Forum: Markt Spritzguss und alternative Herstellungsmethoden


von Robert S. (sydebrix)


Lesenswert?

Moin Moin,
erstmal vorweg: Natürlich habe ich die Suchfunktion benutzt (bzw. 
Google) wodurch ich überhaupt auf dieses Board aufmerksam wurde. Jedoch 
sind einige Themen über 7 Jahre alt und andere doch zu weit vom Thema 
weg um sie aus dem Grab zu holen, von daher hoffe ich dass hier jemand 
mit seiner Expertise helfen kann.

Ausgangssituation ist die Herstellung eines kleinen Gehäuses 
(5cm*2cm*1cm), das im Grunde nichts anderes als das MB einer Smartwatch 
aufnehmen soll. Es besteht entweder aus zwei Teilen oder einem Teil dass 
in sich selbst faltbar ist, soll aus einem un-allergenem Material 
bestehen und in einer Auflage von 10k Stück hergestellt werden.
Dazu folgende Fragen:

Bräuchte man für zwei Teile auch zwei Werkzeuge beim Spritzguss, oder 
reicht eins dessen Komplexität (und damit Kosten) entsprechend steigen?

Wie hoch wären die Kosten für Werkzeuge, wenn das Gehäuse aus zwei 
Teilen besteht und diese in einander klickbar sind? Natürlich schwer zu 
beantworten, aber die Meinungen im anderen Thread fingen irgendwo bei 
1-5k an und hörten bei 96k auf. Die jeweils äußeren Seiten des Gehäuses 
müssen ansehnlich und gleichmäßig, aber nicht unbedingt glatt oder 
glänzend sein. Sind variable Stückkosten von 0,50€-0,80€ bei 10k heute 
noch realistisch?

Und gibt es allgemein Alternativen die sich für die Herstellung von 10k 
besser eignen als Spritzguss(=billiger sind)?

Die Herstellung dieses Gerätes ist dabei (bisher) rein fiktionaler Natur 
und wird für ein Bachelorprojekt an der Uni durchgeführt. Das ist auch 
der Grund warum ich hier leider keine konkreten Skizzen oder 
CAD-Zeichnungen vorlegen kann (und warum ich an keine "echten" Preise 
von entsprechenden Herstellern herankomme).

Und noch eine Frage an die CAD-Fähigen unter euch: Wie lange musstet ihr 
lernen/arbeiten bis ihr selbstständig auch komplexere Formen entwerfen 
konntet?

Vielen Dank und beste Grüße
Syde

von Gerd E. (robberknight)


Lesenswert?

Robert S. schrieb:
> Smartwatch
[...]
> wenn das Gehäuse aus zwei
> Teilen besteht und diese in einander klickbar sind?

Du willst das Gehäuse einer Smartwatch alleine mit Plastiknasen 
zusammenklipsen? Ich glaube nicht daß das stabil genug wird für tägliche 
Benutzung an der Hand. Das sollte zusätzlich zu den Clips an 4 Seiten 
verschraubt werden.

> Das ist auch
> der Grund warum ich hier leider keine konkreten Skizzen oder
> CAD-Zeichnungen vorlegen kann

Das macht aber auch das Abschätzen von Preisen verdammst schwer. Denn 
der Preis von Spritzgußwerkzeugen ist sehr stark von speziellen Features 
wie Schiebern etc. abhängig, die bei Hinterschneidungen und bestimmten 
Kanten benötigt werden. Was davon wo und wie nötig ist, kann nur jemand 
mit Erfahrung in dem Bereich und einem Blick auf die genauen CAD-Daten 
sagen.

von Robert S. (sydebrix)


Lesenswert?

> Das macht aber auch das Abschätzen von Preisen verdammst schwer. Denn
> der Preis von Spritzgußwerkzeugen ist sehr stark von speziellen Features
> wie Schiebern etc. abhängig, die bei Hinterschneidungen und bestimmten
> Kanten benötigt werden. Was davon wo und wie nötig ist, kann nur jemand
> mit Erfahrung in dem Bereich und einem Blick auf die genauen CAD-Daten
> sagen.

Dann einmal ein einfaches Gehäuse, keine verwinkelten Kanten, keine 
Hinterschneidungen. Das eine Element sei eine einfache flache Form an 
der das Board angebracht wird (wobei die Form einige Löcher für Sensoren 
besitzt), das zweite Element eine ovale Abdeckung mit Gewinden um die 
untere Form zu verschrauben.

Hättest du (oder jemand weiteres) da eventuell eine grobe Schätzung für 
die Werkzeugkosten, die man im Optimalfall in Deutschland bzw. in der EU 
erreichen könnte?

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

Robert S. schrieb:
> Und noch eine Frage an die CAD-Fähigen unter euch: Wie lange musstet ihr
> lernen/arbeiten bis ihr selbstständig auch komplexere Formen entwerfen
> konntet?

Komplexe Formen kann man bald mal.

Einfache Formen "fertigungsgerecht" braucht einiges an Erfahrung 
(Wandstärken, Entformschrägen, Anspritzpunkte, richtige Fillets, ...)

Die meisten Formen- und Werkzeugbauer die ich betreut habe, hatten alle 
sowieso ihr eigenes CAD (um den Catia-Flächenfriedhof aufzubereiten). 
Such dir einen solchen, und mach das mit dem zusammen...

von Robert S. (sydebrix)


Lesenswert?

Michael R. schrieb:
> Die meisten Formen- und Werkzeugbauer die ich betreut habe, hatten alle
> sowieso ihr eigenes CAD (um den Catia-Flächenfriedhof aufzubereiten).
> Such dir einen solchen, und mach das mit dem zusammen...
Nee, das war eine reine Interessensfrage. Das ganze Projekt ist sowieso 
mehr auf Konzeptentwicklung und betriebswirtschaftliche Aspekte 
ausgerichtet, sich an realistische Entwürfe zu setzen wäre zeitlich 
nicht zu realisieren.

>Catia-Flächenfriedhof
Was ist das denn?

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


Lesenswert?

>>Catia-Flächenfriedhof
> Was ist das denn?

Catia ist ein (leider) recht verbreitetes CAD-Programm (vor allem im 
Automotive-Bereich), ist aber kein echter Volumen-Modellierer, sondern 
eben ein Flächenmodellierer. Import in ein "richtiges" CAD ist (bzw. war 
es damals) der totale Horror, weil man eben viele unzusammenhängende 
Flächen hatte (einen Friedhof von toten Flächen ohne bezug)

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.