Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Funktion Keramikwiderstand an Trafo


von Tim F. (timmenem)


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Hallo zusammen,

Ich habe hier einen Hörmann Garagentorantrieb aus den 80er Jahren, der 
kein Lebenszeichen mehr von sich gibt, da die DC Versorgung anscheinend 
nicht mehr funktioniert.

Auf der Platine befinden sich 2 Trafos, von denen einer wohl die 24V 
Relais versorgt und der andere, kleinere, u.a. einen Siemens µC. 
Parallel zur Primärseite des kleineren Trafos befindet sich ein 22 Ohm 
Keramikwiderstand (5W), der jedoch kurzgeschlossen ist (mit 
Durchgangsprüfer festgestellt). Somit habe ich logischerweise keine 
Potentialdifferenz an den Primäranschlüssen des Trafos.

Nun frage ich mich, welche Funktion dieser Keramikwiderstand erfüllt? 
Eine Einschaltstrombegrenzung würde man doch in Reihe schalten, oder 
habe ich da einen Denkfehler?

Bei mir in der Stadt habe ich leider nicht die Möglichkeit, mal eben 
einen solchen Widerstand zu besorgen, darum wäre es schön, wenn mich 
jemand über die Funktion des Widerstands aufklären könnte, bevor ich 
einen neuen bestelle und es am Ende nichts nützt, weil ich etwas 
übersehen habe.

Beste Grüße,
Tim

von michael_ (Gast)


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Löte den mal ab und messe dann.
Du hast den Kupferwiderstand des Trafos gemessen.
Der kleine Trafo wird in Reihe mit dem großen sein.

von Luca E. (derlucae98)


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Tim F. schrieb:
> Parallel zur Primärseite des kleineren Trafos befindet sich ein 22 Ohm
> Keramikwiderstand (5W)

Dieser würde an 230V 2,4kW verheizen...
Ist dem Widerstand noch ein Kondensator in Reihe geschaltet?

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Offenbar hast Du die Schaltung falsch rekonstruiert, und zwar aus den 
folgenden Gründen:

1. Ein zur Primärspule eines Netztrafos parallelgeschalteter 
22R-Widerstand würde locker 9A-11A ziehen und damit ca. 2,4kW an 
Leistung verbraten. Das wäre etwas viel für einen 5W-Keramikwiderstand.

2. Bevor ein Keramikwiderstand, der ja meist mit einer Drahtwendel 
aufgebaut ist, einen Kurzschluss bekommt, muss es zu einer ganz massiven 
Überhitzung gekommen sein, d.h. selbst eine Gehäusetemperatur von > 
500°C. Bis dahin hätte er sich schon längst selbst ausgelötet und/oder 
alles in seiner Umgebung verkokelt. Ein Keramikwiderstand ist so 
ziemlich das robusteste elektronische Bauteil was es gibt.

3. Für Geräte, die im Außenbereich eingesetzt werden, verwendet man 
tatsächlich manchmal Heizwiderstände, um eine Kondenswasserbildung zu 
vermeiden. Für solch eine Geragentorsteuerung würde ich aber auf maximal 
5W tippen, d.h. einen entsprechend hochohmigen Widerstand.

von Patrick (Gast)


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Mach mal bitte Fotos von deinem Aufbau, sonst ist das hier ein reinstes 
Ratespiel.

von Tim F. (timmenem)


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Vielen Dank erstmal für die vielen Antworten -

ich muss um Verzeihung für meine Nachlässigkeit bitten, aber der 
Aufdruck auf dem Keramikwiderstand ist nicht 22 Ohm, sondern .22 Ohm, 
ich habe den Punkt übersehen. Ich hatte den Widerstand einseitig 
ausgelötet um ihn zu messen und dabei konnte ich den Aufdruck nicht gut 
genug erkennen.

Da ist es wohl kein Wunder, dass der Durchgangsprüfer anspringt. 
Dementsprechend liegt das Problem wohl nicht bei diesem Widerstand.

Ich bin dennoch verwirrt, weil der eine Pin an der (im Bild oberen) 
Trafoseite auf L liegt!?

Am schwarzen Trafo (auf dem Bild von der Unterseite links) liegt 
jedenfalls eingangsseitig zwar L an, aber am anderen Pin besteht keine 
Verbindung zu N, also muss ich wohl Mal in die Richtung suchen, wie 
dieser Kontakt zu stande kommen sollte.

P.S.: Die Sicherung ist in Ordnung, die habe ich mir als erstes 
angesehen.

P.P.S.: Auf dem Schaltplan sind 12/13 ja mit N' und N gekennzeichnet und 
gehen zum Motor. 13 ist wiederum direkt mit N verbunden, ist es also 
vielleicht so, dass an 12 nur dann N anliegt, wenn auch der Motor 
angeschlossen ist? Aktuell habe ich ja nur L und N an 18 und 20 
angeschlossen. Wenn dem so wäre, könnte es ja auch sein, dass der Motor 
durchgebrannt ist und der Trafo deshalb nicht versorgt wird? Gibt es 
eine Möglichkeit, das zu testen?

Grüße,
Tim

: Bearbeitet durch User
von G. H. (schufti)


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Der blaue "Trafo" dürfte ein Stromwandler sein. Die Elektronik überwacht 
offenbar die Antriebe auf Stromaufnahme; etwa um Störungen wie Klemmen, 
Hindernis, Leerlauf etc. zu detektieren.

Damit der schwarze Trafo Spannung bekommt, muß eine Verbindung zw. 12/13 
sein. Da ist - wohl als allerletzte Sicherungsmassnahme - im 
Antriebsmotor eine Thermosicherung vorgesehen. Diese würde ich mal 
prüfen ...

: Bearbeitet durch User
von Tim F. (timmenem)


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Ich habe jetzt Motorseitig mal 12/13 auf Durchgang geprüft und die 
Sicherung ist okay. Anschließend habe ich die Platine wieder 
angeschlossen, mit ein wenig geschick kann ich trotzdem messen.

Jetzt liegt auch N am (schwarzen) Trafo an und heraus kommen 23VAC, nach 
dem Gleichrichter ~25VDC. Anschließend habe ich geschaut, ob der µC mit 
Spannung versorgt wird und dort messe ich 4,8VDC, an der 
Spannungsversorgung scheint es also nicht zu liegen. Ob der µC hin ist!? 
Dann wäre das Ding wohl ein Fall für die Tonne.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Tim F. schrieb:
> Ob der µC hin ist!?
> Dann wäre das Ding wohl ein Fall für die Tonne.

Nicht so schnell - miss erstmal ein wenig. Pin 4 des 8048 ist /Reset, 
sollte also auf high liegen, wenn der MC freigegeben ist. Pin2 und 3 
hängen am Keramikresonator und sollten mit einem DMM gemessen so etwa 
auf halber Betriebsspannung liegen, besser allerdings mit einem Oszi zu 
messen.
Immer verdächtig sind die kleinen Tantalperlen, die du ohne 
Betriebsspannung mal auf Kurzschluss messen solltest.

von G. H. (schufti)


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Bevor da ein übereiltes Urteil gefällt wird:
1) Motor geprüft?
2) beide Endschalter geprüft?
3) ev. vorhandenen Stopp Taster?

jejweils "am Bauteil" und an den Enden bei der Platine?

Beim Test der Platine auch daran gedacht, die div. Taster nachzubilden?

Was macht denn dann die Platine nicht?
Zeigen die Kotrolleuchten etwas an?
Hört man die Relais?

Ev. kann man am µC den Takt messen bzw. irgendeine Aktivität.
Es gab schon Fälle wo nur der Quarz/Resonator oder die Resetbeschaltung 
defekt waren.

Welche Funktion die Kodierschalter haben ist bekannt?

ups, zu langsam ....

: Bearbeitet durch User
von Nenene (Gast)


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Wieso ist ein Relaisgehäuse so verbrannt?

von Tim F. (timmenem)


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Also an der Platine leuchtet keine einzige LED mehr und beim Drücken des 
Tasters geschieht auch nichts, man hört auch keine Relais schalten. 
Mehrere Fernbedienungen habe ich auch probiert.

Als der Antrieb noch montiert war, habe ich alle Stecker, bei denen es 
möglich war, ein paar Mal ein- und ausgesteckt (ohne Erfolg). Darum 
hatte ich dann die Spannungsversorgung auf der Platine im Verdacht.

Die Funktion der Kodierschalter ist mir nicht bekannt, aber das kann man 
ja ggf. sicherlich nachholen. Ich war erstmal davon ausgegangen, dass 
sie bloß für die Fernbedinbarkeit von Nutzen sind.

Die Tantalperlen habe ich gecheckt, aber keinen Kurzschluss gefunden.

Das Relaisgehäuse ist nicht verbrannt, es ist ein anderer Typ Relais mit 
schmalerem, schwarzem Gehäuse verbaut.

An die übrigen Vorschläge mache ich mich jetzt als nächstes, vielleicht 
finde ich da ja ein Problem.

von Tim F. (timmenem)


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Update:

Pin 4 ist definitiv low. Ich versuche mal herauszufinden, wie er high 
gezogen wird.

Update 2:

Pin 4 vom µC hängt an Pin 7 eines Siemens TAE4453G, direkt am Pin 7 des 
OP liegt auch keine Spannung an.

Datenblatt TAE4453G:
http://pdf.datasheetcatalog.com/datasheet_pdf/siemens/TAE4453G_and_TAF4453G.pdf

+Vs zu -Vs messe ich 25V, +Vs zu GND auch 25V, -Vs zu GND 0V.
+Input2 gegen -Input2 (Pin 5 gegen Pin 6) sind 0,85V.

Output 3 (Pin 8) gegen GND sind 4,8V, Output 1 (Pin 1) gegen GND 25V und 
Output 4 (Pin 14) gegen GND 17V.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Tim F. schrieb:
> +Input2 gegen -Input2 (Pin 5 gegen Pin 6) sind 0,85V.

Ausgang sollte also eigentlich high werden - tut er aber nicht. Du 
kannst mal nach einem Pullup suchen oder auch mal messen, ob der 
Ausgangstransistor des TAE-Dings einen Schluss nach GND produziert.
Anlupfen des Pin 7 vom TAE und ein einfaches RC Netzwerk am Reset Pin 
sollte dann auch klappen. 100k gegen VCC und einen 4,7µF Elko oder so 
gegen Masse.

von Tim F. (timmenem)


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Vom Pin 7 des TAE gegen GND komme ich auf 23,5kOhm. Die kommen 
wahrscheinlich vom Tantalkondensator, der von Pin 7 auf GND geht. 
Kurzgeschlossen ist der auf jeden Fall nicht, an anderer Stelle komme 
ich bei so einem Kondensator auf 16kOhm. Das hat wahrscheinlich nichts 
zu bedeuten, oder?

Ich kann ja dennoch Pin 7 anheben und den Reset Pin "von Hand" 
hochziehen, oder spricht etwas dagegen? (Mehr als kaputt gehen kann es 
ja auch nicht...)

Update:

Ich habe es einfach mal gewagt und siehe da, die Betriebs-LED leuchtet 
und die Störungs-LED fängt an zu blinken :-) Die Lösung ist zwar nicht 
besonders schön, aber so lange sie funktioniert, kann ich gut damit 
leben.

Morgen werde ich alles montieren und testen und mich dann nochmal 
melden, tausend Dank schonmal für die Hilfe!

Wenn der Antrieb dann tatsächlich wieder läuft, werde ich mich wohl mal 
nach einem Ersatz für den OP umsehen müssen, auf lange Sicht wird der ja 
wahrscheinlich komplett die Biege machen.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Tim F. schrieb:
> Das hat wahrscheinlich nichts
> zu bedeuten, oder?

Doch, schmeiss ihn raus und bau einen modernen Alu-Elko ein, z.B. 
4,7µF/35V. Vermutlich hat sich dann das ganze erledigt. Wie schon oben 
gesagt, den Dingern ist nach all den Jahren nicht über den Weg zu 
trauen. Wenn du dabei bist, mach die Prozedur gleich mit den anderen 
Tantals auch.
Der TAE-OpAmp hat Open Collector Ausgänge und ist nicht in der Lage, den 
Ausgang von alleine auf VCC zu bringen, das muss immer ein externer 
Pullup Widerstand erledigen. Er ist also vermutlich unschuldig und in 
Ordnung, nur der externe Pullup reicht nicht.
Nachtrag: Ich müsste mein altes Intel Buch suchen, aber der MCS48 hat 
einen internen Pullup am Reset Pin, dessen genauer Wert aber im Moment 
nicht rauszufinden ist (manche reden von 200k). Das reicht nicht, um 
gegen einen teilweise defekten Tantal zu arbeiten.

: Bearbeitet durch User
von Tim F. (timmenem)


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Ich habe den Tantal Kondensator gerade ersetzt und dabei eine 
Interessante Beobachtung gemacht:

Nachdem ich den Elko und den Widerstand, die ich zum hochziehen von 
Reset an den µC gelötet habe, entfernt habe und den Tantal Kondensator 
gegen einen Elko getauscht habe, habe ich vergessen, Pin 7 vom OP wieder 
anzulöten. Beim Testen der Platine leuchteten dann seltsamerweise 
Status- und Störungs-LED auf - das finde ich sehr seltsam.

Anschließend habe ich Pin 7 wieder angelötet, woraufhin die Platine 
wieder "tot" ist. Dann ist wohl doch etwas mit dem OP nicht in Ordnung, 
liege ich da richtig? Ich werde dann wohl wieder meinen "manuellen 
Pullup" verwenden und die Tantal Kondensatoren vorsichtshalber trotzdem 
durch Elkos ersetzen.

Update:

Auch nachdem ich alle Tantalperlen ersetzt habe, tut sich nichts, wenn 
Pin 7 verbunden ist.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Tim F. schrieb:
> Beim Testen der Platine leuchteten dann seltsamerweise
> Status- und Störungs-LED auf - das finde ich sehr seltsam.

Nö, du hast ja dann mit den internen Pullup des 8048 und dem Elko eine 
gültige Reset Schaltung gebaut.

Tim F. schrieb:
> Anschließend habe ich Pin 7 wieder angelötet, woraufhin die Platine
> wieder "tot" ist. Dann ist wohl doch etwas mit dem OP nicht in Ordnung,
> liege ich da richtig?

Scheint mir auch so. Warum sowas allerdings kaputtgeht, kann ich dir 
nicht sagen.
Lass also einfach Pin 7 angehoben  - fertig.

von Tim F. (timmenem)


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Ich habe die Kiste jetzt mit "manuellem" Pullup zusammengebaut und den 
gesamten Antrieb wieder montiert - läuft ohne Probleme, keine Störung, 
Taster und Fernbedienung funktionieren ebenfalls.

Mal schauen, für wie lange :o)

Vielen vielen Dank euch allen und insbesondere Matthias für die super 
Tipps!

: Bearbeitet durch User
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