Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Extrem steile Spikes am Ausgang vom LM2904 OpAmp


von stephan (Gast)


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Hallo zusammen,

wir verwenden den LM2904 Operationsverstärker u.A. als 
Differenzverstärker für eine Strommessung in einem getakteten 
Spannungswandler hoher Leistung.
Der OP hat laut Datenblatt eine Verstärkungsbandbreite von 1.1MHz und 
eine Slewrate von ca. 0.8V/usec (spezifiziert bei 100pF am Ausgang). Die 
Gain der Schaltung beträgt ca. Faktor 2.5. Die Schaltung wird unipolar 
versorgt.

Immer wenn der Wandler hart schaltet, also ohne Zero-Voltage Switching, 
sehe ich im Schaltmoment einen extrem steilen Spike nach oben am Ausgang 
vom OP mit 0.8V/50nsec Slewrate und ca. 100-200nsec breit. Der Eingang 
sieht dagegen vergleichsweise eher ruhig aus.

Ich würde jetzt gerne erstmal versuchen meine Frage allgemein zu 
stellen, ohne konkrete Details zur Schaltung zu zeigen. Was würdet ihr 
allgemein gesprochen als Fehlerquelle vermuten?
Tatsache ist, dass der Spike außerhalb der max. Slewrate liegt und somit 
meiner Meinung nach nicht vom Eingang kommen kann.
Was bleibt denn dann noch übrig ?
Meine Ideen:
- Versorgungsspannung (wobei ich hier schon versucht habe den OP mit 
mehreren Kerkos abzublocken. Zeigt keine Veränderung)
- Störung koppelt von außen in den Ausgang hinein. Bei der 
Frequenz/Steilheit ist der Ausgang vom OP vermutlich ziemlich hochohmig.
- Common Mode Problem der Eingänge. Der LM2904 hat eine schlechte CMRR. 
ALlerdings schließe ich die Eingänge aus, da aufgrund der Bandbreite es 
keinen Sinn ergibt.

Grüße

von nco883 (Gast)


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stephan schrieb:
> LM2904
> Strommessung
> hoher Leistung
> hart schaltet
Wie wäre es mit einem Schaltplan und, wenn es nicht zu aufwändig ist, 
mit Messungen?
> ohne konkrete Details zur Schaltung
Warum?
Pix rulez

von Rookie (Gast)


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stephan schrieb:
> Ich würde jetzt gerne erstmal versuchen meine Frage allgemein zu
> stellen, ohne konkrete Details zur Schaltung zu zeigen.

Das könnte sich dann aber sehr schwierig gestalten.

Du machst Dir scheinbar Sorgen um die Öffentlichmachung von
Entwicklungsmaterial? Ich habe rechtlich keinen Schimmer davon
(Schaltregler sind nur "Privatvergnügen"), jedoch hat es beinahe
jede Schaltungsvariante schon einmal (oder öfter) gegeben.

Rein rechtlich vermute (!) ich, Du wärst schon relativ safe,
wenn Du einen eigenen_ Schaltplan mit _nur_ähnlichen Bauteil-
(wert-)en oder gar kleineren (hier unwichtigen) Änderungen
vorlegen würdest.

Dazu aber sollen bitte die Profis was Genaueres sagen, wenn es
denn was zu sagen gibt. Es war nur eine Idee.

von MiWi (Gast)


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stephan schrieb:
> Hallo zusammen,

>
> Immer wenn der Wandler hart schaltet, also ohne Zero-Voltage Switching,
> sehe ich im Schaltmoment einen extrem steilen Spike nach oben am Ausgang
> vom OP mit 0.8V/50nsec Slewrate und ca. 100-200nsec breit. Der Eingang
> sieht dagegen vergleichsweise eher ruhig aus.
>
> Ich würde jetzt gerne erstmal versuchen meine Frage allgemein zu
> stellen, ohne konkrete Details zur Schaltung zu zeigen. Was würdet ihr
> allgemein gesprochen als Fehlerquelle vermuten?

Das wird schlicht und einfach ein Messfehler sein.

Nimm einen schnellen(!) Differenztastkopf (100MHz oder mehr) und schau 
Dir das Signal mit dem an.


Da Du keine Schaltungs und Layoutauszüge zur Verfügung stellen willst, 
auch der Messaufbau streng geheim bleibt, das Thema aber inzwischen 
sowas von ausgelutscht ist.

Du aber scheinbar für ein Seriengerät hilfe brauchst - hole Dir diese 
Hilfe bitte beim wem, der eure NDAs unterschreibt und dem ihr dann 
entsprechend löhnen müsst.


MiWi

von Volker S. (sjv)


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stephan schrieb:
> Immer wenn der Wandler hart schaltet, also ohne Zero-Voltage Switching,
> sehe ich im Schaltmoment einen extrem steilen Spike nach oben am Ausgang
> vom OP mit 0.8V/50nsec Slewrate und ca. 100-200nsec breit. Der Eingang
> sieht dagegen vergleichsweise eher ruhig aus.

Könnte das Signal auch rückwärts an den Ausgang gelangen?
Wird am Eingang die Betriebsspg. unter/überschritten?
Sind am Eingang Schutzdioden gegen Übersteuerung vorhanden?
Evtl. probeweise einbauen.
Ist der OP mit einem Kondensator in der Gegenkopplung beschaltet?
Probeweise schnellen OP (Fassung) einsetzen.


Meine Erfahrung mit einer solchen Anwendung (I-Messung PWM Magnetventil)
ist, das sich die 150k MS 0,1% Widerstände in der LF155 OP Gegenkopplung 
langfristig (Jahre) veränderten, bis kein 0-Abgleich mehr möglich war.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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stephan schrieb:
> - Störung koppelt von außen in den Ausgang hinein. Bei der
> Frequenz/Steilheit ist der Ausgang vom OP vermutlich ziemlich hochohmig.
Miss mal die Masse im Bereich des OP. Ja, richtig: Masse gegen Masse 
messen.

MiWi schrieb:
> Das wird schlicht und einfach ein Messfehler sein.
Vermute ich auch. Und deshalb sollte man erst mal Schaltungspunkte 
messen, die eigentlich gar kein Signal führen. Wenn dort die Störung 
auch zu sehen ist, dann hat man ein "simples" EMV-Problem mit 
Einkopplungen von hochfrequenten Störern.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Die Stoerung kann auch gut von der Versorgung her reinkommen. Denn die 
Speisungsunterdrueckung bei hoeheren Frequenzen ist in der Regel 
aeusserst bescheiden. Also Speisung abblocken und verbessern.

Foto und Schema bitte.

: Bearbeitet durch User
von Christian K. (Gast)


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Kann auch direkte magnetische Kopplung in den 2904 nach der internen 
Kompensation sein.

von voltwide (Gast)


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Der Hinweis, dass diese spikes immer mit hartem Schalten korrelieren ist 
ein ziemlich sicheres Indiz für fehlerhaften Messaufbau, wie schon zuvor 
angemerkt wurde. Hartes Schalten geht einher mit sehr hohen Stromraten 
(dI/dt), die schon in kleinsten Schleifen (Tastkopf+Erdklemme) 
Spannungsspitzen im Volt-Bereich induzieren.

von stephan (Gast)


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ich könnte bis heute Abend ein oszi screenshot posten, das wäre möglich.
auch eine vereinfachte handskizze der schaltung.

MiWi schrieb:
> Du aber scheinbar für ein Seriengerät hilfe brauchst - hole Dir diese
> Hilfe bitte beim wem, der eure NDAs unterschreibt und dem ihr dann
> entsprechend löhnen müsst.
Entsprechender Kollege ist gerade im Urlaub

Beitrag #5066097 wurde von einem Moderator gelöscht.
von stephan (Gast)


Angehängte Dateien:

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Hallo zusammen,

ich bin viel im Stress die Tage. Habe die Oszi Screens nicht hier am 
Rechner, aber ich kann eine Skizze zeigen:

Zu sehen ist ganz vereinfacht und grob dargestellt der relevante 
Schaltungsteil. Über die Ausgangsdrossel soll der Strom gemessen werden.
Dazu wird der Spannungsabfall an der Induktivität integriert um den 
Stromverlauf nachzubilden. Der Spannungsabfall am Kupferwiderstand Rdc 
entspricht dem DC Anteil. Der Integrator ist ein RC-Glied, bei dem der 
Ladewiderstand im kOhm Bereich liegt. Der OP verstärkt das Signal vom 
Integrator differentiell. Das Bezugspotential der gesamten OP Schaltung 
ist der Ausgang der Drossel, d.h. Sensor GND. DIe Referenzspannung 
koppelt einen Offset ein, um bidirektionalen Strom messen zu können. 
Verstärkt wird aber nur der Spannungsanteil vom Integrator, d.h. die 
Differenz der Absolutspannung und dem Offset. Der Minus-EIngang vom OP 
hat DC-mäßig den gleichen Offset wie der Pluseingang. Die Versorgung vom 
OP kommt von einem AUX Trafo, der layoutbedingt ziemlich weit weg sitzt 
von der Messschaltung. Der OP selbst wird an den Versorgungspins 
entsprechend gepuffert. Die Primärseite vom AUX ist indirekt wieder mit 
dem Ausgang vom Wandler verbunden.

Die Sensorschaltung geht nach dem OP weiter, allerdings für diese 
Betrachtung irrelevant.

In der zweiten Skizze sieht man skizziert das Signal nach dem OP bezogen 
auf sensor_GND. Zu Beginn unserer Messungen hatte das Signal ziemliche 
Einbrüche (mittlere Kurve). Als ich die Versorgung stärker gepuffert 
habe mit einem 100R Reihenwiderstand, dann waren die Spannungseinbrüche 
fast weg. Diese steilen Spikes nach oben sind jedoch geblieben.

Diese Spikes sind kein Messfehler. In der weiteren Signalverarbeitung 
ist ein kleiner Filter mit ca. 200nsec Zeitkonstante. Zu sehen ist, dass 
die Amplitude der Spikes kleiner wird, aber die Breite noch größer ist, 
ca. 1usec.

von Mark S. (voltwide)


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Bei solchen spikes sind ein Schaltplan und ein skizzierter Signalverlauf 
wenig aussagekräftig. Eine Ferndiagnose hat in solchen Fällen nur eine 
Chance mit einem Foto des Aufbaus, einschließlich der tatsächlichen 
Anbringung der Messkabel. Auch wenn es dem TO nicht gefällt, aber hier 
haben wir es wohl eher mit Physik als mit Schaltungstechnik zu tun.

von Possetitjel (Gast)


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MiWi schrieb:

> Nimm einen schnellen(!) Differenztastkopf (100MHz oder mehr)
> und schau Dir das Signal mit dem an.

Hat nicht jeder - häufig geht's auch einfacher.

Wenn man einen kleinen Shunt (50 Ohm) längs einfügen kann,
dann kann man den auch durch ein Koax-Kabel mit Abschluss
am Oszi ersetzen. Auf die Art hat man breitbandig ein
Stromsignal am Oszi.

Wenn Spannung gewünscht und der Punkt ausreichend nieder-
ohmig ist, tuts der legendäre 20:1-Teilertastkopf. Was
DER Tastkopf zeigt, ist nach meiner Erfahrung wirklich da.

von Possetitjel (Gast)


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voltwide schrieb:

> ziemlich sicheres Indiz für fehlerhaften Messaufbau,

Muss mMn nicht zwingend so sein. Der Fehler kann auch
schon im Layout liegen.

von Possetitjel (Gast)


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stephan schrieb:

> Diese Spikes sind kein Messfehler.

Nun ja... aber ein EMV-Problem ist es ziemlich
sicher.

Denkbare Varianten:
Galvanische Kopplung (über Versorgung -- wahrscheinlich).
Kapazitive Kopplung (möglich, aber unwahrscheinlicher).
Induktive Kopplung (wahrscheinlich).
Strahlungskopplung (unwahrscheinlich).

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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stephan schrieb:
> sehe ich im Schaltmoment einen extrem steilen Spike nach oben
Hört sich ein wenig an wie "zu langsame Dioden in einem ungünstigen 
Layout".

Hast du jetzt mal die Masse gegen Masse gemessen? Also Masseklemme ans 
eine Eck der Platine und Tastkopf ans andere Eck...

: Bearbeitet durch Moderator
von Andrew T. (marsufant)


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stephan schrieb:
> Der OP verstärkt das Signal vom
> Integrator differentiell.

Da es wie Du sagst kein Meßfehler ist (ok, nehmen wir das mal so für den 
Augenblick):

schau bitte mal nach der Kompensation des Differenzverstärkers.
Konkret etwas wie hier in in abb.3
http://ieeexplore.ieee.org/stamp/stamp.jsp?arnumber=887952

Denn daran scheint Deine/Eure Schaltung wohl angelehnt.

von Jens W. (jensw)


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Hallo,

geh mal davon aus, dass die Störungen über die Versorgung kommen.
Dein AUX Trafo ist ja direkt an deinen Schaltknoten angeschlossen. Das 
heißt, dass die Flanke an der Sekundärseite auch zu sehen sein wird. Der 
Kondensator macht aus der Versorgung kein sauberes Signal. Wenn das ein 
Elko ist, dann filtert der nur bis etwa 2MHz. Die Kerkos können das auch 
nicht auffangen.
Zum Test:
Versorge den OPV über eine getrennte Versorgung. Also Labornetzteil 
anschließen.
Wenn die Schaltung dann funktioniert, dann kommen die Störer über die 
Versorgung. Abhilfe würde dann eventuell ein Ferrit in Reihe im 
entsprechenden Frequenzband schaffen.

ABER:
Bei dem Aufbau kann es auch sein, dass dein sensor_GND beim Schalten mit 
klappert. Da ist dein Tastkopf mit angeschlossen. Das Oszi selbst ist an 
der Steckdose und mit dem Schutzleiter verbunden. Schutzleiter und GND 
vom Oszi sind auch verbunden. Das kann also auch eine Masseschleife 
sein.

Gruß

von MiWi (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> MiWi schrieb:
>
>> Nimm einen schnellen(!) Differenztastkopf (100MHz oder mehr)
>> und schau Dir das Signal mit dem an.
>
> Hat nicht jeder - häufig geht's auch einfacher.


Wenn man an solchen Schaltungen arbeitet und man sowas nicht in der 
Schublade rechts neben dem Arbeitsplatz hat dann hat da ein Vorgesetzter 
schlicht und einfach versagt. Sowas kostet neu 400€ (Testec 9110 oder 
so) netto, da der TOP in einer Fa arbeitet sollte das im Budget drinnen 
sein.


Die vom TO gezeichnete Topologie macht solche Spikes - Diodenbedingt und 
so, jedenfalls eine durchaus komplizierte Geschichte. Der TO hat dU/dt 
verschwiegen und da die durchaus rasant sein kann (wir haben 12kV/us um 
bei einer üblichen Maßeinheit zu bleiben (Zk ca. 600V))

Wenn also sowas daherkommt sind auch ein paar pf Koppelkapazität ein 
normaler Signalpfad, der nicht so einfach weggefiltert werden kann.

Wenn also der Tastkopf nicht differentiell arbeitet gibts über die 
GND-Klemme des Tks und die im Oszi vorhandene Ableitung nach PE durchaus 
sehr deutliche Signalfehler. Wie gesagt, die Koppelkapazitäten sind ein 
Hund...

auch ein Diff-Tk macht diese Störungen nicht unsichtbar, reduziert sie 
aber  deutlich.

Abgesehen davon - sowas Layouttechnisch in den Griff zu bekommen ist 
auch nicht ohne und wenn das gezeigte der ganze Schaltplanauszug war.... 
naja.


MiWi

von Possetitjel (Gast)


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MiWi schrieb:

> Wenn man an solchen Schaltungen arbeitet und man sowas
> nicht in der Schublade rechts neben dem Arbeitsplatz
> hat dann hat da ein Vorgesetzter schlicht und einfach
> versagt.

Da maße ich mir ein kein Urteil an. Ich weiss lediglich
aus eigener Anschauung, dass in kleinen Buden teilweise
unter SEHR rustikalen Bedingungen entwickelt wird. Da
muss man sich dann etwas einfallen lassen.

> Wenn also der Tastkopf nicht differentiell arbeitet
> gibts über die GND-Klemme des Tks und die im Oszi
> vorhandene Ableitung nach PE durchaus sehr deutliche
> Signalfehler.

Okay... an die Komplikation, dass der Prüfling eventuell
nicht netzgetrennt ist, hatte ich nicht gedacht. Mein
HF-Kram konnte notfalls aus einer Batterie versorgt
werden.
Ich habe mit den beschriebenen Methoden gute Erfahrungen
gemacht.

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