Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie funktionieren große Solar-Installationen mit großem DC-Zwischenkreis?


von Pfub (Gast)


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Hallo,

meine Frage beläuft sich auf immer häufig anzutreffende und teilweise 
recht großen Solaranlagen/Instalationen, bei denen jedes Panel einen 
eigenen DC/DC Wandler hat und 400Vdc auf einen gemeinsamen "Bus" 
transformiert. Ein zentraler DC/AC Wandler macht dann die Netzanpassung 
- mir geht es aber um die DC/DC Wandler.

Wie machen die das, das trotz MPPT da eine konstante Spannung von 400Vdc 
raus kommt? Nach meinem Verständnis, kann ich die maximale Leistung aus 
der Zelle nur raus hohlen, wenn ich auch die Abnahmemenge habe :/ Sollte 
also nicht auf eine feste Ausgangsspannung zu regeln sein.

Und wie schaffen es die DC/DC Wandler parallel zu arbeiten? Ein Load 
Sharing über so weite bereiche mit so langen Leitungen halte ich für 
nahezu unmöglich da auch zusätzlicher Verkabelungsaufwand betrieben 
werden müsste - ich meine die Benutzen wirklich nur zwei Leitungen 
(Phase / Masse)

von Peter II (Gast)


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Pfub schrieb:
> Wie machen die das, das trotz MPPT da eine konstante Spannung von 400Vdc
> raus kommt? Nach meinem Verständnis, kann ich die maximale Leistung aus
> der Zelle nur raus hohlen, wenn ich auch die Abnahmemenge habe :/ Sollte
> also nicht auf eine feste Ausgangsspannung zu regeln sein.

wenn man die Spannung nicht konstant ist, kann man ja den Strom 
anpassen.

Vermutlich versucht jedes Modul einfach die Spannung anzuheben. Aber der 
DC/AC Wandler speist dann mehr ins Netzt ein, damit wird die Spannung 
konstant gehalten.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Korrekt, bei so modular aufgebauten Anlagen sind das mehrere 
Regelkreise.

Die MPPT-Regler an den Solarmodulen regeln Modulstrom*Modulspannung aufs 
Maximum ein, egal ob dann hinten am Wandler 350 oder 450 Volt 
rauskommen. Das ist ein Wert, der für das MPP-Tracking nicht wichtig 
ist, denn da zählen die Eingangsdaten des Wandlers.

Das DC/AC-Board regelt auf eine Sollspannung im Zwischenkreis, bspw. 
400Vdc und speist alles was darüber hinausgeht ins Netz ein, unabhängig 
davon wieviel Strom dabei nun genau hinten rauskommt.

: Bearbeitet durch User
von Pfub (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Die MPPT-Regler an den Solarmodulen regeln Modulstrom*Modulspannung aufs
> Maximum ein, egal ob dann hinten am Wandler 350 oder 450 Volt

Und was passiert, wenn ein Modul "nicht so viel bringt" (z.B. durch 
nicht ideale Ausrichtung) wie die anderen, die den Zwischenkreis schon 
auf rund 400V angehoben haben? Wie kann das dann noch effektiv MPPT 
betreiben?

von Peter II (Gast)


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Pfub schrieb:
> Und was passiert, wenn ein Modul "nicht so viel bringt" (z.B. durch
> nicht ideale Ausrichtung) wie die anderen, die den Zwischenkreis schon
> auf rund 400V angehoben haben? Wie kann das dann noch effektiv MPPT
> betreiben?

man kann jede Solarleistung auf 400V bringen, nur der Strom ist dann 
kleiner.

von Benedikt Seeger (Gast)


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Pfub schrieb:
> Und was passiert, wenn ein Modul "nicht so viel bringt" (z.B. durch
> nicht ideale Ausrichtung) wie die anderen, die den Zwischenkreis schon
> auf rund 400V angehoben haben? Wie kann das dann noch effektiv MPPT
> betreiben?

Gar nicht. Dann hat das Modul nicht mal genug Leistung um den mppt 
Selbstverbrauch zu bringen. Dieser ist nämlich wie schon gesagt ein 
dcdc-Wandler und erzeugt die 400V aus der solarspannung.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Angenommen ein Solarmodul leistet 200 Watt. Dann sind das - Verluste mal 
außen vor gelassen - bei 400V 500mA, die durch den MPP-Tracker in den 
Zwischenkreis geliefert werden.

Das gleiche Modul bekommt nun weniger Licht, es leistet noch 100 Watt. 
Folglich liefert der MPP-Tracker damit bei 400V nur noch 250mA in den 
Zwischenkreis.

Das ist auch sehr unproblematisch möglich, erstens kann man den Wandler 
so auslegen, daß er mit minimaler Eingangsspannung noch 500Vdc schafft 
und diesen hinterher mit 400V am Ausgang betreiben. Zweitens liegt bei 
Solarmodulen schon bei sehr wenig Licht die Nennspannung an. Die sich 
ändernde Größe ist der Strom, mit der Betriebsspannung des Solarmoduls 
stellt man nur dessen Betriebspunkt ein um die höchste Leistung zu 
erreichen (MPP-Tracking). Der Wandler arbeitet über seinen 
Leistungsbereich also mit einer erstaunlich konstanten Eingangsspannung.

von Pfub (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Angenommen ein Solarmodul leistet 200 Watt. Dann sind das - Verluste mal
> außen vor gelassen - bei 400V 500mA, die durch den MPP-Tracker in den
> Zwischenkreis geliefert werden.
>
> Das gleiche Modul bekommt nun weniger Licht, es leistet noch 100 Watt.
> Folglich liefert der MPP-Tracker damit bei 400V nur noch 250mA in den
> Zwischenkreis.

Das klingt dann aber für mich so, als wenn es einfach ein "std." Wandler 
ohne MPPT ist. Also keine Intelligenz/Algorithmen dahinter... sowas wie 
ein einfacher TL494 Push-Pull Wandler...
Die Intelligenz sehe ich dann in dem DC/AC Wandler, der seine 
Ausgangsleistung so regelt, das "vorne" immer die 400Vdc anstehen... Ist 
das richtig?

von Peter II (Gast)


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Pfub schrieb:
> Das klingt dann aber für mich so, als wenn es einfach ein "std." Wandler
> ohne MPPT ist. Also keine Intelligenz/Algorithmen dahinter... sowas wie
> ein einfacher TL494 Push-Pull Wandler...

und warum? die Ausgangsleitung kann doch frei festgelegt werden in dem 
der Strom geregelt wird.

von IUnknown (Gast)


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Die MPPT-Wandler maximieren die Eingangsleistung. Kann z.b. ein 
Boostconverter sein, dem kannst du die Spannung extern vorgeben. Er 
schiebt dann halt mehr oder weniger Strom in den Ausgang. Wenn keine 
Last anliegt würde sich der Ausgang natürlich auf höhere Spannungen 
aufladen.

Das wiederum verhindert der Wandler zum einspeisen. Dieser passt den 
Ausgangsstrom so an (und damit indirekt den Eingangsstrom) dass die 400V 
gehalten werden. Sind zwei separate Regelkreise wie schon erwähnt wurde.

Die Wandler an den Solarpanelen werden nicht "dumm" sein, da sie MPP 
tracking machen müssen. Außerdem werden sie eine Overvoltage-protection 
haben damit die Spannung eben nicht beliebig ansteigt.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Der MPPT-DC/DC-Wandler selber ist natürlich ein Standard-Wandler, 
entweder als StepUp - sind die meisten weil einfache Ansteuerung des 
Leistungstransistors und hoher Wirkungsgrad - oder ein 
transformatorischer Wandler mit galvanischer Trennung.

Die Intelligenz kommt daher, daß der Wandler nicht wie ein normales 
Netzteil auf eine konstante Ausgangsspannung geregelt wird, sondern auf 
eine konstante Eingangsspannung, egal wieviel dann hinten wieder 
rauskommt. Diese Eingangsspannung kann ein Controller festlegen und 
bestimmt damit den Arbeitspunkt des Solarmoduls. Er misst fortlaufend 
Leistung des Solarmoduls und verschiebt den Arbeitspunkt durch Änderung 
dieser Eingansspannung bis der MPP gefunden ist.

Dazu kommt natürlich eine Fehlerüberwachung. Wenn z.B. im 
Leistungsbetrieb das Netz ausfällt und dadurch kein Strom mehr 
eingespeist werden kann, würde die Zwischenkreisspannung hochlaufen. 
Eine Schutzschaltung kann den DC/DC-Wandler bei bswp. 450V abschalten 
und somit eine Beschädigung vermeiden. Oder wenn die Leistung des 
Solarmoduls so weit absinkt, daß die Zwischenkreisspannung infolge 
Eigenverbrauch nicht mehr erreicht wird, wird der Wandler ebenfalls 
abgeschaltet.

Dabei ist anzumerken, daß beim StepUp-Wandler nicht weniger Spannung 
herauskommen kann, als man hineinschickt. Damit bei StepUp-Wandlern ein 
MPP-Tracking möglich ist, muß die Zwischenkreisspannung ein Stück über 
der Modulspannung liegen.

Es gibt auch Wechselrichter mit Modulspannung gleich 
Zwischenkreisspannung, die erledigen MPP-Tracking und DC/AC-Wandlung mit 
einer einzigen Vollbrücke. Damit erreicht man den höchsten Wirkungsgrad, 
allerdings ist eine hohe Modulspannung bzw. Stringspannung zwingend (bei 
Großanlagen knapp unter 1000V) und eine galvanische Trennung ist nicht 
möglich. Ebenso ist ein modularer Aufbau (mehrere MPPT-Wandler arbeiten 
mit verschiedenen Eingangsspannungen auf einen gemeinsamen 
Zwischenkreis) nicht möglich.

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