Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Problem mit Eintakt-Flusswandler


von Tobias P. (hubertus)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo allerseits

ich habe hier ein Problem mit einem Eintakt-Flusswandler. Ich habe die 
Schaltung wie im Anhang verwendet. Dabei habe ich folgendes Problem 
entdeckt:
Wenn mein Duty Cycle ausreichend gross ist, d.h. in der Nähe von 50%, 
dann funktioniert die Schaltung gut und die FETs schalten richtig. 
Allerdings, wenn ich den Duty immer weiter verkleinere, Dann scheint 
irgendwie der Transformer nicht mehr richtig entmagnetisiert zu werden 
oder so ähnlich, denn der Punkt "X" sinkt nie mehr richtig auf 0V 
herunter, sodass der Bootstrap-Kondensator, welcher zur Ansteuerung des 
Highside-FETs benutzt wird, nicht mehr nachgeladen werden kann.
Ich habe nun stundenlang an meinem Wandler herum gemessen und bin am 
Ende meines Lateins. Meiner Meinung nach müsste, nach dem Ausschalten 
der FET, die Induktivität des Transformers die Spannung an X leicht ins 
negative treiben, sodass die untere Diode zu leiten beginnt. Das 
passiert aber nicht, die Spannung sinkt nicht mehr auf 0 (geschweige 
denn darunter), wenn die FETs abschalten.

Ich habe 3 Scopebilder angehangen. Das erste Bild:
Normal.png zeigt das Verhalten, welches eigentlich korrekt wäre, bei 
grossem Duty Cycle. Violett ist das Gate-Signal für den Lowside-FET. 
Gelb ist das Gate-Signal des Highside-FETs. Rot (oder Pink oder wie auch 
immer) ist die Spannung am Punkt X, also am Source des Highside-FET. Wie 
man erkennt, sinkt die Spannung nach dem Ausschalten des FET auf gut 0V 
ab. So kann dann der Bootstrapkondensator nachgeladen werden.

Im 2. Bild, schlecht.png, wird das Verhalten gezeigt, wenn der Duty 
Cycle nur wenig kleiner wird. Man sieht, dass das Gatesignal des 
High-Side FET eigentlich ganz OK ist, aber die Spannung braucht ewig, 
bis sie abgesunken ist. Ausserdem sinkt sie nicht sauber auf 0V ab. 
Dadurch kann der Bootstrapkondensator nicht ordentlich nachgeladen 
werden.

Das 3. Bild, schlecht_zoom.png, zeigt, wie sich das dann auswirkt: Der 
Bootstrapkondensator war mal geladen, und sorgt dafür, dass der 
Highside-FET arbeiten kann. Irgendwann ist seine Spannung aber so 
gering, dass der Gatetreiber, den ich verwende, in den Undervoltage-Lock 
geht und der FET nicht mehr angesteuert wird. Das führt dann dazu, dass 
nur noch solche Pulspakete ausgegeben werden.

Im letzten Bild Bild, Vboot.png, habe ich die Spannung des 
Bootstrap-Kondensators aufgezeichnet (5V/Div). Man erkennt, dass der 
Kondensator in der Tat während der Schaltvorgänge entladen wird. Er wird 
erst wieder nachgeladen, wenn die Ansteuerung des HS-FETs aufhört zu 
takten.

Mein Problem scheint also zu sein, dass am Source die Spannung nicht 
ausreichend weit absinkt, dass der Bootstrapkondensator geladen werden 
kann. Dann frage ich mich, wieso. Die Induktivität des Transformers 
beträgt ca. 11mH, d.h. eigentlich müsste es schon so sein, dass er den 
Magnetisierungsstrom wieder los werden will und damit die Spannung bei X 
auf <0 sinkt. Warum passiert das nicht? Ich bin sehr gespannt auf ein 
paar Anregungen. Ich habe nun schon Stunden verbraten und irgendwie 
klappt das nicht :-(

von der schreckliche Sven (Gast)


Lesenswert?

Es wird hilfreich sein, dem Kern des Übertragers einen kleinen Luftspalt 
zu geben. Einfach ein Stückchen Schreibpapier zwischen die Schenkel, 
macht dann ca. 0,1mmm. Dadurch speichert der Kern mehr Energie, und der 
Spannungsverlauf beim Entmagnetisieren wird wie gewünscht.

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Tobias P. schrieb:
> Die Induktivität des Transformers
> beträgt ca. 11mH

Das ist sehr üppig.
Vermutlich ist die abfallende "Flanke" schon gar keine mehr, sondern 
eine Viertelschwingung des sich mit den Wicklungs- und 
Bauteilkapazitäten ergebenden Schwingkreises.

von Tobias P. (hubertus)


Lesenswert?

Hmm also einen Luftspalt einbauen kann ich nicht, da der Transformer 
vergossen ist.

Wieso funktioniert es, wenn der Duty Cycle ausreichend gross ist?

: Bearbeitet durch User
von der schreckliche Sven (Gast)


Lesenswert?

Wegen der Belastung durch die Sekundärwicklung bildet sich ein 
Streumagnetfeld, in dem Energie gespeichert wird.
Alternativ zum Luftspalt könntest Du es mit einem Kondensator parallel 
zur Primärwicklung versuchen. 100 pF. Zur Schwingungsdämpfung mit ~10 
Ohm in Serie.

von Gerd E. (robberknight)


Lesenswert?

Tobias P. schrieb:
> Allerdings, wenn ich den Duty immer weiter verkleinere, Dann scheint
> irgendwie der Transformer nicht mehr richtig entmagnetisiert zu werden
> oder so ähnlich, denn der Punkt "X" sinkt nie mehr richtig auf 0V
> herunter

Ist denn auch der niedrigere Dutycycle bei beiden FETs exakt gleich 
lang?  Hast Du das mal mit dem Oszi nachgemessen?

Wenn das nicht der Fall ist, "kippt" die Magnetisierung des Kerns in 
eine Richtung.

von Tobias P. (hubertus)


Lesenswert?

Ich habe sowohl Versuche mit belasteter als auch unbelasteter 
Sekundärwicklung gemacht. Das Verhalten ist etwa ähnlich.

Dass beide FET exakt gleich lang angesteuert werden, ist nicht 
garantiert, denn sie haben ja auch eine Streuung. Aber prinzipiell 
schon, denn die Ansteuersignale der Gatetreiber sind parallel 
angeschlossen.

von Flipper (Gast)


Lesenswert?

Seltsamerweise erweckt Dein gelbes Signal den Eindruck, es seien die 
anderen beiden addiert worden. Was ist bei Deinen Messungen worauf 
referenziert?

Die Betriebsspannung ist wie hoch genau? Sie liegt in der gleichen 
Größenordnung wie die Gateansteuerung? Und dann noch so eine gewaltige 
Primärinduktivität?

(Hoher AC-Widerstand - aber wenn Du keinen U93/76/30 Kern o.ä. in 
Benutzung hast, wohl auch hoher DC-Widerstand...)

Also, nochmal ergänzend: Welche Spannung rein/raus? Bei welchem Strom? 
Wie sieht das Layout aus, welche Bauteile wurden benutzt, ?, ?, ?!

Und hast Du denn schon auch dem vermutlich sehr niedrigen Strom 
entsprechende "Kleinsignal"-FETs verbaut? Oder trotz des extrem 
niedrigen Strom "wunderbar niederohmige Super-FETs" (welche hohe 
parasitäre Kapazitäten aufweisen - evtl. ein Problem)? :-)

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Tobias P. schrieb:
> Wieso funktioniert es, wenn der Duty Cycle ausreichend gross ist?

Weil dann die im Magnetfeld gespeicherte Energie grösser wird, welche 
die Verluste beim Umladen der diversen Kapazitäten decken muss.
Das Umladen selbst braucht keine Energie, da ja die Spannungen an den 
parasitären Kapazitäten vorher und nachher etwa gleich sind.
Aber evtl. zapfst du mit der Ladungspumpe des Treibers etwas ab...

Anstatt einen Luftspalt einzufügen kannst du auch mit der Frequenz 
heruntergehen (oder die Spannung erhöhen) um die im Magnetfeld 
gespeicherte Energie zu erhöhen.

Eine Erhöhung der Spannung wird aber nicht viel bringen, da dann ja auch 
die Kapazitäten entsprechend höher aufgeladen werden müssen. Das 
kompensiert sich ungefähr.

Solange deine Eckdaten 20V, 11mH, 170kHz (2,9µs für die Halbwelle) sind, 
beträgt der Spitzenstrom der Magnetisierung ja nur 5,3mA und die somit 
gespeicherte Energie 150nJ.
Auch bei 170kHz sind das nur 27mW.
Wenn  du mit der Frequenz auf die Hälfte herunter gehst, steigt der 
Magnetisierungsstrom auf das Doppelte und die gespeicherte Energie 
vervierfacht sich auf 600nJ. Wenn  150nJ für ein Tastverhältnis von 50% 
ausreichen, solltest du mit 600nJ  15% erreichen können.

Alternativ schaltest du dem verpfuschten Übertrager noch eine Drossel 
parallel um die Induktivität zu senken.

von Flipper (Gast)


Lesenswert?

Hp M. schrieb:
> 170kHz

Oh - das hatte ich noch gar nicht beachtet. Ob nicht die Koppelkapazität 
zwischen den Primärwindungen evtl. auch noch zum Fehlverhalten beiträgt?

Ja, war denn der Trafo ein parametrisch völlig unbekannter Zufallsfund 
(oder gar "aus Pollin Sortiment")? Wenn ja, dann reicht es z.B. leider 
nicht, zwei mal zwei Pins als verbunden zu identifizieren, und diese 
als taugliche P-/S-Wcklg. für einen beliebigen Konverter "anzunehmen" - 
sondern man sollte mesen, was/wie es nur irgend geht... um eine 
taugliche Verwendung zu ermitteln. Das nur nebenbei.

von Hauspapa (Gast)


Lesenswert?

Ich sehe zwischen "normal" und "schlecht" keinen prinzipiellen 
Unterschied, mal abgesehen davon das die Zeitbasis unterschiedlich ist. 
Und dadurch die Flanken zwar flacher Aussehen es in der Realität 
garnicht sind.

Wie sieht die Ladeschaltung für den Bootstrap Kondensator aus?

Viel Erfolg
Hauspapa

von Flipper (Gast)


Lesenswert?

Hauspapa schrieb:
> Ich sehe zwischen "normal" und "schlecht" keinen prinzipiellen
> Unterschied, mal abgesehen davon das die Zeitbasis unterschiedlich ist.
> Und dadurch die Flanken zwar flacher Aussehen es in der Realität
> garnicht sind.

Nimsdu Lesebrille, guxdu genauer. Auf die Kurven, aber vor allem auf die 
Schrift unten. Bei "schlecht" ist alles bis auf den Tastgrad optisch 
breiter (bzw. zeitlich länger).

von Flipper (Gast)


Lesenswert?

Hauspapa schrieb:
> Wie sieht die Ladeschaltung für den Bootstrap Kondensator aus?

Ich würde alles wissen wollen. Sonst wird das munteres Herumgerate.

von Tobias P. (hubertus)


Lesenswert?

Hallo,

Die Betriebsspannung soll nachher 300V sein. Aber es funktioniert auch 
mit der hohen Spannung nicht besser, daher teste ich fürs erste mit 
Kleinspannung, damits nicht so gefährlich ist ;-)
Mit der Frequenz etwas runter kann ich testen. Obwohl die Frequenz 
eigentlich so gewählt ist, dass der Übertrager nicht sättigen sollte. 
Wenn ich da weiter runter gehe, dann wird die Flussdichte natürlich 
immer höher ?
Details zum Schame kann ich später posten, bin grad unterwegs.
Die Bootstrap-Diode ist eine STTH212, für den Kondensator habe ich alles 
mögliche zwischen 220n und 47u ausprobiert....
Ich muss bei 300V zwingend einen Duty von 40% haben, da sonst die 
Ausgangsspannungen falsch sind.
Im Moment habe ich, zum testen, den Regler deaktiviert, damit ich auch 
bei kleiner Speisespannung arbeiten kann.

von der schreckliche Sven (Gast)


Lesenswert?

Ein Ferritkern ohne Luftspalt speichert wirklich sehr wenig Energie. Die 
durch den Schaltvorgang verursachten Verluste (Hysterese, Wirbelstrom) 
sind aber fix. Für einen "sauberen" Spannungsverlauf müssen die Verluste 
natürlich bedient werden.
Im übrigen ist es nicht zu erwarten, daß sich eine Schaltung bei weniger 
als 10% der Nennspannung so verhält, wie erwartet.

von Tobias P. (hubertus)


Lesenswert?

Übrigens, was man auf den Oszibildern nicht gut sieht: bei 'schlecht' 
sinkt die Spannung beim Ausschalten der FET nicht mehr auf 0V. Meiner 
Meinung nach müsste sie aber sogar etwas unter 0V sinken, da dann die 
Diode leiten müsste.

von Tobias P. (hubertus)


Lesenswert?

Hallo allerseits

ist es theoretisch möglich, dass der Wandler nicht korrekt funktioniert, 
weil meine Transistoren zu langsam sind? ich habe jetzt probehalber mal 
andere FET eingebaut. Der hat zwar (leider) eine höhere Gateladung, aber 
dafür ist er um welten schneller. Wenn ich mit diesem FET einige 
Messungen mache, dann sehen die Abschaltflanken viiiiiel steiler aus, 
und die Spannung am Source des HS-FET springt, wie es von der Physik her 
erforderlich ist, knapp unter 0V. So soll es doch sein :-) Nun konnte 
ich auch meine Last am Ausgang des Trafos anschliessen und 30W beziehen, 
ohne dass es Probleme gab. Zum Teil passiert es allerdings immer noch, 
dass der Bootstrap-Cap nicht richtig nachgeladen wird, aber diesem 
Problem werde ich morgen auf den Grund gehen.

Also, zu langsame Transistoren, kann das sein? Theorie - sie schalten 
nicht schnell genug ab, und dadurch kann sich die Induktivität des 
Übertragers "irgendwie" anders entladen.

von der schreckliche Sven (Gast)


Lesenswert?

Welche Typen sind`s denn? (Vorher/Nachher).

von Tobias P. (hubertus)


Lesenswert?

Jetzt ist es ein SPW52N50C3. Vorher war es ein IXYX.... Typ, weiss ich 
grade nicht auswendig, aber er hatte eine vielfach höhere Abschaltzeit 
als der neue FET. Weil, zu meiner Schande muss ich gestehen, es war ein 
IGBT, habe mich bei der Bezeichnung vertan :-/ und da es ein IGBT war, 
hat dieser ja seinen tail current. Würde mich nicht wundern, wenn der da 
eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.

von der schreckliche Sven (Gast)


Lesenswert?

Tobias P. schrieb:
> Vorher war es ein IXYX.... Typ, Würde mich nicht wundern, wenn der da
> eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.

Ich fürchte ernsthaft, daß wir mangels Kenntnis des wahren Sachverhalts 
(20 Volt Betriebsspannung, IGBT`s) mal wieder ein Phantom gejagt haben).

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.