Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Buck Converter: Wie wichtig sind Low ESR Kondensatoren?


von Patrick B. (p51d)


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Hallo zusammen

Ich hab mal eine Frage zu den ESR/ESL Werten von Cin und Cout eines Buck 
Converters.
Haben diese einen Einfluss auf das EMV Verhalten bei gutem Layout? Mir 
ist bewusst, dass der ESR Wert von Cout einen Einfluss auf den Rippel 
der Ausgangsspannung hat.
In den Datenblättern wird of für Cin und Cout >10uF angegeben. Wenn 
jetzt je noch 100nF parallel geschaltet wird, verbessern sich die 
Eigenschaften in Bezug auf EMV?
Lohnt es sich dann noch spezielle Low-ESR Kondensatoren zu verwenden?

Btw.: Der Buck-Converter von mir liefert nur eine Zwischenspannung für 
einen LDO-Regler. An dieser Zwischenspannung hängen nur ein paar LEDs.

Gruss
Patrick

: Verschoben durch Moderator
von Typ (Gast)


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Patrick B. schrieb:
> Lohnt es sich dann noch spezielle Low-ESR Kondensatoren zu verwenden?

Kann man so pauschal nicht sagen.
Wenn es nur darum geht einen µC und ein paar Signal-LEDs zu versorgen, 
eher nicht.
Wenn ordentlich Leistung benötigt wird, dann eher ja, allein schon um 
die Cs kühler zu halten.

von W.S. (Gast)


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Low ESR Kondensatoren sind bei Schaltreglern wichtig. ich würde sagen 
unerläßlich. Bedenke auch, daß sowas nicht nur am Ausgang nötig ist, 
sondern mehr noch am Eingang des Reglers. Grund: am Ausgang hast du ja 
im Prinzip einen natürlichen Tiefpaß aus Speicherdrossel und 
Ausgangskondensator. Am Eingang hingegen ist da nix und dort findet der 
Stromfluß gehackt statt. Das stört weitaus mehr, wenn du es nicht gut 
abblockst.

Aber die 100 nF Kondensatoren kannst du dir sparen. Ich weiß, früher 
hatten wir nix anderes als Elkos und gewöhnliche Keramik-C, aber die 
heutzutage preisgünstig erhältlichen hochkapazitiven Keramik-C's von 
z.B. 22µF/25V oder 4.7µF/35V sind in Sachen EMV weitaus besser als jeder 
Elko.

Nochwas: denke auch dran, eine möglichst geschirmte Speicherdrossel zu 
verwenden. Sowas ähnliches wir die TPC-Reihe bei Würth. Die ollen 
Drosseln von Coilcraft im Garnrollen-Format sind nämlich auch ganz gute 
magnetische Dreckschleudern.

W.S.

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> W.S. schrieb:
> Nochwas: denke auch dran, eine möglichst geschirmte Speicherdrossel zu
> verwenden.
Das muß aber gar nicht sein.

> Drosseln von Coilcraft im Garnrollen-Format sind nämlich auch ganz gute
> magnetische Dreckschleudern.
Das ist wohl wahr. Deshalb sind Ringkerndrosseln auch eine sehr gute 
Wahl, weil die Prinzip bedingt ein kleines Streufeld haben.
Ich nutze seit vielen Jahren Ringkern-Drosseln von NKL für kleiner 
Step-Down-Regler (bis 2A) in industrielle Meßtechnik.
https://www.nkl-emv.de/home-de/produkte/speicherdrosseln/
Gruß Öletronika

: Bearbeitet durch User
von Patrick B. (p51d)


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Typ schrieb:
> Wenn ordentlich Leistung benötigt wird, dann eher ja, allein schon um
> die Cs kühler zu halten.

Leistung wird nicht wirklich benötigt. Ich generiere aus 24V eine 
Zwischenspannung von 4.25V mit dem Buck-Converter und dann 3.3V über 
einen Linearregler. Das ganze wird auf ~1.5W ausgelegt (sind eine 
Handvoll LEDs, STM32 und noch etwas Logik-Futter).

W.S. schrieb:
> Bedenke auch, daß sowas nicht nur am Ausgang nötig ist,
> sondern mehr noch am Eingang des Reglers.

Das habe ich auch schon realisiert. Die einzelnen AC-Kreise sind ja auch 
wichtig beim Layout...

W.S. schrieb:
> Aber die 100 nF Kondensatoren kannst du dir sparen.

Jetzt bin ich aber etwas verwirrt. Ist der ESR des 100nF Kondensators 
nicht tiefer als der eines 4.7uF und somit besser geeignet? Da der ESR 
bis zur Resonanz immer weiter abnimmt, ist er im Bereich des 
Schaltreglers (100-500kHz) ja viel höher. Somit müsste doch im ersten 
Moment der 100nF übernehmen.

Beitrag #5177859 wurde vom Autor gelöscht.
von OS (Gast)


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Was oft vergessen wird, Low ESR ist nicht nur für den Ripple 
verantwortlich.
Eine höhere Ripple Spannung am Elko bringt auch mehr Stress für den Elko 
mit.
Das geht auf die Lebensdauer, bzw. die Brauchbarkeitsdauer des Elkos.
Ich hatte so eine Leiterplatte mit 8 Wandlern drauf, wenn da eine 
Lebensdauer Berechnung gemacht wird, dann sieht es nicht besonders gut 
aus mit " Normalen " Elkos".

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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OS schrieb:
> Eine höhere Ripple Spannung am Elko bringt auch mehr Stress für den Elko
> mit.
Weil der Ripplestrom sowieso durch den Elko muss. Und weil eine höhere 
Ripplespannung zusammen mit dem Ripplestrom eine höhere Verlustleistung 
ergibt, wird der Elko wärmer. Und wärmere Elkos haben eine kürzere 
Lebensdauer. Bei 10K höherer Temperatur hat der Elko nur noch die halbe 
Lebenserwartung.
Weil aber durch die Alterung des Elkos auch der ESR ansteigt, steigt 
auch die Ripplespannung und damit die Temperatur an. Fazit: Mitkopplung 
und früher Tod.

von M. K. (sylaina)


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Patrick B. schrieb:
> Leistung wird nicht wirklich benötigt. Ich generiere aus 24V eine
> Zwischenspannung von 4.25V mit dem Buck-Converter und dann 3.3V über
> einen Linearregler.

öhm...warum? Warum nicht gleich 3.3V machen, warum der Umweg über die 
4.25V? Step-Down vernünftig beschaltet ist der Weg über die 4.25V 
schlicht unnötig.

Patrick B. schrieb:
> Lohnt es sich dann noch spezielle Low-ESR Kondensatoren zu verwenden?

Lohnt sich immer, vor allem sind Low-ESR-Kondensatoren auch nix 
besonderes mehr dass sich ein Verzicht darauf lohnen würde.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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M. K. schrieb:
> Step-Down vernünftig beschaltet ist der Weg über die 4.25V schlicht unnötig
Irgendwas wird mit den 4,25V und mit LEDs gemacht...

von M. K. (sylaina)


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Lothar M. schrieb:
> Irgendwas wird mit den 4,25V und mit LEDs gemacht...

Stimmt, das mit den LEDs hab ich überlesen.

von Günter Lenz (Gast)


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Patrick B.
>Da der ESR
>bis zur Resonanz immer weiter abnimmt,

Ich habe bisher immer gedacht daß der ESR ein rein ohmischer
Widerstand ist, also frequenzunabhängig. Theoretisch als Modell
gedacht, ein Verlustwiderstand der mit einem idealen Kondensator
in Reihe geschaltet ist?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Günter Lenz schrieb:
> Ich habe bisher immer gedacht daß der ESR ein rein ohmischer
> Widerstand ist, also frequenzunabhängig.
Nein, der ESR ist über alle möglich Parameter variabel. Die Frequenz, 
mit der der ESR gemessen wurde, steht im Datenblatt...

von Patrick B. (p51d)


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Lothar M. schrieb:
>> Step-Down vernünftig beschaltet ist der Weg über die 4.25V schlicht unnötig
> Irgendwas wird mit den 4,25V und mit LEDs gemacht...

An den nachfolgenden 3.3V sind auch analoge Schaltungsteile 
angeschlossen. Und da bei meinem letzten Design eine grössere 
Überarbeitung nötig war, nur aufgrund der schaltenden LEDs 
(Spannungseinbruch bei der damaligen gemeinsamen 3.3V Speisung von ~10mV 
bei IF~5mA, was nicht zu gebrauchen war) wollte ich das jetzt von Anfang 
an umgehen.
Bei diesem Design hatte ich am Schluss separate Linearregler für Analog- 
und Digitalteil. Und die LEDs waren an der "unwichtigen" 
Zwischenspannung.

Lothar M. schrieb:
> Weil der Ripplestrom sowieso durch den Elko muss.

Ein 100uF Elko als Bulk-Kondensator direkt am Eingang der Schaltung 
schadet aber nicht, wenn dann Low-ESR Kondensatoren an den Pins des 
Schaltreglers sind, oder?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Patrick B. schrieb:
> Lothar M. schrieb:
>> Weil der Ripplestrom sowieso durch den Elko muss.
> Ein 100uF Elko als Bulk-Kondensator direkt am Eingang der Schaltung
> schadet aber nicht, wenn dann Low-ESR Kondensatoren an den Pins des
> Schaltreglers sind, oder?
Schadet nicht, hilft aber auch nicht (viel).

@Günter Lenz: angehängt mal die Frequenzabhängigkeit des ESR bei Vishay 
CRV Elkos. In anderen Datenblättern findest du ähnliche Angaben oder 
Formeln...

: Bearbeitet durch Moderator
von Günter Lenz (Gast)


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Lothar Miller (lkmiller) schrieb:
>Nein, der ESR ist über alle möglich Parameter variabel.

Also ein frequenzabhängiger Scheinwiderstand?

Hier ist es aber anders erklärt, nach meiner Modellvorstellung,
siehe Ersatzschaltbild (der rote Widerstand).

https://www.elektronik-kompendium.de/sites/bau/0810091.htm

von Hansjörg (Gast)


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> Sowas ähnliches wir die TPC-Reihe bei Würth. Die ollen
> Drosseln von Coilcraft im Garnrollen-Format sind nämlich auch ganz gute
> magnetische Dreckschleudern.

Das ist keine Frage von Coilcraft oder Würth, das ist eine Frage der 
Auswahl des richtigen Bauteils für den richtigen Zweck. Beide Hersteller 
haben geschirmte und ungeschirmte Drosseln. Warum also die explizite 
Nennung dieser Hersteller ohne Zusammenhang zu den Bauarten?
W.S. = Würth Salesman? :P

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Günter Lenz schrieb:
> Hier ist es aber anders erklärt
Naja, eigentlich nicht...

Der ESR ist sowieso "nur" ein theoretischer "äquivalenter" Wert und 
wird aus anderen Kennwerten berechnet. Siehe dazu das Datenblatt der 
Vishay CRZ Elkos.

: Bearbeitet durch Moderator
von Typ (Gast)


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Günter Lenz schrieb:
> Hier ist es aber anders erklärt, nach meiner Modellvorstellung,
> siehe Ersatzschaltbild (der rote Widerstand).
>
> https://www.elektronik-kompendium.de/sites/bau/0810091.htm

Jein. Zumindest im Studium einigt man sich auf 3 Ersatzschaltbilder für 
niedrige (C || Leckleitwert), hohe (C + ESR), und sehr hohe Frequenzen 
(C + L + ESR)

von noti (Gast)


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W.S. schrieb:
> Low ESR Kondensatoren sind bei Schaltreglern wichtig. ich würde sagen
> unerläßlich.

Wie immer: es gibt Ausnahmen, nicht alle Schaltregler sind mit Low-ESR 
Kondensatoren kompatibel. Man findet immer noch Angaben wie "stable with 
ceramic capacitors" in den Datenblättern (offenbar sind das nicht 
alle...). Gewisse Regler (hysteretisch?) benötigen einen mindest-ESR, 
der auch über einen seriellen Widerstand gemacht wird.

Gilt (galt?) übrigens auch für Längsregler, die mit bestimmten 
Cout-Konfigurationen schwingfähig waren...

--> Immer Datenblatt / App-Note beachten.

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