vernünftigen Geräten nachweisen lassen. Vermutlich ist 
das stark anwendungsabhängig. Charakteristische Merkmale 
(elkofressender) SNT bleiben aber periodischer schneller Stromanstieg 
und hohe Spitzenströme, auch wenn von der Grundwelle fast gar nichts 
fließt (Standby).

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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voltwide schrieb:
> Ist im Prinzip zwar richtig, nur tragen die Oberwellen nicht mehr allzu
> viel zur Verlustleistung bei. Der dickste Brocken ist nun mal die
> Grundwelle.

Die Oberwellen sind aber die, bei denen der Elko aufgrund seiner 
Induktivität nicht mehr wirkt. Ich habe diese Messungen schon oft 
gemacht und bei alten SNT sieht man deutlich Welligkeiten, die 
Oberwellen der Grundfrequenz sind, die selber noch ganz gut vom Elko 
geschluckt wird, die hohen Frequenzen aber nicht. Dafür sind die 100nF 
brauchbar, und natürlich keine 4,7µF Kerkos, die noch ganz andere 
Probleme haben.
Ich haber hier den direkten Vergleich. Zwei Billig-ATX NT mit 550W 
(damals für 24,95 vom Schrotter) eines ausgerüstet mit den 220nF in der 
Ballerkiste, das zweite baugleiche ohne 220nF im Betrieb am Cubase 
Studio PC.
Welches hat wohl mal den Geist wg. schlechter Elkos aufgegeben? Es war 
nicht die Ballerkiste.

Hmm schrieb:
> Mit einer Veränderung von ESR und Kapazität verändert man die
> Kompensation, das Schaltnetzteil kann beginnen in einigen
> Lastsituationen zu schwingen, oder bei Lastwelchseln höhere
> Spannungsspitzen zu produzieren.

Das habe ich noch nie erlebt. Ich habe mittlerweile etwa 100-200 
Schaltnetzteile untersucht und repariert, aber noch nie ein NT erlebt, 
was so auf Kante gestrickt wäre, das es anfängt, zu schwingen oder zu 
motorboaten, wenn man die Elkos austauscht. Das bleibt also Theorie, die 
zwar wichtig klingt, aber im RL nicht zutrifft.

: Bearbeitet durch User
von Hmm (Gast)


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Lukas schrieb:
> Hmm schrieb:
>> Schaltnetzteile sind kompensiert.
>> Mit einer Veränderung von ESR und Kapazität verändert man die
>> Kompensation, das Schaltnetzteil kann beginnen in einigen
>> Lastsituationen zu schwingen,
>
> Woher hast du diese Informationen?

Das ist klassische Regelungstechnik. Jeder Schaltregler ist ein 
geschlossener Regelkreis (sagt ja der Name schon). Der Istwert wird 
gelesen, eine Differenz vom Sollwert produziert und das ausgeregelt. 
Kommt der Istwert mit der falschen Phasenverschiebung zurück (z.B. 180°) 
produziert man einen Schwingkreis. Vereinfacht gesagt.

Bei einem Schaltregler hat man LC am Ausgang, schon das macht das 
zwingend.

Die Kompensation (kann intern sein, oder extern) muss das verhindern. 
Fügt man wirr irgenwelche Kapazitäten dazu, ändert sich der 
Frequenzgang. Wenn es blöd läuft, kann das schwingen, oft wird sich halt 
das Regelverhalten verschlechtern.
Da spielt oft auch der ESR eine Rolle.

Beispiel für einen Schaltregler mit externer Kompensation:
http://www.ti.com/lit/ds/symlink/tps54060-ep.pdf
Ab Seite 25.

Bei einer unbekannten Schaltung (das ist bei einer Reparatur immer so) 
sollte man sich mit Änderungen daher zurückhalten. Es ist außerdem 
unnötig.

Matthias S. schrieb:
> Das habe ich noch nie erlebt. Ich habe mittlerweile etwa 100-200
> Schaltnetzteile untersucht und repariert, aber noch nie ein NT erlebt,
> was so auf Kante gestrickt wäre, das es anfängt, zu schwingen oder zu
> motorboaten, wenn man die Elkos austauscht. Das bleibt also Theorie, die
> zwar wichtig klingt, aber im RL nicht zutrifft.

Es spielt eine Rolle ;-)
Es ist schon so, dass sich 4µ7 in der Praxis selten auswirken. Aber: 4µ7 
bei langsamen Schaltreglern zu wenig, um nennenswert Rippelstrom 
aufzunehmen, bei schnellen wirken sie sich möglicherweise auf die 
Regelung aus.
Es ist unnötig und fallweise kontraproduktiv. Daher tut man es einfach 
nicht.

Und lass mal deine "Praxis" stecken. Bei wievielen Schaltnetzeilen hast 
du "vorher" "Nachher" Lastwechseltests gemacht?
Dachte ichs mir :-)

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Hmm schrieb:
> Bei wievielen Schaltnetzeilen hast
> du "vorher" "Nachher" Lastwechseltests gemacht?

Bei allen natürlich - das gehört ganz normal zur Reparaturpraxis.

> Dachte ichs mir :-)

Siehste.

von batman (Gast)


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Die Kapazität ist in der Realität von SNT doch nie fest und damit auch 
nicht die Resonanz. Typischerweise bauen die Elkos über die Laufzeit 
deutlich Kapazität ab und ESR auf, ohne daß das Gerät gleich ausfällt. 
Bei meinem Moni hatten die 1000er vor dem Ausfall im Schnitt 500-750uF. 
Was können da 100nF machen.

von Old P. (Gast)


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Hmm schrieb:
>
> Das ist klassische Regelungstechnik. Jeder Schaltregler ist ein
> geschlossener Regelkreis (sagt ja der Name schon). Der Istwert wird
> gelesen, eine Differenz vom Sollwert produziert und das ausgeregelt.
> Kommt der Istwert mit der falschen Phasenverschiebung zurück (z.B. 180°)
> produziert man einen Schwingkreis. Vereinfacht gesagt.

Da die Regelgröße hinter dem Gleichrichter/Induktivität/Elko abgenommen 
wird, wäre es ulkig, wenn da was nicht phasenverschoben ist. Und je nach 
Lastwechsel auch woanders hin. Die ideale Regelgröße wäre aber 
Gleichspannung/-strom.

> Bei einem Schaltregler hat man LC am Ausgang, schon das macht das
> zwingend.

Wie meinen?

> Die Kompensation (kann intern sein, oder extern) muss das verhindern.
> Fügt man wirr irgenwelche Kapazitäten dazu, ändert sich der
> Frequenzgang. Wenn es blöd läuft, kann das schwingen, oft wird sich halt
> das Regelverhalten verschlechtern.
> Da spielt oft auch der ESR eine Rolle.

Ich komm nicht mehr mit... Von was redest Du? (Tipp: es ging um Elkos 
mit meistens +/-20% Toleranz)

> Beispiel für einen Schaltregler mit externer Kompensation:
> http://www.ti.com/lit/ds/symlink/tps54060-ep.pdf
> Ab Seite 25.

Da steht was?

> Bei einer unbekannten Schaltung (das ist bei einer Reparatur immer so)
> sollte man sich mit Änderungen daher zurückhalten. Es ist außerdem
> unnötig.

Aha...

> Es spielt eine Rolle ;-)
> Es ist schon so, dass sich 4µ7 in der Praxis selten auswirken. Aber: 4µ7
> bei langsamen Schaltreglern zu wenig, um nennenswert Rippelstrom
> aufzunehmen, bei schnellen wirken sie sich möglicherweise auf die
> Regelung aus.

Wenn ein Ausgangselko z.B. 1000uF hat, dann sind 4,7uF wieviel Prozent?
Diese keramischen uF-Kondensatoren haben andere Probleme.

> Es ist unnötig und fallweise kontraproduktiv. Daher tut man es einfach
> nicht.

Mit ca. 100nF habe ich das bisher immer gemacht, wenn ich (Bläh)Elkos 
gewechselt habe. Danach nie wieder Ausfälle (manchmal auch mit 
billigsten und uralten Ersatzelkos)

> Und lass mal deine "Praxis" stecken. Bei wievielen Schaltnetzeilen hast
> du "vorher" "Nachher" Lastwechseltests gemacht?
> Dachte ichs mir :-)

Direkte Test ich nie, aber ich seh ja in der Praxis: Et jeeeht!

Old-Papa

von Martin S. (led_martin)


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Bei der ganzen Diskussion um parallel geschaltete Keramikkondensatoren, 
und die damit erreichte, vielleicht problematische, Veränderung der 
Originalschaltung, sollte man doch folgendes bedenken:

Schalte ich einem 220 uF Elko 4,7 uF parallel, ist das eine Änderung von 
gerade mal 2,1 %, wenn man sich jetzt mal die Toleranzangaben von Elkos 
anschaut ... Wenn da eine Schaltung instabil wird, ist die Schaltung 
wirklich Pfusch, da müssten in der Produktion ja selektierte Elkos 
eingebaut werden, die auch nicht altern dürfen.

Mit freundlichen Grüßen - Martin

von michael_ (Gast)


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Der Tipp mit den Low-ESR ist oft praxisfremd.
Die sind wesentlich größer, dicker oder länger.

Mein Router W723V-A hat gerade gesponnen.
Ich hatte zu tun, normale Elyt da reinzubasteln.
An den Schaltreglern ging das, da habe ich die 12V Typen durch 6,3V 
Low-ESR ersetzen können.
Die Spannungen sind da nur 2 bzw. 3,3V.

von Stephan C. (stephan_c)


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michael_ schrieb:
> Der Tipp mit den Low-ESR ist oft praxisfremd.
> Die sind wesentlich größer, dicker oder länger.

Das kommt drauf an, wie alt das Gerät ist.
Über die Jahre hat sich Elkotechnisch doch schon einiges getan.
Wenn man die Elkos beim Bastelladen um die Ecke kauft, dann kann es 
mitunter schwierig sein, einen besseren Ersatz zu finden.
Bei den großen Apotheken sieht es da schon anders aus.

von Mike J. (linuxmint_user)


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michael_ schrieb:
> Der Tipp mit den Low-ESR ist oft praxisfremd.
> Die sind wesentlich größer, dicker oder länger.

Wenn der Elko aus einer doppelt so dicke Alufolie gebaut wurde, dann ist 
die Kapazität eben auch nur halb so groß bei gleicher Baugröße.

Old P. schrieb:
> Wenn ein Ausgangselko z.B. 1000uF hat, dann sind 4,7uF wieviel Prozent?
> Diese keramischen uF-Kondensatoren haben andere Probleme.

Welche denn?

Das sind ja keine X7R oder NP0 Kondensatoren.
Sie sollen ja nur kurze Strompulse aufnehmen.

Ich habe dort ja keine 100x 4µ7 verbaut daher schwingt sich die Regelung 
auch nicht auf,  es ist lediglich eine Entlastung des Elkos.

von sgg (Gast)


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michael_ schrieb:
> Der Tipp mit den Low-ESR ist oft praxisfremd.
> Die sind wesentlich größer, dicker oder länger.


So ist das nicht richtig.

Es liegt daran, dass sehr häufig kundenspezifische Elkos eingesetzt 
werden,
die von Ihrer Bauform bzw. -größe diese Spezfikationen im Vergleich zu 
Standard-Serien des Herstellers gar nicht erreichen würden.

Da werden Elkos "ausgereizt" und das konforme Äquivalent ist größer.

Das mag auch ein Grund sein, warum diese Elkos zu denen gehören,
die man so oft defekt vorfindet.

Würden gleich Elkos der Katalogware eingesetzt, wäre diese nicht größer
als Standard-Elkos und nebenbei bei Defekt einfacher auszutauschen.

von Schreiber (Gast)


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batman schrieb:
> Bessere Kühlung, Lage, ist klar. Die Dinger werden ja anscheinend immer
> nach oben über die Sekundär-Dioden montiert (weils schee mocht?) aber
> man findet meist keinen einen besseren Ersatzplatz mehr und die Drähte
> sollten ja auch nicht viel länger werden.

Bessere Kühlung hilft wirklich. Bei Geräten, die an wärmeren Orten 
betrieben werden, sind wir dazu übergegangen einen Lüfter nebst 
Staubfilter aufs Gehäuse zu schrauben. Wirkt Wunder.

von michael_ (Gast)


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sgg schrieb:
> michael_ schrieb:
>> Der Tipp mit den Low-ESR ist oft praxisfremd.
>> Die sind wesentlich größer, dicker oder länger.
>
> So ist das nicht richtig.
>
> Es liegt daran, dass sehr häufig kundenspezifische Elkos eingesetzt
> werden,
> die von Ihrer Bauform bzw. -größe diese Spezfikationen im Vergleich zu
> Standard-Serien des Herstellers gar nicht erreichen würden.

Eben deshalb praxisfremd.
Man kriegt die Dinger wegen den mech. Abmessungen einfach sehr selten an 
die Stelle  von normalen Elyt.
Beim genannten Router W723V-A ist normal kein Elko als Low-ESR verbaut.

von voltwide (Gast)


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Die Information liefert Dir eine Stabilitätsbetrachtung über die 
Regelschleife, gerne dargestellt als Bode-Diagramm ("bode plot")

von mhh (Gast)


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Hmm schrieb:
> Mike J. schrieb:
>> batman schrieb:
>>> ch habe jetzt mal als Verzweiflungstat 100nf Kerkos unter die neuen
>>> Elkos gelötet.
>>
>> Ich habe einige 4.7µF SMD Kerkos genutzt.
>
> Das ist keine gute Idee.
>
> Grund:
> Schaltnetzteile sind kompensiert.
> Mit einer Veränderung von ESR und Kapazität verändert man die
> Kompensation, das Schaltnetzteil kann beginnen in einigen
> Lastsituationen zu schwingen, oder bei Lastwelchseln höhere
> Spannungsspitzen zu produzieren.

Demnach also "Nieder mit den Abblockkondensatoren!"?
Nicht das Fehlen, nein das Verbauen selbiger in der zu versorgenden 
Elektronik lässt alles schwingen deiner Aussage nach.

Sorry, aber es ist schwer diese deine Ansicht zu teilen...

von sgg (Gast)


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michael_ schrieb:
> Beim genannten Router W723V-A ist normal kein Elko als Low-ESR verbaut.


Ist überhaupt kein Elko verbaut oder wenn Elko, dann nur Standard-Elkos?

Kann mir jetzt den Use-Case in so einem Gerät für Standard-Elkos nicht 
vorstellen.

Dass gar keine Elkos mehr verbaut sind, kann ich mir hingegen gut 
vorstellen. Die dort verbauten Kleinleistungs-Schaltnetzteile können mit
aktuellen Reglern (und höheren Schaltfrequenzen) sowieso nicht mehr mit 
Elkos betrieben werden.

von michael_ (Gast)


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sgg schrieb:
> Ist überhaupt kein Elko verbaut oder wenn Elko, dann nur Standard-Elkos?

Alles Standard.
Bsp.:
Der 1000µ 16V hat Durchmesser 10 x L 12,5.
Ein aktueller Low-ESR von Reichelt hat bei gleichen Durchmesser eine 
Länge von 25mm.

von sgg (Gast)


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michael_ schrieb:
> Alles Standard.
> Bsp.:
> Der 1000µ 16V hat Durchmesser 10 x L 12,5.
> Ein aktueller Low-ESR von Reichelt hat bei gleichen Durchmesser eine
> Länge von 25mm.


Na das sind natürlich harte Fakten.

1000u/16V -> Welcher Hersteller und Serie?

Und welcher Elko ist unter "aktueller Low-ESR von Reichelt" gemeint?

von sgg (Gast)


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@michael_


Nebenbei:

1000u  16V  10x12,5 -> 982 mm3

Panasonic FR 1000u  16V  8x20 -> 1005 mm3 (auch Reichelt)


Also alles nicht so eindeutig, wie angenommen.

von michael_ (Gast)


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Kann ja gehen.
Man bohrt Löcher in das Gehäuse wo die dann 5 oder 10mm herausragen :-)

von sgg (Gast)


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michael_ schrieb:
> Kann ja gehen.
> Man bohrt Löcher in das Gehäuse wo die dann 5 oder 10mm herausragen :-)


Das Thema war, dass Low-ESR-Elkos immer größer als Standard-Elkos sind.

Dem ist überhaupt nicht so (pauschal).

Wie gezeigt ist das Volumen annähernd identisch und könnte 
wahrscheinlich
auch in der Bechergröße 10x12,5 verbaut werden, wenn benötigt.

von Guenter H. (bigfix)


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Nachdem ich auch soeben Elkos bei drei Sat Receivern getauscht hatte...

Eigentlich sind wir da wieder 40+ Jahre in der Vergangenheit

In meiner Jugend hat man regelmaessig Roehren getauscht
- und das ganz normal gefunden

Dann gab es eine Periode wo Elektronik jahrzehntelang funktioniert hat

Jetzt muessen wir wieder alle paar Jahre Bauteile tauschen
- nur gibt es keine Sockel mehr !

Gesockelte standardisierte Elkos waeren ein Hit

von Lukas (Gast)


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Gibt es eigentlich bedrahtete Elkos mit festem Elektrolyt, so wie sie 
auf neuen Mainboards verbaut sind?

Halten diese nun wirklich länger wie von den Mainboardherstellern 
angepriesen?
Bisher hatte ich noch keinen defekt dieser Kondensatoren und die gibt es 
ja auch schon einige Jahre.

von Old P. (Gast)


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Lukas schrieb:
> Gibt es eigentlich bedrahtete Elkos mit festem Elektrolyt, so wie sie
> auf neuen Mainboards verbaut sind?

"festes Elektrolyt"? Habe ich was verpennt?

Old-Papa

von Mike J. (linuxmint_user)


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Old P. schrieb:
> "festes Elektrolyt"? Habe ich was verpennt?

Das sind die neueren Japan-Elkos auf den Mainboards.

Lukas schrieb:
> Halten diese nun wirklich länger wie von den Mainboardherstellern
> angepriesen?

Ich schaue mir die Mainboards an welche weggeworfen werden, bei den 
alten Mainboards waren oft die Elkos aufgebläht oder ausgelaufen, bei 
den neueren Mainboards gehen diese Elkos hingegen nicht kaputt.
Dort ist auch gar keine Einstanzung am Deckel die aufreißen könnte wenn 
der Elko explodieren würde.

von Lukas (Gast)


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Old P. schrieb:
> "festes Elektrolyt"? Habe ich was verpennt?

Evtl.

habe es nun gefunden, ja die gibt es auch bedrahtet:
http://www.chemi-con.co.jp/e/catalog/pdf/Application_Note_NPCAP_090716e.pdf

von Old P. (Gast)


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Lukas schrieb:
> Old P. schrieb:
>> "festes Elektrolyt"? Habe ich was verpennt?
>
> Evtl.
>
> habe es nun gefunden, ja die gibt es auch bedrahtet:
> http://www.chemi-con.co.jp/e/catalog/pdf/Application_Note_NPCAP_090716e.pdf

Na ok. Polymer Elkos kannte ich schon, habe ich bewust aber noch nicht 
eingesetzt. Doch ich hätte dazu eher trocken gesagt und nicht fest.

Old-Papa

von batman (Gast)


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Mike J. schrieb:
> Ich schaue mir die Mainboards an welche weggeworfen werden, bei den
> alten Mainboards waren oft die Elkos aufgebläht oder ausgelaufen, bei
> den neueren Mainboards gehen diese Elkos hingegen nicht kaputt.
> Dort ist auch gar keine Einstanzung am Deckel die aufreißen könnte wenn
> der Elko explodieren würde.

Die Sollbruchstelle verhindert ja gerade das Explodieren. Bei den Solids 
ist die vielleicht woanders, sonst hätte ich Bedenken. Einen Kurzen 
können die ja sicher auch mal kriegen, was an einer starken 
Energiequelle unangenehm werden kann.
Davon ab gibt es auch reichlich tote Elkos, die äußerlich unauffällig 
sind.

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