Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Ist es noch sinnvoll, mit Controllern zu arbeiten?


von Ubido (Gast)


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Ist es noch sinnvoll, mit Controllern zu arbeiten und eigene Hardware zu
entwerfen (außer Interface-Technik und weil es Freude macht)?

Wenn ich eine zeitgemäße Standard-Applikation umsetzen muss (W/LAN 
Anbindung, MQTT, IOT, Bluetooth, Visualisierung, Server usw.) bin ich 
doch mit den nackten Controllern hoffnungslos verloren. Bis ich da eine 
funktionierende HW entwickelt habe (ganz zu schweigen von Software), bin 
ich alt und in Pension.

Mit den Hunderten Arduino Boards / ESP8266 usw. ist das in ein paar 
Stunden
erledigt. Mit dem Raspy will ich erst gar nicht anfangen (Das Echtzeit-
Kriterium ist sicher noch ein Thema bei Linux-Rechnern).

Ich stelle diese leicht provokante Frage deshalb, weil ich mich in der
Maker Szene umgeschaut habe und dort bereits 15 Jährige tolle und
anspruchsvolle Projekte entwickeln. Eben mit Hilfe der oben genannten
Hardware. Langsam glaube ich, das sich die Beschäftigung mit den 
Controllern alleine (sicher sehr anspruchsvoll ab 32 Bit) zu wenig ist 
und einem Scheuklappen aufsetzt.

Früher hatte ich Freude, wenn ein I2C/SPI/CAN/Display/GSM/BT/USB usw. 
Treiber richtig funktionierte ;-). Damit kann ich nun nur mehr ein 
müdes, mitleidiges Lächeln ernten. Das hat ein Raspy alles schon dabei 
(mit Phyton, Nodered usw Software-Unterstützung)

Habe grad einen Zero am Laufen (ca. 1.5 Stunden Inbetriebnahme, 15.-)
Darum auch meine Frage nach der Sinnhaftigkeit der Eigenentwicklungen.

Gilt nicht für prof. Entwicklungen im Industriebereich.

von Pete K. (pete77)


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Ich hol' schon mal Popcorn ;-)

von Curby23523 N. (Gast)


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µC = klein, platzsparend, geringer stromverbrauch mit zunehmend 
wachsendem Speicher, Geschwindigkeit und Peripherie.

Du hast einfach keine Erfahrung von der Industrie. Da will niemand einen 
RaspberryPI oder ESP8266, sondern zuverlässige Bauteile, die es auch in 
10 Jahren noch gibt.

Makerszene = Bastlerszene.

von Oliver S. (oliverso)


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Die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Hobbies ist sinnfrei.

Mach einfach, was dir Spaß macht.

Oliver

von Stefan F. (Gast)


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Benutze mal die Suchfunktion um die zahlreichen Beiträge zu finden, in 
denen Beispiele für sinnvolle µC Anwendungen genannt wurden.

Echtzeit Anforderungen in ihren unterschiedlichen Ausprägungen ist dabei 
auf jeden Fall ein großes Thema.

Falls Dir das nicht schon klar ist, überlege mal, wir du eine Lampe an 
den PC anschließen könntest, um sie du dimmen.

von Sim J. (unimetal)


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Der Arduino bringt mehr mit als nötig. Bei der praktischen Umsetzung 
kann man dann immernoch auf uC zurückgreifen, die nur das nötigste 
mitbringen, um die Kosten um 1€ zu reduzieren.
Mich reizt die Herausforderung und die Motivation ist die Freude an 
einem funktionierenden Gesamtsystem, welches man mit eigenen Ideen durch 
Lösung von Teilproblemen umgesetzt hat.
Für Außenstehende ist eine blinkende LED ein Witz. Mit solchen Erfolgen 
erntet man unter (nicht involvierten) Freunden sicher kein Respekt. Viel 
wichtiger ist doch der ganz persönliche Erfolg, den das Hobby ausmacht.

von Timmo H. (masterfx)


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Ubido schrieb:
> Ist es noch sinnvoll, mit Controllern zu arbeiten und eigene Hardware zu
> entwerfen (außer Interface-Technik und weil es Freude macht)?
Alles was Freude macht sollte man auch machen.

Auch wenn ich selbst sehr gerne mit 8-Bit Controllern arbeite 
(hauptsächlich AVR, Xmega) muss ich selbst feststellen, dass ich 
inzwischen eher mal eben schnell zu Arduino o.Ä. greife weil man einfach 
innerhalb von ein paar Minuten/Stunden das gewünschte Ergebnis erzielen 
kann, weil meist alles an wichtigen Libs und Projekten schon "fertig" 
ist.
Gerade jetzt wo ich immer mehr mit Hausautomatisierung und MQTT mache 
ist eigentlich der ESP8266/ESP32 immer mehr im Einsatz. Zudem ist "Dank" 
Arduino (und die IDE ist immernoch Murks) inzwischen auch die 
Unterstützung für die ESPs und auch STM32f1 soweit fortgeschritten dass 
man damit wirklich arbeiten kann, auch wenn es irgendwie mein 
Entwicklerstolz verletzt.

Während ich mir bei der Programmierung vom STM32 noch ziemlich einen 
abgebrochen habe, bis alles von I2C, SPI etc. (TFT + Touch + SD) lief, 
habe ich mit Arduino und einer angepassten TFT lib alles innerhalb von < 
60 Minuten inkl. schreiben und lesen auf SD-Karte mit FAT32 alles am 
laufen gehabt. Und gerade wenn es ans Webinterface für Wificonfig für 
den ESP geht nimmt man einfach zwei fertige Arduino Projekte und führt 
sie sinnvoll zusammen und fertig ist die Laube.

Und nur weil man Arduino nutzt hindert dich natürlich niemand daran auch 
weiterhin hardwarenah ohne Libs zu Programmieren. Wenn mir etwas zu 
langsam  oder ineffizient ist, fummelt man halt wieder in den Registern 
rum oder verwendet eigene Funktionen. Am ende ist es irgendwie 
befriedigender innerhalb von ein paar Tagen etwas fertig zu haben, als 
sich monatelang nur mit einem kleinen Teil der Funktionskette die Zähne 
auszubeißen insb. dann wenn man nicht mehr so viel Zeit wie früher neben 
dem Studium.

von Christopher J. (christopher_j23)


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Ubido schrieb:
> Wenn ich eine zeitgemäße Standard-Applikation umsetzen muss

Ubido schrieb:
> Habe grad einen Zero am Laufen (ca. 1.5 Stunden Inbetriebnahme, 15.-)
> Darum auch meine Frage nach der Sinnhaftigkeit der Eigenentwicklungen.
>
> Gilt nicht für prof. Entwicklungen im Industriebereich.

Na was bist du denn jetzt: Hobby-Bastler, Profi oder einfach nur ein 
Troll?

von Stefan F. (Gast)


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Stelle Dir mal vor, du würdest eine Waschmaschine verkaufen, wo der 
Endkunde erst einmal das Betriebssystem und die Anwendungen installieren 
müsste.

Oder stelle Dir vor, in der Fertigungshalle brauchen deine Leute 20 
Minuten, um die ganze Maschine zusammenzusetzen, und dann nochmal eine 
Stunde für die Softwareinstallation.

Oder stelle Dir vor, es wurde eine neue Version vom Raspi geliefert und 
irgendein Treiber versagt.

So verdient man kein Geld.

von Falk B. (falk)


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@ Ubido (Gast)

>Ist es noch sinnvoll, mit Controllern zu arbeiten und eigene Hardware zu
>entwerfen (außer Interface-Technik und weil es Freude macht)?

In bestimmten Fällen schon. Z.B. wenn es um harte Echtzeit und minimalen 
Stromverbrauch geht.

>Wenn ich eine zeitgemäße Standard-Applikation umsetzen muss (W/LAN
>Anbindung, MQTT, IOT, Bluetooth, Visualisierung, Server usw.) bin ich
>doch mit den nackten Controllern hoffnungslos verloren. Bis ich da eine
>funktionierende HW entwickelt habe (ganz zu schweigen von Software), bin
>ich alt und in Pension.

Stimmt. Aber das ist nur ein Bereich möglicher Anwendungen.

>Mit den Hunderten Arduino Boards / ESP8266 usw. ist das in ein paar
>Stunden
>erledigt.

Wenn es in ein paar Stunden erledigt ist, ist es so oder so nur ein 
einfache Sache, die auf bestehenden Bibliotheken und Beispielen besteht.

>Ich stelle diese leicht provokante Frage deshalb,

Die Frage als solche ist schon falsch. Denn auch ein ESP, Raspberry Pi 
etc. sind Controller, nur halt komplexere. Die Frage lautet vielmehr, ob 
es sinnvoll ist, im Hobbybereich immer beim Urschleim von Software und 
Hardware anzufangen. Und darauf lautet die Antwort wie im Profibereich 
ganz klar NEIN! Im Normalfall nimmt man die höchste Abstraktionsebene, 
welche die größte Funktionalität bereit stellt und dennoch ausreichend 
"Durchgriff" auf bestimmte, ggf. zeitkritische Hardwarefunktionen 
erlaubt. Je nach Anwendung kann bzw. muss man dann wieder in Richtung 
"Urschleim" und hardwarenahe Programmierung bzw. eigenen Hardwareentwurf 
gehen.

> weil ich mich in der
>Maker Szene umgeschaut habe und dort bereits 15 Jährige tolle und
>anspruchsvolle Projekte entwickeln. Eben mit Hilfe der oben genannten
>Hardware.

Mag sein, aber schau dir auch mal die "Millionen" von "Makern" an, die 
zum LED-Blinken einen Raspberry Pi brauchen. Das ist nämlich die 
Kehrseite der Medaille.

> Langsam glaube ich, das sich die Beschäftigung mit den
>Controllern alleine (sicher sehr anspruchsvoll ab 32 Bit) zu wenig ist
>und einem Scheuklappen aufsetzt.

Nö, es ist schlicht eine andere Ebene, genauso wie Assembler und 
Hochsprachen. Dort setzt man sinnvollerweise auch lieber Hochsprachen 
ein und nutzt Assembler nur dort, wo es denn wirklich nötig ist.

>Früher hatte ich Freude, wenn ein I2C/SPI/CAN/Display/GSM/BT/USB usw.
>Treiber richtig funktionierte ;-). Damit kann ich nun nur mehr ein
>müdes, mitleidiges Lächeln ernten.

Alles hat seine Zeit.

> Das hat ein Raspy alles schon dabei
>(mit Phyton, Nodered usw Software-Unterstützung)

Was vollkommen OK ist. Wenn jeder das Rad immer wieder neu erfinden 
wöllte/müßte, säßen wir immer noch in der Höhle. Die Wiederverwendung 
bestehender Komponenten ist der Schlüssel zum Erfolg, neudeutsch Reuse.

>Habe grad einen Zero am Laufen (ca. 1.5 Stunden Inbetriebnahme, 15.-)
>Darum auch meine Frage nach der Sinnhaftigkeit der Eigenentwicklungen.

Wenn man eine Aufgabe lösen will, nimmt man sowohl als Bastler als auch 
als Profi erstmal so weit wie möglich bestehende Komponenten. Siehe 
oben.

von Karsten U. (herr_barium)


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Falk B. schrieb:
> Die Wiederverwendung
> bestehender Komponenten ist der Schlüssel zum Erfolg, neudeutsch Reuse.

Das nutzen auch die Fischer aus:

https://de.wikipedia.org/wiki/Reuse

von Alex G. (dragongamer)


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Wie andere schon vorher sagten; wenn man mit dem Hobby Resultate sehen 
will spricht absolut nichts dagegen Arduinos oder Raspberrys 
einzusetzen.
Wenn das Hobby aber lautet Mikrocontroler so exakt und hardwarenah wie 
möglich zu programmieren, dann greift man halt auch weiterhin zum 
nackten Chip.

Industrie ist dann wieder eine andere Sache. Wenn es ein Gerät ist das 
tausende oder gar hunderttausende mal verkauft wird, dann ist auch 
Budget da um die zusätzlichen Arbeitsstunden in die akurate Entwicklung 
zu stecken wenn dafür das Endprodukt billiger herstellbar oder kompakter 
ist.

Der Raspi findet bei mittleren Stückzahlen übrigens durchaus auch in der 
Industrie Anwendung nämlich in Form des "Compute Modules".

: Bearbeitet durch User
von Curby23523 N. (Gast)


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Alex G. schrieb:
> Der Raspi findet bei mittleren Stückzahlen übrigens durchaus auch in der
> Industrie Anwendung nämlich in Form des "Compute Modules".

Oder einen Beaglebone. Das sind dann aber in der Regel große Geräte mit 
geringen Stückzahlen, wo eben Platz und Preis weniger eine Rolle 
spielen.

Wann verwendet man denn ein Raspberry etc.? Wenn man WLAN, viel 
Speicher, etc. benötigt. Aber auch für WLAN etc. braucht man heutzutage 
keinen RaspberryPI mehr. Man nehme einen µC, hängt dort ein WLAN Modul 
dran. Zusätzlich haben viele 144LQFP Anschluss für parallelen Flash, RAM 
und integriertes Ethernet + USB. Dann spart man Platz + Geld.

Natürlich braucht man mehr Zeit, wenn man kein Profi und nicht 
eingearbeitet ist.

Letztens war hier jemand, der wollte über zwei Raspberrys ein 
Schieberegister setzen (A->B->Schieberegister). Da endet das dann.

von M.A. S. (mse2)


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Oliver S. schrieb:
> Die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Hobbies ist sinnfrei.
>
> Mach einfach, was dir Spaß macht.
So sehe ich das auch.



Falk B. schrieb:
> Die Frage lautet vielmehr, ob
> es sinnvoll ist, im Hobbybereich immer beim Urschleim von Software und
> Hardware anzufangen. Und darauf lautet die Antwort wie im Profibereich
> ganz klar NEIN!
Das kommt (wie immer) darauf an, was des Bastlers Priorität ist (die 
wird nicht bei jedem gleich sein):
Möglichst schnell und effektiv ein funktionierendes System erhalten: 
Dann ist diese Antwort vollkommen korrekt.

Warum bastelt der Bastler und kauft nicht einfach etwas fertiges? Wenn 
der Grund ist, irgendetwas eigenhändig zu machen und dabei gewissen 
Dingen auf den Grund zu gehen, kann der Urschleim die richtige Antwort 
sein.

Wobei sich dann allerdings stets die Frage, welcher Urschleim-Level der 
richtige ist, stellt. (Auch hier wird die Antwort nicht bei jedem die 
selbe sein.)
Schließlich möchten (wie in einem anderen Thread jemand so passen 
schrieb) die meisten von uns dann doch keine Keramikkondensatoren selber 
töpfern und auch Silizium aus Sand gewinnen, um damit...
naja Ihr versteht mich schon!

von Kathrin B. (kathrin_b)


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Ubido schrieb:
> 15 Jährige tolle und
> anspruchsvolle Projekte entwickeln.

Stimmt und daran ist wie ich finde auch erstmal nichts auszusetzen, wenn 
das als Einzelstück oder Proof-of-Concept gedacht ist.

Aber in Serie zahlt das keiner.

Und: Sselbst ich als Bastler komme schon bei vielen Projekten auch mit 
den kleinsten Arduino Boards an Grenzen, was die Kompaktheit angeht.

von Modul Mann (Gast)


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Im Bastelbereich setze ich fast nur noch Module vom Chinamann ein. Es 
gibt mittlerweile fast für alles irgendein Modul. Es lohnt sich einfach 
nicht mehr eigene Platinen zu entwickeln.

Im Job wird allerdings ganz anders vorgegangen. Da kann ich nicht mit 
irgendwelchen chinamodulen ankommen...

von Curby23523 N. (Gast)


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Modul Mann schrieb:
> Im Bastelbereich setze ich fast nur noch Module vom Chinamann ein. Es
> gibt mittlerweile fast für alles irgendein Modul. Es lohnt sich einfach
> nicht mehr eigene Platinen zu entwickeln.

Aber irgendwo müssen diese Module doch auch rauf? Wenn dann noch 
irgenwelche SMD Chips benötigt werden, dann mache ich mir doch gleich 
wieder eine eigene Leiterplatte, mit eigenem µC?

Bei Luftverdrahtung ok, aber da stehe ich nicht so drauf...

von Ubidot (Gast)


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Danke für die interessanten Antworten

von Michael B. (laberkopp)


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Ubido schrieb:
> Ist es noch sinnvoll, mit Controllern zu arbeiten und eigene Hardware zu
> entwerfen

Nein, natürlich nicht, man schreibt heute Lastenhefte für Chinesen und 
lässt dort bauen, das fördert die Verbreitung für Sesselpupserjobs in 
Deutschland.

Daß richtige Softwaree - wie autonomes Fahren oder Erdbeerpflücken durch 
Roboter - dann auch aus China kommt und wir nur noch als Bauernstaat die 
Erdbeeren liefern, ist zwangsweise Folge davon.

von Schreiber (Gast)


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Curby23523 N. schrieb:
> Aber irgendwo müssen diese Module doch auch rauf? Wenn dann noch
> irgenwelche SMD Chips benötigt werden, dann mache ich mir doch gleich
> wieder eine eigene Leiterplatte, mit eigenem µC?

Die Module sind Lochrasterkompatibel.

Curby23523 N. schrieb:
> Alex G. schrieb:
>> Der Raspi findet bei mittleren Stückzahlen übrigens durchaus auch in der
>> Industrie Anwendung nämlich in Form des "Compute Modules".
>
> Oder einen Beaglebone. Das sind dann aber in der Regel große Geräte mit
> geringen Stückzahlen, wo eben Platz und Preis weniger eine Rolle
> spielen.

auch eine 5-Stellige Stückzahl kann noch "gering" sein.
Vorteil ist auch, dass man den Computer-Teil der Hardware einfach 
tauschen/upgraden kann.

Ubido schrieb:
> Wenn ich eine zeitgemäße Standard-Applikation umsetzen muss (W/LAN
> Anbindung, MQTT, IOT, Bluetooth, Visualisierung, Server usw.) bin ich
> doch mit den nackten Controllern hoffnungslos verloren.

Manchmal muss man auch erkennen, dass der Verzicht auf solchen 
Schnick-Schnack gefordert ist.
Das sind dann die Lösungen, die man einmal einbaut und dann für die 
nächsten 20 Jahre vergessen kann.
Die Produktpflege ist noch ein anderes Thema, wenn etwas am Netzwerk 
hängt, dann sollte man als Hersteller gelegentlich ein Firmwareupdate 
ausliefern. Je mehr Funktionen, desto mehr Updates braucht es dann auch. 
Ein Smartphon, auf dem die App auch noch in 20 Jahren läuft, muss man 
auch erst einmal finden.

von Curby23523 N. (Gast)


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Schreiber schrieb:
> Die Module sind Lochrasterkompatibel.

Aber nicht alle Bauteile, oder soll man dann für alles einen SOIC -> DIP 
Adapter benutzen?

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Ich denke mal, dass der gegenwärtige Vernetzungshype auch wieder sein 
Ende finden wird. Sehr viel davon ist schlichtweg mehr als überflüssig, 
ich muss und will nicht den Feuchtegrad jedes Blumentopfes wissen oder 
jeden Rolladen via smartphone sehen/steuern können. Es gibt sehr viele 
sinnvolle Anwendungen, im Moment kocht das alles etwas über, weil es so 
einfach machbar ist. Die Schattenseiten der ganzen Geschichte sind noch 
nicht so richtig im allgemeinen Bewusstsein angekommen.

Controller sitzen inzwischen in jedem Scheiss und verrichten 
grösstenteils ziemlich stupide Sachen, und das wird auch so bleiben. Es 
ist einfach der Ersatz für Hardware-Logik, ermöglichen billige Hardware 
oder Anpassung an verschiedene "Ausbaustufen" derselben Hardware.

Bleiben noch besondere Anforderungen wie Baugrösse und Stromverbrauch, 
die nicht in jedem Schalter in der Hausinstallation einen Raspberry 
sinnvoll erscheinen lassen.
Alles hat seine Berechtigung, die Universallösung gibts wiedermal nicht.

von Joachim (Gast)


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Timmo H. schrieb:
> weil meist alles an wichtigen Libs und Projekten schon "fertig"
> ist.

Ja genau. Und voller Bugs. Und wenn was nicht läuft, steht man wegen der 
fehlenden Grundkenntnis auf dem Schlauch oder muss warten, bis sich 
jemand erbarmt, ein Update herauszubringen.
Da fallen mir die häufig gestellten Fragen ein ala "Meine SD-Karte läuft 
nicht", "mein Display zeigt Müll an" etc. etc.
Die meisten Leute versuchen nur fertige Komponenten zusammenzusetzen. 
Das ist auch okay. Aber es sind in meinen Augen keine "Maker". Ein 
Modellbauer, der nur Bausätze zusammensetzt, ist auch kein echter 
Modellbauer.
Ich würde mal raten, dass 90% aller verkauften RASPIs nur irgendwo in 
der Schublade herumliegen, weil jemand mal dachte, er könnte, aber dann 
schnell gemerkt hat, dass er nicht kann und dann die Lust verloren hat.

Bei der gewaltigen Rechenleistung, die heutzutage mit Mikrokontrollern 
zur Verfügung steht, wundert man sich, dass so wenig wirklich damit 
gemacht wird.
Ist aber auch logisch: Man nehme einen Raspi oder einen Beaglebone mit 
x-Kernen mit GHz und Gigabytes an RAM, setze dem ein riesen 
Betriebsystem auf und würgt dann das ganze mit fertigen Softwaremodulen 
soweit herunter, bis er sich wie ein PC aus den achtziger Jahren verhält 
:-)
Wenn ich dann von Problemen lese, dass die Leute es nicht schaffen, aus 
der SPI des RASPI mehr als 20MBit/s herauszubekommen, bekomme ich die 
Krise.
Irgendwie scheinen sich die Leute mit ihren ganzen 
Monster-Softwarebibliotheken selber zu blockieren.
Da wundert es wirklich nicht dass viele inzwischen einen 32Bitter 
brauchen, um eine LED blinken zu lassen.

Als Beispiel für die Verwendung bzw. "reuse" von fertigen Komponenten 
fällt mir gerade eine VCOM-Port-Anwendung mit USB-CDC ein, an der ich 
seit einigen Wochen arbeite.
Ich habe lange recherchiert (auch hier). Da wurde viel diskutiert, ob 
man damit 1MBit/s oder vielleicht 2MBit/s oder vielleicht mit highspeed 
USB sogar unfassbare 20 MBit/s schafft. Schnellere Datenraten habe ich 
keine gefunden. Ich benötige aber gute 20 MBit.
Nach vielen Stunden Beschäftigung mit dem Thema und auch Versuchen mit 
fertigen Projekten läuft mein Kontroller (ein Cortex-M7) mit der 
CDC-Class jetzt im Test zwischen 100 und 350 MBit/s bzw Megabaud 
Datenrate.
Würde ich warten, bis irgendjemand mal ein vorgekautes Projekt liefert, 
welches eine solche Datenrate bietet, wäre ich dann auch Rentner.

Mit irgendwelchen fertigen Modulen aus der "Szene" hätte ich diese 
Datenraten wohl kaum hinbekommen. So gesehen ist für mich die Antwort 
auf die Eingangsfrage eindeutig JA.
Man kann aus den Kontrollern viel mehr herausholen, wenn man sich mal 
richtig selber dransetzt.

Die Entwicklung der letzten Jahre stellt sich in meinen Augen so dar:
Alles ist billig geworden und man bekommt für ein paar Euro eine riesige 
Leistung in die Hand. Die Zahl der Leute weltweit und die Masse an 
Informationen, die man erreicht, ist gigantisch.
Aber die Qualität dessen was damit gemacht wird, ist meiner Meinung nach 
nicht besser geworden.
Und auch der Wissenstand allgemein scheint nicht wesentlich gestiegen zu 
sein, trotz Millionen verkaufter Arduinos und RASPIs.
Vielleicht gehen den Leuten aber auch nur die Ideen aus, was sie 
eigentlich machen wollen. Die beste Hardware bringt nichts, wenn die 
Kreativität fehlt.


Gruß

Beitrag #5359363 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Johannes M. (johannesm)


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Timmo H. schrieb:
> Arduino (und die IDE ist immernoch Murks)

Visual Studio Code mit platformio.org ist eine sehr praktische 
Alternative, komplett Arduino kompatibel und unterstützt auch ESP32, 
u.v.a.

Ich mache damit jetzt meine private ESP32 Entwicklung, und es läuft 
wirklich super.

von Manfred (Gast)


Angehängte Dateien:

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Schreiber schrieb:
>> wieder eine eigene Leiterplatte, mit eigenem µC?
> Die Module sind Lochrasterkompatibel.

Links oben / unten je ein I2C-DA-Wandlermodul MCP4725, rechts oben ein 
Pegelkonvertermodul. Die Leitungen gehen weg zu zwei 
high-side-Strommessern INA219, zum I2C-LCD, Drehencoderplatinchen und 
SD-Modul. Das ist und bleibt ein Einzelstück, was ich nicht viel 
effektiver bauen kann. Im Servicefall kommt man an alles gut ran!

H.Joachim S. schrieb:
> Es ist einfach der Ersatz für Hardware-Logik,

Klar, früher habe ich Dutzende Logik-ICs verdrahtet, dazu habe ich 
heutzutage keine Lust mehr. Ich habe auch GALs eingesetzt, deren 
Stromverbrauch mit heute nicht mehr beglücken würde. Meine erste DCF-Uhr 
hatte ca. 50 TTL-ICs und brauchte 2,5 Ampere ... das packe ich heute in 
einen AVR plus ein paar LED-Treiber.

Joachim schrieb:
> "Meine SD-Karte läuft nicht"

Fühle ich mich angesprochen? Das Ding hat mich Stunden gekostet, einige 
Rückgabewerte im Fehlerfall funktionieren nicht. Der Testaufbau läuft 
jetzt, wird am nächsten WE in die Zielumgebung eingebunden.

Da sind wir wieder bei dem anderen Thema: Man muß seinen Kram in 
einzelne Module zerlegen und grundsätzliche Dinge klären, bevor man sein 
Gesamtprojekt zusammenklickt.

von Horst S. (Gast)


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Ich hab mir ein paar ATXMega-Module mit ISP-Stecker, vier LEDs, 
Bluetooth und zwei Stiftleisten für die restlichen freien Ports gebaut.

Die fünf Dateien aus dem Vorlagenverzeichnis für die Basisfunktionen 
COM, Timer, LEDs sind auch schnell zusammengeklickt.

Prinzipiell fast verwendbar wie nen Arduino (ok, 3V muss man anlegen), 
ist aber keiner.

Lohnt sich das? Hmm, ich denke, sich in dieser minimalen Infrastruktur 
bestens auszukennen (alle Böcke habe ich selbst geschossen), hat was.

Zumindest muss ich mich nicht darüber ärgern, dass ein anderer Heini 
sich und mir durch seinen Fremdcode/ seine Hardware gerade einen 
gewaltigen Brocken in den Weg gelegt hat, wenn ich mal wieder die 
heiligen "das macht man so"-Pfade der Tugend verlasse.

von SachMal (Gast)


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Jungs, die Blaupause ist das Datenblatt, das oft die Beschaltung des uc 
darstellt und vom Hersteller mitgeliefert wird.

Ein RTOS ist ein BS. Der TO hat folglich vollkommen recht, er hat sich 
nur bei der Wahl des Systems vergriffen.

Und alles funktioniert out-of-the-box.

von Conny G. (conny_g)


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Jeder beschäftigt sich mit anderer Motivation mit Elektronik.
Die einen wollen schnell was zusammenfummeln um ein Problem zu lösen und 
die Details der ICs, Schaltungen, Software interessieren sie gar nicht.
Dann Arduino.
Die anderen wollen tatsächlich Elektronik lernen und das ganz selbst im 
Griff haben.
Dann Platinen selber entwerfen und ggf Arduinos für Prototyping 
verwenden.
Ich mache es aus zweiter Motivation, ich möchte wirklich was von von 
Elektronik lernen und habe Spaß daran Platinen zu machen, inclusive 
Ätzen und bestücken.
Und warum? Weil ich kann und weil es eine Herausforderung ist.

: Bearbeitet durch User
von Frank (Gast)


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>Autor: Curby23523 N. (nils_h494)
>Datum: 20.03.2018 17:06

>µC = klein, platzsparend, geringer stromverbrauch mit zunehmend
>wachsendem Speicher, Geschwindigkeit und Peripherie.

>Du hast einfach keine Erfahrung von der Industrie. Da will niemand einen
>RaspberryPI oder ESP8266, sondern zuverlässige Bauteile, die es auch in
>10 Jahren noch gibt.

Da sehe ich den Mangel an Industrieerfahrung eher bei Dir.

Die Anwendungen in der Industrie bestehen nicht nur aus 
Produktentwicklung für hohe Stückzahlen. Da gibt es auch die 
Versuchsabteilungen, Fertigungsabteilungen und Testabteilungen. Dann 
gibt es da die Vorentwicklungsabteilung.

In all diesen Abteilungen macht es enorm viel Sinn, Lösungen zu 
verwenden, mit denen man schnell zum Ziel kommt.
Und die können auch Arduino, Raspberry oder Beaglebone heißen.

Außerdem gibt es nicht nur Firmen einer Größe und einer Stückzahl, 
sondern Firmen von 1-200.000 Man und Stückzahlen von 1-10Millionen. Je 
nach Anwendung kann es auch hier Sinn machen, auf eine schnelle Lösung 
zurück zu greifen.

von Klaus R. (klaus2)


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...schöne Frage, genau das frag ich mich auch immer wieder. Mit Arduino 
ist man schnell am Ziel und nur das zählt erstmal. Dann baut man 
Zielhardware und optimiert.

 Ich denke aber es ist sehr wichtig mal ganz unten anzufangen, das 
schult die Analytic und sorgt für dtl mehr KP.

Schlimm finde ich dass viele Leute ohne breakoutboard komplett am A 
sind...oder nicht mal ein Relais über Transistor steuern bzw auslegen 
können. Das ist wie Kochen mit Fixprodukten...

Klaus.

von Johannes S. (Gast)


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Frank schrieb:
> Und die können auch Arduino, Raspberry oder Beaglebone heißen.

Kann ich bestätigen. Die Studenten die heute kommen lernen damit und 
bringen diese Dinger dann von sich aus mit.

von Schreiber (Gast)


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Curby23523 N. schrieb:
> Schreiber schrieb:
>> Die Module sind Lochrasterkompatibel.
>
> Aber nicht alle Bauteile, oder soll man dann für alles einen SOIC -> DIP
> Adapter benutzen?

Ich sprach von Modulen aus China, das sind fertig aufgebaute Baugruppen. 
Also Spannungswandler mit Zubehör (Kondensatoren, Spulen...) auf einem 
Platinchen, DDS-IC mit Zubehör (Quarzoszillator, kondensatoren...) auf 
einem anderen, ...
Diese Platinchen werden dann auf eine große Lochrasterplatine gelötet 
und verdrahtet.

von Manfred (Gast)


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Frank schrieb:
> Da sehe ich den Mangel an Industrieerfahrung eher bei Dir.
>
> Da gibt es auch die Versuchsabteilungen, Fertigungsabteilungen und 
Testabteilungen.

Genau: Im Bereich Test haben wir uns in der 80er-Jahren eine Platine mit 
einem µC (68805) und einer LED-ASCII-Anzeige selbst layoutet und 
gefertigt, etwa Format des UNO. Damit wurden diverse Kleinsteuerungen 
realisiert, alles Einzelstücke als Prüfplatz für Geräte.

Wäre ich noch in diesem Feld aktiv, würde ich vmtl. zum Arduino greifen 
- das war damals undenkbar, soviel Rechenleistung für ein paar DM zu 
bekommen.

von Georg M. (g_m)


Angehängte Dateien:

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Pete K. schrieb:
> Ich hol' schon mal Popcorn ;-)

WiFi + Bluetooth onboard.

von Stephan G. (Firma: privat) (morob)


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Curby23523 N. schrieb:
> Makerszene = Bastlerszene.

möchte ich nicht so stehen lassen

von Nop (Gast)


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Ubido schrieb:
> Ist es noch sinnvoll, mit Controllern zu arbeiten

Nein. Alle nehmen überall nur noch Raspis und programmieren die 
Anwendungen in PHP. Selbst Hörgeräte und Herzschrittmacher.

von Curby23523 N. (Gast)


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Ich arbeite in der Industrie. Bis jetzt ist nur bei einem Prototyp mal 
ein Beaglebone verwendet worden - eben weil hier Display, Speicher, Wifi 
etc. benötigt wurde - kommt evtl. auch im finalen Produkt zum Einsatz. 
Ansonsten mal z.B. SoM von Digi etc. Aber keine China Module oder ein 
Raspberry.

Aber Arduino würde nur eingesetzt werden, wenn der Kunde es explizit 
verlangt - kam bisher nicht vor oder man konnte davon überzeugen etwas 
anderes zu benutzen.

Für eigene Entwicklung - auch Prototypen - wird immer der nackte µC oder 
ggf. Dev-Boards verwendet. Jeder der halbwegs professionell entwickelt 
benutzt nicht die Arduino IDE. Das Board kann man ggf. missbrauchen - 
hat dann aber auch nur noch Dev-Board Charakter. Da sind mir persöhnlich 
doch lieber die Dev-boards von AVR, ST, Silabs oder Microchip.

von JoJo (Gast)


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Georg M. schrieb:
> WiFi + Bluetooth onboard.

Und?

Stephan G. schrieb:
> Curby23523 N. schrieb:
>> Makerszene = Bastlerszene.
>
> möchte ich nicht so stehen lassen

Sondern?
Es wird einem immer wieder der Eindruck vermittelt, diese Makerszene 
würde quasi ständig an neuen Erfindungen herumtüftlen, so wie einst die 
Apple-Gründer in der Garage.
Aber außer solchen Spielereien, dass heute alles übers Smartphone 
gesteuert werden soll, sehe ich überhaupt nichts außergewöhnliches 
neues.
Die Technik an sich ist jahrzehnte alt. Schon vor 30 Jahren hätte man 
3D-Drucker bauen können. Die wären eben etwas langsam und etwas teuerer 
gewesen und der Slicer hätte einige Stunden gerechnet. Aber es war alles 
da. Man hätte nur einen Hersteller für den Kunststoff-"Draht" finden 
müssen. Diese ganze CNC-Technik ist steinalt.
Auch SLA gibt es schon sehr lange. Nur dass es eben seit 10 Jahren 
Laserdioden gibt, die man besser für so etwas nehmen kann. Aber niemand 
hat da etwas neues "erfunden". Man hat nur neue Bauteile genommen und 
damit die Sachen billiger gemacht.
Also wodurch definiert sich diese sogenannte "Makerszene" eigentlich?

Es kommt nicht darauf an, welche Mikrokontroller und Tools es gibt, 
sondern was man damit macht.
Es macht auch keinen Unterschied, ob die Boards 10 oder 100 Euro kosten, 
oder ob ein Bausatz für eine CNC-Mechanik 100 oder 1000 Euro kostet.
Nur dass es eben jetzt reif für die Masse ist und einige Hersteller und 
Firmen an einem neuen Markt verdienen.
Billige Verfügbarkeit fördert nicht den Entwicklungsgeist.
Die Jungs die den ersten PC zusammengeschraubt haben, haben damals 
einige hundert Dollar nur für ein CPU-IC hingeblättert.
Hätten die warten sollen, bis die CPU 5 Dollar kostet und dann sagen 
"jetzt entwickeln wir einen PC damit"?
Was ich damit sagen will, die wirklichen Entwicklungen machen nur die, 
die auch etwas riskieren, nicht die die sich nur dem billigen 
Massenmarkt bedienen. Und weil in der Makerszene alles unglaublich 
billig sein muss, sehe ich da nicht wirklich Entwicklungspotenzial.

Gruß

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

ich kann nur meinen Werdegang skizzieren...
Elektronik usw. nur Hobby und Interesse, teilweise aber mit beruflichen 
Folgen und Vorteilen.

Im Moment diskutiere ich gerade mit dem ESP32, einfach, weil es ihn 
gibt.
Angefangen mal um 1980 mit einem 6800, 256k Ram und ein 1kB Eprom.
Z80, 6510 , später AVR, ich hatte ein STK200 mit einem AT90S1200 dabei 
als er beschaffbar war. Ich konnte und kann Datenblätter lesen, auch das 
kleingedruckte. Alles von TO erwähnte kann ich gut nachvollziehen.
I2C um mit dem MAS3507 zu reden. In Software auf dem S8515 mit Atmels 
Beispiel. Spielte nur nicht, weil damals kein Clock-Stretching drin war, 
ein I2C-Slave es bei mir aber wollte. ok. Seitdem weiß ich, wie I2C 
funktioniert und das nutzt mir auch heute noch.
SD-Card (besser MMC mit 128MB) im SPI-Mode als Beispiele noch rar waren 
und meist nur genau mit seiner Karte beim Programmierer liefen...
Nie wirklich fertig gewordener MP3-Player mit S8515, MAS3507, 2x16 LCD 
und einer 2,5" HD mit Amiga-FFS. Amiga war vorhanden und die Struktur 
des Amiga-FFS ist viel µC-freundlicher als FAT.
Um hier jetzt den Bogen zu schlagen: SD-Card am ESP32, MP3/FLAC/... 
Decoder in Software auf dem ESP, Ausgabe per I2S auf einen DAC, 
LCD-Display.
Alles China-Module mal schnell zusammengesteckt. Schöne Audio-Bibliothek 
gefunden, wo jemand eben die nötigen Sachen auf den ESP8266/ESP32 
portiert hat. Alles Arduino?
Ja und nein. Ich weiß eben, wie I2C funktioniert wenn ich es brauche, 
warum es OpenDrain-Anschlüsse sind, warum es PullUps daran gibt. Ich 
wei, daß SPI auch ein Bus ist, daß ich auf die Zuordnungen der /CS-Pins 
in Hardware und in der Software achten muß, wenn ich den Kram 
kombiniere.
Ich würde aber (also Hobby) heute nicht freiwillig eigene 
SD-Card/Grafik-Display/MP3-Decoder Routinen schreiben wollen, auch wenn 
ich es mir mit dem nötigen Zeitaufwand durchaus noch zutrauen würde.
Arduino ist für mich erstmal ein Name. Preiswerte Hardware, wo ich mir 
nicht die Ohren brechen muß, um den SMD-Kram komplett alleine machen zu 
müssen. Inzwischen bin ich Rentner, da sollten die Bauteile usw. 
möglichst nicht zu klein werden...
Arduino Bibliotheken sind nicht immer ideal, da sie aber als Source 
vorliegen kann ich ja reinfassen wenn es unbedingt nötig ist.
Auch ohne Arduino finde ich in den Foren immer mehr Einsteiger, die nur 
nachbauen, keine Lust/Zeit haben, sich die Grundlagen zusammenzusuchen, 
wenn der Nachbau nicht macht, was er soll.
Stromkreis, Ohmsches Gesetz usw. scheinen da dann absolute Fremdworte zu 
sein. Fritzing, YouTube-Tutorials scheinen im Hobbybereich die 
Allheilmittel geworden zu sein.

Gruß aus Berlin
Michael

von JoJo (Gast)


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Michael U. schrieb:
> 1980 mit einem 6800, 256k Ram

Du meinst 256K-BIT RAM. Denn 256K-BYTE wäre schon der Hammer gewesen. 
:-)

Ansonsten stimme ich Dir voll zu.
Mein Werdegang ist ähnlich, angefangen mit 8048 und dann 8051.
Vielleicht ist unsere Generation noch eine andere Schule.
Die Leute heute sind eher verbraucherorientiert und interessieren sich 
weniger für das, was "innen drin passiert".
Ich bin ja auch nicht vor 30 Jahren stehengeblieben. Auch ich klicke mal 
schnell was zusammen. Aber nur fürs erste Grobe. Denn so gut wie alle 
fertigen Libs und Projekte haben die Eigenheit, dass man hin und wieder 
den Stecker oder das USB-Kabel ziehen muss oder einen Reset-Knopf 
drücken.
Weil es eben alles irgendwie nur zusammengeflickte Baustelle ist.
Ich bin da eher perfektionistisch veranlagt. Bei mir muss es 
funktionieren.

Michael U. schrieb:
> Stromkreis, Ohmsches Gesetz usw. scheinen da dann absolute Fremdworte zu
> sein

Ja. Kaum jemand der "jungen Arduino Generation" kann heute noch eine 
vernünftige Analogschaltung zusammenbauen oder einen Transistor 
beschalten.
Angeblich braucht sowas keiner mehr, wiel man ja alls mit µC macht. 
Aha..

Gruß

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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JoJo schrieb:
> Stephan G. schrieb:
>> Curby23523 N. schrieb:
>>> Makerszene = Bastlerszene.
>>
>> möchte ich nicht so stehen lassen
>
> Sondern?
> Es wird einem immer wieder der Eindruck vermittelt, diese Makerszene
> würde quasi ständig an neuen Erfindungen herumtüftlen, so wie einst die
> Apple-Gründer in der Garage.
> Aber außer solchen Spielereien, dass heute alles übers Smartphone
> gesteuert werden soll, sehe ich überhaupt nichts außergewöhnliches
> neues.

Sicherlich schmücken sich viele StartUps mit diesem Begriff, eben weil 
er Kreativität, Neues verspricht.

Es gibt durchaus Neues in dieser Szene, das man bspw. auf Messen sehen 
kann. Auch völlig neue Techniken zum 3D-Druck (das ist ja nicht nur 
Kunststoffwürstchendrucken :-)

> Die Technik an sich ist jahrzehnte alt. Schon vor 30 Jahren hätte man
> 3D-Drucker bauen können. Die wären eben etwas langsam und etwas teuerer
> gewesen und der Slicer hätte einige Stunden gerechnet. Aber es war alles
> da. Man hätte nur einen Hersteller für den Kunststoff-"Draht" finden
> müssen. Diese ganze CNC-Technik ist steinalt.
> Auch SLA gibt es schon sehr lange. Nur dass es eben seit 10 Jahren
> Laserdioden gibt, die man besser für so etwas nehmen kann. Aber niemand
> hat da etwas neues "erfunden". Man hat nur neue Bauteile genommen und
> damit die Sachen billiger gemacht.

Alles richtig - aber das hast Du praktisch überall. Man entwickelt 
Bestehendes weiter.

> Also wodurch definiert sich diese sogenannte "Makerszene" eigentlich?

Meiner Meinung nach einfach durch das "Machen", gerne auch mit wenig 
Aufwand. Man hat eine Idee und setzt die einfach mal um. Ob das neu ist 
oder ein alter Hut, ist dabei eher nebensächlich. Man fängt einfach mal 
an. Wenn es schief geht, lernt man daraus und versucht etwas anderes.

Einen Anspruch auf echte neue Erfindungen hat man meiner Erfahrung dort 
nicht wirklich. Man bastelt eben das, was man benötigt.

Aber das Machen unterscheidet sie wohltuend von denen, die wissen, wie 
man es macht, es aber nie tun. Solche Leute kennt wohl jeder ;-)

> Was ich damit sagen will, die wirklichen Entwicklungen machen nur die,
> die auch etwas riskieren, nicht die die sich nur dem billigen
> Massenmarkt bedienen. Und weil in der Makerszene alles unglaublich
> billig sein muss, sehe ich da nicht wirklich Entwicklungspotenzial.

Einerseits hast Du sicherlich Recht. Auf der anderen Seite führen aber 
gerade beschränkte Mittel auch oft zu neuen, kreativen Lösungen. Aber 
natürlich nur bei denjenigen, die auch kreativ veranlagt sind. Viele in 
der Szene sind das sicherlich nicht - man baut eher nach. Jemand ist ja 
auch kein guter Koch, nur weil er nach Rezept kochen kann.

Aber vielleicht noch zum Thema:
Ich habe mir diese Woche zum ersten Mal einen Raspberry Pi 3B gekauft, 
der die Grundlage für meine Spritzgussmaschinensteuerung werden soll. 
Das ist schon eine feine Sache: ich kann hier am PC in aller Ruhe auf 
dem Pi arbeiten, meine Tcl/Tk-Oberfläche erstellen (und auch sonst 
komplett unter Tcl arbeiten, da es entsprechende Bibliotheken für die 
Hardwareansteuerung gibt), die Hardware in Betrieb nehmen und muss mich 
um W-Lan, Bluetooth etc. nicht weiter kümmern. Und das Ding benötigt 
dabei gerade mal 1W.

Und mit diesem passenden 7-Zoll-Display mit Touch werde ich damit eine 
schöne, intuitive Steuerungsoberfläche bauen (oder gibt es noch andere, 
gute Displays für den Pi? Vielleicht mit 10 Zoll?)

Natürlich fängt man da nicht mehr mit einem STM32 oder gar AVR an. Das 
Ding kommt in ein passendes Gehäuse (entwerfe ich gerade in FreeCAD, um 
es dann zu drucken) zusammen mit meiner Hardware (Optokoppler, MOSFETs, 
für die Hydraulikventile etc.).

Bei meiner eigenen Hardware findet dann aber doch ein kleiner STM32 
Verwendung, der die Verarbeitung der Positionsdaten der Zylinder und 
Temperatur- und Druckmessung übernimmt und per SPI dem Pi zur Verfügung 
stellt.

Mit solch einer Kombination aus Fertigmodulen und Eigenentwicklung fährt 
man heutzutage sicherlich bei Einzelstücken und Kleinserien sehr gut: 
man muss sich nur noch um das Wesentliche kümmern, während das immer 
gleiche Drumherum "zugekauft" wird.

: Bearbeitet durch Moderator
von Michael U. (amiga)


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Hallo,

JoJo schrieb:
> Du meinst 256K-BIT RAM. Denn 256K-BYTE wäre schon der Hammer gewesen.
> :-)

Natürlich 256 BYTE Ram, 2x MC6810...
Wie sich die Zeiten geändert haben. ;)

Gruß aus Berlin
Michael

von temp (Gast)


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Curby23523 N. schrieb:
> Jeder der halbwegs professionell entwickelt
> benutzt nicht die Arduino IDE

Die IDE vielleicht nicht aber der Arduino-Core ist so schlecht nicht. 
Auf alle Fälle besser als mancher Code den Leute hier Posten. Gerade 
wenn es darum geht mal schnell was auf einem ESPxxx zu machen ist mir 
der Arduino-Port lieber. Allerdings mit makefile. Bei den Cortexen mache 
ich aber auch einen großen Bogen drum. Auch um STL und HAL oder wie 
diese Libs alle heißen. Und Avr? RIP. Allerhöchstens mal noch ein 
Tiny841.

Auf der anderen Seite betrachte ich den sorglosen Umgang mit LIBs und 
zusammen kopierten Code auch sehr skeptisch. Die Unsitte die auf dem PC 
schon lange vorherrscht kommt jetzt auch auf die Controller. Ich hatte 
das Beispiel neulich schon mal an anderer Stelle gebracht: wenn man z.B. 
in nodejs, was zugegebenermaßen für schnelle Sachen recht brauchbar ist, 
die serielle Schnittstelle verwenden will gibt es mit "npm install 
serialport" 269 Abhängigkeiten von anderen Modulen. Das schaufelt dann 
zusätzlich 1125 Dateien ins Projektverzeichnis. Schöne neue Welt. Es 
blickt da schon lange keiner mehr so richtig durch aber Hauptsache es 
geht irgendwie.

von Schreiber (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Ich habe mir diese Woche zum ersten Mal einen Raspberry Pi 3B gekauft,
> der die Grundlage für meine Spritzgussmaschinensteuerung werden soll.

Da hätte ich eher an eine kleine SPS gedacht.
Die kommt nämlich ab Werk schon in einem Industrietauglichen Gehäuse und 
ist hinsichtlich EMV und Ausfallverhalten zertifiziert.

von Hmm (Gast)


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Joachim schrieb:
>> weil meist alles an wichtigen Libs und Projekten schon "fertig"
>> ist.
>
> Ja genau. Und voller Bugs. Und wenn was nicht läuft, steht man wegen der
> fehlenden Grundkenntnis auf dem Schlauch oder muss warten, bis sich
> jemand erbarmt, ein Update herauszubringen.

So ist es.
Hatte ich erst neulich: - Raspberry PI + Arduino, ein paar Sensoren 
auswerten, weil ist ja so toll und geht alles so schnell und is alles so 
wahnsinnig einfach.

Am Ende dauerte es ewig.
- Python-Lib am RaspberryPI für die SPI war fehlerhaft
- Python Lib für den konkreten ADC war fehlerhaft
- Der Arduino war wegen mangelhafter Dokumentation falsch verdrahtet
Weil man den Scheißdreck (tschuldigung...) nicht debuggen kann, dauerte 
die Fehlersuche gefühlt ewig.

Ich will die Sachen gar nicht verteufeln, der RaspberryPI hat völlig 
legitime Einsatzbereiche.
Aber man muss sich damit auskennen und damit umgehen können. Auch dann, 
wenn man Libs verwendet. Und da scheitert es. Es ist nicht das System, 
das problematisch ist, sondern das zweifelhafte Volk, dass sich von dem 
Versprechen "3 Mausklicks und fettich" angezogen fühlt.

Für Leute, welche sich gut mit Linux und Software auskennen, aber 
weniger mit Hardware, ist der Raspberry dagegen wirklich super. Die 
bekommen damit tolle Dinge hin.

Dinge wie Raspberry PI und fette Libs verschieben das Kompetenzproblem 
nur in Richtung Software, sie beseitigen es nicht.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Schreiber schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Ich habe mir diese Woche zum ersten Mal einen Raspberry Pi 3B gekauft,
>> der die Grundlage für meine Spritzgussmaschinensteuerung werden soll.
>
> Da hätte ich eher an eine kleine SPS gedacht.
> Die kommt nämlich ab Werk schon in einem Industrietauglichen Gehäuse und
> ist hinsichtlich EMV und Ausfallverhalten zertifiziert.

Ja, könnte man wohl machen.

Ich möchte aber WLAN, Bluetooth, Kamera etc. haben.

Dazu kommt die nicht unwichtige Kleinigkeit: mit Linux und schnell 
erstellbaren grafischen Oberflächen kenne ich mich aus, mit SPS nicht 
:-)

Und, nicht zu vergessen: ich wollte einfach mal sehen, was so ein 
Raspberry Pi denn so kann.

Die Maschine wird aber auch nicht verkauft (zumindest ist das bisher 
nicht angedacht), sondern soll hier im Keller vor sich hin werkeln.

: Bearbeitet durch Moderator
von Frank (Gast)


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>Autor: Joachim (Gast)
>Datum: 20.03.2018 21:18

>Timmo H. schrieb:
>> weil meist alles an wichtigen Libs und Projekten schon "fertig"
>> ist.

>Ja genau. Und voller Bugs. Und wenn was nicht läuft, steht man wegen der
>fehlenden Grundkenntnis auf dem Schlauch oder muss warten, bis sich
>jemand erbarmt, ein Update herauszubringen.
>...
>Als Beispiel für die Verwendung bzw. "reuse" von fertigen Komponenten
>fällt mir gerade eine VCOM-Port-Anwendung mit USB-CDC ein, an der ich
>seit einigen Wochen arbeite.
>Ich habe lange recherchiert (auch hier). Da wurde viel diskutiert, ob
>man damit 1MBit/s oder vielleicht 2MBit/s oder vielleicht mit highspeed
>USB sogar unfassbare 20 MBit/s schafft. Schnellere Datenraten habe ich
>keine gefunden. Ich benötige aber gute 20 MBit.
>Nach vielen Stunden Beschäftigung mit dem Thema und auch Versuchen mit
>fertigen Projekten läuft mein Kontroller (ein Cortex-M7) mit der
>CDC-Class jetzt im Test zwischen 100 und 350 MBit/s bzw Megabaud
>Datenrate.
>Würde ich warten, bis irgendjemand mal ein vorgekautes Projekt liefert,
>welches eine solche Datenrate bietet, wäre ich dann auch Rentner.

Die Datenrate klingt wirklich beeindruckend. Ich nehme an, Du hast Dein 
Projekt danach veröffentlicht oder in die öffentliche Codebasis 
eingepflegt.
Denn so funktioniert Open-Source: viele gute Entwickler tragen mit ihren 
Beiträgen zur Verbesserung der Libraries und Funktionen bei, damit alle 
danach davon profitieren können.

von watchdog@doghouse (Gast)


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Also bei uns an der FH war es so:

Da die Arduinos die Idioten anzogen wie ein Magnet, hatte mein Prof. die 
Dinger in seinen Wahlmodulen verbannt. Danach führte er brutale 
Analog-und Digitaltechnik ein. Die uC mussten danach nur mithilfe des 
Datenblatts programmiert werden.

: Wiederhergestellt durch Moderator
von Curby23523 N. (Gast)


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watchdog@doghouse schrieb:
> Da die Arduinos die Idioten anzogen wie ein Magnet, hatte mein Prof. die
> Dinger in seinen Wahlmodulen verbannt. Danach führte er brutale
> Analog-und Digitaltechnik ein. Die uC mussten danach nur mithilfe des
> Datenblatts programmiert werden.

Guter Prof! Und das an so einer blöden FH ;)..

: Wiederhergestellt durch Moderator
von Stefan F. (Gast)


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> Guter Prof!

Das sehe ich auch so. Arduino lenkt zu sehr von den Grundlagen ab, die 
man in der FH aber unbedingt lernen sollte. Sonst kann ich ja gleich der 
Schule fernbleiben und ihm Wohnzimmer beim Fernsehgucken was zusammen 
stöpseln.

von Frank (Gast)


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>Das sehe ich auch so. Arduino lenkt zu sehr von den Grundlagen ab,

Ja, aber wenn man dann erwachsen ist, darf man die Arduinos verwenden 
;-)

von watchdog@doghouse (Gast)


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Frank schrieb:
> Das sehe ich auch so. Arduino lenkt zu sehr von den Grundlagen ab,
>
> Ja, aber wenn man dann erwachsen ist, darf man die Arduinos verwenden
> ;-)

Klar, danach ist auch in Ordnung.

Bei uns im Modul Mikrocomputertechnik 2 gab es 6 Laborpraktika im 
Sommersemester. Und erst im letzten Versuch ging es um einen Arduino 
Versuch. Mein Prof. hatte schon seinen Grund diesen Versuch als letztes 
machen zu lassen ;)

von Hmm (Gast)


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watchdog@doghouse schrieb:
> Also bei uns an der FH war es so:
>
> Da die Arduinos die Idioten anzogen wie ein Magnet, hatte mein Prof. die
> Dinger in seinen Wahlmodulen verbannt. Danach führte er brutale
> Analog-und Digitaltechnik ein. Die uC mussten danach nur mithilfe des
> Datenblatts programmiert werden.

Naja, aber das ist eine Hochschule.

Nicht jeder der bastelt, hat vor später komplexe Hardware zu entwickeln. 
Für einfache Hardware brauchts nämlich keinen Studierten FHler.
Wenn jemand aber einen solchen aber einstellt, hat er gewisse 
Erwartungen an dessen Kenntnisse. Den holt er sich nicht zum 
Arduino-Programmieren.

D.h. an der FH hat ein solcher "Bann" einen ernsten Hintergrund.

Beim Basteln nicht, da ist erlaubt was Spass macht.

von Stephan G. (Firma: privat) (morob)


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JoJo schrieb:
> Aber außer solchen Spielereien, dass heute alles übers Smartphone
> gesteuert werden soll, sehe ich überhaupt nichts außergewöhnliches
> neues.

du scheinst eine sehr eingeschränktes sichtfeld zu haben, ich bewege 
mich sehr viel in der makerszene und sehe immer kleine dinge, die man so 
oder so lösen kann, manchmal sind die idee besser als meine

das beispiel mit dem 3d drucker sehe ich nicht optimal und wenn man so 
rangeht hätte man computer schon im 18 jh bauen können.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Nur ein kleiner Kommentar von mir.

Ich reparierte vor 20 Jahren einen R&S SMFS Mobil HF Tester:

https://www.radiomuseum.org/r/rohde_mobile_tester_smfs2.html

Es war mit modernen Augen ernüchternd zu sehen, dass in diesem komplexen 
Gerät nur zwei bescheidene INTEL 8039 werkelten mit einem totalen Platz 
für FW von 4Kx8. Und hatte noch eine IEEE-488/IEC-625 Schnittstelle zu 
versorgen.

Im Vergleich der bescheiden ATMEGA328 wie er auf den Arduino Bords zu 
finden ist, hat 32K Programmspeicher und 2K RAM. Der 8039 hatte 2K und 
128b RAM!

Es sollte zu denken geben was fähige Ingenieure damals mit heutzutage 
vergleichbar bescheidenen Mitteln auf die Beine stellten.

Mir kommt vor heute regiert oft der Overkill...

Naja, die modernen Anwendungsbereiche sind natuerlich auch nicht 
vergleichbar.

: Bearbeitet durch User
von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Gerhard O. schrieb:
> Nur ein kleiner Kommentar von mir.
>
> Ich reparierte vor 20 Jahren einen R&S SMFS Mobil HF Tester:
>
> https://www.radiomuseum.org/r/rohde_mobile_tester_smfs2.html
>
> Es war mit modernen Augen ernüchternd zu sehen, dass in diesem komplexen
> Gerät nur zwei bescheidene INTEL 8039 werkelten mit einem totalen Platz
> für FW von 4Kx8. Und hatte noch eine IEEE-488/IEC-625 Schnittstelle zu
> versorgen.
>
> Im Vergleich der bescheiden ATMEGA328 wie er auf den Arduino Bords zu
> finden ist, hat 32K Programmspeicher und 2K RAM. Der 8039 hatte 2K und
> 128b RAM!
>
> Es sollte zu denken geben was fähige Ingenieure damals mit heutzutage
> vergleichbar bescheidenen Mitteln auf die Beine stellten.

Natürlich. Ich bin auch begeistert von vielen C64-Spielen und der 
Fähigkeit der Programmierer.

Trotzdem darf man nicht vergessen, dass diese Ingenieure da auch 
sicherlich ein Mehrfaches an Arbeitszeit reingesteckt haben, als es 
heute nötig wäre.

Ich habe auch mal eine digitale Koordinatenanzeige auf einem 8kB AVR 
entwickelt, mit zyklischer Displayauffrischung, Menü, 
Rechnerschnittstelle und vier Achsen mit bis zu 300kHz 
Quadraturencoder-Eingang.

Geht alles - aber Spaß macht das nicht: heute würde ich nur den 
Bruchteil der Zeit benötigen.

Wenn man so auf Kante nähen muss, frisst das das kostbarste, was man 
hat: Zeit.

Da greift man lieber zu einem fetten STM32 mit 1MB Flash und hat Platz 
auch für die wildestens Kundenwünsche, die da in Zukunft noch so kommen.

> Mir kommt vor heute regiert oft der Overkill...
>
> Naja, die modernen Anwendungsbereiche sind natuerlich auch nicht
> vergleichbar.

Niemand zahlt Dir auch nur einen Euro mehr, wenn Du fantastisch 
platzoptimierte Software ablieferst, aber dafür die fünffache Zeit 
benötigst.

Is so.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Chris D. schrieb:
> ... Is so.

Chris,

ich muss Dir in allen Punkten recht geben.

Gerade in meinem Alter möchte ich unnötigen Zeitaufwand vermeiden bzw. 
minimieren.

Deshalb bin ich froh, dass es Alternativen zu Assembler gibt und oft 
noch genug Platz für "Feature Creep" oder künftige Wünsche da ist:-)

Am liebsten ist mir eigentlich der STM32F103VE als "Mädchen für Alles". 
Der beinhaltet so ziemlich alles was man sich in einen uC wünschen kann. 
Z.B. ist es viel angenehmer Quadratur Encoder in HW zu machen.

von Kingkong (Gast)


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"Makerszene = Bastlerszene"


Sind wir nicht alle Bastler oder einer gewesen?


Ohne Bastler würden wir noch am Lagerfeuer sitzen. Man denke an Steve 
Jobs und Billy Gates.


Ein Bastler "brennt für seine Sache". Ich kann mir nicht vorstellen, 
dass ein Ingenieur ein gute Ingenieur ist, wenn er nie "Bastler" war. 
Sämtlichen Produkten gehen unendliche "Bastelstunden" voraus....

von Vincent H. (vinci)


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Gerhard O. schrieb:
> Nur ein kleiner Kommentar von mir.
>
> Ich reparierte vor 20 Jahren einen R&S SMFS Mobil HF Tester:
>
> https://www.radiomuseum.org/r/rohde_mobile_tester_smfs2.html

Bei einem Gerät das 40,000.00$ kostet hängt die Wahl des Prozessors 
vermutlich kaum vom Preis ab. Würde man diesen HF Tester heutzutage 
baun, dann würde man da wohl nicht lange überlegen obs jetzt 512 oder 
1024K sein dürfen...

Ansonsten stimm ich dir natürlich zu. Es ist oft schon recht 
beeindruckend zu sehn was denn nicht alles auch ohne hunderte MHZ, FPU, 
DSP und Co geht.

von Frank (Gast)


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>Ich reparierte vor 20 Jahren einen R&S SMFS Mobil HF Tester:

>https://www.radiomuseum.org/r/rohde_mobile_tester_smfs2.html

>Es war mit modernen Augen ernüchternd zu sehen, dass in diesem komplexen
>Gerät nur zwei bescheidene INTEL 8039 werkelten mit einem totalen Platz
>für FW von 4Kx8. Und hatte noch eine IEEE-488/IEC-625 Schnittstelle zu
>versorgen.

>Im Vergleich der bescheiden ATMEGA328 wie er auf den Arduino Bords zu
>finden ist, hat 32K Programmspeicher und 2K RAM. Der 8039 hatte 2K und
>128b RAM!

Ach, wenn man genügend Zeit hat, gehen viele Dinge auf dem Arduino Uno 
mit Atmega328.
Da wäre z.B. der 6502 Emulator mit kompletem Basic:
http://forum.arduino.cc/index.php?topic=193216.0

Oder der LPC-Vocoder auf dem Uno aus prähistorischer Zeit:
https://github.com/going-digital/Talkie

watchdog@doghouse schrieb:
> Also bei uns an der FH war es so:
>
> Da die Arduinos die Idioten anzogen wie ein Magnet, hatte mein Prof. die
> Dinger in seinen Wahlmodulen verbannt. Danach führte er brutale
> Analog-und Digitaltechnik ein. Die uC mussten danach nur mithilfe des
> Datenblatts programmiert werden.

Der Eindruck mag entstehen, wenn man sich im "Nulpenumfeld" bewegt.
Wie man aus den Beispielen sehen kann, gibt es durchaus sehr 
anspruchsvolle Libraries im Arduinoumfeld.

z.B.:

https://github.com/TKJElectronics/KalmanFilter

von Hmm (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Niemand zahlt Dir auch nur einen Euro mehr, wenn Du fantastisch
> platzoptimierte Software ablieferst, aber dafür die fünffache Zeit
> benötigst.

Das muss nicht unbedingt sein. Es gibt immer noch einen Markt für solche 
hochoptimierten Geschichten, ausgerechnet in billigen Consumerprodukten.

Wenn ein Produkt 10M- 100M mal gefertigt wird, zahlt sich das Einsparen 
von jedem Byte Flash aus. Da wird durchaus noch handoptimiert in 
Assembler, und da kann man schnell viele hunderttausend Euro sparen, 
wenn man statt einem kleinen 32Bitter mit einem 8-bitter auskommt.

Wenn sich der Entwicklungsaufwand auf 10M Stück aufteilt, relativieren 
sich Einmalkosten wie Arbeitsstunden in der Entwicklung schnell, 
Stückkosten fallen dagegen überproportional ins Gewicht.

Da wird schon mal 100 Arbeitsstunden darin gesteckt, einen einzelnen 
100nF-Kerko einzusparen.

Wie immer kommt es auf die konkrete Anwendung an...

von Kingkong (Gast)


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Ich denke, die Anwendung bestimmt die Wahl der Hardware bzw. ob man 
selbst entwickelt. Für meinen Fall gilt, dass ich vom Z80 bis STM32F7 
alles einsetzen kann. Wenn ich einen 555er ersetzen will, nimm ich einen 
Tiny13. Bei HMI Anwendungen eben einen Raspy oder einen NUC. Ich sehe 
das sehr entspannt und freue mich, dass mir die Elektronik immer noch 
sehr viel Freude bereitet. Nebenbei kommt auch immer gutes Geld ins Haus 
;-)

von m.n. (Gast)


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Hmm schrieb:
> Wenn sich der Entwicklungsaufwand auf 10M Stück aufteilt, relativieren
> sich Einmalkosten wie Arbeitsstunden in der Entwicklung schnell,
> Stückkosten fallen dagegen überproportional ins Gewicht.
>
> Da wird schon mal 100 Arbeitsstunden darin gesteckt, einen einzelnen
> 100nF-Kerko einzusparen.

Endlich sind wir bei den hier relavanten Stückzahlen angelangt.
Bei meinen Geräten habe ich alle 100 nF Kondensatoren durch 47 nF 
ausgetauscht und dadurch die Hälfte der Herstellungskosten eingespart!

Chris D. schrieb:
> Ich habe auch mal eine digitale Koordinatenanzeige auf einem 8kB AVR
> entwickelt, mit zyklischer Displayauffrischung, Menü,
> Rechnerschnittstelle und vier Achsen mit bis zu 300kHz
> Quadraturencoder-Eingang.
>
> Geht alles - aber Spaß macht das nicht: heute würde ich nur den
> Bruchteil der Zeit benötigen.

Und, hattest Du seinerzeit denn überhaupt eine Alternative? Ich glaube 
nicht! Sonst hätte es auch die Digitaluhren mit 7490 wohl kaum gegeben.

H.Joachim S. schrieb:
> Ich denke mal, dass der gegenwärtige Vernetzungshype auch wieder sein
> Ende finden wird. Sehr viel davon ist schlichtweg mehr als überflüssig,

So sehe ich das auch, da können Wir uns aber auch sehr irren.
Die Frage nach dem Sinn 'der Controller' ist meines Erachtens ein 
Freitagsthema. Wenn einer gebraucht wird, dann wird er genommen und das 
am besten auf 'tape' oder 'tray' ;-)

von Gerhard O. (gerhard_)


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Wenn ich mir ein "Gerhard" Freitagsargument erlauben darf:

Der heutige Trend im Umfeld IoT, Big Data, "Surveillance Capitalism" 
bringt es sich, dass Vernetzung ein kritischer Teil des Gesamt Produkts 
ist und das färbt natuerlich ab. Deshalb finden sich diesbezüglich so 
viele Lösungen.

Man sieht diese Einstellung im Bereich der neuzeitlichen 
Fahrzeugentwicklung bis zu FB und Co. Die heutige Vision oder heilige 
Gral der augenblicklichen Technikentwicklung schwebt eben eine totale 
Vernetzung und Device Communications vor. Deshalb forciert man diese 
Philosophie der technischen Weiterentwicklung um dieses hohe Ziel zu 
erreichen. Dass das sehr kontroverse Thematik produziert ist klar. Nicht 
jeder wird das unbedingt wollen. Daten von uns sind das Lebensblut der 
modernen IT. Damit wird das Geld gemacht in diesem Jahrhundert. Arbeiten 
mit den Händen - Wie altmodisch. How quaint:-)

Das geplante 5G Netzwerk, z.B. wird nicht ohne Grund so schnell aus dem 
Boden gestampft. Weil nur damit die großen erwarteten Datenmengen 
gehandhabt werden können wenn Millionen Autos in Real Time miteinander 
in der Cloud kommunizieren werden. Die Leute machen sich was vor wenn 
sie glauben, dass 5G euer sie alleine gebaut wird um ihre Smartphones 
schneller zu machen. Ich habe kürzlich irgendwo gelesen, dass zukünftige 
Fahrzeuge bis zu 4GB/Tag von Daten an das Cloud System und untereinander 
abgeben werden wenn es so weit ist. Diese allumfassende Kommunikation 
von jedem und alles ist das Lebensblut des augenblicklichen 
"Surveillance Capitalism" und man kann davon halten was man will. Es ist 
eben so.

Das Aufblähen des Iot und Sensor Marktes und die augenblicklichen Trends 
kommen nicht von ungefähr. Die Industrie und Regierungen wissen genau 
was gespielt wird und wie geplant werden soll um diese großartigen 
Visionen möglich zu machen. Und K.I. wird in so einem Weltbild eine 
wichtige Rolle spielen wenn es soweit ist.

Es ist nicht meine Absicht diese Trends unbedingt zu verdammen. Man 
sollte aber mit offenen Augen durch die Welt gehen um die unterliegenden 
Strömungen zu erfassen und zu verstehen und wie der Einzelne davon 
betroffen wird. Zum Isolieren ist es schon lange zu spät.

von Alex G. (dragongamer)


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Gerhard O. schrieb:
> Die Leute machen sich was vor wenn
> sie glauben, dass 5G euer sie alleine gebaut wird um ihre Smartphones
> schneller zu machen.
Wer genau macht sich das denn vor?
Immer wenn ich von 5G lese, stehen IoT und Autos im Vordergrund.

Das kommt doch auch gut bei den Menschen an.
Fast jeder will dass das Auto noch besser vor Staus warnen oder sie 
vermeiden kann und bis auf echte Autofans würde auch jeder gern in sein 
Auto einsteigen und dann sich mit was anderem beschäftigen können, bis 
ihn ein Klingeln daran erinnert dass er schon bei der Arbeit angekommen 
ist :)

: Bearbeitet durch User
von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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@Hmm (Gast):
Stimmt, bei solchen Stückzahlen hast Du Recht - das dürfte aber weit 
außerhalb des Horizonts des OP liegen ;-)

m.n. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Ich habe auch mal eine digitale Koordinatenanzeige auf einem 8kB AVR
>> entwickelt, mit zyklischer Displayauffrischung, Menü,
>> Rechnerschnittstelle und vier Achsen mit bis zu 300kHz
>> Quadraturencoder-Eingang.
>>
>> Geht alles - aber Spaß macht das nicht: heute würde ich nur den
>> Bruchteil der Zeit benötigen.
>
> Und, hattest Du seinerzeit denn überhaupt eine Alternative? Ich glaube
> nicht! Sonst hätte es auch die Digitaluhren mit 7490 wohl kaum gegeben.

Das Schlimme ist: die Alternative wäre anfangs da gewesen (32kB), aber 
der Kunde hat nach Ende des Auftrags das Lastenheft "um Weniges" ergänzt 
- und die bereits im Markt befindlichen Geräte sollten nachträglich ein 
Softwareupdate erhalten :-/

Auch wenn wir schon länger keine Auftragsarbeiten mehr annehmen, 
verwende ich jetzt am Anfang lieber ein deutlich zu großes "Geschoss", 
um mir so einen Flaschenhals später zu ersparen. Zurückstufen kann man 
später meist deutlich leichter.

Wie gesagt, in entsprechenden Stückzahlen mag sich Handoptimierung 
lohnen, aber alles unter 1000 Stück oder ein Nischenprodukt fällt für 
mich nicht darunter. Da schlägt die Entwicklungszeit einfach voll durch.

> H.Joachim S. schrieb:
>> Ich denke mal, dass der gegenwärtige Vernetzungshype auch wieder sein
>> Ende finden wird. Sehr viel davon ist schlichtweg mehr als überflüssig,
>
> So sehe ich das auch, da können Wir uns aber auch sehr irren.

Eines Tages wird es so sein: wir haben eine verteilte künstliche 
Intelligenz geschaffen und auf dem Display des Blumentopfs wird stehen:
"Hallo Chris, wie geht es Dir?" ;-)

> Die Frage nach dem Sinn 'der Controller' ist meines Erachtens ein
> Freitagsthema. Wenn einer gebraucht wird, dann wird er genommen und das
> am besten auf 'tape' oder 'tray' ;-)

Jepp :-)

von Mampf F. (mampf) Benutzerseite


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Kingkong schrieb:
> "Makerszene = Bastlerszene"

Nicht unbedingt ... Die Maker haben einen gewissen ästhetischen 
Anspruch, während den Bastlern das egal ist.

> Ohne Bastler würden wir noch am Lagerfeuer sitzen. Man denke an Steve
> Jobs und Billy Gates.

Die Industrie unternimmt alles, dass sowas wie Steve Jobs oder Billy 
Gates nicht mehr möglich ist. Die Einstiegshürden sind heutzutage 
unbezwingbar - damit meine ich nicht die Technik, sondern Regularien, 
Gesetze, Zertifizierungen usw.


> Ein Bastler "brennt für seine Sache". Ich kann mir nicht vorstellen,
> dass ein Ingenieur ein gute Ingenieur ist, wenn er nie "Bastler" war.
> Sämtlichen Produkten gehen unendliche "Bastelstunden" voraus....

Man kann auch auf technisch ansprechendem Niveau basteln ... Wenn man 
Wert auf Perfektion legt, dann findet man schnell heraus, dass es 
fertige Module (egal mit was) nicht im passenden Formfaktor und/oder mit 
den passenden Funktionen und/oder der passenden Schaltung gibt.

Für eine große Holzkiste tut es ein Raspi allemal, das würde ich aber 
nicht unter Perfektion einordnen :)

Beitrag #5360529 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Alex G. (dragongamer)


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watchdog@doghouse schrieb im Beitrag #5360529:
> Bei deinem Beispiel waren auch wohl Leute unterwegs, die Ahnung von der
> Materie hatten. Klar, die können halt einen Arduino nehmen. Die hätten
> auch irgendetwas nehmen können. Für diese Leute spielt es keine Rolle.
Es geht aber nicht um die Leute die diese Library geschrieben haben, 
sondern darum dass man mit Arduino, dank solcher Libraries, eben auch 
sehr anspruchsvolle Dinge machen kann!

von Joachim (Gast)


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Stephan G. schrieb:
> das beispiel mit dem 3d drucker sehe ich nicht optimal und wenn man so
> rangeht hätte man computer schon im 18 jh bauen können.

Hat es auch fast bzw. es gab Leute, die das versucht haben z.B
https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Babbage

Nur waren damals die Materialien nicht verfügbar oder zu schlecht.
Die Mechanik war zu ungenau und zu anfällig.
Für den 3D Drucker dagegen war schon 1985 alles verfügbar. Da steckt nun 
wirklich keine Technik drin, die erst seit 10 Jahren möglich ist.

Mampf F. schrieb:
> Die Industrie unternimmt alles, dass sowas wie Steve Jobs oder Billy
> Gates nicht mehr möglich ist. Die Einstiegshürden sind heutzutage
> unbezwingbar - damit meine ich nicht die Technik, sondern Regularien,
> Gesetze, Zertifizierungen usw.

Vor allem natürlich bei uns in Europa bzw. Deutschland.
Deswegen kommen ja diese Erfolgsfirmen wie Apple, Microsoft, Ebay, 
Facebook, Amazon, Google usw. aus den USA.
In China wird es ähnlich laufen, wenn die Chinesen mal richtig anfange, 
eigene Ideen umzusetzen.
Die deutschen klammern dagegen seit 50 Jahren an ihrer heiligen Kuh, der 
Automobilindustrie fest und werden eines Tages ziemlich dumm aus der 
Wäsche gucken.

Gruß

von Alex G. (dragongamer)


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Genau genommen gab es den 3D Druck etwa 1985 schon: 
https://de.m.wikipedia.org/wiki/3D-Druck
Nur eben die Stereolithografie Variante.
Dummerweise hat der Erfinder ein Patent angemeldet aber dann relativ 
wenig damit gemacht...

von Christopher J. (christopher_j23)


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Joachim schrieb:
> Für den 3D Drucker dagegen war schon 1985 alles verfügbar. Da steckt nun
> wirklich keine Technik drin, die erst seit 10 Jahren möglich ist.

Der Grund, warum es 1995 keine günstigen FDM-3D-Drucker gab ist, weil 
Stratasys den Kram so gut patentiert hatte, dass sich da keiner 
herangetraut hat.


Mampf F. schrieb:
> Die Industrie unternimmt alles, dass sowas wie Steve Jobs oder Billy
> Gates nicht mehr möglich ist. Die Einstiegshürden sind heutzutage
> unbezwingbar - damit meine ich nicht die Technik, sondern Regularien,
> Gesetze, Zertifizierungen usw.

Patentierung von jedem noch so trivialen Detail fehlt noch in der Liste 
aber ansonsten sehe ich das 100% genauso.

von Alex G. (dragongamer)


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Ja, Patente sind in der Tat ein zweischneidiges Schwert...
Ganz ohne ginge es aber auch keinesfalls (ohne diese Aussicht, hätte das 
Unternehmen da z.B. wahrscheinlich dem Erfinder garnicht die Mittel dazu 
zur Verfügung gestellt).

von Frank (Gast)


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Vielleicht sollte man zum eigentlichen Topic noch folgendes anmerken:

Die letzten Jahre hat sich die Wertschöpfung in der Elektronik immer 
mehr in Richtung Software verschoben. Sieht man von den Halbleiterfirmen 
ab, geschieht die große Innovation in den Firmen auf der Softwareseite.
Und hier spielen mehr Speicher, neue und große Algorithmen eine Rolle. 
Die größte Wertschöpfung findet ein paar Level über dem 
Mikrocontroller-Treiber-Level statt. Deshalb ist es sinnvoll, sich auf 
diesen Ebenen zu bewegen.
Treiberentwicklung ist Erbesenzählerrei. Es macht zwar Spaß, aber nach 
dem 10.ten Uart Treiber für den 10.ten Mikrocontrollertyp wird das 
irgendwann mal langweilig und da macht es Sinn auf Platformen 
auszuweichen, deren APIs auf allen Controllertypen gleich sind. Auch die 
Arduino API kann hier im untersten Segment eine Rolle spielen.

Aber im MC-Netz ist es ein wenig wie in einem Bäckereiforum: Wenn Da 
einer kommt und sagt, er möchte ein Wurstbrot streichen und überlege, 
sich ein Brot zu kaufen, statt selber zu backen wird er wohl auf den 
vereinigten Widerstand der Bäckerzunft stoßen, die im beibringen will, 
dass das optimale Brot immer noch selbst gebacken wird ( Auch wenn's zum 
Frühstück dann nicht fertig wird ).

von Alex G. (dragongamer)


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Sehr gut zusammengefasst!

von Curby23523 N. (Gast)


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Frank schrieb:
> Aber im MC-Netz ist es ein wenig wie in einem Bäckereiforum: Wenn Da
> einer kommt und sagt, er möchte ein Wurstbrot streichen und überlege,
> sich ein Brot zu kaufen, statt selber zu backen wird er wohl auf den
> vereinigten Widerstand der Bäckerzunft stoßen, die im beibringen will,
> dass das optimale Brot immer noch selbst gebacken wird ( Auch wenn's zum
> Frühstück dann nicht fertig wird ).

Der Vergleich hinkt. Es ist eher ok ein richtiges Brötchen zu kaufen, 
aber ein Brötchen aus dem Edeka-Aufbackshop hat halt einen nicht so 
schönen Geschmack und wird schnell gummi-trocken.

Und wenn man weiß, wie man Brötchen backt ist das doch toll und man kann 
sich die tollsten Kreationen ausdenken. Und wenn man weiß wie es geht, 
ist es auf einmal auch nicht mehr so aufwendig.

von Manfred (Gast)


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Curby23523 N. schrieb:
> Und wenn man weiß, wie man Brötchen backt ist das doch toll und man kann
> sich die tollsten Kreationen ausdenken. Und wenn man weiß wie es geht,
> ist es auf einmal auch nicht mehr so aufwendig.

Und nun kommen die Backkiddies, die keinen Bock haben, etwas über 
Mehltypen und Mengenverhältnisse nachzulesen:

Ich möchte drei Brötchen backen. Kan mir wer außrechnen, wiefiel Mel ich 
brauche und wie warm das Wasser sein mus? *)

Nach dem fertigen Rezept:

Ich bekomme das Wasser nicht abgemessen, was brauche ich dafür? Mein 
Penny-Markt hat kein Salz "Gut & Günstig", was kann ich stattdessen 
verwenden?

*) Die Qualität der Fragestellung korrelliert sehr oft mit der der 
Rechtschreibung.

von Alex G. (dragongamer)


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Manfred schrieb:
> Curby23523 N. schrieb:
>> Und wenn man weiß, wie man Brötchen backt ist das doch toll und man kann
>> sich die tollsten Kreationen ausdenken. Und wenn man weiß wie es geht,
>> ist es auf einmal auch nicht mehr so aufwendig.
>
> Und nun kommen die Backkiddies, die keinen Bock haben, etwas über
> Mehltypen und Mengenverhältnisse nachzulesen:
>
> Ich möchte drei Brötchen backen. Kan mir wer außrechnen, wiefiel Mel ich
> brauche und wie warm das Wasser sein mus? *)
Wie schon erwähnt wurde, will man die fertigen Brötchen essen und nicht 
diese Hintergründe ;)

von Manfred (Gast)


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Alex G. schrieb:
>> Und nun kommen die Backkiddies, die keinen Bock haben, etwas über
>> Mehltypen und Mengenverhältnisse nachzulesen: ...
> Wie schon erwähnt wurde, will man die fertigen Brötchen essen und nicht
> diese Hintergründe ;)

Nein, als Maker denkt man zumindest, die Fertigmischung in der 
Mikrowelle vollenden zu können.

von Klaus R. (klaus2)


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...ich hab grad ne Universal FB auf Basis von ukws IRMP Code umgecodet. 
Ehrlich gesagt fühle ich mich schlecht, weil ich nicht alles selbst 
gemacht habe. Kapiert habe ich die Libs auch nur so weit, wie ich es 
brauche. Traurig, aber ich finde mich grad damit ab ;)

Arduino ist leider zu oft wie ne Backmischung, wehe es geht was nicht so 
wie etwartet, dann wars das mit der Geburtstagstorte...

Klaus.

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


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Chris D. schrieb:
> Trotzdem darf man nicht vergessen, dass diese Ingenieure da auch
> sicherlich ein Mehrfaches an Arbeitszeit reingesteckt haben, als es
> heute nötig wäre.

Man könnte aber auch vermuten, daß man sich damals auf das unbedingt 
notwendige Minimum an Gerätefunktionen beschränkt hatte.

Heutzutage, da muss noch USB memory, Netzwerkanschluß, USB 
Schnittstelle, IEEE-488, Hochauflösende Farb Displays u.v.a. Mehr dazu 
weil man es eben als selbstverständlich empfindet.

Damals war man glücklich wenn man das Gerät über dem Bus mit HP-BASIC 
automatisieren konnte.

von Conny G. (conny_g)


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Klaus R. schrieb:
> ...ich hab grad ne Universal FB auf Basis von ukws IRMP Code umgecodet.
> Ehrlich gesagt fühle ich mich schlecht, weil ich nicht alles selbst
> gemacht habe. Kapiert habe ich die Libs auch nur so weit, wie ich es
> brauche. Traurig, aber ich finde mich grad damit ab ;)
>
> Arduino ist leider zu oft wie ne Backmischung, wehe es geht was nicht so
> wie etwartet, dann wars das mit der Geburtstagstorte...

Backmischung? Pfannkuchenteig aus der Flasche! :-)

von Schreiber (Gast)


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Gerhard O. schrieb:
> Man könnte aber auch vermuten, daß man sich damals auf das unbedingt
> notwendige Minimum an Gerätefunktionen beschränkt hatte.

Das auch, und man hat auf andere Lösungen gesetzt. Viel mehr Hardware, 
anderes Bedienkonzept, geringere Leistungsfähigkeit (Geschwindigkeit, 
Auflösung...)


Gerhard O. schrieb:
> Heutzutage, da muss noch USB memory, Netzwerkanschluß, USB
> Schnittstelle, IEEE-488, Hochauflösende Farb Displays u.v.a. Mehr dazu
> weil man es eben als selbstverständlich empfindet.

und weil es halt "nix" kostet. Und natürlich weil es schön aussieht, 
damit der Vertrieb es gut an den Mann bringen kann.
Manchmal wünsche ich mir wirklich die 7-Sefment-Anzeigen zurück! Gut 
ablesbar, hell, kein Polarisationsfilter und schön groß.

von Schreiber (Gast)


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Conny G. schrieb:
> Backmischung? Pfannkuchenteig aus der Flasche! :-)

Hat bei Musikfestivals und Camping seine Berechtigung!

von Christopher J. (christopher_j23)



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Manfred schrieb:
> Alex G. schrieb:
>>> Und nun kommen die Backkiddies, die keinen Bock haben, etwas über
>>> Mehltypen und Mengenverhältnisse nachzulesen: ...
>> Wie schon erwähnt wurde, will man die fertigen Brötchen essen und nicht
>> diese Hintergründe ;)
>
> Nein, als Maker denkt man zumindest, die Fertigmischung in der
> Mikrowelle vollenden zu können.

Ja, so ungefähr würde ich Arduino auslegen: Fertige Backmischung in der 
Mikrowelle. Solange man einfach nur Hunger hat ist das eine super Sache 
aber man lernt dabei eben nicht wirklich etwas über das Backen. 
Theoretisch ist das zwar möglich aber dann müsste man sich die 
Backmischung vielleicht etwas genauer anschauen, mal einen Blick auf die 
Zutaten werfen und hinterfragen, warum diese eine Backmischung nun genau 
1:42h zum backen braucht. Das machen aber die allerwenigsten. Eine 
weitere Sache ist auch offensichtlich: Es muss immer andere Leute geben, 
die die Backmischung produzieren und man ist in der Auswahl darauf 
beschränkt, was diese Leute einem anbieten. Außerdem gibt es da noch ein 
Problem mit der Qualität der Backmischung. Nicht immer ist diese 
einwandfrei und manchmal beißt man sich an den Salzteigbrötchen 
sprichwörtlich die Zähne aus. Da ist es schon ganz nett, wenn man das 
vor dem Backen merkt, schließlich hat man es ja eilig und will möglichst 
keine Zeit verschwenden.

von Joachim (Gast)


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Frank schrieb:
> Es macht zwar Spaß, aber nach
> dem 10.ten Uart Treiber für den 10.ten Mikrocontrollertyp wird das
> irgendwann mal langweilig und da macht es Sinn auf Platformen
> auszuweichen, deren APIs auf allen Controllertypen gleich sind.

Es kommt darauf an, mit wievielen Mikrocontrollertypen man arbeiten 
muss.
Ich würde mir als Entwickler nie mehr als 3 Arten bzw. 
Controllerfamilien gleichzeitig antun.
Momentan genügt AVR ganz unten, Cortex-M3 in der Mitte und Cortex-M7 für 
etwas Power. Ich wüsste jetzt nicht, warum ich da 10 Uart Treiber 
schreiben muss. Die Uart des M7 ist in meinem Fall zum M3 kompatibel, 
also benötige ich insgesamt 2 verschiedene und gut.
Wirklich portiert habe ich in den letzten 30 Jahren eigentlich nie ein 
Projekt auf einen anderen Mikrocontroller. Natürlich kommt es darauf an, 
was man entwickelt. In meinem Fall sind die Produktzyklen 5-10 Jahre. In 
dieser Zeit ändert sich meistens soviel an den Kundenwünschen an ein 
neues Produkt, dass man den alten Kram getrost abhaken kann.

Eine einheitliche Plattform für alle Controllertypen wünschen sich die 
Leute schon seit es Controller gibt.
Aber meiner Meinung nach funktioniert es eben nicht.
Die Stärke der Controller liegt meistens in ihrer individuellen 
Peripherie. Die kann man nicht über eine Standard-API bedienen.
Wie willst Du denn die Timerfunktion eines AVR mit der eines M7 gleich 
bedienen? Ticken tun beide, Capture und PWM geht auch noch so. Die 
richtig "geilen" Funktionen der großen Timer aber sind bei jedem 
Controllertyp anders. Da müssten es die Herstellerfirmen erstmal 
schaffen, alle ihre Peripherieeinheiten einem gewissen Standard zu 
unterziehen.
Man kann natürlich unter allen Controllern den gemeinsamen Nenner finden 
und die Dinger dann mit einer Einheitssoße betreiben. Dann verzichtet 
man eben auf einen Großteil der Leistung bzw. muss für sein Produkt 
einen wesentlich leistungsfähigeren Controller nehmen, um die fehlende 
Hardwareunterstützung der Peripherie zu kompensieren.
Wenn Material keine Rolle spielt, ist das natürlich okay. In dem Zuge 
dann wieder "der 32Bitter für eine blinkende LED".

Schreiber schrieb:
> Manchmal wünsche ich mir wirklich die 7-Sefment-Anzeigen zurück! Gut
> ablesbar, hell, kein Polarisationsfilter und schön groß.

Ich habe Kunden, die wirklich eine 7-segment Anzeige wollen.
Und zweitast BCD-Wahlschalter.
Ist natürlich nicht der Mainstream, aber es gibt Leute, die legen für 
die Bedienung einer einfachen Maschine keinen Wert auf Spielereien und 
Spracheingabe via Alexa. Einstellen -> Start drücken -> Fertig!
Die Schalter sind inzwischen etwas schwer zu bekommen und auch teuer.
Aber 7segment Anzeigen bekommt man überall.
Die werden sicher nicht nur für Retro-Geräte hergestellt und angeboten.

Gruß

von Conny G. (conny_g)


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> dann mit einer Einheitssoße betreiben

Und Arduino ist genau besagte Einheitssoße, indem Unterschiede in einer 
HAL abgefangen werden (kostet Performance und Transparenz) sowie der 
Funktionsumfang reduziert wird.

von ztr (Gast)


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Joachim schrieb:
> Als Beispiel für die Verwendung bzw. "reuse" von fertigen Komponenten
> fällt mir gerade eine VCOM-Port-Anwendung mit USB-CDC ein, an der ich
> seit einigen Wochen arbeite.
> Ich habe lange recherchiert (auch hier). Da wurde viel diskutiert, ob
> man damit 1MBit/s oder vielleicht 2MBit/s oder vielleicht mit highspeed
> USB sogar unfassbare 20 MBit/s schafft. Schnellere Datenraten habe ich
> keine gefunden. Ich benötige aber gute 20 MBit.
> Nach vielen Stunden Beschäftigung mit dem Thema und auch Versuchen mit
> fertigen Projekten läuft mein Kontroller (ein Cortex-M7) mit der
> CDC-Class jetzt im Test zwischen 100 und 350 MBit/s bzw Megabaud
> Datenrate.
> Würde ich warten, bis irgendjemand mal ein vorgekautes Projekt liefert,
> welches eine solche Datenrate bietet, wäre ich dann auch Rentner.
>
> Mit irgendwelchen fertigen Modulen aus der "Szene" hätte ich diese
> Datenraten wohl kaum hinbekommen. So gesehen ist für mich die Antwort
> auf die Eingangsfrage eindeutig JA.
> Man kann aus den Kontrollern viel mehr herausholen, wenn man sich mal
> richtig selber dransetzt.

Kenne das auch
Cortex M mit USB host UVC Class und Videostream -> LAN
und die andere Seite
Cortex M mit LCD und  LAN -> Videostream anzeigen

Das funktioniert sogar echt gut.

Aber dazu findet man keine fertigen Libs ...
Da muss man selbst ran

von Frank (Gast)


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>Autor: Conny G. (conny_g)
>Datum: 22.03.2018 10:48

>> dann mit einer Einheitssoße betreiben

>Und Arduino ist genau besagte Einheitssoße,

Ja, genauso wie das BIOS auf dem PC. Totale Einheitssoße. Der PC würde 
viel effizienter laufen, wenn sich jeder sein eigenes BIOS schreibt ;-)

Beitrag #5361299 wurde vom Autor gelöscht.
von Schreiber (Gast)


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Joachim schrieb:
> Ich würde mir als Entwickler nie mehr als 3 Arten bzw.
> Controllerfamilien gleichzeitig antun.

Ein frommer Wunsch, wenn man für die Altlasten-&Bestandsproduktbetreuung 
zuständig ist.

von Curby23523 N. (Gast)


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Joachim schrieb:
> Ich würde mir als Entwickler nie mehr als 3 Arten bzw.
> Controllerfamilien gleichzeitig antun.

Wenn der Kunde eine Architektur haben will, die du nicht kennst und 
darauf besteht, was dann? Oder sagst du dann "kenn ich nicht, kann ich 
nicht"?

von lulu (Gast)


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Curby23523 N. schrieb:
> Joachim schrieb:
> Wenn der Kunde eine Architektur haben will, die du nicht kennst und
> darauf besteht, was dann? Oder sagst du dann "kenn ich nicht, kann ich
> nicht"?

Das nicht, aber es wird merklich teurer und dauert empfindsam länger - 
in der Hoffnung, dass er seine Meinung ändert! ;-)

Und das funktioniert in der Praxis erstaunlich gut.. ;-D

von m.n. (Gast)


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Curby23523 N. schrieb:
> Wenn der Kunde eine Architektur haben will, die du nicht kennst und
> darauf besteht, was dann? Oder sagst du dann "kenn ich nicht, kann ich
> nicht"?

Ein Kunde besteht auf einem bestimmten Prozessor? Gibt es sowas? Bist Du 
ein Diener, der alles auszuführen hat?
Man kann solche Probleme doch ganz elegant über den Preis regeln ;-)

von Curby23523 N. (Gast)


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Man ist nicht der einzige. Dann geht der Kunde eben zum nächsten 
Konkurrenten - vor allem wenn man sich extra teurer macht.

Das gibt es tatsächlich.

von Schreiber (Gast)


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m.n. schrieb:
> Ein Kunde besteht auf einem bestimmten Prozessor? Gibt es sowas?

ja, wegen...
...Gleichteilestrategie
...ökonomischen Beschaffungsvorteilen
...internem Know-How für Produktpflege
...Zertifizeirungs-/Zulassungsthemen
...vorhandenen Erfahrungen

von M.A. S. (mse2)


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Curby23523 N. schrieb:
> Man ist nicht der einzige. Dann geht der Kunde eben zum nächsten
> Konkurrenten - vor allem wenn man sich extra teurer macht.
>
> Das gibt es tatsächlich.

Sicher. Trotzdem ist es doch logisch, dass man mit vorhandenem Knowhow 
und Werkzeugen schneller und billiger sein kann, als wenn man sich neu 
einarbeiten muss und Tools neu beschaffen muss.
Das sehen sogar Kunden ein. Und man kann ja meistens miteinander reden.
Wenn der Kunde trotzdem eine andere Plattform möchte, wird er wohl 
Gründe dafür haben. Und dann gibt's eben zwei Möglichkeiten...

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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Curby23523 N. schrieb:
> Du hast einfach keine Erfahrung von der Industrie. Da will niemand einen
> RaspberryPI oder ESP8266, sondern zuverlässige Bauteile, die es auch in
> 10 Jahren noch gibt.

gilt das für 6502 + 6522?

zuverlässig waren sie, die Programme taten was sie sollten, aber 
heutzutage würde ich einen ESP nehmen wenn am Netzwerk angemeldet oder 
für Kleinigkeiten immer noch einen AVR von 328p bis 1284p oder sogar 
einen Arduino mit TFT touch Shield.

von m.n. (Gast)


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Joachim B. schrieb:
> gilt das für 6502 + 6522?
>
> zuverlässig waren sie,

6522? Die ersten Serien davon sind gestorben wie die Fliegen, grob 10%.
Erst als GTE seine CMOS-Version herausbrachte, gab es 'Entspannung'.

Curby23523 N. schrieb:
> Man ist nicht der einzige. Dann geht der Kunde eben zum nächsten
> Konkurrenten -

Reisende soll man nicht aufhalten ;-)

von Schreiber (Gast)


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Joachim B. schrieb:
> einen Arduino mit TFT touch Shield.

Wünsche viel Spaß, wenn es darum geht für das TFT-Shield in 10-20 Jahren 
ein kompatibles Ersatzteil zu beschaffen!

Und auch ein ESP-irgendwas braucht irgendwann Sicherheitsupdates, wenn 
er an einem größeren Netzwerk oder gar direkt am Internet hängen soll. 
Irgendwo steckt immer eine Sicherheitslücke...

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Joachim B. schrieb:
> heutzutage würde ich einen ESP

für Industrieanwendungen?

von lulu (Gast)


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Curby23523 N. schrieb:
> Man ist nicht der einzige. Dann geht der Kunde eben zum nächsten
> Konkurrenten - vor allem wenn man sich extra teurer macht.
>
> Das gibt es tatsächlich.

Dann ist der Kunde nicht überzeugt von euch und kauft nur nach dem Motto 
"Geiz ist Geil".

Auf solche Kunden bin ich zum Glück nicht angewiesen und habe auch kein 
Interesse derartige "bei Stange" zu halten.. ;-)

von Schreiber (Gast)


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Michael R. schrieb:
>> heutzutage würde ich einen ESP
> für Industrieanwendungen?

Wieso nicht?
Wenn billig gefordert ist und die Folgen eines Ausfalls vertretbar sind.

Hat sich etwa als Datalogger zur Transportüberwahung sehr bewährt. Lässt 
sich (nach benutzung) kabellos und ohne Spezial-App mit jedem Smartphon 
auslesen, läuft (im Stromsparmodus) Monate mit einem Satz Batterien, ist 
klein und kostet wenig.
Bei größeren Transportentfernungen und nur gelegentlich belieferten 
Kunden wandern die Teile nach einmaliger Benutzung in die Tonne, bei 
häufiger belieferten werden die gesammelt und, wenn der Karton voll ist, 
zurückgeschickt.

von Snake (Gast)


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Da lobe ich mir meinen 8052 AH - BASIC. Was für ein geiles Teil.

Was haben da die Entwickler geleistet. Genial.

https://www.amazon.de/8052-AH-BASIC-Jan-Steeman/dp/3921608724


Ich machte damit eigentlich alles.

Was mir auffällt: Bei den meistens eingesetzten Controllern spielt sich

alles im Bereich von max 250 MHZ ab. Jeder Linux Rechner hat eine Takt 
von

mindestens 1 GHZ aufwärts und ist entsprechend leistungsfähig. Die 
bereits

erwähnten Scheuklappen stimmen mich nachdenklich....

Würde ich, bei allem Respekt, heute noch Elektor lesen, wäre ich ein

Röhrenverstärker-Versteher und ein 8 Bit Freak. Soll heißen: Man sollte

sich weiter entwickeln und die Raspy und Arduino Welt nicht von 
vorherein

ablehnen. Sonst könnte man schnell den Anschluss verlieren...

von watchdog@doghouse (Gast)


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Snake schrieb:
> Man sollte
>
> sich weiter entwickeln und die Raspy und Arduino Welt nicht von
> vorherein
>
> ablehnen. Sonst könnte man schnell den Anschluss verlieren...

Du meinst wohl, man verliert den Anschluss, wenn man sich mit solchen 
Spielzeugen beschäftigt. Erstmal die Grundlagen ordentlich erlernen und 
dann kannst du Arduino spielerisch einsetzen, weil dir das Zeug dann 
leichter fällt. Anders herum habe ich es noch nie erlebt, weil sie mit 
den Grundlagen überfordert waren.

von Manfred (Gast)


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Klaus R. schrieb:
> ...ich hab grad ne Universal FB auf Basis von ukws IRMP Code umgecodet.
> Ehrlich gesagt fühle ich mich schlecht, weil ich nicht alles selbst
> gemacht habe. Kapiert habe ich die Libs auch nur so weit, wie ich es
> brauche. Traurig, aber ich finde mich grad damit ab ;)

Den Rumpf meiner Programme mache ich schon selbst, meine Anwendungen 
gibt es nicht fertig. Ich sehe aber nicht ein, eine LCD-Ansteuerung oder 
Abfrage des I2C-Sensors selbst zu erfinden, wenn es dafür fertige 
Vorlagen gibt. Eine nicht ordentlich oder wunschgemäß funktionierende 
Library hat mich Stunden beschäftigt, da muss man eben durch.

> Arduino ist leider zu oft wie ne Backmischung, wehe es geht was nicht so
> wie etwartet, dann wars das mit der Geburtstagstorte...

Meine Torte wird fertig, aber dann vielleicht erst zum nächsten 
Geburtstag. Bis dahin sieht sie vielleicht auch anders aus, weil ich 
eine andere Backmischung finde oder diese abwandele.

Conny G. schrieb:
> Und Arduino ist genau besagte Einheitssoße, indem Unterschiede in einer
> HAL abgefangen werden (kostet Performance und Transparenz) sowie der
> Funktionsumfang reduziert wird.

Und? HAL ist heutzutage Stand der Technik, selbst im Industriebereich. 
Ich muss den Timer eines xxx nicht Detailgenau verstehen, solange er 
unter C++ programmiert die Zeiten ausgibt, die ich brauche.

m.n. schrieb:
> 6522? Die ersten Serien davon sind gestorben wie die Fliegen, grob 10%.
> Erst als GTE seine CMOS-Version herausbrachte, gab es 'Entspannung'.

Es ist zweistellige Jahre her, dass ich eine doppelseitige Eurokarte mit 
6502, 6522 und 6532 selbst von Hand geklebt habe. Da sind noch bis 32k 
EPROM und bis 32k RAM samt Pufferakku neben, Verwendung waren 
Prüfplätze. Ich kann mich nicht entsinnen, dass mir jemals ein 
Portbaustein ohne nachvollziehbare Misshandlung gestorben wäre.

Wir hatten cbm3032 / 4032 in diversen halbautomatischen Prüfplätzen, 
auch da waren defekte Ports extrem selten.

Interessant waren die CMOS-Steine (65SCxx), weil man sie anhalten 
konnte, den Oszillator stoppen und ein paar Minuten später an der selben 
Stelle weiterlaufen konnte.

von Roger (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Die Frage lautet vielmehr, ob
> es sinnvoll ist, im Hobbybereich immer beim Urschleim von Software und
> Hardware anzufangen. Und darauf lautet die Antwort wie im Profibereich
> ganz klar NEIN!

Das sehe ich aber gaaanz anders.

Sinnvoll ist es bereits deshalb, weil man mit Genuss des Urschleims 
gerade jenes grundsätzliche Verständnis der MC-Technik erwirbt welches 
später als solide Basis für die Arbeit auf höhen Abstraktionsebenen so 
nützlich ist.

Anzuraten ist das zweitens, weil es durchaus Spaß und zuweilen auch 
richtig Sinn macht, die Dinge in vielen kleinen Bastlerprojekten weiter 
alle selbst in der Hand zu behalten.

Fokussiert auf bestimmte, komplexere, gar mehrfach wiederkehrende 
ähnliche Projektziele kommt man zwar grundsätzlich mit Arduino, 
Raspberry und Co. schneller ans Ziel, wenn man sich denn auf diesen 
Plattformen eingearbeitet hat. Da hängt aber gerade im letzteren Fall 
auch eine Menge Wissen dran. Ein einzelner 8 Bit Controller ist nicht 
unbedingt schwieriger zu verstehen, dafür aber in einer individuellen 
Lösung verwendet meist passgenauer, flexibler, stromsparender, billiger. 
Der Charme solcher Controller für kleinere Projekte bleibt ungebrochen, 
siehe auch dieses Forum. Den würde ich mir niemals ausreden lassen :-)

von Alex G. (dragongamer)


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Roger schrieb:
> Sinnvoll ist es bereits deshalb, weil man mit Genuss des Urschleims
> gerade jenes grundsätzliche Verständnis der MC-Technik erwirbt welches
> später als solide Basis für die Arbeit auf höhen Abstraktionsebenen so
> nützlich ist.

Solche Dinge werden immer wieder propagiert.
Auch eine Stufe höher, z.B. an meiner Hochschule wo wir zu 
Medieninformatikern ausgebildet werden (also praktisch nur PC und mit 
interpretierten Sprachen). Manche profs haben uns dennoch C 
eingetrichtert, mit exakt diesem Argument.
Vom Gefühl her, kann ich nicht sagen dass mir das viel gebracht hat 
(meine allererste Sprache war allerdings C#).
Mein Jahrgang ist auch der letzte gewesen wo das noch Pflicht war.

Deshalb wären Studien ganz interessant um fest zu stellen ob wirklich 
diese "Grundlagen" einem später irgendwie weiterhelfen.
Wenn man mich fragt, selbst wenn das einen von 10 Bugs von vornherein 
vermeiden lässt, wird sich das oft nicht lohnen.

Daher können leute die mit dem Arduino eingestiegen sind, später 
durchaus die selben Berufschancen haben...

: Bearbeitet durch User
von Manfred (Gast)


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Michael R. schrieb:
> für Industrieanwendungen?

Es wurde bereits anderweitig geschrieben, dass Industrieanwendung nicht 
mit Serienprodukt gleichzusetzen ist - kannst Du das nicht verstehen? Im 
Sonderbau, von mir aus auch Vorrichtungsbau oder Prüftechnik genannt, 
kann und sollte man solche Dinge einsetzen. Da kommt es nicht auf ein 
paar Euro Material an, aber, da es meist individuelle Einzelstücke sind, 
ist der Zeitaufwand für die Erstellung relevant. Vieles, was ich früher 
in CMOS-Gräbern gemacht habe, könnte ich heutzutage mit Arduino und Co. 
umsetzen.

watchdog@doghouse schrieb:
> Du meinst wohl, man verliert den Anschluss, wenn man sich mit solchen
> Spielzeugen beschäftigt. Erstmal die Grundlagen ordentlich erlernen und
> dann kannst du Arduino spielerisch einsetzen, weil dir das Zeug dann
> leichter fällt. Anders herum habe ich es noch nie erlebt, weil sie mit
> den Grundlagen überfordert waren.

Das sehe ich so nicht. Ich habe Grundlagen zur Genüge parat und schäme 
mich nicht, für meine Privatbasteleien Arduino einzusetzen. Warum: Ich 
sehe es nicht ein, mich auf der Assemblerebene auszutoben, wenn ich in 
der Hochsprache schneller zum Ziel komme. Ich behaupte, dass ein 
A*Nano-328 in C++ alles leistet, was ich früher mit einem 68HC805 in 
Assembler gemacht habe.

Falk B. schrieb:
> Die Frage lautet vielmehr, ob
> es sinnvoll ist, im Hobbybereich immer beim Urschleim von Software und
> Hardware anzufangen. Und darauf lautet die Antwort wie im Profibereich
> ganz klar NEIN! Im Normalfall nimmt man die höchste Abstraktionsebene,
> welche die größte Funktionalität bereit stellt

Genau so ist das! Vielleicht wird die Beule in der Hose größer, wenn man 
damit angeben kann, Maschinenprogrammierung zu beherrschen - dem 
Endgerät bzw. dessen Benutzung ist es vollkommen egal, auf welchem Wege 
die Software erzeugt wurde.

von m.n. (Gast)


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Manfred schrieb:
> Ich kann mich nicht entsinnen, dass mir jemals ein
> Portbaustein ohne nachvollziehbare Misshandlung gestorben wäre.

Ich schon, das vergesse ich nie. Und es waren weder 6520 noch 6532 
sondern 6522. Die 6532 waren ja schon ganz nett: PIO, RAM, Timer. Noch 
netter waren dann die R6511Q.

> Wir hatten cbm3032 / 4032 in diversen halbautomatischen Prüfplätzen,
> auch da waren defekte Ports extrem selten.

Gerade auch bei CBM3040 / 4040 waren Portbausteine häufige 
Fehlerquellen.

> Interessant waren die CMOS-Steine (65SCxx), weil man sie anhalten
> konnte, den Oszillator stoppen und ein paar Minuten später an der selben
> Stelle weiterlaufen konnte.

... und eine deutlich verringerte Stromaufnahme hatten und u.a. PHX und 
PHY konnten. Die 65SC51 waren allerdings genau so schrottig (sporadische 
Übertragungsfehler) wie die 6551. Es gab nur leider keine gute, 
buskompatible Alternative (6850).

Aber gut, alles etwas OT. Damit sollten wir noch bis Freitag warten ;-)

von Possetitjel (Gast)


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Ubido schrieb:

> Ist es noch sinnvoll, mit Controllern zu arbeiten und
> eigene Hardware zu entwerfen (außer Interface-Technik
> und weil es Freude macht)?

Nun ja, ich würde so sagen: Wenn das eigene Interesse
hauptsächlich in der Elektronik liegt, lohnt es sich
durchaus, mit nackten Controllern zu arbeiten und eigene
Hardware zu entwerfen. Wenn man jedoch primär an der
Mechatronik (oder gar der Informatik) interessiert ist,
sieht das natürlich anders aus.

Eigentlich ganz einfach :)

von Nop (Gast)


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Alex G. schrieb:

> Deshalb wären Studien ganz interessant um fest zu stellen ob wirklich
> diese "Grundlagen" einem später irgendwie weiterhelfen.

Ja, tun sie. Wer die nicht begriffen hat, dessen ganzes Verständnis baut 
auf Sand, und der wird nie ein guter Software-Entwickler werden, weil er 
nicht wirklich begreift, was er da eigentlich tut.

https://www.joelonsoftware.com/2001/12/11/back-to-basics/

Es mag ausreichen, um ein bißchen Glue-Code zu schreiben, mit dem man 
einen Codeteil, den man nicht begreift, mit einem anderen zusammenklebt, 
den man auch nicht begreift, und dann fragt man auf µC-net, wieso das 
nicht geht. ^^

Jede Abstraktion hat Lecks, und sobald man auf sowas trifft, hat jemand 
ohne Grundlagen nur noch Fragezeichen im Gesicht.

https://www.joelonsoftware.com/2002/11/11/the-law-of-leaky-abstractions/

> Daher können leute die mit dem Arduino eingestiegen sind, später
> durchaus die selben Berufschancen haben...

Sofern wir hier nicht von der Arduino-Hardware reden, sondern von der 
Softwareseite: die werden dann gute Chancen haben, wenn sie sich die 
Grundlagen eben nach dem Einstieg erarbeiten. Sonst nicht.

von Stephen (Gast)


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Ubido schrieb:
> Ist es noch sinnvoll, mit Controllern zu arbeiten

Nein, da war es noch nie.
Sinnvoll war immer, gegen Controller zu arbeiten.

von Hans (Gast)


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Curby23523 N. schrieb:
> Du hast einfach keine Erfahrung von der Industrie. Da will niemand einen
> RaspberryPI oder ESP8266, sondern zuverlässige Bauteile, die es auch in
> 10 Jahren noch gibt.
>
> Makerszene = Bastlerszene.

Stammtischgelaber: http://moduino.techbase.eu/

von Alex G. (dragongamer)


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Nop schrieb:
> Alex G. schrieb:
>
>> Deshalb wären Studien ganz interessant um fest zu stellen ob wirklich
>> diese "Grundlagen" einem später irgendwie weiterhelfen.
>
> Ja, tun sie. Wer die nicht begriffen hat, dessen ganzes Verständnis baut
> auf Sand, und der wird nie ein guter Software-Entwickler werden, weil er
> nicht wirklich begreift, was er da eigentlich tut.

Also ich für meinen Teil sehe Softwareentwicklung als etwas intuitives 
an. Mit der Übung kommt man nach und nach drauf was für Konzepte zum 
Ziel führen (inkl. ausreichender Performance).
Darauf anhand irgendwelcher konkret gelernter Grundlagen zu kommen ist 
sicher möglich aber zeitrauebend und schlicht nicht der efizienteste 
Weg. In der Praxis wird er heutzutage nur von wenigen so gegangen.


> Es mag ausreichen, um ein bißchen Glue-Code zu schreiben, mit dem man
> einen Codeteil, den man nicht begreift, mit einem anderen zusammenklebt,
> den man auch nicht begreift, und dann fragt man auf µC-net, wieso das
> nicht geht. ^^

Richtig, man neigt heute schnell dazu online nach zu fragen, aber 
erstens gilt grade für die Arduino platform (wie für die meisten 
verbreiteten Platformen und Sprachen) dass es bereits solche Unmengen an 
Fragestellungen dazu bereits online gibt, so dass man meist schnell 
Fidnet wie es jemand anders gefragt und gelöst hat.
Zweitens hat man früher auch gern den kolegen gefragt und drittens steht 
man auch mit "Grundlagen" oft genug vor Probleme. Sonst wäre Stack 
Overflow nicht so voll - auch mit Fragen von Programmierern der alten 
Schule.


> Jede Abstraktion hat Lecks, und sobald man auf sowas trifft, hat jemand
> ohne Grundlagen nur noch Fragezeichen im Gesicht.
Hast du jemals richtig programmiert? ;) Dass man regelmäßig Fragezeichen 
vom Gesicht hat, gehört zum Programmiererleben einfach dazu!
https://www.pinterest.de/pin/129548926751300227/


> Sofern wir hier nicht von der Arduino-Hardware reden, sondern von der
> Softwareseite: die werden dann gute Chancen haben, wenn sie sich die
> Grundlagen eben nach dem Einstieg erarbeiten. Sonst nicht.
Für meinen Teil bleibe ich dabei dass die Grundlagen von alleine 
kommen...
Hab mir Softwareentwicklung größtenteils selbst beigebracht. An der HS 
hatte ich mit theoretischen und mathematischen Fächern Probleme gehabt. 
In praktischen Softwareprojekten aber dann trotzdem hervorragend 
abgeschnitten.

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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Schreiber schrieb:
> Wünsche viel Spaß, wenn es darum geht für das TFT-Shield in 10-20 Jahren
> ein kompatibles Ersatzteil zu beschaffen!

Michael R. schrieb:
> für Industrieanwendungen?

JA

1987 wurde in der Prüftechnik Automation mit dem CBM gemacht, DMM, 
Generator Programmierung über IEEE488.

schon 1989 war es schwirig nach nur 10 Jahren CBM den Ersatz zu 
beschaffen, wir kauften alle Restposten egal ob OK oder kaputt um das 
nächste Prüfsystem noch mal aufbauen zu können, die gesammte SW neu 
erstellen hätte den Zeitrahmen gesprengt. Dann wurde zum PC gewechselt 
mit ISA Karte HP und in mannjahren (so ca. 10 Mannjahre) neue Software 
LIBS erstellt. Der ISA Bus war  dann auch schnell Geschichte und die 
LIBs der HP-IEEE Karte lagen nie offen, so das auch diese Entwicklung 
für die Tonne war.

Nichts ist in der Technik dauerhaft, ob nun Busse sich ändern, das OS 
sich ändert oder Chips nicht mehr produziert werden ist doch egal.
Es wird soagar gemunkelt das die alte Apollotechnik nicht mehr verfügbar 
ist.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #5362556 wurde von einem Moderator gelöscht.
von M.A. S. (mse2)


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Schreiber schrieb:
>> für Industrieanwendungen?
>
> Wieso nicht?
> Wenn billig gefordert ist und die Folgen eines Ausfalls vertretbar sind.
Industrieanwendung und Vertretbarkeit von Ausfällen ist meiner Erfahrung 
nach widersprüchlich.

von Nop (Gast)


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Alex G. schrieb:

> Also ich für meinen Teil sehe Softwareentwicklung als etwas intuitives
> an.

Es ist sicherlich auch eine kreative Tätigkeit und nicht ausschließlich 
Handwerk. Aber saubere Ausführung gehört eben auch dazu.

> Darauf anhand irgendwelcher konkret gelernter Grundlagen zu kommen ist
> sicher möglich aber zeitrauebend und schlicht nicht der efizienteste
> Weg.

Effizient im Sinne von "möglichst schnell ein Erfolgserlebnis haben" 
wohl nicht. Aber wer nicht grundlegend verstanden hat, was hinter den 
Kulissen passiert, der wird einiges zumindest nicht von sich aus 
bedenken.

Nehmen wir mal eine Operation auf einem zweidimensionalen Array, was mit 
zwei verschachtelten Schleifen geht, also in imperativen Sprachen. Eine 
der beiden Möglichkeiten, die Schleife zu schachteln, kann je nach 
Hardware dramatisch schneller sein als die andere. Aus Hochsprachensicht 
ist da aber kein Unterschied, und wer nur diese Sicht hat, der merkt 
nichtmal, daß man hier eine Performance-Entscheidung treffen kann.

Genauso, sagen wir mal Sortieralgorithmen. Oder verkette Listen. Oder 
Bäume. Das wird man in der Praxis nur sehr selten selber implementieren. 
Aber wenn man das Wissen dazu nicht hat, dann kann man nicht fundiert 
entscheiden, in welchem Fall man eigentlich was nehmen soll.

Deswegen ist es wichtig, daß man sowas mal richtig gelernt hat und auch 
selber implementiert. Das ist nicht nur bei Software-Entwicklung so, 
sondern 90% des ganzen Studiums. Oder wann löst man später wirklich 
Differentialgleichungen mit Bleistift und Papier? Gar nicht, aber man 
hat die Zusammenhänge verstanden.

> Hast du jemals richtig programmiert? ;) Dass man regelmäßig Fragezeichen
> vom Gesicht hat, gehört zum Programmiererleben einfach dazu!

Aber nicht diese Art von grundlegenden Fragezeichen. Mehr die konkrete 
Art, also WTF, wieso geht das nicht so, wie ich mir das gedacht habe. 
Das ist normales Debuggen. Die Art von Fehlern, die ich meine, sind 
grundsätzlicher, und jemand ohne das Wissen kann das nicht debuggen.

Und auch nicht testen, denn um ein Problem zu lokalisieren, muß man ja 
eine Hypothese haben, was schiefgeht, das behebt man, und dann muß man 
testen. Ohne Hypothese ist aber kein Testcase möglich, sondern 
allenfalls ein Test, ob die Symptome verschwunden sind.

Auch schön bei sowas sind die Heisenbugs, bei denen man mit klassischem 
Debuggen überhaupt nicht weiterkommt.

> Für meinen Teil bleibe ich dabei dass die Grundlagen von alleine
> kommen...

Woher denn? Meinst Du, daß Du grundlegende Datenstrukturen und 
Algorithmen einfach von selber beherrscht, inkl. deren Eigenheiten, Vor- 
und Nachteilen, ohne Dich damit je befaßt zu haben?

> Hab mir Softwareentwicklung größtenteils selbst beigebracht. An der HS
> hatte ich mit theoretischen und mathematischen Fächern Probleme gehabt.
> In praktischen Softwareprojekten aber dann trotzdem hervorragend
> abgeschnitten.

Das klingt mir ehrlich gesagt bloß nach Gluecode-Programmierung. Meinst 
Du, daß Du auch noch weiterkommst, wenn es z.B. mal mit Multithreading, 
Synchronisation, heterogener Hardware und solchen Nettigkeiten zu tun 
bekommst? Sowas lernst Du nämlich nicht, indem Du ein paar 
Arduino-Sketche zusammenklebst.

von Korax K. (korax)


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Joachim B. schrieb:
> Es wird soagar gemunkelt das die alte Apollotechnik nicht mehr verfügbar
> ist.

Deswegen war seidem auch keiner mehr dort..

von Roger (Gast)


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Nop schrieb:
> Das klingt mir ehrlich gesagt bloß nach Gluecode-Programmierung.

Das ist wie beim Hausbau.
Es geht schnell bei Plattenbauweise.
Wenn das vordringlich ist und das Ergebnis ausreichend- OK, dann wäre 
dieses Vorgehen konkurrenzlos. Da der Teufel aber oft im Detail liegt 
(keine intern unbekannte "Platte" ist perfekt) und die individuellen 
Wünsche des Kunden manchmal unergründlich, geht so ein erhebliches Maß 
Flexibilität bei der Produktgestaltung verloren.

von Schreiber (Gast)


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M.A. S. schrieb:
> Schreiber schrieb:
>>> für Industrieanwendungen?
>> Wieso nicht?
>> Wenn billig gefordert ist und die Folgen eines Ausfalls vertretbar sind.
> Industrieanwendung und Vertretbarkeit von Ausfällen ist meiner Erfahrung
> nach widersprüchlich.

Ausfälle sind entweder ein Sicherheitsproblem (und dann tunlichst zu 
vermeiden) oder ein betriebswirtschaftliches Problem und dann auch als 
solchiges zu betrachten.

Es gibt viele Aubstufungen von Industrieanwendungen, das beginnt bei der 
Sicherheits-SPS und geht bis hin zu trivialen 
Dataloger-/Fernüberwachungsaufgaben.

Der Dataloger war ein Beispiel aus der Praxis. Oder man will einfach, 
dass die Gabelstapler Betriebsstunden automatisch an die Werkstatt 
melden. Da ist ein Ausfall lästig, aber eben kein ernsthaftes Problem.

Joachim B. schrieb:
> Nichts ist in der Technik dauerhaft, ob nun Busse sich ändern, das OS
> sich ändert oder Chips nicht mehr produziert werden ist doch egal.

Korrekt, aber das Problem sind die langen Investitionszyklen. 
Automatisierungsanwendungen sollen auch in 30 Jahren noch laufen. 
Einfach mal bei den SPSen schauen, die Simatic S5 ist noch weit 
verbreitet, die S3 gibts mancherorts auch noch.
Bei Werkzeugmaschinen das gleiche. Eine 30 Jahre alte CNC-Fräse ist 
nichts ungewöhnliches, auch wenn es mittlerweise bessere gibt. Braucht 
man aber nicht immer.

Und die Stellwerke bei der Bahn erst, die wurden teilweise noch von 
Kaiser Wilhelm höchstpersönlich inspiziert. Geändert hat sich seitdem 
mancherorts nicht viel, außer dass der Telegraph durch ein Telefon 
ersetzt wurde...

von M.A. S. (mse2)


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Schreiber schrieb:
> Korrekt, aber das Problem sind die langen Investitionszyklen.
> Automatisierungsanwendungen sollen auch in 30 Jahren noch laufen.

Das ist so.
Beispiel:
Vor einigen Jahren hörte ich von einem Ex-Kollegen, VW hätte aktuell 
Schwierigkeiten, Disketten (5 1/4 Zoll) für Ihre Robottersteuerung 
aufzutreiben.

Da muss man dann antiquarisch suchen, wenn man das System 
weiterbetreiben will.

: Bearbeitet durch User
von JoJo (Gast)


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Nop schrieb:
> Meinst
> Du, daß Du auch noch weiterkommst, wenn es z.B. mal mit Multithreading,
> Synchronisation, heterogener Hardware und solchen Nettigkeiten zu tun
> bekommst?

Das ist prinzipiell alles richtig.
Aber es geht hier ja weniger um Softwarentwicklung allgemein, sondern um 
Mikrocontroller.
Mikrocontroller haben immer auch etwas mit Hardware, Steuerung und 
"realen" Maschinen zu tun. Es geht um direkte Anbindung von Sensoren und 
Aktoren auf unterster Ebene und die Kommunikation.
Es geht mehr um die Bedeutungen einzelner Bits in SPI-Daten und wie man 
einen Schrittmotor steuert oder einen Regler entwirft.
Multithreading, heterogene Hardware etc. ist alles toll und schön. Aber 
mal Hand aufs Herz: Wer braucht so etwas auf dem Mikrocontroller? 0,1% 
der hier anwesenden?
Es hilft natürlich wenn man alles kann, aber beim µC geht es eher darum, 
vorhandene Peripherie optimal einzusetzen und zeitliche Abläufe einer 
Maschine exakt zu kontrollieren, als um Datenverarbeitung.
Wenn man (wie ich) reine Mikrocontrollerentwicklungen für 
Steuerungszwecke macht, muss das Knowhow sehr viel breiter gefächert 
sein.
Der Kunde schmeisst z.B. einen BLDC-Radnabenmotor 48V/50A auf den Tisch 
und sagt: "Dafür will ich eine Steuerung inkl. automatischer Anpassung 
der Motorparameter, Fahrtenregler, Joystick, die einzelnen Räder über 
CAN verbunden, Batteriemanagement usw.. Achja und bevor ichs vergesse, 
TÜV braucht die Kiste hinterher natürlich auch. Also müssen alle 
Fahrfunktionen sicher sein. Denn wenn der Typ damit hinterher auf die 
Fresse fällt, hat jemand ein Problem".
Der Kunde interssiert sich nicht die Bohne, wie so etwas geht.
Er will nur hinterher in die Kiste einsteigen und damit durch die 
Testhalle heizen. Und das so elegant wie möglich.
So.
Für so ein Projekt brauchst Du Kenntnis über Motoren, Sensoren, 
Leistungsendstufen, Regeltechnik, und die einzelnen 
Kommunikationsprotokolle. Dazu kommt kommt dann noch etwas Physik. Also 
wie schnell darf ich den Joystick herumreissen, bis ich aus dem Sitz 
fliege?
Also befasst Du Dich mit Beschleunigungs- und Bremsverhalten und 
Kurvenverhalten. Wie kommunizieren die einzelnen Räder untereinander, um 
dieses gewünschte Verhalten zu gewährleisten?
Dann das Fehlerhandling. Wäre doof wenn plötzlich ein Rad blockiert oder 
die Kiste bei 30% Steigung plötzlich Null Drehmoment auf den Motoren 
hat.

Du wirst mit unglaublich vielen Bereichen konfrontiert.
Daher denke ich dass im Mikrocontrollerbereich ein breiteres 
Allgemeinwissen wichtiger ist, als ein tiefes Spezialwissen.
Dieses Allgemeinwissen erlernt man nicht an einer Uni. Das erlernt man 
nur durch Erfahrung.
Zugegeben, hin und wieder fehlt das Spezialwissen auf bestimmten 
Gebieten und man muss sich dann die Infos sehr mühsam zusammensuchen.
In einer großen Firma sicher kein Problem: Der Steuerungs-Fuzzi geht mit 
seinem Problem einfach zum Regelungs-Fuzzi und der dieser geht dann zum 
Kommunikations-Fuzzi. Zuletzt geht das ganze dann zum Sicherheits-Fuzzi 
und zum Dokumentations-Fuzzi. Wenn was nicht passt, geht das Problem die 
Kette zurück.
Die Fuzzis sind natürlich alles Ingenieure mit ihrem Spezialgebiet, die 
wochenlang nichts anderes machen, als sich um ihr Spezialproblem zu 
kümmern.

In einem 3-Mann Betrieb oder sogar alleine sieht es etwas anders aus.
Da muss man sich alles selbst aneignen und viele Dinge quasi 
gleichzeitig machen, weil man selbst für alles alleine verantwortlich 
ist.
Da bringt Dich der 4-Kern Prozessor, das Betriebsystem und das 
Multithreading nicht wirklich weiter.
Es bringt auch nichts, sich einfach darauf zu verlassen, dass Deine 
Libs, die Du irgendwo gefunden hast, funktionieren. Als Vorlage oder 
Gerüst kann man die nehmen. Aber letztendlich musst Du die genaue 
Funktion bis hinab ins letzte Bit kennen. Sonst läufst Du Gefahr, dass 
in 6 Monaten ein Bug auftaucht, der mal schnell eben das Aus für Deine 
Firma sein kann.

Gruß

von M.A. S. (mse2)


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M.A. S. schrieb:
> Robottersteuerung
Uaaahhh!
Mist, zu spät! Bitte ein 't' wegdenken...

von JoJo (Gast)


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M.A. S. schrieb:
> Schwierigkeiten, Disketten (5 1/4 Zoll) für Ihre Robottersteuerung
> aufzutreiben.

Ich habe noch da. Für 1000 Euro geb ich die ab :-)

Gruß

von Nop (Gast)


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JoJo schrieb:

> Multithreading, heterogene Hardware etc. ist alles toll und schön. Aber
> mal Hand aufs Herz: Wer braucht so etwas auf dem Mikrocontroller? 0,1%
> der hier anwesenden?

Jeder, der auch komplexere Sachen machen will. Ich hab schon vor über 10 
Jahren mit einem RTOS gearbeitet, auf einem Microcontroller. Man 
erreicht einfach einen Punkt, an dem die Mainschleife mit sequentiellem 
Aufruf der Taskfunktionen umständlich wird.

Die einzige Quelle an Problemen, die µCs nicht haben, NOCH nicht, ist 
out of order execution. Aber so, wie der technische Fortschritt läuft, 
wird das nur eine Frage der Zeit sein, bis das selbstverständlich ist. 
Und dann langt es nicht mehr, nach Gutdünken ein bißchen 
volatile-Parmesan über das Spaghetti-C zu streuen.

> Du wirst mit unglaublich vielen Bereichen konfrontiert.
> Daher denke ich dass im Mikrocontrollerbereich ein breiteres
> Allgemeinwissen wichtiger ist, als ein tiefes Spezialwissen.

Bei dem von Dir skizzierten Projekt denke ich sogar, wäre schon ein Team 
sinnvoll, bei dem jeder ausreichend Wissen hat, um den anderen zu 
verstehen, aber auch seine Spezialisierung.

> Aber letztendlich musst Du die genaue
> Funktion bis hinab ins letzte Bit kennen. Sonst läufst Du Gefahr, dass
> in 6 Monaten ein Bug auftaucht, der mal schnell eben das Aus für Deine
> Firma sein kann.

Spätestens wenn die Libs nicht so laufen wie gewünscht, muß man das 
Wissen haben. Debuggen ist doppelt so schwer wie entwickeln, für fremden 
Code nochmal doppelt. Nimmt man also fertige Libs, dann braucht man die 
vierfache Kompetenz - weil man sonst dicke Backen macht, sobald es nicht 
geht. Genau das sage ich doch.

von Alex G. (dragongamer)


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Nop schrieb:
> Meinst Du, daß Du auch noch weiterkommst, wenn es z.B. mal mit Multithreading,
> Synchronisation, heterogener Hardware und solchen Nettigkeiten zu tun
> bekommst? Sowas lernst Du nämlich nicht, indem Du ein paar
> Arduino-Sketche zusammenklebst.

Für die Bachelorthesis + Projekt musste ich mich signifikant mit 
Multithreading auseinandersetzen.
Dann habe ich eben recherchiert wie andere Leute ähnliche Probleme 
gelöst haben und es hat dennoch funktioniert...
Wieso sollte man nicht vom kolektiven Wissen das online nachlesbar ist 
heutzutage, profitieren und somit effizienz vorgehen, anstelle selbst 
auf jede Kleinigkeit zu kommen?
Software lässt noch immer genug Freiraum um seine eigenen Konzepte mit 
ein zu bringen und zunprobieren ob diese womöglich besser zum Ziel 
führen als andere Lösungen.

von Nop (Gast)


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Alex G. schrieb:

> Für die Bachelorthesis + Projekt musste ich mich signifikant mit
> Multithreading auseinandersetzen.

Naja und das ist eben nicht mehr "kommt von selber" gewesen, sondern da 
hast Du einiges an Arbeit reingesteckt.

Auch online kann man sich Grundlagen erarbeiten. Selbständige Recherche 
ist ja eines der Dinge, die man im Studium lernen sollte. Es gibt 
haufenweise Artikel, wie sowas funktioniert, und abgerundet mit 
wertvollen Erfahrungsberichten von Leuten, die das auf dem harten Weg 
rausgefunden haben.

Weitergedacht für die Frage nach Einstellung: wen würdest Du lieber 
wollen? Jemanden, der diese Arbeit schonmal gemacht hat, oder jemanden, 
der diese Arbeit erst noch machen muß, während er eigentlich ein Projekt 
durchziehen soll?

von Stefan F. (Gast)


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> Robottersteuerung

„In einer Welt, in der man nur noch lebt, damit man täglich robotten 
geht, ist die größte Aufregung, die es noch gibt, das allabendliche 
Fernsehbild.“

Die Toten Hosen, 1988

(In das Zitat habe ich ein "t" reingemogelt)

von Kingkong (Gast)


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Man nehme mal ein paar leichte Projekte und überlege sich, wie man das 
lösen würde:


Über Farbrad auf Handy (Browser) RGB Leuchte ansteuern....Nase mit MC 
pure

IOT Sache mit Wetterstation und Visu....Nase mit MC pure

Jede Art von WLan Geschichte....Nase mit MC pure

KNX /Sonos /Dali Anbindung an Enocean....Nase mit MC pure

Systemintegration Smarthome....Nase mit MC pure

Astronomische Schaltuhr, die nach Angabe der Längen und Breitengrade 
Dämmerung

usw weitergibt....eh schon wissen

Ein professioneller Gira X1 funktioniert nur alle heiligen Zeiten...

Also komme mir niemand mit Industrie usw....

von Conny G. (conny_g)


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Nop schrieb:
> Alex G. schrieb:

> Weitergedacht für die Frage nach Einstellung: wen würdest Du lieber
> wollen? Jemanden, der diese Arbeit schonmal gemacht hat, oder jemanden,
> der diese Arbeit erst noch machen muß, während er eigentlich ein Projekt
> durchziehen soll?

Ich möchte den der auch bei einem neuen Thema schnell drin ist ohne 
großes Aufhebens.

von Matthias K. (kannichauch)


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Hier scheint Dein Problem zu sein, warum man denn noch Controller 
verwendet, wenn es doch den Raspberry gibt, für den es ja auch alle 
möglichen Treiber gibt.

Klar, der Raspberry und Varianten sind recht klein, Software für 
Controller und dann für Schnittstellen sind teils schwierig.

Aber auch ganz klar: ein Controller ist ein Controller, ein Raspberry 
ist ein kompletter Computer.

Controller: teils für unter 1 € erwerbbar
            viele Aufgaben sind ohne externe Bauteile am laufen, also 
das
            kleinste, was man bekommen kann
            ultra-niedriger Stromverbrauch ist realisierbar, Knopfzelle
            muss programmiert werden, mit Assembler, oder es gibt auch
            Compiler für C, Basic und andere wie Forth, je nach 
Chipgröße


Rasp.:      wenn es ein Orange PI ist, ab ca. 10 geschätzte €
            es ist ein System welches eine ganze Platine und weitere
            Bauteile benötigt
            mit Knopfzelle wird das niemals laufen
            ein Betriebssystem als Plattform für beliebige fertige
            Programme

Also 2 ganz verschiedene Sachen, die man so nicht vergleichen kann.

Ich würde auch nicht sagen, das die "Makerszene" von Controllern 
überlastet und frustriert oder so werden würde, vielleicht kann man 
einfach die Beurteilung benötigter Zeit für die jeweiligen Systeme und 
deren Benutzung empfehlen.

MfG
Matthias

von Alex G. (dragongamer)


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Matthias K. schrieb:
>             ein Betriebssystem als Plattform für beliebige fertige
>             Programme
Äh, man kann durchaus seine Programme für den Raspberry selbst 
schreiben...

> Also 2 ganz verschiedene Sachen, die man so nicht vergleichen kann.
Aber ja, da ist was dran.
Kommt wie immer auf den EInsatzzweck an.
Wenn aber Stromverbrauch und Reaktionszeit nicht oberstes Gebot haben, 
kann man mit einem Raspberry manche Sachen die für Mikrocontroler 
vieleicht prädestineirt sind, trotzdem komfortabler entwickeln und 
zumindest mit brauchbarer Zuverlässigkeit.

von m.n. (Gast)


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Alex G. schrieb:
> Wenn aber Stromverbrauch und Reaktionszeit nicht oberstes Gebot haben,
> kann man mit einem Raspberry manche Sachen die für Mikrocontroler
> vieleicht prädestineirt sind, trotzdem komfortabler entwickeln und
> zumindest mit brauchbarer Zuverlässigkeit.

Ja welche denn?
Vor rund einem Jahr wurde in der c't irgendein neuer GHz-Schnellläufer 
mit mehreren Kernen vorgestellt. Um den einfachen Umgang damit zu 
zeigen, wurde auch gleich ein Demo-Programm mitgliefert:

while(1) {
  led_ein();
  delay_ms(500);
  led_aus();
  delay_ms(500);
}

Vermutlich wurde damit eine LED in einer 'Wolke' ein- und ausgeschaltet. 
Wahnsinn!

von W.S. (Gast)


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Alex G. schrieb:
> kann man mit einem Raspberry manche Sachen die für Mikrocontroler
> vieleicht prädestineirt sind, trotzdem komfortabler entwickeln und
> zumindest mit brauchbarer Zuverlässigkeit.

Da fällt mir ein Spruch ein, von einer Mutti, die ihrem Kind die 
Anfangsgründe der Mathematik erklärt:

"Also Fritzchen, hier hast 5 Taschenrechner. Nun nimmst du 3 davon weg, 
wieviele Taschenrechner hast du dann noch?"

Alternativ könnte man heutzutage anstelle "Taschenrechner" auch 
"Smartphone" sagen. Das ist die elektronische Version von der Frage, 
wieviele Ostfriesen man zum Reindrehen einer neuen Glühbirne braucht.

W.S.

von MücroPeison (Gast)


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Nach wie vor gilt, grundsätzlich sollte der Anwendungsfall betrachtet 
werden.
Es gibt nicht den perfekten µController. Ich empfehle eher überlegt zu 
handeln und die Glaubensdinge (mitsamt zugehörigen FlameWar) in der 
Sonntagsmesse zulassen.

Zum Anwendungsfall gehört jedoch auch zu betrachten was die eigenen 
Fähigkeiten & Ressourcen hergeben. Wer z.B. kein C oder Assembler mag 
ist ggf. mit einem MicroPython-fähigen µC besser aufgehoben (z.B. stm32, 
teensy, nRF51 16bit-PIC).

Ein Video welches mir parallel zum lesen dieser Frage durch purzelte: 
https://www.youtube.com/watch?v=mBwTsFBVuQo

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Ubido.

Ubido schrieb:
> Ist es noch sinnvoll, mit Controllern zu arbeiten und eigene Hardware zu
> entwerfen (außer Interface-Technik und weil es Freude macht)?
>

1) Interfaces werden häufiger benötigt als man befürchtet.

> Wenn ich eine zeitgemäße Standard-Applikation umsetzen muss (W/LAN
> Anbindung, MQTT, IOT, Bluetooth, Visualisierung, Server usw.)

2) Nicht jede "zeitgemäße" Standard Anwendung hat oder braucht W/LAN, 
MQTT; IoT; Bluetooth oder Server.

> Wenn ich eine zeitgemäße Standard-Applikation umsetzen muss (W/LAN
> Anbindung, MQTT, IOT, Bluetooth, Visualisierung, Server usw.)

3a) Visualisierungen können spartanisch sein. Und dort ist 
Einsparpotential an Stromverbrauch und Aufwand.

3b) Über der Visualisierung wird immer die haptische Komponente 
vergessen.

Eine "Visualisierung" erzwingt auch immer, dass ich auf das Gerät 
schauen muss. Bei einem Drehschalter mit Endanschlägen z.B. könnte ich 
auf den Schalter schauen, aber könnte den Schalterzustand auch erfühlen. 
Das hat Komfort- und Sicherheitsaspekte. Ich kann zum Beispiel ein 
Autoradio bedienen, ohne den Blick von der Strasse zu nehmen.
Die Touchtechnik ist dabei eher ein Negativbeispiel.


> bin ich
> doch mit den nackten Controllern hoffnungslos verloren. Bis ich da eine
> funktionierende HW entwickelt habe (ganz zu schweigen von Software), bin
> ich alt und in Pension.

So etwas könnte man im Team erledigen. Der Einsatz von entsprechenden 
Modulen als Erweiterung eines Mikrocontrollers ist letztlich nichts 
anderes.

>
> Mit den Hunderten Arduino Boards / ESP8266 usw. ist das in ein paar
> Stunden
> erledigt.

Ich würde einen Arduino als Mikrocontroller deluxe bezeichnen.
Man entwickelt schnell und leicht darauf, und anschliessend schaut man, 
was man weglassen kann, und was nicht, nimmt einen entsprechend 
kleineren Controller und baut das ganze damit neu, falls einem der 
Arduino dazu zu Aufwändig erscheint.


> Ich stelle diese leicht provokante Frage deshalb, weil ich mich in der
> Maker Szene umgeschaut habe und dort bereits 15 Jährige tolle und
> anspruchsvolle Projekte entwickeln.

"Maker" sind gut, aber eben nur ein Teil der Szene.


> Eben mit Hilfe der oben genannten
> Hardware. Langsam glaube ich, das sich die Beschäftigung mit den
> Controllern alleine (sicher sehr anspruchsvoll ab 32 Bit) zu wenig ist
> und einem Scheuklappen aufsetzt.

Du must das eine tun und das andere nicht lassen. ;O) Sobald Du eines 
lässt, hasst Du auf einem Auge eine Scheuklappe.*)

>
> Früher hatte ich Freude, wenn ein I2C/SPI/CAN/Display/GSM/BT/USB usw.
> Treiber richtig funktionierte ;-). Damit kann ich nun nur mehr ein
> müdes, mitleidiges Lächeln ernten.

Hast Du eine konkreten Einsatz im Sinn oder willst Du einfach nur 
soziale Reputation? Im letzteren Falle solltest Du das mit den 
Mikrokontrollern, Arduinos und Raspberrys ganz lassen, und dich voll auf 
Goldkettchen und Rolex Uhren stürzen. ;O)


< Das hat ein Raspy alles schon dabei
> (mit Phyton, Nodered usw Software-Unterstützung)

Raspys sind Geil. Brauchen aber noch relativ viel Strom, wenn Du damit 
unterwegs bist.
Mikrocontroller brauchen weniger. Auch weniger Platz. Für viele Fälle 
langt SO8 und kleiner.


> Gilt nicht für prof. Entwicklungen im Industriebereich.

Wo genau ist nun die Grenze zwischen einer guten Entwicklung im privaten 
Bereich für Dich selber und einer Entwicklung im Industriebereich?

Für mich persönlich würde ich dann sagen: Aus Zeitdruck wird im 
Industriebereich mehr geschlampt. Privat nehme ich mir die Zeit. ;O)

*) Scheuklappen haben oft eine wichtige Funktion, sie unterdrücken Panik 
und psychische Überlastung. Lege Scheuklappen nur ab, wenn Du Dir sicher 
bist, dass Du ohne nicht durchdrehst.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von Stefan F. (Gast)


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MücroPeison schrieb:
> Ich empfehle eher überlegt zu handeln

Meinst du, der Ratschlag hilft dem Fragenden ein Jahr zu spät noch?

Gilt auch für deine Ausführungen, Bernd.

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