Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Wechseln oder bleiben?


von Peter Lustig (Gast)


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Hi,
ich habe im Moment ein "schwieriges" Problem.

Ich arbeite bei einem DL (in der Schweiz). Mein Spezialgebiet ist 
eigentlich Nachrichtentechnik, nur sind da im Moment wenig Projekte 
vorhanden, sodass ich im Moment generelle Elektronik entwickle (vor 
kurzem einen Rechner für in einem Fahrzeug, oder ein spezielles 
Batterieladegerät, oder ...). Von Schaltplan, Layout und Simulationen 
etc. ist alles dabei. Insofern ist es sehr abwechslungsreich, und meine 
Bürokollegen sind echt cool, einer davon ist mittlerweile (bin seit 2 
Jahren da jetzt) ein persönlicher Freund geworden und wir gönnen uns 
gelegentlich am Wochenende ein Bier und können echt gut auch manchmal 
private Probleme/Angelegenheiten diskutieren. Was mich aber ärgert ist 
einerseits das Micromanagement unseres Chefs (wie gross muss der 
Widerstand sein, den du da einbaust? wie viele dB dämpft dein 
Tiefpassfilter? weshalb hast du den BC547C ausgewählt und nicht den ). 
Andererseits, dass ich ständig selber direkt mit Kunden mich rum 
schlagen muss. Und zu guter letzt auch, dass ich mich nur selten auf 
meinem Fachgebiet NT tummeln kann.

Andererseits ist es aber auch wieder cool, weil wir echt tolles 
Equipment haben, zum Teil recht modern, Spektrumanalysatoren, 
Netzwerkanalysatoren, aber auch eine richtig geile Werkstatt, welche 
hervorragend ist, um schnell einen Prototyp oder Versuchsaufbau zusammen 
zu klöppeln. Ich sitze also nicht dauernd nur am Rechner und klicke was 
rum, sondern wenn eine Baugruppe entwickelt werden muss, bohre ich auch 
schon mal ein paar Löcher in ein Gehäuse, um einen Prototypen zu machen, 
damit man ein Anschauungsobjekt hat. Das gefällt mir ansich gut.

Die Bezahlung ist aber eher mittelmässig (85k, was für einen 30jährigen 
mit Master in E-Technik eher wenig ist).

Aufgrund der Negativpunkte (wobei das Gehalt für mich persönlich am 
wenigsten wichtig ist) habe ich mich auf ein Stelleninserat beworben, wo 
ein HF-Entwickler gesucht wurde. Die Firma stellt verschiedene 
HF-Messgeräte her, der Name ist nicht ganz unbekannt, aber ich will 
nicht zu viel sagen.
Auf jeden Fall haben sie mich (womit ich überhaupt nicht gerechnet habe) 
zum VG eingeladen und waren von meinem Profil sehr angetan. Fakt ist, 
dass ich nun ein Angebot von ihnen bekommen habe - 92k plus Bonus. Ich 
würde mich mit dem Entwurf und der Charakterisierung von HF-Baugruppen, 
welche in die Messgeräte eingebaut werden, befassen. FEM-Simulationen 
und Simulink werden auch gebraucht. Mit Kunden müsste ich mich nicht 
herum schlagen. Also soweit eigentlich TOP! Da ich am VG gesagt habe, 
dass mich Software auch interessiert, würde ich sogar Gelegenheit 
bekommen, mich ordentlich in C++ einzuarbeiten und gewisse Teile der 
Messgerätesoftware auch zu betreuen, sofern ich das denn will (es geht 
aber immer nur um Signalverarbeitung).
Soweit also eigentlich gut!

Was mir aber am neuen potentiellen AG nicht so gefällt:
a) meine Bürokollegen wären dann weg. Klar, gibt dann neue, aber ob ich 
mich mit denen auch so gut verstehe, weiss ich ja jetzt noch nicht.
b) jetzt sind wir zu dritt im Büro, ich habe 2 Tische, 3 Bücherregale, 
einen eigenen kleinen Werkzeugschrank, einen kleinen persönlichen 
Schrank und massig Platz. Am neuen Ort habe ich ein winziges Pult, 
keinen persönlichen Schrank, und auch kein Bücherregal (jaja, Bücher 
gelten als antiquiert, aber um den Tietze/Schenk war ich schon oft froh, 
auch ein Tabellenbuch oder Normenauszug ist immer hilfreich). Natürlich 
Grossraumbüro mit ~25 Nasen.
c) das Equipment am neuen Ort wäre nicht so gut - nur ein kleiner 
Spektrumanalysator, nur ein kleiner VNA, Oszilloskop habe ich nirgends 
eins rum stehen sehen; ob sie eine so gute Werkstatt haben ist fraglich, 
... ich finde, es gibt nichts ärgerliches, als wenn man mit 
schlechtem/zu wenig/veraltetem Werkzeug arbeiten muss.

Wie seht ihr mein "Luxusproblem". Soll ich bleiben (und mich ständig 
ärgern, wenn ein Kunde anruft und wieder mal alles besser weiss, oder 
der Chef mit seinem Micromanagement wieder mal wissen will, ob eine 
Schraube jetzt M4x0.35 oder M4 Standard war) und dafür weiss ich, woran 
ich bin, oder was neues wagen und riskieren, dass ich vom Regen in die 
Traufe komme?

von Konstantin (Gast)


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Eine coole Werkstatt und gute Kollegen sind durch nichts zu ersetzen und 
dann auch noch in der schönen Schweiz, beneidenswert. Ich würde bleiben. 
In welchem Land wäre denn der neue Arbeitgeber?

von Qwertz (Gast)


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Peter Lustig schrieb:
> Aufgrund der Negativpunkte (wobei das Gehalt für mich persönlich am
> wenigsten wichtig ist)

Warum ist dir denn das Gehalt am wichtigsten? Hast du noch nicht 
erfahren, was wirklich wichtig ist im Leben? Geld ist es sicherlich 
nicht!

Beitrag #5360796 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Andreas B. (buyman)


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Qwertz schrieb:
> Peter Lustig schrieb:
>> Aufgrund der Negativpunkte (wobei das Gehalt für mich persönlich am
>> wenigsten wichtig ist)
>
> Warum ist dir denn das Gehalt am wichtigsten? Hast du noch nicht
> erfahren, was wirklich wichtig ist im Leben? Geld ist es sicherlich
> nicht!

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!

von Qwertz (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!

Du hast recht, mein Fehler. Ich habe tatsächlich das "am wenigsten" 
übersehen. Sorry.

von Peter Lustig (Gast)


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Konstantin schrieb:
> Eine coole Werkstatt und gute Kollegen sind durch nichts zu
> ersetzen und
> dann auch noch in der schönen Schweiz, beneidenswert. Ich würde bleiben.
> In welchem Land wäre denn der neue Arbeitgeber?

Im Ernst?
gut, ich sitze ja nicht dauernd in der Werkstatt.
Aber du hast schon recht.

Andererseits ist es auch kagge, wenn man sich dauernd ärgern muss. Vom 
neuen AG würde ich mir versprechen, viel mehr Ruhe zu haben und 
interessantere Arbeit, da es auch kein DL ist.
Der neue AG wäre ... äh, ich sags mal so, mein Arbeitsweg würde sich 
nicht verlängern. Ich möchte dazu nicht zu viel sagen, da man sonst 
allzu leicht erraten kann, um welche Firma es sich handelt. Gibt ja 
nicht viele, welche solche Produkte herstellen, wie ich sie genannt habe 
;-)

von A. S. (Gast)


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Die stellen HF Messgeräte her und haben kaum Messwerkzeuge?

Ist HF Dein Schwerpunkt, brennst Du für die ausgeschriebene Aufgabe 
(nicht die versprochene)?

Wobei ich Großraumbüro übel fände, egal ob mit oder ohne cubical.

Andererseits würde ich auch nicht beim DL bleiben wollen, zumindest in 
D.

von A. S. (Gast)


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Peter Lustig schrieb:
> wie gross muss der Widerstand sein, den du da einbaust? wie viele dB
> dämpft dein Tiefpassfilter? weshalb hast du den BC547C ausgewählt und
> nicht den

Verkauft er dich für doof dabei oder könnte man das auch als Review 
unter Fachkollegen ansehen?

von Peter Lustig (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Verkauft er dich für doof dabei oder könnte man das auch als Review
> unter Fachkollegen ansehen?

Das könnte man unter Kollegen besser ansehen. Dass er mich für doof 
verkauft, denke ich nicht. Er will halt die gemachten Überlegungen 
nachvollziehen können.


Achim S. schrieb:
> Die stellen HF Messgeräte her und haben kaum Messwerkzeuge?

Das habe ich vmtl. falsch ausgedrückt ? natürlich haben sie 
Messequipment. Aber längst nicht so viel, wie wir beim DL haben. Wir 
haben Spektrumanalysatoren, VNAs, einen Phasenrausch- und Noise-Figure 
Messplatz, Oszilloskope bis 20GHz,... das ist recht cool, nur steht das 
Equipment meist rum weils für die low tech Projekte, welche wir meistens 
haben, nicht gebraucht wird.

Beim neuen AG hingegen hat man weniger Equipment, das ist schon so.

Achim S. schrieb:
> Ist HF Dein Schwerpunkt, brennst Du für die ausgeschriebene Aufgabe
> (nicht die versprochene)?

HF ja, ganz klar. Die Ausgeschriebene Aufgabe klingt auch cool - 
Entwicklung von mixed Signal PCBs für Messgeräte, Charakterisierung, 
Dokumentation, Mitarbeit bei der Firmware der Messgeräte (wobei es da 
nur um den Signalverarbeitungscode geht).

Achim S. schrieb:
> Wobei ich Großraumbüro übel fände, egal ob mit oder ohne cubical.

jupp. Das wird ein Rückschritt, zumal ich nachher nicht mal mehr ein 
persönliches Schränkchen habe, was jetzt ja der Fall ist. Ich finde, 
sowas braucht man eigentlich.

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