Forum: Platinen Oberfläche auf Pads für Wirebonding?


von TomH (Gast)


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Hallo zusammen,

wir verarbeiten in einer kleinen Firma ziemlich "hemdsärmlig" 
großformatige CMOS-Bildsensoren. Diese CMOS-Dice werden zusammen mit 
einer Adapter-Platine auf einen metallischen Träger geklebt und dann zu 
einer externen Firma gegeben, die das Wire-Bonding für uns erledigt.

Ab und an gibt es Beschwerden, daß die Oberfläche der Bondpads auf der 
Platine zu rauh, zu schmutzig oder ähnliches ist.

Zur Zeit läuft wieder eine Reklamation beim Platinenhersteller, die 
Ersatzproduktion ist fast fertig und nun lautet die Frage, wie sollte 
denn nun die ideale Oberfläche aussehen?

Der Platinenhersteller bietet an: 0,1um statt 0,07um Goldauflage - habe 
ich das richtig verstanden? Meiner Meinung nach handelt es sich bei 
dieser Dicke nur um die absolute Mindestdicke für Korrosionsschutz vor 
dem Löten. Eine andere Informationsquelle meint, das waren einige bis 
einige -zig um für Wirebonding, ist sich aber nicht mehr sicher.

Ein weiteres Stichwort ist Nickel-Palladium-Gold statt nur Nickel-Gold. 
Ist laut Platinenhersteller machbar, bedeutet aber einen 
Produktionsschritt außer Haus, dauert also wesentlich länger und kostet 
natürlich mehr. Ist dieser Aufbau nötig?

Wie sieht es mit Bürsten aus? Seit den letzten Problemen vor ca. einem 
Jahr werden die Platinen gebürstet, aber ich befürchte, bei zu dünner 
Goldauflage ist das eher kontraproduktiv.

Ok, soweit die bisher zusammengetragenen Informationen. Bonddraht ist 
übrigens 25um Alu.

Weiß da jemand Bescheid?

Gruß
Thomas Heike

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Der große Bondexperte bin ich zwar auch nicht, aber immerhin ist mit das 
Thema nicht ganz fremd.

Mein Stand: das Au dient nur zum Korrosionsschutz und ist nur ein paar 
Atomlagen dick. In der Realität gesehen (sowohl auf Wafern als auch auf 
Bauteilanschlüssen) habe ich aber immer nur Ni-Pd-Au, nie einfaches 
Ni-Au. Etwas Googeln ergab Pd als Diffusionssperre des Ni ins Gold, 
passt grob mit meiner Erinnerung zusammen.

Just my 2ct zum doch eher exotischen Thema.

Würth bietet übrigens beides aus einer Hand, falls ihr euch das leisten 
wollt. Nein, ich habe zu diesem Laden keine Verbindung.

von TomH (Gast)


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Nun weiß ich selbst schon ein bißchen mehr, nachdem mir jemand den Tip 
gab, mit dem etwas ulkigen Begriff "bondgold" zu googlen...

Galvanisch aufgebrachtes Gold für Wirebonding ist 1-2um dick. Aber 
anscheinend für Bonden mit Golddraht.

Chemisch aufgebrachtes Gold für Alu-Bonden ist 0,3-0,6um dick.

Und bei drei Schichten mit Palladium, anscheinend (nach den Infos eines 
anderen Leiterplattenherstellers) für beide Drahtmaterialien bestens 
geeignet, ist die Goldschicht nur 0,05-0,1um dick. Könnte unser 
Hersteller dieses Verfahren gemeint haben? Ich glaube eher nicht.

Aber ich habe jetzt wohl genug Infos, um mit ihm telefonieren zu können.

Gruß
Tom.

von TomH (Gast)


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Ah, danke für die Antwort, kam während ich eifrig tippte...

Konvergiert ja schön.

von Hp M. (nachtmix)


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Aus was bestehen denn die Bonddrähte?
Gold und Aluminium vertragen sich nicht, da bildet sich über kurz oder 
lang eine als "Purple Plague" bezeichnete intermetallische Verbindung, 
mit miserablen elektrischen und mechanischen Eigenschaften.

https://en.wikipedia.org/wiki/Gold-aluminium_intermetallic

Das Zeug sieht wirklich purpurn aus!
Ich habe es schon großflächig auf dem vergoldeten Polygonspiegel eines 
Laserdruckers gesehen.

: Bearbeitet durch User
von wosnet (Gast)


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Wir machen bei uns immer Alu Wedge-Wedge-Bonds mit der 
Standard-Chemisch-Gold-Beschichtung die typischerweise bei 
LP-Herstellern angeboten werden. Das Gold dient nur als 
Korrosionsschutz, der Draht geht angeblich die Verbindung mit der 
darunterliegenden Nickelschicht ein. Diese Beschichtung geht am besten 
und ist am billigsten. Mit Bondgold (also einer dicken Beschichtung) 
geht es bei Alu-Draht weniger gut, das ist typischerweise für 
Golddrahtbonds mit Ball-Wedge-Verfahren.
Wichtig ist, dass die Oberfläche absolut fettfrei ist und keine 
Produktionsrückstände sowie sonstiger Staub und Dreck mehr drauf sind. 
Wir putzen vorher vorsichtig mit fusselfreien Tüchern und Isopropanol. 
Wenn man etwas zu kräftig reibt geht auch die Goldschicht ab und man 
sieht darunter die Nickelschicht, das Bondergebnis ist aber dann 
trotzdem ok und die Drähte halten normal.
Vielleicht sind einfach die Bondparameter beim Dienstleister nicht 
optimal? Ultraschallleistung, Dauer, Bondgewicht? Ob die Drähte gut 
halten misst man normalerweise bei einem Testaufbau mit einem 
Pulltester.
Die gefürchtete Purpurplage haben wir noch nie beobachtet, wir bonden 
seit ca. 5 Jahren selber im Haus und die Aufbauten aus den Anfangstagen 
mit Alu-Bond auf Goldoberfläche funktionieren noch.

von TomH (Gast)


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Danke für die weiteren Antworten.

Purpurplage?
Das verwendete Bondverfahren ist Ultraschall (mit 25um Alu-Draht), und 
bei diesem Verfahren scheint die Purpurplage laut Wikipedia-Artikel 
nicht zu entstehen.
Ich werde den Dienstleister aber trotzdem mal auf das Stichwort 
ansprechen.

Einfach normale Goldschutzschicht?
Da kann ich insofern zustimmen, daß wir seit über 10 Jahren wirebonden 
lassen und erst vor einem Jahr und jetzt nochmal auf die Problematik der 
Oberfläche gestoßen wurden. Zuvor waren die von uns beigestellten 
Leiterplatten wohl immer mit ganz normalem Gold-Korrosionsschutz für 
Lötpads versehen.
Der Leiterplattenhersteller hat mir auch nochmal erklärt, daß diese 
normale Goldschicht reiner Korrosionschutz ist und beim Löten regelrecht 
"weggeschwemmt" wird. Daß sie beim Bonden durchstoßen wird, kann man 
sich gut vorstellen.
Eventuell ist es sogar bei der 0,3-0,6um Goldschicht so, die von 
multi-cb für Alubonden empfohlen wird.

Reinigen?
Die Platinen und Dice werden im Reinraum geklebt, danach mache ich das 
ganze sehr gründlich mit fusselfreien speziellen Reinraumtüchern und 
"Delothen" (meines Wissens vor allem Isopropanol) sauber. Insbesondere 
die Bondpads auf der Platine rubble ich sehr gründlich und fest.
Ein Kollege hat auch das Stichwort "Plasmacleaner" ins Spiel gebracht. 
Hier stellt sich allerdings die Frage "woher nehmen?" und wir sind uns 
auch gar nicht sicher, was das Plasma mit dem Chip, den 
Stützkondensatoren auf der Platine (es sind keine aktiven Bauelemente 
drauf) oder sogar mit den Leiterbahnen der Platine anstellt....

Hmmmm. Ich werde wohl nochmal mit beiden Dienstleistern (Leiterplatte 
und Wirebonding) telefonieren und tendiere dann vielleicht doch zum 
0,3-0,6um Gold, chemisch aufgebracht. Und das Bürsten wird mir immer 
suspekter.

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Plasmareinigen ist kein unübliches Verfahren, dafür gibt es 
Dienstleister. Die können dann sicher auch die gereinigten LPs so 
verpacken, dass sie sauber bleiben.
Anders als ich lange gedacht hatte, überlebt auch bestückte Elektronik 
das Plasmareinigen wohl ganz gut. Leiterplatten bürsten habe ich (im 
Automotive-Umfeld) noch nie gehört. Nachteil am Bürsten ist natürlich 
auch, dass man bei abrasiven Verfahren nie so genau weiß, wo das 
entfernte Material denn nun am Ende landet.

von Georg (Gast)


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Hallo,

wir haben für einen grossen Konzern Leiterplatten-Muster gefertigt zum 
direkten Bonden, die mit galvanischem Nickel beschichtet waren, mit sehr 
guten Ergebnissen. Die Serienfertigung bei einem Hersteller, der 
Millionenstückzahlen liefern konnte, ging allerdings erst mal schief, 
anscheinend ist nicht jede Art Nickelschicht gleich gut geeignet, das 
hängt vom eingesetzten Bad ab.

Klar ist, dass Gold oder was immer nur ein Korrosionsschutz sein darf, 
der sich beim Bonden verflüchtigt. Bei unseren Mustern bestand das 
Problem der Haltbarkeit nicht, die hat man uns zum Testen aus der Hand 
gerissen. Das ist übrigens beim Löten nicht anders, das Gold löst sich 
im Lötzinn und versaut es, bei grösseren Mengen wird das Lot 
unbrauchbar. Das ist nicht soo schlimm, man kann dann das Gold 
wiedergewinnen lassen, nur muss man es halt wissen.

Georg

von Wolfgang (Gast)


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TomH schrieb:
> Ab und an gibt es Beschwerden, daß die Oberfläche der Bondpads auf der
> Platine zu rauh, zu schmutzig oder ähnliches ist.

Hast du schon mal deine Bonding-Firma gefragt, ob sie auch einen 
konstruktiven Beitrag zu dem Thema leisten kann.

Welche Oberfläche passt am besten zu deren Prozess. Wenn sie bei anderen 
Aufträgen keine Probleme haben, können sie vielleicht auch sagen, was 
gut funktioniert - sonst eiert man ewig an grenzwertigen 
Prozessparametern rum.

von Jens B. (fernostler)


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Aus meiner Alu Wire Bonding Erfahrung, Flashgold auf Nickel. Das Gold 
ist dabei nahe an der Messbarkeitsgrenze.

Es muss auch nicht selektiv vergoldet werden, einfach das ganze PCB 
vergolden, laesst sich auch sehr gut loeten.

Korrision ist auf der Bondflaeche nach dem Bonden nicht moeglich da der 
gebondete Dice ja mit Hysol versiegelt wird. Da Flashgold aber sehr 
duenn ist sollte man die PCB nicht zu viele Monaten liegen lassen.

: Bearbeitet durch User
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