Forum: Platinen HV Printmodul auf selbstgeätzte Platine


von Qore Q. (xorem)


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Hallo,

wie ja vielleicht einige mitbekommen haben, baue ich aktuell eine kleine 
HV Versorgung.

Hierzu habe ich mir inzwischen das "HMB-6N0.67-12" von HiVolt gekauft. 
Dies ist ein kleines Printmodul, zum Auflöten auf eine Platine. 
(Datenblatt: http://www.hivolt.de/fileadmin/hivolt/pdf/HMB_4W.pdf)

Meine Frage an euch wäre nun, was ich zu beachten habe, wenn ich das 
Teil auf eine Platine löten will.

Mein Gedanke war eine eigene Platine zu ätzen, was ich schon mehrfach 
gemacht habe. Allerdings habe ich bisher nur mit niedrigerer Spannung 
gearbeitet und finde leider nichts, was es bei 6kV Potentialdifferenz 
zwischen HV OUT und GND zu beachten gibt. Im Forum hier findet man viel 
zu Platinenvergleichen, aber leider nie etwas mit HV auf der Platine.

Kann man da mit zwei getrennten Printklemmen arbeiten und hält den 
Abstand zwischen HV und GND groß genug, auch wenn die formal nicht für 
HV gedacht sind?

Bin leider etwas planlos gerade, würde aber gerne mal eure Meinung 
hören.

von L. H. (holzkopf)


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Qore Q. schrieb:
> Kann man da mit zwei getrennten Printklemmen arbeiten und hält den
> Abstand zwischen HV und GND groß genug, auch wenn die formal nicht für
> HV gedacht sind?
>
> Bin leider etwas planlos gerade, würde aber gerne mal eure Meinung
> hören.

Denke schon, daß Du dabei ohne weiteres Printklemmen einsetzen kannst.
Wenn Du damit solche, wie z.B. hier (gleich das erste Produkt) meinst, 
so sind die ja beliebig aneinander "aufreihbar"/zusammensteckbar.
https://de.rs-online.com/web/c/steckverbinder/leiterplattensteckverbinder/leiterplatten-printklemmen/?pn=1

Diese anfangs gezeigten Printklemmen haben ein Rastermaß von 2,54mm
Weiter hinten gibt es dann noch welche mit stabileren Pfosten im 
Rastermaß 5,08mm.
Bei allen kann man zwischenliegende Klemmen samt Pfosten komplett 
entfernen/ausbauen.

Deine HV-Ausgangs-Pfosten (9 und 10) haben einen Abstand von 15,24mm.
Du hast also die freie Wahl, Printklemmen mit Rastermaß 2,54 oder 5,08mm
zu verwenden.

Ansonsten gilt für HV-Funkenüberschläge in Luft:
ca. 3 kV/mm
Mit den 15,24mm auf der HV-Seite liegst bei max. 6kV WEIT über 2mm 
Distanz.
Brauchst also an den Lötstellen nicht mal Spitzen "plattzumachen". ;)

Sondern nur zwischenliegende Lötpfosten entfernen.
Aber auch das eigentlich nur sicherheitshalber.

Grüße

: Bearbeitet durch User
von georg (Gast)


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L. H. schrieb:
> Ansonsten gilt für HV-Funkenüberschläge in Luft:
> ca. 3 kV/mm
> Mit den 15,24mm auf der HV-Seite liegst bei max. 6kV WEIT über 2mm
> Distanz

Das ist natürlich völlig falsch, weil es sich nicht um eine Luftsrecke 
handelt, es geht vielmehr um die Kriechstromstrecke entlang einer 
Oberfläche. Daraus ergeben sich wesentlich höhere Abstände, z.B. nach 
MIL 45 mm. Auch VDE verlangt bei 800 V schon 4 mm, entspricht 30 mm bei 
6 kV.

Eine Angabe der Leiterbahnabstands von 2 mm bei 6 kV ist fahrlässige 
Körperverletzung.

Georg

von Qore Q. (xorem)


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Hallo,

Ich hatte sowas befürchtet, da es ja eine Platine ist und keine freie 
Luftstrecke.
Stellt sich mir nur leider jetzt die Frage, wie ich aus den 15,24mm 
insgesamt 30mm mache?

Der Rest ist mir glaube ich relativ klar, also wie man eben durch 
Spannungsteiler die Eingangsspannung regelt usw.
Monitor sollte ich auch hinbekommen.

Aber den Sicherheitsabstand zwischen GND und HV hab ich noch nicht raus 
und finde dazu keine wirklich passenden Angaben für selbstgeätzte (oder 
allgemein) Platinen.

von georg (Gast)


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Qore Q. schrieb:
> Stellt sich mir nur leider jetzt die Frage, wie ich aus den 15,24mm
> insgesamt 30mm mache?

Da das Modul ist wie es ist, hast du nicht die Wahl, aber du darfst 
nicht im Traum dran denken, das das nach VDE oder irgendeiner anderen 
Norm zulassungsfähig wäre. Im Prinzip kannst du einen Schlitz 
reinfräsen, um den Kriechweg zu vergrössern, aber das ändert natürlich 
nichts am Modul, wenigstens ist deine Leiterplatte korrekt.

Was ich nicht verstehe: das Modul ist 40 mm breit, es wäre also genug 
Platz und überhaupt kein Grund, so einen Murks zu produzieren. 
Hoffentlich war es wenigstens billig.

Georg

von Schreiber (Gast)


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georg schrieb:
> Da das Modul ist wie es ist, hast du nicht die Wahl, aber du darfst
> nicht im Traum dran denken, das das nach VDE oder irgendeiner anderen
> Norm zulassungsfähig wäre.

? einfach Modul und Platine verigeßen, dann ist wird es zulassungsfähig.

von Wolfgang (Gast)


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L. H. schrieb:
> Ansonsten gilt für HV-Funkenüberschläge in Luft:
> ca. 3 kV/mm
> Mit den 15,24mm auf der HV-Seite liegst bei max. 6kV WEIT über 2mm
> Distanz.

Nur ist der Unterschied zu Luft, dass sich auf der Platine schon durch 
Luftfeuchte ganz andere Bedingungen für die Kriechstrecke ergeben. Auch 
kommt es auf das Platinenmaterial an.

Gegen kriechen hilft geeignete Lackierung/Verguss und natürlich 
Frässchlitze in der Platine, um ggf. den Weg zu vergrößern.

von Qore Q. (xorem)


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Wolfgang schrieb:

> Nur ist der Unterschied zu Luft, dass sich auf der Platine schon durch
> Luftfeuchte ganz andere Bedingungen für die Kriechstrecke ergeben. Auch
> kommt es auf das Platinenmaterial an.
>
> Gegen kriechen hilft geeignete Lackierung/Verguss und natürlich
> Frässchlitze in der Platine, um ggf. den Weg zu vergrößern.

Was für eine Lackierung wäre denn da sinnvoll?
Reicht normaler Lötlack, wie der Lötlack SK 10, den ich gegen Korrosion 
benutze?
https://www.reichelt.de/Sprays-fuer-die-Leiterplatte/KONTAKT-227/3/index.html?ACTION=3&LA=446&ARTICLE=9485&GROUPID=4073&artnr=KONTAKT+227&SEARCH=l%25C3%25B6tlack&trstct=pos_4

@georg: Naja so günstig war das Modul leider nicht, aber dann werde ich 
wohl die Variante wählen, wo ich ein paar Schlitze reindremeln werde, 
bzw. unter dem Modul ein großes Loch rausfräse, damit ich links und 
rechts jeweils eine Printklemme einsetzen kann und der weg dazwischen so 
groß wie möglich wird...

Vergießen klingt ansonsten zwar auch interessant, allerdings habe ich da 
noch weniger Ahnung und besonders noch weniger Material um sowas 
ordentlich durchzuführen. Das Modul selbst ist vergoßen und hat an einer 
Seite eben nur diese beiden Pins die rausschauen.

von Schreiber (Gast)


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Qore Q. schrieb:
> Was für eine Lackierung wäre denn da sinnvoll?

Eine dicke Schicht Epoxydharz!

von Qore Q. (xorem)


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Dann werde ich wohl eher die Fräsmethode nehmen.
Dann ist es ja auch recht sicher und beides voneinander getrennt. Für 
Epoxydharz habe ich leider nicht die Ausstattung und Ausrüstung hier.

von L. H. (holzkopf)


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georg schrieb:
>> Mit den 15,24mm auf der HV-Seite liegst bei max. 6kV WEIT über 2mm
>> Distanz
>
> Das ist natürlich völlig falsch, weil es sich nicht um eine Luftsrecke
> handelt, es geht vielmehr um die Kriechstromstrecke entlang einer
> Oberfläche. Daraus ergeben sich wesentlich höhere Abstände, z.B. nach
> MIL 45 mm. Auch VDE verlangt bei 800 V schon 4 mm, entspricht 30 mm bei
> 6 kV.

Immer mal etwas "auf dem Teppich bleiben":
- Produkt made in Germany
- HV-Pfostenabstand 15,24mm
- Produkt vorgesehen zum Einlöten auf Platinen

georg schrieb:
> Was ich nicht verstehe: das Modul ist 40 mm breit, es wäre also genug
> Platz und überhaupt kein Grund, so einen Murks zu produzieren.

Du unterstellst einfach einen Murks, sprichst gleichzeitig aber davon, 
daß man mit Schlitzen in der Platine Kriechstrecken "unterbrechen" kann.
Das passt für mich nicht so ganz zusammen. ;)

Qore Q. schrieb:
> Naja so günstig war das Modul leider nicht, aber dann werde ich
> wohl die Variante wählen, wo ich ein paar Schlitze reindremeln werde,
> bzw. unter dem Modul ein großes Loch rausfräse, damit ich links und
> rechts jeweils eine Printklemme einsetzen kann und der weg dazwischen so
> groß wie möglich wird...

Alle NV-Anschlüsse sind sowieso weiter vom (+)HV-Anschluß entfernt als 
der(-)HV-Anschluß.
Für mich wäre deshalb die logische Konsequenz, die Platine um (+)HV 
herum mit mindestens r=15,24 kreisförmig wegzufräsen.
(Bis auf die Zuleitung zum Pfosten natürlich.)
Denn dann kannst Du auch eine vorgefertigte Platine verwenden.

An Deiner Stelle würde ich dazu vorher einfach mal beim Hersteller 
nachfragen, ob das so i.O. ist bzw. was Du am besten tun solltest.
Denn Du kauftest sein Produkt, weshalb man auch Anwendungs-Unterstützung 
erwarten darf.
Hat ja schließlich auch Vorteile, bei deutschen Herstellern zu kaufen. 
:)

Grüße

von Qore Q. (xorem)


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L. H. schrieb:
> An Deiner Stelle würde ich dazu vorher einfach mal beim Hersteller
> nachfragen, ob das so i.O. ist bzw. was Du am besten tun solltest.
> Denn Du kauftest sein Produkt, weshalb man auch Anwendungs-Unterstützung
> erwarten darf.
> Hat ja schließlich auch Vorteile, bei deutschen Herstellern zu kaufen.

Aye, aye.
Wird gleich morgen gemacht. :)

Das kreisförmig Wegfräsen klingt recht instabil. :D

Mal sehen was ich morgen rausbekomme.

von L. H. (holzkopf)


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Qore Q. schrieb:
> Das kreisförmig Wegfräsen klingt recht instabil. :D
>
> Mal sehen was ich morgen rausbekomme.

Wenn Du weißt, was am besten zu tun ist, kannst Du Dir immer noch 
überlegen, inwieweit es sinnvoll ist, eine Platine dafür selbst 
herzustellen.

Es gibt auch enorm stabile mit vorverzinnten parallelen Leiterbahnen:
https://www.conrad.de/de/europlatine-epoxyd-l-x-b-160-mm-x-100-mm-35-m-rastermass-254-mm-conrad-components-su527427-inhalt-1-st-530173.html

Grüße

von georg (Gast)


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L. H. schrieb:
> Du unterstellst einfach einen Murks, sprichst gleichzeitig aber davon,
> daß man mit Schlitzen in der Platine Kriechstrecken "unterbrechen" kann.
> Das passt für mich nicht so ganz zusammen.

Da hast du absolut nichts verstanden. Man kann zwar in die Platine einen 
Schlitz machen, nicht aber ins Modul, und das unterliegt den gleichen 
Bestimmungen. Oder würdest du ernsthaft mit der Kreissäge das Modul 
ansägen?

Georg

von L. H. (holzkopf)


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georg schrieb:
> Da hast du absolut nichts verstanden. Man kann zwar in die Platine einen
> Schlitz machen, nicht aber ins Modul, und das unterliegt den gleichen
> Bestimmungen. Oder würdest du ernsthaft mit der Kreissäge das Modul
> ansägen?

Von Ansägen des Moduls war ja hier nie die Rede.
Und ich halte es offengestanden für etwas weit hergeholt, daß ein 
deutscher Hersteller HV-Module in Umlauf bringt, welche die Anwender 
gefährden könnten.

Warten wir doch einfach ab, was der Hersteller empfiehlt, anstatt 
hierbei gleich Verstoß gegen Bestimmungen zu "wittern". ;)

Grüße

von georg (Gast)


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L. H. schrieb:
> Und ich halte es offengestanden für etwas weit hergeholt

Hergeholt ist das von VDE und MIL.

Georg

von georg (Gast)


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L. H. schrieb:
> Und ich halte es offengestanden für etwas weit hergeholt, daß ein
> deutscher Hersteller HV-Module in Umlauf bringt, welche die Anwender
> gefährden könnten

Das Teil hat ja nicht mal eine CE-Kennzeichnung, ist also in Europa 
illegal. Auch im Text des Datenblatts werden keinerlei Zulassungen wie 
VDE usw. erwähnt.

Aber es ist ja angeblich auf deutschem Heimatboden fabriziert...

Georg

von L. H. (holzkopf)


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georg schrieb:
> Hergeholt ist das von VDE und MIL.

Jaja. Und vermutlich ist das dem Hersteller alles unbekannt.

Weshalb er auch HV-Module in Umlauf bringt, welche die Leute zwar 
irgendwo einlöten, aber sonst nichts weiter damit anfangen können. :D

Grüße

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