Schönen Guten Tag, ich beschäftige mich gerade im Rahmen meiner Diplomarbeit mit den EMV Normen. In diesen Fall geht es jetzt Speziell um EMV Prüfungen mit einen GTEM-Zelle zusammen mit einem Spektrumanalysator. Die Prüf- und Kalibrierprozeduren sind in der CISPR 16-X-X vermerkt. Die Deutschen Übersetzungen scheinen ja die DIN EN 55016-X-X zu sein. Jetzt bin ich aber auch die 61000-X-X Normen gestoßen: Fachgrundnorm: 61000-6-X(Verweist zum Aufbau auf die CISPR-16 und die 61000-4-20) Grundnormen: 61000-4-20 Grenzwertnormen: 61000-4-X welche für mich Sichtbar die Problematiken ebenso beschreiben. Von der EU Harmonisiert sind aber scheinbar nur die 61000-6-X (https://ec.europa.eu/growth/single-market/european-standards/harmonised-standards/electromagnetic-compatibility_en) Für mich stellt sich jetzt die Frage, was ist der unterschied zwischen den beiden Normenreihen? Aktualisiert und angepasst werden beide noch und scheinen soweit gültig zu sein. Hat jemand Literatur Hinweise dazu? Vielen Dank für eure Hilfe.
Beobachter schrieb: > Von der EU Harmonisiert sind aber scheinbar nur die 61000-6-X Nö, da finde ich jede Menge der anderen 61000er auch darunter. > Für mich stellt sich jetzt die Frage, was ist der unterschied zwischen > den beiden Normenreihen? CISPR ist international, EN ist europäisch.
@Beobachter Anzuwenden sind in Europa für ein Produkt in der Regel die in deinem Link aufgeführten Normen. Diese schreiben die einzuhaltende Anforderungen vor und legen auch spezielle Bedingungen bezüglich des Prüflings fest. Da aber die eigentlichen EMV-Prüfverfahren immer identisch sind, werden diese nicht in den Produktnormen oder Fachgrundnormen beschrieben, sondern es wird einfach auf die entsprechenden Normen verwiesen, in denen speziell die Prüfverfahren definiert sind. Das ist z.B. die CISPR-16-Reihe oder die IEC 61000-4-x Reihe. So ist das grundlegende Verfahren, natürlich gibt es aber auch Ausnahmen von der Regel. CISPR und IEC sind internationale Normenorganisationen. Die von ihnen erstellten Noromen werden dann in EN-Normen überführt, für die europäische Normenorganisation Cenelec zuständig ist. Hier gibt es aber auch Ausnahmen, so kocht die ETSI-Organisation ihr eigenes Süppchen. Aktuell läuft es so ab, dass die CISPR- bzw. die IEC-Normen immer gleichzeitig mit den äquivalenten EN-Normen erstellt werden, so dass der Inhalt nahezu identisch ist. Dennoch gibt es manchmal Abweichungen. Änderungen in den Normen werden immer mit Ax, also A1, A2 und so weiter gekennzeichnet. Betreffen die Änderungen nur eine EN-Norm, so ist die Kennzeichnung A1x, also A11, A12 usw. Wenn man also ein Produkt für den europäischen Bereich EMV qualifizieren möchte, schaut man in die von dir verlinkte Liste nach der passenden Produktnorm. Gibt es keine, so nimmt man Fachgrundnormen (EN-61000-6-x). Ein Sonderstatus haben die Normen EN 61000-3-x, denn die muss man auch anwenden, wenn diese nicht in der Produktnorm referenziert sind. In der Produktnorm wird ja nun auf die Prüfnormen verwiesen. In deinem Beispiel verweist die EN 61000-6-3 auf die EN 61000-4-2-20 für die GTEM-Messung. Also muss auch die verwendet werden und nicht eine CISPR-Norm. Der Normenverweis kann datiert und undatiert sein. Ist er datiert, muss immer die Norm mit dem angegebenen Ausgabestand verwendet werden. Ist er undatiert, so ist die aktuelle Version der Prüfnorm heranzuziehen. Deine verlinkte Normenliste gehört zu der EMV-Richtlinie. Es gibt aber auch Fälle, da ist diese nicht heranzuziehen, z.B. wenn das Produkt in die Medizin- oder die RE-Richtlinie fällt. Das möchte ich aber nicht weiter ausführen, sondern soll nur der Hinweis sein, dass es auch hier Ausnahmen gibt. Eine der interessantesten EMV-Emissionsproduktnorm ist die CISPR 32, weil diese die meisten unterschiedlichen Emissionsanforderungen enthält. Diese Norm gilt für Multimediageräte (TV, PC, Router usw.) und diese Norm gibt es noch nicht solange. Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen. Gruß Uwe
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Uwe M. schrieb: > Ein Sonderstatus haben die Normen EN 61000-3-x, denn die muss man auch > anwenden, wenn diese nicht in der Produktnorm referenziert sind. Doofe Frage, aber wie leitet sich das ab? Wenn ich die (eine) Produktnorm vollständig erfülle, sollte das doch die Konformitätsvermutung auslösen. Was übersehe ich denn hier?
In der Regel werden Prüfungen nach den EN 61000-3-x in den Produktnormen gefordert. Es gibt aber Ausnahmen. Die EN 61000-3-2, EN 61000-3-3, EN 61000-3-11 und EN 61000-3-12 beschreiben zusätzliche Anforderungen (Harmonische und Flicker) und die dazugehörigen Prüfungen, für Geräte die ans Stromnetz angeschlossen werden. Diese Anforderungen müssen logischerweise alle Geräte einhalten, die ans Stromnetz angeschlossen werden, egal ob in der Produktnorm gefordert oder nicht. Daher gelten diese Normen grundsätzlich für Geräte, die ans Stromnetz angeschlossen werden. Aus diesem Grund sind diese Normen auch in der EMV-Normenliste aufgeführt. Bräuchten diese Normen nur berücksichtigt werden, wenn in der Produktnorm gefordert, hätte man sich das Listen der Normen ja sparen können. Gruß Uwe
Vielen Dank für die vielen Antworten, nachdem es mir jetzt langsam wieder besser geht, werde ich mir diese durchlesen und bei erneuten Problemen einfach hier antworten. Danke
2 Kleine Sachen sind mir jetzt noch aufgefallen, die ich doch gerne näher darauf eingehen möchte. 1. Hab ich das Richtig verstanden das die Organisationen IEC und CISPR die Normen gleichzeitig erstellen und diese danach in den EN Normen übernommen werden, oder gleichzeitig bei der Erstellung der erstgenannten Normen. 2. meinst du bei der RE-Richtlinie die RED-Richtlinie für Funkanlagen, die gleichzeitig zur EMV-Richtlinie erschienen ist? vielen Dank für die ausführliche Beschreibung!
Beobachter schrieb: > 2 Kleine Sachen sind mir jetzt noch aufgefallen, die ich doch gerne > näher darauf eingehen möchte. > > 1. Hab ich das Richtig verstanden das die Organisationen IEC und CISPR > die Normen gleichzeitig erstellen und diese danach in den EN Normen > übernommen werden, oder gleichzeitig bei der Erstellung der > erstgenannten Normen. Nicht ganz. CISPR und CENELEC arbeiten gleichzeitig. Das Gleiche gilt für IEC und CENELEC Das Verfahren der Normenerstellung ist sehr zeitaufwendig. Es gibt verschiedene Stufen, aus denen dann Entwürfe hervorgehen, die dann von den mitarbeitenden Ländern abgesegnet werden. In den Ländern wiederum gibt es Arbeitskreise usw. die die Normen bearbeiten. In Deutschland ist dafür der DKE zuständig. Früher war es nun so, hat eine CISPR Norm dieses Verfahren durchlaufen, fing CENELEC mit der Normenerstellung an und das Verfahren wurde nochmal durchlaufen. Um Zeit zu sparen, wartet CENELEC nicht mehr darauf, bis die CISPR-Norm fertig ist, sondern arbeitet parallel an der EN-Version der Norm. So wird eine Menge Zeit gespart. Genauso läuft es mit den IEC-Normen ab, denn auch dort wird das Parallel-Voting-Verfahren angewendet. Bei ETSI ist das Verfahren der Normenerstellung etwas anders und geht auch etwas zügiger. > > 2. meinst du bei der RE-Richtlinie die RED-Richtlinie für Funkanlagen, > die gleichzeitig zur EMV-Richtlinie erschienen ist? Ja. Gruß Uwe
Beobachter schrieb: > 2. meinst du bei der RE-Richtlinie die RED-Richtlinie für Funkanlagen, > die gleichzeitig zur EMV-Richtlinie erschienen ist? RE-Richtlinie == RE-Directive == RED
Die bei uns anzuwendenden Normen hinsichtlich EMV ergeben sich meist aus dem Anforderungskatalog für die CE Konformität. Wahlfreiheit hat man da eigentlich nie.
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