Forum: Offtopic Lösungsstrategien Elektotechnikstudium?


von Nora D. (tud)


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Hallo,

ich bin momentan ziemlich demotiviert. Ich studiere nun bald im zweiten 
Semester Elektrotechnik und Informationstechnik an einer technischen 
Universität in Hessen. Seit dem 12. Lebensjahr beschäftige ich mich mit 
Mikrocontrollern, Robotik und später auch mit analoger Elektronik und 
habe seit dem schon viele Projekte (u.a. nicht abgegebenes 
Jugend-Forscht Projekt) umgesetzt. Mein Abi habe ich mit viel 
außerschulischem Engagement mit 1.x abgeschlossen. Interesse und 
durchschnittlicher Grips sollte also vorhanden sein.
Vor dem Elektrotechnikstudium hatte ich viel Respekt. Im Internet und 
u.a. in diesem Forum, wurden ja einige Erfahrungsberichte geliefert. Von 
daher habe ich von Anfang an mit äußerster Disziplin gearbeitet: 
selbstverständlich habe ich den angebotenen Mathevorkurs besucht (was 
auch nötig war, da ich mit BW Abi im Gegensatz zu den Hessen z.B. keine 
Ahnung von komplexen Zahlen hatte) und habe jede Übung und jede 
Vorlesung besucht. Ich habe alle meine Hobbies aufgegeben, und äußerst 
zurückgezogen auch am Wochenende von morgens bis abends Vorlesungen 
nachbereitet und Übungen aus Büchern gerechnet. Ich wollte die Theorie 
verstehen. Anfangs habe ich auch versucht, jeden einzelnen Mathebeweis 
nachzuvollziehen, und ich kann nicht sagen, dass mir das keinen Spaß 
gemacht hat. Allerdings habe ich zum Teil stundenlang an einzelnen 
Folien in Mathe geknabbert. Meine Klausurvorbereitung bestand aus dem 
ausschließlichen Rechnen von Übungen der Uni, aus Büchern und vor allem 
Altklausuren. Für das Fach Elektrotechnik habe ich 5 Tage täglich zwei 
bis drei Altklausuren auf Zeit gerechnet, und war mehr als zufrieden mit 
dem Ergebnis. Bei anderen Fächern ähnlich. Nun lief die erste Klausur 
(sollte anscheinend die einfachste von allen sein) aber sehr schlecht, 
ich hatte gerade so eine 4.0 (exklusive Bonus von Übungen). Auf die 
Ergebnisse der anderen Klausuren warte ich noch. In Mathe bin ich aber 
wohl durchgefallen. Ich wollte während der KLausur einfach aufstehen und 
gehen, weil es nicht so lief wie gewünscht. Ich denke, ich habe mich 
einfach überarbeitet. Deshalb habe ich eine Klausur auch aufs nächste 
Semester verschoben.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht, und kennt diese Situation 
schon?

Ich kann mir nicht vorstellen, nochmal so ein Semester durchzustehen. 
Hinzu kommt, dass bekannte Kommilitonen wohl viel bessere Ergebnisse 
haben werden als ich, obwohl sie laut eigener Aussage den Stoff eher 
wenig durchdrungen haben, und während des Semesters auch mit weit 
weniger Aufwand ausgekommen sind.

Grüße,
TUD

von Mac G. (macgyver0815)


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Das Grundstudium (= die ersten vier Semester) ist leider immer eine 
harte Nuss. Muss man durch, danach wirds einfacher und die Noten 
wesentlich besser.
Auch bei mir hats ein paar Semester länger gedauert und ich bin auch 
durch ein paar Klausuren durchgefallen oder gerade mit 4.0 
durchgekommen.
Später dann fast alles im 1.0 - 2.0 Bereich.

Abi Note ist übrigens völlig wumpe, ich hatte im Abi nur eine 2.8. 
Andere bei uns hatten auch 1.x Schnitt. War egal, es konnte jeder gut 
oder schlecht sein oder ganz aufgeben.
Und ich habe auch vorher viel gebastelt - bringt im Studium erstmal 
Null. Bei den Abschlussarbeiten und Praktika ist es aber Gold wert - je 
nach Thema.


Klausuren-Survival Strategie ist schwer zu sagen - ist von Prof. zu 
Prof. unterschiedlich wie man rangehen muss. Manche machen immer 
ähnliche Klausuren - da ist es einfach nur Arbeit und ansonsten trivial 
;-)

Andere sehen es als sportliche Herausforderung die Klausuren immer 
anders zu gestalten damit Aufgabentypen auswendig lernen möglichst nicht 
klappt - das sind die kritischen Prüfungen und da muss man es wirklich 
gut verstanden haben und auch neue "unbekannte" Probleme lösen können 
;-)
Ist oft auch ein wenig unfair, da es mit der Zeit auch schwieriger wird 
noch gut lösbare Aufgaben auszudenken die bisher noch nicht vorkamen.
Da kann man nicht allgemein sagen wie man das lösen kann.
Alte Klausuren und die Übungen und Beispielrechnungen aus den 
Vorlesungen sind aber i.d.R. das wichtigste überhaupt.
Alle davon besorgen und durcharbeiten - Ergebnisse und Lösungswege mit 
Kommilitonen vergleichen und diskutieren.
Es gibt ab und zu einfache und schwere Lösungswege...

von Mac G. (macgyver0815)


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Noch vergessen:

Nora D. schrieb:
> Für das Fach Elektrotechnik habe ich 5 Tage täglich zwei
> bis drei Altklausuren auf Zeit gerechnet,

Wenn das heissen soll, Du hast das NUR 5 Tage lang gemacht dann war das 
wahrscheinlich zu wenig.
Für kritische Klausuren darf man durchaus drei vier oder mehr Wochen 
Vorbereitungszeit einplanen - also idealerweise noch im Semester 
anfangen oder andere Klausuren schieben.

von Christoph B. (birki2k)


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Mac G. schrieb:
> Das Grundstudium (= die ersten vier Semester) ist leider immer eine
> harte Nuss. Muss man durch, danach wirds einfacher und die Noten
> wesentlich besser.

Dem kann ich mich auch nur anschließen. Meines Erachtens wird es schon 
besser, wenn man die ersten beiden Semester hinter sich hat. Dann weiß 
man schon relativ gut wie der Hase läuft und zumindest bei uns ging dann 
die Abbruchquote deutlich nach unten. Für den Bachelor würde ich mich 
auch nicht zu stark von Noten demotivieren lassen, bei einigen Prüfungen 
ist man da mit einer 4.0 auch schon über dem Durchschnitt, da es sehr 
viele "Siebenklausuren" gibt. Falls du den Master machen willst, sollte 
der Bachelorschnitt auch nicht so relevant sein. Im Master kann man sich 
dann auf gute Noten konzentrieren und es wird interessanter.

Generell lässt sich auch sagen, dass Noten nicht unbedingt eine direkte 
Aussage über die Fähigkeiten zulassen. Wenn du alle Beweise 
nachvollziehen kannst, hilft das in Klausuren z.B. eher wenig. Gibt da 
durchaus Leute, bei denen man das Gefühl hat, dass sie den Stoff nicht 
wirklich umrissen haben aber dann durch reines Klausurrechnen gute Noten 
haben, gleiches umgekehrt. Unser Mathedozent aus den ersten Semestern 
meinte mal, dass er in Klausuren nie gut war, sie ihm aber trotzdem den 
Doktor verliehen haben.

Also; durchbeißen, das Studium wird von da aus nur noch besser ;-) Und 
falls du ein Semester länger brauchen solltest, ist das auch kein 
Weltuntergang.

von Dumdi D. (dumdidum)


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Hier noch ein Tipp: Mathebeweise sind richtig hart und die einzige 
Methode um Beweise durchzuarbeiten ist:
0) selbst versuchen (je nachdem wieviel Zeit man hat), damit mab das 
Problen versteht.
1) Schritt für Schritt den Beweis durchgehen (man denkt dann man hat es 
verstanden)
2) Beweis weglegen und auf einem leeren Blatt selbst macheb
3) dabeinfeststellen man hat etwas doch nicht verstanden und wieder 
zurück zu 1)

von S. R. (svenska)


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Nora D. schrieb:
> Ich habe alle meine Hobbies aufgegeben, und äußerst
> zurückgezogen auch am Wochenende von morgens bis abends
> Vorlesungen nachbereitet und Übungen aus Büchern gerechnet.

Das bringt meiner Erfahrung nach nichts. Diejenigen, die am meisten Zeit 
mit dem Vor- und Nachbereiten der Theorie hingelegt haben, waren eher 
selten gut. Ich tippe auf massive Prokrastination.

Nora D. schrieb:
> Ich wollte die Theorie verstehen.

Je nach Fach und Professor ist das schwierig bis unmöglich. Das liegt 
vor allem daran, dass viele Einführungsvorlesungen (Mathe) zwar linear 
durchgängig strukturiert und logisch aufgebaut sind, aber eben auch so 
straff gekürzt, dass man die Theorie schon größtenteils kennen muss, um 
da mitzukommen.

Ein E-Technik-Studium ist kein Mathestudium, auch wenn der Mathe-Prof 
das anders sehen mag. Aber er muss eine Menge Stoff in kurzer Zeit 
durchziehen, von dem vieles nicht relevant sein wird, oder erst später 
im Studium. Und dann geht man wieder zurück zu den Grundlagen.

Die Mathevorlesung soll dir die Breite geben, damit du mal von allem 
grob gehört hast, was es gibt und wozu es gut ist, aber nicht die Tiefe, 
um alles auch selbst machen zu können. Denn in der Realität musst du nur 
das machen können, was du auch woanders brauchst (und für den Rest 
reicht ein grobes Verständnis).

Nora D. schrieb:
> Nun lief die erste Klausur
> (sollte anscheinend die einfachste von allen sein) aber sehr schlecht,
> ich hatte gerade so eine 4.0 (exklusive Bonus von Übungen). Auf die
> Ergebnisse der anderen Klausuren warte ich noch.

Joa, passiert. Pech gehabt, Leben geht weiter.

Wir hatten in Mathe eine Vorklausur nach dem ersten Semester, und >50% 
der Studenten waren deswegen für die eigentliche Klausur (nach dem 2. 
Semester) nicht zugelassen. In den Studiengängen ohne Vorklausur hagelte 
es deutlich über 50% Fünfen, was sich in der Nachschreibeklausur dann 
aber besserte.

Mit jeder Klausur wirst du vorher besser einschätzen können, was du 
beachten musst. Aller Anfang ist schwer.

Wichtig ist, dass du nicht den Anschluss an deine Kommilitonen verlierst 
und dein Leben lebst. Täglich saufen gehen ist jetzt nicht unbedingt 
gut, aber jeden Tag nach der Uni nach Hause pendeln und den Rest der 
Zeit zwischen Lampe und Buch zu hängen ist schlimmer.

von Hannes H. (mui)


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Ich kann mich all dem Gesagten anschließen, möchte dir aber nochmal den 
Hinweis geben, dass es in vielen Fächern hilft in Lerngruppen o.ä. mit 
anderen Kommilitonen zu lernen.
Das hat mich auf jeden Fall damals weiter gebracht. Erstens kannst du 
dich mit anderen austauschen, Lösungswege finden und durch die 
Diskussion von Problemstellungen wird das Verständnis geschärft.
Zweitens ist "alleine" lernen oft ineffektiv, da Du als Hilfe nur 
bereits vorhandene Klausuren hast, deren Lösungswege du nachvollziehen 
kannst, meistens bleibt dabei aber das Verständnis auf der Strecke.
Gilt nicht für alle Fächer, aber die "Klopperfächer" habe ich damit ganz 
gut durchbekommen. Das galt im Übrigen auch für die anderen aus meinen 
Lerngruppen, es haben also alle profitiert.

Ansonsten gilt: 4 ist Bestanden, Bestanden ist gut, und gut ist fast ne 
1 ;-)

von Pandur S. (jetztnicht)


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Alleine Lernen ist eine beliebig schlechte Idee. Such dir Kollegen zum 
Lernen.

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Ich habe '88 ein Studium der Elektrotechnik an der TU Berlin begonnen, 
war vorher bereits privat beruflich als Entwickler tätig und dachte 
eigentlich, etwas von Elektronik und Programmierung zu verstehen.

Das TU-Studium war so unglaublich verkopft und praxisfern, dass ich es 
nach zwei Semestern abgebrochen habe und auf die TFH gewechselt bin. 
Dort habe ich das Studium der Nachichtentechnik ohne jegliche Probleme 
durchgezogen und bin bis heute als Entwicklungsing. tätig.

Ich habe aus dem Ganzen folgende Erkenntnisse gewonnen:

TU: wir beginnen mit Feldgleichungen, Gradienten, Divergenzen und x-fach 
Schleifenintegralen und beweisen in 6 Semestern, dass sich der Mist bei 
Annahme geeigneter Randbedingungen und Vereinfachungen auf R=U/I 
reduzieren lässt.

FH: wir beginnen bei R=U/I und bauen in 6 Semestern genügend Wissen auf, 
dass man am Ende sogar ein Gefühl für den Sinn von Feldgleichungen 
erhält und dabei den praktischen Aspekt der Elektrotechnik nicht aus den 
Augen verliert.

Letztendlich war es für mich die Frage, ob ich Theoretiker oder 
Praktiker werden wollte...

von S. B. (Gast)


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> Ich kann mir nicht vorstellen, nochmal so ein Semester durchzustehen.
> Hinzu kommt, dass bekannte Kommilitonen wohl viel bessere Ergebnisse
> haben werden als ich, obwohl sie laut eigener Aussage den Stoff eher
> wenig durchdrungen haben, und während des Semesters auch mit weit
> weniger Aufwand ausgekommen sind.
das ist ein psychologisches Problem bei Dir - Du bist verwöhnt von den 
Abinoten und denkst mit viel geht viel - so läuft das aber nicht.
Das kommt schon vor, daß man trotz guter Vorbereitung und viel Energie 
die Klausur nicht schafft oder gerade so.
Dann bist Du eben nicht so gut wie die anderen oder brauchst ein paar 
Semester länger - Hauptsache Dir macht das Studium Spaß und es steckt 
Leidenschaft dahinter ... mal eben schnell durchziehen kann nicht jeder 
und wenn Du auf dem Trip bist wird das am Ende gar nichts.
Ein wenig Glück braucht man natürlich auch.
Du solltest von den Star-Allüren (die noch beim Abi galten) 
runterkommen.
Orientierung an den Alt-Klausuren ist prinzipiell richtig und ansonsten 
nicht selbst überfordern und zuviele Klausuren auf einmal schreiben, 
besser Step by Step.

> Letztendlich war es für mich die Frage, ob ich Theoretiker oder
>Praktiker werden wollte
Richtig, dann besser Wechsel auf eine FH, da ist der Praxisbezug höher.

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Das Problem ist altbekannt. Die Vorlesung und die Übungen dazu 
unterscheiden sich fundamental von den Klausuren. Warum? Weil Klausuren 
oft auf älteren aufbauen bzw einfach nur etwas abgeändert sind. Und das 
seit Jahrzehnten.
Der Lösungsweg vor >>20 Jahren war die alten Klausuren in der Fachschaft 
zu kopieren und sich auf diese Aufgaben einzuschießen. So kam ich durchs 
Vordiplom.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Michael X. schrieb:
> Das Problem ist altbekannt. Die Vorlesung und die Übungen dazu
> unterscheiden sich fundamental von den Klausuren.

Dann ist die Vorlesung schlecht. Klausuren dienen dazu, zu überprüfen ob 
du den gelehrten Stoff beherrschst. Wenn die Vorlesung diesen Stoff aber 
gar nicht abdeckt, dann ist sie nutzlos.


@TUD:

Was war denn das Problem in der Klausur? Hast du die Aufgaben 
prinzipiell nicht lösen können (zu schwer) oder war es einfach nur zu 
viel für die begrenzte Zeit?

Ich habe mal im 3. Semester nur eine 3 in Mathe geschrieben (vorher 
immer glatt 1 ;) weil diese Klausur ein anderer Prof gemacht hatte. Und 
der legte weniger Wert auf Verständnis des Stoffs als vielmehr auf 
schnelles Rechnen. Die Aufgaben an sich fand ich alle einfach, nur eben 
zu viele.

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Axel S. schrieb:
> Michael X. schrieb:
>> Das Problem ist altbekannt. Die Vorlesung und die Übungen dazu
>> unterscheiden sich fundamental von den Klausuren.
>
> Dann ist die Vorlesung schlecht. Klausuren dienen dazu, zu überprüfen ob
> du den gelehrten Stoff beherrschst. Wenn die Vorlesung diesen Stoff aber
> gar nicht abdeckt, dann ist sie nutzlos.

Unistudium. Da lief die Lehre so nebenbei mit. Manche Vorlesungen wurden 
von Assistenten gehalten weil sich der Herr Professor zu schade dafür 
war. Die haben sich es einfach gemacht.

Wer am ende den Schein will muß sich eine passende Strategie überlegen. 
Dasitzen und Heulen ist denkbar schlecht.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Michael X. schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> Michael X. schrieb:
>>> Das Problem ist altbekannt. Die Vorlesung und die Übungen dazu
>>> unterscheiden sich fundamental von den Klausuren.
>>
>> Dann ist die Vorlesung schlecht. Klausuren dienen dazu, zu überprüfen ob
>> du den gelehrten Stoff beherrschst. Wenn die Vorlesung diesen Stoff aber
>> gar nicht abdeckt, dann ist sie nutzlos.
>
> Unistudium. Da lief die Lehre so nebenbei mit. Manche Vorlesungen wurden
> von Assistenten gehalten weil sich der Herr Professor zu schade dafür
> war. Die haben sich es einfach gemacht.

Ich kann mich nur wiederholen: wenn die Vorlesung den Studenten nicht 
den Stoff vermittelt, der nachher in den Klausuren abgeprüft wird, wozu 
ist sie dann gut?

Außerdem kann ich das aus eigener Anschauung nicht bestätigen. Wenn 
man von den "Laberfächern" wie VWL mal absieht, waren alle meine 
Vorlesungen tiptop und haben mir exakt das Wissen vermittelt, das ich 
nachher zum Bestehen der Prüfungen brauchte. Das war aber auch vor gut 
20 Jahren und an einer Fachhochschule (nach der Wende zu eben jener 
degradiert, vorher ein Technikum) im Osten der Republik.

Falls das tatsächlich ein "altbekanntes Problem" sind sollte, dann frage 
ich mich, warum ihr Studenten das akzeptiert. Immerhin zahlt ihr doch 
Studiengebühren. Ist euch wirklich egal, wenn ihr dafür keinen Gegenwert 
bekommt?

von S. R. (svenska)


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Axel S. schrieb:
> Ich kann mich nur wiederholen: wenn die Vorlesung den Studenten nicht
> den Stoff vermittelt, der nachher in den Klausuren abgeprüft wird, wozu
> ist sie dann gut?

In der Klausur werden normalerweise Probleme gelöst (ausgerechnet). Das 
dazu nötige Wissen dazu wurde bei uns fast durchgängig in den Übungen 
(teilweise auch in den Praktika und Tutorien) vermittelt, nicht in den 
Vorlesungen.

Die Vorlesungen erklären Formeln und beweisen Theoreme, behandeln also 
die Theorie. Die wurde in unseren Klausuren eher selten (und nur 
oberflächlich) abgefragt. Damit sind die Vorlesungen streng genommen 
nicht klausurrelevant - und hatten je nach Professor mit den Übungen 
auch nichts zu tun.

In den späteren Veranstaltungen, wo es weniger oder keine Übungen, dafür 
aber kleinere Gruppen und mündliche Prüfungen direkt beim Professor gab, 
sah das dann anders aus.

Axel S. schrieb:
> Immerhin zahlt ihr doch Studiengebühren.

Studiengebühren gibt es nicht überall, im Gegensatz zu den 
Semestergebühren. Letztere sind aber je nach Uni extrem niedrig und 
finanzieren nur ein paar Kopien und das Semesterticket.

von S. B. (Gast)


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> Ich kann mich nur wiederholen: wenn die Vorlesung den Studenten nicht
> den Stoff vermittelt, der nachher in den Klausuren abgeprüft wird, wozu
> ist sie dann gut?
die Quote muß stimmen; wenn es zuviele Studenten sind wird auch mal gern 
rausgekickt, dann bestehen eben 90% die Klausur nicht.
Ob das heute auch noch so ist, weiß ich nicht - ich nehme mal an nicht, 
wäre ja auch Blödsinn.

> Falls das tatsächlich ein "altbekanntes Problem" sind sollte, dann frage
> ich mich, warum ihr Studenten das akzeptiert. Immerhin zahlt ihr doch
> Studiengebühren. Ist euch wirklich egal, wenn ihr dafür keinen Gegenwert
> bekommt?
Der Gegenwert ist doch da, Wissen wird vermittelt - es muß aber nicht 
jeder bestehen - ich kann als Prof. die Klausur so gestalten, daß sie 
nur wenige bestehen ... wenn es intern irgendwelche Vorgaben gibt oder 
aus anderen Motiven.
Kann auch sein, daß der Prof. die Aufgabe als leicht ansieht, aber für 
den Studenten das ganz anders aussieht.
Die Klausur ist ein anderes Kaliber als eine Übungsaufgabe.
Dann war die Klausur mal etwas schwieriger als üblich, sowas kommt vor - 
wenn man z.B. Prüfungstourismus endgültig unterbinden will.
Bei einer kaskadieren Aufgabenstellung hast Du z.B. ein Problem, wenn 
man an einer Stelle nicht weiterkommt (die nachfoldenden Aufgaben 
deshalb nicht lösen kann) und man dann wegen zum Beispiel 0.25 Punkten 
die Klausur nicht besteht - ist damals einen Kommilitonen so passiert.

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Axel S. schrieb:

> Falls das tatsächlich ein "altbekanntes Problem" sind sollte, dann frage
> ich mich, warum ihr Studenten das akzeptiert.

Mein Studium war vor 20 Jahren. Diplom ist vorhanden.

Der/die TE hat ein ähnliches Problem.

von Florian E. (fofi1)


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Ich studiere derzeit im letzten Semester und kann dein Problem sehr gut 
verstehen. Ich habe in den ersten 3 Semestern auch zwanghaft versucht 
alles zu verstehen. Ich bin auch oft, wenn andere am feiern waren, in 
der Bibliothek gesessen und habe versucht alles nachzuvollziehen.

Ich kann dir heute folgendes sagen: Versuchs nicht. Viel Stoff 
(mindestens 60%) sind für die Prüfung nicht relevant. Es schadet nicht, 
wenn man es KURZ versucht zu verstehen und dann im Hinterkopf behält. 
Oft lernt man dann im höheren Semester etwas neues und versteht 
plötzlich die Herleitung aus dem 1.Semester o.ä. .Schau dir alte 
Prüfungen an, verstehe was die Profs sehen wollen und schreib es dann 
hin. Dein Leben wird DEUTLICH einfacher und du kannst nebenbei immer 
noch neue Themen im Selbststudium lernen wenn es dir Spaß macht.

Das Grundstudium ist dazu da viele Leute rauszuschmeißen. Also erwarte 
dir nicht zwingend super Noten. Die kommen eher in den höheren Semestern 
(außer du bist der ultimative Überflieger). Schau dass du überall 
durchkommst und trainiere dir eine gewisse Sorglosigkeit an, sonst wird 
früher oder später der Stress seine Spuren hinterlassen. Sport schadet 
übrigens auch nicht, da er super Stress abbaut. 20 Minuten joggen am Tag 
und du verhinderst dass du überarbeitet bist.


Allgemein:
Nimm dir auch bitte genug Zeit dich während des Studiums sozial 
weiterzubilden (Muss nicht zwingend im Grundstudium sein). Geh auf 
Partys, tritt einem studentischen Verein bei oder kümmere dich um die 
Erasmus Leute. Studium ist nicht nur zur fachlichen Fortbildung da, 
sondern auch zur sozialen.

: Bearbeitet durch User
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