Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Heizleistung von 1 Ohm Widerstandsdraht mit Trafo und SSR an Netzspannung regeln


von Tim M. (tim_m371)


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Hallo, ich möchte mit einem Stück Nichrom-Heizdraht (Flachdraht) 
Kunststofftüten verschweißen. Als Leistung brauche ich ca. 300W. Der 
Heizdraht sind nicht sehr lang und hat demnach auch nur einen kleinen 
Widerstand (unter 1 Ohm). Bei dieser Leistung fallen normale 12 oder 24V 
Netzteile eher weg. Zum Betrieb an Netzspannung habe ich dann an einen 
Regeltrafo gedacht, damit mir nicht die Sicherungen rausfallen.

Die Anwendung soll regelbar sein, um die Temperaturschwankungen durchs 
Schweißen auszugleichen. Kann ich nach dem Trafo mit einem SSR durch PWM 
die Leistung noch feinsteuern? Oder macht die Induktivität des Trafos 
mir da Probleme?

Ist Phasenanschnittsteuerung, auch wenn das die Netzbetreiber nicht so 
gerne sehen, für die "geringe" Leistung eine Alternative? Eventuell mit 
einem günstigeren 220V->110V Trafo? Oder sind die Ströme auch bei 
"kleinem Anschnitt" für eine 16A-Sicherung schon zu groß?

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Tim M. schrieb:
> Die Anwendung soll regelbar sein, um die Temperaturschwankungen durchs
> Schweißen auszugleichen.
Wie misst du da die Temperatur des Drahtes? Oder meinst du nur 
"einstellbar"?

von bratz (Gast)


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Du kannstu auch einen Brückengleichrichter nehmen, einen fetten Elko 
dahinter schnallen und den Einschaltimpuls mit einem NTC begrenzen.

Dann brauchst du nur ein paar potente MOSFETs mit entsprechend potenter 
Kühlung, die  PWM machen. Je schneller die PWM ist, desto weniger wird 
das Netz durch Impulsnachladungen belastet. Dem Heizdraht ist das 
wurscht, der wird auch mit 10 Hz gleich warm bleiben.

Der Elko hält die Impulsströme vom Netz fern, kostet dabei aber gut was 
weniger als ein Trafo mit ein paar Kilo Kupfer drin. Je höher die PWM, 
desto kleiner kann der Elko ausfallen und desto billiger wirds.

Die einzige technische Herausforderung sind die 320V Gleichspannung und 
die gepulsten 320A Strom.

von bratz (Gast)


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Vorteil: Das ganze ist beliebig aufrüstbar. Mehr Elkos dazu: Kein 
Problem.
Mehr MOSFETs dazu: Kein Problem. PWM rauf: Kein Problem, wenn die 
Kühlung proportional verbessert wird.

von Tim M. (tim_m371)


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Lothar M. schrieb:
> Tim M. schrieb:
>> Die Anwendung soll regelbar sein, um die Temperaturschwankungen durchs
>> Schweißen auszugleichen.
> Wie misst du da die Temperatur des Drahtes? Oder meinst du nur
> "einstellbar"?

Ja, das wird schwierig mit dem Messen der Temperatur, hab ich nicht zu 
Ende gedacht. Dann nur einstellen mit Poti ;-)

von Tim M. (tim_m371)


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bratz schrieb:
> Dann brauchst du nur ein paar potente MOSFETs mit entsprechend potenter
> Kühlung, die  PWM machen. Je schneller die PWM ist, desto weniger wird
> das Netz durch Impulsnachladungen belastet. Dem Heizdraht ist das
> wurscht, der wird auch mit 10 Hz gleich warm bleiben.

So funktionieren auch die Impulse Sealer aus China oder?
www.google.de/search?q=Impulse+Sealer

von Ralf L. (ladesystemtech)


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Um einen Trafo wirst Du wegen der galvanischen Trennung nicht drumrum 
kommen. Du kannst auf der Sekundärseite des Trafos einen gesteuerten 
Gleichrichter verwenden. Der besteht aus zwei Dioden und zwei 
Thyristoren.

Eine andere Möglichkeit wäre ein Triac auf der Primärseite, der über 
einen Optokoppler von der Sekundärseite angesteuert wird.

In beiden Fällen braucht man eine Regelung, die ich im Moment nicht aus 
dem Hut zaubern kann.

von Falk B. (falk)


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@ Tim Mayer (tim_m371)

>Kunststofftüten verschweißen. Als Leistung brauche ich ca. 300W. Der
>Heizdraht sind nicht sehr lang und hat demnach auch nur einen kleinen
>Widerstand (unter 1 Ohm). Bei dieser Leistung fallen normale 12 oder 24V
>Netzteile eher weg.

Quark. 300W Netzteile mit 24V gibt es wie Sand am Meer. Das sind gerade 
mal um die 13A.

> Zum Betrieb an Netzspannung habe ich dann an einen
>Regeltrafo gedacht, damit mir nicht die Sicherungen rausfallen.

Das hat damit wenig zu tun. Denn 1 Ohm willst du sicher NICHT direkt an 
230V anschließen, denn das wären um die 53kW Nennleistung ;-)

>Schweißen auszugleichen. Kann ich nach dem Trafo mit einem SSR durch PWM
>die Leistung noch feinsteuern?

Den SSR packt man eher VOR den Trafo auf die Netzseite.

>einem günstigeren 220V->110V Trafo? Oder sind die Ströme auch bei
>"kleinem Anschnitt" für eine 16A-Sicherung schon zu groß?

Nein.

Du musst vor allem die Nennspannung ausrechnen, die dein Trafo auspucken 
sollte.

P = U^2 /R -> U = sqrt(P*R) = sqrt(300W*1Ohm) ~ 17

D.h. ein 24V Trafo mit etwas mehr als 300VA ist dein Freund. Der ist 
aber größer als ein 24V Schaltnetzteil. Es gibt auch welche mit 
Steuereingang, das ist das, was du suchen solltest.

: Bearbeitet durch User
von Tim M. (tim_m371)


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Falk B. schrieb:
> D.h. ein 24V Trafo mit etwas mehr als 300VA ist dein Freund. Der ist
> aber größer als ein 24V Schaltnetzteil. Es gibt auch welche mit
> Steuereingang, das ist das, was du suchen solltest.

Ok, kann ich nach solch einem Schaltnetzteil noch ein SSR hängen um die 
"Feineinstellung" durch PWM im niedrigen Hz-Bereich zu machen. Der 
Widerstandsdraht hat bei 20°C ca 1 Ohm, bei höherer Temperatur dann 
wahrscheinlich mehr.

Oder haben die billigen chinesischen Netzteile einen Steuereingang ?!

: Bearbeitet durch User
von Schorsch X. (bastelschorsch)


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Tim M. schrieb:
> Ja, das wird schwierig mit dem Messen der Temperatur, hab ich nicht zu
> Ende gedacht. Dann nur einstellen mit Poti ;-)

Wie wär´s, wenn du den Widerstand des Heizdrahtes (ein anderes Material 
benutzen wg. TK) als Temperatursensor benutzt ?

von Der Andere (Gast)


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Tim M. schrieb:
> kann ich nach solch einem Schaltnetzteil noch ein SSR hängen

Nur wenn dieses SSR für Gleichstrom geeingent ist.
Aber bei Gleichstrom reicht auch ein einfacher N Kanal MOSFET.

Tim M. schrieb:
> bei höherer Temperatur dann wahrscheinlich mehr.
Du solltest wissen wieviel Leistung du bei welcher Temperatur und damit 
Widerstand brauchst sonst reicht dir ggf. die Spannung nicht.

von Tim M. (tim_m371)


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Schorsch X. schrieb:
> Tim M. schrieb:
>> Ja, das wird schwierig mit dem Messen der Temperatur, hab ich nicht zu
>> Ende gedacht. Dann nur einstellen mit Poti ;-)
>
> Wie wär´s, wenn du den Widerstand des Heizdrahtes (ein anderes Material
> benutzen wg. TK) als Temperatursensor benutzt ?

Dann bräuchte aber einen Spannungsteiler. Wenn der Widerstandsdraht 
schon 1 Ohm hat wird es schwierig mit dem zweiten Widerstand. Oder ich 
teile den Widerstandsdraht in zwei ungleich lange Stücke auf ;-)

von Lukas (Gast)


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Du könntest so etwas umbauen:
http://www.ebay.de/itm/Impuls-Folienschweisgerat-Balkenschweisgerat-Balken-Folien-Schweisgerat-PVC-/310902420207?var=&hash=item48633a72ef:m:mBbpXwwCcG-dR8wyESNLZfw

Da ist ein Draht wie du ihn beschreibst verbaut.
Per Phasenanschnitt Primär möglich. Die Teile sind per Default nur per 
Zeitschaltung versehen.

von Ralf L. (ladesystemtech)


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Tim M. schrieb:
> Widerstandsdraht hat bei 20°C ca 1 Ohm, bei höherer Temperatur dann
> wahrscheinlich mehr.

Ich glaube nicht, wegen des günstigen Temperaturkoeffizienten 0,0001 Ohm 
/ C° bleibt der Widerstand bei allen Temperaturen (bis 500 C°) nahezu 
konstant, fast wie bei Konstantandraht.

von Schreiber (Gast)


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Tim M. schrieb:
> Kann ich nach dem Trafo mit einem SSR durch PWM
> die Leistung noch feinsteuern?

Wenn es billig werden soll, nimmt man einen normalen Transformator und 
eine Phasenanschnittsteuerung (=normaler Dimmer) vor diesem.

Tim M. schrieb:
> Dann bräuchte aber einen Spannungsteiler. Wenn der Widerstandsdraht
> schon 1 Ohm hat wird es schwierig mit dem zweiten Widerstand.

Ist doch kein Problem:
Spannung messen, Strom messen, anschließend rechnen. Der Zweite 
Widerstand kann etwa 0,1-0,01 Ohm haben. Passt doch

Geht entweder digital mit einem µC oder analog mit einigen OPVs. Ein 
Blick ins Mathebuch verrät, wie man damit dividieren kann.

von Tim M. (tim_m371)


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Lukas schrieb:
> Du könntest so etwas umbauen:
> 
http://www.ebay.de/itm/Impuls-Folienschweisgerat-Balkenschweisgerat-Balken-Folien-Schweisgerat-PVC-/310902420207?var=&hash=item48633a72ef:m:mBbpXwwCcG-dR8wyESNLZfw
>
> Da ist ein Draht wie du ihn beschreibst verbaut.
> Per Phasenanschnitt Primär möglich. Die Teile sind per Default nur per
> Zeitschaltung versehen.

Das heißt ich kann per Phasenanschnitt dauerhaft zwischen 0-300W beim 
200mm Modell einstellen, wenn ich den Timer auf max. stelle bzw. 
dauerhaft überbrücke.

von Schreiber (Gast)


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Ralf L. schrieb:
> Ich glaube nicht, wegen des günstigen Temperaturkoeffizienten 0,0001 Ohm
> / C° bleibt der Widerstand bei allen Temperaturen (bis 500 C°) nahezu
> konstant, fast wie bei Konstantandraht.

...Weshalb man für sowas auch einen Eisendraht verwenden sollte. Der hat 
einen besser geeigneten Temperaturkoeffizienten.

von Schreiber (Gast)


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Tim M. schrieb:
> Das heißt ich kann per Phasenanschnitt dauerhaft zwischen 0-300W beim
> 200mm Modell einstellen, wenn ich den Timer auf max. stelle bzw.
> dauerhaft überbrücke.

Nein, dann liefert der dort eingebaute Trafo rauchzeichen. Der ist nur 
auf eine begrenzte Einschaltdauer ausgelegt.

von Tim M. (tim_m371)


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Schreiber schrieb:
> Tim M. schrieb:
>> Das heißt ich kann per Phasenanschnitt dauerhaft zwischen 0-300W beim
>> 200mm Modell einstellen, wenn ich den Timer auf max. stelle bzw.
>> dauerhaft überbrücke.
>
> Nein, dann liefert der dort eingebaute Trafo rauchzeichen. Der ist nur
> auf eine begrenzte Einschaltdauer ausgelegt.

https://www.youtube.com/watch?v=g1NF04zRJ00

In diesem Video wird die Funktionsweise gut erklärt. Mit dem 220k Poti 
wird die Impulsdauer des Heizstroms eingestellt. Durch Öffnen/Schließen 
des Balkens die gesamte Schaltung mit Netzspannung getrennt/verbunden. 
Es ist also kein Phasenanschnitt primär nötig bzw. sinnvoll. Warum der 
Trafo bei dauerhaftem einschalten überlastet sein soll ist mir nicht 
ganz klar. Das Gerät wird so ausgelegt sein, dass man in kurzem Abstand 
Folien schweißen kann.

von Schreiber (Gast)


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Tim M. schrieb:
> Warum der
> Trafo bei dauerhaftem einschalten überlastet sein soll ist mir nicht
> ganz klar. Das Gerät wird so ausgelegt sein, dass man in kurzem Abstand
> Folien schweißen kann.

weil ein auf Dauerbelastung ausgelegter Trafo mehr Kupfer und Eisen 
benötigt! Und weil Kupfer teuer ist...

In kurzem Abstand: 15 Sekunden Beutel wechseln + anschließend 5 Sekunden 
schweißen ergibt 25%Einschaltdauer.
Auf mehr wird der Trafo sicher nicht ausgelegt sein, vermutlich sogar 
auf noch weniger.

von Manfred (Gast)


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Tim M. schrieb:
> Kunststofftüten verschweißen. Als Leistung brauche ich ca. 300W.
Wieviel Zentimeter Wanddicke haben die, 300 Watt?

> Der Heizdraht sind nicht sehr lang und
> hat demnach auch nur einen kleinen Widerstand (unter 1 Ohm)
Kennst Du das Ohmsche Gesetz?

Bei 1 Ohm braucht es 17 Volt für diese Leistung, alles außer einem 
fetten Trafo kann da kaum Zielführend sein.

von Lukas (Gast)


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Wie planst du die 300W abzuführen?
Du kannst an dem Draht nicht dauerhaft 300W verheizen, der fängt an zu 
glühen und brennt einfach durch.

von Schreiber (Gast)


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Manfred schrieb:
> Bei 1 Ohm braucht es 17 Volt für diese Leistung, alles außer einem
> fetten Trafo kann da kaum Zielführend sein.

Ein  Schaltnetzteil geht auch
Wenn es noch billiger werden soll, kann man auch da noch sparen und hat 
am Ende sowas wie früher die elektronischen Trafos für Halogenlampen.

von Lukas (Gast)


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Manfred schrieb:
> Bei 1 Ohm braucht es 17 Volt für diese Leistung, alles außer einem
> fetten Trafo kann da kaum Zielführend sein.

Nein, nur wenn der Draht sich nicht erwärmt, der Widerstand wird bei 
Erwärmung stark steigen.

von Falk B. (falk)


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@ Lukas (Gast)

>> Bei 1 Ohm braucht es 17 Volt für diese Leistung, alles außer einem
>> fetten Trafo kann da kaum Zielführend sein.

>Nein, nur wenn der Draht sich nicht erwärmt, der Widerstand wird bei
>Erwärmung stark steigen.

Wirklich? Originalbeitrag gelesen?

"Stück Nichrom-Heizdraht (Flachdraht)"

https://en.wikipedia.org/wiki/Nichrome

von 20 auf 315°C steigt der Widerstad um gerade mal 3,3%. Und zum 
Kunststoffschweißen wird man eher deutlich unter 300°C bleiben wollen.

von Lukas (Gast)


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Ok, sorry übersehen, stimmt.

von Patrick J. (ho-bit-hun-ter)


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Hi

Da dem Widerstandsdraht wohl egal ist, ob AC oder DC bei Ihm vorbei 
schauen - was spricht gegen einen diskret aufgebauten Shopper?

Bei (wesentlich) weniger Ampere wären L297/L298 einen Blick wert.


Oder eine KSQ?

Wie wahrscheinlich ist es, daß der Draht beim Schweißen abkühlt, bzw. 
wie stark kühlt Dieser aus?
Muß darauf reagiert werden?
Wie viel besser nimmt die Folie die Temperatur auf, als die 
Umgebungsluft, Die außerhalb der liegenden Folie den Schweißdraht kühlt?

MfG

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