Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Defekter Dimmer: reparierbar?


von Chris (Gast)


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Hallo zusammen,

Zunächst zur Vorgeschichte: Eltern haben eine per "Sensorkabel" dimmbare 
Wohnzimmerlampe von B+M Leuchten, die sich mittlerweile weder anschalten 
noch dimmen lässt, das Leuchtmittel ist aber noch in Ordnung. Besagtes 
Sensorkabel ist ein Metallgeflecht um das Lampenkabel herum, das man 
berührt, und so die Lampe ein bzw ausschalten und beim längeren 
festhalten dimmen kann (wenn's denn noch funktionieren würde).
Nach Anfrage beim Händler haben wir erfahren, daß vermutlich der Dimmer 
defekt ist, der Hersteller aber nicht mehr existiert und man nur den 
Dimmer ausbauen und die Lampe auf Dauerbetrieb umrüsten könne.

Bevor wir diesen Schritt gehen, habe ich mir die Lampe mal angeschaut:
Das Dimmen übernimmt eine kleine Box namens "Insta Twin Touch 180", die 
offenbar über einen PIC16 und zwei MOSFETs, allem Anschein nach Toshiba 
2SK2842 N-Channel (nach Datenblatt: "Chopper Regulator, DC−DC Converter 
and Motor Drive Applications" - würde also denke ich passen) gesteuert 
wird. Siehe Anhänge.

Hab dann mal ein wenig gemessen und durchgepiepst: am PIC sind +5V= 
vorhanden, am Ausgang des Dimmers liegen 65,3V~ an. Berühren des 
Sensorkabels hat keinen sichtbaren Effekt, außer das dann der Ausgang 
auf 67V ansteigt.
Weiter darin rumzustochern hab mich allerdings auch nicht wirklich 
getraut, während das Teil eingestöpselt ist.

Nun die Frage, da ich mich mit Dimmern, MOSFETs etc nicht wirklich 
auskenne (bin nur Hobbyschrauber): würde es sich lohnen, auf Verdacht 
hin zwei neue MOSFETS (bzw, da abgekündigt die Ersatztypen) zu bestellen 
und die vorhandenen durchzutauschen oder kann ich mir die Mühe sparen?
Kennt jemand vllt noch ne andere Fehlerquelle (der PIC selbst oder die 
Sensorik könnte natürlich auch durch sein) oder hat Ideen, wo ich da 
weitersuchen könnte, um der Ursache auf die Schliche zu kommen?

Schöne Grüße,
Chris

: Verschoben durch Moderator
von pegel (Gast)


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Wenn du einen Lötkolben und ein Multimeter hast, könntest du die beiden 
MOSFETs prüfen.

youtube bietet Infos wie das geht. Suche dort nach "MOSFET DMM".

Aufgeben kann man später auch noch ;)

von Guest (Gast)


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Hallo!

Ich weiß, das hört man nicht immer gerne, aber:
Wenn du dich nicht auskennst (und das hört sich so an), LASS ES SEIN!

An dieser Platine sind lebensgefährliche Spannungen vorhanden.

Dass ein Metallgeflecht, dass man berühren MUSS, damit verbunden ist, 
macht die Sache noch um einiges gefährlicher!

So teuer kann das Ding (und auch sonst nichts) einfach nicht sein, dass 
es gerechtfertigt wäre, so ein Risiko einzugehen.

Nicht mal dann, wenn es dir gehören würde und es sonst niemand verwenden 
würde.



Dennoch empfehle ich dir, dein Elektroniker-Hobby nicht aufzugeben! Aber 
bleib bitte bei Spannungen, die ungefährlich sind!

Falls du mal in Zukunft bei anderen Sachen nicht sicher bist, ob ein 
MOSFET kaputt ist, miss den Gate. Dann siehst du, ob der Transistor 
überhaupt angesteuert wird. Aber Achtung: Wenn der MOSFET kaputt ist, 
könnte der die Signalleitung kurzschließen. Du müsstest also im 
Zweifelsfall den MOSFET vorher auslöten.

Außerdem bräuchtest du ein Oszilloskop, falls das Signal keine 
Gleichspannung ist. Ist also nicht ganz so einfach.

Am besten befasst du dich näher mit MOSFETs (und anderen Bauteilen), 
dann kannst du dir das ganze auch selbst überlegen.

Hier gibt es eine wunderbare Kursreihe auf YouTube:
https://www.youtube.com/watch?v=6UoCmQgTxOA&list=PLEKc1IKctRPDJZZt95yaG-VEnu2SgKj0Y


Gruß!

von Chris (Gast)


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Hi!

Jupp, Lötkolben und co sind selbstverständlich vorhanden, Oszi auch. Ist 
auch nicht so, daß ich blutiger Anfänger wäre, gut 20 Jahre Löterfahrung 
bring ich da schon mit. ;) Nur mit Mosfets und Dimmerschaltungen ansich 
hab ich wie gesagt bisher noch nie was gemacht.

@Guest bzgl Metallgeflecht: da haste mich falsch verstanden: das 
Geflecht befindet sich an der Lampe selber (also um die Zuleitung zum 
Lampenschirm herum), und war per Lüsterklemme an die Sensorleitung des 
Dimmers angeschlossen (gelber Draht). Ich gehe mal davon aus, daß die 
Designer einer 1k€ Lampe schon in etwa wußten, was sie da tun und 
zumindest der Teil sicher ist. ;)

Nun gut, dann werd ich die Teile wohl oder übel mal auslöten und 
durchmessen, es sei denn, jemand hat noch nen Vorschlag?

Grüße,
Chris

von 1N 4. (1n4148)


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> Jupp, Lötkolben und co sind selbstverständlich vorhanden, Oszi auch.

Dann weißt du ja auch wie man damit an netzspannungsführenden Bauteilen 
mißt?

> Ich gehe mal davon aus, daß die
> Designer einer 1k€ Lampe schon in etwa wußten, was sie da tun und
> zumindest der Teil sicher ist. ;)

Die ja, aber kannst du gewährleisten, dass nach deiner Reparatur keine 
230V auf der Sensorleitung anliegen?

von hinz (Gast)


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Schau mal nach dem schwarzen Teil zwischen Drossel und Transistoren, das 
könnte eine Sicherung sein.

von Michael B. (laberkopp)


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Chris schrieb:
> am Ausgang des Dimmers liegen 65,3V~ an

Na ja, entweder liegen dort 230V~ phasenabgeschnitten, oder eine nicht 
belastbare Spannung die bei Belastung zusammenbricht an.

Chris schrieb:
> würde es sich lohnen, auf Verdacht hin zwei neue MOSFETS (bzw, da
> abgekündigt die Ersatztypen) zu bestellen und die vorhandenen
> durchzutauschen

Erst mal durchmessen, ob sie denn überhaupt defekt sind.

Auf Verdacht würde ich den Elko und die beiden grossen Kondensatoren 
durchmessen und ein bischen die Schaltung im Leistungskreis abzeichnen, 
der R100 am Drain irritiert mich, der R100 ZWISCHEN den beiden 
Source-Anschlüssen ist schwer auszuwerten.


Du hast ja immerhin schon gemessen, daß am PIC 5V anliegen (nicht 
isoliert von den 230V der Netzspannung, sondern auf sie draufgesetzt), 
wohl stabilidiert durch eine Z-Diode. Ein MOSFET braucht aber mehr als 
5V, es muss noch eine zweite Spannungsversorgung da sein von ca. 12V, 
ebenfalls stabilisiert durch eien Z-Diode, wohl am Elko, in Bezug zu den 
Source-Anschlüssen der MOSFETs.

Die Schaltung ist ungefähr so:
https://www.mikrocontroller.net/attachment/46512/BJ-Dimmer.pdf
wobei deine Q13 nicht braucht, sondern dort die grossen Kondenstaoren 
einseetzt.

: Bearbeitet durch User
von Chris (Gast)


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So, grade mal beide FETs ausgelötet und nach der DMM Diodentest Methode 
(siehe YT Video von w2aew: https://youtu.be/gloikp9t2dA) gemessen:

Step 1 (- auf S, + auf D) offen, scheint OK
Step 2 (G berühren, dann wieder S-D messen): leitet kurzzeitig bis das 
DMM ca 3V zeigt, dann wieder offen ??? soll das so? Das ist bei beiden 
FETs der Fall
Step 3 (D-S) 0,4V bzw 0,5V, scheint auch OK

Step 2 erscheint mir seltsam: sollten die FETs nicht offen bleiben? Oder 
ist das ne Eigenart von meinem Uni-T?

@hinz: jupp, ist tatsächlich ne Thermosicherung: Thermik M1, konnte man 
vorher nicht lesen. Ist geschlossen, scheint also OK zu sein.

von Chris (Gast)


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@Michael: interessant! Das mit den Dioden werd ich mir morgen mal 
anschauen!

Den Elko hatte ich schonmal (in-circuit) gemessen, der sah normal aus 
(kein Kurzer, um die 100µ) - die Freunde sind üblicherweise das erste, 
was ich mir angucke. ;)

Nun erstmal gute Nacht! :)
Chris

von michael_ (Gast)


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Guest schrieb:
> Ich weiß, das hört man nicht immer gerne, aber:
> Wenn du dich nicht auskennst (und das hört sich so an), LASS ES SEIN!
>
> An dieser Platine sind lebensgefährliche Spannungen vorhanden.

Stimmt.
Ich denke auch, dass ich mich auskenne.
Für einen guten Bekannten repariere ich auch gerade ein Halogen-NT.
Der Fehler ist behoben, aber ich habe mich entschlossen, nicht mehr 
solche Reparaturen für andere Menschen zu machen.
Die Gefahr ist zu groß, dass man einen Fehler macht.

von Michael B. (laberkopp)


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von Schreiber (Gast)


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Chris schrieb:
> Nun die Frage, da ich mich mit Dimmern, MOSFETs etc nicht wirklich
> auskenne (bin nur Hobbyschrauber): würde es sich lohnen, auf Verdacht
> hin zwei neue MOSFETS (bzw, da abgekündigt die Ersatztypen) zu bestellen
> und die vorhandenen durchzutauschen oder kann ich mir die Mühe sparen?
> Kennt jemand vllt noch ne andere Fehlerquelle (der PIC selbst oder die
> Sensorik könnte natürlich auch durch sein) oder hat Ideen, wo ich da
> weitersuchen könnte, um der Ursache auf die Schliche zu kommen?

So wie es aussieht hat das Teil ein Kondensatornetzteil.
Hierzu dessen Kondensator auslöten und dessen Kapazität prüfen. Bei 
Kapazitätsverlust austauschen

von hinz (Gast)


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Schreiber schrieb:
> So wie es aussieht hat das Teil ein Kondensatornetzteil.

Hat es.


> Hierzu dessen Kondensator auslöten

Der äußere graue.


> und dessen Kapazität prüfen. Bei
> Kapazitätsverlust austauschen

von Chris (Gast)


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Hallo zusammen,

ernüchterndes Update: habe die FETs jetzt mal nach der von Michael 
verlinkten Methode getestet: funktionieren offenbar noch.
Dann alle Kondensatoren ausgelötet und durchgemessen, auch alles 
innerhalb der üblichen Toleranzen, kein übermäßiger ESR oder sonstiges.

Tja, an dieser Stelle bin ich mit meinem Latein am Ende, bleibt der PIC 
oder das Hühnerfutter, welches ich aber nicht weiter testen oder 
ersetzen könnte.
Ich denke, an dieser Stelle geb ich dann auf. Schade, aber nen Versuch 
war's auf jeden Fall wert! Jetzt weiß ich zumindest, wie man FETs 
testet. ;)

Vielen Dank an alle, die Tipps und Hinweise gegeben haben!

Schöne Grüße,
Chris

von karadur (Gast)


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Hast du die 0R1 Widerstände gemessen ?

von Klaus R. (klaus2)


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von Chris (Gast)


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@Widerstände: stimmt, vergaß ich zu erwähnen: jepp, sind in Ordnung.

Der chinesische Dimmer ist ja ne nette Idee, aber ich hab schon öfters 
solche billigen Chinaböller gekauft und auseinander genommen - sowas 
kommt mir schon nicht an die Steckdose, und deswegen schon gar nicht 
dritten... (ja, das mag ein Vorurteil sein, aber die Shenzhen 
Billigheimer machen es einem auch nicht zu schwer) Chinaware nur, wenn 
sie mit Niederspannung läuft. ;)

Grüße,
Chris

von hinz (Gast)


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Chris schrieb:
> Chinaware nur, wenn
> sie mit Niederspannung läuft. ;)

Niederspannung geht bis 1000VAC.

von karadur (Gast)


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Die Firma INSTA sitzt in Lüdenscheid.

Würde ich mal anfragen wegen des Dimmers.

von Chris (Gast)


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@Hinz: ok, falsches Wort, ich meinte: unter sagen wir mal 20V ;)

@karadur: Tatsache, vielen Dank! Das ist die Firma.
Ein Wort wie "Insta" ohne weitere Anhaltspunkte zu googlen ist in Zeiten 
von Instagram, nun, nennen wir es "anstrengend". Werde die mal 
anschreiben...

(aber wieso erzählen die von B+M uns dann, den Hersteller gäbe es nicht 
mehr? Ziemlich dubios, vllt hängt das mit der Insolvenz des eigenen 
Hauses zusammen? 
http://www.radiosauerland.de/sauerland/lokalnachrichten/lokalnachrichten/archive/2017/01/31/article/-aaf0c9c188.html)

von Klaus R. (klaus2)


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...neulich fragte ich mich, obs karadur noch gibt - die kurze & präzise 
Antwort spricht sehr dafür :)

Die China-Dinger sind scheiße, aber nicht (unbedingt) lebensgefährlich. 
Ansonsten bekommt man sowas aber auch in "gut", war eher als Hinweis 
gedacht.

Klaus.

von karadur (Gast)


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Er lebt noch.

INSTA entwickelt und fertigt für diverse Firmen, welche die Produkte 
dann unter ihrem Namen vertreiben. INSTA ist Tochter von Berker, GIRA 
und Jung.

von Chris (Gast)


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Moin!

Kleines Update, falls es wen interessiert: Die Firma Insta hatte 
tatsächlich noch exakt den Dimmer vorrätig, das Ersatzgerät ist 
mittlerweile in die Lampe eingebaut und schnurrt wie ein Kätzchen! Happy 
End sozusagen. :)

Danke nochmal an karadur für den entscheidenden Hinweis und alle anderen 
Mitdiskutanten!

Schönes WE,
Chris

von Homo Habilis (Gast)


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Danke für die Rückmeldung - so was finden viele dann unnötig.
Ist aber eigentlich der "krönende Abschluß". ^^

Dir auch schönes WE, mfG

von karadur (Gast)


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Super

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