Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kondensator-NT verstehen - benötige Hilfe


von Frank S. (hobbyist)


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Ich möchte die Dimensionierung eines vorhandenen Kondensatornetzteiles 
berechnen und damit nachvollziehen können. Konkret handelt es sich dabei 
um die Steuerplatine einer Dunstabzugshaube. Da nach einigen Jahren 
Probleme auftraten, habe ich mit eurer Hilfe seinerzeit die 
Kondensatoren und Elkos getauscht. Seitdem läuft alles wieder wie es 
soll.
Beitrag "Re: uC der Dunstabzug-Steuerung resettet, sobald Licht angeschaltet wird"

Rein interessehalber würde ich nun gerne ausrechnen, auf welche Leistung 
dieses Kondensatornetzteil dimensioniert ist. Hierzu habe ich mir die 
ersten (ausgedruckten) Seiten dieses Beitrages durchgelesen:
https://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/cpowsup.htm

So wie ich es verstehe, sind die beiden X2 parallel geschaltet, wodurch 
eine Kapazität von 0,940 µF gegeben ist. Den darüber liegenden 
Leistungswiderstand würde mich mit 220R annehmen. Er stellt Rcr dar, 
nehme ich an.
https://www.mikrocontroller.net/attachment/289482/20160404_074327.jpg

Da die Relais mit 24V arbeiten, gehe ich davon aus, dass eine 
24V-Z-Diode genutzt wird.

Aber wie kann man nun aus den vorliegenden Daten den Maximalstrom (DC) 
errechnen? Bei meinen Versuchen komme ich auf viel zu hohe Ergebnisse. 
Daher die Frage nach der grundsätzlichen Art der Berechnung.

Frank

edit: Leider sind die Werte der Dioden auf den Fotos nicht erkennbar. 
Wäre es möglich, verschiedene Z-Dioden einzusetzen, um so von einem 
Kondensator-NT verschiedene DC-Spannungen abzugreifen? Die Frage stellt 
sich mir, da ich davon ausgehe, dass die ICs nicht mit 24V betrieben 
werden, sondern eher mit 5V.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Frank S. schrieb:
> Aber wie kann man nun aus den vorliegenden Daten den Maximalstrom (DC)
> errechnen?

230V~ - 24V = 206V~ / 0.94uF@50Hz = 
(http://www.sengpielaudio.com/Rechner-RC.htm) 3k3 -> 62mA effektiv, 
Mittelwert 0.909 = 56mA.

Dabei wird der Spannungsabfall der 62mA an den 220R ignoriert, rechnet 
man  die 13V noch ab und neu mit 193V, kommen 53mA raus.

http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.9.3

http://ww1.microchip.com/downloads/en/AppNotes/00954A.pdf

Frank S. schrieb:
> Wäre es möglich, verschiedene Z-Dioden einzusetzen, um so von einem
> Kondensator-NT verschiedene DC-Spannungen abzugreifen?

Was heisst verschiedene ? In Reihe kann man Z-Diode nutzen, da muss aber 
der Gesamtstrom für alle Abgriffe ausreichen.

: Bearbeitet durch User
von Frank S. (hobbyist)


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Vielen Dank für die schnelle Antwort. So langsam kommt Licht ins Dunkel.

Wie wurden denn die 220 Ohm bei der Planung der Schaltung ermittelt? 
Oder ist das einfach ein Wert, den man pauschal nimmt? Ich hatte es 
bislang so gelesen, dass man einen Wert um die 100R dafür nimmt.

Wenn ich die Platine die Tage noch mal ausbaue, dann versuche ich den 
Bereich rund um die drei Dioden (rechts der X2 am Platinenrand) 
nachzuvollziehen. Denn so richtig leuchtet mir deren Zweck noch nicht 
ein.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Frank S. schrieb:
> Wie wurden denn die 220 Ohm bei der Planung der Schaltung ermittelt?

Der Widerstand Rcr dient hauptsöchlich zum Entladen des Kondensators Cr 
nach dem Trennen der Netzspannung und nicht primär zur Versorgung der 
Schaltung. Deswegen hat er 220 *Kilo*ohm und nicht 220 Ohm. Durch ihn 
fließen nur ca. 1,4mA Spitzenwert. Er wird so dimensioniert, dass der 
maximal aufgeladene Cr beim Ziehen des Netzsteckers so schnell entladen 
wird, dass man beim Berühren der Kontakte keinen elektrischen Schlag 
mehr bekommt.

Für die Funktion wichtig ist hingegen der Widerstand Rs. Er dient zur 
Strombegrenzung beim Einschalten und bei Spannungspitzen (durchaus 
mehrere Kilovolt) der Netzspannung. Eigentlich möchte man ihn möglichst 
hochohmig dimensionieren, aber dann steigt seine Verlustleistung und 
sinkt der Wirkungsgrad des Netzteils.

: Bearbeitet durch User
von Frank S. (hobbyist)


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Ach so ist das. Eure Infos sind wirklich hilfreich!
Dann ist der benannte größere Widerstand also der in serie geschaltete 
Rs (wie Michael ja schon schrieb). Falls es sich um Rs handelt, wäre die 
Frage, wo sich Rcr "versteckt".

Wenn ich die Platine die Tage ausbaue, werde ich dem mal auf den Grund 
gehen und hier berichten.

Das Datenblatt der verbauten Relais sagt, diese benötigen 15mA bei 24V. 
Das würde dann aber bei 6 Relais (5 Lüfterstufen + 1 Lichttaster) mit 
den gut 50mA, die Michael berechnet hat, nicht passen.
https://www.schukat.com/schukat/pdf.nsf/index/DF70451F37599E3EC125773F002B8E30/$file/18.pdf

Die Berechnung scheint zu stimmen. (Danke noch mal für den Denkanstoß)

C = 3180 / Xc
Xc = 3180/C
Xc = 3180/0,94
Xc = 3382 R

Xc = Uac / Iac
Iac = Uac / Xc
Iac = 230V / 3,3k
Iac = 69,69 mA

Wie passt das dann zusammen? Ändert sich der Strom bei der 
Gleichrichtung? Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, multipliziert 
man die Spannung über den Daumen mit 1,2 um Udc zu erhalten.

: Bearbeitet durch User
von Elektrofan (Gast)


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>  230V~ - 24V = 206V~

Genaugenommen müssten die 24V von der Spitzenspannung des Netzes
abgezogen werden:

325V -24V = 301V.

Auf diesen Spitzenwert wird der Reihenkondensator aufgeladen (+/-).
Diese 301V entsprechen einem "wirksamen Effektivwert" von 212V.

(Die zusätzlichen Entlade- bzw. Strombegrenzungswiderstände haben 
natürlich auch noch einen, wenn auch geringen Einfluss.)

von Werner H. (werner45)


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Die Phasenverschiebung wurde vergessen!
Die Last ist ohmisch.

Gesamtimpedanz   Z = Unetz / I soll
Verbraucher      R = Ulast / I soll
[dazu den Schutzwiderstand addieren]

erforderlicher Blindwiderstand Xc:

Xc = WURZEL aus (Z² - R²)

Bei 50 Hz gilt:   C[in µF] = 3180 / Wurzel(Z²-R²)

So wird der Kondensator berechnet.

Gruß   -   Werner

von Elektrofan (Gast)


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Wenn an der Z-Diode mit parallelem Glättungskondensator ca.
konstante 24V anliegen, kann/sollte man so rechnen, wie oben
beschrieben.
Also diese Spannung vom Spitzenwert der Netzspannung abziehen usw.

von Elektrofan (Gast)


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Der Phasenwinkel (der Grundschwingung) des Stroms ist ohnehin
fast +90°, solange die Ausgangsspannung z.B. nur 24V beträgt.

von Manfred (Gast)


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Michael B. schrieb:
> 230V~ - 24V = 206V~

Nein, Vektorrechnung! Auf der von Frank benannten URL
https://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/cpowsup.htm
mal das Bild 5 angucken und sich wundern, dass die Summe der beiden 
Einzelspannungen höher als die Eingangsspannung ist.

Wenn ich mal eine Kondensatorversorgung mache, gucke ich "über den 
dicken Daumen" mit 70mA pro µF, bei kleinen Lastspannungen passt das 
gut.

Frank S. schrieb:
> Das würde dann aber bei 6 Relais (5 Lüfterstufen + 1 Lichttaster) mit
> den gut 50mA, die Michael berechnet hat, nicht passen.

Wer sagt, dass alle gleichzeitig angezogen sein werden?

@Frank: Du hast Dir einen Grundlagenartikel reingezogen, bevor Du hier 
gefragt hast - Daumen hoch!

von Harald W. (wilhelms)


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Manfred schrieb:

> sich wundern, dass die Summe der beiden
> Einzelspannungen höher als die Eingangsspannung ist.

Ein Wunder ist das eigentlich nicht, sondern Grundlagen der
Elektrotechnik bezüglich Phasenverschiebung. Theoretisch
müsste man das über imagiäre Zahlen berechnen es geht aber
genausogut über Dreiecksberechnung am rechtwinkeligen Dreieck.

von Manfred (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Manfred schrieb:
>> sich wundern, dass die Summe der beiden
>> Einzelspannungen höher als die Eingangsspannung ist.
> Ein Wunder ist das eigentlich nicht, sondern Grundlagen der
> Elektrotechnik bezüglich Phasenverschiebung.

Ist mir bekannt, bereits vom Fachrechnen Berufsschule.

> Theoretisch
> müsste man das über imagiäre Zahlen berechnen es geht aber
> genausogut über Dreiecksberechnung am rechtwinkeligen Dreieck.

Die Wurzel aus der Summe der beiden Quadrate ... ja, eigentlich der 
Pythagoras. Ist in dem Bild beim ELKO auch so dargestellt.

von Harald W. (wilhelms)


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Manfred schrieb:

>>> sich wundern, dass die Summe der beiden
>>> Einzelspannungen höher als die Eingangsspannung ist.
>> Ein Wunder ist das eigentlich nicht, sondern Grundlagen der
>> Elektrotechnik bezüglich Phasenverschiebung.
>
> Ist mir bekannt, bereits vom Fachrechnen Berufsschule.

Diese Antwort war auch nicht direkt an Dich gericht,
sondern an den TE und einigen anderen "Antwortern" hier,
die sich nicht so gut mit der Phasenverschiebung auskennen.

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