Forum: Offtopic Qualität von Ersa Lötspitzen schlechter geworden?


von Paul H. (powl)


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Hi,

seit Jahren habe ich nun mit einem Ersa Tip 260 gelötet und war zu 
jederzeit begeistert von der Lötspitze. Die ist kaum verzundert und hat 
zu jederzeit das Lot gut angenommen. Wenn man das Lötzinn an sie 
heranführte floss es fast allseitig um die Lötspitze herum und benetzte 
sie fast vollständig. Es war eine Wonne damit zu löten und ich habe den 
Kolben jahrelang benutzt. Leider habe ich die Spitze irgendwann kaputt 
gemacht und mir daraufhin eine neue gekauft. Diese war aber qualitativ 
irgendwie schlechter. Sie nahm das Lot nicht so gut an und ist schneller 
verzundert.

Vor kurzem habe ich mir dann eine neue Lötstation, die ersa i-Con NANO 
gekauft. Die Station an sich find ich super, auch der i-Tool Lötkolben 
liegt wunderbar in der Hand. Die Lötspitzen finde ich jedoch ziemlich 
mies. Die nehmen das Lot nur stellenweise an. Man kann erkennen, dass 
die Lötspitzenoberfläche nicht vollständig benetzt wird sondern es nur 
einzelne Haftpunkte gibt, die den geschmolzenen Lötzinnklumpen dann an 
der Spitze festhalten. Mitunter schmilzt beim Heranführen zwar aber 
perlt dann sogar wieder regelrecht von der Lötspitze ab. Kein Vergleich 
zur alten Spitze meines Tip 260, die das Lötzinn regelrecht aufgesaugt 
hat.

Das macht das Löten zwar nicht unmöglich aber bei weitem schwieriger 
weil die Wärmeübertragung so natürlich wesentlich schlechter 
funktioniert. Eintauchen der Lötspitze in Lötspitzenreiniger wirkt 
diesem Effekt entgegen, allerdings nur sehr kurzzeitig und ich will ja 
nicht jede Minute die Lötspitze im Reiniger baden. Das sollte eigentlich 
nur in seltenen Fällen notwendig sein, wenn überhaupt.

Was ist hier los? Haben die auf eine neue Beschichtung umgestellt? Taugt 
Ersa jetzt nicht mehr? Mit allen sonstigen Aspekten der Lötstation bin 
ich ziemlich zufrieden aber die Performance der Lötspitzen ist echt zum 
Davonlaufen. Ich löte übrigens mit bleihaltigem Lot auf 350° und nutze 
zur Reinigung Topfreiniger-Spiralwolle. So wie seit Jahren. Wenn ich mir 
die Bewertungen der Lötspitzen auf Amazon anschaue kann ich mir kaum 
vorstellen, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht. Aber keine meiner 
vier Lötspitzen nimmt das Lot so gut an wie der gute alte Tip 260.

lg Paul

: Bearbeitet durch User
von Mario H. (djacme)


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Paul H. schrieb:
> und nutze
> zur Reinigung Topfreiniger-Spiralwolle. So wie seit Jahren.

Wirklich  Topfreiniger-Spiralwolle oder die von ERSA mitgelieferte 
Messingwolle?.
Wenn es das Haushaltszeug ist, dann ist der Fehler gefunden. Damit 
reinigt man keine aktuellen Lötspitzen. Die Lötspitzen-Beschichtungen 
die es seit der ROHS Umstellung gibt machst du mit dem Stahlzeug schnell 
kaputt. Sowohl mechanisch wie elektrochemisch. Die Spitze ist damit dann 
unwiderruflich kautpt, nimm eine neue und den passenden Reiniger.

von Paul H. (powl)


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Hm, interessant. Das erlklärt auch, warum die zweite Spitze meines Tip 
260 damals nicht mehr so gut funktioniert hat.

Warum brauchen die Lötspitzen eine neue Beschichtung? Weil die resistent 
gegen das bleifreie Lot ist?

Ich experimentiere hier gerade mit der mitgelieferten Messingwolle rum 
(die hatte ich gleich am Anfang durch die günstigen Topfreiniger 
ersetzt). Damit funktioniert die Lötspitze scheinbar wieder wie gewollt 
und das auch dauerhaft.

Naja, schade. War bequem mit den Topfreinigern aber zum Glück gibts die 
Lötspitzenreiniger ja auch für 80ct. das Stück bei Ali.

von Mario H. (djacme)


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Paul H. schrieb:
> Warum brauchen die Lötspitzen eine neue Beschichtung? Weil die resistent
> gegen das bleifreie Lot ist?

Bleifreie Lote  reagieren durch die höheren Verarbeitungstemperaturen 
aggressiver mit den Oberflächen. Wir haben beispielsweise manchmal 
"Sonderlötsptzen" selbst hergestellt (wenn es mal um das großmengige 
austauschen eines Bauteiles geht, genau nach dem FootPrint gefräst um 
alle Pins gleichzeitig heiß zu machen....) Einfach aus Messing. Zu 
"bleifrei"-Zeiten hat so ein Ding ewig gehalten, bei bleifrei haben wir 
schon erlebt das so ein tool nach 3 Tagen völlig zerfressen ist.

Sicherlich hat auch das Blei noch irgendwleche chemischen Vorteile 
gebracht.

Wenn Du sagst das selbst eine "schlechte" Spitze nach Behandlung mit der 
Messingfarbenen Wolle wieder gut funktioniert, vermute ich, das es bei 
der Stahlwolle nicht der mechanische Effekt war, sondern wirklich 
irgendetwas galvanisches das einen schlechten Einfluss auf die äußere 
Nickel Schicht der Lötspitze hatte.

von Paul H. (powl)


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Ja ich bin auch gerade positiv überrascht, dass der Einfluss der 
Edelstahlwolle hier offenbar so groß war. Aber nach ein paar Minuten 
Probelöten und Abstreifen mit der Messingwolle nimmt die Lötspitze das 
Lot deutlich besser an, damit kann man gut arbeiten.

Ein Glück, denn die Spitzen sind nicht gerade billig und die kamen 
bislang alle schon mit der Stahlwolle in Kontakt.

: Bearbeitet durch User
von Soul E. (Gast)


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Mario H. schrieb:

> Bleifreie Lote  reagieren durch die höheren Verarbeitungstemperaturen
> aggressiver mit den Oberflächen.

Eher durch die agressiveren Flussmittel. Bleifrei solltest Du auch nur 
mit Absaugung löten, bei Bleilot reichte noch passendes Ausatmen.


Generell bekommt man Lötspitzen schnell kaputt, wenn man sie unverzinnt 
ablegt. Dann verzundert nicht das Lot, sondern die Spitze selber. 
Grundsätzlich kommt am Arbeitsende oder bei Pausen immer ein dicker 
Klecks Lot auf die Spitze, der dann vor dem Weiterarbeiten abgewischt 
wird.

von Mario H. (djacme)


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soul e. schrieb:
>> Bleifreie Lote  reagieren durch die höheren Verarbeitungstemperaturen
>> aggressiver mit den Oberflächen.
>
> Eher durch die agressiveren Flussmittel

Nein, da liegt Du falsch. Wenn das Flussmittel von Elektroniklot Eisen, 
Chrom, Nickel, Messing und was sonst noch so an Lötspitzen ist 
nachhaltig angrfein würde, dann würde auch alles Metallische an den 
Bauteilen und auf den Leiterplatten zerfressen werden.

Es ist natürlich richtig das die Flussmittel aggressiver sind und die zu 
lötenden Oberflächen dadurch stärker aktivieren, aber nichts mit 
auflösen. Und bei der Hitze bleibt das Flussmittel ja auch nur wenige 
Minuten Aktiv, danach ist das nur noch Tote Materie...und am Lötkolben 
ist's oft lange heiß.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Paul H. schrieb:
> Was ist hier los?

Du hast die neuen Lötspitzen zu Beginn nicht ordentlich verzinnt.

Sind sie erst mal in der Hitze oxidiert, nehmen sie halt das Lot nicht 
mehr an.

von Paul H. (powl)


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Michael B. schrieb:
> Du hast die neuen Lötspitzen zu Beginn nicht ordentlich verzinnt.

ಠ_ಠ

doch. hab ich.

von Werner H. (werner45)


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Zur Info:

Die Dauerlötspitzen sind vorne mit Rein-Eisen elektrolytisch 
beschichtet, der Rest ist vernickeltes Kupfer.
Haushalts-Stahlwolle dürfte keine größeren Schäden verursachen, aber die 
ist oberflächlich mit Seife versehen, vielleicht stört die.
Mit einem Salmikastein habe ich schlechte Löstspitzen eigentlich immer 
wieder  benetzbar beommen.

Gruß   -   Werner

von Holm T. (Gast)


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Hab auch 2 Ersa mit 832CD Spitzen udn benutze Edelstahlwolle..keine 
Probleme.
Die Qualität der Spitzen ist allerdings Schwankungen unterworfen.
Ich hatte z.B. letztens eine die an der Schraubendreherartigen Spitze an 
diagonal gegenüberliegenden Kanten kein Zinn annahm, diese Stellen 
fraßen sich dann in die Spitze hinein. Da erweckte bei näherer 
Betrachtung irgendwie den Eindruck als ob es sich um 2 "Wicklungsenden" 
handeln würde..keine Ahnung
wie die Spitzen geschmiedet werden...

Gruß,

Holm

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