Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Reinigung Hameg 303-4


von Maik S. (yellowbird)


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Hallo zusammen,

ich habe die Gelegenheit gehabt um mir ein altes Hameg 303-4 für 
schmales Geld mitzunehmen (50€).
Zustand: Naja, dreckig war in einem Fertigungsbereich in einem 
Schaltschrank untergebracht. Viel Staub (auch Metall) in der Luft.

Alle Funktionen, die ich prüfen konnte (Mit dem internen 1kHz / 1MHz 
Generator) waren soweit ok, beide Kanäle funktionieren und lassen sich 
einstellen / umstellen.
(Beide Kanäle, Trigger, X-Y etc, einfach mal durchprobiert)

Das Problem scheinen die Drehschalter zu sein, welche man teilweise 
etwas anstupsen muss, damit die auch auf den gewünschten Bereich 
umschalten, auch die Feinverstellung scheint "etwas hakelig zu sein"

Kann ich die Schalter mit Druckluft auspusten und mit Tunerspray 
reinigen ?
Muss ich beim zerlegen der Drehschalter (Frontplatte reinigen) irgendwas 
beachten ?

Sollte man (wenn man das Gerät offen hat) irgendwas überpüfen ?

Ich brauche das Gerät weder in kalibriert noch für Signale > 5 MHz. Aber 
die Signalgröße (also V/div) sollte schon beibehalten werden, wenn ich 
diese einstelle.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Maik S. schrieb:
> Kann ich die Schalter mit Druckluft auspusten und mit Tunerspray
> reinigen ?

Aber sicher. Kannst auch Isopropylalkohol benutzen. Puste gleich das 
ganze Gerät aus, denke aber dran, das der Röhrenhals und die 
Bildrohrplatine die empfindlichsten Stellen des Gerätes sind. Nur das 
alte 'normale' Kontaktspray bitte nicht benutzen.

> Das Problem scheinen die Drehschalter zu sein

Wie immer bei Hameg. Wenn sie gekapselt sind, sorgt die Kapselung dafür, 
das der Dreck nicht mehr entweichen kann :-P Einsuppen mit 
Isoprop/Tunerspray und drehen, drehen, drehen.

> Sollte man (wenn man das Gerät offen hat) irgendwas überpüfen ?
Am besten alle Schalter mit Isoprop oder Tunerspray behandeln und 
dabei schalten. Das war immer eine Schwachstelle bei Hameg.

Maik S. schrieb:
> Muss ich beim zerlegen der Drehschalter (Frontplatte reinigen) irgendwas
> beachten ?

Alle in eine definierte Stellung bringen (z.B. alle auf Linksanschlag). 
Das ist aber nur für den Fall, das man wirklich nichts mehr lesen kann 
auf der Frontplatte und z.B. bei meinem 30 Jahre alten Oszi nie nötig 
gewesen. Sonst mit nebelfeuchtem Tuch reinigen. Der Ausbau der Röhre ist 
nicht einfach, deswegen Vorsicht und nur, wenns absoulut nötig ist.
Für ein misshandeltes Oszi sind 50 Euro übrigens nicht gerade ein 
Schnäppchen. Aber wenns noch funktioniert, ists ja gut.

: Bearbeitet durch User
von Maik S. (yellowbird)


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Matthias S. schrieb:
> Für ein misshandeltes Oszi sind 50 Euro übrigens nicht gerade ein
> Schnäppchen. Aber wenns noch funktioniert, ists ja gut.

Ja, musste mich halt schnell entscheiden, da die Anlage abgerissen 
wurde. War wohl regelmäßig in Benutzung, wurde dabei allerdings kaum 
umgeschaltet - und da auf den ersten und zweiten Blick alle Funktionen 
funktionieren, hab ichs mitgenommen. Preisgegencheck in der Bucht wirft 
defekte Geräte für wesentlich mehr Geld aus -> Dann hab ichs halt 
mitgenommen.

Beschriftung etc. ist noch gut, allerdings ist halt wirklich alles 
dreckig. (Schmutz der Marke Staub & Öl) Habe gestern mit Spiritus und 
Mikrofasertuch das Gehäuse von außen gereinigt. Hat den Wert bestimmt 
verdoppelt :)

Ich habe noch ein wenig Angst, dass die Platinen innen auch so schmutzig 
sind und ich mit ab pusten nicht wirklich etwas reißen kann.
Vielleicht schaffe ich es heute das Gerät auch zu öffnen (daher die 
Frage mit den Drehschaltern - wenn ich es zerlege, dann am besten nur 
einmal und so weit wie ich muss.)

von HildeK (Gast)


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Maik S. schrieb:
> und ich mit ab pusten nicht wirklich etwas reißen kann.

Die Wirkung von Druckluft kann man ja durch den Abstand der Düse schön 
verringern. Und, es gibt auch Spraydosen mit Druckluft (leider teuer). 
Mit solchen hab ich noch nie was kaputt gemacht.
Mein persönlicher Tipp für verdreckte Kontakte heißt WD40 - auch wenn 
das hier im Forum nicht von allen geteilt wird.
Auf jeden Fall nicht Kontakt 60 ohne eine Reinigung danach verwenden.

von Franz B. (rcs)


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HildeK schrieb:
> Mein persönlicher Tipp für verdreckte Kontakte heißt WD40 - auch wenn
> das hier im Forum nicht von allen geteilt wird.

Stimmt. Das Zeug ist doch Petroleum, voll mit Aromen und stinkt wie Sau. 
Ich möchte das Zeuchs nicht an Kunststoff, speziell Nylon, haben.

HildeK schrieb:
> Auf jeden Fall nicht Kontakt 60 ohne eine Reinigung danach verwenden.

Richtig. Kontakt 60 darf NIE im Gerät oder Schalter verbleiben. Das 
wirkt schon ganz gut, hört damit aber nicht so schnell auf und frisst 
dir alles kaputt mit der Zeit.

Für dein Hameg würde ich Iso nehmen, Tunerspray geht auch, ist mMng 
dafür einfach zu teuer. Also reichlich Iso, ich verwende für solche 
Fälle eine 20ccm Infusionsspritze mit größerer Kanüle. Lappen 
drunterlegen, die Schalterknöpfe bewegen und dann Feuer, Marianne!

Zur dauerhaften Pflege der Kontakte hat sich da Teslanol T6 bewährt, es 
hinterlässt einen ganz feinen Schmierfilm auf den Kontakten und schützt 
vor Ablagerungen und Oxidation.

von Andrew T. (marsufant)


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Franz B. schrieb:
> HildeK schrieb:
>> Mein persönlicher Tipp für verdreckte Kontakte heißt WD40 - auch wenn
>> das hier im Forum nicht von allen geteilt wird.
>
> Stimmt. Das Zeug ist doch Petroleum, voll mit Aromen und stinkt wie Sau.
> Ich möchte das Zeuchs nicht an Kunststoff, speziell Nylon, haben.

Tuner 600 ist eine rückstandsfreie Alternative für sensible Bereiche.

Loctite SF 707 habe ich mit gutem Erfolg auf den Hameg Kunststoff 
Oberflächen eingesetzt, ist aber nicht billig.

Und die bekannte "Allzweckwaffe" Isopropanol: Relativ  Billig, 
effizient, hat aber bei Klebstoffresten etwas Schwierigkeiten.

von HildeK (Gast)


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Franz B. schrieb:
> HildeK schrieb:
>> Mein persönlicher Tipp für verdreckte Kontakte heißt WD40 - auch wenn
>> das hier im Forum nicht von allen geteilt wird.
>
> Stimmt. Das Zeug ist doch Petroleum, voll mit Aromen und stinkt wie Sau.
> Ich möchte das Zeuchs nicht an Kunststoff, speziell Nylon, haben.

Stinkt nur kurz, ich kenne Sachen, die in der Nase mehr weh tun :-). Und 
einen Angriff auf Kunststoffe habe ich bisher nicht beobachten können.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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HildeK schrieb:
> Mein persönlicher Tipp für verdreckte Kontakte heißt WD40 - auch wenn
> das hier im Forum nicht von allen geteilt wird.

Ich nehme das auch immmer, schreibe es hier aber nicht mehr rein, weil 
dann die unvermeidliche Diskussion kommt. Beste Erfahrungen und nix 
Probleme mit Nylon oder so. Jedenfalls hat noch kein Fischertechnik 
Baustein hier sich über WD40 beklagt oder gar Schaden genommen :-)

von HildeK (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Ich nehme das auch immmer,

Tja, auch Ballistol Waffenöl soll gehen, meinen wieder andere.
Aber ich bleibe bei WD40, selbst kratzende Potis werden wieder lammfromm 
und sind es nach Jahren noch.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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HildeK schrieb:
> auch Ballistol Waffenöl soll gehen

Jupp, habe ich auch schon gehört. Kostet aber ein Vermögen und man kann 
sich dem Geruch nicht mehr entziehen. Ausserdem gehe ich nur sehr 
ungerne in Waffengeschäfte :-P

von Andrew T. (marsufant)


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Matthias S. schrieb:
> Jupp, habe ich auch schon gehört. Kostet aber ein Vermögen und man kann
> sich dem Geruch nicht mehr entziehen. Ausserdem gehe ich nur sehr
> ungerne in Waffengeschäfte :-P

Dort mußt Du auch nicht hingehen.

Es gibt Ballistol  in der Apotheke bzw. Drogerie. Denn die Basis 
(Anisöl) ist tein seit mehr als 50 Jahren für "Humanzwecke Ballistol", 
und wenn du 50 ml kaufst (ja, es kostet etwas...aber sicher kein 
Vermögen), kommst du damit für Jahre aus -- meine Erfahrung.

von Soul E. (Gast)


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Andrew T. schrieb:

> Es gibt Ballistol  in der Apotheke bzw. Drogerie. Denn die Basis
> (Anisöl) ist tein seit mehr als 50 Jahren für "Humanzwecke Ballistol",
> und wenn du 50 ml kaufst (ja, es kostet etwas...aber sicher kein
> Vermögen), kommst du damit für Jahre aus -- meine Erfahrung.

Wobei das "Neo Ballistol" aus der Apotheke (PZN: 4004845) gut anderthalb 
mal so teuer ist wie technisches Ballistol.

von Maik S. (yellowbird)


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Hmm ... Ballistol habe ich sogar hier stehen..
Aber bei den gekapselten Bauteilen trau ich mich bisher nicht irgendwas 
reinzusprühen, was drin bleibt.


Auf den Platinen lag eine durchgehende 2mm Staub / Dreckschicht.
Mit Abpusten und Isopropanol in rauen Mengen habe ich alles zumindest 
optisch sehr sauber bekommen.
Die Drehknöpfe habe ich mit Tuner Spray geflutet (so gut es halt bei 
denen geht) und viel gedreht - Noch nicht perfekt, aber schon wesentlich 
besser.

Bekommt man die Kunststoffteile außen (Frontplatte, Drehknöpfe, 
Schalter, ...) irgendwie wieder sauber ?

Beitrag #5136379 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Maik S. schrieb:
> Bekommt man die Kunststoffteile außen (Frontplatte, Drehknöpfe,
> Schalter, ...) irgendwie wieder sauber ?

Wie o.a. nebelfeuchtes (Mikrofaser-)Tuch und eine halbe Stunde Zeit. In 
hartnäckigen Fällen mit Zahnbürste und etwas WD40 nachhelfen. Die 
Zahnbürste ist allerdings danach nicht mehr für den angegebenen Zweck zu 
verwenden :-P

> Die Drehknöpfe habe ich mit Tuner Spray geflutet (so gut es halt bei
> denen geht)

Was sich Hameg bei den Kappen über den Drehschaltern gedacht hat, ist 
heute nicht mehr nachzuvollziehen. Es ist schon ein Spass, das ganze 
Oszi auf den Kopf zu legen und dann zu probieren, ob man nicht doch 
irgendwie das Isoprop rein kriegt.

: Bearbeitet durch User
von Dieter B. (debe)


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Maik S. schrieb:
> Bekommt man die Kunststoffteile außen (Frontplatte, Drehknöpfe,
> Schalter, ...) irgendwie wieder sauber ?

Frontplatten von Messgeräten, Gehäuse von Radios und Fernseher habe ich 
früher immer mit Allesreiniger (ca. 1,30€/1L bei ALDI) bearbeitet. Geht 
sehr gut.
Isopropanol 99,9% gibt es günstig bei: 
https://hoefer-shop.de/technische-chemikalien/isopropanol/5-liter/470/1-x-5-l-isopropanol-99-9
Ist aber doch deutlich teurer geworden. Vor 2 1/2 Jahren habe ich noch 
knapp die Hälfte bezahlt. Aceton 99,5% habe ich dort auch schon 
bestellt, sehr günstig.

Etiketten löse ich mit Oranex HT Universalreiniger ab, ca.9€ /0,5L. 
Reicht bei mir jahrelang. Ist ein Terpen aus Orangenschale.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Dieter B. schrieb:
> Ist ein Terpen aus Orangenschale.

Ich erinnere mich, riecht wie ein Obstladen :-P

Aus meiner alten Zeit im Schreibmaschinenladen fällt mir noch 
Walzenreiniger ein, den die Jungs damals für wirklich hartnäckigen Dreck 
benutzt haben. Aber leider habe ich keine Bezeichnung dafür und noch 
weniger Ahnung, ob man sowas heute noch erstehen kann.

von René F. (Gast)


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Maik S. schrieb:
> Bekommt man die Kunststoffteile außen (Frontplatte, Drehknöpfe,
> Schalter, ...) irgendwie wieder sauber ?

Natürlich, reine Frontplatten, Drehknöpfe und Tasterkappen lassen sich 
sehr gut im Ultraschallbad reinigen, bloß sollte die Temperatur und die 
Dauer sinnvoll begrenzt sein, sonst können sich Kunststoffteile 
verziehen,

ein sehr guter Reiniger für die händische Reinigung ist zum Beispiel der 
Biochem FT200, Isopropanol hilft auch, auf Aceton sollte verzichtet 
werden bei Kunststoffen

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