Hi, ich möchte eine kleine von mir entwickelte Schaltung in einem vibrationsanfälligen Kontext einsetzen. Ich würde einige Bauteile gerne mit der "weißen Masse" mechanisch sichern, die man zB bei Schaltnetzteilen an ElKos u.ä. findet. Ich habe allerdings keine Ahnung was das ist und wo man das Zeug bekommt. Kann mir da jemand einen Tipp geben? Danke!
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Das ist Heißkleber. Bzw einfach ein kleber der tixotrop ist und nicht elastisch ist. In der Industrie sagt man auch schmelzkleber dazu. Wir verwenden den vom Hersteller Bühnen.
L.M. schrieb: > ich möchte eine kleine von mir entwickelte Schaltung in einem > vibrationsanfälligen Kontext einsetzen. In hartnäckigen Fällen: Mit Epoxydharz vergießen. In besonders hartnäckigen Fällen Glasfaserschnipsel ins Harz mischen und im Vakuum (hilft gegen Luftblasen) vergießen.
Andy5macht schrieb: > Das ist Heißkleber. In schlechten Geräten. Anderswo wird essigfrei vernetzendes Silikon verwendet. Das hält im Gegensatz zum Heißkleber (von Dave Jones liebevoll "hot snot", d.h. heiße Rotze genannt) auch dann, wenns warm wird.
Schreiber schrieb: > L.M. schrieb: >> ich möchte eine kleine von mir entwickelte Schaltung in einem >> vibrationsanfälligen Kontext einsetzen. > > In hartnäckigen Fällen: Mit Epoxydharz vergießen. Keine gute Idee: Die allermeisten Epoxies sind zu fest und brechen bei zu starkem Rütteln. Außerdem besteht die Gefahr daß durch das Rütteln oder Temperaturzyklen Bauteile von der Platine gerissen werden. Letzteres habe ich in der Praxis schon erlebt, das ist keine Urban Legend. Du brauchst etwas, was auch ausgehärtet etwas flexibel bleibt und dennoch fest genug um die Bauteile festzuhalten. Außerdem sollte das Zeug natürlich auch einfach in überschaubaren Mengen beschaffbar sein. Nach ein paar Tests haben wir in der Firma uns für das hier entschieden: Sikaflex 252i Es gibt noch das Sikaflex 221, das ist etwas billiger, war mir aber ausgehärtet nicht fest genug.
Viele Heißkleber, mit denen Bauteile mechanisch befestigt werden, sind eigentlich viel zu hart und verbinden sich nicht ordentlich mit der lackierten Leiterplatte. Dabei gibt es durchaus bessere Materialien, vermutlich - wie schon von Rufus gesagt - auf der Basis von Silkon, die sich auch ordentlich mit der Leiterplatte verbinden und auch so elastisch sind, dass nicht jeder Stoß zur Entstehung bzw. Ausbreitung eines Risses führt. Ggf. sollte man aber lieber auf verschraubbare Bauteile zurückgreifen, insbesondere bei sehr dicken Ladekondensatoren oder Transformatoren. Elkos sind auch mit Schraubstutzen erhältlich, aber es gibt auch entsprechende Halteschellen, die man am Gehäuse befestigen kann. Bei einem Acorn Archimedes eines Freundes, der mir aus nur wenigen Dezimetern Höhe heruntergefiel, waren zwar keine Bauelemente heruntergefallen, aber bei einer Leiterplatte war eine Ecke abgebrochen und hat ein paar Leiterbahnen im wahrsten Sinne des Wortes mitgerissen. Zum Glück bezahlte die Haftpflichtversicherung diesen doch erstaunlich großen Schaden. Bei über längere Zeiträume anliegenden Vibrationen ist bei nur mit der Leiterplatte verbundenen schweren Bauteilen die Gefahr um so größer, dass im Laufe der Zeit Haarrisse auftreten, d.h. insbesondere in Lötstellen oder dass auch Lötaugen abreißen. Klassiker sind dabei Zeilentransformatoren in Bildschirmen mit Braunscher Röhre, deren hochfrequente Vibrationen teilweise richtige Krater in ursprünglich einwandfreie Lötstellen hineinvibrieren. Ob hierbei eine großflächige Verklebung etwas bringen würde, kann ich leider nicht sagen. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/72/Gebrochene_loetstellen.jpg Wenn es aber wirklich robust werden soll, müssen die mechanische und elektrische Verbindung separat erfolgen, wobei die elektrische hinreichend elastisch auszuführen ist, z.B. durch Litzen. Deswegen bin ich auch kein großer Freund von Steckverbindern, die in geinkelter Ausführung auf Leiterplatten gelötet werden und womöglich auch noch die Leiterplatte komplett im Gehäuse halten sollen.
L.M. schrieb: > Kann mir da jemand einen Tipp geben? Früher (tm) hat man in die Platine ein maßhaltiges Loch für das Transistorgehäuse (TO-18) gebohrt und ihn kopfüber dort reingesteckt. Die Beine wurden dann zurück auf die Platine gebogen und verlötet. Die Beinlänge ist dann so klein, dass zumindest bei Raketenstarts keine schädlichen Resonanzen mehr auftreten.
1970 schrieb: > Die > Beinlänge ist dann so klein, dass zumindest bei Raketenstarts keine > schädlichen Resonanzen mehr auftreten. Heute nimmt man bei SMD, da sind die Beinchen noch kürzer!!! Klebemasse nimmt man bei schwereren Bauteilen, etwa großen Elkos. Andreas S. schrieb: > Bei > einem Acorn Archimedes eines Freundes, der mir aus nur wenigen > Dezimetern Höhe heruntergefiel, waren zwar keine Bauelemente > heruntergefallen, aber bei einer Leiterplatte war eine Ecke abgebrochen > und hat ein paar Leiterbahnen im wahrsten Sinne des Wortes mitgerissen. ...weshalb man die Leiterplatte mit Gummielementen aufhängen sollte. Das Problem ist, bei Sturzschäden die kurzzeitig extrem hohe Beschleunigung, nicht die Energie. Vibrationen sind ein komplett anderes Thema, da geht es um Schwing- und Dauerfestigkeit, einschließlich Resonanzproblemen. Alternativ alles in ein STABILES Gehäuse bauen und komplett vergießen. Nur sollte man dann Quarze u.dgl. vermeiden.
Schreiber schrieb: > Heute nimmt man bei SMD, da sind die Beinchen noch kürzer!!! Da sind die Beinchen eben so kurz, dass sie nicht mehr als elastische Verbindung zwischen Lötstelle und IC-Körper wirken. Also müssen die Pads/Lötstellen direkt die bei Vibrationen am IC-Körper auftretenden Beschleunigungskräfte aufnehmen, während sie bei der Kopfüber-Methode direkt in die Leiterplatte eingeleitet werden, ohne die Lötstellen zu belasten. SMD-Elkos sind also beispielsweise beliebig ungünstig.
SMD-Bauteile haben hingegen den unbestrittenen Vorteil der erheblich kleineren Massen. Einen Transistor im Sot-23 durch Vibrationen von der Platine zu bekommen halte ich für ... eine Herausforderung. Und Sot-23 ist noch groß. SMD-Becherelkos sind ungünstig, gewiss.
Rufus Τ. F. schrieb: > Einen Transistor im Sot-23 durch Vibrationen von der Platine zu bekommen > halte ich für ... eine Herausforderung. Und Sot-23 ist noch groß. Da stimme ich dir zu. Um was für Teile es beim TO geht, kann man nur raten.
RTV 3140 heißt das Silikonkautschukzeug der Wahl.
ths schrieb: > RTV 3140 heißt das Silikonkautschukzeug der Wahl. Sicher? Ist das nicht eher ein Conformal Coating, gedacht als Schutz der Platine gegen Feuchtigkeit, Kondenswasser etc?
ths schrieb: > RTV 3140 heißt das Silikonkautschukzeug der Wahl. "[...]Langzeitschutz gegen Feuchtigkeit und atmosphärische Schadstoffe, besonders dort, wo ein lösungsmittelfreies RTV-Produkt erforderlich ist[...]" Joa, naja, da gibts für ca. 26€ in der 90ml Tube bestimmt auch ein Silikon, was dem Anwendungszweck des TO näher kommt. Dieses würde ich hier eher nicht empfehlen. Außer es liegt eh schon rum, dann kann mans ja mal versuchen ;)
Wir haben damit Platinen ca 5 mm dick beschichtet, die im Untertagebergbau derbsten Bedingungen ausgesetzt waren. Klebt und hält.
Heißkleber wird in den meisten Fällen ausreichend sein. aber... Nicht wenn die Bauteile wärme loswerden müssen (isoliert). Nicht wenn sie warm werden dürfen und es auch werden (Thermoplast). Nicht für "massige" Bauteile. Da haben sich, bei uns, zwei Löcher plus ein Kabelbinder bewährt. Den meisten Ärger hatten wir aber mit der Befestigung. Interessanterweise nicht in der Anwendung, sondern beim Transport im Flugzeug. Irgendwie gibt es da interessante Vibrationen, auf die Schrauben, ohne besondere Sicherung, allergisch reagierten.
Amateur schrieb: > Interessanterweise nicht in der Anwendung, sondern beim Transport im > Flugzeug. Irgendwie gibt es da interessante Vibrationen, auf die > Schrauben, ohne besondere Sicherung, allergisch reagierten. Füe Schrauben gibts Federscheiben, selbstsichernde Muttern, Loctite oder Sicherungsdraht. Alles andere hebt nicht. Amateur schrieb: > Nicht für "massige" Bauteile. Da haben sich, bei uns, zwei Löcher plus > ein Kabelbinder bewährt. Ein Kabelbinder hilft nur begrenzt, bei starken Vibrationen muss man wirklich vergießen. Alternativ schwere Bauteile komplett vermeiden Amateur schrieb: > Heißkleber wird in den meisten Fällen ausreichend sein. Einfach man über den angedachten Temperaturbereich bei Betrieb, Transport und Lagerung nachdenken. Einen Tag im parkenden Auto im Hochsommer und der Heißkleber hat sich verteilt.
Hallo, wie schon geschrieben, sind 2K-Kleber als Vibrationsschutz nicht so empfehlenswert. > Gerd E. schrieb: >> RTV 3140 heißt das Silikonkautschukzeug der Wahl. > Sicher? Ja, genau! Das Zeugs benutzen wir seit vielen Jahren in robuster Industriemesstechnik zum sichern aller schweren und einreihigen Bauteile wie Elkos, Drosseln, Polyswitche, DCDC-wandler usw. > Ist das nicht eher ein Conformal Coating, gedacht als Schutz der Platine > gegen Feuchtigkeit, Kondenswasser etc? Dagegen werden eher Leiterplattenbeschichtungen (Lacke) verwendet. (-> Tropikalisierung) Das 3140RTV hat einige deutliche Vorteile: 1) Es hält sehr gut an LPL, auch auf Silicon-Schutzlacken 2) Es bleibt in einem weiten Bereich elastisch und hält auch hohe Temp. gut aus. 3) Es ist weitgehend inert. Allerdings haben wir die Erfahrung gemacht, dass man es nicht direkt auf übliche SMD-Widerständen aufbringen darf. Diese werden davon an der Grenzschicht zwischen Widerstandbelag und Elektrode beschädigt und können ausfallen. Da hatten wir schon ausfälle. Gummiartige Kleber (wie eben auch dieses Dow Coning 3140 RTV) dämpfen Vibrationen gut, weil die langkettigen Moleküle durch reibung die mechanische Energie in Wärme umsetzen. Damit wird sicher verhindert, dass BE in Resonanz geraten. Gruß Öletronika
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