Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik BY550-50.800 Daseinsberechtigung


von Anfänger17 (Gast)


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Guten Morgen,
 ich habe da mal eine Frage zur genannten Diode.
Diese gibt es in unterschiedlichen Spannungsklassen angefangen von 50, 
100, 200 ... bis 1000 V. Im Datenblatt sehe ich keine weiteren 
Merkmalsunterschiede. Wo liegt nun der Sinn,  so viele verschiedene 
Spannungsfestigkeiten anzubieten?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Anfänger17 schrieb:
> Wo liegt nun der Sinn, so viele verschiedene Spannungsfestigkeiten
> anzubieten?
Ehemalige Fertigungstoleranzen und sich daraus ergebende Historie.

Vermutlich werden heutzutage nur noch die Dioden mit den hohen 
Sperrspanungen produziert, aber früher(tm) konnte schon mal ein 
schlechter dotierter Halbleiter dabei gewesen sein...

von Halbleiter Ganzmacher (Gast)


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> Wo liegt nun der Sinn,  so viele verschiedene
> Spannungsfestigkeiten anzubieten?

A: weniger Ausschuss zu haben.

Halbleiter herzustellen hat Ähnlichkeiten mit Weihnachtskekse backen.
Man macht mal ein Blech voll (Wafer) und begutachtet das Ergebnis: die 
einen sind etwas unförmig, die anderen haben etwas viel Wärme abbekommen 
und sind dunkler oder gar angebrochen. Schmecken aber alle lecker :-)

Generell werden in der Fertigung von el. Bauteile diese ausgemessen und 
in "Güteklassen" aussortiert: die besonders gut geratenen (hier: höchste 
Spannungfestigkeit) werden teuer verkauft (auch weil davon am wenigsten 
gelingen).
Dann kommt der grosse Häufen an "normalen" (das Feld).
Es bleiben immer noch welche - sind diese zum wegschmeissen? Nein, denn 
wirklich nicht funktionieren tun nur die wenigsten (-->Kübel), sie 
halten bloss nur niedrigere Werte ein und das kann man so deklarieren 
und gut ist.

von Soul E. (Gast)


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Anfänger17 schrieb:

> Diese gibt es in unterschiedlichen Spannungsklassen angefangen von 50,
> 100, 200 ... bis 1000 V. Im Datenblatt sehe ich keine weiteren
> Merkmalsunterschiede. Wo liegt nun der Sinn,  so viele verschiedene
> Spannungsfestigkeiten anzubieten?

Das sind Selektionen des gleichen Bauteils. Die werden geprüft und dann 
entsprechend eingruppiert.

So wie die Stromverstärkungs- oder Kollektorspannungsgruppen bei 
Transistoren, die Halbklassen bei LEDs oder die Taktfrequenz-Selektionen 
bei Mikroprozessoren.


Bei Einzelstücken merkst Du keinen Preisunterschied und hast daher 
keinen Grund, statt einer 1N4007 eine 1N4001 und statt eines BC847C 
einen BC848A zu kaufen. In großen Stückzahlen macht das aber durchaus 
was aus.

von Karli (Gast)


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Hallo

aber wie wir (wurde) festgestellt welche Spannung die jeweilige Diode 
des Wafers aushält?

100V ausgehalten o.k
200V ausgehalten o.K
300V durch legiert -> def. aber somit auch nicht mehr als 100V oder 200V 
Typ geeignet.

Oder ist es so das auf einen Wafer die Werte immer gleich genug sind, so 
das ein Testopfer ausreicht - das würde aber nicht zum 
Weihnachtskecksvergleich (ein Backblech) passen?

Karli

von Michael B. (laberkopp)


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Karli schrieb:
> aber wie wir (wurde) festgestellt welche Spannung die jeweilige Diode
> des Wafers aushält?

Prüfspannung drauflegen, ausgehalten ->ok

Prüfspannung draufgelegt, nicht ausgehalten ->wegschmeissen

Also lohnt es sich, nicht immer mit 1000V zu testen,
somndern einen Grossteil nur bei 100V.

Gibt nicht so viel Ausschuss... (obwohl ich denke, daß die Fertigung 
inzwischen so gut ist, daß sowieso alle entweder 100V aushalten oder 
defekte bei jeder Spannung durchfallen würden).

von hinz (Gast)


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Man macht die beim Test doch nicht kaputt.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Karli schrieb:
> aber wie wir (wurde) festgestellt welche Spannung die jeweilige Diode
> des Wafers aushält?
Du nimmst die "schlechtste" Diode des Wafers und testest die. Die 
restlichen sind dann gleich gut.

hinz schrieb:
> Man macht die beim Test doch nicht kaputt.
Eine Diode, die durchbricht, geht nur dann kaputt, wenn die Leistung im 
Halbleiter zu groß wird. Frag mal eine Z-Diode...
Du darfst also zum Testen einfach z.B. maximal 10 µA anlegen, dann hast 
du auch bei 1000V nur 10mW.

: Bearbeitet durch Moderator
von Peter D. (peda)


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Michael B. schrieb:
> Prüfspannung draufgelegt, nicht ausgehalten ->wegschmeissen

Nein.
Man begrenzt den Strom durch einen Vorwiderstand, da geht nichts kaputt. 
Und dann mißt man den Sperrstrom, ob der einen bestimmten Wert 
überschreitet. Das Datenblatt erlaubt max 50µA bei 125°C.

von Halbleiter Ganzmacher (Gast)


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Anders als z.B. bei Eisenwaren können produzierte Halbleiter nicht 
einfach eingeschmolzen werden, darum ist es (wirtschaftlich) wichtig 
möglichst jedes funktionierende Produkt verkaufen zu können, allenfalls 
"mit reduzierten Werten".

Hingegen können missratene Schrauben, Muttern, usw. einfach wieder in 
die Stahlschmelze und "einen weiteren Fertigungsdurchlauf antreten". 
Auch sowas wie Zwieback oder Paniermehl ist mit Halbleiter nicht.

Zudem ist die Anzahl an Bearbeitungsschritte von Quarzsand bis 
Elektronisches Bauteil deutlich mehr und aufwändiger als für z.B. 
Eisenwaren o.Ä.

von Dieter W. (dds5)


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Bei der Prüfung wird gerne Energie in einer Spule gespeichert und die 
beim Abschalten am Prüfling erreichte Spannung zur Eingruppierung 
verwendet.

In manchen Datenblättern, hauptsächlich bei Avalanche Dioden, findet man 
auch die benutzte Prüfschaltung mit Dimensionierung.

von Halbleiter Ganzmacher (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Michael B. schrieb:
>> Prüfspannung draufgelegt, nicht ausgehalten ->wegschmeissen
>
> Nein.
> Man begrenzt den Strom durch einen Vorwiderstand, da geht nichts kaputt.
> Und dann mißt man den Sperrstrom, ob der einen bestimmten Wert
> überschreitet. Das Datenblatt erlaubt max 50µA bei 125°C.

Auf den Wafers werden nebst den angepeilten "Nutzschaltungen" durchaus 
auch "Kontrollmuster" mithergestellt, auf verschiedene Zonen des Wafers. 
Vergleichbar mit den "Farbkleckse" und Schnittmarken bei Drucksachen 
(z.t. zu Sehen auf der Unterseite v. Tetrapacks oder Klebelaschen bei 
Kartonverpackungen)
Diese Kontrollmuster lassen sich begutachten, auch mit destruktiven 
Tests, und so auf die Güte der Produktion schliessen. Die 
Qualifikationstests am Produkt können dann vorsichtiger oder "härter" 
ausfallen (schlimmstefalls weggelassen werden, wenn es sich ergibt dass 
der ganze Durchlauf Auschuss wäre).
Bei Zigtausende Dioden pro Wafer werden wenige einzele auch f. 
destruktive Tests geopfert, um gesicherte Ergebnisse zu belegen.

von Anfänger17 (Gast)


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Vielen Dank an alle, für die aufschlussreiche Diskusion.


Wie verhält es sich im Gegensatz hierzu mit der FR-Diode BY500, da sind 
ja unterschiedliche Schaltgeschwindigkeiten bei verschiedenen 
Spannungen?
Kommen diese auch durch Fertigungstoleranzen zustande?

von 1N4001 (Gast)


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Anfänger17 schrieb:
> Vielen Dank an alle, für die aufschlussreiche Diskusion.
>
> Wie verhält es sich im Gegensatz hierzu mit der FR-Diode BY500, da sind
> ja unterschiedliche Schaltgeschwindigkeiten bei verschiedenen
> Spannungen?
> Kommen diese auch durch Fertigungstoleranzen zustande?

Hier werden unterschiedliche Wafer gefertigt.

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