Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Phasenverschiebung Transformator


von Martin S. (sirnails)


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Hallo miteinander,

mir ist vorhin eine theoretische Frage gekommen, betreffend eines 
Transformators.

Wenn ich einen Trafo sekundärseitig rein ohmsch belaste, dann habe ich 
doch auf der Primärseite (kaum) Phasenverschiebung (abgesehen von jener 
durch die Streuinduktivität und Eisenverluste verursacht werden)?!

Oder habe ich da einen Denkfehler?

Danke und schönen Tag :)

von juergen (Gast)


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Martin S. schrieb:
> Hallo miteinander,
>
> mir ist vorhin eine theoretische Frage gekommen, betreffend eines
> Transformators.
>
> Wenn ich einen Trafo sekundärseitig rein ohmsch belaste, dann habe ich
> doch auf der Primärseite (kaum) Phasenverschiebung (abgesehen von jener
> durch die Streuinduktivität und Eisenverluste verursacht werden)?!


Das würde ich auch gerne wissen.

Ich denke, da sekundärseitig an einer ohmschen Last Wirkleistung 
umgesetzt wird, müßte auch primärseitig Wirkleistung entstehen, d. h., 
(m. E.) dürfte es zu keiner großartigen Phasenverschiebung zwischen 
Spannung und Strom primärseitig kommen.

von juergen (Gast)


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juergen schrieb:

> Ich denke, da sekundärseitig an einer ohmschen Last Wirkleistung
> umgesetzt wird, müßte auch primärseitig Wirkleistung entstehen...


"entstehen" ist, glaube ich, nicht ganz richtig, da nur ein Mal die 
Wirkleistung entsteht (sekundärseitig).

Wie wäre das denn richtig formuliert?

von Nun (Gast)


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Wie lautet jetzt die theoretische Frage?

von numuik (Gast)


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Martin S. schrieb:
> Wenn ich einen Trafo sekundärseitig rein ohmsch belaste, dann habe ich
> doch auf der Primärseite (kaum) Phasenverschiebung (abgesehen von jener
> durch die Streuinduktivität und Eisenverluste verursacht werden)?!
Du hast den mit dem Übertragungsfaktor (N1:N2)² auf die Primärseite 
transformierten Widerstand parallel zur Hauptinduktivität.

(Erst einmal ohne die Streuinduktivität, Wicklungswiderstände und 
Eisenverluste)

von Martin S. (sirnails)


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numuik schrieb:
> Martin S. schrieb:
>> Wenn ich einen Trafo sekundärseitig rein ohmsch belaste, dann habe ich
>> doch auf der Primärseite (kaum) Phasenverschiebung (abgesehen von jener
>> durch die Streuinduktivität und Eisenverluste verursacht werden)?!
> Du hast den mit dem Übertragungsfaktor (N1:N2)² auf die Primärseite
> transformierten Widerstand parallel zur Hauptinduktivität.
>
> (Erst einmal ohne die Streuinduktivität, Wicklungswiderstände und
> Eisenverluste)

Dann müsste die Betrachtung doch aber stimmen? Wenn sekundärseitig der 
cos(phi)=1 ist, so müsste das primärseitig doch auch so sein?!

von Waldemar Z. (waldemar_z)


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von numuik (Gast)


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Martin S. schrieb:
> Dann müsste die Betrachtung doch aber stimmen? Wenn sekundärseitig der
> cos(phi)=1 ist, so müsste das primärseitig doch auch so sein?!
Welche Phasenverschiebung stellt sich durch eine Parallelschaltung von 
Induktivität und Widerstand ein?

von Eieiei (Gast)


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Waldemar Z. schrieb:
> Beitrag "Phasendrehung am Trafo"

Siehe Antwort von Benedikt.K

von Achim S. (Gast)


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Eieiei schrieb:
> Siehe Antwort von Benedikt.K

Die Antwort im anderen Thread betrifft größtenteils eine andere Frage 
als diese hier. Benedikt K. hatte die Phasenbeziehung zwischen 
Sekundärspannung und Primärspannung beschrieben.

Dem TO in diesem Thread geht es um die Phasenbeziehung zwischen 
Primärspannung und Primärstrom (also um cos(phi) auf der Primärseite). 
Darauf hat numuik die passende Antwort gegeben.

Nochmal die etwas ausführlichere Variante von dem, was numuik schon 
beschrieben hat:

@Martin: Schau dir das T-Ersatzschaltbild des Trafos an und denk dir der 
Einfachkeit halber erst mal alle "Dreckeffekte" weg (Streuinduktivität, 
...) Wie oben beschrieben bleibt immer noch eine Parallelschaltung von 
Hauptinduktivität und transformiertem Lastwiderstand. Der cos(phi) hängt 
also vom Verhältnis zwischen Magnetisierungsstrom und transformiertem 
Laststrom ab. Wenn die transformierte Last wesentlich niederimpedanter 
ist als die Hauptinduktivität wirst du beim cos(phi) nahe bei 1 sein. Im 
umgekehrten Fall (hochohmige Last bzw. "Leerlauf" des Trafos) bist du 
natürlich weit von 1 entfernt.

von Martin S. (sirnails)


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Achim S. schrieb:
> Wenn die transformierte Last wesentlich niederimpedanter
> ist als die Hauptinduktivität wirst du beim cos(phi) nahe bei 1 sein. Im
> umgekehrten Fall (hochohmige Last bzw. "Leerlauf" des Trafos) bist du
> natürlich weit von 1 entfernt.

Soweit geht mir das ein.

Mir fehlt aber der Erfahrungswert, um zu sagen: Der Wirkwiderstand ist 
10 x höher als der Blindwiderstand und damit Pi*Daumen nahezu nur real 
wirksam.

Zumindest, wenn man jetzt von einem sehr harten Trafo ausgeht.

von Helmut S. (helmuts)


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Die Phasenverschiebung der Spannung auf der Sekundärseite beträgt 
praktisch 0°. Einzig die Strunduktivität bewirkt 0,wenig° 
Phasenvreschiebung und ist somit vernachlässigbar. Wenn man die 
Anschlüsse auf der Sekundärseite vertauscht, dann bekommt man 180° 
Phasenvreschiebung.


Das kannst du sehr schön mit LTspice simulieren. (Nimm 10H als 
Primärinduktivität.)

: Bearbeitet durch User
von Günter Lenz (Gast)


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Martin Schwaikert schrieb:
>Wenn ich einen Trafo sekundärseitig rein ohmsch belaste, dann habe ich
>doch auf der Primärseite (kaum) Phasenverschiebung

Der Widerstand auf der Sekundärseite transformiert sich auf die
Primärseite. Also gibt es am Verhalten keinen Unterschied,
ob du den Widerstand sekundär oder primärseitig anschließt.
Im Leerlauf hast du eine Phasenverschiebung von 90°.
Bei Belastung mit einem Widerstand verringert sich die
Phasenverschiebung um so mehr je kleiner der Widerstand ist,
bis sie bei 0 Ohm, 0° ist.

von Günter Lenz (Gast)


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Noch ein Tipp, wenn du keine Phasenverschiebung
haben möchtest, mußt du einen Kondensator parallel
schalten, der den gleichen Blindwiderstand hat
wie der Trafo.

von Achim S. (Gast)


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Martin S. schrieb:
> Mir fehlt aber der Erfahrungswert, um zu sagen: Der Wirkwiderstand ist
> 10 x höher als der Blindwiderstand und damit Pi*Daumen nahezu nur real
> wirksam.

Du meinst "Der Wirkleitwert ist 10x größer als der Blindleitwert" (also 
viel mehr transformierter Wirkstrom als Magnetisierungsstrom).

Bei Nennlast an "normalen" Trafos (was auch immer das genau bedeuten 
soll :-) wird der transformierte Laststrom schon deutlich größer sein 
als der Magnetisierungsstrom. Dass es gleich ein Faktor 10 ist (und 
damit der cos(phi)>0,99) wird im täglichen Leben wohl nicht so ohne 
weiteres erreicht - zumal sich dann die oben vernachlässigten 
Dreckeffekt doch schon wieder bemerkbar machen.

von Juergen (Gast)


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Ich versuche, mir die Sache mal einfacher vorzustellen, ganz ohne 
Zeigerdiagramme und großer Theorie:

Sekundärseitig liegen, wie leicht einzusehen ist, bei angeschlossener 
Ohmscher Last Strom und Spannung genau in Phase. Das nennt sich 
Wirkleistung.

Der Stromzähler im Haushalt zählt nur Wirkleistung.

Was sekundär an Wirkleistung auftritt, wird primär durch den Zähler 
erfaßt
und muß vom Kunden bezahlt werden.

Demnach tritt auch primärseitig diese zu bezahlende Wirkleistung der 
Sekundärseite in Erscheinung, d. h. Strom und Spannung stimmen überein - 
bis auf ein wenig Blindstrom, der im betrachteten Fall zu 
vernachlässigen wäre. Anders sieht es im Leerlauf aus.

Also - Strom und Spannung sind primär auch genau in Phase.


Im anderen Thread wurde die Phasenverschiebung der Leistung zwischen 
primär- und Sekundärseite mit 180 Grad angegeben.

Aber es geschieht doch gar keine Feldlinienschwächung- bzw. Verstärkung
im Spannungsmaximum (Amplitude) primärseitig?
Maximale Feldlinienstärkenänderung entsteht doch nur im Bereich des 
Nulldurchgangs. Also müßten die beiden Leistungen eine 
Phasenverschiebung von 90 Grad haben????

Ist da ein Denkfehler drin?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Martin S. schrieb:
> Wenn ich einen Trafo sekundärseitig rein ohmsch belaste, dann habe ich
> doch auf der Primärseite (kaum) Phasenverschiebung (abgesehen von jener
> durch die Streuinduktivität und Eisenverluste verursacht werden)?!
>
> Oder habe ich da einen Denkfehler?

Zuerst mal hast du dich nicht klar ausgedrückt. Eine Phasenverschiebung 
ist immer zwischen zwei Sinusgrößen. Anscheinend meinst du die 
Phasenverschiebung zwischen Spannung und Strom auf der Primärseite. Das 
solltest du dann auch klar sagen.

Dazu wäre zu sagen, daß ein idealer Transformator die Impedanz der Last 
(die auf der Sekundärseite angeschlossen ist) auf die Primärseite 
transformiert, mit dem Quadrat der Übersetzung: Zp = (Np/Ns)² * Zs

Ein idealer Trafo würde also mit einer ohmschen Last auf der Primärseite 
ebenfalls rein ohmsch wirken.

Ein realer Trafo zeigt aber diverse Dreckeffekte, u.a. eine Kopplung von 
weniger als 100%. Der letzte Effekt wird mit der Streuinduktivität 
modelliert. Die Streuinduktivität liegt in Reihe(?) mit der auf die 
Primärseite transformierten Lastimpedanz.

von Manfred (Gast)


Angehängte Dateien:

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Martin S. schrieb:
> Wenn ich einen Trafo sekundärseitig rein ohmsch belaste, dann habe ich
> doch auf der Primärseite (kaum) Phasenverschiebung
Man kann jede Menge Theorie wälzen, aber eine Messung ist auch nicht 
falsch?

Trenntrafo Grundig RT-5 / 800VA, als Last ein Heizlüfter. Da der RT5 die 
Leistung nicht liefern kann, drehe ich langsam auf.

Im Leerlauf nimmt der 32VA @ cos_phi 0,4 induktiv.
Ein bißchen Last drauf, wird der cos_phi schon besser (0,7).
Dann mal knapp Vollgas - cos_phi 1

von Achim S. (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Ein idealer Trafo würde also mit einer ohmschen Last auf der Primärseite
> ebenfalls rein ohmsch wirken.

Na ja, wie oben schon beschrieben: wenn die Idealität des Trafos sich 
darauf bezieht, dass keine Streuinduktivität vorhanden ist, liegen 
trotzdem immer noch Hauptinduktivität und transformierter Lastwiderstand 
parallel.

Beitrag "Re: Phasenverschiebung Transformator" und
Beitrag "Re: Phasenverschiebung Transformator"

Die Haupinduktivität sieht also die volle Primärspannung und die 
Primärseite des Trafos wirkt nicht rein ohmsch, wenn auch bei normalem 
Betrieb die ohmsche Komponente deutlich überwiegt. Ganz ohne 
Blindkomponente gäbe es halt keine Ummagnetisierung und ohne 
Ummagentisierung funktioniert der Trafo nicht.

Und die "Dreckeffekte" wie Streuinduktivität (die tatsächlich in Serie 
zur Last liegt) kommen noch oben drauf. Das ganze wird imho im 
T-Ersatzschaltbild recht anschaulich

https://de.wikipedia.org/wiki/Realer_Transformator

Manfred schrieb:
> Trenntrafo Grundig RT-5 / 800VA, als Last ein Heizlüfter. Da der RT5 die
> Leistung nicht liefern kann, drehe ich langsam auf.

ein schönes Messbeispiel, danke. Damit hat Martin auch die "typischen 
Zahlenwerte", die er sich wünschte. Die Blindleistung wird im gesamten 
Leistungsbereich nahe beim Leerlaufwert bleiben (ca. 30var bei einem 
800VA-Trafo). Bei 800W Wirkleistung ist der Blindanteil also sogar noch 
deutlich kleiner als der oben als "Pi*Daumen Wert" geratene Faktor 10.

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