Forum: Offtopic Wie robust ist das Stromnetz?


von GGaasstt (Gast)


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Guten Tag,
ich habe im Fernsehen einen Bericht über Stromausfälle gesehen. 
Anscheinend müssen die Kraftwerksbetreiber zwar auch spontan nachregeln, 
errechnen aber den Großteil der benötigten Leistung schon vorher.  Daher 
frage ich mich: was würde eigentlich passieren, wenn sich Xtausend 
Menschen dazu absprechen, gleichzeitig den Hauptschalter auszuschalten. 
Im extremfall mit möglichst vielen laufenden Geräten. Oder das gleiche 
umgekehrt. Also einschalten. Müssten die Menschen in ganz Europa 
verteilt sein oder an einem Ort?

Ich habe nicht vor das zu tun . Aber ich habe Wissenshunger :-).

: Verschoben durch User
von Raute (Gast)


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von kraft_an kraft_ab (Gast)


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GGaasstt schrieb:
> Daher
> frage ich mich: was würde eigentlich passieren, wenn sich Xtausend
> Menschen dazu absprechen, gleichzeitig den Hauptschalter auszuschalten.
> Im extremfall mit möglichst vielen laufenden Geräten. Oder das gleiche
> umgekehrt. Also einschalten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Lichttest

von Christian S. (solder)


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Ich denke, es ist einfacher, die Generatoren abzuschalten oder weniger 
Leistung abzurufen, wenn plötzlich viel weniger Strom gebraucht wird.

Der umgekehrte Fall, dass plötzlich viel mehr Strom abgerufen wird (vor 
allem ungeplant) ist dagegen wahrscheinlicher eine Blackout-Gefahr. 
Kleine Spitzen kann man  mit dem Schwung der Generatoren abfangen, dann 
müssen aber schon Gas und Pumpspeicherkraftwerke einspringen, wenn die 
anderen Kraftwerke keine Reserven mehr haben. Wenn das alles immer noch 
nicht reicht (innerhalb von Minuten), dann wirds dunkel. Eine andere 
Ursache könnte aber auch die zu geringe Kapazität der Leitungen sein.

Es dürfte aber schwierig sein, viele Verbraucher wirklich gleichzeitig 
an- oder abzuschalten. Privatverbraucher haben einen winzigen Verbrauch 
im Vergleich zu manchen Industrien. Da müssen schon extrem viele, 
möglichst auch örtlich nah, zusammenkommen um etwas zu bewirken. Sehr 
unwahrscheinlich.

Ich weiß nicht, wieviel Leistung wegfällt, wenn bei uns mal wieder ein 
Bagger oder unvorsichtiger Bauer in die Mittelspannungsleitung gerät. Da 
sind dann gleich mehrere Ortschaften auf einen Schlag weg. Das macht dem 
Netz nichts. Ebenso, wenn die Leitung wieder zugeschaltet wird und dann 
erst mal auch alle Kühlschränke etc. anspringen.

: Bearbeitet durch User
von Humdideldum (Gast)


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GGaasstt schrieb:
> Guten Tag,
> ich habe im Fernsehen einen Bericht über Stromausfälle gesehen.
> Anscheinend müssen die Kraftwerksbetreiber zwar auch spontan nachregeln,
> errechnen aber den Großteil der benötigten Leistung schon vorher.  Daher
> frage ich mich: was würde eigentlich passieren, wenn sich Xtausend
> Menschen dazu absprechen, gleichzeitig den Hauptschalter auszuschalten.
> Im extremfall mit möglichst vielen laufenden Geräten. Oder das gleiche
> umgekehrt. Also einschalten. Müssten die Menschen in ganz Europa
> verteilt sein oder an einem Ort?
>
> Ich habe nicht vor das zu tun . Aber ich habe Wissenshunger :-).

Interessanter Gedanke :-)

Ich frage mich da:
Was würde passieren, wenn irgenwelche Hacker millionen ferngesteuerte 
"IOT" Geräte gleichzeitig ein-und ausschalten würden?
Wo läge da der kritische Punkt von der Leistung gesehen?

Was würde passieren, wenn sie das mit unterschiedlichen Frequenzen 
täten?
Können die Netzbetreiber Lastschwankungen beliebiger Frequenz auch noch 
so einfach ausregeln?

von Peter II (Gast)


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Humdideldum schrieb:
> Können die Netzbetreiber Lastschwankungen beliebiger Frequenz auch noch
> so einfach ausregeln?

das macht die Masse der Turbinen von selber.

Problematisch wird das ganze, wenn weniger große Kraftwerke gibt und 
viele über Elektronik (PV, Wind) gemacht wird. Dann fehlt genau diese 
Masse und es kann zu schnellen Änderungen kommen.

von kraft_an kraft_ab (Gast)


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von Achim H. (anymouse)


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Dazu gibt es einen Online-Vortrag:

https://www.golem.de/news/stromnetz-wie-man-einen-blackout-herbeifuehren-kann-1512-118277.html

Allerdings war dort das Problem ein Net-Split.

von Schreiber (Gast)


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GGaasstt schrieb:
> aher
> frage ich mich: was würde eigentlich passieren, wenn sich Xtausend
> Menschen dazu absprechen, gleichzeitig den Hauptschalter auszuschalten.

Bei ein paar tausend: nichts

Peter II schrieb:
> Problematisch wird das ganze, wenn weniger große Kraftwerke gibt und
> viele über Elektronik (PV, Wind) gemacht wird. Dann fehlt genau diese
> Masse und es kann zu schnellen Änderungen kommen.

Teilweise macht man das per Software.
Bei Windrädern hat man auch eine relativ große rotierende Masse, da kann 
man kurzzeitig Regelenergie bereitstellen.

von M.A. S. (mse2)


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Das Thema ist auch Gegenstand jenes interessanten Romanes...

"Blackout – Morgen ist es zu spät"
ein Technik-Thriller von Marc Elsberg

...den ich durchaus interessant und spannend fand.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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GGaasstt schrieb:
> Daher frage ich mich: was würde eigentlich passieren, wenn sich Xtausend
> Menschen dazu absprechen, gleichzeitig den Hauptschalter auszuschalten.

Richtig Stress bei den Stromversorgern, die müsssen nämlich in Sekunden 
wenn die automatisch eingreifende Regelleistung überschritten wird ihre 
Kraftwerksleistung runterregeln, mit dem Risiko, daß das Netz 
zusammenbricht, daher sind Aufrufe "schaltet um 20:30 Uhr alle das licht 
aus zur Earth Hour" auch gefährlicher Unsinn von mit physikalischen 
Grundlagen nicht vertrauten Laien.

Hier sieht man die aktuelle Regelleistung und deren shcnelle 
Nachregelung
http://www.netzfrequenzmessung.de/


Hier ist mal eben 1 GigaWatt ausgefallen
http://www.netzfrequenzmessung.de/aktuelles.htm#2016_04

von Christian S. (solder)


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Humdideldum schrieb:
> Was würde passieren, wenn irgenwelche Hacker millionen ferngesteuerte
> "IOT" Geräte gleichzeitig ein-und ausschalten würden?
> Wo läge da der kritische Punkt von der Leistung gesehen?

Ich denke mal, es müssen schon GW (Giga Watt) sein, damit da was 
passiert. Und nicht über Deutschland verstreut, sondern relativ nah 
beieinander. Also welche IoT-Geräte könnten das sein? Waschmaschine 
(aber nur wenn die Heizung gerade läuft), Heizlüfter??? Heutige 
IoT-Geräte haben meist keinen hohen Verbrauch 10W von 'ne LED Lampe 
kannst du vergessen. Selbst die 100W von einem Fernseher. Davon stehen 
dann ja auch wieder nicht so viele herum. Ist also eher nichts. Es gibt 
im Stahlwerk Motoren der MW-Klasse. Brauchst du aber auch noch einige 
davon. Ich denke, die viel Aufregung gibts, wenn du bei ohnehin stark 
ausgelastetem Netz nun noch ein Pumpspeicherwerk auf Pumpbetrieb 
stellst. Da brauchst man dann nur an einer Stelle hacken.

von Peter II (Gast)


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Schreiber schrieb:
> Bei Windrädern hat man auch eine relativ große rotierende Masse, da kann
> man kurzzeitig Regelenergie bereitstellen.

ja und nein. Masse ja, aber sie wird nicht direkt genutzt weil moderne 
Anlagen auch eine Wechselrichter haben. Damit ist die abgegeben Leistung 
begrenzt.

Wogegen eine Turbine mit viel Masse kurzeitig auch mehr Leistung abgeben 
bzw. sogar aufnehmen kann.

von Christian S. (solder)


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kraft_an kraft_ab schrieb:
> Hochrealistisches Dokudrama über einen mehrtägigen europaweiten
> Blackout:

Sowas finde ich unrealistisch. Einen "kurzen" Ausfall hat es zwar schon 
gegeben, als damals die Leitung über die Ems abgeschaltet wurde. Im 
Zweifelsfall würde das Netz in Teilnetze zerfallen, die dann auch 
relativ zügig wieder versorgt werden. Mag sein, dass es auch Bereiche 
gibt, die länger komplett dunkel blieben, wenn dort kein Strom 
hintransportiert werden kann bzw. zur Verfügung steht. Aber ganz Europa 
würde nicht tagelang ohne Strom bleiben. Es gäbe auch noch die 
Möglichkeit im Rotationsprinzip Regionen zu versorgen, wenn insgesamt zu 
wenig Strom verfügbar ist. Das habe ich als Kind in der DDR so erlebt.

von Peter II (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Im
> Zweifelsfall würde das Netz in Teilnetze zerfallen, die dann auch
> relativ zügig wieder versorgt werden.

und dann? Sie müssen auch Synchronisiert werden und kleine Netze haben 
auch mehr Schwankungen als große. Da wird mal wohl etwas ins Schwitzen 
kommen, wenn man das Managen muss.

von Christian S. (solder)


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Peter II schrieb:
> ja und nein. Masse ja, aber sie wird nicht direkt genutzt weil moderne
> Anlagen auch eine Wechselrichter haben. Damit ist die abgegeben Leistung
> begrenzt.
>
> Wogegen eine Turbine mit viel Masse kurzeitig auch mehr Leistung abgeben
> bzw. sogar aufnehmen kann.

Bis es soweit ist, dauert es bestimmt noch, wobei ich ohnehin nicht 
glaube, dass man je alle konventionellen Kraftwerke abschalten wird. 
M.E. ist das auch nicht nötig. Aber wenn doch, könnte man ein paar 
Motor-Generator-Einheiten mit großer Schwungmasse aufstellen, die den 
nötigen Ausgleich schaffen.

von Daniel V. (voda) Benutzerseite


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Ich lese da gerade ein sehr interessantes Buch:

Marc Elsberg - Blackout - Morgen ist es zu spät. Echt coole Story und 
denke auch darüber nach, wie es wäre, wenn wir keinen Strom mehr hätten. 
Auf jeden Fall ist dann meine Arbeitsgrundlage weg :-)

Gruß
Daniel

von Bastler (Gast)


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Hallo

wir "normalen" Endverbraucher können das nicht schaffen - höchstens 
lokal (Stadtbezirk, kleine Gemeinde, Dorf) auf Niederspannungsebene 
(400V) hinter einen "kleinen" Trafo, aber auch das Niederspannungsnetz 
ist im allgemeinen als eine Art Ringnetz aufgebaut - also mindestens 
zwei unabhängige Einspeisestellen - welche aber natürlich für den 
Wartungsarbeiten, im Kurzschlussfall u.ä. gezielt (und 
gewollt)abgeschaltet werden können.
Um ein Netzausfall durch Verbraucher zu provozieren müsste sich schon 
die Industrie zusammentun - selbst einzelne Aluhütten, Stahlschmelzen 
usw. haben durchaus den Energiebedarf von größeren Gemeinden oder 
kleineren Städten - aber selbst das wird unter normalen Umständen durch 
ein umfangreiches Netzmangement abgesichert.
Problematisch wird es wenn irgendwelche (mehrere) Hauptrassen ausfallen, 
da dann teilweise ganze Kraftwerke (deren Generatoren) wegen zu stark 
abweichender Netzfrequenz automatisch abgeschaltet werden - das löst 
dann eine Kettenreaktion aus.

Auch das hochfahren des Netzes wäre (ist) nicht ganz trivial.

Bastler

von Schreiber (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Und nicht über Deutschland verstreut, sondern relativ nah
> beieinander. Also welche IoT-Geräte könnten das sein?

Indirekte IoT-Geräte?!
Etwa Rundsteuersender mit Internetanbindung und 
Nachtspeicherheizungen/Wärmepumpen mit Rundsteuerempfänger?

Bastler schrieb:
> wir "normalen" Endverbraucher können das nicht schaffen - höchstens
> lokal (Stadtbezirk, kleine Gemeinde, Dorf) auf Niederspannungsebene
> (400V) hinter einen "kleinen" Trafo

Das geht leichter wie an denkt, zumindest in Gegenden 
(Wochenendhaussiedlung, Altbaugebiete...) mit "kleinen" Transformatoren.
5-10 Elektroautos beim Schnelladen (je 20-40kW) und die Sicherung vom 
Trafo fliegt raus.
Wenn das nicht reicht: einige Durchlauferhitzer dazunehmen, die haben 
auch je 20kW

Man soll ja nicht glauben, dass jeder Durchlauferhitzer und jede 
Ladestation vom EVU genehmigt wurde...

von Christian S. (solder)


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Peter II schrieb:
> und dann? Sie müssen auch Synchronisiert werden und kleine Netze haben
> auch mehr Schwankungen als große. Da wird mal wohl etwas ins Schwitzen
> kommen, wenn man das Managen muss.

Ich habe nicht geschrieben, dass es einfach ist. Wenn wirklich alles 
dunkel war und die Kraftwerke aus, dann wird es eh schwierig. Eigentlich 
kann man dann nur mit kleinen Kraftwerken und wenigen Verbrauchern 
starten und erst wenn diese die Mindestlast und mehr für ein großes 
Kraftwerk zusammen haben, kann man das dazuschalten usw. und sinnvolle 
Teilnetzte bilden. Laufen die stabil werden sie mit den Nachbarn wieder 
synchronisiert. Letzteres sollte Standard sein und ist ja auch schon 
öfter vorgekommen.

Als man mit der Elektrifizierung begann, war ein Kraftwerk für einen 
Stadtteil zuständig. Geht sowas heute noch? Ich denke schon. Viele 
Stadtwerke haben z.B. Heizkraftwerke. Diese reichen zwar nicht für die 
ganze Stadt, aber einige Stadtteile. Oft werden darüber dann Behörden 
oder Krankenhäuser vorrangig versorgt. Beim großen Blackout würde man 
dann eben auch andere Stadtteile in Rotation mitversorgen müssen. 
Natürlich sofern Leitungen und Netzmanagement noch funktionieren. Vieles 
wird davon abhängen, was der Grund für den totalen Blackout ist. Manche 
meinen ja, bei einem Sonnensturm genau Richtung Erde könnten massenhaft 
Trafos abbrennen. Die Netzbetreiber winken aber ab. Sollte das 
tatsächlich so sein, dann wäre es wirklich ein Problem, denn einen 
solchen Trafo kann man nicht kurzfristig ersetzen, schon gar nicht, wenn 
sehr viele ausgefallen sind.

von P. S. (sandl)


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Es wurde ja schon viel geschrieben, aber um mal noch eine Zahl zu 
nennen: das zentraleuropäische Stromnetz muss zu jeder Zeit eine 
plötzliche Lastschwankung bis zu 3 GW (innerhalb von wenigen Sekunden) 
über die Primärregelung der Kraftwerke abfedern können. (Fast) jedes 
Kraftwerk hat dafür eine Reserve der Nennleistung von ca. 2%.
Bei höherer Belastung an das Netz kommt es jedoch noch nicht direkt zum 
Blackout, erst werden automatisiert Verbraucher abgeworfen, Netze 
aufgetrennt etc., zum Glück alles genau definiert von den 
Netzbetreibern.

Der oben verlinkte Stromausfall von 2006 geht wie so oft rein auf 
menschliches Versagen zurück, eine nötige Lastflussberechnung wurde 
nicht durchgeführt, sonst hätte man das Unglück vermeiden können.

Schlagworte für die weitere Suche: (n-1)-Kriterium, 
Frequenzregelung/Regelleistung/Primärregelung

: Bearbeitet durch User
von A. B. (cumulus)


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Hallo nochmal. Da Gäste nich in Oftopig schreiben können habe ich mich 
angemeldet. Ich bin also GGaasstt.

Ich frage mich gerade, wie es in einen kleineren Ort aussieht, wenn sich 
dort viele Pv anlagen befinden und dann einige Menschen (oder Smart 
Homes) Lichtanlichtaus Spielen. Ich denke gerade in Zukunft wird das 
Netz noch entfindlicher. Dann wird es noch Wahrscheinlicher.

von Carl D. (jcw2)


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Adrian B. schrieb:
> Hallo nochmal. Da Gäste nich in Oftopig schreiben können habe ich mich
> angemeldet. Ich bin also GGaasstt.
>
> Ich frage mich gerade, wie es in einen kleineren Ort aussieht, wenn sich
> dort viele Pv anlagen befinden und dann einige Menschen (oder Smart
> Homes) Lichtanlichtaus Spielen. Ich denke gerade in Zukunft wird das
> Netz noch entfindlicher. Dann wird es noch Wahrscheinlicher.

Leute, die das Netz mit wissenschaftlichen Methoden untersuchen, stellen 
fest, daß es immer besser wird. Obwohl doch immer mehr "Untergang des 
Abendlands"-Energiequellen installiert werden.

von Christian S. (solder)


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Adrian B. schrieb:
> Ich frage mich gerade, wie es in einen kleineren Ort aussieht, wenn sich
> dort viele Pv anlagen befinden und dann einige Menschen (oder Smart
> Homes) Lichtanlichtaus Spielen.

Licht spielt praktisch keine Rolle. Mit PV-Anlagen hat das auch nichts 
zu tun. Auch PV-Anlagen berücksichtigen die Netzlast. Ist zu viel 
Leistung im Netz, dann steigt die Frequenz. Die PV-Anlagen schalten sich 
ab. Damit das nicht alle gleichzeitig tun, hat man vor ein paar Jahren 
neue Kriterien verabschiedet und größere Anlagen brauchten ein SW-Update 
im Wechselrichter.

Wird ein Netz bei längerem Ausfall lokal mit einem Notstromaggregat 
versorgt, so liegt die Frequenz etwas stärker unter 50Hz als üblich. Die 
Wechselrichter der PV-Anlagen erkennen das und schalten die PV-Anlagen 
nicht hinzu.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Mit sich absprechenden Usern wird gar nichts passieren, es gibt nicht 
genug Leute, die aus niedrigen Gründen bereit wären sich selber ins 
Fleisch zu schneiden.
Viel interessanter wird die Geschichte mit Smart-Metern, die auch die 
Möglichkeit bieten, teilweise oder vollständig die jeweilige 
Abnahmestelle ausser Betrieb zu nehmen. Natürlich sind die installierten 
"völlig sicher", da kann kein hacker jemals ran :-). Und wenn man jetzt 
Millionen von Haushalten auf einen Schlag vom Netz nimmt wirds lustig. 
So verlockend die Aussicht für Netzbetreiber auch sein mag Lastmanagmant 
zu betreiben oder nicht bezahlende Kunden per Knopfdruck abzuklemmen - 
diese Möglichkeit dürfte es gar nicht geben. Ich weiss aber nicht, wie 
die gegenwärtig schon verbauten das handhaben. War zumindest mal 
angedacht.

von Christian S. (solder)


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H.Joachim S. schrieb:
> Viel interessanter wird die Geschichte mit Smart-Metern, die auch die
> Möglichkeit bieten, teilweise oder vollständig die jeweilige
> Abnahmestelle ausser Betrieb zu nehmen.

Ich habe mir oben verlinktes YT-Video mal angesehen: So wie ich die 
Grafik verstanden habe, werden in Deutschland solche Smartmeter nicht 
eingesetzt, sondern nur in anderen EU-Ländern. In Deutschland wird 
wieder diskutiert um Datenschutz etc. so dass nur dumme elektronische 
Zähler eingebaut werden, die nicht mal eine Fernauslesung ermöglichen 
und somit kein bisschen besser als die alten Ferraris-Zähler sind.

Weiterhin bleibe ich dabei, dass die großflächige Abschaltung von 
Verbrauchern für das Netz weniger problematisch ist, als das plötzliche 
Zuschalten. Denn genauso kann der Erzeuger mit der Schnellabschaltung 
reagieren (Ich durfte mal in Biblis den Lasttrenner für die 
Schnellabschaltung bewundern.)

: Bearbeitet durch User
von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Wenn man per smart-Meter abschalten kann, kann man auch kurze Zeit 
später wieder die volle Dröhnung draufschalten, den Krieg könnten die 
Erzeuger nicht gewinnen.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Christian S. schrieb:
> Denn genauso kann der Erzeuger mit der Schnellabschaltung
> reagieren (Ich durfte mal in Biblis den Lasttrenner für die
> Schnellabschaltung bewundern.)

Naja, so einfach ist das auch nicht. Schnellabschaltung eines Reaktors 
-> man kann dann in 2 Tagen wieder langsam hochfahren, diese Kunstpause 
wird man wenn möglich vermeiden wollen.

Und was macht man eigentlich in Kohlekraftwerken? Das würde mich mal 
interessieren. Das Feuerchen kann man ja nicht so schnell ausmachen, 
ohne Generatorlast gehen die Turbinen durch. Dampf einfach ablassen geht 
auch nicht, das ist spezielles Speisewasser, also nicht mal einfach so 
ersetzbar. Ohne Wasser geht aber der Kessel ruckzuck über den Jordan.
Kriegt man den heissen Dampf ohne die Turbine gekühlt/kondensiert?

von Christian S. (solder)


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H.Joachim S. schrieb:
> Und was macht man eigentlich in Kohlekraftwerken? Das würde mich mal
> interessieren. Das Feuerchen kann man ja nicht so schnell ausmachen,
> ohne Generatorlast gehen die Turbinen durch.

Wahrscheinlich das selbe, wie in Atomkraftwerken. Die arbeiten ja beide 
nur mit Dampf an der Turbine. Auch im Atomkraftwerk wird sicher trotz 
der Steuerstäbe noch eine ganze Weile weiter Dampf produziert, den 
Turbine und Generator dann nicht mehr abnehmen. Geht offenbar 
problemlos. Der von mir oben erwähnte Lasttrenner trennt ja nur den 
Generator vom Stromnetz. Der ist dann natürlich sofort ohne Last. Wir 
haben aber damals nicht davon gesprochen, was mit dem Dampf passiert. 
Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern.

@crazyhorse: Denkbar wäre es, dass man vorher eine präparierte FW 
installiert, die zeitgesteuert ab- und später wieder einschaltet. Das 
könnte tatsächlich gehen, denn der Smartmeter wird ja sicher immer 
weiter mit Strom versorgt, was ich von der Steuerung z.B. über 
Internet/DSL im abgeschalteten Zustand nicht annehme.

von Reinhard S. (rezz)


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Christian S. schrieb:
> Wird ein Netz bei längerem Ausfall lokal mit einem Notstromaggregat
> versorgt, so liegt die Frequenz etwas stärker unter 50Hz als üblich. Die
> Wechselrichter der PV-Anlagen erkennen das und schalten die PV-Anlagen
> nicht hinzu.

Die Notstromer, die ich kenne, sind eher über 50 Hz, und das richtig. 
Also so 51 - 52 Hz.

von (prx) A. K. (prx)


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Christian S. schrieb:
> Auch im Atomkraftwerk wird sicher trotz
> der Steuerstäbe noch eine ganze Weile weiter Dampf produziert, den
> Turbine und Generator dann nicht mehr abnehmen.

Der Reaktorkern eines KKW produziert auch nach vollständiger Abschaltung 
noch dauerhaft Wärme, und das nicht zu knapp. Das ist keine gespeicherte 
Restwärme, sondern Wärmeerzeugung. Direkt nach Abschaltung ca 7%, mit 
der Zeit fallend - von den ca 4 GW(th) eines 1300 MW(el) KKW sind das 
immer noch fast 300 MW(th).

> Geht offenbar problemlos.

Naja, problemlos... Nur mit funktionsfähiger Kühlung, die Fremdstrom und 
eine funktionsfähige Infrastruktur erfordert. Ohne diese Kühlung gibts 
Fukushima, Kernschmelze. Es gibt Konzepte für nach Abschaltung passiv 
gekühlte KKWs, aber m.W. keine real betriebenen kommerziellen 
Installationen.

Schnellabschaltungen macht man freilich nicht so gerne, weil erhebliche 
mechanische Beanspruchung und daraus resultierende Alterung vom 
Druckbehälter und dessen Anschlüssen.

Tihange (Belgien): "Die Atomaufsicht hat 2012 angeordnet, dass das 
Notkühlwasser (über 1 Million Liter) auf über 40 °C vorgeheizt werden 
muss. Anlass ist der schon rissige Reaktordruckbehälter, der durch zu 
kaltes Kühlwasser einen thermischen Schock erleiden könnte."

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Christian S. schrieb:
> Der von mir oben erwähnte Lasttrenner trennt ja nur den
> Generator vom Stromnetz. Der ist dann natürlich sofort ohne Last. Wir
> haben aber damals nicht davon gesprochen, was mit dem Dampf passiert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Lastabwurf_(Kraftwerk)#Lastabwurf_bei_Dampfkraftwerken

von Werner H. (werner45)


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Das Netz ist also stabil, jedenfalls jetzt noch.

Es kann aber sein, daß wir in Bayern Probleme bekommen, wenn die von der 
Staatsregierung vollmundig versprochene unterirdische Verkabelung 
tatsächlich realisiert werden sollte.
Und zwar nur EINE Leitung, keinesfalls zwei.
(Ilse Aigner hat zwar E-technik studiert, hat aber vom Chef einen 
Maulkorb verpaßt bekommen...)

Ein 1-MV-Erdkabel ist noch gar nicht verfügbar und muß erst entwickelt 
werden. Wie lange dauert es, bis man einige 100 km davon gefertigt hat?
Gibt es genügend SF6 zur Isolierung auf dem Weltmarkt?
Und fleißig gebaggert muß auch werden - reichen die bisher verkauften 
Bagger überhaupt? Und wenn das Kabel dann verlegt worden ist, muß wieder 
zugeschüttet werden. Und schön hergerichtet, weil Bayern schön zu sein 
hat.
Über dieses eine Kabel wird der gesamte Freistaat mit Strom aus dem 
Norden versorgt. Die Grundlast-Kernkraftwerke sind schon außer Betrieb 
und die Wasserkraft reicht für 10% des Bedarfs. Einige Grundbesitzer 
haben den Luxus eines beheizten Bodens.
Laut Murphy tritt am Kabel ein Schaden an einer unzugänglichen Stelle 
auf. Es endet in einem Kurzschluß, weil sich die gesamte Energie am 
Fehlerort konzentriert. Der ist schnell gefunden, aber dann müssen 
wieder die Bagger anrücken und graben. Wie kann man so ein wenig 
erprobtes Kabel reparieren? Vermutlich dauert die Reparatur viel länger 
als eine Woche...
Die Hauptsponsoren der CSU, die bayerischen 
Hochleistungs-Autohersteller, sind stocksauer und agieren...
Wohl dem, der ein Notstromaggregat hat. Da läuft wenigstens Heizung und 
Kühlschrank.

Hoffentlich bekommen wir nach der Wahl statt des sagenhaften Erdkabels 
doch mindestens zwei Freileitungen, die sind schneller repariert und es 
gibt wegen der anderen keinen Stromausfall.

Ich mein´ ja nur   -   Werner

von (prx) A. K. (prx)


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Werner H. schrieb:
> Es kann aber sein, daß wir in Bayern Probleme bekommen,

"Bei mit kommt der Strom aus der Steckdose!" - Florian Sanktus, stolzer 
bayrischer Staatsbürger. ;-)

: Bearbeitet durch User
von Old P. (Gast)


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Humdideldum schrieb:
> Ich frage mich da:
> Was würde passieren, wenn irgenwelche Hacker millionen ferngesteuerte
> "IOT" Geräte gleichzeitig ein-und ausschalten würden?
> Wo läge da der kritische Punkt von der Leistung gesehen?

Da passiert nix, einfach nix! Denn sobald das E-Netz wackeln würde, 
hätten sich die Hacker selber ausgesperrt. Denn I-Netz braucht Strom ;-)

> Was würde passieren, wenn sie das mit unterschiedlichen Frequenzen
> täten?

S. oben...

> Können die Netzbetreiber Lastschwankungen beliebiger Frequenz auch noch
> so einfach ausregeln?

Nö, höhere Frequenzen würden schon in den Umspanntrafos weggebügelt und 
tiefe dann von den Generatormassen geglättet werden.

Old-Papa

von Dipl.- G. (hipot)


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GGaasstt schrieb:
> Guten Tag,
> ich habe im Fernsehen einen Bericht über Stromausfälle gesehen.
> Anscheinend müssen die Kraftwerksbetreiber zwar auch spontan nachregeln,
> errechnen aber den Großteil der benötigten Leistung schon vorher.  Daher
> frage ich mich: was würde eigentlich passieren, wenn sich Xtausend
> Menschen dazu absprechen, gleichzeitig den Hauptschalter auszuschalten.
> Im extremfall mit möglichst vielen laufenden Geräten. Oder das gleiche
> umgekehrt. Also einschalten. Müssten die Menschen in ganz Europa
> verteilt sein oder an einem Ort?
>
> Ich habe nicht vor das zu tun . Aber ich habe Wissenshunger :-).

Der Havariefall des deutschen Stromnetzes ist: Ostersonntag am 
Nachmittag, starker Wind an der Ostsee and an der Nordsee, und jetzt 
wird der Wind schneller als 25 m/s und die Windparks schalten ab, 
während die Pumpspeicherwerke just im Rückwärtsbetrieb sind und Wasser 
hochpumpen.

Wenn ich mir eine grobe Abschätzung der Lastflüsse überlege, dürfte aber 
selbst dieses Horrorszenario nicht zum Ausfall führen. UCTE würde 
sicherlich in den Inselbetrieb gehen, d.h. in Teilnetze zerfallen, bis 
Synchronität wiederhergestellt ist. Deutschland an und für sich, vor 
allem mit dem Energieangebot unserer Nachbarn würde sich wohl rasch 
erholen.

Der Fall viel Energie, wenig Last ist übrigens regelungstechnisch 
problematischer als von optimal auf schlagartig zuwenig Wirkleistung.
Die rotierende Masse aller Synchrongeneratoren kann über die 
Primärregelung und schneller Verstellung von Erregerstrom und 
Polradwinkel en ersten Stoß auffangen. Die Sekundärreserve ist eher das 
Problem.

von Dipl.- G. (hipot)


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H.Joachim S. schrieb:
> Christian S. schrieb:
>> Denn genauso kann der Erzeuger mit der Schnellabschaltung
>> reagieren (Ich durfte mal in Biblis den Lasttrenner für die
>> Schnellabschaltung bewundern.)
>
> Naja, so einfach ist das auch nicht. Schnellabschaltung eines Reaktors
> -> man kann dann in 2 Tagen wieder langsam hochfahren, diese Kunstpause
> wird man wenn möglich vermeiden wollen.
>
> Und was macht man eigentlich in Kohlekraftwerken? Das würde mich mal
> interessieren. Das Feuerchen kann man ja nicht so schnell ausmachen,
> ohne Generatorlast gehen die Turbinen durch. Dampf einfach ablassen geht
> auch nicht, das ist spezielles Speisewasser, also nicht mal einfach so
> ersetzbar. Ohne Wasser geht aber der Kessel ruckzuck über den Jordan.
> Kriegt man den heissen Dampf ohne die Turbine gekühlt/kondensiert?

Dafür gibt es die Schnellentregung des Synchrongenerators. Gleichzeitig 
wird das Dampfventil geschlossen und der Erregerstrom auf Null gebracht, 
so daß kein Drehmoment im Generator wirkt und die Turbine nicht 
beschleunigt.
Das gleiche Prinzip wird beim Kurzschluß angewandt, wenn die 
Synchrongruppe SOFORT abgeschaltet werden muß. Die Energiequelle für den 
Dampf ist dann eine ganz andere Geschichte. Grundlastkraftwerke sind 
hier extrem problematisch, weswegen es insgesamt schwieriger ist, ein 
plötzliches Überangebot an Energie aus dem Netz zu entfernen als mehr 
Energie einzuspeisen.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Dipl.- G. schrieb:
> Gleichzeitig
> wird das Dampfventil geschlossen

Und wohin mit dem Dampf? Also doch abblasen und durch Frischwasser 
ersetzen?

von (prx) A. K. (prx)


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Der Dampf geht ggf in den Kondensator.
https://de.wikipedia.org/wiki/Umleitstation

: Bearbeitet durch User
von Phil H. (heracoss)


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Es wurde zwar schon fast alles gesagt aber ich will meinen Senf trotzdem 
dazu geben.

Wenn das Netz aus irgendwelchen Gründen überlastet ist, dann sinkt die 
Frequenz des Netzes weil es die großen Generatoren Bremst. Andersrum 
steigt bei zu wenig Last im Netz die Frequenz an.
Gegen zu wenig Last im Netz wird ganz einfach angegangen, es werden z.B. 
Pumpen in ausgeschalten Kraftwerken angeschaltet oder auch riesige 
Verbrauche die einfach ein bisschen Energie verschwenden.
Wenn die Frequenz allerdings absinkt gibt es da bei bestimmten Grenzen 
bestimme Aktion.
Wie z.B. das abwerfen von Industrie oder von Verbrauchern.

Das wichtige dabei ist, das die großen Kraftwerke einen Schutz haben die 
bei zu großer Leistungsanforderung das Kraftwerk vor der, im schlimmsten 
Falle, Zerstörung schützt, und abschaltet. Und ein großes Kraftwerk 
weniger bedeutet: Vielleicht 1 GW weniger Leistung, also Folge fliegt 
dann im ungünstigen Falle das nächste KW vom Netz und so weiter. Dann 
fällt im schlimmsten Falle halb Europa aus. Ist schon mal passiert und 
könnte mit dem aktuellen Stromnetz wieder passieren. Diesen Winter war 
es fast so weit weil eine große Leitung aufgrund von Eis gefroren und 
gerissen ist und eine zweite gewartet wurde. Hätte also dann die letzte 
das nicht geschafft und wäre wegen überlast vom Netz gegangen wäre das 
Netz abgestürzt. Dazu kamen dann noch viele Dinge wie leere Stauseen in 
den Alpen usw. Das hab ich nicht im Internetz gefunden wurde mir aber 
von einem gesteckt der für die Stromversorger arbeitet.

Falls das jemand nochmal nachgucken will sucht nach Unterfrequenz und 
findet da direkt eine Erklärung.

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