Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Schallgeschwindigkeit in Abhängigkeit vom Luftdruck


von Peter T. (ediff)


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Hallo zusammen,

ich habe mir aus Interesse vorgenommen, die Druckabhängigkeit der 
Schallgeschwindigkeit zu untersuchen. Dazu verwende ich einen HC-SR04 
Ultraschallsensor, da ich mit diesem gute Erfahrungen in Bezug auf die 
Genauigkeit gemacht habe. Ein anderer Grund ist, dass sich vor und 
hinter der Membran des Sensors durch eine Öffnung an der Seite der 
gleiche Druck einstellen kann und der Sensor somit nicht gegen einen 
starken Überdruck arbeiten muss.
Der Versuchsaufbau besteht nun aus einem Rohr mit einem Durchmesser von 
100mm und einer Länge von etwas über 1m. Im Rohr sind ein Temperatur, 
ein Drucksensor und an jedem Rohrende jeweils ein Ultraschallsensor 
angebracht.
Ich messe die Schallgeschwindigkeit also in beide Richtungen, sodass ich 
bei jeder Messung zwei Laufzeiten messe.
Bei Umgebungsdruck stimmt die ermittelte Schallgeschwindigkeit mit der 
berechneten auf weniger als 1% überein.
Meine Erwartung war, dass sich die Laufzeit unter Druck nur geringfügig 
verändert, da es sich bei der Umgebungsluft nicht um ein ideales Gas 
handelt... Die ermittelten Geschwindigkeiten bei 5 bara sind jedoch bei 
etwa 560 m/s, was doch sehr deutlich von den erwarteten ca 343 m/s 
abweicht.
Ich denke es liegt ein Problem mit den Sensoren vor, vlt. haben diese 
Probleme wegen der höheren Dichte der Luft, bzw. der Schallkegel 
vergrößert sich und führt zu Reflexionen...

Falls jemand eine Idee dazu hat, wäre ich sehr dankbar für eine 
Rückmeldung.

Viele Grüße!

: Bearbeitet durch User
von none (Gast)


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http://www.dl1glh.de/ultraschall-anemometer.html

Zitat: "Akustische Virtuelle Temperatur

Die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls ist über eine Wurzelfunktion 
von der absoluten Temperatur der Luft abhängig, jedoch annähernd 
unabhängig vom Luftdruck und nur gering abhängig von der Luftfeuchte. 
Daher kann dieser physikalische Zusammenhang für eine Temperaturmessung 
der Luft bei bekannter und konstanter chemischer Zusammensetzung genutzt 
werden. Es handelt sich hierbei um eine Messung der Gastemperatur ohne 
den Umweg der thermischen Kopplung dieses Gases zu einem Messfühler.

c = 331,5 m/s * √(1 + T/273,15)    mit Schallgeschwindigkeit c [m/s] und 
Temperatur T [°C]

"

von Peter T. (ediff)


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Schon einmal vielen Dank für die Antwort.

none schrieb:
> annähernd
> unabhängig vom Luftdruck

Das ist mir durchaus bewusst. Aber wie du bereits zitiert hast, ist es 
nicht komplett unabhängig. Außerdem handelt es sich bei meinem Aufbau um 
Überdrucke von bis zu 4 bar, was die auftretenden Schwankungen im 
Luftdruck bei Weitem übersteigt.

Ich würde gerne einen realistischen Wert für die Änderung der 
Schallgeschwindigkeit messen, daher geht es mir im Moment eher um die 
Fehler am Messaufbau, als um die physikalischen Hintergründe.

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang (Gast)


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Peter T. schrieb:
> Ich denke es liegt ein Problem mit den Sensoren vor, vlt. haben diese
> Probleme wegen der höheren Dichte der Luft, bzw. der Schallkegel
> vergrößert sich und führt zu Reflexionen...

Vielleicht wird der Schall bei höherem Druck besser in die Rohrwand 
eingekoppelt, so dass eine ausreichend starke Schallwelle über die 
Rohrwand zum Empfänger läuft. Die Schallgeschwindigkeit im Rohr dürfte 
deulich höher als in Luft sein. Eventuell muss man das Rohr bedämpfen.

von Markus F. (mfro)


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none schrieb:
> nur gering abhängig von der Luftfeuchte

Ohne tiefer nachgedacht zu haben: wie ist das denn mit der Luftfeuchte?

Die ist ja bezogen auf das Volumen. Hat Luft mit dreimal so hohem 
Luftdruck auch eine dreimal so hohe Luftfeuchtigkeit?

von Benedikt S. (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Vielleicht wird der Schall bei höherem Druck besser in die Rohrwand
> eingekoppelt

Ich gehe relativ sicher davon aus.
Der Druck ist ein Maß für die (Stöße*Impuls)/Zeit bei höerem Druck wird 
durch mehr Stöße auch mehr Energie an die Rohrwand übetragen.

von Bernhard S. (gmb)


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Wie wird denn die Schallgeschindigkeit in dem Aufbau gemessen? Per 
Phasenverschiebung (schlecht) oder time of flight (gut) mit einem 
Impuls?

Wenn es per Phase geschieht dann könnte ich mir vorstellen dass die 
Ultraschalltransducer eine druckabhängige Phasenverschiebung erzeugen 
die den Messfehler verursachen.

von Peter T. (ediff)


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Hallo,
ich habe noch einige Dinge getestet und melde mich mal wieder zurück!

Der Fehler war schlicht und einfach, dass ich mit einer zu hohen 
Frequenz gemessen habe, wodurch die "alten" Echos gemessen wurden.
Meine Vermutung: Durch die Erhöhung des Drucks steigt die Impedanz der 
Luft (in der ich messe) an und somit wird ein größerer Teil der 
Schallwellen vom Rohr reflektiert, sodass diese längere Zeit im Rohr 
verweilen und die Chance diese zu messen entsprechend größer ist.

Zur Luftfeuchtigkeit: Ich fülle das Rohr mit trockener Druckluft auf, 
sodass die absolute Luftfeuchtigkeit annähernd gleich bleibt, die 
relative (und aussschlaggebende) Feuchtigkeit jedoch abnimmt. Als 
Resultat sollte die Schallgeschwindigkeit leicht sinken.

Die Maßnahmen bisher waren also: Messfrequenz senken und den Sensor mit 
Schaumstoff ummanteln, sodass nur der direkte Schall gemessen werden 
kann und die Vermutung mit dem Körperschall überprüft wird.
Bei Umgebungsdruck messe ich immernoch die zu erwartende 
Schallgeschwindigkeit, unter Druck nimmt diese aber weiterhin zu. Bei 5 
bar sind es etwa 8 m/s mehr als erwartet. Die Temperatur ist bei allen 
Messungen gleich und die Änderung der Luftfeuchte und somit 
Isentropenexponent und spezifische Gaskonstante würden eine Abweichung 
in dem Ausmaß auch nicht erklären.

Mögliche Ursachen sind wohl immernoch der Sensor selbst, oder die 
Änderung der Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit im Wellenleiter (dem 
Messrohr)...

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