Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Arbeitsmarkt Hardwareprogrammierung & nötige Skills dafür


von Emil G. (balsamico)


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Hallo miteinander,

ich studiere Eletrotechnik im ersten Semester. Davor habe ich Informatik 
studiert, was leider vorzeitig nach der Hälfte in die Hose ging. Bevor 
ich was lesen muss wie "du solltest dich nicht mir Hardwareentwicklung 
beschäftigen, wenn dir das Informatikstudium schon zu schwer war", dass 
ich es nicht gekonnt hätte war nicht der Grund. Das Schicksal hatte 
Einwände aber mittlerweile ist alles wieder in Butter -und näher will 
ich darauf jetzt auch nicht eingehen. Letztendlich durchgefallen bin ich 
wegen Datenbanken und das war bei weitem nicht der schwierigste Kurs. 
Egal...

Worum es mir geht: Wir haben/hatten dieses Semester FPGA-Programmierung 
in Verilog. Da am Anfang des Kurses noch digitaltechnische Grundlagen 
anstanden, ging es insgesamt nicht sehr in die Tiefe mit Verilog. Die 
letzte Aufgabe war es den Takt zu drosseln und einen Johnson-Zähler zu 
implemenmtieren. Leider war es das schon damit für das komplette 
Studium. Das Thema hat mich aber echt gepackt obwohl wir noch 
nichteinmal etwas umgesetzt haben wofür es sich lohnen würde Hardware zu 
verwenden. Um die Sprache zu lernen und wie man systematisch an die 
Sache herangeht, könnte ich zwei Kurse eines anderen Studienganges 
belegen. Nun hätte ich aber noch ein paar Fragen:

1. Ich habe auf den Jobbörsen versucht einen Einblick in diesen 
Arbeitsmarkt zu bekommen und habe den Eindruck, der Bedarf an 
Hardware-Entwicklern ist bei weitem nicht so groß, wie der an 
Software-Entwicklern. Ist auch nicht unlogisch, da man das Meiste ja mit 
Software realisieren kann und die Vorteile dafür ja auf der Hand liegen. 
Täusche ich mich da? Könnte ich mich darauf einstellen überall ohne 
umziehen zu müssen Arbeit zu bekommen oder ist der Bedarf tatsächlich 
eher gering?

2. Von VHDL habe ich komplett keine Ahnung aber wenn ich mir den Code 
anschaue, ist der mir garnicht sympathisch. Sollte ich die Geschichte 
tatsächlich angehen, würde ich Verilog definitiv bevorzugen, aber 
Verilog-Skills scheinen so gut wie garnicht gefragt zu sein. Ich habe wo 
gelesen, dass Verilog mehr in den USA verwendet wird und hier eher VHDL. 
Könnt ihr das bestätigen? Was gibt der Arbeitsmarkt hierzulande her, was 
Verilog angeht?

3. Welche Skills sind nötig, um ein guter Hardware-Entwickler zu werden? 
Wird es sehr mathelastig, wenn es ans Eingefleischte geht? Braucht man 
mathematisches Feingefühl um auf gute Lösungen zu kommen? Ich habe die 
Mathekurse für den Bachelor alle bestanden aber meine Welt ist es nicht. 
Mir Algorithmen zu überlegen, die mit einer prozeduralen oder 
objektorientierten Hochsprache umgesetzt werden können, das liegt mir 
ziemlich aber mit Formeln jonglieren ist nicht meine Stärke. Sind die, 
ich sag mal abstrakten Denkvorgänge und Knobeleien und Konzepte zur 
Herangehensweise auf dem Weg zu einer Software-Lösung ähnlich wie die zu 
einer Hardware-Lösung? Oder sind hierfür völlig andere Skills nötig und 
Software-Engeneering hat überhaupt nichts mit Hardware-Engeneering zu 
tun?

4. Was fasziniert euch an diesem Thema oder weshalb ist 
Hardwareprogrammierung etwas, was ihr garnicht abkönnt?


Bin gespannt auf eure Antworten.

Danke!

von Marcus H. (mharnisch) Benutzerseite


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Emanuel G. schrieb:
> 2. Von VHDL habe ich komplett keine Ahnung aber wenn ich mir den Code
> anschaue, ist der mir garnicht sympathisch. Sollte ich die Geschichte
> tatsächlich angehen, würde ich Verilog definitiv bevorzugen, aber
> Verilog-Skills scheinen so gut wie garnicht gefragt zu sein. Ich habe wo
> gelesen, dass Verilog mehr in den USA verwendet wird und hier eher VHDL.
> Könnt ihr das bestätigen? Was gibt der Arbeitsmarkt hierzulande her, was
> Verilog angeht?

Besser ist natürlich immer, beides zu können. An dieser USA/Europa 
Geschichte ist (heute) nur noch teilweise was dran. Es ist eigentlich 
mehr ASIC/FPGA, wobei die Entwicklung von ASICs nun mal größtenteils 
außerhalb Europas stattfindet. Konzerne gehen zunehmend in Richtung 
SystemVerilog, schon allein um Mixed Language Lizenzen für die ohnehin 
schon teuren Tools zu vermeiden. Bei größeren Projekten mit zugekauften 
Komponenten (auch intern!) kommst Du an Verilog nicht vorbei. 
Andererseits wird es auch viel legacy Komponenten in VHDL geben.

--> beides lernen

von Joachim B. (jar)


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Emanuel G. schrieb:
> der Bedarf an
> Hardware-Entwicklern ist bei weitem nicht so groß, wie der an
> Software-Entwicklern. Ist auch nicht unlogisch, da man das Meiste ja mit
> Software realisieren kann und die Vorteile dafür ja auf der Hand liegen.
> Täusche ich mich da?

könnte sein das du dich täuschst

Bastian schrieb:
> Hi Leute, für mein Studium muss ich eine Gegenüberstellung von
> Stranggussverfahren und Biegeblechkonstruktion aus Unternehmenssicht
> (kostenorientiert) erstellen
Bastian schrieb:
> ich mache Elektrotechnik (Gerätetechnik) und bin
> schon dabei ein Gehäuse zu erstellen

zum Elektrotechnikstudium, ich wüsste nicht wo ich heute wäre wenn ich 
nicht vorher die Gesellenprüfung zum RFS Techniker gemacht hätte.
Ich kann mich an keine Vorlesung im Studium erinnern wo gezielt auf die 
unterschiedlichen Arten von Bauteilen genauer eingegegangen wurde.
Auch heute fragem mich Studenten wann setzt man Elko, wann Keramik- und 
wann Folien- Kondensatoren ein. Auch sind den meisten die Unterschiede 
von Kohleschicht-, Metallfilm- oder Drahtwiderstände physikalisch nicht 
bekannt.

Dein FPGA wird ja nicht alleine auf der Platine sitzen und dann gilt es 
je nach Einsatzort das gesamte Umfeld zu beleuchten, von der 
Betriebsicherheit bis zur EMV.
Bei Medizintechnik wirds noch etwas umfangreicher da hier verschärfte 
Ansprüche gelten.

Elektrotechnik ist ein recht weites Feld, da müsstest du schon 
präzisieren wo es dich hin zieht.

von (º°)·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.· (Gast)


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> zugekauften Komponenten (auch intern!) kommst Du an Verilog nicht vorbei.

Die kann Mann auch VHDL instantiieren.

von Purzel H. (hacky)


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Vergiss mal die paar Faecher, die schnell im Studium betrachtet werden. 
Nachher im Beruf wirst du innert Kuerze ein Mehrfaches lernen(muessen). 
Und jeweils innert ein paar Jahren erneuern muessen.

Ein Semester zu 2 Wochenstunden sind vielleicht 20 Wochen zu 2 Stunden, 
bedeutet eine Woche Arbeitszeit.

von Yafes61 (Gast)


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Emanuel G. schrieb:
> Worum es mir geht: Wir haben/hatten dieses Semester FPGA-Programmierung
> in Verilog.

FPGA-Programmierung ist der falsche Begriff. FPGAs werden eher 
konfiguriert, aber das was du meinst ist die Hardwarebeschreibung bzw. 
Hardware-Enwicklung in Verilog (oder VHDL).

Emanuel G. schrieb:
> 1. Ich habe auf den Jobbörsen versucht einen Einblick in diesen
> Arbeitsmarkt zu bekommen und habe den Eindruck, der Bedarf an
> Hardware-Entwicklern ist bei weitem nicht so groß, wie der an
> Software-Entwicklern. Ist auch nicht unlogisch, da man das Meiste ja mit
> Software realisieren kann und die Vorteile dafür ja auf der Hand liegen.
> Täusche ich mich da? Könnte ich mich darauf einstellen überall ohne
> umziehen zu müssen Arbeit zu bekommen oder ist der Bedarf tatsächlich
> eher gering?

Die Stellenausschreibungen zu Software-Entwickler gegenüber zu FPGA 
bezogene Hardware-Entwickler ist deutlich höher. Ist aber auch 
Regionsabgängig. In Berlin gibt es z.B. Richtung FPGA-Entwicklung nur 
handvolle Jobangebote, die du mit den Fingern abzählen kannst. Wobei 
Software-Entwickler sehr gefragt sind.

Emanuel G. schrieb:
> 2. Von VHDL habe ich komplett keine Ahnung aber wenn ich mir den Code
> anschaue, ist der mir garnicht sympathisch. Sollte ich die Geschichte
> tatsächlich angehen, würde ich Verilog definitiv bevorzugen, aber
> Verilog-Skills scheinen so gut wie garnicht gefragt zu sein. Ich habe wo
> gelesen, dass Verilog mehr in den USA verwendet wird und hier eher VHDL.
> Könnt ihr das bestätigen? Was gibt der Arbeitsmarkt hierzulande her, was
> Verilog angeht?

Theoretisch ist es egal ob VHDL oder Verilog meiner Meinung, weil das 
Resultat aufs gleiche hinausläuft. Aber trotzdem sollte man in der Lage 
sein beide Sprachen analysieren zu können. Wäre von Vorteil...

Emanuel G. schrieb:
> 4. Was fasziniert euch an diesem Thema oder weshalb ist
> Hardwareprogrammierung etwas, was ihr garnicht abkönnt?

Das Thema FPGA hat bei mir im Studium das Interesse geweckt, welches ich 
durch interessante Projekte im Berufsleben anwenden und erweitern 
konnte. Mir persönlich gefällt die Entwicklungsstruktur in Hardware 
besser als bei einem C basierten µC oder Software-Entwicklung unter 
Windwos. Beim FPGA bis du voll in der Materie drin, musst dich in 
Taktebene in die Schaltung hineinversetzen, sodass du die volle 
Kontrolle (!) in der Hand hast. Die Parallelität ist ein weiterer 
Knackpunkt, was noch weitere Freiheiten schafft. Natürlich ist alles vom 
Aufgabenumfeld abhängig.

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