Forum: Platinen Thermal-Pads oder keine Thermal-Pads?


von Rene K. (xdraconix)


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Ich stelle mir gerade eine Frage, und zwar möchte ich gerne einen 
TCP8120 verbauen.

Da über diesen ca. 5A laufen wollte ich eigentlich keine Thermal Pads 
nutzen - sondern diesen direkt auf die Kupferfläche löten. Stoplack wird 
gesetzt. Kann dies zu Problemen kommen? Beim verlöten? Beim Einsatz?

von René F. (Gast)


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Rene K. schrieb:
> Kann dies zu Problemen kommen? Beim verlöten?

Bei händischer Bestückung schon, mit entsprechenden Werkzeug lässt sich 
das aber auch löten...

von Wühlhase (Gast)


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Wie bereits angedeutet wird das Löten eine Herausforderung. Ohne 
entsprechendes Werkzeug unmöglich, aber auch mit dem richtigen Werkzeug 
nicht unbedingt einfach.

5A sind auch kein Grund auf Wärmefallen zu verzichten. Das klingt zwar 
nach ungeheuer viel Strom wenn man sonst nur Ströme im niedrigen 
zweistelligen mA-Bereich kennt, ist es aber nicht. Schau dir dazu mal 
Tabellen über die Strombelastbarkeit, Erwärmung und Breite von 
Leiterzügen an. Und bedenke, daß die schmalen Stege in Wärmefallen meist 
relativ kurz sind und damit nicht allzuviel Wärme (absolut) erzeugen. 
Dafür kann die Wärme, die in den Stegen entsteht, recht gut über die 
umgebende Fläche abgeführt werden.

von Vka (Gast)


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Kannst du ohne Sorge so machen. Habe ich auch schon oft so entworfen. 
Mit Reflow völlig problemlos, zum Handlöten empfehle ich vorwärmen auf 
ca. 100°, Flussmittelgel und eine leistungsstarke Lötstation (80W) mit 
breiter Spitze.

@Wühlhase Das Problem bei den Wärmefallen ist ja nicht die 
strombelastbarkeit, sondern die fehlende Kühlung der Bauteile.

von Wühlhase (Gast)


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Vka schrieb:
> @Wühlhase Das Problem bei den Wärmefallen ist ja nicht die
> strombelastbarkeit, sondern die fehlende Kühlung der Bauteile.
Das steht dann aber im Datenblatt beschrieben, wenn da mehr Aufwand 
erforderlich ist.

Außerdem werden solche Bauteile in der Regel für Massenfertigung 
ausgelegt (sofern das nicht gerade ein Bauteil für Space-Anwendungen 
ist, ich glaub aber nicht daß es hier um so etwas geht), da würde man so 
etwas auch nicht machen da zu hoher Produktionsausschuß wg. Lötfehlern.

Bevor der Hersteller dich da einen so abenteuerlichen Footprint bauen 
läßt, wird es unten am "Bauch" mit einem schön großen Pad angelötet. Hat 
der Hersteller einen solchen vorgesehen?

von my2ct (Gast)


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Wühlhase schrieb:
> Hat der Hersteller einen solchen vorgesehen?

Dann hätte Toshiba das wohl im Datenblatt vom TCP8120 erwähnt
http://www.farnell.com/datasheets/2007691.pdf

von Rene K. (xdraconix)


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Wühlhase schrieb:
> wird es unten am "Bauch" mit einem schön großen Pad angelötet. Hat
> der Hersteller einen solchen vorgesehen?

Nein

Wühlhase schrieb:
> Außerdem werden solche Bauteile in der Regel für Massenfertigung
> ausgelegt (sofern das nicht gerade ein Bauteil für Space-Anwendungen
> ist, ich glaub aber nicht daß es hier um so etwas geht)

Zumindest die Application Note für den IC und deren Gruppe sieht 
ziemlich "spacig" aus ;-) Dort wird auch komplett ohne Thermals 
gearbeitet.

https://toshiba.semicon-storage.com/info/docget.jsp?did=60342&prodName=TPC8120

von 6a66 (Gast)


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Wühlhase schrieb:
> da würde man so
> etwas auch nicht machen da zu hoher Produktionsausschuß wg. Lötfehlern.

Wir fertigen seit Jahren Baugruppen bei denen vom 0402 bis zu großen 
Bauteilen mit Centerpad alles OHNE Thermals läuft (6-Lager). Ist eine 
Sache des Lötprofils am Ofen. Ich muß die Baugruppen dann im Labor 
reparieren, das geht mit Heißluft einwandfrei. Bei Bastelanwendungen am 
besten mit Heißluft löten, funzt auch da problemlos. Schwierig wird das 
nur, wenn die Masselagen auch gleich neben dem Pad auch noch mit Vias 
untereinander verbunden sind, da fließt dann ordentlich Wärme ab was 
dann in einer längeren Lötzeit mit Heißluft resultiert. Aber auch das 
geht, genauso wie ein Bauteil auf der Oberseite mit Heißluft von der 
Unterseite zu entlöten (auch ohne Thermals aber nicht direkt mit Vias 
daneben). Das von Dir vorgeschlagene Layout würde ich mir mit Heißluft 
ohne Thermals zutrauen, mit Lötkolben hmmm... (habe ich schon lange 
nicht mehr gemacht)

rgds

von Jens G. (jensig)


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>Mit Reflow völlig problemlos, zum Handlöten empfehle ich vorwärmen auf
>ca. 100°, Flussmittelgel und eine leistungsstarke Lötstation (80W) mit
>breiter Spitze.

...

>ohne Thermals zutrauen, mit Lötkolben hmmm... (habe ich schon lange
>nicht mehr gemacht)

Die Vias verbinden oben und unten doch nur Cu-Flächen kleiner Größe, und 
nur wenigen mm Ausdehnung. Da ist doch kein größeres Cu dran, was Wärme 
massiv ableiten könnte. 80W ist da komplett übertrieben. Geht ohne 
Thermalpads mit jedem Löteisen mit wenigen 10W.

von Stephan C. (stephan_c)


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Ein Vorschlag zum Layout:

Also im Datenblatt steht, dass der MOSFET einen Rdson von maximal 
4,2mOhm hat. Bei einem Strom von 5A sind das pi mal Daumen 100mW, die 
über den MOSFET an Leistung abfallen.

Da würde ich mir aus thermischer Sicht keine Sorgen machen, da das 
Package alleine die Wärme locker abführen kann.

Es müsste dann auch reichen, wenn du die Planes nur von einer Seite mit 
der Pinbreite an die Pins führst.

Das Gate des MOSFETs brauchst du auch nicht so großflächig anbinden.

Ich weiß zwar nicht, wofür die Sensorleitung genau sein soll, aber es 
wäre vielleicht besser, sie etwas weiter weg von der Plane zu verlegen.

: Bearbeitet durch User
von Schreiber (Gast)


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6a66 schrieb:
> Wir fertigen seit Jahren Baugruppen bei denen vom 0402 bis zu großen
> Bauteilen mit Centerpad alles OHNE Thermals läuft (6-Lager). Ist eine
> Sache des Lötprofils am Ofen.

...und der richtigen Technik.
Infrarot ist ganz schlecht, Heißluft ist besser
Wirklich gut ist Dampfphasenlöten.

Stephan C. schrieb:
> Also im Datenblatt steht, dass der MOSFET einen Rdson von maximal
> 4,2mOhm hat. Bei einem Strom von 5A sind das pi mal Daumen 100mW, die
> über den MOSFET an Leistung abfallen.
Im Schaltbetrieb und im Linearbetrieb ist mit höheren Verlustleistungen 
zu rechnen.

von 6a66 (Gast)


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Schreiber schrieb:
> ...und der richtigen Technik.
> Infrarot ist ganz schlecht, Heißluft ist besser
> Wirklich gut ist Dampfphasenlöten.

Dampfphase in der Linie? Nee, ist normaler IR Ofen.

rgds

von Mike (Gast)


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Hallo

Ich verwende fast immer Thermal-Pads.
Meines Erachtens ist der Lötprozess im Reflowofen bei einem Lohnfertiger
sicherer.

Wenn auf der LP Bauelement sich befinden welche unterschiedliche 
Temperaturprofile verlangen und auf der LP Pads ohne Thermal-Anbindung 
sich befinden, kann es passieren dass Bauelemte thermisch beschädigt 
werden weil die Löttemperatur wegen der Pads ohne Thermal-Anbindung 
höher ausfallen muss.

6a66 schrieb:
> Ich muß die Baugruppen dann im Labor
> reparieren, das geht mit Heißluft einwandfrei.

Dazu gehört viel Übung. Bauteile im 0402-package "sauber" mit Heißluft 
zu entlöten und ohne dabei benachbarte Bauelemente zu beschädigen ist 
eine Kunst.

Im Evaluierungsstadium von LP ist es schon praktisch Bauelemente mit 
einem Lötkolben zu Bestücken bzw. Abzulöten.
Bei bedrahteten Bauelemente (zB. elko) würde ich immer Pads mit 
thermal-Anbindung verwenden. Ausnahme sehe ich hier nur bei 
Press-Fit-Connectors, weil sie nur gesteckt werden und nicht verlötet.

Was spricht eigentlich gegen Thermal-Anbindung ?
Angeblich die Angst, dass nicht genug Wärme über die thermal-Anbindung 
transportiert werden kann. Diese Angst habe ich nicht.
Zusätzlich kann man sich schwer vorstellen, dass bei einer 
Thermal-Anbindung welche 4 mal 0.6mm breit 0.2mm lang ist ein hoher 
Strom fliesen kann. Angehängt habe ich ein Bild, beim bedrahten Bauteil 
fließt ein Strom von Dauer_35A ohne nennenswerten Temperaturanstieg.

mfg
Mike

von 6a66 (Gast)


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Mike schrieb:
> Bauteile im 0402-package "sauber" mit Heißluft
> zu entlöten und ohne dabei benachbarte Bauelemente zu beschädigen ist
> eine Kunst.

Nenn mich Künstler :)
Mach ich jeden Tach. Heißluft vom Chinesen und die kleinste Düse, 350°C 
und nicht zu viel Gebläse. Die Kapillarwirkung des heißen Lots 
verhindert dass die Nachbarn in die Flugphase übergehen. Einlöten 
genauso: erst auflegen und mit Pinzette halten, dann etwa 4s bis das Lot 
fließt - voila.

Mike schrieb:
> dass nicht genug Wärme über die thermal-Anbindung
> transportiert werden kann.

Nee, das weniger. Aber ich muss um jeden Masseping noch zusätzlich 
Freiraum für die Thermals spendieren damit die SICHER angebunden werden. 
Und wenn ich z.b. Massepads oder Vias direkt nebeneinander habe muss ich 
aufpassen ob die über die Thermals richtig angebunden sind und nicht nur 
mit einem der vier Brücken. Wenn ich thermisch entkoppeln muss: Polygon 
über das was ich verbidnen muss, dann Freisparung und gezielt anbinden - 
z.B. Handlötflächen an Masse.

rgds

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