Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Heizelement für Sensor 100°C


von Simon T. (narfinus)


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Grüße,

um die Kennlinie eines Sensors zu verbessern möchte ich diesen auf ca. 
100°C heizen. Der Sensor selbst ist bis 125°C spezifiziert, ca. 1x1cm 
groß und besitzt einen internen Temperatursensor.
Die Umgebungstemperatur ist mit -40°C bis +80°C vorgegeben, d.h. ich 
habe eine maximale Temperaturdifferenz von 140K.

Mein erster Gedanke wäre ein Heizelement auf der Bottom-Seite der PCB 
anzubringen und per Heat-Pipes die thermische Kontaktierung herzustellen 
(siehe Skizze Anhang).

Wenn ich auf der PCB um den Sensor herum Aussparungen anbringe sollte 
das ganze soweit thermisch isoliert sein, das der Rest der PCB nicht in 
Mitleidenschaft gezogen und die notwendige Heiz-Energie im Rahmen 
bleibt.


Mein Problem ist momentan das Heizelement. Zwei Optionen scheinen mir 
sinnvoll:
1. Ein per PWM angesteuerter Heizwiderstand.
2. Ansteuerung MOS-FET im Linearbetrieb.


Zu 1. Vorteil wäre das die Ansteuerung direkt direkt über den µC 
erfolgen kann. Allerdings weiß ich nicht wie gut Widerstand-Heizelemente 
ihre Energie an die PCB abgeben. Die meisten scheinen gegenüber der PCB 
thermisch isoliert zu sein und nutzen großteils Konvektion.

Zu 2: MOSFETs besitzen bessere Wärmekontaktierung zur PCB. Mit z.B. 
D2PAK-Gehäuse und direkt angeschlossener Heat-pipe ist die Anbindung 
optimal. Dagegen ist die Ansteuerung aufwändiger.


Fragen:
- Kann jemand abschätzen in welcher Größenaufnahme die Leistung des 
Heizelements liegt?
- Hat jemand eine Idee für die Ansteuerung der MOSFET-Variante?

Ganz allgmein: Geht das so? ;)

von Flo (Gast)


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Gibt auch Widerstände im DPAK.
Die geben die Wärme dann Richtung Platine ab.

von J. S. (pbr85)


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Caddock dürfte die passenden Widerstände herstellen. Nutze selber welche 
im TO-220 Gehäuse für Heizzwecke. Der Hersteller hat da eine große 
Auswahl an verschiedenen Gehäusen, Leistungen und Toleranzen.

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (pnu)


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Man kann auch mit einem bipolaren Ts gut heizen. Ein Emitterwiderstand 
erzeugt einen recht linearen Zusammenhang zwischen Basisspannung, 
Kollektorstrom und Kollektor-Verlustleistung.

MOSFETS sind zwar prima Schalter,aber im linearen Betrieb  sind mir 
bipolare Transistoren sympathischer.

Wenn man einen PNP als Heizer nimmt, kann man die Kollektorfahne direkt 
auf die Masseebene auflöten.

Da gibts ja einige SMD-Leistungstransistoren im Bereich von 1W 
Kollektorverlustleistung bei Auflötung auf einer Leiterbahnfläche.

Man müsste halt die seitliche Wärmeausbreitung in der Leiterplatte 
behindern, indem man einen Streifen herum frei von Kupfer hält oder 
inden man Schlitze um den beheizten Bereich in die Leiterplatte sägt.

von Anja (Gast)


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Simon T. schrieb:
> - Kann jemand abschätzen in welcher Größenaufnahme die Leistung des
> Heizelements liegt?

Ein Kühlkörper mit 2*3 cm Fläche hat etwa 12-20 K/W Wärmewiderstand.

Frage: Kannst Du den Sensor von oben her thermisch isolieren?
Die Leiterplatte von unten sollte ja gehen.
Hoffentlich steht die Leiterplatte nicht senkrecht.

Ich würde SMD-Drahtwiderstände verwenden.
Halbleiter kommen bei >100 Grad Gehäusetemperatur schon and die Grenzen.

Welche Glastemperatur hat deine Leiterplatte?
Viele Leiterplatten sind nur für 115 Grad Dauertemperatur ausgelegt.

Gruß Anja

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Simon T. schrieb:
> um die Kennlinie eines Sensors zu verbessern möchte ich diesen auf ca.
> 100°C heizen.
Welche Temperaturstabilität stellst du dir denn vor?

> Der Sensor selbst ist bis 125°C spezifiziert, ca. 1x1cm
> groß und besitzt einen internen Temperatursensor.
> Die Umgebungstemperatur ist mit -40°C bis +80°C vorgegeben,
Warum dann auf 100°C heizen?

Ich würde mit der Thermostatierung so niedrig wie möglich bleiben.
Das wird sich sicher positiv auf die Zuverlässigkeit aller Komponenten 
im heißen Bereich auswirken. Auch auf Rauschen, Energieverbrauch, 
thermisches Übersprechen, Isolationsaufwand  usw. hat das pos. Einfluß.

Also wären knapp über 80°C doch ausreichend, um eine halbwegs stabile 
Temp zu gewährleisten.
Aber auch eine Thermostatierung etwas unterhalb der max. Einsatztemp. 
bringt sicher noch gute Ergebnisse. An Ende bleibt ja nur ein sehr 
kleiner Temperaturbereich für Drift.

Als Heizelement würde sich dann ein Bipolartransistor in einem größeren 
SMD-Gehäuse sicher gut eignen. Bei Chiptemp. über 150°C passiert  da 
noch nix.

Aber auch große SMD-Widerstände in Bauform 2512 oder 2815 würden sich 
sicher eignen. Da gibt es auch welche mit extra großen Pads
https://www.vishay.com/docs/31098/rcp.pdf
Bei einem Einsatztemp.bereich bis 155°C gibt es da noch Reserven nach 
oben.

Auch PTC-Elemente könnte man zum Heizen nehmen (auch in Kombination mit 
Widerstanden) -> z.B. mit Sprungtemp. 80°C.
https://de.tdk.eu/inf/55/db/PTC/PTC_Heating_B59060_A60.pdf
Die haben den Vorteil, dass sie sich quasi selber regeln (wie genau du 
es haben willst, ist ja noch unbekannt).
Nur die Kontaktierung ist ein konstruktives Problem.

Peltier-Elemente würden sich auch zum Thermostatieren eignen. Weil man 
damit sowohl heizen als auch kühlen kann, wäre es auch möglich, die 
Temp. noch etwas tiefer zu setzen (z.B. 50...70°C, Vorteile siehe oben).
Gruß Öletronika

: Bearbeitet durch User
von Simon T. (narfinus)


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Peter R. schrieb:
> Man kann auch mit einem bipolaren Ts gut heizen [..].

Bipolare Transistoren wahrscheinlich besser im Linearbetrieb, guter 
Hinweis. Widerstand und PNP könnten sich dann Heizleistung teilen.

Anja schrieb in Beitrag #50
Frage: Kannst Du den Sensor von oben her thermisch isolieren?
Die Leiterplatte von unten sollte ja gehen.
Hoffentlich steht die Leiterplatte nicht senkrecht.

Die LP wird später in einem ca. 5x5cm großem IP67-(Metall)-Gehäuse 
verbaut, keine Luftzirkulation nach außen und senkrecht steht die Platte 
nicht.

Anja schrieb:
> Welche Glastemperatur hat deine Leiterplatte?
> Viele Leiterplatten sind nur für 115 Grad Dauertemperatur ausgelegt.

Standard FR4-PCBs mit TG von 130°C. Bei 25°C Sicherheitspuffer würde es 
gerade so passen. Ggf. könnte auch das Material gewechselt werden.

U. M. schrieb:
> Welche Temperaturstabilität stellst du dir denn vor?
> Warum dann auf 100°C heizen?

Der Arbeitspunkt kann ruhig +-5°K schwanken. Die Temperaturabhängigkeit 
des Sensors ist über den ganzen Temperaturbereich miserabel, wird aber 
ab ca. 90°C deutlich konstanter und besser beherschbar. Dies und die 
Tatsache das über 100°C das leidige Thema Feuchteabhängigkeit erschlagen 
wird, hat uns die 105°C anpeilen lassen.


U. M. schrieb:
> Ich würde mit der Thermostatierung so niedrig wie möglich bleiben [..].

Alles gute Argumente und sicherlich eine Überlegung wert. Allerdings 
sind wir noch im Prototypen-Status und wollen zunächst die alle 
technischen Optionen ausloten. Im Zuge der Evaluierung testen wir 
verschiedene Arbeits-Temperaturen. Falls sich herausstellt, dass 80°C 
reichen, umso besser.
U. M. schrieb:

> Auch PTC-Elemente könnte man zum Heizen nehmen [..]
Interessant. Momentan war die Regelung komplett in Software vorgesehen. 
Der PTC wäre natürlich schick da er fail-safe ist. Wird evaluiert!


An alle:
Vielen Dank für den Input!!

von Hendi (dg3hda) (Gast)


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Du kannst auch mit einer raumfüllenden Leiterbahn einen flächigen, 
niederohmigen Heizwiderstand erzeugen. Been there, done that.

von Manfred (Gast)


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Simon T. schrieb:
> hat uns die 105°C anpeilen lassen.
In dem Bereich würde ich keinen Halbleiter dauerhaft fahren, Widerstand 
und abgesetzten Regelkreis.

Wenn das kommerziell Geld kosten darf, wäre mal ein Besuch bei Raychem 
(oder wie immer dessen Nachfolger nun heißt) denkbar, selbregelnde 
Heizelemente.

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