Forum: Platinen Ärgernis doppelte Wärmefalle


von Gustav K. (hauwech)


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Hallo,

musste eben ein Bauteil auslöten, das mit einem Bein an Masse liegt. Die 
beidseitige Platine hat auf beiden Seiten eine Massefläche, die 
Massepins sind oben und unten über Wärmefallen angeschlossen.

Trotz heftigem "braten" ließ sich das Bein in der Wärmefalle kaum 
vernünftig auslöten, es benötigte mehrere Bratversuche. M.E. ist für die 
Probleme die Wärmefalle auf der Oberseite verantwortlich.

Welche Nachteile würde es bringen, wenn man die Flächenfüllung auf der 
Bestückungsseite mit Vcc verbindet? Oder führt man besser erst gar keine 
Flächenfüllung auf der Bestückungsseite durch?

Viele Grüße
Gustav

von georg (Gast)


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Gustav K. schrieb:
> Oder führt man besser erst gar keine
> Flächenfüllung auf der Bestückungsseite durch?

Das kommt ganz drauf an, ob die Fläche elektrisch irgendeinen Zweck 
erfüllt und nicht nur da ist weil das halt so geil aussieht. Das kann 
man anhand von 3 Pads natürlich nicht beurteilen.

Georg

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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georg schrieb:
> Das kommt ganz drauf an, ob die Fläche elektrisch irgendeinen Zweck
> erfüllt und nicht nur da ist weil das halt so geil aussieht. Das kann
> man anhand von 3 Pads natürlich nicht beurteilen.

Die Fläche kann auch einem mechanischen Zweck dienen, z.B. der 
symmetrischen Kupferverteilung, um ein Durchbiegen der Leiterplatte beim 
Laminieren und Löten zu vermeiden.

von Test (Gast)


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Gustav K. schrieb:
> Oder führt man besser erst gar keine
> Flächenfüllung auf der Bestückungsseite durch?

So pauschal kann man das nicht sagen. Das hängt von deinen Anforderungen 
an das Pad ab. Bei Hochfrequenzanwendungen gibt es überhaupt keine 
Wärmefallen. Da sind die paar pH parasitäre Induktivität einfach zu 
viel. Dementsprechend muss man seinen Lötprozess aber (dann z.B. 
Dampfphase) im Griff haben.

Gustav K. schrieb:
> Trotz heftigem "braten" ließ sich das Bein in der Wärmefalle kaum
> vernünftig auslöten, es benötigte mehrere Bratversuche. M.E. ist für die
> Probleme die Wärmefalle auf der Oberseite verantwortlich.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Gustav K. schrieb:

> Welche Nachteile würde es bringen, wenn man die Flächenfüllung auf der
> Bestückungsseite mit Vcc verbindet?

Hängt am Einzelfall. Ich mache eigentlich sowas gerne, weil ich auf 
diese weise einen großflächig verteilten schnellen Abblockkondensator 
habe (Die Vcc Fläche gegen die GND Fläche)

> Oder führt man besser erst gar keine
> Flächenfüllung auf der Bestückungsseite durch?

Bei einigen Bauteile könnte es eng werden mit Isolationsabständen.

Ein weiterer Nachteil könnte sein, dass Du überhaupt eine Vcc Fläsche 
hast, weil Du Dir dann eben an vielen Stellen einen Schluss nach Vcc 
einhandeln kannst. Bedenke auch Leute, denen Du die Platine gibst, und 
die im Leben nicht daran denken würden, das eine Fläche was anderes als 
GND sein könnte.

Ausserdem muss eine Fläche auch immer adäquat angebunden werden. Am 
besten an mehreren Stellen. Sonst lässt man sie wirklich besser weg.

Es gäbe aber noch andere Lösungen für das Problem der doppelten 
Masseanbindung: auf einer Seite an der Stelle eine Sperrfläche über und 
um das fragliche Pad legen. Dann wird es auch nicht verbunden.

Ein einseitiger Anschluss hätte auch ein paar Nanohenry mehr 
Induktivität und einige uOhm mehr Serienwiderstand. Vermutlich wäre das 
bei einem THT Folienkondensator aber nicht so furchtbar schlimm.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von Karl (Gast)


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Bernd W. schrieb:
> Ein weiterer Nachteil könnte sein, dass Du überhaupt eine Vcc Fläsche
> hast, weil Du Dir dann eben an vielen Stellen einen Schluss nach Vcc
> einhandeln kannst.

Besonders witzig: "Mal schnell" die GND-Klemme vom Oszi auf die Fläche 
klemmen.

von Tilo R. (joey5337) Benutzerseite


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Das ganze ist doch eher ein Lötproblem. Dass der Pin die GND-Flächen 
zusätzlich miteinander verbindet ist doch ein i.d. Regel positiver 
Nebeneffekt beim Layout.

Wenn ich spüre, dass das Lötzinn nicht richtig warm wird wärme ich die 
Platine vor indem ich mit der Heißluftstation das Umfeld etwa eine 
Minute gleichmäßig anblase. Danach gehts deutlich leichter. Viel Zeit 
hat man aber nicht, weil die Platine ja auch wieder abkühlt.

Die China-Heißluft-Teile sind inzwischen ja so billig, den Kauf kann man 
imho kaum bereuen.

von Mac G. (macgyver0815)


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Gustav K. schrieb:
> Trotz heftigem "braten" ließ sich das Bein in der Wärmefalle kaum
> vernünftig auslöten,


Ich kenne das Phänomen: Es liegt NICHT am Layout, sondern am Werkzeug 
und ggf. am Lötzinn ;-)

Man kann sowas auch ganz ohne Wärmefallen löten/entlöten.

von c.m. (Gast)


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Mac G. schrieb:
> Gustav K. schrieb:
>> Trotz heftigem "braten" ließ sich das Bein in der Wärmefalle kaum
>> vernünftig auslöten,
>
> Ich kenne das Phänomen: Es liegt NICHT am Layout, sondern am Werkzeug
> und ggf. am Lötzinn ;-)

dachte ich mir auch. die pads oben im bild sehen doch gar nicht so übel 
aus.

da muss ich direkt an die letzten eevblog videos denken, und frage mich 
was gustav denn für ein "brateisen" hat ;-)

von René F. (Gast)


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Die Pads sehen doch noch relativ human aus, ich kenne einen Dr. Prof. 
welcher bei einer 150μm Kupfer Platine bei einem 0402 nur eine 
Aussparung im Lötstopplack bei der Massefläche macht und selbst diese 
Platinen kann man (mit viel fluchen) ohne vorwärmen der Platinen löten, 
eine dicke Spitze und viel Leistung bewirken Wunder ;)

von meckerziege (Gast)


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Natürlich geht das alles. Die thermals sind auch kein Problem. Leg dir 
nen preheater zu. Zur Not tuts heißluft.

von Matthias (Gast)


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Dafür braucht man wahrscheinlich etwas spezielleres Werkzeug.
Das Teil wurde ja auch mal eingelötet. Im Prinzip müsste es dann 
umgekehrt wieder raus zu bekommen sein. Allerdings braucht man dafür 
passendes Lötgerät, das die Wärme schneller zuführt, als das Kupfer 
abführen kann ;-)

Evtl. sowas wie das hier:
https://weller.de/de/Weller--Produkte--Produkt-Details.html?article_id=D0409584001379336396A114697

>Welche Nachteile würde es bringen, wenn man die Flächenfüllung auf der
>Bestückungsseite mit Vcc verbindet? Oder führt man besser erst gar keine
>Flächenfüllung auf der Bestückungsseite durch?

Das hängt vom Grund der Fläche ab. Normalerweise macht das kein Layouter 
zum Spass. Entweder man will eine "satte" Masseanbindung der Bauteile, 
oder aus EMV-Gründen oder wegen der Strombelastbarkeit.

Ganz schlimm sind HF-Designs mit Multilayer (> 4 Lagen), bei denen über 
Bauteilblöcken kleine "Metalldeckel" angebracht wurden und die 
Kupferfläche
auf der die Kante vom Deckel angelötet wurde, mit vielen kleinen 
Durchkontaktierungen über mehrere Lagen (teilw. mit angebundenen 
Masseflächen in den Innenlagen) mit Masse verbunden ist.

Da dient das dann zur HF-Schirmung und man versucht die "Öffungen" durch 
die HF-Strahlung raus könnte so klein wie möglich zu halten.

Aber versuch mal da einen solchen Deckel runter zu löten X-(

von Gustav K. (hauwech)


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Bernd W. schrieb:
> Bedenke auch Leute, denen Du die Platine gibst, und
> die im Leben nicht daran denken würden, das eine Fläche was anderes als
> GND sein könnte.

Ok, das ist ein Argument. Also dann lasse ich das lieber, auch wenn es 
die einfachste Lösung wäre, die obere "Massefläche" an Vcc zu legen.

Bernd W. schrieb:
> Es gäbe aber noch andere Lösungen für das Problem der doppelten
> Masseanbindung: auf einer Seite an der Stelle eine Sperrfläche über und
> um das fragliche Pad legen. Dann wird es auch nicht verbunden.

Gute Idee, werde mal mit Sperrflächen experimentieren.

Matthias schrieb:
> Das Teil wurde ja auch mal eingelötet.

Das kann man m.E. nicht vergleichen. Wenn beim Einlöten das Lot unten 
fliest und auf halbem Weg nach oben gefriert, macht das nichts. Beim 
Auslöten wird aber genau das Gefrieren in Richtung nach oben zum 
Problem.

Gescheit vorheizen ist wahrscheinliche die beste Lösung. Und parallel 
dazu einen zweiten heißeren Lötkolben mit kurzer und dicker Spitze für 
die Pins mit den Wärmefallen.

: Bearbeitet durch User
von nachtmix (Gast)


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Gustav K. schrieb:
> musste eben ein Bauteil auslöten, das mit einem Bein an Masse liegt.

Schliesst du Kondensatoren immer nur mit einem Bein an?

von Wolfgang (Gast)


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Gustav K. schrieb:
> Trotz heftigem "braten" ließ sich das Bein in der Wärmefalle kaum
> vernünftig auslöten, es benötigte mehrere Bratversuche.

Die Platine scheint nach dem Photo keine ISM-Leiterplatte zu sein, oder?

Vielleicht solltest du es mal mit einem Lötkolben versuchen, der 
mindestens 50W Heizleistung besitzt, eine Lötspitze, die kräftig genug 
ist, um die Leistung auch an die Lötstelle zu bringen, eine 
Temperaturregelung, die diesen Namen verdient und etwas frischem 
Lötzinn, damit ein solider thermischer Kontakt zwischen Lötspitze und 
Lötpad entsteht.
Eine Leistungssteuerung, verhindert im Wesentlichen nur, dass der 
Lötkolben im Ständer zu heiß wird ;-)

Die Dinger, die du da vor dir hast, sind übrigens keine Wärmefallen, 
sondern genau das Gegenteil - thermische Entkopplung von der 
Massefläche.

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