Forum: PC Hard- und Software anonym surfen;


von interrupt (Gast)


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Kann beim Einsatz von Tor eigentlich der Ausgangs-Rechner trotzdem 
irgendwie identifiziert werden, z.B. über rgendwelche MAC-Adressen, etc 
?

Und gibt es eine empfehlenswerte Seite im Netz, die man aufrufen kann 
und auf der dann Daten wie IP-Adresse, MAC-Adresse etc. angezeigt werden 
?

von JJ (Gast)


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Naja, deine Netzwerkverbindung ist relativ gut geschützt. Es gibt 
Möglichkeiten TOR zu deanonymisieren, das kostet aber einen Haufen 
Aufwand; sprich es muss es schon jemand mit großen Möglichkeiten auf 
dich abgesehen haben.


Viel gefährlicher ist der Browser und ob du dich durch dein Verhalten im 
Web nicht selbst enttarnst.

Browser sind unter Umständen eindeutig identifizierbar:
https://amiunique.org/

Wenn du anonym surfen willst, darfst du in der anonymen Session nichts 
tun, was dich mit einer nicht anonymen Session in Verbindung bringt 
(Anmeldung beim Mailprovider, FB, etc.) Zudem musst du noch dafür 
sorgen, dass auch keine Sysemkomponente über die TOR Verbindung 
zugreift.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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MAC-Adressen sind jenseits Deines Routers irrelevant.

von Kaj G. (Firma: RUB) (bloody)


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Installier dir einfach mal den TOR-Browser, und schau dir die ganzen 
Hinweise an, was du alles nicht tun sollst (Browserfenster maximieren, 
weitere Add-Ons installieren, etc.). Dann solltest du eine grobe 
Vorstellung davon bekommen, wie "leicht" es sein kann, dich zu 
deanonymisieren.

von Arno Nym (Gast)


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JJ schrieb:
> Browser sind unter Umständen eindeutig identifizierbar:
> https://amiunique.org/


Naja, nicht so aussagefähig:

42.80 % of observed browsers are Firefox, as yours.
1.11 % of observed browsers are Firefox 58.0, as yours.
56.61 % of observed browsers run Windows, as yours.
28.66 % of observed browsers run Windows 7, as yours.

Ich habe hier dieselbe Config wie alle anderen 170 Kollegen am Standort, 
die am PC arbeiten.

Zudem sind einige Angaben, die die Seite dekodiert, falsch:

Screen resolution   2.10%   "1536x864x24"

von Rolf M. (rmagnus)


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Arno Nym schrieb:
> Naja, nicht so aussagefähig:

Aber es gibt tatsächlich Möglichkeiten, über den Browser einen Benutzter 
bzw. Rechner eindeutig zu identifizieren. Siehe 
https://heise.de/-3597078 , wobei das schon eher alt ist. Inzwischen 
gibt's viel ausgefeiltere Techniken, die sogar so Dinge tun, wie live 
dein Klick- und Tipp-Verhalten zu analysieren, um damit einen 
Fingerprint von dir zu erstellen anhand dem du wiedererkannt werden 
kannst.

von Daniel A. (daniel-a)


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interrupt schrieb:
> Kann beim Einsatz von Tor eigentlich der Ausgangs-Rechner trotzdem
> irgendwie identifiziert werden, z.B. über rgendwelche MAC-Adressen, etc
> ?

Es kommt drauf an.

Ich verwende einen Tor transparent proxy und einen unabhängigen 
dedizierten Rechner in einem dedizierten Netzwerk, wo alles über den 
Transparenten Proxy läuft. So verhindere ich, das meine echte IP bekannt 
wird, selbst wenn der PC kompromittiert wird.

Verwendet man nur den Tor Browser, kann es schnell mal passieren, dass 
man eine Video, Bild, Musikdatei, Word Dokumente, etc. herunterlädt, und 
versehentlich mit einem Program öffnet, dass kann z.B. ein Musikplayer 
oder ein automatischer Preview generator sein, und wenn die Datei auf 
Ressourcen im Internet zugreifft (z.B. wegen einem Bild im Dokument, DRM 
im Video, etc.) geht das ansonsten an Tor vorbei und man hat die IP. IPs 
sind zwar häufig nicht eindeutig, dennoch kann das sehr Problematisch 
sein.

Bei Tails Linux, Heads Linux, (hab ich noch nicht getestet) etc. ist das 
etwas weniger Problematisch, weil dort der Traffic des gesamten Systems 
umgeleitet wird, aber es ist immernoch nicht ganz so sicher, wie den 
Traffic des gesamten Netzwerks umzuleiten.

Ich empfehle jedoch, die Verwendung von Geräten über Tor lediglich als 
pseudonym statt als anonym zu betrachten. Man kann mit sogenannten 
fingerprinting methoden versuchen, Browser sessions vom gleichen Browser 
und co. vom gleichen Gerät mittels heuristiken anhand von Unterschieden 
der Clients, wie unterstützte Fonts, gesendete Header, CPU und GPU 
geschwindigkeit bei verschiedenen Opperationen, etc. als 
zusammengehörend zu erkennen. Es gibt auch Versuche Personen hanhand des 
Mauszeiger und Tipp verhaltens sowie des Schreibstyles wiederzuerkennen. 
Ich nutze mein IPad manchmal über Tor und manchmal über's clearnet, was 
keine gute Idee ist, weil es mit der Zeit ziemlich offensichtlich wird 
wer der Einzige ist der ein IPad üner Tor nutzt, aber ich mache ja 
nichts problematisches darauf. Wenn man den Tor Browser nutzt enthält 
dieser einige Gegenstrategien gegen all das, aber 100% kann man sich 
dagegen eigentlich nicht absichern.

von c-hater (Gast)


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Rolf M. schrieb:

> Aber es gibt tatsächlich Möglichkeiten, über den Browser einen Benutzter
> bzw. Rechner eindeutig zu identifizieren

Ja, das allermeiste davon funktioniert aber nur, wenn JavaScript enabled 
ist und/oder bestimmte Plugins (inbesondere natürlich Flash).

Wenn man diesen Scheiss eben nicht zuläßt, bleibt nur noch sehr wenig 
über. Auf jeder einigermaßen gut besuchten Website deutlich zu wenig für 
eine eindeutige Identifizierung. Auf weniger gut besuchten Seiten könnte 
allerdings gerade diese extreme Auskunftsverweigerung des Browsers 
hinreichend sein, um eindeutig zu werden. Besonders Seiten mit 
überwiegend IT-ferner Clientel sind diesbezüglich potentiell gefährlich.

Aber ist dann auch nicht so schlimm: diese eine Seite weiss dann, dass 
Du mit einiger Wahrscheinlichkeit wieder Du bist, ansonsten weiss sie 
aber praktisch nix über dich. Und die nächste Seite, die du aufrufst, 
weiss auch nix über dieses Wissen dieser "kritischen" vorigen Seite...

von oszi40 (Gast)


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c-hater schrieb:
> diese eine Seite weiss dann

Tucholsky dachte auch als er x mal ANDERS als Schauspieler um den 
Häuserblock fuhr, daß ih so keiner erkennt. Der Polizist meinte dann 
bloß:" Jetzt sind Sie schon 5x ohne Licht" hier vorbeigekommen .... 8-)

Auch die Zeit und Gewohneiten könnten ausgewertet werden...

von Rolf M. (rmagnus)


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c-hater schrieb:
> Ja, das allermeiste davon funktioniert aber nur, wenn JavaScript enabled
> ist und/oder bestimmte Plugins (inbesondere natürlich Flash).

So wie die grundlegende Funktion der meisten regulären Webseiten 
heutzutage.

von Mehmet K. (mkmk)


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Soweit ich weiss, wurde TOR von der amerikanischen Navy entwickelt, um 
ihren Mitarbeitern (und dergleichen) im Ausland die Möglichkeit zu 
geben, unerkannt ins Internet zu gelangen.
Das Problem war dann aber: wer TOR benutzte, enttarnte sich sogleich als 
Mitarbeiter (und dergleichen).
Also entschloss man sich, TOR der Oeffentlichkeit zugaenglich zu machen, 
um so die Mitarbeiter (und dergleichen) im Rauschen verschwinden zu 
lassen.
Soweit ich weiss, wird TOR immer noch von der USA mit Spenden weiter 
finanziert. Und 20% der TOR Server können nicht lokalisiert werden.

von Rolf M. (rmagnus)


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Das ist das große Problem mit solchen Anonymisierern. Es ist nur dann 
sicher, wenn man diesem System vollständig vertrauen kann. Wenn du einen 
Proxy nutzt, über den dann alle deine Daten gehen, hat der Proxy eben 
auch alle Daten. Im schlimmsten Fall serviert man jemandem auf dem 
Silbertablett gerade das, was man eigentlich geheim halten wollte.

von oszi40 (Gast)


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Rolf M. schrieb:
> serviert man jemandem auf dem Silbertablett gerade das

Sicher, daß nicht genau DIESE Firmen ein Glied der Proxy-Kette sind? 
Wenn ich mich dunkel erinnere, mußte auch eine Uni das Log herausgeben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Proxy_(Rechnernetz)#Gefahren

von Dünnwandtroll (Gast)


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Zur identifizierbatkeit : https://panopticlick.eff.org/

von Karl (Gast)


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JJ schrieb:
> Browser sind unter Umständen eindeutig identifizierbar:
> https://amiunique.org/

Muhaha. Bei 16 von 20 Werten kommt "no JS". Und daraus schließt der Algo 
dann, dass mein Rechner besonders gut ientifizierbar ist.

Vielleicht sollte sie nochmal drüber nachdenken, was sie da tun.

von Rolf M. (rmagnus)


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Karl schrieb:
> Muhaha. Bei 16 von 20 Werten kommt "no JS". Und daraus schließt der Algo
> dann, dass mein Rechner besonders gut ientifizierbar ist.

Was wahrscheinlich stimmt, da eher wenige Leute Javascript komplett 
ausschalten.

von Karl (Gast)


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Rolf M. schrieb:
> Was wahrscheinlich stimmt, da eher wenige Leute Javascript komplett
> ausschalten.

Nur dass mit aktivem Javascript der Algo deutlich mehr Infos über den 
Rechner erhält und damit stärker individualisieren kann.

Das ist dann wie mit dem Känguru: "Ich bin unsichtbar." "Ich weiss 
sofort, dass Du anrufst, weil Du der einzige bist, bei dem 'Nummer 
unterdrückt' im Display steht."

von c-hater (Gast)


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Rolf M. schrieb:

> So wie die grundlegende Funktion der meisten regulären Webseiten
> heutzutage.

Naja, da ist was Wahres dran. Zum Glück liegen meine Interessen aber 
eben nicht in dem Bereich der "meisten regulären Webseiten". Ich bin 
also Nicht-Idiot und verfüge selber über meine Daten. Ich finde das 
cool.

Tatsächlich komme allerdings auch ich natürlich nicht vollständig um die 
Kraft der Fakten herum. Für einige, mich interessierende Seiten muss ich 
schon die Wall teilweise einreissen, die mich normalerweise im Web von 
den Datenkraken abschirmt. Kein Ding, auch das führt dann maximal dazu, 
dass genau diese eine Seite mich innerhalb einer Browser-Session 
wiedererkennen kann, gelegentlich auch über einige Sessions hinweg. 
Manchmal will ich das ja sogar. Dann sei ihnen dieser kurzfristige 
Erfolg gegönnt. Er ist spätestens dann dahin, wenn ich meinen Browser 
schließe und meine öffentliche IP wechsele. Das kostet mich in Summe 
einen Klick und danach vielleicht acht Sekunden Wartezeit. Mit dieser 
geringen Einbusse an Komfort kann ich derzeit noch sehr gut leben.

Es ist allerdings anzunehmen, dass auf lange Sicht das WWW für mich 
völlig unbrauchbar wird. Man muss einfach mal nur den Zustand von z.B. 
Ende 1994 (ab dann habe ich es selber aktiv miterlebt) und heute 
vergleichen. Wenn man diese Entwicklung antizipiert, kann einem nur der 
Angstbolzen bezüglich der Zukunft wachsen...

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