Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Selengleichrichter ersetzen


von Loewe_Opta_Venus (Gast)


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Hallo,

ich habe ein Loewe Opta Venus Luxus Röhrenradio restauriert, (Optisch 
und technisch, Papierkondensatoren getauscht etc.) im Testbetrieb fällt 
jetzt auf das der Selengleichrichter B250C100 defekt ist. (fast 
doppelter Spannungsabfall als im Neuzustand) Aus 250V AC vom Trafo 
wurden 287V Anodenspannung am ersten Elko erzeugt, also fallen 
normalerweise ca. 65V mehr an dem Bauteil ab als an einem Gleichrichter 
auf Siliziumbasis. Bei mir sind es ca. 110V

Das Problem ist das ich keine gute Idee habe wie man Ihn ersetzen kann. 
Mein erster Gedanke war ein Brpckengleichrichter + passender Widerstand 
zwischen Erstem Siebelko und Gleichrichter da das Radio selber einen 
recht Konstanten Anodenstrom aufnimmt. Das wird von den Radiosammlern 
oft so gemacht. Problem ist allerdings, bis die Röhren warm sind fließt 
kein Anodenstrom, die Spannung steigt dabei auf >400V an. Sehr ungesund 
für die Schaltung.

Mit Z-Dioden in Serie geht es auch nicht, den Stromstoß beim Laden vom 
Siebelko (50µF) überleben die wohl nicht.

Ich hatte auch die Idee einen Längsregler mit dem Hochspannungsregler 
LR8N3 und einem Mosfet zu bauen, mit SOA Schutz wird das aber zu 
aufwendig.

Ich brächte Irgend eine Schaltung die bei über ~300-350V Leitend wird 
(Kein Kurzschluss!) und die Spannung begrenzt, eine Leistungs Z-Diode 
Praktisch. So z.B. mit einem HV Transistor das man einfach über den 
ersten Elko löten kann:

https://www.mikrocontroller.net/attachment/89122/Zenerdioden_Leistungsverst__rker.gif

Ich würde ein Kleines Gehäuse aus Platinenmaterial machen und Golden 
Lackieren damit es optisch zu der alten Technik passt.

Habt Ihr eine bessere Idee wie ich die Spannung begrenzen kann, so 
einfach wie möglich?

danke!

von Nimm (Gast)


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Ne Birne!

von Crazy Harry (crazy_h)


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'n Apfel? SCNR :-D

von Harald W. (wilhelms)


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Crazy H. schrieb:

> 'n Apfel? SCNR :-D

Aber bitte keinen angebissenen. Von denen werden schon
viel zu viele verkauft. :-)

von Schreiber (Gast)


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Loewe_Opta_Venus schrieb:
> Mit Z-Dioden in Serie geht es auch nicht, den Stromstoß beim Laden vom
> Siebelko (50µF) überleben die wohl nicht.

Zennerdiode+Heißleiter zur Begrenzung des Einschaltstromstoßes

von Amateur (Gast)


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Viele Brückengleichrichter werden vor Kondensatoren betrieben.

Aus diesem, kühlen Grund haben die Teile auch eine extrem hohe 
Impulsstrombelastbarkeit.

Diese Kombination "lebt" schon seit vielen Jahren. Schon lange bevor 
jemand auf die Idee kam, einem Heißleiter, als Bremse,  einzuspannen.

Zieh Dir einfach mal die zugehörigen Datenblätter rein.

von Erwin D. (Gast)


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von Loewe_Opta_Venus (Gast)


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Nicht der GLeichrichter ist das Problem sondern die Z-Diode. Die nimmt 
so Stromspitzen deutlich übler.
Ob man einen Heißleiter so genau dimensioniert bekommt?

von Loewe_Opta_Venus (Gast)


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von hinz (Gast)


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Loewe_Opta_Venus schrieb:
> Mit Z-Dioden in Serie geht es auch nicht, den Stromstoß beim Laden vom
> Siebelko (50µF) überleben die wohl nicht.

http://www.littelfuse.com/~/media/electronics/datasheets/tvs_diodes/littelfuse_tvs_diode_5kp_datasheet.pdf.pdf

von Harald W. (wilhelms)


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Amateur schrieb:

> Zieh Dir einfach mal die zugehörigen Datenblätter rein.

Dort steht oft etwas von einem Widerstand den man in Reihe schalten 
soll.

von Elektrofan (Gast)


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Zusätzlich zu Si-Brücke und Reihenwiderstand den Netztrafo auf 240 V 
umklemmen, wenn möglich.

von Michael B. (laberkopp)


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Loewe_Opta_Venus schrieb:
> Mein erster Gedanke war ein Brpckengleichrichter + passender Widerstand
> zwischen Erstem Siebelko und Gleichrichter da das Radio selber einen
> recht Konstanten Anodenstrom aufnimmt. Das wird von den Radiosammlern
> oft so gemacht. Problem ist allerdings, bis die Röhren warm sind fließt
> kein Anodenstrom, die Spannung steigt dabei auf >400V an.

Das machen die Radiosammler so, weil es dem Selengleichrichter 
entspricht: Auch der leitet bei fast keinem Strom mit geringstem 
Spannungsabfall, auch dort steigt also die Elkospannung weit an, je nach 
Ruhestrombelastung.

von hinz (Gast)


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Elektrofan schrieb:
> Netztrafo auf 240 V
> umklemmen, wenn möglich.

Sieht nicht so aus.

von Loewe_Opta_Venus (Gast)


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>Das machen die Radiosammler so, weil es dem Selengleichrichter
>entspricht: Auch der leitet bei fast keinem Strom mit geringstem
>Spannungsabfall, auch dort steigt also die Elkospannung weit an, je nach
>Ruhestrombelastung.

Bist Du da sicher? wäre genial für mich. ich habe noch keine Kennlinie 
"Stromlos" gesehen. Ich probiere das mal aus, im Keller liegen noch ein 
paar Selenbrücken...

Meins ist ein 2791W, ich habe die Restauration mit Bildern im 
Dmapfradioforum gezeigt. (falls es jemanden interessiert)

https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=26308&start=15

von Loewe_Opta_Venus (Gast)


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Auf 240V umschalten geht auch bei meinem Modell nicht, das hatte ich 
gerade vergessen zu schreiben.

von Achim H. (anymouse)


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Da gibt es ja schon einen größeren "Brems"widerstand, R7, an dem ein 
deutlicher Teil der Spannung abfällt.

Wenn C90_rechts_neu also deutlich robuster ist C90_rechts_alt, könnte es 
vielleicht reichen, R7 etwas zu vergrößern.

von Peter D. (peda)


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Loewe_Opta_Venus schrieb:
> die Spannung steigt dabei auf >400V an.

Dein Meßgerät spinnt, 250V * 1,4 ergibt max 350V Spitze.

von Loewe_Opta_Venus (Gast)


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>Da gibt es ja schon einen größeren "Brems"widerstand, R7, an dem ein
>deutlicher Teil der Spannung abfällt.
>
>Wenn C90_rechts_neu also deutlich robuster ist C90_rechts_alt, könnte es
>vielleicht reichen, R7 etwas zu vergrößern.

Da wird der Trafo aber überlastet. (Stromflusswinkel)
Der Kondensator ist aber neu und verträgt 550/600V.

>Dein Meßgerät spinnt, 250V * 1,4 ergibt max 350V Spitze.

Hätte ich dazu schrieben müssen, sorry!
Original waren unter Last 250V AC zu messen, (laut Schaltplan) mit einem 
Modernen DVM komme ich im Betrieb auf ~270V. (Wegen der 10V mehr 
Netzspannung und niedrigerem Strom durch den defekten Gleichrichter 
vermutlich)

von Peter D. (peda)


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Du kannst ja 450V Elkos nehmen, dann bist Du auf der sicheren Seite.

von Mr. Moto (Gast)


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hinz schrieb:
>> Netztrafo auf 240 V
>> umklemmen, wenn möglich.
>
> Sieht nicht so aus.

Vermutlich geht es hier - auch "innerlich" - um Originalität.

Ansonsten kann man in solchen Fällen mit 220V~ Primärwicklung, oder bei 
erhöhter Netzspannung, einen kleinen Trafo mit passender Niedervolt 
Wicklung in Spartransformator-Schaltung vor die ("nicht zur Netzspannung 
passende") Primärwicklung schalten (Anhang).

Das habe zumindest ich bei vielen meiner älteren 220V~ Schätzchen 
gemacht.
Wo es (mir) nicht um Originalität ging, wurden diese einfach fest 
mitverbaut.

Das muß freilich im Normalfall (Netzspannung um die, oder gar unter 
230V~) zumeist gar nicht sein. Denn auch "zu 220V~ Zeiten" wurde ja für 
gewöhnlich eine überhöhte Netzspannung bei den Trafos einkalkuliert.

(Für "zu niedrige" zur Verfügung stehende Versorgungsspannung müßte man 
das Bild übrigens spiegeln. Aber gehen würde es.)

von Karl B. (gustav)


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Loewe_Opta_Venus schrieb:
> Problem ist allerdings, bis die Röhren warm sind fließt
> kein Anodenstrom, die Spannung steigt dabei auf >400V an. Sehr ungesund
> für die Schaltung.

Hi,
einfachste Lösung:
Doppelpoliger Schalter in Anoden-Wechselstromseite. Sobald Heizfäden der 
Röhren glühen, Schalter umlegen. Den Stromstoß halten die BY255-Dioden 
aus.

Auch für Standby geeignet. Man braucht dann Radio nicht ständig beim 
Aus- und Einschalten völlig vom Netz zu nehmen. Schont übrigens die 
Röhren, besonders, wenn man in dem Falle noch die Heizspannung etwas 
runternimmt (mit Vorwiderstanden o.ä. etc. oder Umschalten auf die 
4V-Heizung für die AZs, falls vorhanden).

Aber Vorsicht:
Das Problem liegt weniger auf der Anodenspannungsseite, sondern auf der 
Katoden-Heizspannungs(-strom)-Seite:
Unterheizung bei Anliegen der Anodenspannung führt schlußendlich zur 
beschleunigten Alterung des Kathodenbelages bis zum völligen Ausbleiben 
der "Emission".

Mr. Moto schrieb:
> Das muß freilich im Normalfall (Netzspannung um die, oder gar unter
> 230V~) zumeist gar nicht sein. Denn auch "zu 220V~ Zeiten" wurde ja für
> gewöhnlich eine überhöhte Netzspannung bei den Trafos einkalkuliert.

Das Unterheizen der Röhren (durch zu niedrige Spannung bei zu hoch 
gewählter Spannung am Wahlschalter z.B. 240V) schadet ihnen mehr als 
"Überheizung" durch leicht überhöhte Netzspannung (bei beibehaltener 
220V-Einstellung).

Lösung des Problems gerade bei stärker schwankendem Anodenstrom bei 
Gegentaktendstufen bringt ein Längsregler.
Ja, es gibt Zenerdioden (ZY120 o.ä. 2 Stück in Reihe z.B.) und 
Transistoren (MJE1300x) für den Spannungsbereich ebenfalls. Habe im 
Moment den Schaltplan gerade nicht parat.

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von michael_ (Gast)


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Loewe_Opta_Venus schrieb:
> Hätte ich dazu schrieben müssen, sorry!
> Original waren unter Last 250V AC zu messen, (laut Schaltplan) mit einem
> Modernen DVM komme ich im Betrieb auf ~270V. (Wegen der 10V mehr
> Netzspannung und niedrigerem Strom durch den defekten Gleichrichter
> vermutlich)

Deshalb soll man da auch die Meßtechnik benutzen, welche zu der Zeit 
üblich war.
Meist steht der Innenwiderstand des Meßgerätes irgendwo auf dem 
Schaltplan.

Und Selengleichrichter sollten nur langsam wieder an seine Aufgabe 
gewöhnt werden.
Wenn sie lange geschlafen haben. Ähnlich wie Elkos.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Hat der Selengleichrichter "unanständig" gestunken?
Übrigens, wenn Du den Selengleichrichter mit einem Si-Gl. ersetzen 
solltest, dann muß noch ein Vorwiderstand dazu weil der Innenwiderstand 
des Se-Gl. Viel höher war. (Ich reparierte mal als 14 jähriger für einen 
Bekannten ein Röhren TV mit Se-Gl. und ersetzte in meiner jugendlichen 
Unerfahrenheit ihn mit einem BY127 Si-Gl und meine Freude war groß als 
er wieder spielte. Leider starb ein paar Tage später wegen der viel 
höheren Anodenspannung irgendetwas anderes und es wurde zur Reparatur zu 
einem richtigen FS Techniker gebracht und ich wurde furchtbar 
zusammengeschimpft...) Hat mir aber kein Mensch gesagt, daß man das 
nicht so ohne weiteres machen darf.

: Bearbeitet durch User
von Volker S. (sjv)


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Such bei ebay nach einem passenden Se-Gleichrichter, alles andere ist 
nur Krampf

von Peter D. (peda)


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Gerhard O. schrieb:
> Übrigens, wenn Du den Selengleichrichter mit einem Si-Gl. ersetzen
> solltest, dann muß noch ein Vorwiderstand dazu weil der Innenwiderstand
> des Se-Gl. Viel höher war.

Ich kenne das auch von alten DDR-Fernsehern. Da wurde grundsätzlich nie 
ein neuer Selener eingebaut, sondern eine SY210 + Widerstand.
Die Selener waren immer das Sorgendkind, sie heißen nicht umsonst 
"Selen, gleich riecht er".

Ich hab auch mal ne AZ12 repariert. Die Röhre aus dem Sockel gepult und 
2* SY210 + 100R/1W eingelötet. Das Radio war nie wieder defekt.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Stilgerecht wäre ein Glimmstabilisator :-)
Die sind allerdings für höhere Ströme schon immer selten gewesen und ich 
habe meine Sammlung dieser Dinger vor etwa 20 Jahren entsorgt.
Heute würde ich, wenn das Hochlaufen der Spannung wirklich ein Problem 
ist, einen Shuntregler verwenden und den so dimensionieren, das er im 
Normalbetrieb arbeitslos ist.

von Martin Berding (Gast)


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Der Selengleichrichter hat einen höheren Innenwiderstand als ein 
Siliziumgleichrichter. Da es den Selengleichrichter nicht mehr zu kaufen 
gibt, bleibt als Lösung nur eine neue Schaltung.
Einen Siliziumgleichrichter mit ausreichender Spannungsfestigkeit und 
Strombelastbarkeit wählen, Reserve einplanen. Im Schaltplan des Gerätes 
sind in der Regel Spannungen und Ströme des Anodenkreises eingetragen. 
Um die richtige Anodenspannung zu erreichen, muss dem Gleichrichter ein 
Lastwiderstand nachgeschaltet werden. Den Wert kann man am besten durch 
Probieren und Messen ermitteln, die Belastbarkeit durch Spannung und 
Strom berechnen. Am Ende muss die Anodenspannung stimmen, damit der 
Klang des Gerätes nicht verzerrt. Ein Tip noch von mir. Die 
Sekundärwicklungen des Trafos sind bei Röhrenradios nicht abgesichert, 
hier bitte noch für Heizung und Anode passende Sicherungen in Flink 
vorsehen. Sicherungen auch aus den Trafo- und Gerätedaten berechnen.

von Martin Berding (Gast)


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Eins zu eins Tausch wäre das Beste, nur sind die angebotenen Se-Gl so 
alt wie das schadhafte Bauteil und auch nicht mehr funktionsfähig. 
Bleibt also nur moderner Ersatz.

von Martin Berding (Gast)


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Auf dem Arbeitstisch habe ich ein "Übungsgerät", ein Nordmende Traviata 
von 1958. In dieses Gerät habe ich ein paar neue Komponenten eingebaut, 
die vom Hersteller entwickelte Schaltung ist nicht verändert. Die 
Veränderungen betreffen den Becherkondensator, er wurde durch einen 
100uf und durch einen 47uf für Anode EL84 ersetzt. 450V Spannung, also 
ausreichend Reserve. Der alte Selengleichrichter wurde durch einen SI 
Gleichrichter 6A/1000V ersetzt. Lastwiderstände durch testen und Messen 
ermittelt.
Man kann von eines ausgehen: Die alten Selengl. sind in der Regel kaum 
noch funktionsfähig. Das Erneuern von alten Kondensatoren, 
Gleichrichter, ist unabdingbar, wenn ein solches Gerät nicht als 
funktionsunfähiges Deko irgendwo auf dem Schrank steht. Auch der häufige 
"Aufschrei" von vielen Liebhabern ist nicht nachzuvollziehen, es geht 
bei einem funktionieren Gerät auch um die elektrische Sicherheit. 
Selbst, wenn nur ein Gleichrichter ohne Brandfolge versagt, ist die 
Wohnung umhüllt mit dem Duft fauler Eier. Darum heißen die alten 
Trockengleichrichter ja auch "Gleich-riecht-er". Und mit der Zeit erhöht 
sich der Innenwiderstand eines alten Se-Gleichrichters, also macht der 
Austausch in jedem Fall Sinn.
Stichwort Widerstand nach Siliziumgleichrichter; der Selengleichrichter 
hat einen höheren Materialwiderstand als der Siliziumgleichrichter. Der 
Widerstand simuliert den Innenwiderstand des Selen.
Ich hoffe, mit dieser kleinen Ausführung ist allen gedient.

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