Forum: Platinen Zusätzliche Massefläche auf äusseren Lagen bei 4-Lagen-Multilayer


von Anfänger (Gast)


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Guten Tag,

ich lese mich gerade ein wenig in die Thematik der ML-Leiterplatten ein.
Dass bei 4 Lagen GND und VCC innen sein soll habe ich soweit 
herausgefunden aber noch nicht verstanden wieso das besser ist? (ich 
fange erst mit dem Lesen an...)

Unsicher bin ich mir auch ob auf die beiden äußeren (Signal-)Lagen eine 
Massefläche, so wie es bei 2-Lagen-Leiterplatten ja gerne gemacht wird, 
angelegt werden darf/soll/muss?

Ich habe mechanisch bedingt 2 40-polige Steckverbinder auf der 
Unterseite deren Signale alle von Bauteilen auf der Oberseite kommen. 
Ist es sinnvoll die Signale möglichst auf der Oberseite zu routen und 
erst kurz vorm Stecker den Lagenwechsel zu machen? Die Stecker sitzen 
mehr oder weniger am äußeren Rand der Leiterplatte. Das ergibt dann eine 
große Anzahl DK in Reihe kurz vorm Stecker und damit eine unterbrochene 
"Linie" der Versorgungslagen.
Eher ungünstig oder nicht relevant?

Jetzt sind es doch gleich mehrere Fragen geworden...

Würde mich trotzdem über ein paar Anregungen freuen :)

von GeraldB (Gast)


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Anfänger schrieb:
> Dass bei 4 Lagen GND und VCC innen sein soll habe ich soweit
> herausgefunden aber noch nicht verstanden wieso das besser ist?

Die wirken dann wie ein Kondensator und verbessert die 
Versorgungsspannung, da HF-Störungen kurzgeschlossen werden.

von Anfänger (Gast)


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Danke, da hätte ich eigentlich auch selber drauf kommen sollen :/

von Vn N. (wefwef_s)


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Anfänger schrieb:
> ich lese mich gerade ein wenig in die Thematik der ML-Leiterplatten ein.
> Dass bei 4 Lagen GND und VCC innen sein soll habe ich soweit
> herausgefunden aber noch nicht verstanden wieso das besser ist? (ich
> fange erst mit dem Lesen an...)

Stell dir eine Platine mit Versorgung außen und Signallagen innen vor. 
Nun versuchst du auf dieser Platine eine Signalleitung zu verfolgen.
Klingelts?

von 6a66 (Gast)


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Anfänger schrieb:
> ich lese mich gerade ein wenig in die Thematik der ML-Leiterplatten ein.
> Dass bei 4 Lagen GND und VCC innen sein soll habe ich soweit
> herausgefunden aber noch nicht verstanden wieso das besser ist? (ich
> fange erst mit dem Lesen an...)

Muss nicht, hängt vom Anwendungsbereich ab.
Wenn Du oben und unten SMD hast und nur vier Lagen wirs Du nicht umhin 
kommen krativ zu werden. Da lege ich schon gerne mal die versorung nicht 
als Plane aber als Baum auf eine Aussenlage um wenigstens EINE innenlage 
zum Routen zu haben.

vn n. schrieb:
> Stell dir eine Platine mit Versorgung außen und Signallagen innen vor.
> Nun versuchst du auf dieser Platine eine Signalleitung zu verfolgen.
> Klingelts?

Stell Dir vor Du hast aussen nur SMD und willst das auch noch routen. 
Und innen nur VCC und GND. Klingelts??? :)

GeraldB schrieb:
> Die wirken dann wie ein Kondensator und verbessert die
> Versorgungsspannung, da HF-Störungen kurzgeschlossen werden.

Auch das ist Anwendungsabhängig. Im Metallgehäuse kann ich da schön 
darauf verzichten. Kondensator?? Da packe ich ein paar 100pf und 10u 
Keramisch zusätzlich drauf und verzichte darauf zwei Lagen extra 
spendieren zu müssen.

Und so gehts weiter...
Es gibt bis auf einige wichtige Fälle kein Generalrezept.

rgds

von Vn N. (wefwef_s)


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6a66 schrieb:
> Stell Dir vor Du hast aussen nur SMD und willst das auch noch routen.
> Und innen nur VCC und GND. Klingelts??? :)

Nicht so wirklich, nein. Keine Ahnung, was du zum ausdruck bringen 
willst. Vierlagig, doppelseitig bestückt, mit einer durchgängigen 
Groundplane und einer nur in Ausnahmefällen durch Signale unterbrochenen 
VCC-Lage ist nun wirklich kein Problem.

von Anfänger (Gast)


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vn n. schrieb:
> Stell dir eine Platine mit Versorgung außen und Signallagen innen vor.
> Nun versuchst du auf dieser Platine eine Signalleitung zu verfolgen.
> Klingelts?

Das ist so offensichtlich dass ich glaubte nicht darauf eingehen zu 
müssen :)

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Die Kapazität zwischen den Innenlagen hängt ganz empfindlich vom 
Lagenaufbau ab. Bei vielen vierlagigen Leiterplatten im Poolservice hat 
man hierauf keinen Einfluss und bekommt eben den Lagenaufbau, den ein 
"regulärer Kunde" teuer bezahlt. Beim nächsten Pool-Auftrag kann er 
schon ganz anders sein. Bei der Kapazität reden wir nicht über sehr 
viele Nano- oder gar Mikrofarad, sondern über Picofarad, d.h. relevant 
ist die Kapazität nur bei sehr schnellen Digitalschaltungen. Relevant 
wird das auch erst bei einem Lagenabstand von höchstens 100-200 µm. Ist 
der Lagenabstand nicht explizit spezifiziert, kann man bei einer 
üblichen Leiterplatte mit 1,5mm durchaus irgendetwas von 400 µm bis 1 mm 
erhalten.

von georg (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Relevant
> wird das auch erst bei einem Lagenabstand von höchstens 100-200 µm

Klar ist ein Lagenpaar ein Plattenkondensator, aber das wird aus 
Unkenntnis generell weit überschätzt. Einen merklichen Einfluss hat das 
bei einem Aufbau mit dünnen Kapton-Folien zwischen GND und VCC, aber das 
ist den Mehraufwand fast nie wert.

Dass man so auf Stützkondensatoren verzichten könnte ist eine reine 
Illusion.

Georg

Anfänger schrieb:
> eine
> Massefläche, so wie es bei 2-Lagen-Leiterplatten ja gerne gemacht wird

Da sich da die Bauteile und die Signal-Leiterbahnen befinden, lässt sich 
kaum eine sinnvolle Massefläche anlegen; gemeint ist elektrisch 
sinnvoll, nicht bloss ein paar Inseln. Was gerne gemacht wird, weil es 
geil/profassionell aussieht, muss noch längst nicht physikalisch 
sinnvoll sein. Und die übliche Argumentation, damit wird Ätzmittel 
gespart, ist bei einem Multilayer nur absurd.

Georg

von Anfänger (Gast)


Angehängte Dateien:

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Hmmm... die Antworten lassen mich ernsthaft darüber nachdenken ob 4 
Lagen wirklich notwendig und sinnvoll sind, oder ob ich doch nur 2 Lagen 
verwenden sollte?

Im Anhang mal ein Bild von den Komponenten und Verbindungen

von 6a66 (Gast)


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vn n. schrieb:
> Nicht so wirklich, nein. Keine Ahnung, was du zum ausdruck bringen
> willst. Vierlagig, doppelseitig bestückt, mit einer durchgängigen
> Groundplane und einer nur in Ausnahmefällen durch Signale unterbrochenen
> VCC-Lage ist nun wirklich kein Problem.

Klar ist das kein Problem. Mache ich auch. Aber das ist ja das was ich 
beschrieben habe: In solchen Fälle ist es nötig sich von der "reinen 
Lehre" GND- und VCC-Plane zu trennen. Aber nur die Sichtbarket der 
Traces als Argument um in den Außenlagen zu routen sehe ich nicht. a) 
kann ich an den Bauteilen messen und b) gehe ich davon aus das was ich 
gelayoutet habe auch in Kupfer vorhanden (Ausnahmen bestätigen die 
Regel) ist und dann kann ich im Layoutprogramm nachvollziehen was wohin 
geht.
Ich gehe sogar noch weiter: Beidseitig dicht SMD bestückt, 4-lagig, eine 
Signal-Innenlage und eine GND-Innenlage in der ich auch verschiedene 
Spannungen route und notfalls auch kurze Signale. Habe ich noch mehr 
Platz.

Soll heißen: es gibt nicht die absolute Empfehlung.

rgds

von 6a66 (Gast)


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Anfänger schrieb:
> Im Anhang mal ein Bild von den Komponenten und Verbindungen

Da würde ich bei der Platzierung aber noch mal überlegen sofern nicht 
Orientierung und Position vorgegeben sind.
Die grüne Leiste oben rechts ist IMHO unterhalb der dicken Stiftleiste 
in der Mitte besser aufgehoben - der größere Teil der Verbindungen 
lassen sich dann ohne Vias routen. Ähnlich dürfte es bei den anderen 
Stiftleisten sein: In welchem Falle sind mehr Verbidnungen direkt und 
weniger mit Vias zu routen?

rgds

von Anfänger (Gast)


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Das ist ja das Blöde an der Sache...

die unteren beiden zweireihigen Steckverbinder gehören an ein Modul, das 
sieht man in dem Bild leider nicht. Das muss auf die Oberseite (rot), so 
ausgerichtet sein, und alle Signale sind unveränderlich vorgegeben. 
Höchstens nach unten oder oben darf ich den verschieben.

Bei der DDR-Leiste konnte ich zumindest die Signale begrenzt so legen 
wie ich will. Nur die Signale zum grünen Stecker rechts oben müssen so 
verbunden werden wie ich es eingezeichnet habe.

Die beiden 40-poligen (die grünen) müssen auf die Unterseite und die 
Position von dem rechts oben ist auch fix vorgegeben.

Ich dachte schon einen guten Kompromiss gefunden zu haben nehem 
Vorschläge aber dankend an!

von 6a66 (Gast)


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Anfänger schrieb:
> Ich dachte schon einen guten Kompromiss gefunden zu haben nehem
> Vorschläge aber dankend an!

:( Ich denke da kann ich nicht mehr viel dazu machen.

rgds

von Anfänger (Gast)


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Leider ist meine Eingangsfrage etwas untergegangen...

Ist es sinnvoll bei 4 Lagen auch noch Masseflächen auf den äußeren Lagen 
zu haben?

von Joachim (Gast)


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vn n. schrieb:
> Nun versuchst du auf dieser Platine eine Signalleitung zu verfolgen.

Wieso sollte man das tun? Außer vielleicht man ist Bastler oder kann 
nicht korrekt layouten und meint den Fehler nun auf der Platine direkt 
finden zu müssen. Oder man will ein Produkt nachbauen.
Ab und zu ist es gut, ein paar Signale nach innen zu nehmen, um den 
Aufbau nicht allzu offensichtlich zu machen.
Bei 6-lagigen oder mehr ist dann eh Schluss mit Verfolgen.
Zur Not kann man die ersten Musterplatinen ja "normal" machen, wenn man 
meint, Leitungen verfolgen zu müssen.

Woher dieser Standard, die Versorgungslagen nach innen zu nehmen kommt, 
habe ich mich auch schon gefragt. Hat vermutlich mit alten Zeiten zu 
tun, als Baugruppen noch repariert wurden und sogar noch die 
Bauteilebezeichnungen für den Service aufgedruckt wurden.

Gruß

Joachim

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Anfänger schrieb:
> Ist es sinnvoll bei 4 Lagen auch noch Masseflächen auf den äußeren Lagen
> zu haben?

Diese Frage ist auch nicht pauschal zu beantworten, sondern immer im 
Gesamtzusammenhang zu betrachten. Je nach Signalfrequenz oder 
-anstiegszeit dient eine Massefläche auch als Referenzebene oder zur 
Abschirmung. Aus Gründen, die ich in anderen Beiträgen schon erläutert 
habe, kann es sogar sehr sinnvoll sein, schnelle Signale möglichst 
konsequent auf Innenlagen zu führen und ggf. auch beidseitig mit 
Kupferflächen abzudecken. Ein weiterer Punkt ist der Wärmetransport. 
Kupferflächen können sowohl zur Wärmespreizung entlang der Oberfläche 
dienen als auch zur Ein- und Auskopplung von Wärme in die bzw. aus den 
Masseflächen, vorzugsweise mit einer Vielzahl an Microvia.

Und zuguterletzt gibt es auch fertigungstechnische Aspekte zu 
berücksichtigen. Die im Lagenstapel vorhandenen Kupferflächen müssen 
möglichst symmetrisch sein, damit sich die Leiterplatte beim Verpressen 
und beim Löten nicht verbiegt. Genauer gesagt, treten die eigentlichen 
Probleme erst beim Abkühlen auf, d.h. die Leiterplatte ist dann krumm 
oder auf den Lötstellen und SMD-Bauteilen liegt eine gewaltige 
mechanische Spannung. Für einen 0201-Widerstand ist das noch unkritisch, 
für einen großen Keramikkondensator oder ein IC im hochpoligen 
BGA-Gehäuse nicht mehr, ebenso bei aufgelöteten Modulen.

Innenlagen sollten nach Möglichkeit entweder möglichst vollständig oder 
gar nicht mit Kupferflächen gefüllt sein, da es ansonsten zu 
Unebenheiten beim Verpressen kommen kann, insbesondere bei Dickkupfer.

Als weitere Optionen gibt es auch noch Gitterfüllungen, gerade für die 
Außenlagen.

Ach so, noch ein Hinweis: nach Möglichkeit sollte auf den Außenlagen der 
Abstand zwischen Pads und Kupferflächen eher groß gewählt werden und 
nicht im Bereich der minimalen Struktubreiten liegen. Ich habe es selbst 
schon erlebt, dass bei zu geringem Abstand winzige Lotnadeln durch 
Kapilarkräfte in den Spalt zwischen Leiterplatte und Lötstopplack 
gewachsen sind. In einem solchen Fall wurde die Verbindung nach einigen 
Wochen plötzlich leitfähig, dummerweise erst nach dem Einbau in die 
Maschine eines Kunden. Bei der Inspektion der Baugruppe unter dem 
Mikroskop war beim besten Willen kein Kurzschluss zu erkennen, aber der 
Durchgangsprüfer (und die Fehlfunktion) sagten das Gegenteil. Ich war 
bei der eigentlich extrem trivialen Schaltung (Pegelwandler zwischen 5V- 
und 24V-Logik) etwas nachlässig und hatte den Defaultabstand für 
Kupferflächen nicht vergrößert und kontrolliert.

Meine Empfehlung lautet daher, mindestens 0,4 mm Abstand einzuhalten, 
bei großen Pads für bedrahtete Teile sogar 1 mm.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Joachim schrieb:
> Woher dieser Standard, die Versorgungslagen nach innen zu nehmen kommt,
> habe ich mich auch schon gefragt.

Ein wichtiger Aspekt ist die von mir erwähnte Symmetrie des 
Kupferanteils, um kein "Bimetall" zu kreieren. Wenn man also die 
durchgängigen Versorgungslagen nicht symmetrisch anordnet, muss man 
ansonsten ungefüllte Signallagen ebenfalls auffüllen. Heutzutage 
beherrschen so etwas fast alle Layoutprogramme, aber früher(TM) ging das 
nicht automatisch, insbesondere als die Layoutvorlagen noch per Hand mit 
Tuschefüller und Rubbelsymbolen erstellt wurden. Ich wage gar nicht, mir 
auszudenken, wie sehr sich ein Layouter freute, wenn er zunächst 
tagelang Füllflächen ausgemalt hatte und dann noch eine Layoutänderung 
eingebracht wurde. Da dürfte es zu so mancher Handgreiflichkeit oder 
einigen Suiziden gekommen sein. :-)

von georg (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Da dürfte es zu so mancher Handgreiflichkeit oder
> einigen Suiziden gekommen sein. :-)

Tuschezeichner haben ja auch immer eine Rasierklinge zur Hand...

Georg

von 6a66 (Gast)


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georg schrieb:
> Tuschezeichner haben ja auch immer eine Rasierklinge zur Hand...

OT:
Heißt sich Wilkinson-Editor.

rgds

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