Forum: Markt [S] Codeschloss mit übers Internet änderbarem Code


von Markus K. (markus_k682)


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Hallo Zusammen,

ich bin auf der Suche nach einem Codeschloss welches den elektrischen 
Türöffner über ein Relais ansteuert. Aber der Code sollte aus der Ferne, 
also zb. über Wlan (Internet) neu vergeben werden können. Ich suche 
schon seit Tagen und finde keine Lösung. Burg Wächter verkauft sowas, 
allerdings kostet die Hardware 380€, was ich durchaus bereit bin zu 
zahlen, aber um den Code veränderlich zu haben muss man noch Software 
kaufen im Wert von über 1300€ und das finde doch etwas zu viel für so 
"ein bisschen" mehr Funktion.
Gibt es alternativen?

Danke!

von Gerd E. (robberknight)


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Nimm einen Raspi, ein Piface 2 Shield, Hutschinengeäuse, 
Hutschienennetzteil und eine passende Outdoor-Tastenmatrix.

Das Piface hat IOs und Relais für Deinen Türöffner.

Das Abfragen der Tastenmatrix und Öffnen macht ein kleines Programm, 
z.B. Python oder was auch immer Dir zusagt.

Das Ändern des Codes kannst Du z.B. per SSH oder von mir aus auch mit 
ner kleinen Weboberfläche machen.

Günstiger und besser kommst Du meiner Meinung nach momentan an sowas 
nicht ran. Ich brauchte vor 2 Jahren oder so etwas ähnliches, allerdings 
ging es mir nur drum, daß die Entscheidungslogik Code ok/nicht ok nicht 
draußen vor der Tür, sondern innerhalb stattfindet. Außerdem wollte ich 
eine programmierbare Zeitsperre nach mehrfacher Fehleingabe. Sowas war 
erst >1000 EUR zu finden. Die netzwerkbasierte Codeänderung war dann 
ausschlaggebend das mit nem Raspi zu machen und nicht nur nen µC zu 
verwenden.

von Markus K. (markus_k682)


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Wenn es für mich wäre, würde ich das sofort selber machen, ja. Ist aber 
für jemanden der mich dafür beauftragt und für die Installation mich 
ordentlich bezahlt mit Rechnung und allem drum und dran. Dem kann ich 
keine Bastellösung verkaufen. Trotzdem habe ich den Anspruch ihm etwas 
anzubieten was ihm sein Leben einfacher macht und da wäre so ein 
Codeschloss wichtig.

Wenns es aber nicht gibt muss ich (und mein Kunde) damit leben. Was mich 
aber vor allem deswegen ein bisschen ärgert weil ich finde das das kein 
Hexenwerk wäre sowas zu entwickeln.

von Max D. (max_d)


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Gerade wenn das Codeschloß eine gewisse Sicherheit bieten soll, dann ist 
das schon ein Brocken zu entwickeln. Dazu kommt bei IoT noch eine 
Absicherung gegen verschieden Angriffsszenarien aus dem Internet.
Sicherheit kostet Geld....

von Gerd E. (robberknight)


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Markus K. schrieb:
> Ist aber
> für jemanden der mich dafür beauftragt und für die Installation mich
> ordentlich bezahlt mit Rechnung und allem drum und dran. Dem kann ich
> keine Bastellösung verkaufen.

Naja, wenn Du das ordentlich aufbaust und noch eine Reihe Schutzdioden 
an die Eingänge hängst würde ich das nicht unbedingt eine "Bastellösung" 
nennen.

Gut, Du müsstest eigentlich noch eine EMV-Prüfung in nem Labor machen 
lassen bevor Du da Dein CE draufklebst. Aber bei nem Einzelstück finde 
ich das ein wenig übertrieben und in der Praxis wird da kein Hahn nach 
krähen.

Ich hab damals übrigens die Tastenmatrix effeff 412-12 aP verwendet. Hat 
sich bisher bewährt, die ist stabil.

von Markus K. (markus_k682)


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Gerd E. schrieb:

>
> Naja, wenn Du das ordentlich aufbaust und noch eine Reihe Schutzdioden
> an die Eingänge hängst würde ich das nicht unbedingt eine "Bastellösung"
> nennen.
>

Das weitere Problem ist das sich so ein exclusives Einzelstück nicht 
lohnt. Wenn ich die Zeit rechne die ich brauche um das zum Laufen zu 
bekommen bin ich mit den 1600,-€ für das Burg Wächter System günstiger 
dran. Da müsst ich schon 10 oder mehr davon verkaufen damit sichs wieder 
lohnt.

Max D. schrieb:
> Gerade wenn das Codeschloß eine gewisse Sicherheit bieten soll, dann ist
> das schon ein Brocken zu entwickeln. Dazu kommt bei IoT noch eine
> Absicherung gegen verschieden Angriffsszenarien aus dem Internet.
> Sicherheit kostet Geld....

Ja, geb ich dir in gewisser weise recht. Was halt schade ist, für mich 
als Verbraucher, das Burg Wächter offensichtlich noch ein Monopol hat 
und deswegen die Preise entsprechend gesalzen sind. Ich habe die Tage 
einen Schlüsselkasten mit einem elektronischen Codeschloss gefunden. 
Dessen Code lässt sich mit einer Software jederzeit neu generieren und 
er ist nur für die angegebene Zeitspanne gültig. Der Kasten selbst 
braucht nicht mal eine Internetverbindung, das geht alles mit einem 
zeitabhängigen Algorithmus. Das ganze für um die 300,-€. Das 
interessante das Burg Wächter genau das gleiche verfahren benutzt. Aber 
will aufgrund des Monopols, weil noch kein anderer diesen Algo in sein 
Codeschloss integriert hat, 1600,-€ dafür haben. - Blöd :-)

Will sagen, alles was ich brauche ist ein Tastenfeld, ein Relais und 
diesen Algorithmus. Warenwert im Einkauf 5€? Wert des Algorithmus? auf 
jedenfall unter 300,-€ :-) Und dafür 1600€ hinlegen tut weh.

: Bearbeitet durch User
von Gerd E. (robberknight)


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Markus K. schrieb:
> Das weitere Problem ist das sich so ein exclusives Einzelstück nicht
> lohnt. Wenn ich die Zeit rechne die ich brauche um das zum Laufen zu
> bekommen bin ich mit den 1600,-€ für das Burg Wächter System günstiger
> dran. Da müsst ich schon 10 oder mehr davon verkaufen damit sichs wieder
> lohnt.

Dafür gibts Praktikanten ;)

Außerdem musst Du dem Hersteller vertrauen wenn es etwas für Dich 
wertvolles ist was Du da schützen möchtest. Und wenn ich mir dann Dinge 
wie die folgenden Links anschaue, dann komme ich zum Schluss daß ich 
selbst über das technische Konzept und den Sourcecode schauen möchte 
bevor ich so ein Teil  bei mir anbringe.

https://www.bleepingcomputer.com/news/hardware/botched-firmware-update-bricks-hundreds-of-smart-door-locks/

https://hackaday.com/2016/12/28/33c3-breaking-iot-locks/

https://hackaday.com/2016/08/08/the-terrible-security-of-bluetooth-locks/

von Markus K. (markus_k682)


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Gerd E. schrieb:
> Dafür gibts Praktikanten ;)

Ja genau, das haben sich die Hersteller in den von dir geposteten links 
vermutlich auch gedacht! :D

Somit hast du dich gerade selbst wiederlegt das ich diese Bastellösung 
von einem Praktikanten machen lassen kann :p

von Gerd E. (robberknight)


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Markus K. schrieb:
> Gerd E. schrieb:
>> Dafür gibts Praktikanten ;)
>
> Ja genau, das haben sich die Hersteller in den von dir geposteten links
> vermutlich auch gedacht! :D
>
> Somit hast du dich gerade selbst wiederlegt das ich diese Bastellösung
> von einem Praktikanten machen lassen kann :p

Dann fehlt Dir die Übung bzw. die Prozesse um die Arbeit der 
Praktikanten richtig zu führen und zu überwachen. Wenn Du regelmäßig mit 
Praktikanten arbeitest, hast Du sinnvollerweise passende Prozesse und 
Übung darin um Designvorgaben, Aufgabenbeschreibung und regelmäßigen 
Code-Review zu machen und gegenüber dem Praktikanten rüberzubringen.

Gerade weil das Thema einen überschaubaren Umfang hat und sauber 
abgegrenzt ist, halte ich es für ein optimales Praktikantenprojekt.

Edit: was ich mit überschaubarem Umfang meine:
1
[gerd@x keypad]# cat *.py | wc -l
2
458
Dazu noch eine Grafik zur Statemachine, etwas Dokumentation und ein 
Konfigurationsskript für den Raspi.

: Bearbeitet durch User
von Jörg P. R. (jrgp_r)


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Markus K. schrieb:
> Wenn es für mich wäre, würde ich das sofort selber machen, ja. Ist aber
> für jemanden der mich dafür beauftragt und für die Installation mich
> ordentlich bezahlt mit Rechnung und allem drum und dran.

Was spricht dann gegen die Lösung von Burg Wächter?
Entweder akzeptiert es der Kunde oder er muß ohne Web- Lösung leben.

Was ist denn mit Transponder Lösungen? Evtl. gibt es da etwas um per Web 
die Transponder zu de- und aktivieren.

von Markus K. (markus_k682)


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Jörg P. R. schrieb:
> Was spricht dann gegen die Lösung von Burg Wächter?
> Entweder akzeptiert es der Kunde oder er muß ohne Web- Lösung leben.

So werde ich es jetzt natürlich machen. Er wird ohne web Lösung leben da 
ich mir sicher bin das er das andere nicht bezahlen möchte. Ich hatte 
nur die Hoffnung das ich noch ein anderes Produkt finde das günstiger 
ist.

Jörg P. R. schrieb:
> Was ist denn mit Transponder Lösungen? Evtl. gibt es da etwas um per Web
> die Transponder zu de- und aktivieren.

Es geht um eine (bzw. 4) Ferienwohnungen welche übers Internet gebucht 
werden. Da hilft ein Transponder nicht, wäre das gleiche wie ein 
gewönhlicher Schlüssel.

von Walter T. (nicolas)


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Da gab's doch noch dieses Jahr etwas:

https://blog.fefe.de/?ts=a76e121e

"LockState" scheint bei Airbnb-Anbietern recht beliebt, wenn man dem 
Artikel glauben darf.

von Markus K. (markus_k682)


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Walter T. schrieb:
> "LockState" scheint bei Airbnb-Anbietern recht beliebt, wenn man dem
> Artikel glauben darf.

Ja, hab ich mir angeschaut. Danke für den Beitrag. Es gibt schon recht 
viele Schließsysteme dessen Pincode übers Internet veränderbar ist. Alle 
so in der Preisklasse von 200€ bis 500€. Leider gehen die alle auf den 
Schließzylinder, sprich das Schloss wird durch einen anderen 
Schließzylinder ersetzt, der normale Schlüssel entfällt. Ich brauche 
aber nur ein System das ein schnödes Relais ansteuert.  Ein Grund mehr 
warum mich die 1600€ so ärgern. Ein aufwendigeres System 
(Schließzylinder statt Relais) ist für deutlich weniger Geld zu haben.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Das Problem bei Selbstbauloesungen ist die Haftung. Nehmen wir an es 
gebe einen Einbruch ohne Spuren. Der Verdacht kommt auf das kuerzlich 
neu eingebaute Schliesssystem. Dann ist es an dir zu beweisen, dass 
dieses sicher ist. Kann man machen ...

Ein Logger protokolliert jeden Zugriff, unloeschbar. Natuerlich nicht 
als Prozess auf demselben Raspi. Zeig, dass dieser Logger nicht 
auszutricksen ist. Zudem muessen beide Geraete hardwaremaessig 
geschuetzt werden. Also nicht einfach in einer Schuhschachtel neben der 
Tuere. Dieses Gehaeuse muss also physikalisch gesichert sein. Zeig das 
und dass es nicht manipuliert wurde.
Dabei ist auch zu betrachten .. ein (temporaerer) Bewohner koennte 
probieren das System zu manipulieren.

Du willst den ganzen Aufwand nicht wirklich am Hals haben.

von Markus K. (markus_k682)


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Sapperlot W. schrieb:

>
> Du willst den ganzen Aufwand nicht wirklich am Hals haben.

Volle Zustimmung! Deswegen beim Kunden nix selbst gebasteltes. Das 
weitergeben der Haftung ist fast unbezahlbar.
Trotzdem will ich natürlich kein Vermögen ausgeben ;-)

von Soul E. (Gast)


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Sapperlot W. schrieb:

> Ein Logger protokolliert jeden Zugriff, unloeschbar.

Aufpassen. Wenn man aus diesen Logs herauslesen kann, wer wann und wie 
das Schloss benutzt hat, handelt es sich um personenbezogene Daten. Die 
darfst Du nur unter bestimmten Bedingungen sammeln und auswerten.

von Madan O. (madan)


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soul e. schrieb:
> Sapperlot W. schrieb:
>
>> Ein Logger protokolliert jeden Zugriff, unloeschbar.
>
> Aufpassen. Wenn man aus diesen Logs herauslesen kann, wer wann und wie
> das Schloss benutzt hat, handelt es sich um personenbezogene Daten. Die
> darfst Du nur unter bestimmten Bedingungen sammeln und auswerten.

"Externe" Logger wie z.B. ein µC der nur ins EEPROM schreibt 
überschreibt nach ein paar Wochen eh alle Einträge, daher ist das in der 
Regel eigentlich kein Problem.

Selbst die kommerziellen Schließzylinder speichern mehrere Tage 
Schließhistorie, mitunter deswegen verwendet man ja Schließssysteme mit 
RFID Karten.

Finger weg von 125kHz Technik und alten 13.56MHz Systemen die z.B. nur 
Block 0/x lesen, da sollte man sich schon die CCC Vorträge ansehen was 
es in der Hinsicht gibt.

https://www.heise.de/newsticker/meldung/32C3-Verschluesselung-gaengiger-RFID-Schliessanlagen-geknackt-3056646.html
https://www.golem.de/news/nuki-smart-lock-im-test-ausgesperrt-statt-aufgesperrt-1607-122177.html

von Gerd E. (robberknight)


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Sapperlot W. schrieb:
> Das Problem bei Selbstbauloesungen ist die Haftung. Nehmen wir an es
> gebe einen Einbruch ohne Spuren. Der Verdacht kommt auf das kuerzlich
> neu eingebaute Schliesssystem. Dann ist es an dir zu beweisen, dass
> dieses sicher ist. Kann man machen ...

Und Du glaubst eine Firma wie Burg Wächter lässt sich auf sowas ein und 
beweist Dir irgendwas?

Ich glaube wenn Du solche Forderungen stellst, brauchst Du eine Lösung 
mit einem Preis mit noch ner Null mehr hintendran.

von Markus K. (markus_k682)


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Gerd E. schrieb:
> Und Du glaubst eine Firma wie Burg Wächter lässt sich auf sowas ein und
> beweist Dir irgendwas?

Ich glaube schon das wenn es wirklich ernst wird, also ein Einbruch mit 
Verlust von hohen Sachwerten und Geschädigter und Versicherung sehen 
sich vor Gericht das dann schon das Gericht in Erwägung zieht einen 
"Sachverständigen" der Firma zu laden. Aber dazu wird es vermutlich nur 
ganz selten kommen da man der Firma Burg Wächter zunächst einen 
Vertrauensbonus gewährt und nur in einem wirklich begründeten Verdacht, 
wenn alles andere Ausgeschlossen ist, zu diesem Schritt greifen wird.
Es gibt aber schon Beispiele für solche Extremfälle. Z.B wurde der 
Heizlüfterhersteller des In der Bergbahn von Kaprun verbauten Lüfters 
ziemlich heftig angegangen und der musste sich mit allen Mitteln 
verteidigen.
Fitbit hat eine Sammelklage am Hals weil ihr Pulsmesser angeblich nicht 
recht funktioniert und eine Gefahr für die Gesundheit darstellen würde. 
Auch die schicken ihre Projektleiter und Anwälte zum Gericht.
Ach und VW... ;-)

Außerdem habe als Bastler hab diesen Vertrauensbonus nicht und muss mich 
wahrscheinlich viel früher rechtfertigen. Wenn nicht vor Gericht dann 
zumindest vor dem Kunden.

von Gerd E. (robberknight)


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Markus K. schrieb:
> Ich glaube schon das wenn es wirklich ernst wird, also ein Einbruch mit
> Verlust von hohen Sachwerten und Geschädigter und Versicherung sehen
> sich vor Gericht das dann schon das Gericht in Erwägung zieht einen
> "Sachverständigen" der Firma zu laden.

So, sagen wir mal das Gericht bestellt tatsächlich einen 
Sachverständigen. Der ist dann natürlich nicht von der Firma selbst, 
sondern ein externer.

Der dürfte sich bei mir gerne die 458 Zeilen Code, die Installation und 
Konfiguration des OS sowie den Aufbau vor Ort anschauen. Ich habe da 
keine Befürchtungen. Und weil das Ganze recht überschaubar ist, wird der 
in überschaubarer Zeit zu einem klaren Ergebnis kommen.

Bei Burg Wächter ist dagegen die Frage ob die den Source überhaupt haben 
(die könnten das ja auch fremd vergeben haben oder eine Fremdlösung nur 
gelabelt) und dann ob die den da überhaupt ranlassen. Und wenn ja, dann 
ist deren Webportal-Lösung etc. wesentlich umfangreicher, so daß der 
Sachverständige nicht alles prüfen kann.

Der tolle Name macht nur auf den ersten Moment Eindruck.

Dennoch hat eine selbst gebaute Lösung klar ihre Grenzen, wenn z.B. von 
der Versicherung ein VdS-Zertifikat gefordert wird. Das zu erwerben 
lohnt sich ganz klar erst ab größeren Stückzahlen.

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