Forum: HF, Funk und Felder Aktive Arbeitspunkteinstellung in LNA, Erklärung gesucht


von Felix U. (ubfx)


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Liebes Forum,

ich schaue mir zur Zeit verschiedene LNA Schaltungen für 2m an und bin 
jetzt auf eine Seite [1] gestoßen, die einen LNA mit besonders guter 
Noise Figure vorstellt. Ich möchte das zwar nicht unbedingt nachbauen, 
allerdings würde mich die genaue Funktionsweise der aktiven 
Arbeitspunkteinstellung interessieren.

Das Konstrukt mit dem matched Transistorenpaar erinnert mich entfernt an 
einen Stromspiegel, allerdings ist mir nicht klar, wie die verschiedenen 
Kollektor- und Emitterwiderstände dimensioniert sind und wie das zu 
einem konstanten Drainstrom / Arbeitspunkt führt.

Über eine Erklärung würde ich mich freuen,
Viele Grüße

[1] http://vhfdesign.com/en/lna/lna-eme-atf-531p8-series.html

: Bearbeitet durch User
von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo,

im Prinzip handelt es sich um eine Stromquelle, welche in den R10 
arbeitet. Der Strom wird mit Hilfe des Spannungsabfalls über R12 
nachgeregelt, um den Arbeitspunkt mit 4 Volt am Drain zu gewährleisten. 
Dies bewirkt eine deutliche Isolierung vom Rauschen des 
Spannungsreglers.

Die 78xx Reihe ist ja berüchtigt für ihr Rauschen, da gibt es andere 
Spannungsregler, welche um Faktor 10 besser sind. Aber offensichtlich 
spielt das hier keine Rolle mehr.

https://de.wikipedia.org/wiki/Konstantstromquelle

: Bearbeitet durch User
von Jens G. (jensig)


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>Dies bewirkt eine deutliche Isolierung vom Rauschen des
>Spannungsreglers.

Wieso soll diese Regelung das Rauschen des Spannungsreglers 
unterdrücken?
Zumal noch zu klären wäre, ob der Regler bei 2m überhaupt noch 
wesentlich rauscht.

von B e r n d W. (smiley46)


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> Wieso soll diese Regelung das Rauschen des Spannungsreglers
> unterdrücken?

Weil eine Stromquelle einen sehr hohen Innenwiderstand hat und sich 
dadurch kaum Störungen von der Betriebsspannung auf den R10 übertragen.

von Felix U. (ubfx)


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Das ergibt Sinn. Allerdings verstehe ich nicht, wieso man für die 
Einstellung der Stromquelle dann T2 in dieser 
"Transistordioden"-Konfiguration verwendet. Hat es außerdem einen 
speziellen Grund, dass hier ein PNP Paar zum Einsatz kommt?

von Jens G. (jensig)


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>Das ergibt Sinn. Allerdings verstehe ich nicht, wieso man für die

Sehe ich nicht so. HF wie um die 2m wird doch schon durch die C's 
abgeblockt.
Wie soll denn da noch ein wesentlicher Rauschanteil durchkommen, bzw. 
wie soll der pnp diese recht hohe Frequenz abblocken?

>Einstellung der Stromquelle dann T2 in dieser
>"Transistordioden"-Konfiguration verwendet. Hat es außerdem einen
>speziellen Grund, dass hier ein PNP Paar zum Einsatz kommt?

Klar - npn gehen ja dort nicht, denn schließlich ergibt sich die 
Stabilisierung dadurch, daß der Emitter dort die durch den Strom 
erzeugten Spannungsabfall auf der Plusleitung "erfühlt", und damit 
evtl'en Stromänderung (durch Temperatur) über die Gegenkopplung auf das 
Gate entgegenwirkt.

Daß man damit auch das Rauschen begrenzen könne, ist mir jetzt erstmal 
ganz neu (abgesehen von niederfrequenterem Rauschen, was hier wohl eher 
nicht von Belang ist), und habe ich bisher auch nirgends gelesen, als 
ich mal ein ähnliches Konstrukt (mit ATF54143) gebaut hatte.

: Bearbeitet durch User
von Felix U. (ubfx)


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Jens G. schrieb:
> (abgesehen von niederfrequenterem Rauschen, was hier wohl eher
> nicht von Belang ist),

Ich finde es zumindest nicht offensichtlich, dass niederfrequentes 
Rauschen nicht von Belang sein soll. Wenn man die Gatespannung des FETs 
mit einem niederfrequenten Rauschen moduliert, dann schlägt sich das ja 
über die Abhängigkeit der Verstärkung vom Drainstrom als 
Amplitudenmodulation auf das Ausgangssignal durch. Zumindest könnte ich 
mir das vorstellen.

Jens G. schrieb:
> daß der Emitter dort die durch den Strom
> erzeugten Spannungsabfall auf der Plusleitung "erfühlt", und damit
> evtl'en Stromänderung (durch Temperatur) über die Gegenkopplung auf das
> Gate entgegenwirkt.

Das wäre dann ähnlich wie in dieser Schaltung [1]. Da wird allerdings 
nur ein Transistor gebraucht. Kann da vielleicht noch jemand den 
Unterschied / Sinn des Zweiten Transistors erklären?

[1] http://www.ok2kkw.com/00003016/lna_oz1pif/lna_pif_54143.gif

: Bearbeitet durch User
von Jens G. (jensig)


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>Ich finde es zumindest nicht offensichtlich, dass niederfrequentes
>Rauschen nicht von Belang sein soll. Wenn man die Gatespannung des FETs
>mit einem niederfrequenten Rauschen moduliert, dann schlägt sich das ja

Diese "Modulation" braucht aber eine nichtlineare Kennlinie, und die hat 
man nur dann, wenn man das Ding zu sehr aussteuert, was eher nicht der 
angestrebte Betriebsfall ist. Solange man aber im linearen bereich 
bleibt, addiert sich nur das Rauschen, was ja keine Modulation ist.
(ok, wirklich linear ist solch ein T nie, aber die Rest-Nichtlinearität 
ist bei üblichen Verhältnissen eher irrelevant).

>Das wäre dann ähnlich wie in dieser Schaltung [1]. Da wird allerdings

Genau diese Schaltung meinte ich ...

>nur ein Transistor gebraucht. Kann da vielleicht noch jemand den
>Unterschied / Sinn des Zweiten Transistors erklären?

Diese Eintransistorvariante hat den "Nachteil", daß durch die 
Temperaturabhängigkeit von Ube der Strom nicht ganz so stabil ist wie 
bei der Stromspiegelschaltung (beim Stromspiegel "kürzen" sich die 
Ube-Schwankungen ja weitgehenst raus, was ja in jedem IC heutzutage 
ausgenutzt wird).

: Bearbeitet durch User
von Robert M. (r0bm)


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Jens G. schrieb:
> (abgesehen von niederfrequenterem Rauschen, was hier wohl eher
> nicht von Belang ist)

Die durch das niederfrequente Rauschen des 7806 Spannungsreglers 
generierte Amplitudenmodulation AM der Gleichspannungsquelle wird im 
Verstärker direkt in Phasenmodulation PM umgewandelt. Die Phase des 
Vorwärts-Transmissionsfaktors S21 eines Verstärkers ist nicht konstant 
wenn sich die Betriebsspannung bzw. der Arbeitspunkt ändert. Bei 
Oszillatoren, Frequenzteilern usw. ist AM-PM Umwandlung besonders 
unerwünscht.

von Jens G. (jensig)


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>wenn sich die Betriebsspannung bzw. der Arbeitspunkt ändert. Bei
>Oszillatoren, Frequenzteilern usw. ist AM-PM Umwandlung besonders
>unerwünscht.

Gut - wir reden hier aber von einem Antennenverstärker, bei dem dieser 
Effekt erst bei höheren Pegeln auftreten dürfte. Bei niedrigen/normalen 
Pegeln gehen doch die verbleibenden Mischprodukte im Eigenrauschen 
unter.

Komischerweise lese ich bei den Beschreibungen solcher Schaltungen nie 
etwas über den angeblichen Rauschminderungseffekt (zumindest nicht 
damals, als ich mich damit beschäftigte (mindestens 10 Jahre her 
inzwischen), und den hier angegebenen Links).
Gibt's da paar aussagekräftige Informationen darüber im Netz?

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