Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Einfuss Jitter auf Audiosignal


von Tob0rk (Gast)


Lesenswert?

Guten Abend,
ich bin zurzeit dabei eine digitale Frequenzweiche mit Vorverstärker zu 
entwickeln.
Jetzt stehe ich vor der Frage, wie stark der Einfluss von Schwankungen 
der Taktquelle des Mikrocontrollers auf die Audioqualität ist.
Was meint ihr, lohnt sich die Verwendung eines genaueren und stabileren 
Oszillators?
Der uC erzeugt auch den Takt für den Audiocodec.

MfG
Tob0rk

von 3162534373 .. (3162534373)


Lesenswert?

Der Takt ist entscheident für die Rekonstruktion des Signals.

Die Frage ist nur, ob man es hört.

Also musst Du dir die Frage stellen.
Bzw musst Du am Ende hören ob es reicht oder nicht.

von Joe F. (easylife)


Lesenswert?

Tob0rk schrieb:
> Jetzt stehe ich vor der Frage, wie stark der Einfluss von Schwankungen
> der Taktquelle des Mikrocontrollers auf die Audioqualität ist.
> Was meint ihr, lohnt sich die Verwendung eines genaueren und stabileren
> Oszillators?
> Der uC erzeugt auch den Takt für den Audiocodec.

Das ist keine gute Idee.
Beim digitalen Audio-Interface (I2S, TDM) spielt Jitter kaum eine Rolle, 
aber die MCLK wird in der Regel direkt für den Modulator/Demodulator 
benutzt.
Und hier wirkt sich Jitter sehr deutlich aus (Verzerrungen).

Daher nimmt man hierfür eine jitter-arme Quelle.
Ausserdem wird dein Mikrocontroller die üblicherweise nötigen Frequenzen 
(11,2896 bzw. 12,2880 MHz oder vielfache) vermutlich nicht direkt 
bereitstellen können.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


Lesenswert?

Joe F. schrieb:
> Ausserdem wird dein Mikrocontroller die üblicherweise nötigen Frequenzen
> (11,2896 bzw. 12,2880 MHz oder vielfache) vermutlich nicht direkt
> bereitstellen können.

Wieso? Man muss ihn doch nur mit den betreffenden Frequenzen (bzw. einem 
Vielfachen davon) betreiben, dann kann er das sehr wohl. Das dürfte 
also eine der leichteren Übungen sein.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Audio CD bedeutet eine (relative) Genauigkeit von 1/32768tel, und wenn 
sich der Umschaltmoment (des 1 bit oder 16 bit Wandlers) um so ein 
kleines Stück zeitlich verschiebt, bringt das Qualitätseinbussen. Die 
Frage mag zwar lauten, ob man das hört, aber irgendwann wird man es 
hören. Manche Leute wollen ja sogar 24 bit 96 ksps.
Also ist ein quartzgenaues Einhalten der Samplezeitpunkte schon 
relevant. Signale mit starken Jitter kann man wieder synchronisieren.

von Joe F. (easylife)


Lesenswert?

Rufus Τ. F. schrieb:
> Wieso? Man muss ihn doch nur mit den betreffenden Frequenzen (bzw. einem
> Vielfachen davon) betreiben, dann kann er das sehr wohl.

Wenn der uC ausser Audio nichts anderes mehr tun soll, ist das 
sicherlich eine elegante Möglichkeit.
Soll er aber evtl. auch eine USB Verbindung oder UART haben, könnte man 
da schon mit Limitierungen bezügl. des Systemtakts konfrontiert sein.

von HildeK (Gast)


Lesenswert?

Von Jitter redet man üblicherweise von schnellen Schwankungen im Bereich 
einiger Periodendauern. Wie schon gesagt wurde, da gibt es Verzerrungen, 
wenn es der Takt des DAC ist. Im Prinzip ist es eine Modulation des 
Nutzsignals mit dem Jittersignal. Innerhalb der digitalen 
Signalverarbeitungskette ist das kein Problem, auf dar AD- oder DA-Seite 
schon.

Weniger kritisch sind langsame Schwankungen (Temperatur, Alterung) sowie 
der Absolutwert. Das führt zwar zu einer Veränderung der Tonhöhe 
(Tonband läuft langsamer/schneller), aber hörbar sind solche 
üblicherweise geringen Ablagen bei einem typischen Quarzoszillators 
nicht - oder hast du das absolute Gehör?

von Tob0rk (Gast)


Lesenswert?

AD und DA arbeiten mit den gleichen Takt, wodurch die Sampelrate nicht 
genau 196 oder 197 oder... sein muss. Des Weiteren bietet der 
uC(stm32h7) den ich verwenden möchte eine PLL für das Audiointerface.
Ich hatte mal von Audio Enthusiasten gehört, die extra den Oszillator in 
cd Spieler getauscht hatten, für eine bessere Audioqualität.
Deswegen wollte ich wissen ob ein 0815 Oszillator sich stark auf die 
Qualität auswirkt.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


Lesenswert?

Tob0rk schrieb:
> Ich hatte mal von Audio Enthusiasten gehört, die extra den Oszillator in
> cd Spieler getauscht hatten, für eine bessere Audioqualität.

Diese Personengruppe lackiert auch den Rand von CDs, verwendet 
"Entmagnetisierer" oder ersetzt Sicherungsautomaten in der Hauselektrik 
durch vergoldete Schmelzsicherungen - für eine bessere Audioqualität.

Im Audiobereich gibt es unendlich viel Voodoo, Betrug und Schlangenöl, 
insbesondere der Begriff "Jitter" wird gerne in den gleichen Topf 
geworfen (um dann beispielsweise Toslinkkabel mit vergoldeten Steckern 
--wegen des geringeren Übergangswiderstandes-- zu verkaufen).

Man muss sich bei Audiobasteleien vorsichtig von den Esoterikern 
fernhalten.

von Djiuehehe (Gast)


Lesenswert?

Rufus Τ. F. schrieb:

> Man muss sich bei Audiobasteleien vorsichtig von den Esoterikern
> fernhalten.

Schön gesagt. Du hast es exakt getroffen

von Tob0rk (Gast)


Lesenswert?

Dann werde ich es bei einem einfachen Quarz belassen.
Langsame Abweichungen (Wander) wird man, bedingt durch den Aufbau nicht 
heraushören, da AD und DA synchron arbeiten.
Nur kurzeitige Taktschwankungen (Jitter) haben mir Sorgen bereitet und 
mir war nur unklar wie groß der Einfluss auf das Audiosignal ist.

von Joe F. (easylife)


Lesenswert?

Tob0rk schrieb:
> Des Weiteren bietet der
> uC(stm32h7) den ich verwenden möchte eine PLL für das Audiointerface.

Wenn ich es richtig sehe bietet dieser uC sogar 2 PLLs speziell für 
Audio (PLLI2S, PLLISAI) und der Jitter wird mit ca. 90ps angegeben.
Das liegt durchaus im Bereich "normaler" externer Audioclock-PLLs.
Ich würde sagen, es spricht nichts dagegen die internen PLLs auch zu 
verwenden und man darf ein recht gutes Audio erwarten.

von Ralph B. (rberres)


Lesenswert?

Rufus Τ. F. schrieb:
> Tob0rk schrieb:
>> Ich hatte mal von Audio Enthusiasten gehört, die extra den Oszillator in
>> cd Spieler getauscht hatten, für eine bessere Audioqualität.
>
> Diese Personengruppe lackiert auch den Rand von CDs, verwendet
> "Entmagnetisierer" oder ersetzt Sicherungsautomaten in der Hauselektrik
> durch vergoldete Schmelzsicherungen - für eine bessere Audioqualität.
>
> Im Audiobereich gibt es unendlich viel Voodoo, Betrug und Schlangenöl,
> insbesondere der Begriff "Jitter" wird gerne in den gleichen Topf
> geworfen (um dann beispielsweise Toslinkkabel mit vergoldeten Steckern
> --wegen des geringeren Übergangswiderstandes-- zu verkaufen).
>
> Man muss sich bei Audiobasteleien vorsichtig von den Esoterikern
> fernhalten.

Ja und nein.

Was diese Personengruppe betrifft gebe ich dir recht.

Trotzdem ist die Jitterarmut der Taktquelle für die im Audiobereich 
üblichen AD und DA Wandler schon wichtig.

Diese arbeiten nach dem Sigma-Delta Prinzip und nicht nach dem SAR 
Prinzip wo der Jitter ziemlich unkritisch ist.

Schon Jitter im 100ps Bereich werden hörbar. Zumindest bei guter 
klasicher Musik auf guten Lautsprecher oder auch Kopfhörer.

Bei Techno ist es allerdings egal.

Ralph Berres

von Gerd E. (robberknight)


Lesenswert?

Ralph B. schrieb:
> Schon Jitter im 100ps Bereich werden hörbar.

ack

> Zumindest bei guter
> klasicher Musik auf guten Lautsprecher oder auch Kopfhörer.
>
> Bei Techno ist es allerdings egal.

Das hat nix mit dem Musikstil zu tun. Auch wenn ich kein Freund von 
Techno bin, gibt es auch dort in einigen Stücken so manche Passagen in 
denen man Jitter hören kann. Vor allem wenn man direkt vergleichen kann.

@Tob0rk: Was für ADCs und DACs wolltest Du denn einsetzen? Da gibt es 
auch natürlich auch Qualitätsunterschiede. Und ein Superduper low-jitter 
Oszillator macht einen billigst-DAC nicht zum Highend-Gerät.

von Tob0rk (Gast)


Lesenswert?

Gerd E. schrieb:
> Was für ADCs und DACs wolltest Du denn einsetzen?

Ich werde den CS4272 (Delta Sigma) einsetzen.
Schaltplan und Platine sind schon fertig designt.
Hatte nur noch überlegt die Taktquelle auszutauschen.

von Gerd E. (robberknight)


Lesenswert?

Tob0rk schrieb:
> Ich werde den CS4272 (Delta Sigma) einsetzen.

Das ist wohl so oberes Mittelfeld. Würde aber wahrscheinlich schon von 
einer saubereren Clock profitieren.

Die besten Jitterwerte haben spezielle Low-Jitter Oszillatoren mit 
fester Frequenz. Beispiele wären NDK NZ2520SD, NDK NZ2520SDA oder 
Crystek CCHD-957. Die typischen Frequenzen wären 22.5792 MHz und 24.576 
MHz.

Wenn es unbedingt etwas mit variabler Frequenz sein soll, dann schau 
nach Oszillatoren, die extra für Low-Jitter designed wurden. Ein 
Beispiel wäre Si570.

von Ralph B. (rberres)


Lesenswert?

Gerd E. schrieb:
> Die besten Jitterwerte haben spezielle Low-Jitter Oszillatoren mit
> fester Frequenz.

Ich würde mal sagen der klassische Quarzoszillator ohne PLL oder DDS 
dürften die beste Ergebnisse bringen, wenn diese denn sauber aufgebaut 
sind, ( Also keine Quarzzerbröselungsschaltungen mit einen 7400 Gatter 
).

Wenn dieser dann die Verstärkung mit einer echten Regelung konstant 
hält, kann man auch Spitzenergebnisse erwarten. Benötigt man mehrere 
Frequenzen so schaltet man halt den Quarz um.

Ralph Berres

von Klaus R. (klara)


Lesenswert?

Tob0rk schrieb:
> ich bin zurzeit dabei eine digitale Frequenzweiche mit Vorverstärker zu
> entwickeln.

Ich weiß zwar nicht ob der Tipp hier passt, Du kennst den MiniDSP?
mfg klaus

von Tob0rk (Gast)


Lesenswert?

Klaus R. schrieb:
> Du kennst den MiniDSP?

Nein kenne ich nicht.
Kannst du den mal verlinken?
Mein Aufbau ist eine Speziallösung, die nach meinen Wünschen designt 
ist:
-Audio mux mit 4 symmetrischen Eingängen, die in Stereo ausgeführt sind
-4 SPDIF Eingänge
-Temperatursensoren
-I2C zur Erweiterung (Display, Taster...)
-RS485 für Steuerbefehle
-4 symmetrische unabhängige Ausgänge
-PWM für Lüftersteuerung (Party betrieb)

Mit der Programmierung des STM32h7 kenne ich mich schon gut aus und die 
Mathematik für die Filter und EQ sind auch kein Problem.
Rechenleistung hat der STM32h7 mehr als genug.

von Klaus R. (klara)


Lesenswert?

Hier der Link.
https://www.minidsp.com/products/minidspkits/2-x-in-4-x-out-hd
https://www.hifitest.de/test/da-wandler/mini-dsp-2x4_hd_13432

Symmetrische Ein- und Ausgänge fehlen leider. Nach Deinen 
Spezifikationen ist das ein interessantes Teil. Der MiniDSP arbeitet mit 
einem "ADSP21489 400MHz Sharc, DSP floating point engine".
mfg klaus

von Gerd E. (robberknight)


Lesenswert?

Tob0rk schrieb:
> -4 SPDIF Eingänge

Vorsicht: dann kannst Du nicht einfach eine eigene Clock verwenden, 
sondern musst jeden Eingang individuell auf Deine interne Clock 
reclocken.

Auch wenn die Eingänge den selben nominalen Takt haben, gibt es immer 
eine ganz normale, geringe Drift. Und wenn Du gegen die nichts machst, 
gibt es Aussetzer und andere Probleme.

von Joe F. (easylife)


Lesenswert?

Gerd E. schrieb:
> Vorsicht: dann kannst Du nicht einfach eine eigene Clock verwenden,
> sondern musst jeden Eingang individuell auf Deine interne Clock
> reclocken.

Sehr wichtiger Punkt.

@TO:
Wenn du nur jeweils einen der 4 Eingänge benutzen willst, könnte der 
WM8805 von Cirrus Logic interessant für dich sein.
Der erzeugt dir die Audio-Clocks synchron zum ausgewählten SPDIF 
Eingang, oder auch "free-running" vom angeschlossenen Quarz.
Alle 4 SPDIF Inputs gleichzeitig wird sehr aufwändig (teuer), da du 
Samplerate-Converter benötigst.

: Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.