Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik OpAmp mit Bipolartransistoren erweitert..push pull Stufe


von Gibbsches_Phaenomen (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe Fragen zur Funktionsweise der Schaltung im Anhang. Dabei wird 
ein Op um zwei Bipolartransistoren am Ausgang erweitert, um damit einen 
höheren Strom treiben zu können.

Ich verstehe nicht ganz wie hier die Basis der Transistoren angesteurt 
wird. Verstehe auch nicht warum diese an die Versorgungspins des OPAmp 
angeschlossen ist. Ähnliche Schaltungen findet man unter dem Begriff 
"OpAmp PushPull Amplifier", jedoch nie in dieser Anordnung. Da sind die 
Basisanschlüsse  immer zusammen an den OpAmp Ausgang geschaltet und man 
steuert die Basis direkt an.

In der Schaltung im Anhang habe ich ja einen gemeinsamen Kollektorpunkt 
der vom OpAmp angestuert wird. Dieser entspricht der Spannung V4 am 
Eingang. D.h. doch dass ich immer nur die Vce Spannung ändere. Diese 
schwingt für den pnp (oberen) um -6V und für npn (untere) um 6V.

Danke

von Pandur S. (jetztnicht)


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Naja. Der obere Transistor ist ein PNP. Wenn man dessen Basis 
runterzieht, sprich Strom in sie speisung des Opamp reinzieht, oeffnet 
dieser PNP. Dann kommt hinten richtig Saft runter.
Desgleichen, der untere Transistor ist ein NPN, der laesst mehr Strom 
durch wenn sich die Basis hebt. Sie hebt sich wenn der OpAmp Strom die 
Versorgung runterlaesst. Der Ausgangsstrom des Opamps wird an dessen 
Speisung gezogen. Wenn der OpAmp Strom in den GND liefern muss, kommt 
der von der VCC. Der PNP macht dann linear zum Ausgangsstrom auf und 
unterstuetzt den OpAp so. Dasselbe wenn der OpAmp strom aus GND nach 
-Vcc  ziehen muss, der NPN unterstuetzt.

Bei dieser Schaltung ist zu beachten, dass der OpAmp im Wesentlichen die 
+-Vcc koennen muss.
Es existiert eine aehnliche Schaltung, bei der die unterstuetzenden 
Transistoren die Spannung uebernehmen, man somit mit Vcc viel groesser 
wie der OpAmp mag arbeiten kann. zB 200V, oder so.

von roehrenvorheizer (Gast)


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Hallo,

das Schaltbild zeigt einen DC-Gekoppelten Verstärker mit Verstärkung = 
1, da eingangsseitig sowie in der Gegenkopplung die Spannung halbiert 
wird.

Am Ausgang befindet sich ein 330 Ohm Widerstand, der es dem OPV 
ermöglicht, geringe Auslenkungen zu machen, ohne daß da zu viel Strom 
fließt.

Lenkt nun der Ausgang in positiver Richtung aus, muß hierzu mehr Strom 
von seiner positiven Spannungsversorgung fließen. Der nennenswert 
erhöhte Stomfluß läßt am oberen 5kOhm Widerstand eine Spannung > 0,6 V 
abfallen, so daß der obere Transistor immer mehr leitet. Somit stellt 
sich am Ausgang die gewünschte Spannung ein. Der Transistor muß genügend 
Stromverstärkung haben, damit dies gelingt.

Durch geeignete Wahl der 5kOhm Widerstände kann eine AB-Einstellung 
angestrebt werden. Nachteilig ist die Anordnung mit den Kollektoren am 
Ausgang, der bekanntlich nicht niederohmig ist. Für hohe Frequenzen ist 
die Schaltung nachteilig. Dem OPV schadet die um 0,7 V schwankende 
Versorgungsspannung nicht aufgrund seiner hohen Unterdrückung für 
Betriebsspannungsschwankungen.

MFG

von Stefan F. (Gast)


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Im Prinzip könnte man den Ausgang des OP-Amp auch gegen GND 
kurzschließen.

Die beiden Transistoren werden dann durch die Stromaufnahme des OP-Amp 
gesteuert.

Vielleicht ist das Funktionsprinzip so verständlicher.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Gibbsches_Phaenomen schrieb:
> Ich verstehe nicht ganz wie hier die Basis der Transistoren angesteurt
> wird.
Über den Laststrom, der an den Versorgungspins des OP hineingeht und am 
Ausgang herauskommt und über R22 nach GND fließt. Das bedingt natürlich, 
dass der Eigenstromverbrauch des OP nicht allzu groß ist. Insofern 
scheinen mir die 5k Widerstände fast schon ein wenig hochohmig...

von Gibbsches_Phaenomen (Gast)


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Ach okay verstehe jetzt. Fand den Gedanken bisschen komisch, dass man 
den Versorgungsspannugsstrom des OP nutzt, um den Basisstrom 
einzustellen. Aber dieser hängt ja von der Ausgangsspannung ab und zieht 
sich damit ja auch abwechselnd aus +V und -V den Strom.

Lothar M. schrieb:
> Über den Laststrom, der an den Versorgungspins des OP hineingeht und am
> Ausgang herauskommt und über R22 nach GND fließt. Das bedingt natürlich,
> dass der Eigenstromverbrauch des OP nicht allzu groß ist. Insofern
> scheinen mir die 5k Widerstände fast schon ein wenig hochohmig...

Von diesen Widerständen hängt es ja dann auch ab, in welchen 
Arbeitspunkt ich den Transistor stelle oder? Würde ich in diesem 
Beispiel 5k behalten, dann hätt ich ja durch beide Transistoren ständig 
einen hohen Ruhestrom.


- Gibt es etwas was man bei dieser Schaltung hinsichtlich Stabilität zu 
beachten hat?

- Welche minimale Versorgungsspannung kann ich an diese Schaltung 
anlegen? Hängt diese vom OP und den Transistoren ab. Sagen wir mal ich 
will am Ausgang maximal 3.5V peak to peak haben. Dann müsste ich ja 
eigentlich nur die 0,7V Vce nach oben und unten vorhalten? In diesem 
Fall hier klappt es aber wegen dem OP nicht, oder?

von Gibbsches_Phaenomen (Gast)


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Ach roehrenvorheizer hat schon zu einer der Fragen was gesagt sry.
Trotzdem noch:

- Gibt es etwas was man bei dieser Schaltung hinsichtlich Stabilität zu
beachten hat?

- Welche minimale Versorgungsspannung kann ich an diese Schaltung
anlegen? Hängt diese vom OP und den Transistoren ab. Sagen wir mal ich
will am Ausgang maximal 3.5V peak to peak haben. Dann müsste ich ja
eigentlich nur die 0,7V Vce nach oben und unten vorhalten? In diesem
Fall hier klappt es aber wegen dem OP nicht, oder?

- Welche Vorteile die Schaltung auf der nachfolgenden Seite im Vergleich 
zu der die ich gepostet habe:
http://www.linear.com/solutions/4493

Danke

von LTC1043 (Gast)


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Und es sollte nur ein "Single" OP-Amp verwendet werden.

von Analogversteher (Gast)


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Gibbsches_Phaenomen schrieb:
> - Welche Vorteile die Schaltung auf der nachfolgenden Seite im Vergleich
> zu der die ich gepostet habe:

roehrenvorheizer schrieb:
> Nachteilig ist die Anordnung mit den Kollektoren am
> Ausgang, der bekanntlich nicht niederohmig ist. Für hohe Frequenzen ist
> die Schaltung nachteilig.

Die Emitterschaltung der Transistoren bietet also den deutlich
niederohmigeren Ausgang. Verbunden mit 0.7V Spannungsverlust
an den Eckspannungen (Vollausschlag).

von Stefan F. (Gast)


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> Von diesen Widerständen hängt es ja dann auch ab, in welchen
> Arbeitspunkt ich den Transistor stelle oder?

Im Ruhezustand sollen die Transistoren gar nicht leiten.

Beim Ruhestrom hast du sicher analoge Lautsprecherendstufen im Sinn. Das 
macht man, um Übernahmeverzerrungen nahe dem Nullpunkt zu reduzieren. 
Bie dieser OP-Amp Schaltung ist die Verzerrung allerdings schon gering, 
da der Ausgang bei geringer Last direkt vom OP-Amp angetrieben wird.

Erst bei etwa höheren Strömen kommen die Transistoren helfend dazu.

Wenn durch die Transistoren ein ständiger Ruhestrom fließen würde, 
müsste man den auch stabilisieren, damit sie sich nicht selbst zerstören 
sobald sie sich erwärmen.

von Stefan F. (Gast)


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> Verbunden mit 0.7V Spannungsverlust
> an den Eckspannungen (Vollausschlag).

Ich lese ziemlich häufig, dass an der C-E Strecke angeblich 0,7V 
abfallen. Das stimmt nur ungefähr. Be geringen Strömen fällt fast keine 
Spannung ab, und bei hohen Strömen kann es je nach Transistor durchaus 
mehr als 1V werden. Das Datenblatt des jeweiligen Transistors sollte 
dazu Auskunft geben.

von Stefan F. (Gast)


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> Welche minimale Versorgungsspannung kann ich an diese Schaltung anlegen?

Was immer der OP-Amp benötigt Plus 2x 0,7 Volt.

> Sagen wir mal ich will am Ausgang maximal 3.5V peak to peak haben.
> Dann müsste ich ja eigentlich nur die ... Vce nach oben und unten
> vorhalten?

Richtig, ob das jeweils 0,7V weiss ich nicht. Aber ungefähr kommt das 
bestimmt hin.

von Analogversteher (Gast)


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Stefan U. schrieb:
> Das stimmt nur ungefähr.

Nein das ist bedingt durch die Emitterfolger-Schaltung.

von Gibbsches_Phaenomen (Gast)


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Stefan U. schrieb:
>> Von diesen Widerständen hängt es ja dann auch ab, in welchen
>> Arbeitspunkt ich den Transistor stelle oder?
>
> Im Ruhezustand sollen die Transistoren gar nicht leiten.
>
> Beim Ruhestrom hast du sicher analoge Lautsprecherendstufen im Sinn. Das
> macht man, um Übernahmeverzerrungen nahe dem Nullpunkt zu reduzieren.
> Bie dieser OP-Amp Schaltung ist die Verzerrung allerdings schon gering,
> da der Ausgang bei geringer Last direkt vom OP-Amp angetrieben wird.
>
> Erst bei etwa höheren Strömen kommen die Transistoren helfend dazu.
>
> Wenn durch die Transistoren ein ständiger Ruhestrom fließen würde,
> müsste man den auch stabilisieren, damit sie sich nicht selbst zerstören
> sobald sie sich erwärmen.

Ja ich war da in der Class A,B,AB-Denke, da ich mich über diese letzte 
Zeit informiert hab. Hab das mit dem Ruhestrom erwähnt, weil wenn der 5k 
Widerstand zu groß ist...was er ja jetzt tatsächlich ist, dann kriege 
ich ja bei Sollwert 0 einen Strom durch die Transistoren. Ich habe mal 
die Simulation beigefügt, den Widerstand aber auf 330Ohm 
heruntergesetzt.


Stimmt das wirklich dass bei kleinem Strom der OP die Aufgabe übernimmt? 
Du hast ja auch erwähnt dass ich den OP auch genauso an GND schließen 
kann. Dabei würde ich ja das gleiche Ergebnis bekommen.

von Ralf L. (ladesystemtech)


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Gibbsches_Phaenomen schrieb:
> Stimmt das wirklich dass bei kleinem Strom der OP die Aufgabe übernimmt?

Ja, zumindest nimmt er Dir die Übernahmeverzerrungen weg.

von Gibbsches_Phaenomen (Gast)


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Ralf L. schrieb:
> Gibbsches_Phaenomen schrieb:
>> Stimmt das wirklich dass bei kleinem Strom der OP die Aufgabe übernimmt?
>
> Ja, zumindest nimmt er Dir die Übernahmeverzerrungen weg.

Aber nicht indem er den Strom in die Last liefert, sondern wegen seinem 
hohen Gain und der Rückkopplung oder. Die Anstiegsgeschwindigkeit der 
OP-Ausgangsspannung ist ja dann am Übernahmepunkt recht groß, ist es 
das? Da merkt man, dass der OP die Übernahmeverzerrung reduziert.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Gibbsches_Phaenomen schrieb:
> Stimmt das wirklich dass bei kleinem Strom der OP die Aufgabe übernimmt?

Ja. Wenn der Ausgangsstrom so klein ist, daß die Transistoren noch nicht 
durchsteuern, dann treibt der OPV ganz allein die Last.

> Du hast ja auch erwähnt dass ich den OP auch genauso an GND schließen
> kann.

Dann natürlich nicht. In der Praxis macht man das aber auch nicht.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Stefan U. schrieb:
> Im Prinzip könnte man den Ausgang des OP-Amp auch gegen GND
> kurzschließen.

Kann man machen, verschlechtert aber die Linearität des Verstärkers bei 
kleinen Signalen und niedrigen Lasten (auch im Nulldurchgang des 
Stromes, z.B.).

Siehe auch Beitrag "Re: Stromquelle 5A Out (+- 70V In)"

von Gibbsches_Phaenomen (Gast)


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Marian  . schrieb:

> Siehe auch Beitrag "Re: Stromquelle 5A Out (+- 70V In)"


Ah da ist ja ein ähnlicher Aufbau. Der hat wohl auch den Vorteil, dass 
man den OpAmp nicht an derselben Spannung hat wie die Transistoren.

Ich denke ich hab das Prinzip jetzt verstanden.
Danke euch allen

von Stefan F. (Gast)


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>> Das stimmt nur ungefähr.
> Nein das ist bedingt durch die Emitterfolger-Schaltung.

Schau nochmal genau hin, es handelt sich NICHT um eine 
Emitterfolger-Schaltung.

von especia (Gast)


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Gibbsches_Phaenomen schrieb:
> Stimmt das wirklich dass bei kleinem Strom der OP die Aufgabe übernimmt?
Im Prinzip ja. Für die Simulation solltest du aber prüfen, ob das 
verwendete Opamp-Model den Ausgangsstrom auch über die Versorgung 
erhält.

Für den Test eines NE5532 hatte ich eimal eine Simulation 
zusammengeklickt.
Beitrag "Re: 0-Node in fremden SPICE-Modell eliminieren"

p.s. AD Opamp Handbool ist umgezogen. Die Schaltung (mit ein paar 
Erklärungen) befindet in Web_Ch6_final_I.pdf Seite 195.
http://www.analog.com/en/education/education-library/op-amp-applications-handbook.html

von Gibbsches_Phaenomen (Gast)


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especia schrieb:
> Gibbsches_Phaenomen schrieb:
>> Stimmt das wirklich dass bei kleinem Strom der OP die Aufgabe übernimmt?
> Im Prinzip ja. Für die Simulation solltest du aber prüfen, ob das
> verwendete Opamp-Model den Ausgangsstrom auch über die Versorgung
> erhält.
>
> Für den Test eines NE5532 hatte ich eimal eine Simulation
> zusammengeklickt.
> Beitrag "Re: 0-Node in fremden SPICE-Modell eliminieren"
>
> p.s. AD Opamp Handbool ist umgezogen. Die Schaltung (mit ein paar
> Erklärungen) befindet in Web_Ch6_final_I.pdf Seite 195.
> 
http://www.analog.com/en/education/education-library/op-amp-applications-handbook.html

Okay danke, ich werde das mal überprüfen. Die Beispielschaltung habe ich 
im AD Handbook gefunden.

Schöne Grüße

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