Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LC-Tiefpass zur Drosselung von Hf-Signalen


von R. C. (barristan1selmy)


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Hallo liebe Experten,
ich soll als Werkstudent einen analogen, passiven Filter bauen, um den 
DC-Versorgungsausgang vor Hf-Störungen (150kHz – 3 GHz (ggfs auch 
höher)) zu schützen. Das ganze soll nachher mit smd Bauteilen auf einer 
Platine realisiert werden. Ich habe mir überlegt 3 LC-Tiefpässe 
hintereinander zu schalten, um den Frequenzbereich der Störung 
kaskadenweise zu dämpfen. Ich weiß, dass ich die Grenzfrequenz für jeden 
Filter mit fg = 1/(2*pi*sqrt(LC)) berechnen kann. Ich habe mir eine 
Schaltung mit folgenden LC-Gliedern überlegt:

LC1:   L1 = 0.47µH und C1 = 1nF  -> fg= 734 kHz
LC2:   L2 = 7.5nH und C2 = 3pF   -> fg= 1.06 GHz
LC3:   L3 = 2.5nH und C3 = 1pF   -> fg= 3.18 GHz

Die Schaltung und das Bodediagramm sind auf den Bilder zu sehen.  Mein 
Problem ist nun aber, dass ich nicht weiß, ob die Wahl der Bauteile 
sinnvoll ist. Außerdem weiß ich nicht was mir das Bodediagramm über die 
Qualität des Filters aussagt (guter oder schlechter Filter? Wie erkenne 
ich das?)

von andi (Gast)


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A. T. schrieb:
Ich habe mir überlegt 3 LC-Tiefpässe

> hintereinander zu schalten, um den Frequenzbereich der Störung
> kaskadenweise zu dämpfen.

was soll das d.m.n bringen?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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A. T. schrieb:
> Das ganze soll nachher mit smd Bauteilen auf einer Platine realisiert
> werden.
Bei solch hohen Frequenzen sind die Koppelmechanismen nicht mehr mit ein 
paar Bauteilen simulierbar. Die Platine und das Layout haben extremen 
Einfluss auf die Filtercharakteristik.
Wie sagt der Angelsachse zum thema Layout so schön: "Each mm has its nH"

: Bearbeitet durch Moderator
von R. C. (barristan1selmy)


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LC3 sperrt Frequenzen über 3 GHz
LC2 sperrt Frequenzen über 1 GHz
LC1 sperrt Frequenzen über 700 kHz

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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A. T. schrieb:
> LC3 sperrt Frequenzen über 3 GHz
> LC2 sperrt Frequenzen über 1 GHz
> LC1 sperrt Frequenzen über 700 kHz
3GHZ sind aber auch schon "über" 700kHz.
Warum sollten die 3GHz nicht von LC1 gleich "mitgesperrt" werden?

von R. C. (barristan1selmy)


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Reicht es denn wenn ich nur LC1 verwende? Wie gehe ich das mit den 
Koppelmechanismen denn am Besten an? Ich bin da sehr unerfahren :/

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Für die Mikrowellen bringen SMD-Filter nicht mehr so gute Ergebnisse, 
dazu nimmt man normalerweise Durchführungsfilter in der Gehäusewand:
https://telemeter.info/de/hf-mikrowellentechnik/filter-und-systeme/durchfuhrungsfilter-kondensatoren
https://telemeter.info/de/productattachments/index/download?id=207

von R. C. (barristan1selmy)


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@Christoph Kessler
Vielen Dank für den Tip! Diese Info ist schon sehr hilfreich und die 
Links. Gibt es sowas auch für >1Ghz?

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

A. T. schrieb:
> ich soll als Werkstudent einen analogen, passiven Filter bauen, um den
> DC-Versorgungsausgang vor Hf-Störungen (150kHz – 3 GHz (ggfs auch
> höher)) zu schützen.

Vorschlag von mir:
Das wuerde ich nicht als Filterdimensionierungsaufgabe im herkoemmlichen 
Sinn sehen (also nicht mit Grenzfrequenz, Ripple, Sperrdaempfung).
Wichtiger ist: Wieviel Strom muss das Ding abkoennen (ohne das Spule(n) 
rauchen) und wieviel Spannung (ohne dass Kondensatoren blitzen). 
Kondensatoren, wenns SMD sein soll und von der Spannung her passt: 100nf 
im 0402 Gehaeuse (werden eh' ueblicherweise zum Saufuettern verbaut, die 
parasitaere Induktivitaet ist auch klein genug).
Als "Spule" ein "Ferrite Bead", muss halt den noetigen Strom abkoennen 
und der Rest der Schaltung muss mit dem R_dc leben koennen; 
Wert(=Impedanz): Was grad eh' da ist.
Aus diesen Bauteilen ein PI-Filter mit 2xC und einmal L; Fertsch.

Gruss
WK

von Peter (Gast)


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Die Quell- und Lastimpedanz werden bei einer Versorgung keine 50 Ohm 
haben.

von Possetitjel (Gast)


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Lothar M. schrieb:

> 3GHZ sind aber auch schon "über" 700kHz. Warum sollten
> die 3GHz nicht von LC1 gleich "mitgesperrt" werden?

Machst Du Witze?
Aufgrund der Serienresonanz vielleicht?

von Anja (Gast)


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Hallo,

A. T. schrieb:
> ich soll als Werkstudent einen analogen, passiven Filter bauen,

ok, man will Dich also ärgern ;-)

A. T. schrieb:
> um den DC-Versorgungsausgang vor Hf-Störungen

wieviel Volt und Ampere? DC oder AC?
Wieviel Dämpfung brauchst Du?
Wieviel Spannungsverlust ist beim Nennstrom erlaubt?

> Das ganze soll nachher mit smd Bauteilen auf einer
> Platine realisiert werden.

Wenn Du hohe Dämpfungen brauchst wird das so nix.
Der Aufbau (mit Weißblech geschirmte Kammern für die einzelnen 
Filterstufen) ist entscheidend.

A. T. schrieb:
> LC1:   L1 = 0.47µH und C1 = 1nF  -> fg= 734 kHz

und wo bleiben die Frequenzen um 150 kHz?

Christoph K. schrieb:
> Für die Mikrowellen bringen SMD-Filter nicht mehr so gute Ergebnisse,
> dazu nimmt man normalerweise Durchführungsfilter in der Gehäusewand:

Das wäre jetzt auch mein Ansatz für die erste Filterkammer:
Durchführungskondensator ca 1 nF. (eventuell noch etwas niedriger um zu 
höheren Frequenzen zu kommen).
Danach eine UKW-Drossel (z.B. 6-Loch Ferritkern) mit ca 8-10 uH.

Vor und nach dem Durchgang zur 2. Filterkammer jeweils 4.7nF (kann auch 
SMD sein wenn ein kurzer Anschluß ans Gehäuse möglich ist). Besser wäre 
ein 10nF Durchführungskondensator falls es den gibt.
In der 2. Filterkammer eine Stabkerndrossel Eigenresonanzfrequenz nicht 
unter 10 MHz. ca 100 uH

Beim Übergang in die 3. Kammer dann 2*47-100nF.
Eisenpulverkerndrossel mit ca 1-2 mH.
Am Ausgang dann nochmal gut 1 uF an das Gehäuse.

Gehäuse des Filters mit dem Gehäuse der Stromversorgung ringsum 
verlöten.

Gruß Anja

von (º°)·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.· (Gast)


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Kauf dir mal nen Antennenspeisefilter fuer nen Auto.

Da ist im Schaltbild auch eine nur "scheinbar" simple
Drossel mit 1.1 mH eingezeichnet.
Aber guck dir mal an, wie das Dingens gewickelt ist.
Da wird dir dann ein Licht aufgehn.

Mann will dich aergern...

Bau das Filter in 3 jeweils geschirmte Kammern.
Jedem Filterglied sein eigenes Kaemmerchen.
Benutze dazwischen Durchfuehrungskondensatoren (aka DuKos).

Dann hast du eine geringe Chance.

> Das ganze soll nachher mit smd Bauteilen auf einer
> Platine realisiert werden.

Das kannst du dann immer noch probieren.

von R. C. (barristan1selmy)


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Guten Morgen Leute,

Ihr habt mich schon auf einen guten Weg gebracht. Ich verstehe jetzt nur 
noch nicht was Ihr mit "Kammern" meint.

von Kammerorchester (Gast)


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Weitgehendst geschlossene dünne Blech-Gehäuschen? (Vermutung.)

von Possetitjel (Gast)


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A. T. schrieb:

> Ihr habt mich schon auf einen guten Weg gebracht. Ich verstehe
> jetzt nur noch nicht was Ihr mit "Kammern" meint.

Abschirmgehäuse (Eisenblech) mit Trennwänden.

von R. C. (barristan1selmy)


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Zunächst Sorry dass ich sehr unregelmäßig antworte. Ich bin nur 
unregelmäßig im Geschäft.
Und @alle: Vielen Dank für eure Hilfe!!

@Anja

Ich habe mal einen Schaltplan nach deiner Vorgabe gezeichnet. Habe ich 
das so umgesetzt wie du es meintest?
Habe übrigens max. 5W Störleistung. Bei einem Innenwiderstand der 
Signalquelle von 50 Ohm macht das eine Spannung von max. 15.8 V und 
einen Strom von 0.32 A (Wenn ich richtig gerechnet habe). Und die 
DC-Spannung, welche von der Gleichspannungsquelle (hier R1) aus in die 
Entgegengesetzte Richtung des HF-Signals fließt, ist 13.5V groß.

: Bearbeitet durch User
von Anja (Gast)


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A. T. schrieb:
> Ich habe mal einen Schaltplan nach deiner Vorgabe gezeichnet

nicht ganz.

Die Gehause (Kammern) sind alle untereinander verbunden und an Masse 
angeschlossen.
Die Dukos gehen mit dem einen Pin ans Gehäuse, mit dem anderen an Masse 
(entweder geschraubt oder gelötet).

10 nF als Duko wird schwierig, notfalls normale (SMD) Kondensatoren kurz 
(jeder zehntels mm zählt) ans Gehäuse löten.
Es gibt aber auch SMD-Dukos.

Die 47nF sind dann (quasi als Duko) logischerweise einer im linken der 
andere in der rechten Gehäusehälfte.

Der 1uf geht natürlich auch von Signal an Masse.

Gruß Anja

von Klaus R. (klara)


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Possetitjel schrieb:
>> Ihr habt mich schon auf einen guten Weg gebracht. Ich verstehe
>> jetzt nur noch nicht was Ihr mit "Kammern" meint.
>
> Abschirmgehäuse (Eisenblech) mit Trennwänden.

So etwas hier.
https://www.reichelt.de/Teko-Stahlblech-Gehaeuse/2/index.html?ACTION=2&LA=3&GROUP=C729&GROUPID=7731&START=0&OFFSET=16&SHOW=1

http://cdn-reichelt.de/documents/datenblatt/C700/TEKO372_TEKO371%24_TEKO373_TEKO374%23TEK.pdf
mfg klaus

von (º°)·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.· (Gast)


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> Die Dukos gehen mit dem einen Pin ans Gehäuse, mit dem anderen an Masse
> (entweder geschraubt oder gelötet).

Noe.

Ein THT-Duko wird etwa so in ein Loch der Kammerwand eingebaut:
1
            Schirmwand
2
            |.|
3
            |.|
4
            |.| <- da verloeten
5
     +--------------+
6
-----+              +----- <- Signal raus
7
^    +-------------=+
8
|           |.| <- da auch verloeten
9
|           |.|
10
Signal rein |.|

Da wo der Duko verloetet wird, bekommt er sein Ground.
An die Anschluesse kommen das Eingangs- und Ausgangssignal.

Viel Spass beim Einloeten.

von Possetitjel (Gast)


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(º°)·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.· schrieb im Beitrag 
#5127692:

>> Die Dukos gehen mit dem einen Pin ans Gehäuse, mit
>> dem anderen an Masse (entweder geschraubt oder gelötet).
>
> Noe.

Jein. Missverständnis.

Er hat die Durchführungskondensatoren (elektrisch) als
Längskondensatoren eingezeichnet; das ist falsch. Auch
Durchführungskondensatoren liegen elektrisch quer, also
vom Signal zur Masse.

> Ein THT-Duko wird etwa so in ein Loch der Kammerwand
> eingebaut:

Es ist natürlich tückisch, dass das Ding mechanisch
zwei Pins hat, die elektrisch verbunden sind und also
denselben Pol des Kondensators bilden. Der andere
Pol ist die Verschraubung.

von (º°)·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.· (Gast)


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Da ein Duko 3 Anschluesse hat, wovon 2 fuer das Signal benutzt
werden, ist es unmoeglich

> ein Pin an das Gehaeuse und dem anderem Anschluss an Masse zu gehen,

da Masse und Gehaeuse hier synonym sind.

Ein Duko hat genau EINEN Anschluss fuer Ground.
Von konstruktiven Gruende diesem einen Masseanschluss
noch weitere beiseite zu stellen sehe ich mal ab.

Wo soll da jetzt ein Jein herkommen...

von Anja (Gast)


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A. T. schrieb:
> Habe übrigens max. 5W Störleistung.

Aber hoffentlich nicht auf der Signal-Leitung.

mal ein paar links für entsprechende mögliche Bauteil-Formen:

6-Loch Ferrit
http://de.rs-online.com/web/p/ferritperlen/6835247/

SMD-Dukos
https://www.conrad.de/de/entstoerfilter-50-v-2-a-l-x-b-32-mm-x-125-mm-murata-nfm3dpk223r1h3l-300-st-647518.html

Dukos (gibt es sicher auch noch günstiger).
http://de.rs-online.com/web/p/signalfilter/0239163/


Gruß Anja

von Possetitjel (Gast)


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(º°)·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.· schrieb im Beitrag 
#5127746:

> Da ein Duko 3 Anschluesse hat, wovon 2 fuer das Signal
> benutzt werden, ist es unmoeglich
>
>> ein Pin an das Gehaeuse und dem anderem Anschluss an
>> Masse zu gehen,
>
> da Masse und Gehaeuse hier synonym sind.

Hihi...

Du hast Recht; das hatte ich überlesen. Anja war wohl
beim Tippen mit den Gedanken woanders, und ich auch...

(Hoffentlich) gemeinsamer Konsens:
Ein Pin "Signal rein", ein Pin "Signal raus", Außenring
an Masse = Schirm = Gehäuse. Wirksame Kapazität liegt
quer zwischen Signal und Masse.

von R. C. (barristan1selmy)


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Anja schrieb:

> Die 47nF sind dann (quasi als Duko) logischerweise einer im linken der
> andere in der rechten Gehäusehälfte.
>
> Der 1uf geht natürlich auch von Signal an Masse.


C1 und C2 sind beide Dukos. Einer ist am Eingang und der andere am 
Ausgang von Kammer 3 angebracht. Nach Kammer 3 wird C3 parallel zu R1 
geschlossen. Habe ich das soweit richtig verstanden?

Noch eine Sache; weiß jemand wie ich einen Duko in LTspice einfüge?

von R. C. (barristan1selmy)


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Kann mir keiner weiterhelfen zwecks Dukos in LTspice?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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A. T. schrieb:
> weiß jemand wie ich einen Duko in LTspice einfüge?
Du baust ein Modell deiner speziellen Duko aus R, L und C.

von Stephan (Gast)


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A. T. schrieb:
> Kann mir keiner weiterhelfen zwecks Dukos in LTspice?

Das sind ganz normale Kondensatoren mit besseren parasitären Werten. 
(Signal geht durch den Kondensator, damit keine Serieninduktivität vor 
dem Kondensator auf Signalseite; Großflächige Anbindung über Gehäuse auf 
Masseseite, damit nur geringe Serieninduktivität auf Masseseite)
Die parasitären Werte musst du halt entsprechend dem Datenblatt (und 
deinem Aufbau) beim Kondensator angeben.

Die parasitären Werte musst du auch bei allen anderen Bauteilen angeben. 
sonst ist die Simulation Mist:
Spule und Kondensator in LTSpice (ohne zusätzliche Angaben) sind ideal 
(oder fast ideal, weiß nicht mehr genau).
Mit idealen Bauteilen würde dein LC1 die GHz-Frequenzen bereits fast 
komplett dämpfen. Real wird es das nicht tun.


Ich würde auch als erstes die tiefen Frequenzen filtern. Macht das 
Messen einfacher.

von R. C. (barristan1selmy)


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Okay, vielen Dank!!

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