Hallo Zusammen Hat jemand von euch Erfahrung bei der Kalkulation von Serien im Bereich von 1k bis 100k Stück. Ich habe ein Projekt(einfach, uP, 2, Relais, Trafo...) bei welchen ich die Kosten für eine 1000 Serie wie folgt abgeschätzt habe: - Komponenten kosten aufgrund von digikey/mouser Preisen ca. 10 Euro - PCB, aufgrund eurocircuits online Rechner ca. 2 Euro - Bestückung abgeschätzt (30% vom Mateialpreis) ca. 3.7 Euro Total ca. 16 Euro Jetzt war die Fragestellung wie das ganze bei 10k, 50, 100k Stück aussehen würde. Hat jemand von euch Erfahrung wie man dies abschätzen kann z.B. Stückzahl Faktor 10 einspricht z.B. Kosten -30% Vielen Dank für euer Erfahrungswerte. Gruss stef
In dem du dir von den reichlich vorhandenen Bestückerbuden ein Angebot machen lässt. Schon mit den Digikey/Mouser Preisen wirst Du deutlich daneben liegen. Wie sieht Dein Testplan aus?
stef schrieb: > Hallo Zusammen > > Hat jemand von euch Erfahrung bei der Kalkulation von Serien im Bereich > von 1k bis 100k Stück. > > Ich habe ein Projekt(einfach, uP, 2, Relais, Trafo...) bei welchen ich > die Kosten für eine 1000 Serie wie folgt abgeschätzt habe: > > - Komponenten kosten aufgrund von digikey/mouser Preisen ca. 10 Euro > - PCB, aufgrund eurocircuits online Rechner ca. 2 Euro > - Bestückung abgeschätzt (30% vom Mateialpreis) ca. 3.7 > Euro > > Total ca. 16 Euro > > Jetzt war die Fragestellung wie das ganze bei 10k, 50, 100k Stück Fordere den fertiger deiner wahl auf ein angebot zu machen. Nenne auch deine erwartungen bezüglich fertigungszeitraum. Mancher fertiger muss bei den stückzahlen anbauen
Was hält dich davon ab die Staffelung der Preise der Bauteile z.B. bei Mauser anzufragen. Und die Kosten für PCB und Bestückung bei den entsprechenden PCB-Herstellern und Bestückern. Alles andere wird eher eine Hausnummer stef schrieb: > Bestückung abgeschätzt (30% vom Mateialpreis) ca. Ich denke nicht daß die Bestückung eines teuren controllern mehr kostet als die eines preiswerten. Insofern ist diese Annahme irgendwie seltsam.
Da hilft nur eins, die Bauteile von verschiedenen Firmen / Distributoren anbieten lassen. Mit verschiedenen Losgrößen. Es kommt immer darauf an, wie Du von den Lieferanten bedient wirst. Abhängig davon ob Du Dauerabnehmer bist oder nur Sporadisch was bei denen kaufst. Also Anfragen, dann weist Du Bescheid. Alles Andere hier sind Schätzungen.
Hallo Christian Danke für deine Rückmeldung. Soweit sind wir noch nicht, dass wir ein Angebot machen lassen könnten. Mir geht es auch nur um eine ganz grobe Abschätzung, damit ich eine Grössnordnung habe. Viele Grüsse
Bei 100000 darf man sich Gedanken machen, ob bei der simplen Schaltung nicht eine einseitige Hartpapierplatine mit gestanzten Löchern reicht. Die wäre dann billiger als Epoxy durchkontaktiert und gebohrt. Auch die Bestückungskosten hängen von der Bauteilwahl ab. Relais und Trafo wird wohl kaum SMD sein, Handbestückung wird bei 100000 aber auch langweilig, ist bei 1000 aber ruck zuck erledigt. Bleibt thru hole Automatenbestückung, das kann nicht jeder und nicht jede Maschine kannn jedes Bauteil. Was ist mit Schraubklemmen oder Anschlussdrähten, und will man den Prozessor dann in SMD oder DIP ? Vielleicht kannst du auch alles in SMD machen, keine Ahnung ob es übrrhaupt um Netzspannung geht. Da brauchst du eine aktzelle UL97 Zertifikation des Platinenherstellers für genau dieses Platinenmaterial.
stef schrieb: > Mir geht es auch nur um eine ganz grobe Abschätzung, damit ich eine > Grössnordnung habe. Ich finde deine Preise um Faktor 4 zu hoch.
MaWin schrieb: > Ich finde deine Preise um Faktor 4 zu hoch. bereits für die 1000 er Serie? oder bei 100k?
Christian K. schrieb: > Wie sieht Dein Testplan aus? Dieser Punkt von Christian scheint mir in Deiner obigen Preiskalkulation zu fehlen und ich halte ihn für wichtig. Du solltest Dir von Anfang an Gedanken machen wie umfangreich die Tests sein sollen und wie Du die Tests durchführen willst. Ohne Tests ist es nicht unwahrscheinlich daß Du ein Debakel erlebst.
Die zu erwartende Rechnung wird sich wohl in drei Gruppen teilen. 1. Richtkosten einmalig für die Automaten. Die Fallen dadurch, dass sie nur einmalig anfallen fast in den Keller. Vorsicht: Es gibt hier einen großen Unterschied zwischen 10000 Stück und 2 X 5000 Stück. Vorfinanzierung! Mehrfach Bestückung der Maschine. 2. Bestückungskosten für SMB die Bauteile. Sind für "normale" Bauteile relativ gering. Interessant wird es bei Bauteilen mit Sonderformen. Hier steigen auch die Telefonkosten. 3. Bestückungskosten für bedrahtete Bauteile. Manche Bauteile lassen sich von Automaten greifen; für manche Bauteile müsste ein Werkzeug erstellt werden ("Wir haben nicht alle möglichen Greifer") - Kosten; manche Teile müssen von Hand bestückt werden. - Richtig interessant wird es, wenn beidseitig bestückt werden soll.
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Gerd E. schrieb: > Ohne Tests ist es nicht unwahrscheinlich daß Du ein Debakel erlebst. Und dann sollten eben auch die Kosten für den Test in die Kalkulation einfließen... stef schrieb: > Ich habe ein Projekt(einfach, uP, 2, Relais, Trafo...) > - Bestückung abgeschätzt (30% vom Mateialpreis) ca. 3.7 Euro Du wirst hier wegen SMD+bedrahtet offenbar 2 Bestückprozesse und 2 Lötprozesse durchlaufen müssen. Evtl. ist es auch lohnenswert, bedrahtete Bauteile auf SMD-Varianten umzustellen. stef schrieb: > Soweit sind wir noch nicht, dass wir ein Angebot machen lassen könnten. Natürlich kannst du das. du hast eine Bauteilleiste und eine Leiterplattengröße. Und dann kommt es bei der Leiterplatte nur noch auf die dafür nötige Fertigungstechnik (Lagenanzahl, Material...) an. Wenn du das nicht abschätzen kannst, dann ist es eh' noch zu früh, nach dem Geld zu fragen. Oder du lässt dir das Angebot für verschiedene Leiterplatten machen, dann kannst du auch abschätzen, ob es sich lohnt, die Zeit für eine Lagenreduktion von 4 Lagen auf 2 oder gar 1 zu zu investieren. > Soweit sind wir noch nicht, dass wir ein Angebot machen lassen könnten. Wie kommst du dann auf die Idee, dass dir hier jemand irgendwelche belastbaren Zahlen liefern könnte? stef schrieb: > Jetzt war die Fragestellung wie das ganze bei 10k, 50, 100k Stück > aussehen würde. Fazit: frage einfach mal einen Fertiger an. Die haben Erfahrung mit sowas. BTW: ich finde es doch ein wenig eigenartig, dass ihr den Erfolg eueres Produkts über 2 Zehnerpotenzen hinweg planen müsst (1k..100k). Ist die Zielgruppe und die Akzeptanz nicht ganz klar?
Ein paar Kommentare mit etwas Erfahrung in Sachen Bestückung in China: Die Fertigungskosten haben rein gar nicht mit den Bauteilpreisen zu tun. Es kommt nur auf die Art der Teile an. ICs sind teurer als Vogelfutter, BGA sind noch etwas teurer. Nur sehr wenige (in China) haben Maschinen für bedrahtete Teile, das wird fast immer von Hand platziert. Es macht wirklich Sinn da wo möglich durch SMD zu ersetzen. Handarbeit wird auch in China mitterweile teuer. Digikey/Mouser usw sind OK. Da kaufe ich auch viel. Die liefern schnell und die Qualität ist gut. Wenn man den Fertiger einkaufen lässt ist es ein Risiko da viele Fakes auf dem Brokermarkt rumschwirren. Billiger ist es auch nicht immer. Die Leiterplatte kostet ueber den Daumen bei doppelseitig FR4 1.55mm ca. $0.90/dm² bei guten Mengen. Sehr kleine Leiterplatten etwas mehr. Papier (FR1/FR2) und stanzen geht nur wenn das PCB nicht durchkontaktiert ist. Ich mache allerdings selbst einseitige Leiterplatten lieber durchkontaktiert da der mechanische Halt einfach besser ist. Kommt aber auf den Einsatz drauf an. Bei deinen Teilen, grob über den Daumen, ca. $1.00 für die Fertigung in China. Auto-SMD, etwas handloeten, ggf programmieren, einfacher Test. Bei spezifischen Fragen kannst du mir eine Message schicken.
stef schrieb: > Hallo Zusammen > > Hat jemand von euch Erfahrung bei der Kalkulation von Serien im Bereich > von 1k bis 100k Stück. > > Ich habe ein Projekt(einfach, uP, 2, Relais, Trafo...) bei welchen ich > die Kosten für eine 1000 Serie wie folgt abgeschätzt habe: > > - Komponenten kosten aufgrund von digikey/mouser Preisen ca. 10 Euro > - PCB, aufgrund eurocircuits online Rechner ca. 2 Euro > - Bestückung abgeschätzt (30% vom Mateialpreis) ca. 3.7 > Euro > > Total ca. 16 Euro Da hast du aber viel vergessen. - Entwicklungskosten - Alle Einmalkosten (z.B. Schablone) - Kosten für Lagerhaltung etc - Prüfmittel und dessen Entwicklung - Yield unberücksichtigt (der ist NIE 100%!!!) Freu dich, wenn du nur beim doppelten landest. PS: Ist keine Kritik an dir, denn deinem Irrtum bin ich auch schon aufgesessen. Mein Chef sitzt ihm immer noch auf.
Christian K. schrieb: > Schon mit den Digikey/Mouser Preisen wirst > Du deutlich daneben liegen. Wie kommst du auf diese Idee? MaWin schrieb: > Ich finde deine Preise um Faktor 4 zu hoch. Weil? Hurra schrieb: > - Entwicklungskosten > - Alle Einmalkosten (z.B. Schablone) > - Kosten für Lagerhaltung etc > - Prüfmittel und dessen Entwicklung > - Yield unberücksichtigt (der ist NIE 100%!!!) Da ist er aber nicht der Einzige. Ich hatte vor kurzem so einen "Kunden". Der dachte auch es gibt keine Entwicklungs und Fertigungskosten. Der wollte nur die Bauteilpreise bezahlen, weil ihm ein andere Depp das so angeboten hatte->dem ich leider vertraut hatte.
Richard B. schrieb: > Hurra schrieb: >> - Entwicklungskosten >> - Alle Einmalkosten (z.B. Schablone) >> - Kosten für Lagerhaltung etc >> - Prüfmittel und dessen Entwicklung >> - Yield unberücksichtigt (der ist NIE 100%!!!) > > Da ist er aber nicht der Einzige. Ja, ein sehr häufiger Fehler. Bei Startups im Elektronikbereich gibts da schon nur von der Elektronik her meist einige herbe Rückschläge bei der Kalkulation. Das Angebot vom Fertiger ist meist der erste heftige Rückschlag. Der nächste kommt, wenn der Yield bekannt wird. Man kennt die Startupheinis hier: Toleranzen sind "Blödsinn", kennt man ja von hier aus dem Forum. Rückschlag 3 kommt, wenn die ersten Großstückzahlen längere Zeit beim Kunden sind. 10000 Kunden finden JEDE noch so kleine Schwachstelle in Konzept und Elektronik. Wer bei der Prüfmittelentwicklung (oder den Typprüfungen) geschlampt hat, oder überhaupt nicht sauber testet (also nicht nur kurz einschalten und schaut ob die LED angeht) wird hier pleite gehen. Nur wenige Startups überstehen das... Das vernachlässigt aber sogar noch die mechanische und kaufmännische Seite.
Hurra schrieb: > Der nächste kommt, wenn der Yield bekannt wird. Was soll denn beim Yield rauskommen bei 5 Bauteilen? Ich hab gerade eine Platte mit 40 Teilen und bei 3000 Modulen war der Yield 100%. Ein LCD Modul mit PIC und etwas Vogelfutter. So komplex ist es nun auch wieder nicht. Und was für Entwicklungskosten wenn der Kunde das entwickelte Produkt fertigen lassen will? Ein Problem was ich bei kleineren Kunden sehe ist dass manchmal Bugs im Design sind, oder das Design selber schlecht produzierbar ist. Das sollte man immer im Vorfeld auch mal mit dem Fertiger besprechen.
Jan B. schrieb: > Hurra schrieb: >> Der nächste kommt, wenn der Yield bekannt wird. > > Was soll denn beim Yield rauskommen bei 5 Bauteilen? Ich hab gerade eine > Platte mit 40 Teilen und bei 3000 Modulen war der Yield 100%. Ein LCD > Modul mit PIC und etwas Vogelfutter. > > So komplex ist es nun auch wieder nicht. Solche Platinen hatten wir bei uns in Firma auch. Irgenwelche Beleuchtungen mit ein paar 5 LED drauf. Mit enorm schlechten yield. Beispiele für die Ursachen: - falsch dimensionierte Ströme (zu hoch, miese Lebensdauer) - LED mit MSL-3 verwendet, Fertiger ordert bei irgendwelchen Garagenbuden (Beim löten gehen 1-2% der LED kaputt - 5% der Platinen sind schrott) - Uralt-Bauteile verwendet: Permanent kommen Abkündigungen - Mieses Layout (Kühlung): Schlechte Lebensdauer (Servicefälle) Und diverses mehr. Wer elementare Grundlagen bei der Entwicklung vernachlässigt, wird auch bei sehr simplen Platinen Probleme bekommen. Mein Arbeitgeber musste diese Einstellung TEUER bezahlen, denn sie haben teils solch simple Platinen von Lehrlingen entwickeln lassen :-) Der Aufwand muss dem Gesamtwert Rechnung tragen. Wenn du eine sehr simple Platine entwickelst, die zu 10k oder 100k Stück gebaut wird, ist es zwingend nötig, sorgfältig zu arbeiten. 100000 Stück zu 30€ sind 3Millionen Euro potentieller Schaden.
Hurra schrieb: > Beispiele für die Ursachen: > - falsch dimensionierte Ströme (zu hoch, miese Lebensdauer) > - LED mit MSL-3 verwendet, Fertiger ordert bei irgendwelchen > Garagenbuden (Beim löten gehen 1-2% der LED kaputt - 5% der Platinen > sind schrott) > - Uralt-Bauteile verwendet: Permanent kommen Abkündigungen > - Mieses Layout (Kühlung): Schlechte Lebensdauer (Servicefälle) Uralt-Bauteile entfallen ja wenn man bei Digikey usw kauft. Der Rest sind Mangel in der Entwicklung, das kann man nicht dem Bestücker/Fertiger zuschieben. Jedenfalls nicht dauernd. Der wird auch seine Tests machen und das Problem verlauten lassen. OK, einfacher gesagt als getan. Als Fertiger bist du ja in der Mitte. Hast nun Bauteile für viel Geld (in schweren Fällen noch selber gekauft) und kannst nicht loslegen. Drum finde ich langsam starten gut, oder das Modul ist schon älter und man weiss das es geht.
Jan B. schrieb: > Uralt-Bauteile entfallen ja wenn man bei Digikey usw kauft. Wenn du glaubst, für jedes Bauteil gäbe es bei digikey pinkompatiblen Ersatz, hast du noch nicht viele Abkündigungen bearbeitet. Nicht nur Bauteile altern, sondern auch Packages und Konzepte. Oder meinst du, digikey hätte keine alten Gurken im Programm? Auch das ist falsch. Ein überaltetes Bauteil in einer neuen Platine ist ein klarer Entwicklungsmangel. Wo das Bauteil in seinem Lebenszyklus steht, hat der Entwickler bitteschön bei der Schaltplanentwicklung zu klären. Oder er nimmt austauschbare Ware (was man ohnehin immer machen sollte, aber es ist nich immer möglich). PS: Material für 100k Platinen kauft man äußerst selten "einfach so" bei digikey. Für ein Volumen von zehntausenden Euros oder mehr wird man schon etwas mehr Aufwand hineinstecken. Da werden Lieferanten ins Haus geholt, Angebote eingeholt etcpp. Und gefeilscht wie auf dem Basar, oder schlimmer.
Jetzt lasst doch Mouser und Digikey raus. Das sind Apotheken. Bei unserem Bestückter kostet eine Rolle E12-Widerstände zwischen 2 und 3 Euro. Das ergibt einen Stückpreis im Promillebereich. Professionelle Bestücker haben enorme Rabatte und beziehen direkt vom Hersteller. Auf Experimente mit Brokern lassen die sich niemals ein. Anfragen! Das dauert 2 Tage, dann hast du fundierte Preise. Mit dem Vermerk dass du mir eine Schätzung brauchst, kostet das Angebot dann auch zumeist nichts. Den E-Test nicht vergessen. Du brauchst unbedingt einen Nadelbettadapter für einen 100% Funktionstest. Den Aufwand mit Anfragen! Der Spaß kostet nämlich gar nicht so wenig! Und ca 5-10k Euro für den Prüfadapter rechnen.
Hurra schrieb: > Nur wenige Startups überstehen das... Solche Beiträge machen richtig Mut. Am besten nichts entwickeln und arm sterben. Trotzdem, die Hinweise sind natürlich wertvoll. Aber auch bei den Pros gehen die Meinungen extrem auseinander. Der eine sagt 16 Euro ist um Faktor 4 zu hoch, ein anderer, er soll beim doppelten Preis zufrieden sein. Was soll nun der TO und so normale Menschen wie ich jetzt annehme?
Martin S. schrieb: > Und ca 5-10k Euro für den Prüfadapter rechnen. Boah! Ich muss schnell mein Herzmittel nehmen.
Und wenn einen Fehler gemacht hat, so wie bei den Arduinos, dann ist das "Design".
F. F. schrieb: > Martin S. schrieb: > Und ca 5-10k Euro für den Prüfadapter rechnen. > > Boah! > Ich muss schnell mein Herzmittel nehmen. Na ist ja klar ... Alles was potentiell viel Geld bringt kostet viel ... Bei 100k Stückzahl und einer Gewinnmarge von 10eur pro Stück sind das dann Peanuts. Als Startup hat man das Geld natürlich nicht und manchmal kann man wohl nicht abschätzen, wie hoch die Nachfrage sein wird (1k-100k) ... Da bietet sich ein Realitätscheck auf zB Kickstarter an und mit Glück gibt es genug Geld, damit man sich Testequipment kaufen kann :)
Kickstarter ist echt ne tolle Sache. eHajo hatte auch seinen (sehr guten) Programmer dort an den Start gebracht. Den Aspekt, den du gerade nanntest, den hatte ich noch gar nicht in Betracht gezogen. Das ist sogar ein ziemlich realistisches "Interessenmeter".
F. F. schrieb: > Martin S. schrieb: >> Und ca 5-10k Euro für den Prüfadapter rechnen. > > Boah! > Ich muss schnell mein Herzmittel nehmen. Jo! So ne Nullserie geht richtig ins Geld. Erstens, weil man die ganzen Initialkosten abfangen muss (Rüstkosten, Prozesserstellung, Ausschuss) und zweitens, weil man auf Grund der Mindermenge sehr teuer einkauft. Gute Fertiger verrechnen das dann mit der Serie, aber erstmal muss man in Vorleistung gehen. Die haben genug von den tagtäglichen Anfragen über hunderttausende Stück, die dann am Ende doch nur 300 Leiterplatten sind. Die runden 10k Euro für einen Prüfadapter erhält man, wenn man den Test durch den Fertiger entwickeln lässt. Der Adapter selbst bei ATX kostet je nach Aufwand 2000-3500 Euro. Dann steckt da aber 0 Hardware drinnen. Problematisch ist dann beim Eigenbau, dass man dem Fertiger ein Prüfgerät auf den Tisch stellen muss, dass zu 100% funktioniert, und von Idioten bedienbar ist. Und dann braucht man auch die entsprechende Protokollierung, damit der Fertiger die ISO9001 nicht verletzt. Das Qualitätsmanagement sieht es nicht gerne, wenn der Adapter nur Gut/Schlecht ausgibt, ohne Reparaturhinweise zu geben. Auch hier ist dann wieder ausschlaggebend, dass solche Tests enorm schnell sein müssen, weil der Fertiger die Prüfdauer nach Minuten abrechnet. Ein Leiterplattentest sollte im Schnitt nicht länger als 30 Sekunden dauern. Wir haben hier einige Boards, die werden beim Fertiger nur ICT getestet, da der Funktionstest dann bis zu 20 Minuten pro Leiterplatte dauert. Das wäre unbezahlbar. Allerdings hat man dann auch eine hohe Ausschussquote, weil der ICT vieles nicht als defekt erkennen kann. Und günstig ist der auch nicht, denn der will auch erstmal programmiert werden. Wichtig ist halt zu wissen: Ein Fertiger muss 100% funktionierende Leiterplatten liefern. Die Reparaturen gehen zu seinen Lasten. Dafür braucht er aber entsprechendes Testequipment. Und das kostet Entwicklungsaufwand. Wir rechnen pro Nadelbettadapter mit einfachem Funktionstest etwa 80-120h Entwicklungszeit. Damit kommen wir gerade so hin - bauen aber tagtäglich Messadapter. Wir können aber auf eine etablierte Basis aus Messhard- und Software zurückgreifen. Ohne das wäre die Zeit mit Sicherheit 5-10x so lang.
Martin S. schrieb: > Wir rechnen pro Nadelbettadapter mit einfachem Funktionstest etwa > 80-120h Entwicklungszeit. Damit kommen wir gerade so hin - bauen aber > tagtäglich Messadapter. Wir können aber auf eine etablierte Basis aus > Messhard- und Software zurückgreifen. Ohne das wäre die Zeit mit > Sicherheit 5-10x so lang. Interessante Einblicke, von denen man sonst so garnichts mitbekommt! F. F. schrieb: > eHajo hatte auch seinen (sehr guten) Programmer dort an den Start gebracht. Hast du da zufällig den Link parrat? :) F. F. schrieb: > Den Aspekt, den du gerade nanntest, den hatte ich noch gar nicht in > Betracht gezogen. > Das ist sogar ein ziemlich realistisches "Interessenmeter". Das Gemeine daran ist ... Vlt schlägt man 50k-EUR los, aber mit dem Geld kann man so gut wie nichts anfangen. Man kann nicht mal jemanden einstellen, der für das Geld arbeitet, weil es sonst sofort weg wäre. Da muss man dann selbst ein interdisziplinäres Genie sein, das alles selbst machen kann ... Idee, Prototyp und Entwicklung zum Seriengerät, welches dann die Kundenwünsche befriedigen kann. Da gehört dann nicht nur Platinendesign, sondern Marketing und Produkt-Design (Gehäuse usw) auch dazu. Kunden sind anspruchsvoll und ich bewundere immer wieder den Grad der Professionalität, den manche Kickstarter-Projekte schon erreichen. Professionalität ist der Business-Anzug des Internets ... Sie schaffen Vertrauen^^ :)
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Ich macht das ja kompliziert. Ich kaufe auch oft bei autorisierten Distributoren, aber Digikey ist halt schneller. Und Preise kann man dort genauso verhandeln. Allerdings ist bei 100.000St. der Hebel recht klein. Das ist ja oft nur ein Schuhkarton. Bei PIC kann man auch handeln. Bauteil abgekündigt? Dann muss der Kunde Ersatz nennen oder beistellen. Nadelbettadapter für EUR 5-10K ? Bei 10 Bauteilen? Darf ich den bauen? Sowas teste ich über die Funktion. Den Adapter bauen wir selber. Das dauert 20 Minuten. Nicht alles braucht ICT.
Jan B. schrieb: > Sowas teste ich über die Funktion. Den Adapter bauen wir selber. Das > dauert 20 Minuten. Nicht alles braucht ICT. Ein Adapter für 100k Stück in 20 Minuten? Bestimmt :-) Das kann höchstens ein Arduino-Sketch sein, mehr bekommt man in der Zeit nicht hin. Und den Arduino darf man dann mit einem Stecker mit der Platine verbinden. Bei 100000 Stück. Naja, dein Name (fernostler) sagt ja schon, warum das bei dir möglicherweise sogar wirtschaftlich ist. Hier ist es das nicht. Schon allein, weil kaum ein Stecker 100000 Steckzyklen aushält. Ja, auch für 10 Bauteile werden Nadelbettadapter gebaut. Solche haben wir hier mehrere. Die testen meist einen ganzen Nutzen (z.B. einen 20er Nutzen) auf einmal. Was schon stimmt: Der Aufwand muss dem Markt angemessen sein. Im Consumerbereich scheint es durchaus üblich zu sein, den Kram ungetestet auszuliefern. Das normale Konsumschaf ist bei eine 10€-Artikel auch nicht so wahnsinnig angefressen, wenn das nicht tut. Da wird kostenlos getauscht und fertig. Mach das mal mit einem Industriekunden, der ein Ersatzteil für seine teure Maschine braucht.
Jan B. schrieb: > Sowas teste ich über die Funktion. Den Adapter bauen wir selber. Das > dauert 20 Minuten. Nicht alles braucht ICT. Das sind die Aussagen gegenüber Vorgesetzten, mit denen man sich den Hass sämtlicher Mitarbeiter aufsich zieht und Chefs Liebling wird. Nimm's mir nicht böse, aber 20 Minuten reicht nichtmal um das Material für den Versuch auf dem Schreibtisch zusammenzustecken, geschweige denn ein Prüfgerät zu bauen, dass effektiv Wochenlang durchgehend arbeiten können muss.
Hurra schrieb: > Mach das mal mit einem Industriekunden, der ein Ersatzteil für seine > teure Maschine braucht. Aus Erfahrung kann ich Dir sagen: Mach's besser nicht :)
Hurra schrieb: > Ein Adapter für 100k Stück in 20 Minuten? > Bestimmt :-) Der Frager fragt ab 1K... Wenn es mehr wird muss man es halt skallieren. Ob man dann Kabel hat oder Nadelbett kommt auf das Modul drauf an. Nicht jedes Modul ist mit Stecker. Stecker kann auch boese fummelei sein (z.B. FLZ). Die Message kam vielleicht nicht so gut rueber und sollte gewesen sein: einfache Adapter bauen wir selber. >weil kaum ein Stecker 100000 Steckzyklen aushält. Wo steht denn das man EIN Stecker nehmen muss? Das zeigt mir aber den den starren Gedankengang hier. Man ist so extrem in einer Schiene dass das wechseln eines Steckers/Kabels als Problem gesehen wird. Ich sehe das aus dem asiatischen Blickwinkel wo man der Machbarkeit sehr flexibel gegenueber steht. Zum ICT, finde ich im Prinzip sehr gut. Ist auch fuer viele Module IMHO unumgaenglich. Bei einfachen Modulen findet sich allerdings kein Kunde der bereit ist die Kosten zu tragen. Vielen Kunden ist Test auch egal (klar muss es funktionieren ;-) ).
Mampf F. schrieb: > Kunden sind anspruchsvoll und ich bewundere immer wieder den Grad der > Professionalität, den manche Kickstarter-Projekte schon erreichen. Sicher das nicht nur die Präsentation den professionelen Anschein verbreitet, sondern auch wirklich das gesamte produkt ordentlich entwickelt und qualifiziert wurde? Insbesonders bei Jardware wird die professionalität dem terminplan oder dem budget geopfert. Haste mal ein beisp. Für ein professionales Gekickstartetes?
Finger Hakler schrieb: > Haste mal ein > beisp. Für ein professionales Gekickstartetes? zB https://www.indiegogo.com/projects/capsule-the-world-s-most-advanced-pocket-cinema-party-travel#/ Macht zumindest den Eindruck ...
Mampf F. schrieb: > Finger Hakler schrieb: >> Haste mal ein >> beisp. Für ein professionales Gekickstartetes? > > zB > > https://www.indiegogo.com/projects/capsule-the-world-s-most-advanced-pocket-cinema-party-travel#/ > > Macht zumindest den Eindruck ... Das ist nun aber weit weg von Elektronikfertigung.
Servus, wenn du ein Richt-Angebot brauchst.... melde dich mal.... mfg
Prüfadapter bekommt man auch günstiger. www.eloprint.de macht die aus dem 3D-Drucker. Für eine kleine Platine habe ich nur 240€ gezahlt. Ein paar tausend Steckzyklen hat er schon hinter sich. Ob er auch 100.000 Zyklen schaffen würde, weiß ich aber nicht.
Du hast vergessen: Kosten pro Leiterplatte - Testkosten (ICT AOI Funktinstest) - Lagerhaltung - Verpackung - Defekte Platinen - Reparaturen Einmalkosten - Prüfadapter - Schablonen - Entwicklung - EMV - Profit BOM-Preise sind ein gefährliches Gift. Jetzt kann man natürlich diskutieren, ob ein Test der LP tatsächlich nötig sind. Das hängt davon ab, wie deine Kunden auf defekt gelieferte Ware reagieren. Aber ohne Verpackung wirst du dein Zeug sicher nich verkaufen können :-)
Es geht ja nur um einen Businessplan um potentielle Investoren zu finden. Das Produkt ist trivial, alle Probleme sind geloest, es geht nur noch darum, die Produktion hochzufahren, und reich zu werden. Mit der ganzen Technologie hat das Team wenig bis nichts am Hut, es geht ja nur darum, triviale Technologie ausgelagert zu produzieren...
Verpackung im doppelten Sinne: zum einen braucht es so gut wie immer ein Gehäuse - und trotz des gigantischen Angebots von Bopla, Hamming, OKW, Teko, Takachi usw. ist man ganz schnell an dem Punkt, an dem man ein kundenspezifisches Gehäuse braucht. Da ist auch ratzfatz ein fünfstelliger Betrag an Einmalkosten weg. Außerdem brauchst du in der Regel noch irgendeine Form von Schachtel. Auch das kostet Geld. Standardformen sind selten und passen tendenziell nie. BTDT.
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Wenn du an ner Produktion in Taiwan/Kaohsiung interessiert bist kannst Du dich einfach melden. Bauteile usw. kann alles hier besorgt werden. Testen & Dokumentation (mit QR Codes) online alles möglich. Vorteile: * Kostengünstig * Schnell / Flexibel * Ausgezeichnete Qualität (ggf. sofortiges Testen der Bestückung der ersten Produktion). * Langjährige Erfahrung, sowie mehrere Bestückungslinien * Deutsch Englisch Chinesisch (wobei ich hier für Deutsch / Englisch zuständig bin ;-) Wenn's kleine Dinge sind können die auch direkt von hier verschickt werden (um den WEEE Krams zu entkommen). Bin auch mehrere Monate im Jahr in Deutschland, wir haben auch n kleines Büro in Berlin.
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