Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Einschaltstrombegrenzung NTC und Relais


von Bert S. (kautschuck)


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Hallo Zusammen,

Ich verwende in meiner Schaltung mehrere Buck Converter, mit totalen 
Eingangskapazität von etwa 5mF. Die Eingangsspannung ist 24V von einem 
Schaltnetzteil, mit einem maximalen Strom von 30A.

Nun suche ich einen NTC und ein Relais als Einschaltstrombegrenzung, 
jedoch finde ich keinen passenden NTC dafür. Die Schaltung für das 
Relais und den NTC sind im Anhang, wobei ich hier keinen Trafo, sondern 
eben die Eingangskapazität als Last habe.

Hier sind z.B mehrere Kandidaten aufgelistet:

https://www.mouser.ch/ds/2/18/AAS-920-325D-Thermometrics-NTC-Inrush-031814-web-850596.pdf

Z.B der CL-190 wäre ein Kandidat. Dann wäre zu Beginn der Strom auf 
24V/25Ohm=960mA beschränkt. Nun sinkt aber der Widerstand beim Erwärmen 
rapide ab und bei 13A wäre bereits der maximale Strom erreicht, was 
einem Widerstand von weniger als 2Ohm entspricht. Aufnehmen kann der NTC 
5.76J Energie, wobei für die Ladung der Eingangskapazität nur 0.5*C*U^2 
= 1.44J benötigt werden, wobei das Relais sicher schon vorher 
überbrückt.

Wie genau kann ich hier bestimmen, auf welche Temperatur sich der NTC in 
etwa erwärmen wird und somit welcher Widerstand er in diesem Zustand 
etwa haben wird?

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Nimm lieber einen 5W Lastwiderstand und überbrücke den nach einer 
Sekunde oder so, bevor der Wandler startet.

von Bert S. (kautschuck)


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Ben B. schrieb:
> Nimm lieber einen 5W Lastwiderstand und überbrücke den nach einer
> Sekunde oder so, bevor der Wandler startet.

Sagen wir wir wählen einen Widerstand von 120Ohm (P_V = 24^2/120 = 4.88W 
initial). Dann wird das Relais nach etwa der Zeitkonstante anziehen, 
also bei etwa 15V, was nach 0.6s erreicht ist. Könnte passen, oder?

von Harlekin (Gast)


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Bert S. schrieb:
> Wie genau kann ich hier bestimmen, auf welche Temperatur sich der NTC in
> etwa erwärmen wird und somit welcher Widerstand er in diesem Zustand
> etwa haben wird?

Die Temperaturzunahme durch den Einschaltvorgang würde ich über die 
Wärmekapazität berechnen. Unter Annahme, dass dies konstant über die 
Temperatur ist:

                   dQmax       dQ1
Wärmekapazität = --------- = -------
                    dTmax      dT1


umgestellt nach dT1

                dQ1
dT1 = dTmax * -------
               dQmax


Es fehlt die maximal zulässige Temperaturzunahme. Diese kann aus der 
maximalen Dauerleistung und dem thermischen Widerstand berechnet werden.

I  I  R = (Tmax-Ta)*Rth

dTmax = (Tmax-Ta) = I  I  R_100% / Rth


eingesetzt:
       I  I  R_100%      dQ1
dT1 = ---------------- * -------
             Rth          dQmax

für CL-190 aus Datenblatt und Beispiel:

I= max. Dauerstrom = 2.4 A
R_100%= Widerstand bei max. Belastung = 0.41 Ohm
Rth= 0.015 W/K
dQ1= 1.44J
dQmax= 5.76J

==> dT1 = 39.4K
T1= Ta + dT1 = 64.4°C Annahme Ta = 25°C

Aus dem Datenblatt werde ich jedoch nicht schlau wie man daraus den 
Widerstand berechnet. Es sind irgendwelche Koeffizienten X und Y 
angegeben. Doch die Formel *** über der Tabelle finde ich sehr seltsam.

Wie würde diese korrekt lauten?

von Harlekin (Gast)


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Jetzt sieht es aber anders aus, wie ich es eingetippt habe. Siehe Bild.

von Bert S. (kautschuck)


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Hallo Harlekin ,

Ich glaube nicht das man das so rechnen darf für den Einschaltstrom, da 
der Strom nicht konstant bei 2.4A bleiben wird. Diese Formeln gelten nur 
für den Steady State, wobei bei mir dies vernachlässigt werden kann, da 
nach dem Einschalten das Relais die Leistung übernimmt.

Ich versuche auch mal das Differentialgleichungssystem aufzustellen, 
dann simuliere ich das mal mit Simulink.

von Harlekin (Gast)


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Bert S. schrieb:
> Ich glaube nicht das man das so rechnen darf für den Einschaltstrom, da
> der Strom nicht konstant bei 2.4A bleiben wird. Diese Formeln gelten nur
> für den Steady State, wobei bei mir dies vernachlässigt werden kann, da
> nach dem Einschalten das Relais die Leistung übernimmt.

Zur Berechnung der maximal zulässigen Temperatur habe ich den thermisch 
eingeschwungenen Zustand genommen. Da die Zeitskonstante 100s ist habe 
ich beim Einschaltvorgang nur die Speicherung der Energie im NTC 
angenommen. Bei maximaler Energie wird wiederum die maximal zulässige 
Temperatur eingesetzt. Über die Wärmekapazität habe ich die erreichte 
Temperatur nach dem Einschaltvorgang berechnet. Weil das Relais den NTC 
kurzschliesst, kann er nicht heisser werden.

von Manfred (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Nimm lieber einen 5W Lastwiderstand und überbrücke den nach einer
> Sekunde oder so, bevor der Wandler startet.

In dieser Art gibt es hier mehrere Einschaltstrombegrenzungen, typisch 
lege ich die in Richtung 500ms. Die Kür ist, den Kondensator direkt 
wieder zu entladen, dass auch schnelle Ein-Aus-Ein abgefangen werden.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Diode nach Plus oder zweiter Komparator (meist kostenlos im gleichen 
DIP-8 vorhanden wie der, der das Relais anzieht), der das 
Verzögerungsglied aktiv an Plus oder Minus schaltet und dann mit Diode 
... leichte Übung.

5W Widerstand meinte ich nur wegen der Stromtragfähigkeit. Die Dinger 
kann man kurzzeitig massiv überlasten. Wenn der für eine halbe Sekunde 
20W abbekommt, passiert ihm nichts.

von Peter D. (peda)


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Bert S. schrieb:
> mit totalen
> Eingangskapazität von etwa 5mF. Die Eingangsspannung ist 24V von einem
> Schaltnetzteil

1. Wozu brauchst Du so große Kondensatoren?

2. Schaltnetzteile haben typisch eine Anlaufschaltung (Hiccup-Mode), die 
es gestattet, große kapazitive Lasten zu speisen.

Ich hab mal für ein PFC-Modul eine Anlaufschaltung mit Heißleiter und 
Relais gebaut. Das Power-Good-Signal lag schon an, wenn die Elkos noch 
nicht ganz geladen waren, d.h. es gab einen hohen Kontaktverschleiß, 
bzw. die Kontakte verschweißten sich sogar. Ich hab daher noch einen 
Monoflop vor das Relais geschaltet, daß es erst 4s nach Power-Good 
anzieht.

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