Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Argumente für Arbeitgeber, um in Fachzeitschriften (bzw. Patente) zu veröffentlichen


von Alexander (Gast)


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Hi,

demnächst steht mein persönliches Mitarbeitergespräch an. Ich würde es 
gerne mit meiner Arbeit vereinbaren, Resultate im Bereich 
Leistungselektronik in Journals zu veröffentlichen UND/ODER Ideen in 
Patente umzuwandeln. Entsprechend würde ich mich über Anregungen freuen, 
wie man das geeignet mit dem Vorgesetzten kommunizieren kann.

Vorgeschichte:
Im Rahmen meiner Doktorarbeit + wiss. Mitarbeiter habe ich mehrere 
Ergebnisse in zwei Journals veröffentlicht sowie zwei Ideen zur 
Patentprüfung angemeldet.
Grundsätzlich hat mir dieser Prozess sehr gefallen (Journals und Papers 
von anderen zu lesen/studieren und daraus Ideen gewinnen, wie man 
"Probleme" besser lösen kann). Als ich am Ende sogar die Zusage fürs 
Journal erhalten habe, war es eine Art Belohnung für mich und meine 
Arbeit.

Momentane Situation:
Ich bin jetzt seit einiger Zeit in der Industrie tätig, und arbeite 
offiziell laut Stellenbeschreibung/Firmenorganigramm in der F&E in 
unserem Unternehmen, und entwickle in einem kleinen Team die 
Leistungselektronik für unser Produkt. Das Produkt ist grundsätzlich 
sehr anspruchsvoll, und ich kann mir gut vorstellen, dass in den anderen 
Teams (speziell Hochfrequenztechnik und Systemintegration) viel 
Nährboden für Patente besteht. Das spiegelt auch eine Google Patentsuche 
wider, dass die meisten angemeldeten Patente aus dem Bereich HF kommen, 
und kein einziges Patent im Bereich Leistungselektronik wiederzufinden 
ist.

Grundsätzlich sehe ich aber auch in der Leistungselektronik Potential 
für Neues, da auf dem Gebiet der Leistungselektronik im Moment viel 
Bewegung herrscht (SiC/GaN und deren Treiber, Resonanztopologien, 
magnetische Komponenten etc.), allerdings arbeiten wir nicht mit diesen 
Themen und schauen, ob und inwiefern das für uns von Interesse sein 
könnte.

Deshalb fehlt mir ein wenig die Verbindung zu "Neuem", und in Verbindung 
damit die Möglichkeit Patente zu melden oder Ergebnisse in Journals zu 
veröffentlichen.

Das jetzige Projekt befindet sich in der Abschlussphase, in der das 
Design fix ist und wir die Qualifikation+Verifikation durchführen. Im 
neuen Projekt würde ich jedoch gerne das Thema "Forschung" mit 
Entwicklung in Einklang bringen.

An die Erfahrenen unter euch:
Wie könnte man das Thema am besten mit dem Vorgesetzten kommunizieren, 
Forschung und Entwicklung in Einklang zu bringen und anschließend die 
Erlaubnis erlangen, Patente anzumelden und Resultate in 
Fachzeitschriften zu veröffentlichen?

Welchen Nutzen könnte der Arbeitgeber von meinem Vorgehen haben?
1. In Bezug auf das F in F&E: Gewisse Probleme, die im jetzigen Projekt 
zu Verzögerungen führten, könnten besser gelöst werden (thermisches 
Management könnte besser beherrscht werden mit GaN, EMV könnte besser 
eingehalten werden mit Resonanztopologien und/oder anderen 
Regelstrukturen)
2. Professionelle Weiterentwicklung des Mitarbeiters selbst (sich selbst 
stets mit dem Aktuellen auf den neuesten Stand zu halten) -> höhere 
persönliche Zufriedenheit auf Arbeit
3. Im Fall von Patentanmeldungen ein technologischer Vorsprung im 
Vergleich zur Konkurrenz -> höhere Nachhaltigkeit.
4. Im Fall von Veröffentlichen in Journals: "Werbung" für das 
Unternehmen.

Fallen euch weitere Argumente ein, die man anführen könnte? Mir ist 
klar, dass am Ende ein Produkt herauskommen soll, damit die Firma Geld 
verdient, denn dafür werde ich schließlich bezahlt. Ich habe also einen 
realen Eindruck, was meine Aufgaben sind und weshalb mich die Firma 
angestellt hat. Mir geht es lediglich darum, dass ich im Bereich F&E 
tätig bin, und gerne das F ein wenig stärker in Vordergrund bringen 
möchte, um am Ende ein meiner Ansicht nach besseres Produkt auf den 
Markt bringen zu können.

Ich schätze meinen Vorgesetzten grundsätzlich als sehr rational ein, und 
habe im Prinzip eine gute Meinung über ihn, dass man über diese Art von 
Themen offen mit ihm reden kann. Ich würde allerdings gerne ein paar 
weitere Meinungen/Anregungen einholen, um ihn besser überzeugen zu 
können.

Vielen Dank für eure Rückmeldung.

Gruß,

von Purzel H. (hacky)


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Die Wirtschaftswelt ist eine andere Welt zu Akademischen. Gefuehlte 
Belohung fuer eine Publikation ist fehl am Platz. Eine Publikation macht 
man wenn es etwas bringt. Koennen wir unser Jungunternehmen als 
kompetenten Spezialisten positionieren, und brauchen etwas 
Aufmerksamkeit? Dann kann man einen Publikationsaufwand als Werbung 
abbuchen. Allenfalls waere aber etwas, was prospektive Kunden lesen 
besser geeignet wie eine Publikation in einem Fachjournal, das nur die 
Konkurrenz liest.

Ein Patent ? Was brint das Patent der Firma ? Deine Firma muss ein 
Patent auch durchsetzen koennen. Wird schwierig gegen die Enegiegiganten 
etwas durchzusetzn. Gegen Chinesen ?

Moechte man Entwicklungsgeheimnisse ausplaudern ? Eher nicht. Bis die 
Konkurrenz merkt, welchen genialen Wurf man gemacht hat, sollte man 
schon die naechsten paar Jahresauftraege am Land gezogen haben.

Nochwas ... nie unter dem eigenen Account bei Google eine 
Patentrecherche laufen lassen. Wer auch immer deine Trackliste absuchen 
kann/darf, es gibt solche boesen Buben... nennt sich trivial 
wirtschaftsspionage, muss nicht wissen woran du arbeitest.
Was denkst du ist das Ziel der Geheimdienste wenn sie Daten sammeln ... 
nein, nicht militaerische Geheimnisse, sondern Wirtschaftsspionage.

Vergiss die akademia, die hast du hinter dir. Denk an zu bezahlende 
Loehne und was das alles beinhaltet.

: Bearbeitet durch User
von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Patent und Fachaufsatz sind zwei ganz verschiedene Dinge. Mit einer 
Veröffentlichung (Fachaufsatz) zeitlich vor einer Patentanmeldung kann 
man sich ein mögliches Patent kaputt machen. Daher schließen sich die 
beiden Wege am Anfang gegenseitig aus. Aufgrund der gesetzlichen 
Regelungen gehen Patente vor Fachaufsätzen.

Bei einer Idee ("Diensterfindung", "freie Erfindung") bist du gesetzlich 
verpflichtet deinen Arbeitgeber zu informieren 
https://www.gesetze-im-internet.de/arbnerfg/BJNR007560957.html Die 
Antwort bzw. Reaktion auf deine Meldung einer Erfindung sagt dir dann 
schon, ob dein Arbeitgeber das grundsätzlich will.

Das Gesetz spricht von "unverzüglicher" Mitteilung. Keine Ahnung, warum 
du das bis zu einem Mitarbeitergespräch verschleppen willst. 
"unverzüglich" ist anders. Alles was du fragen musst ist, wer im 
Unternehmen die Meldung bekommen soll.

Bei Fachaufsätzen sehen ich auch nicht den Punkt auf ein 
Mitarbeitergespräch zu warten. Wenn es eine Gelegenheit gibt (Call for 
Papers, interessante Fachzeitschrift) dann gehe damit zu Chef und frage 
was er von der konkreten Gelegenheit hält. Dabei sollte klar sein, dass 
man nichts Patentwürdiges veröffentlicht.

Die Spezialvariante einer Fachveröffentlichungen, eine 
Defensivpublikation, ist was für Patentspezialisten. Das ist das 
bewusstes Veröffentlichen einer Patentidee, damit niemand mehr die Idee 
patentieren kann (auch man selbst nicht). Gleichzeitig erschwert man 
weitere Patente in dem Bereich, da mit der Veröffentlichung der Stand 
der Technik vergrößert und damit das Erreichen der Erfindungshöhe für 
weitere Ideen schwieriger wird.

von Alexander (Gast)


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Hi ihr beiden,

vielen Dank für eure beiden Rückmeldungen.

@Zwölf Mal Acht
Kann gut sein, dass ich (noch) zu sehr an meinen akademischen Werdegang 
festhalte, und mich damit abfinden muss. Im ersten Schritt würde ich 
aber gerne das offene Gespräch suchen, damit ich am Ende wenigstens 
sagen kann, dass ich es wenigstens versucht habe.

Hannes J. schrieb:
> Patent und Fachaufsatz sind zwei ganz verschiedene Dinge. Mit
> einer
> Veröffentlichung (Fachaufsatz) zeitlich vor einer Patentanmeldung kann
> man sich ein mögliches Patent kaputt machen. Daher schließen sich die
> beiden Wege am Anfang gegenseitig aus. Aufgrund der gesetzlichen
> Regelungen gehen Patente vor Fachaufsätzen.
Volle Zustimmung. Es stellt sich wohl im ersten Moment eher die Frage, 
ob das Unternehmen überhaupt an einem Patent interessiert ist. Wenn ja, 
dann ist das Patent vorzuziehen. Wenn nein (aus welchen Gründen auch 
immer), dann wäre ein Journal dennoch ein tolles Trostpflaster.

> Bei einer Idee ("Diensterfindung", "freie Erfindung") bist du gesetzlich
> verpflichtet deinen Arbeitgeber zu informieren
> https://www.gesetze-im-internet.de/arbnerfg/BJNR00... Die
> Antwort bzw. Reaktion auf deine Meldung einer Erfindung sagt dir dann
> schon, ob dein Arbeitgeber das grundsätzlich will.
Volle Zustimmung.

> Das Gesetz spricht von "unverzüglicher" Mitteilung. Keine Ahnung, warum
> du das bis zu einem Mitarbeitergespräch verschleppen willst.
> "unverzüglich" ist anders. Alles was du fragen musst ist, wer im
> Unternehmen die Meldung bekommen soll.
Ich habe im Moment keine Idee, die ich zur Diensterfindung 
weiterentwickeln kann/könnte. Im Anfangstext ging es eher darum, dass 
momentan noch nicht einmal Nährboden für Diensterfindungen vorhanden 
ist.
> Bei Fachaufsätzen sehen ich auch nicht den Punkt auf ein
> Mitarbeitergespräch zu warten. Wenn es eine Gelegenheit gibt (Call for
> Papers, interessante Fachzeitschrift) dann gehe damit zu Chef und frage
> was er von der konkreten Gelegenheit hält.
Stimmt, kann man so machen. Ich glaube, dass meine Intention eher auf 
einen Präzedenzfall hinausläuft -> Mir wird grundsätzlich die 
Möglichkeit gegeben, an der state-of-the-Art teilzuhaben und 
mitzuwirken. Wenn die prinzipielle Antwort "Ja" lautet, dann kann man im 
zweiten Schritt im Detail untersuchen, welche Inhalte präsentiert werden 
dürfen und welche nicht zwecks Firmengeheimnisse etc.

> Dabei sollte klar sein, dass
> man nichts Patentwürdiges veröffentlicht.
Wobei vorher erstmal eine Erfindungsidee eingereicht werden muss.

> Die Spezialvariante einer Fachveröffentlichungen, eine
> Defensivpublikation, ist was für Patentspezialisten. Das ist das
> bewusstes Veröffentlichen einer Patentidee, damit niemand mehr die Idee
> patentieren kann (auch man selbst nicht). Gleichzeitig erschwert man
> weitere Patente in dem Bereich, da mit der Veröffentlichung der Stand
> der Technik vergrößert und damit das Erreichen der Erfindungshöhe für
> weitere Ideen schwieriger wird.
Das ist ein interessanter Hinweis - wusste ich vorher noch gar nicht. 
Vielen Dank dafür.

Gruß,

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Alexander schrieb:
> Volle Zustimmung. Es stellt sich wohl im ersten Moment eher die Frage,
> ob das Unternehmen überhaupt an einem Patent interessiert ist.

Dann frag doch deinen Chef am Montag.

> Im Anfangstext ging es eher darum, dass
> momentan noch nicht einmal Nährboden für Diensterfindungen vorhanden
> ist.

Der Nährboden ist dein Gehirn und ein paar Stunden Zeit die du dir 
nehmen musst um eine Idee auszuarbeiten.

> Ich glaube, dass meine Intention eher auf
> einen Präzedenzfall hinausläuft -> Mir wird grundsätzlich die
> Möglichkeit gegeben, an der state-of-the-Art teilzuhaben und
> mitzuwirken. Wenn die prinzipielle Antwort "Ja" lautet, dann kann man im
> zweiten Schritt im Detail untersuchen, welche Inhalte präsentiert werden
> dürfen und welche nicht zwecks Firmengeheimnisse etc.

Zu kompliziert gedacht, zu abstrakt, zu akademisch. Niemand wird dir auf 
Antrag so eine "grundsätzliche Möglichkeit" in der Art eines Freibriefs 
geben. Wenn doch, ist sie nichts wert, so in der Art "Ja, ja, machen Sie 
mal einen Vorschlag, dann sehen wir weiter.". Besonders nicht, wenn das 
Thema "Veröffentlichungen" neu ist. Das sind Einzelfall-Entscheidungen 
der Firma.

Je konkreter du einen Fall unterbreitest, desto besser kann die Firma, 
bzw. dein Chef entscheiden. Dein Chef will keinen akademischen Diskurs.

> Das ist ein interessanter Hinweis - wusste ich vorher noch gar nicht.

Das ist sogar ein Geschäft, in dem sich darauf spezialisierte Firmen 
tummeln. Z.B. 
http://www.researchdisclosure.com/searching-disclosures/recent-disclosures

: Bearbeitet durch User
von Schreiber (Gast)


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Alexander schrieb:
>> Die Spezialvariante einer Fachveröffentlichungen, eine
>> Defensivpublikation, ist was für Patentspezialisten. Das ist das
>> bewusstes Veröffentlichen einer Patentidee, damit niemand mehr die Idee
>> patentieren kann (auch man selbst nicht). Gleichzeitig erschwert man
>> weitere Patente in dem Bereich, da mit der Veröffentlichung der Stand
>> der Technik vergrößert und damit das Erreichen der Erfindungshöhe für
>> weitere Ideen schwieriger wird.
> Das ist ein interessanter Hinweis - wusste ich vorher noch gar nicht.
> Vielen Dank dafür.

Als mutwilligen Erschwernis für Konkurenten gibts noch die Möglichkeit, 
das in einer nicht ganz so gängigen Sprache zu veröffentlichen. Der 
Stand der Technik erweitert sich auch dann, wenn man auf Isländisch oder 
Tok Pisin publiziert...

Beitrag #5337642 wurde von einem Moderator gelöscht.
von W.S. (Gast)


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Alexander schrieb:
> Kann gut sein, dass ich (noch) zu sehr an meinen akademischen Werdegang
> festhalte, und mich damit abfinden muss.

Abfinden?
Dann bist du am falschen Arbeitsplatz.
Erstmal eines: Patente sind wichtig - abe nicht um sich selbst zu 
rühmen, sondern um etwaiger Konkurrenz irgendwas Wichtiges zu vermiesen. 
So herum. Und Erfindungen gehören zunächst erst mal der Firma, die dir 
dein Salär zahlt.

Finde bittesehr deine Erfüllung darin, daß mit deinem Können deine Firma 
gut verdient. Das ist es, was zählt.

Das ist auch das, was dir dein Chef (wenn er ein guter Chef ist) in den 
nächsten Jahren bei deiner Einkommensentwicklung zugute halten wird. Das 
ist dann das, was für dich ganz PERSÖNLICH zählt. Bedenke immer, daß die 
Firma nur in dem Maße Gehälter zahlen kann, wie sie insgesamt mit deinen 
Produkten verdient.

Akademische Befindlichkeiten haben eine ganz andere Basis. Da kommt die 
Bezahlung aus Steuergeldern und/oder Sponsorgeldern und es ist für jeden 
Akteur wichtig, sich selbst möglichst gut zu präsentieren. Begreife 
bitte, daß das von der Industrie ganz weit entfernt ist.

Das betrifft eben auch das Gebiet der Fachartikel und 
Veröffentlichungen. Unsereiner schreibt und veröffentlicht gelegentlich 
auch mal was Fachliches - aber nur so etwas, was wirklich GARNICHTS mit 
dem Beritt der Firma zu tun hat. Auch nicht im Entferntesten. Zu diesem 
Zwecke rate ich dir an, dir ein entsprechenes Hobby zu suchen. 
Schlichtweg sauber zwischen der Firmenwelt und der Hobbywelt trennen.

W.S.

Beitrag #5337665 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Alexander (Gast)


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Hi alle,
vielen Dank für euer Feedback. Ich lasse das alles mal sacken.

W.S. schrieb:
> Alexander schrieb:
>> Kann gut sein, dass ich (noch) zu sehr an meinen akademischen Werdegang
>> festhalte, und mich damit abfinden muss.
>
> Abfinden?
Vielleicht war abfinden zu ungenau. Ich meinte eher mit:
Verstehen -> Akzeptieren -> An die Umstellung gewöhnen

> Dann bist du am falschen Arbeitsplatz.
Sehe ich persönlich anders. Meiner Ansicht nach kann man "F" und "E" auf 
Arbeit durchaus in Einklang bringen, und den Mitarbeitern die 
Möglichkeit offen halten (sofern sie es wollen), auf dem Laufenden zu 
bleiben. Und wenn ein junger, engagierter Mitarbeiter die Motivation 
hat, für die Firma Patente zu generieren, dann sollte die Firma diese 
Motivation unterstützen (Natürlich unter Berücksichtigung, dass am Ende 
das Produkt nicht vernachlässigt wird, denn das ist die Einnahmequelle 
für die Firma).

> Erstmal eines: Patente sind wichtig - abe nicht um sich selbst zu
> rühmen, sondern um etwaiger Konkurrenz irgendwas Wichtiges zu vermiesen.
Volle Zustimmung. Und wenn der Mitarbeiter in dem Patent darüber hinaus 
auch noch eine persönliche Bestätigung/Anerkennung sieht, dann sehe ich 
daring sogar eine Win-Win Situation.
> So herum. Und Erfindungen gehören zunächst erst mal der Firma, die dir
> dein Salär zahlt.
Richtig.

> Finde bittesehr deine Erfüllung darin, daß mit deinem Können deine Firma
> gut verdient. Das ist es, was zählt.
Zustimmung.
> Das ist auch das, was dir dein Chef (wenn er ein guter Chef ist) in den
> nächsten Jahren bei deiner Einkommensentwicklung zugute halten wird. Das
> ist dann das, was für dich ganz PERSÖNLICH zählt. Bedenke immer, daß die
> Firma nur in dem Maße Gehälter zahlen kann, wie sie insgesamt mit deinen
> Produkten verdient.
Guter Einwand. Dass das Gehalt ein wesentlicher Faktor ist, kann ich 
nicht abstreiten. Für mich PERSÖNLICH ist das allerdings nicht der 
alleinige Faktor. Für mich ist Bildung/Weiterentwicklung sehr wichtig. 
Für mich persönlich definiere ich Bildung/Weiterentwicklung maßgeblich 
dadurch, dass ich auf den technischen Gebieten, auf denen ich arbeite, 
zu einem Experten heranwachse. Und meine Definition von Experte ist, 
dass ich sowohl die Lösungen vom Industriestandard kenne, aber auch 
Bescheid weiß, welche alternativen Lösungen/Ansätze es gibt. Dazu möchte 
ich das Beispiel auflisten, dass man sich Kenntnisse auf einen bestimten 
Gebiet aus AppNotes/Büchern aneignet, oder z.B. aus 
Journals/Konferenzen.
Meiner Ansicht nach ist es nicht ein "Entweder/Oder", sondern eine 
Kombination. Und genau darum geht es mir hier.


> Das betrifft eben auch das Gebiet der Fachartikel und
> Veröffentlichungen. Unsereiner schreibt und veröffentlicht gelegentlich
> auch mal was Fachliches - aber nur so etwas, was wirklich GARNICHTS mit
> dem Beritt der Firma zu tun hat. Auch nicht im Entferntesten. Zu diesem
> Zwecke rate ich dir an, dir ein entsprechenes Hobby zu suchen.
> Schlichtweg sauber zwischen der Firmenwelt und der Hobbywelt trennen.
Darauf wird es vielleicht auch hinauslaufen, auch wenn ich das 
persönlich schade finde. Aber das ist ein anderes Thema :)

Gruß,

von W.S. (Gast)


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Alexander schrieb:
> Sehe ich persönlich anders. Meiner Ansicht nach kann man "F" und "E" auf
> Arbeit durchaus in Einklang bringen, und den Mitarbeitern die
> Möglichkeit offen halten (sofern sie es wollen), auf dem Laufenden zu
> bleiben.

Forschung und Entwicklung findet in ganz erheblichem Maße in der 
Industrie statt - und dort nicht nur in großen Läden, sondern eben auch 
in kleinen Betrieben - das sind dann eben diejenigen, die das 
Spezialwissen ihres üblicherweise schmalen Markstsegmentes haben. Ich 
hab da selber genug im Kreuz - aber wie immer in der Wirtschaft bleibt 
dieses Wissen unter der Decke, wird nicht veröffentlicht - aus den dir 
erklärlichen Gründen.

Aber man hat es mit dem gesammelten Hintergrundwissen bei den 
zuständigen Gremien (VDMA, DIN-Ausschüsse) dann leichter, die 
Normungsarbeit in Richtung Vernunft zu beeinflussen, damit die Leutchen 
mit den Füßen auf dem Teppich bleiben. Das sind Stellen, wo man 
tatsächlich noch was bewegen kann. Es ist aber generell gesagt 
"Nichtakademisch", sondern eher "Technisch".

W.S.

von Schlucker (Gast)


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Normungsgremien.. bewegen .. traeum weiter. Es ist ausserordentlich 
schade welche Spielchen dort gespielt werden.
In einem Normierungsgremeium sitzen Industrieverteter. Natuerlich 
schlaegt man die eigene Loesung als Norm vor, weil's ja geht und man 
schon Tausenderserien rausgelassen hat. Schafft man das, hat man die 
Konkurrenz stehengelassen. Denn die muessen erst mal einen Prototypen 
bauen, auf Kompatibilitaet testen, Nullserie bauen und im Feld testen. 
Zusammen mit den ueblichen CE Tests, Sicherheit, EMV ,  FCC, CSA, ist 
mindestens ein Jahr weg, auch wenn sich die Konkurrenz Muehe gibt.
Daher ist es vordringlischst die Konkurrenz auszubooten.

Ich war an so einem Prozess. Die eine Firma hatte eine technisch 
unterlegene Loesung, dafuer eine gute Lobby. Das Normierungsgremium 
bestand nicht nur aus Herstellern, sondern auch aus Anwendern/Kunden.
Wir schafften es einen Dualstandard, mit der technisch besseren, und der 
schlechteren Loesung zu beschliessen.
Das beschlossene Protokoll war deres, etwas aufgepeppt. Ein Protokoll, 
das man direkt auf einen FSK Moduator gibt. Uebertragungsrate 1200 Baud. 
Wir verwendeten Highlevel Chipsets, die mit 192kbit Breitband auf dem 
Medium arbeiteten, und Ack/Nack/Retry schon beinhalteten. Wir mussten 
deren ACK/NACK/Retry oben drauf tun.

Das ging dann auch so, beide Systeme wurden produziert und alles lief 
getrennt, so ... bis Kunden Dualstandard Systeme kaufen wollten. Die 
Anderen wollten uns natuerlich ihre Modems nicht verkaufen.. Also 
mussten wir entwickeln... und fanden es lief nicht. Nicht kompatibel zu 
deren System.
"Doch, doch, es muss laufen, nur dem Standard folgen.." .. tat's aber 
nicht. Bloed, was macht man dann ? Man meldet es dem 
Standardisierungsgremium. Gegenueber diesem kommuniziert der Konkurrent 
er waere kooperativ, und wuerde helfen. Tat er aber nicht. Uns ging dann 
der Schnauf aus, und haben's sein lassen.
Natuerlich haben wir deren Modem auseinandergenommen. 8032 mit externem 
EEPROM, man wuerde denken, es waere moeglich ...

Als die Frachtcontainer standardisiert wurden, gab es die Europaletten 
schon. Die wurden aber "vergessen". Bedeutet mit Europaletten gibt es 
viel Leervolumen. Deshab gibt es ausgebauchte Frachtcontainer, die ueber 
das Frame ueberstehen, wo die Paletten dann hineinpassen. Das Frame ist 
standardisiert, sodass die Container aufeinander passen, die Kraene 
passen, die Schiffe passen. Irgendwie haben sich die ausgebauchten 
Container nicht durchgesetzt. Wahrscheinlich wegen zu teuer.

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