Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Energieflussrichtung 230V messen


von Maximilian K. (imazze)


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Hallo!

Hat jemand eine Idee wie ich am einfachsten die Energieflussrichtung im 
Dreiphasen Netz bestimmen kann. Da ja P=U*I ist benötige ich das 
Vorzeichen der Spannung. Den Strom messe ich über Stromwandler. Wo liegt 
mein denkfehler?

von Heinz V. (heinz_v)


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Maximilian K. schrieb:
> Wo liegt
> mein denkfehler?

Es ist Wechselspannung und Wechselstrom, die Energieflussrichtung 
bestimmt der Phasenversatz(winkel) Cos Phi.

von Maximilian K. (imazze)


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Hallo! Vielen dank für die schnelle Antwort. Mit Cos phi meinen Sie den 
Winkel zwischen Spannung und Strom? Bei Bezug 90° und bei Einspeißung 
-90° richtig?

von R. M. (Gast)


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(-)90° wäre eine reine Blindlast.
Bei reiner Wirklast, müsste phi 0 oder 180° sein.

von Michael B. (laberkopp)


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Maximilian K. schrieb:
> Wo liegt mein denkfehler?

Keine Ahnung ob Denkfehler, betrachte die Phasenverschiebung zwischen 
Strom und Spannung oder nimm ein Fertiggerät mit Relaisausgang

http://www.pollin-electronic.de/shop/dt/NDAwOTQ0OTk-/Messtechnik/Messgeraete/Sonstige_Messgeraete/Netzanalysator_PERRY_1SDSD31AR_4.html

von Heinz V. (heinz_v)


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Maximilian K. schrieb:
> Mit Cos phi meinen Sie den
> Winkel zwischen Spannung und Strom?

exakt der!

> Bei Bezug 90° und bei Einspeißung
> -90° richtig?

Der hängt aber auch von Der Belastung (Leistungsaufnahme) und Art der 
Last (Ohmsch, induktiv oder kapazitiv) ab.

von Malefiz (Gast)


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Die Leistung im Drehstrom Netz ist P=√3*U*I*cos phi

Die Spannung wechselt 100mal die Sekunde das Vorzeichen.

von Maximilian K. (imazze)


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Vielen Dank für die ganzen Antworten.

Die Messungen sollten mit einem AVR Mikrocontroller durchgeführt werden. 
Messgrößen sind ja die Stromstärke an den einzelnen Phasen mit 
Stromwandler. Die Spannung kann ich ja nur durch Spannungsteiler 
galvanisch getrennt durch Optokoppler messen.

Müsste ich jetzt die einzelmesswerte 100x die Sekunde aufnehmen und die 
Winkel der beiden Kurven vergleichen?

von Manfred K. (mkch)


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Hallo,
sie können auch über eine oder mehrere Perioden die Augenblickswerte von 
Strom und Spannung miteinander multiplizieren und aufaddieren. Ein 
positiver Summenwert entspricht Einspeisung, negativer entsprechend 
Rückspeisung. Nur bei einem Nullergebnis kann die Leistung tatsächlich 
Null sein, es kann sich aber auch nur um kapazitive oder induktive 
Blindleistung handeln.
Gruß Manfred

von R. M. (Gast)


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Maximilian K. schrieb:

> Müsste ich jetzt die einzelmesswerte 100x die Sekunde aufnehmen und die
> Winkel der beiden Kurven vergleichen?

Wäre laut Shannon/Nyquist das absolute Minimum, um die Netzfrequenz zu 
erfassen, besser deutlich mehr.
Du müsstet für jeden Zeitpunkt, für jeden Außenleiter, die Spannung und 
den Strom messen, multiplizieren, die 3 Produkte addieren, und das 
Ergebnis integrieren - ist mit AVR schon eine kleine Herausforderung, 
könnte aber noch machbar sein.
Mit 500 Messungen je Sekunde, also 3000 A/D-Wandlungen insgesamt 
machbar.
Musst nur sicherstellen, das die ADC beide Polaritäten erfassen können 
(auf U/2 vorspannen und den Offset hinterher subtrahieren).
Aber versprich die keine allzuhohe Genauigkeit, für die Aussage zur 
Energieflussrichtung sollte es aber reichen.

von Patrick J. (ho-bit-hun-ter)


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Hi

Du könntest den Nulldurchgang detektieren, ab dort die Zeit X abwarten 
und dann in den folgenden Perioden
Spannung L1
Strom L1
Spannung L2
Strom L2
Spannung L3
Strom L3 erfassen.
Nach 6 Perioden hättest Du alle relevanten Werte und könntest Rechnen.
Durch den immer gleiche Abstand zum Nulldurchgang sollten sich die 
zugehörigen Werte (Spannung/Strom) genau genug erfassen lassen, um 
daraus die Leistung errechnen zu können.
Wenn einer der Messwerte Null ist, den Abstand zum Nulldurchgang 
'verschieben' (da Du Blindleistung im Netz hast).
Sonst die drei Leistungen addieren, wenn positiv, geht's in die eine 
Richtung, negativ in die Andere.

MfG

von Ralph B. (rberres)


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R. M. schrieb:
> (-)90° wäre eine reine Blindlast.
> Bei reiner Wirklast, müsste phi 0 oder 180° sein.

Bei Phi =0° bist du ein reiner Verbraucher.
Bei Phi = 180° bist du ein Generator.

Ralph Berres

von Harald W. (wilhelms)


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Maximilian K. schrieb:

> Hat jemand eine Idee wie ich am einfachsten die Energieflussrichtung im
> Dreiphasen Netz bestimmen kann. Da ja P=U*I ist benötige ich das
> Vorzeichen der Spannung. Den Strom messe ich über Stromwandler. Wo liegt
> mein denkfehler?

Nicht nur das Vorzeichen sondern auch den Wert. Du musst die Augen-
blickswerte von Spannung und Strom vorzeichenrichtig multiplizieren
und diese Augenblickswerte der Leistung über eine Periode aufaddieren.
Ist diese Produktsumme positiv, fliesst die Leistung in die eine
Richtung, ist sie negativ, in die andere. Ist die Produktsumme Null
trotz hoher Augenblickswerte, liegt Blindleistung vor.

von Elektrofan (Gast)


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> Die Leistung im Drehstrom Netz ist P=√3*U*I*cos phi

Wenn die Phasen gleich belastet sind.
Im allgemeinen Fall muss man natürlich drei Leistungen (und ihre 
Richtungen) bestimmen und addieren.

von rmu (Gast)


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Es gibt fertige "Energy Measurement" ICs, die das alles mehr oder 
weniger alleine können, und für die Besonderheiten des Netzstroms 
ausgelegt sind.

MCP3909, ADE7932 u.ä.

Wenn man sowas schon nicht verwenden will kann man immer noch aus den 
Datenblättern und App-Notes relevante Info zum Messprinzip etc... 
herausholen.

von Michael B. (laberkopp)


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Patrick J. schrieb:
> Du könntest den Nulldurchgang detektieren, ab dort die Zeit X abwarten
> und dann in den folgenden Perioden
> Spannung L1
> Strom L1
> Spannung L2
> Strom L2
> Spannung L3
> Strom L3 erfassen.

Funktioniert nicht, so bald Verbraucher nicht-sinusförmige Stromaufnahme 
haben, z.B. Netzteil mit Siebelko, bzw. Sinuseinspeiseumrichter erst bei 
Spannung (z.B. ab 16V) anfangen Strom hineinzuschicken.

von eProfi (Gast)


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es gibt auch genug fertige Geräte (Smart Meter), auch mit Ethernet- oder 
CAN. Und mit allen Prüfsiegeln (VDE, UL etc.) versehen.
Suche nach "power meter" "ethernet" "power quality".

Auch viel Made in Germany, die sollten bevorzugt werden:
www.gmc-instruments.ch/?lang=en&mid=TlRNMk1nPT0
https://www.gossenmetrawatt.com/english/produkte/a2000.htm
https://www.janitza.de/phasenverschiebung-und-blindleistung.html
https://www.janitza.de/ports-protokolle-und-verbindungen.html

von Harald W. (wilhelms)


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Maximilian K. schrieb:

> Die Messungen sollten mit einem AVR Mikrocontroller durchgeführt werden.

Der ist m.E. für echte Energiemessungen zu ungenau. Sowas können
Spezial-Energiemess-ICs besser.

von Schreiber (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Der ist m.E. für echte Energiemessungen zu ungenau. Sowas können
> Spezial-Energiemess-ICs besser.

Wenn es nicht eichfähig sein muss und man mit ein paar Prozent 
Messfehler leben kann, ist der völlig ausreichend.

Wenn es eichfähig werden muss, nimmt man einen geeichten Stromzähler mit 
entsprechender Schnittstelle und hängt da seine Elektronik dran. Alles 
andere wird teuer.

von Falk B. (falk)


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@ Schreiber (Gast)

>> Der ist m.E. für echte Energiemessungen zu ungenau. Sowas können
>> Spezial-Energiemess-ICs besser.

>Wenn es nicht eichfähig sein muss und man mit ein paar Prozent
>Messfehler leben kann, ist der völlig ausreichend.

Eben. Und selbst der kann Echtzeit.

http://elm-chan.org/works/heco/report_e.html

OK, ist kein AVR sondern ein LPC1519, also ein kleiner 32-Bitter.

von rmu (Gast)


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Falk B. schrieb:
> @ Schreiber (Gast)
>
>>> Der ist m.E. für echte Energiemessungen zu ungenau. Sowas können
>>> Spezial-Energiemess-ICs besser.
>
>>Wenn es nicht eichfähig sein muss und man mit ein paar Prozent
>>Messfehler leben kann, ist der völlig ausreichend.
>
> Eben. Und selbst der kann Echtzeit.
>
> http://elm-chan.org/works/heco/report_e.html
>
> OK, ist kein AVR sondern ein LPC1519, also ein kleiner 32-Bitter.

Fairerweise muss man aber dazusagen, dass der ChaN einen per SPI 
angebundenen 16bit ADC verwendet, da kann man dann eh gleich einen 
Energiemess-IC auch nehmen.

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