Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Aliasing und Rekonstruktion des Signals


von alias_ing (Gast)


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Hallo,
ich hab eine Frage zu Aliasing. Wenn ich ein Spektrum eines diskreten 
Signals habe, dann ist dieses ja periodisch. fs ist meine 
Abtastfrequenz, fmax meine höchste, im Signal vorkommende Frequenz. Wenn 
ich nun mit fs>2fmax abtaste ist eh alles gut. Wenn ich das jetzt aber 
nicht erfülle tritt ja aliasing auf. Meine Frage ist nun, wie das genau 
ausschaut bzw. wie das bei der Rekonstruktion vor sich geht. Wenn ich 
hier mal auf folgendes Bild verweisen dar: 
http://image.clickoslo.com/upload/6/dc/6dcb246ffcf37c96af2debb0186728aa_thumb.gif
Welches Dreieck wird nun zur Rekonstruktion des Signals verwendet bzw. 
bis wohin? Falls nämlich bis fs, dann wäre das Ursprungssignal ja eh 
enthalten (inklusive der unerwünschten alias Frequenzen).

Also welchen welchen Bereich nimmt man nun vernünftig zur Erklärung des 
Effekts her?

von Georg A. (georga)


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Das Aliasing geht "kurz nach" der dritten Zeile los. Die zweite ist noch 
problemlos, die dritte ist der Grenzfall. Das Problem ist, dass man 
nicht mehr entscheiden kann, ob der Frequenzanteil <fs/2 in der 
Rekonstruktion echt ist oder durchs Aliasing reingekommen ist. Wenn man 
vorher alles von 0 bis fs/2 und ab fs bis unendlich ausfiltern kann, ist 
es auch wieder klar (wird auch oft so benutzt), aber mit diesem Wissen 
ist schon wieder mehr Information vorhanden, als im eigentlichen 
abgetasteten Signal vorkommt.

von alias_ing (Gast)


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Soweit so klar, aber wenn ich jetzt z.B. ein ein Sinussignal mit 
Frequenzkomponenten von 4kHz und 17kHz habe und mit 20kHz abtaste. Dann 
bekomme ich Komponenten bei 4kHz, bei 3kHz, aber auch, da es dann ja ab 
fs/2 gespiegelt ist das Spektrum, bei 16kHz und bei 17kHz usw. usw. Das 
verwirrt mich gerade etwas. Ebenso gibts dann im Spektrum ja auch Anteil 
bei z.B. 196kHz (da das Spektrum ja eben periodisch ist).

von Georg A. (georga)


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alias_ing schrieb:
> Dann
> bekomme ich Komponenten bei 4kHz, bei 3kHz, aber auch, da es dann ja ab
> fs/2 gespiegelt ist das Spektrum, bei 16kHz und bei 17kHz usw. usw. Das
> verwirrt mich gerade etwas. Ebenso gibts dann im Spektrum ja auch Anteil
> bei z.B. 196kHz (da das Spektrum ja eben periodisch ist).

Ja, das kommt daher, weil dein Abtastimpuls (Dirac-Kamm) zumindest 
theoretisch alle fs (n*fs) einen Peak im Spektrum hat. Jeder dieser 
Peaks erzeugt ein Abbild des Eingangssignals zentriert um n*fs (wie ein 
AM-Mischer), das sich mit allen anderen Abbildern überlagert.

In der Praxis gibt es keinen Dirac-Impuls, der hat immer eine gewisse 
Dauer. Damit sinkt die Amplitude der Peaks mit steigender Frequenz und 
damit auch die Amplituden der Spiegelbilder.

Ausfiltern müsste man diese Spiegelbilder >fs/2 für eine ideale 
Rekonstruktion aber eigentlich immer, selbst wenn es kein Aliasing gibt.

von Sven B. (scummos)


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alias_ing schrieb:
> Soweit so klar, aber wenn ich jetzt z.B. ein ein Sinussignal mit
> Frequenzkomponenten von 4kHz und 17kHz habe und mit 20kHz abtaste. Dann
> bekomme ich Komponenten bei 4kHz, bei 3kHz, aber auch, da es dann ja ab
> fs/2 gespiegelt ist das Spektrum, bei 16kHz und bei 17kHz usw. usw. Das
> verwirrt mich gerade etwas.

Naja, das ist ein bisschen Auffassungssache. Ich formuliere es mal so: 
egal welches 10 kHz-Band du auswählst, sei es von 0 bis 10 kHz, oder von 
2 bis 12, oder von 40 bis 50, ist darin alle Information vom Signal 
enthalten. Welches davon für die Rekonstruktion das richtige ist, hängt 
von der Zusatzinformation ab, in welchem Frequenzband dein Signal 
Anteile hat. Wenn dieses Band breiter ist als 10 kHz, kannst du nichts 
rekonstruieren.

von HildeK (Gast)


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alias_ing schrieb:
> Soweit so klar, aber wenn ich jetzt z.B. ein ein Sinussignal mit
> Frequenzkomponenten von 4kHz und 17kHz habe und mit 20kHz abtaste. Dann
> bekomme ich Komponenten bei 4kHz, bei 3kHz, aber auch, da es dann ja ab
> fs/2 gespiegelt ist das Spektrum, bei 16kHz und bei 17kHz usw. usw. Das
> verwirrt mich gerade etwas.

Deshalb gibt es ja die Forderung, dass die BB des abgetasteten Signals < 
fs/2 sein muss.
Die Abtastung ist eine Multiplikation des Nutzsignals idealerweise mit 
Diracstößen der Frequenz fs. Dadurch wiederholt sich das Basisband 
periodisch um fs - idealerweise bis ins Unendliche. Sind die Bänder 
breiter, gibt es Überlappungen, die zu falschen Frequenzen in der 
Rekonstruktion führen.

Auch bei korrekten Verhältnissen erhältst du symmetrisch um fa und deren 
Vielfachen diese Bänder wieder.
Das kann man sich sogar zu Nutze machen: ein Band zwischen 20kHz und 
30kHz mit 20kHz abgetastet kannst du dann je nach Wunsch auch zwischen 0 
und 10kHz oder 20kHz und 10kHz oder auch zwischen 40kHz und 50kHz 
wiederherstellen. Notwendig ist nur ein geeignetes Bandpassfilter, das 
dir den gewünschten Bereich ausfiltert.
So könntest du das Audioband mit z.B. 500kHz abtasten. Bei der 
Rekonstruktion aber ein Bandpassfilter verwenden, das zwischen 980kHz 
und 1020kHz durchlässt und erhältst ein amplitudenmoduliertes Signal um 
1MHz.

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