Ich habe vor rund 13 Jahren einen Jan Kolbe Backofen gekauft, der in der Einbauküche verbaut wurde. Bereits nach wenigen Jahren fiel die Digitalanzeige aus, wenn Timer oder Uhr verstellt wurden, etc. Die Uhr stellte sich auf 0:00 und fing an zu blinken. Der Backofen konnte dann nicht mehr genutzt werden, weil auf der Platine der Uhr ein Relais aktiviert werden muss, dass die "große" Platine ansteuert. Damals ließ ich den Techniker eines ortsansässigen Fachgeschäftes kommen. Dieser stellte einen "Defekt" auf der Uhr-Platine fest. Da der Hersteller bereits vom Markt verschwunden war, war die Beschaffung einer Ersatzplatine nicht mehr möglich. Daher änderte der Techniker die Versorgung der "großen Platine" dahingehend, dass diese komplett ohne die Digitaluhr (Timer, etc.) funktionierte. Seitdem blinkte die Anzeige vor sich hin. Da ich inzwischen auch Dank der vielen Informationen hier im Forum mein Wissen um Kondensatornetzteile erweitern konnte, habe ich mir die Platinen des Ofens noch einmal in Ruhe angeschaut. Was ich dort gefunden habe, bezeichne ich als vom Hersteller provozierten Ausfall. Der Serienwiderstand des Kondensators (1,5µF) ist so nah am Kondensator verbaut, dass ein Ausfall nach wenigen Jahren vorprogrammiert ist. Heute habe ich sowohl Cr als auch den Puffer/Glättungselko erneuert. Die Ersatzteile verkraften höhere Spannungen und der Elko ist ein 105' Typ, statt wie bisher 85'). Die Pins des Serienwiderstandes wurden vom Hersteller nicht besonders kurz abgeschnitten, so dass ich diesen noch etwa 3mm weiter von der Platine entfernen konnte. Ich habe ihn so weit wie möglich vom Kondensator weg gebogen aber ihm auch noch Luft zur Platine gelassen. Die Digitalanzeige funktioniert nun wieder einwandfrei. Was mich ärgert, ist, dass der Hersteller die Platine bewusst so konstruiert, dass ein Fehler nach wenigen Jahren auftreten wird. Um so mehr freue ich mich darüber, dass ich mit dem neu erworbenen Wissen dieses Problem beheben konnte. An dieser Stelle möchte ich mich bei all denen bedanken, die durch sinnvolle und konstruktive Beiträge dazu beigetragen haben, mein Wissen um die Funktion eines Kondensatornetzteiles zu erweitern!
:
Verschoben durch User
Frank S. schrieb: > Was mich ärgert, ist, dass der Hersteller die Platine bewusst so > konstruiert, dass ein Fehler nach wenigen Jahren auftreten wird. Das ist allerdings eine Unterstellung. Letztlich kann ihnen diese dämliche Konstruktion gut und gern eine größere Anzahl Garantiefälle bringen, da die Zeit bis zum Ausfall völlig unberechenbar ist. Ich würde das unter „der Konstrukteur wusste das nicht besser“ (bzw. war zu faul, für die tatsächliche Wärmeentwicklung ein Experiment zu machen) verbuchen. Möglicherweise eins der Steinchen, das zur Kurzlebigkeit der Firma beigetragen hat. Aber schön, dass du's gefunden und repariert hast.
Es ist nicht gesagt, daß die Platine eine Eigenentwicklung von Kolbe ist. Viele Haushaltsgerätehersteller kaufen derartiges von Zulieferern ein, die für verschiedene Hersteller anpassbare Standardprodukte haben. Das vorliegende Beispiel ist natürlich besonders dämlich, aber das scheint bei Haushaltsgeräten herstellerübergreifender Standard zu sein. Wenn man sich anschaut, wie viele siebenbeinige Schaltreglerbausteine hier verwendet werden, die gerne die Grätsche machen ... Von Kolbe kannte ich bislang zwei Defektvarianten; bei einem Bekannten von mir ist tatsächlich die Heizung für den Heißluftteil des Backofens gestorben, und bei einem anderen Backofen waren die Türscharniere nach recht kurzer Zeit so derb ausgeleiert, daß die Tür mehr als einen Fingerbreit aufstand. Die Heizung gab es nicht mehr als Ersatzteil, die Scharniere aber schon (die verwendet nicht nur Kolbe, sondern viele andere Hersteller auch).
Never ascribe to malice that which can be explained by incompetence.
Hinterher ists natürlich immer einfach zu meckern und zu denken das man den Fehler natürlich sofort noch während der Entwicklung erkannt hätte. Würdest du in der Entwicklung/Service eines Elektronikunternehmens arbeiten, dann hättest du gewusst das eben nicht jedes Produkt bis zum erbrechen simuliert und getestet wird, weil es nicht kostendeckend ist. Und bitte keine Diskussionen bezüglich "Meine Waschmaschine stammt noch ausm Krieg und die läuft immernoch".
Hallo, ich denke mal, daß die Anordnung des Widerstandes nicht unbedingt optimal ist, die Ausfallursache ist aber bei Kondensatornetzteilen fast immer der Kapazitätsverlust des Kondensators. Das passiert durch die selbstheilenden Durchschläge bei Spitzen aus dem Netz. Eigentlich ist ein 275V~ gut dimensioniert. Allerdings ist das keine Angabe zur Durchschlagsfestigkeit bei Überspannungsimpulsen... Ich habe schon öfter Kondensatoren tauschen dürfen, meist war die Kapazität nach ein paar Jahren auf weniger als die Hälfte gesunken. PS: ich habe noch tropenfeste MP-Kondensatoren Baujahr 1943 mit 400V/1000V= als Angabe. Die könnte man auch heute noch als Vorschaltkondensator nutzen. Sind eben noch keine X2 o.ä, selbstheilend sind sie aber eben auch. Sind eben bei 0,5µF etwas unhandlichere Metallklötzchen. Gruß aus Berlin Michael
:
Bearbeitet durch User
Michael U. schrieb: > ich denke mal, daß die Anordnung des Widerstandes nicht unbedingt > optimal ist, die Ausfallursache ist aber bei Kondensatornetzteilen fast > immer der Kapazitätsverlust des Kondensators. Das passiert durch die > selbstheilenden Durchschläge bei Spitzen aus dem Netz. Eigentlich ist > ein 275V~ gut dimensioniert. Allerdings ist das keine Angabe zur > Durchschlagsfestigkeit bei Überspannungsimpulsen... > Ich habe schon öfter Kondensatoren tauschen dürfen, meist war die > Kapazität nach ein paar Jahren auf weniger als die Hälfte gesunken. Dass man bei Kondensatornetzteilen einen Kondensator mit 400V~ Spannungsfestigkeit einbauen sollte, sollte bekannt sein. Und dass Markenqualität bei dieser Anwendung ihren Preis wert ist, sollte auch bekannt sein. Zumindest unter alljenen, die damit ihr Geld verdienen!
Jörg Wunsch schrieb: > Ich würde das unter „der Konstrukteur wusste das nicht besser“ > (bzw. war zu faul, für die tatsächliche Wärmeentwicklung ein > Experiment zu machen) verbuchen. Nicht plausibel: Der Konstrukteur sah sich doch bestimmt gezwungen, den Kaufleuten zu verklickern, warum er für den betreffenden Widerstand ein solches, halt etwas "teureres" Exemplar nehmen muss.
Elektrofan schrieb: > Nicht plausibel: Der Konstrukteur sah sich doch bestimmt gezwungen, > den Kaufleuten zu verklickern, warum er für den betreffenden Widerstand > ein solches, halt etwas "teureres" Exemplar nehmen muss. nein, der war einfach nur zu doof um den Widerstand einen Zentimeter weiter weg von den Kondensatoren zuplatzieren. Platz ist jedenfalls genug auf der Platine. Das kostet nichts extra, das war hier zu 99% DUMMHEIT
Schreiber schrieb: > Dass man bei Kondensatornetzteilen einen Kondensator mit 400V~ > Spannungsfestigkeit einbauen sollte, sollte bekannt sein Hoffentlich nicht, das wäre Billigpfusch. Gewöhnliche 400V Folienkondensatoren halten nicht lange durch, mindestens 275V~ X2 Kondensatoren sind nötig, so ein X2 hält mindestens 2500V durch, nicht lächerliche 400, aber vor allen den Strom der bei 50Hz durch ihn entsteht.
MaWin schrieb: > Gewöhnliche 400V Folienkondensatoren halten nicht lange durch, > mindestens 275V~ X2 Kondensatoren sind nötig, einen 400V~ X2 Kondensator meinte ich natürlich! 275V~ X2-Kondensatoren haben meist nur eine unzureichende Haltbarkeit.
Schreiber schrieb: > einen 400V~ X2 Kondensator meinte ich natürlich! Da hatte MaWin eine Leseschwäche, zumindest das AC-Zeichen hattest Du eindeutig benutzt: Schreiber schrieb: > Kondensator mit 400V~ Spannungsfestigkeit
Hallo, Schreiber schrieb: > einen 400V~ X2 Kondensator meinte ich natürlich! > > 275V~ X2-Kondensatoren haben meist nur eine unzureichende Haltbarkeit. sag das mal den Herstellern... Wieviel Euro muß ich z.B. in eine Funksteckdose investieren, um einen 400V~ X2 vorzufinden? Bisher war unabhängig vom Preis des Gerätes) bei 275V~ Schluß, teilweise sogar nur 250V~. Gerade versucht, da was zu finden: ein X2 darf wohl nach 1000 Stunden 10% Kapazität verlieren. Dann wundern mich Ausfälle nicht. Gruß aus Berlin Michael
MiMichael U. schrieb: > Gerade versucht, da was zu finden: ein X2 darf wohl nach 1000 Stunden > 10% Kapazität verlieren. Dann wundern mich Ausfälle nicht. Ich bin Freund der Ansmann Zero-Watt, nach Ablauf der maximal 8h trennt das Relais vollständig vom Netz, auch der Kondensator ist dann spannungsfrei. Furchtbar viele Betriebsstunden kann der kaum gehabt haben. Auch da hat's den X-Kondensator hingerafft, das Fehlerbild sah mir zuerst nach einem defekten Taster aus. Zum Glück ist im Gehäuse genug Platz, eine handelsüblich größere Bauform einzusetzen.
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.