Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Back to Back Elektrolytkondensatoren


von Ralf S. (ralfspill1978)


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Hallo,

habe die Schaltung(siehe Link) gefunden. Dort werden 2 Elkos 
entgegengesetzt in Reihe geschalten und 2 Dioden parallel. Die ganze 
Schaltung funktioniert dann wie ein Nichtpolarer Kondensator, wenn dort 
ein AC eingeprägt wird.
Hab das Warum nicht so richtig verstanden. Kann das wer mal Erklären?

https://electronics.stackexchange.com/questions/21928/can-you-make-a-non-polar-electrolytic-capacitor-out-of-two-regular-electrolytic

Danke schon mal

: Verschoben durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ralf S. schrieb:
> Hab das Warum nicht so richtig verstanden.
Das Ganze ist ein Gebastel. pro Halbwelle wird immer einer der beiden 
Kondesatoren verpolt, aber nur mit 0,7V weil dann die parallele 
"Verpolschutzdiode" leitet. Und -0,7V "schaden" dem Elko noch nicht.

Auf keinen Fall würde ich diese Schaltung wegen des extrem nichtlinearen 
dynamischen Widerstand in einen Audio-Pfad einbauen.

von Ralf S. (ralfspill1978)


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Hallo Lothar,

danke für die schnelle Antwort.
Wenn ich richtig bin, habe ich nach deiner Aussage ein Spannung 
unterschied von 1,4 Volt (im Höchstfall). Ich dachte aber, irgendwo 
gesehen/gelesen zu haben, dass der erste Elko mit 1 Volt max( durch 
Diode 0.7V) geladen ist und der andere 0 Volt? und so einen 
Spannungsdifferenz entsteht und das ganze dann über ein normalen 
Widerstand zu entladen geht.

von Ralf S. (ralfspill1978)


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Und welches Prinzip steckt da hinter?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ralf S. schrieb:
> Wenn ich richtig bin, habe ich nach deiner Aussage ein Spannung
> unterschied von 1,4 Volt (im Höchstfall). Ich dachte aber, irgendwo
> gesehen/gelesen zu haben, dass der erste Elko mit 1 Volt max( durch
> Diode 0.7V) geladen ist und der andere 0 Volt?
Ich habe mir die Schaltung nochmal angeschaut, und komme zum Schluss: 
die "funktioniert", solange sie mit symmetrischer und konstanter 
Spannung beaufschlagt wird. Denn dann wird der Knotenpukt in der Mitte 
1x aufgeladen und anschließend nur noch die Ladung zwischen den beiden 
Kondensatoren hin- und hergeschoben.
Die Dioden leiten dann, wenn auf einmal mehr Spannung angelegt wird 
(z.B. ein Musiksignal, das dauernd den Pegel ändert) denn dann muss der 
korrekt gepolte weiter aufgeladen werden, und der verpolte durch die 
Diode geschützt werden.

Und sobald die Diode leitet, hat diese Schaltung auf einmal eine andere 
Kapazität, weil ja aus der Reihenschaltung zweier gleicher Kondensatoren 
(= halbe Kapazität) eine Reihenschaltung aus einer Diode mit einem 
Kondensator (= volle Kapazität) geworden ist.

Man kann sich das ein wenig schönsaufen und sagen: passiert ja nicht 
oft, weil durch den Zweiweggleichrichter dann schon die doppelte 
Spannung anliegen müsste. Aber unbestritten wird es passieren.
Und deshalb: Nicht im Audio-Signalpfad einsetzen.


Ralf S. schrieb:
> dass der erste Elko mit 1 Volt max( durch Diode 0.7V) geladen ist und
> der andere 0 Volt?
Der "verpolte" wird auf -0,7V geladen und der "korrekt gepolte" auf die 
angelegte Spannung minus diese 0.7V.

von Ralf S. (ralfspill1978)


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Hallo Lothar,

kannst du mir sagen wieso das so ist, dass der Knoten in der Mitte 
geladen wird und die Ladung dann hin und her schwingt? Welches 
Wirkprinzip steckt dahinter?

Danke Ralf

von Ralf S. (ralfspill1978)


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Hat denn sonst noch jemand auf der Welt eine Idee wie das ganze 
funktioniert und warum, interessiert mich jetzt doch brennend.

von Elektrofan (Gast)


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> Auf keinen Fall würde ich diese Schaltung wegen des extrem nichtlinearen
> dynamischen Widerstand in einen Audio-Pfad einbauen.

Wird aber gemacht.
https://www.reichelt.de/?ARTICLE=962&PROVID=2788&wt_mc=amc141526782519998&gclid=EAIaIQobChMI2L3R3OGV1QIV5p3tCh2ZUQ3pEAAYASAAEgJnO_D_BwE

In einer defekten Lautsprecherbox fand ich mal eine Frequenzweiche mit 
einem ungepolten(!) Elektrolytkondensator für den Hochtöner ...

von Ralf S. (ralfspill1978)


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Gut, das erklärt aber immer noch nicht das Prinzip.

Wer kann es erklären?

von Elektrofan (Gast)


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Ich schrieb:
> In einer defekten Lautsprecherbox fand ich mal eine Frequenzweiche mit
> einem ungepolten(!) Elektrolytkondensator für den Hochtöner ...

Das muss heissen:
" ... gepolten(!) Elektrolytkondensator ..."

von Peter D. (peda)


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Elektrofan schrieb:
> In einer defekten Lautsprecherbox fand ich mal eine Frequenzweiche mit
> einem ungepolten(!) Elektrolytkondensator für den Hochtöner ...

Bipolare Elkos sind in Lautsprecherweichen üblich und auch nicht 
schlechter als MP-Kondis. Die sind aber speziell dafür gefertigt, d.h. 
das sind nicht einfach 2 normale Elkos in einem Gehäuse.

von Elektrofan (Gast)


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> Bipolare Elkos sind in Lautsprecherweichen üblich und auch nicht
> schlechter als MP-Kondis.

Wage ich zu bezweifeln.

> Die sind aber speziell dafür gefertigt, d.h.
> das sind nicht einfach 2 normale Elkos in einem Gehäuse.

Sondern?

---
Gepolte (d.h. noch billigere) Elkos dürften zumindest aus esoterischer 
Sicht suboptimal sein ...

von Werner H. (werner45)


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Doch, ungepolte Elkos sind 2 Elkos, genauer, Teile davon in einem 
Gehäuse.

Beim normalen Elko ist die Plus-Folie mit Aluminiumoxid bedeckt, die 
negative ohne diese Schicht.
Bei den ungepolten werden vorher formatierte Plusfolien zusammen mit dem 
elektrolytgetränkten Papier gewickelt. Im Betrieb wird immer eine der 
Folien invers betrieben, sie leitet, die andere isoliert aber.

Die Ersatzschaltung mit den Dioden ist eine dumme Verschlimmbesserung!
Es genügt, 2 normale Elkos aus der gleichen Charge ohne die Dioden 
zusammenzuschalten. Dann ist es auch audiotauglich.

Gruß   -   Werner

von Schaltschrank (Gast)


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Werner H. schrieb:
> Dann ist es auch audiotauglich.

Ja. "Es reicht".

Peter D. schrieb:
> Bipolare Elkos sind in Lautsprecherweichen üblich und auch nicht
> schlechter als MP-Kondis.

Das wiederum ist nicht so ganz richtig.

Die hohen Werte werden oft mit (überteuerten) bipolaren ELKOs
realisiert, und "das geht auch", jedoch - ganz ohne Esoterik -
würde ich eine Parallelschaltung eines halbwegs günstigen
Bipolar-ELKOs mit einem MKP bevorzugen.

Oder gibt es neuerdings "Ultra-Low-ESR/ESL"-Bipolare
aus der Esoterik-Ecke? Verzapft wird ja so einiges.

von michael_ (Gast)


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Früher(TM), wurden solche Elyt einfach antiparrallel eingesetzt.
Ohne Z-Diode.
Damals gab es auch noch den Unterschied zwischen "glatt" und 
"aufgerauht".

Falschpolung haben den "glatt" kaum gejuckt.

von Ralf S. (ralfspill1978)


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Also jetzt haben wir den Einsatz und Verwendung geklärt, aber noch nicht 
das Prinzip warum der eine geladen ist und der andere nicht. Wenn Ihr 
wisst wie und wo das verwendet wird, dann könnt ihr mir doch auch die 
Funktion erklären.

von Harald W. (wilhelms)


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michael_ schrieb:

> Früher(TM), wurden solche Elyt einfach antiparrallel eingesetzt.

Und wozu sollte eine solche Verschaltung (Die ich übrigens noch
nirgendwo gesehen habe) gut sein?

> Ohne Z-Diode.

Sowas habe ich dagegen schon häufig gesehen.
Eine Z-Diode in Verbindung mit einem Elko macht wohl auch wenig Sinn.

von Schaltschrank (Gast)


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Ralf S. schrieb:
> Welches Wirkprinzip steckt dahinter?

"Ladungsverschiebung in zwei antiseriellen (- an -) ELKOS"?

von Ralf S. (ralfspill1978)


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Danke "Schaltschrank"

hast du evtl. noch eine Quelle wo ich die Funktion genau nachlesen kann?

von Peter R. (pnu)


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Ralf S. schrieb:
> Gut, das erklärt aber immer noch nicht das Prinzip.
>
> Wer kann es erklären?

Versuch:

Wenn gelegentlich eine Spannungsspitze von Uss = 30V anfällt, werden 
beide Elkos geladen. Die Mitte (Kathode ) hat dann z.B. +30V obwohl sich 
das Signal um die 5V herum austobt. Die 30V bleiben erhalten solange es 
der Leckstrom der Elkos erlaubt. Das können sogar Minuten sein, bis 
diese "Vorspannung" auf einen Wert gesunken ist, der ein Nachladen über 
die Dioden bewirkt. In Musik kommen die großen Spannungen nur bei den 
Bässen vor, und bei diesen ist eine Verzerrung sowieso kaum hörbar.(Bei 
Basslautsprechern is K =5% schon ein prima Wert)

Da die Elkos große Kapazität haben, fällt längs von ihnen kaum eine 
Spannung ab. Längs der Elkos beträgt die Spannung nahezu dauernd 30V) 
DC, von gelegentlichen Nachladern abgesehen.

Freaks können das ja mal simulieren: Schaltung an AC (10Hz Uss 30V) + 
kleinere Wechselspannung  (500Hz Uss=1V) anlegen und dabei AC-Anteil 
stufenweise steigern. Dabei für "Leckstrom" 1MOhm von Mitte der 
Schaltung nach Masse.

: Bearbeitet durch User
von Ralf S. (ralfspill1978)


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Nein sry hab ich noch nicht ganz kapiert.
Nochmal mit meinen Voraussetzungen angefangen: es wird ein Sinus von 
z.B. 10Volt aufgeprägt. Wie kommt dann die Ladung am Mittelpunkt (den 
Kathoden beider Elkos) zustande? Und warum funktioniert das Ganze dann 
wie ein nichtpolarer Kondi?

von Dirk J. (dirk-cebu)


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Ralf S. schrieb:
> Nein sry hab ich noch nicht ganz kapiert.
> Nochmal mit meinen Voraussetzungen angefangen...

Lies den Thread nochmal kpl. durch, ggf. mehrmals, dann brauchen wir Dir 
nicht nochmal alles erklären.

von Peter R. (pnu)


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Ralf S. schrieb:
> Nein sry hab ich noch nicht ganz kapiert.

Dann arbeite Dich in ein Simulationsprogramm wie multisim ein und 
probier es.
Oder löte den Kram zusammen und messe drin herum.

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